/Gemeinde/Kolitik/Exzerpte/Marx: 'Das Kapital' Bd I/Kapitel 13
Beschreibung
Team: heilbronn
Thema:
Quelle: Kritik der Politischen Ökonomie, Erster Band
MEW Band 23
Hrg.: Institut für Marxismus-Leninismus, beim ZK der SED, Berlin, DDR
nach der vierten von Friedrich Engels durchgesehenen und herausgegebenen Auflage,
Hamburg 1890
Art : vortrag 01.07.2000
Version:
Letzte bearbeitung: 30.06.2000

Vierter Abschnitt

Die Produktion des relativen Mehrwerts


DREIZEHNTES KAPITEL. TEIL II (ABSCHNITT 4 BIS 7)
Maschinerie und große Industrie

4. Die Fabrik

Wir betrachteten im Beginn dieses Kapitels den Leib der Fabrik, die Gliedrung des Maschinensystems. Wir sahen dann, wie die Maschinerie das menschliche Exploitationsmaterial des Kapitals vermehrt durch Aneignung der Weiber- und Kinderarbeit, wie sie die ganze Lebenszeit des Arbeiters konfisziert durch maßlose Ausdehnung des Arbeitstags und wie ihr Fortschritt, der ein ungeheuer wachsendes Produkt in stets kürzrer Zeit zu liefern erlaubt, endlich als systematisches Mittel dient, in jedem Zeitmoment mehr Arbeit flüssig zu machen oder die Arbeitskraft stets intensiver auszubeuten. Wir wenden uns nun zum Fabrikganzen, und zwar in seiner ausgebildetsten Gestalt. (#441)

[wandlung der TdA]

-betrachtet man die fabrik, so kann man einerseits den gesamtarbeiter, die kombination aller beteiligten arbeiter als subjekt, die maschine als objekt ansehen, das gilt fuer jede anwendung von maschinerie
-andersherum, den automaten selbst als subjekt gesetzt ist typisch fuer die kapitalistische fabrik
-die auf spezialisierung und handwerkliches koennen beruhende arbeitsteilung weicht zunehmend der technisch basierten der automatischen fabrik, mit dem menschen als anhaengsel des automaten
-die maschine ueberfluegelt weit die handwerklichen faehigkeiten und macht diese so ueberfluessig, die ehemaligen spezialisten werden tendentiell nivelliert
-die TdA wird rein technisch
-auf grund der ''selbstbewegung'' des automaten werden die arbeiter weniger spezialisten und koennen staendig dem kontinuierlich ablaufenden prozess neu zugeordnet werden
-zunaechst veraendert sich dieses spezialistentum zum anhaengsel einer teilmaschine zu werden und vollendet so die hilflose abhaengigkeit des arbeiters vom kapitalisten

Hier wie überall muß man unterscheiden zwischen der größren Produktivität, die der Entwicklung des gesellschaftlichen Produktionsprozesses, und der größren Produktivität, die seiner kapitalistischen Ausbeutung geschuldet ist.

In Manufaktur und Handwerk bedient sich der Arbeiter des Werkzeugs, in der Fabrik dient er der Maschine. Dort geht von ihm die Bewegung des Arbeitsmittels aus, dessen Bewegung er hier zu folgen hat. In der Manufaktur bilden die Arbeiter Glieder eines lebendigen Mechanismus. In der Fabrik existiert ein toter Mechanismus unabhängig von ihnen, und sie werden ihm als lebendige Anhängsel einverleibt.
(#445)

-erst ueber die automatische fabrik tritt das kapital, die tote arbeit, dem arbeiter als das handelnde ihn anwendende subjekt, technisch gegenueber
-die ehemalige individuelle geschicklichkeit und wissen verschwindet hinter der angewendeten wissenschaft

Die technische Unterordnung des Arbeiters unter den gleichförmigen Gang des Arbeitsmittels und die eigentümliche Zusammensetzung des <447> Arbeitskörpers aus Individuen beider Geschlechter und verschiedenster Altersstufen schaffen eine kasernenmäßige Disziplin, die sich zum vollständigen Fabrikregime ausbildet und die schon früher erwähnte Arbeit der Oberaufsicht, also zugleich die Teilung der Arbeiter in Handarbeiter und Arbeitsaufseher, in gemeine Industriesoldaten und Industrieunteroffiziere, völlig entwickelt. (#446)

Der Fabrikkodex, worin das Kapital seine Autokratie über seine Arbeiter, ohne die sonst vom Bürgertum so beliebte Teilung der Gewalten und das noch beliebtere Repräsentativsystem, privatgesetzlich und eigenherrlich formuliert, ist nur die kapitalistische Karikatur der gesellschaftlichen Reglung des Arbeitsprozesses, welche nötig wird mit der Kooperation auf großer Stufenleiter und der Anwendung gemeinsamer Arbeitsmittel, namentlich der Maschinerie. (#447)

Die Ökonomisierung der gesellschaftlichen Produktionsmittel, erst im Fabriksystem treibhausmäßig gereift, wird in der Hand des Kapitals zugleich zum systematischen Raub an den Lebensbedingungen des Arbeiters während der Arbeit, an Raum, Luft, Licht, und an persönlichen <450> Schutzmitteln wider lebensgefährliche oder gesundheitswidrige Umstände des Produktionsprozesses, von Vorrichtungen zur Bequemlichkeit des Arbeiters gar nicht zu sprechen.(191) Nennt Fourier mit Unrecht die Fabriken 'gemilderte Bagnos'(192)? (#449)

5. Kampf zwischen Arbeiter und Maschine

Der Kampf zwischen Kapitalist und Lohnarbeiter beginnt mit dem Kapitalverhältnis selbst. Er tobt fort während der ganzen Manufakturperiode.(193) Aber erst seit der Einführung der Maschinerie bekämpft der Arbeiter das Arbeitsmittel selbst, die materielle Existenzweise des Kapitals. Er revoltiert gegen diese bestimmte Form des Produktionsmittels als die materielle Grundlage der kapitalistischen Produktionsweise. (#451)


-die massenhaft durch neue erfindungen ausser arbeit gesetzten arbeiter zerstoerten zum teil die neuen maschinen (arbeiterrevolten im 17.Jh)

Es bedarf Zeit und Erfahrung, bevor der Arbeiter die Maschinerie von ihrer kapitalistischen Anwendung unterscheiden und daher seine Angriffe vom materiellen Produktionsmittel selbst auf dessen gesellschaftliche Exploitationsform übertragen lernt. (#452)

-waehrend der manufakturzeit blieb der handwerksbetrieb die grundlage

Damals trat also an der Teilung der Arbeit und der Kooperation in den Werkstätten mehr die positive Seite hervor, daß sie beschäftigte Arbeiter produktiver machen. (...)
Erst werden die Arbeiter vom Grund und Boden ver- <454> jagt, und dann kommen die Schafe. Der Landdiebstahl auf großer Stufenleiter, wie in England, schafft der großen Agrikultur erst ihr Anwendungsfeld.(196a) In ihren Anfängen hat diese Umwälzung der Agrikultur daher mehr den Schein einer politischen Revolution.

Als Maschine wird das Arbeitsmittel sofort zum Konkurrenten des Arbeiters selbst.(197) Die Selbstverwertung des Kapitals durch die Maschine steht im direkten Verhältnis zur Arbeiterzahl, deren Existenzbedingungen sie vernichtet. Das ganze System der kapitalistische Produktion beruht darauf, daß der Arbeiter seine Arbeitskraft als Ware verkauft. Die Teilung der Arbeit vereinseitigt diese Arbeitskraft zum ganz partikularisierten Geschick, ein Teilwerkzeug zu führen. Sobald die Führung des Werkzeugs der Maschine anheimfällt, erlischt mit dem Gebrauchswert der Tauschwert der Arbeiterkraft. Der Arbeiter wird unverkäuflich, wie außer Kurs gesetztes Papiergeld. (#453ff)

-somit bekommt die auseinandersetzung eine neue qualitaet, waren in der anfangszeit eher zuwenig arbeitskraefte vorhanden und ganze argrikulturelle landstriche wurden leergeraeumt fuer doppelt freie lohnarbeiter, fallen diese diziplinierten vereinseitigten und abhaengigen aus dem verwertungskreislauf und damit aus ihrer existenz
-dadurch sinkt auch noch der preis der arbeitskraft

Wo die Maschine allmählich ein Produktionsfeld ergreift, produziert sie chronisches Elend in der mit ihr konkurrierenden Arbeiterschichte.. Wo der Übergang rasch, wirkt sie massenhaft und akut. Die Weltgeschichte bietet kein entsetzlicheres Schauspiel als den allmählichen, über Dezennien verschleppten, endlich 1838 besiegelten Untergang der englischen Handbaumwollweber. Viele von ihnen starben am Hungertod, viele vegetierten lange mit ihren Familien auf 21/2 d. täglich.(198) Akut dagegen wirkte <455> die englische Baumwollmaschinerie auf Ostindien, dessen Generalgouverneur 1834/35 konstatierte:
'Das Elend findet kaum seine Parallele in der Geschichte des Handels. Die Knochen der Baumwollweber bleichen die Ebenen von Indien.'
(#454)

-die maschinerie ergriff staendig neue produktionszweige, zuerst werden die manufakturen niederkonkurriert, dann entfaltet die sie staendig weiter entwickelnde maschinerie und wirft staendig arbeiter aus der fabrik

Von 1861 bis 1868 verschwanden also 338 Baumwollfabriken; d.h., produktivere und großartigere Maschinerie konzentrierte sich in den Händen einer geringern Zahl von Kapitalisten. Die Zahl der Dampfwebstühle nahm ab um 20.663; aber ihr Produkt hatte sich gleichzeitig vermehrt, so daß ein <459> verbesserter Webstuhl jetzt mehr leistete als ein alter. Endlich die Spindelzahl wuchs um 1.612.547, während die Zahl der beschäftigten Arbeiter um 50.505 abnahm. Das 'zeitweilig' Elend, womit die Baumwollkrise die Arbeiter erdrückte, wurde also gesteigert und befestigt durch raschen und anhaltenden Fortschritt der Maschinerie. (#458ff)

Er sagt von der Erfindung der selfacting mule:
'Sie war berufen, die Ordnung unter den industriellen Klassen wiederherzustellen ... Diese Erfindung bestätigt die von uns bereits entwickelte Doktrin, daß das Kapital, indem es die Wissenschaft in seinen Dienst preßt, stets die rebellische Hand der Arbeit zur Gelehrigkeit zwingt.'
(#)

-so wurden technische neuerungen, die wissenschaft als produktivkraft direkt zum mittel, aufruehrerische arbeiter niederzuhalten, sie zu ersetzen !

6. Die Kompensationstheorie bezüglich der durch Maschinerie verdrängten Arbeiter

Eine ganze Reihe bürgerlicher Ökonomen, wie James Mill, MacCulloch, Torrens, Senior, J. St. Mill usw. behauptet, daß alle Maschinerie, die Arbeiter verdrängt, stets gleichzeitig und notwendig ein adäquates Kapital zur Beschäftigung derselben identischen Arbeiter freisetzt. (#461)

I. Fall arbeiter direkt in fabrik wieder eingestellt
1. 100 arbeiter zu 30pf/jaehrlich -> v=3000pf/jaehrlich
2. 50 arbeiter durch maschine fuer 1500pf ersetzt sei nach wie vor c=3000pf
3. die zusammensetzung c:v ist von 3000:3000 -> (3000+1500):1500 also beidesmal c+v=6000
also nur die form der zusammensetzung, nicht aber das kapital selbst hat sich veraendert

2a. kostet die maschine nur 1000pf wuerden 500pf ''freigesetzt'', es koennten aber nur 16 arbeiter davon eingestellt werden in wirklichkeit weniger, weil man auch mehr rohmatial braucht
II.Fall
-werden diese arbeiter aber in der produktion der maschine aufgefangen ?
-aber in den 1500pf stecken c+v+m des maschinenfabrikanten, also viel weniger arbeiter koennen davon gekauft werden
-fuer dauerndes erhalten, muessten neue dieser maschinen staendig andere arbeiter ersetzen III.Fall

In der Tat meinen jene Apologeten auch nicht diese Art Freisetzung von Kapital. Sie meinen die Lebensmittel der freigesetzten Arbeiter. Es kann nicht geleugnet werden, daß im obigen Fall z.B. die Maschinerie nicht nur 50 Arbeiter freisetzt und dadurch 'disponibel' macht, sondern zugleich ihren Zusammenhang mit Lebensmitteln zum Wert von 1.500 Pfd.St. aufhebt und so diese Lebensmittel 'freisetzt'. (#462)

-frueher oder spaeter muessten dann die 1500pf wieder einen weg finden, die arbeiter produktiv zu konsumieren
-aber was ihnen als kapital 1500pf gegenueberstand ist jetzt maschine und nicht lebensmittel

Näher betrachtet, repräsentierten diese 1.500 Pfd.St. nur einen Teil der vermittelst der entlaßnen 50 Arbeiter jährlich produzierten Tapeten, die sie in Geldform statt in natura von ihrem Anwender zum Lohn erhielten. Mit den in 1.500 Pfd.St. verwandelten Tapeten kauften sie Lebensmittel zu demselben Betrag. Diese existierten für sie daher nicht als Kapital, sondern als Waren, und sie selbst existierten für diese Waren nicht als Lohnarbeiter, sondern als Käufer. Der Umstand, daß die Maschinerie sie von Kaufmitteln 'freigesetzt' hat, verwandelt sie aus Käufern in Nicht-Käufer. Daher verminderte Nachfrage für jene Waren. Voilà tout. (#463)

-haelt diese freisetzung an, sinken die preise der nahrungsmittel und das lebensmittelproduzierende kapital verwertet sich woanders und setzt nun seinerseits arbeiter frei

Statt also zu beweisen, daß die Maschinerie durch die Freisetzung der Arbeiter von Lebensmitteln letztere gleichzeitig in Kapital zur Anwendung der erstren verwandelt, beweist der Herr Apologet mit dem probaten Gesetz von Nachfrage und Zufuhr umgekehrt, daß die Maschinerie nicht nur in dem Pro- <464> dutionszweig, worin sie eingeführt, sondern auch in den Produktionszweigen, worin sie nicht eingeführt wird, Arbeiter aufs Pflaster wirft. (..)
Sobald die Maschinerie einen Teil der bisher in einem bestimmten Industriezweig beschäftigten Arbeiter freisetzt, wird auch die Ersatzmannschaft neu verteilt und in andern Arbeitszweigen absorbiert, während die ursprünglichen Opfer in der Übergangszeit großenteils verkommen und verkümmern.
(#463ff)

Da also die Maschinerie an sich betrachtet die Arbeitszeit verkürzt, während sie kapitalistisch angewandt den Arbeitstag verlängert, an sich die Arbeit erleichtert, kapitalistisch angewandt ihre Intensität steigert, an sich ein Sieg des Menschen über die Naturkraft ist, kapitalistisch angewandt den Menschen durch die Naturkraft unterjocht, an sich den Reichtum des Produzenten vermehrt, kapitalistisch angewandt ihn verpaupert usw., erklärt der bürgerliche Ökonom einfach, das Ansichbetrachten der Maschinerie beweise haarscharf, daß alle jene handgreiflichen Widersprüche bloßer Schein der gemeinen Wirklichkeit, aber an sich, also auch in der Theorie gar nicht vorhanden sind. Er spart sich so alles weitre Kopfzerbrechen und bürdet seinem Gegner obendrein die Dummheit auf, nicht die kapitalistische Anwendung der Maschinerie zu bekämpfen, sondern die Maschinerie selbst. (#465)

[entwicklung der TdA]

-die gesamtmasse der produkte der industrie waechst aber massenhaft ueber die des verdraengten handwerks, das verzehrt mehr knstantes kapital (zb rohmaterial)
-in der anfangszeit schaffte die industrialisierung so mehr produktion in den zuliefernden produktionszweigen
-ob das nun mehr arbeiter in die fabriken zieht, haengt von den stakr unterschiedlichen zusammensetzungen des kapitals dort ab (zb viel mehr arbeiter in kohle-bergbau, mit der zeit durch maschineneinsatz verlangsamter anstieg)

Ergreift die Maschinerie Vor- und Zwischenstufen, welche ein Arbeitsgegenstand bis zu seiner letzten Form zu durchlaufen hat, so vermehrt sich mit dem Arbeitsmaterial die Arbeitsnachfrage in den noch handwerks- oder manufakturmäßig betriebnen Gewerken, worin das Maschinenfabrikat <468> eingeht. (#467ff), maschinengarn zu handwebern

Entsprechend der steigenden Masse von Rohstoffen, Halbfabrikaten, Arbeitsinstrumenten usw., die der Maschinenbetrieb mit relativ geringer Arbeitszahl liefert, sondert sich die Bearbeitung dieser Rohstoffe und Halbfabrikate in zahllose Unterarten, wächst also die Mannigfaltigkeit der gesellschaftlichen Produktionszweige. Der Maschinenbetrieb treibt die gesellschaftliche Teilung der Arbeit ungleich weiter als die Manufaktur, weil er die Produktivkraft der von ihm ergriffnen Gewerbe in ungleich höhrem Grad vermehrt.
(...)
Das nächste Resultat der Maschinerie ist, den Mehrwert und zugleich die Produktenmasse, worin er sich darstellt, also mit der Substanz, wovon die Kapitalistenklasse samt Anhang zehrt, diese Gesellschaftsschichten selbst zu vergrößern. Ihr wachsender Reichtum und die relativ beständig fallende Anzahl der zur Produktion der ersten Lebensmittel erheischten Arbeiter erzeugen mit neuem Luxusbedürfnis zugleich neue Mittel seiner Befriedigung. Ein größrer Teil des gesellschaftlichen Produkts verwandelt sich in Surplusprodukt und ein größrer Teil des Surplusprodukts wird in verfeinerten und vermannigfachten Formen reproduziert und verzehrt. In andren Worten: Die Luxusproduktion wächst. Die Verfeinerung und Vermannigfachung der Produkte entspringt ebenso aus den neuen weltmarktlichen Beziehungen, welche die große Industrie schafft.
(#468)

Die Vermehrung von Produktions- und Lebensmitteln bei relativ abnehmender Arbeiterzahl treibt zur Ausdehnung der Arbeit in Industriezweigen, deren Produkte, wie Kanäle, Warendocks, Tunnels, Brücken usw., nur in fernrer Zukunft Früchte tragen. Es bilden sich, entweder direkt auf der Grundlage der Maschinerie, oder doch der ihr entsprechenden allgemeinen industriellen Umwälzung, ganz neue Produktionszweige und daher neue Arbeitsfelder. (#468)

-ebenso kann eine immer groessere anzahl von arbeitern unproduktiv verwendet werden, 'dienende klasse'

7. Repulsion und Attraktion von Arbeitern mit Entwicklung des Maschinenbetriebs.
Krisen der Baumwollindustrie

Alle zurechnungsfähigen Repräsentanten der politischen Ökonomie geben zu, daß neue Einführung der Maschinerie pestartig wirkt auf die <471> Arbeiter in den überlieferten Handwerken und Manufakturen, womit sie zunächst konkurriert. Fast alle beächzen die Sklaverei des Fabrikarbeiters. Und was ist der große Trumpf, den alle ausspielen? Daß die Maschinerie, nach den Schrecken ihrer Einführungs- und Entwicklungsperiode, die Arbeitssklaven in letzter Instanz vermehrt, statt sie schließlich zu vermindern! Ja, die politische Ökonomie jubelt sich aus in dem abscheulichen Theorem, abscheulich für jeden 'Philanthropen', der an die ewige Naturnotwendigkeit der kapitalistischen Produktionsweise glaubt, daß selbst die bereits auf Maschinenbetrieb begründete Fabrik, nach bestimmter Periode des Wachstums, nach kürzrer oder längrer 'Übergangszeit', mehr Arbeiter abplackt, als sie ursprünglich aufs Pflaster warf! (#471)

Man begreift jedoch, trotz der vom Maschinenbetrieb faktisch verdrängten und virtuell ersetzten Arbeitermasse, wie mit seinem eignen Wachstum, ausgedrückt in vermehrter Anzahl von Fabriken derselben Art oder den erweiterten Dimensionen vorhandner Fabriken, die Fabrikarbeiter schließlich zahlreicher sein können als die von ihnen verdrängten Manufakturarbeiter oder Handwerker. (#473)

-also absolut kann die arbeiteranzahl durchaus steigen, da aber das verhaeltnis v/c in der industrie sich zugunsten von c verschiebt, werden relativ weniger arbeiter beschaeftigt
-findet eine rein quantitative ausdehnung der produktion eines zweiges statt, dann auch die anzahl der beschaeftigten
-man hat einen staendigen wechsel

In den wenigen Bemerkungen, die über diesen Punkt noch zu machen, berühren wir zum Teil rein tatsächlich Verhältnisse, wozu unsre theoretische Darstellung selbst noch nicht geführt hat. (#474)

-solange zb manufakturen verdraengt werden koennen, findet eine unaufhaltsame expansion der industrie in alle zweige statt
-es werden ausserordentliche profite akkumuliert und ziehen zufluss von kapital in diese bereiche nach sich

[wachstum und krise]

Sobald aber das Fabrikwesen eine gewisse Breite des Daseins und bestimmten Reifegrad gewonnen hat, sobald namentlich seine eigne technische Grundlage, die Maschinerie, selbst wieder durch Maschinen produziert wird, sobald Kohlen- und Eisengewinnung wie die Verarbeitung der Metalle und das Transportwesen revolutioniert, überhaupt die der großen Industrie entsprechenden allgemeinen Produktionsbedingungen hergestellt sind, erwirbt diese Betriebsweise eine Elastizität, eine plötzliche sprungweise Ausdehnungsfähigkeit, die nur an dem Rohmaterial und dem Absatzmarkt Schranken findet.(...)
<475> Es wird eine neue, den Hauptsitzen des Maschinenbetriebs entsprechende internationale Teilung der Arbeit geschaffen, die einen Teil des Erdballs in vorzugsweis agrikoles Produktionsfeld für den andern als vorzugsweis industrielles Produktionsfeld umwandelt.
(#474ff)

Die ungeheure, stoßweise Ausdehnbarkeit des Fabrikwesens und seine Abhängigkeit vom Weltmarkt erzeugen notwendig fieberhafte Produktion und darauf folgende Überfüllung der Märkte, mit deren Kontraktion Lähmung eintritt. Das Leben der Industrie verwandelt sich in eine Reihenfolge von Perioden mittlerer Lebendigkeit, Prosperität, Überproduktion, Krise und Stagnation. (#476)

Wachstum in der Anzahl der Fabrikarbeiter ist also bedingt durch proportionell viel raschres Wachstum des in den Fabriken angelegten Gesamtkapitals. Dieser Prozeß vollzieht sich aber nur innerhalb der Ebb- und Flutperioden des industriellen Zyklus. Er wird zudem stets unterbrochen durch den technischen Fortschritt, der Arbeiter bald virtuell ersetzt, bald faktisch verdrängt. (#477)

(entwicklung der baumwollindustrie -> nachsehen)

Die Mehrzahl der Fabrikanten setzte aber auch die Rate des Stücklohns um 5, 71/2 und 10 Prozent herab. Man begreift daher die Lage der nur 3, 31/2, 4 Tage wöchentlich oder nur 6 Stunden per Tag Beschäftigten. Nachdem schon eine relative Verbeßrung eingetreten war, 1863, für Weber, Spinner usw. Wochenlöhne von 3 sh. 4 d., 3 sh. 10 d., 4 sh. 6 d., 5 sh. 1 d. usw.(238) Selbst unter diesen qualvollen Zuständen stand der Erfindungsgeist des Fabrikanten in Lohnabzügen nicht still. Diese wurden zum Teil verhängt als Strafe für die seiner schlechten Baumwolle, unpas- <481> senden Maschinerie usw. geschuldeten Fehler des Machwerks. Wo der Fabrikant aber Eigentümer der cottages der Arbeiter, vergütete er sich selbst für Hausrente durch Abzüge vom nominellen Arbeitslohn. Fabrikinspektor Redgrave erzählt von selfacting minders (sie überwachen ein Paar selfacting mules), die
'am Ende vierzehntägiger voller Arbeit 8 sh. 11 d. verdienten, und von dieser Summe wurde die Hausrente abgezogen, wovon der Fabrikant jedoch die Hälfte als Geschenk zurückgab, so daß die minders volle 6 sh. 11 d. nach Hause trugen. Der Wochenlohn der Weber rangierte von 2 sh. 6 d. aufwärts während der Schlußzeit von 1862.' (...)
'Obgleich ich', sagt Fabrikinspektor Redgrave, 'die wirklichen Einnahmen der Arbeiter in vielen Fabriken gegeben habe, muß man nicht schließen, daß sie denselben Betrag Woche für Woche beziehn. Die Arbeiter erliegen den größten Schwankungen wegen des beständigen Experimentierens (experimentalizing) der Fabrikanten ... ihre Einkünfte steigen und fallen mit der Qualität des Baumwollgemischs; bald nähern sie sich um 15% ihren frühren Einnahmen, und die nächste oder zweitfolgende Woche fallen sie um 50 bis 60%.'(241)
Diese Experimente wurden nicht nur auf Kosten der Lebensmittel der Arbeiter gemacht. Mit allen ihren fünf Sinnen hatten sie zu büßen.
(#480ff)


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