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Team Peter Heilbronn
Thema Notizen zu Rubin: Abstrakte Arbeit ... ( excerpt )
Original
Autor I.I. Rubin
Titel "Abstrakte Arbeit und Wert im Marxschen System"
Quelle trend - online (10/04)
Verweis [ lokales Original ]
Letzte Bearbeitung 12/05
Home www.mxks.de

I
II
III

Kurzbeschreibung
Rubin kann viel unverkrampfter als wir heute an das überhistorische Fundament von Wert- und Arbeitsbestimmung herangehen. Er bezieht sich auf die Arbeit im Sozialismus, was heute als absolutes no go gilt und kommt zu interessanten Ergebnissen. Er bestimmt den Wert aus einer dreifachen Bestimmheit der gesellschaftlichen Arbeit. Hier zeigt sich dies in schöner Einfachheit und Klarheit. Er zeigt, dass die drei Merkmale des Wertes
  1. Substanz - speziell: als abstrakte Arbeit
  2. Größe - gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit
  3. Form - speziell: als Tauschwert
auch in anderen nicht warenproduzierenden Gesellschaften ihre Wahrheit und Wirklichkeit haben. Aber ebenfalls, dass in der warenproduzierenden Gesellschaft, diese Momente ihre eigene historisch spezifische Form entwickeln.

I

" Der zweite Grund, der mich dazu veranlaßte, dieses Thema zu wählen, ist der, daß dies das Hauptproblem der ganzen Marxschen Theorie ist. Nennen wir doch nicht umsonst diese Theorie die Arbeitswerttheorie. Schon die Bezeichnung allein zeigt, daß das Hauptproblem dieser Theorie die Frage über den wechselseitigen Zusammenhang zwischen Arbeit und Wert ist. Was ist die Arbeit, die den Wert erzeugt oder bestimmt, und was ist der Wert, der durch die Arbeit erzeugt oder bestimmt wird? Das ist das Hauptproblem der Marxschen Theorie, das ich in meinem Vortrag beleuchten will. "
" Um nur ein Beispiel zur Illustration jenes Fragenkomplexes anzuführen, mit dem wir es immer zu tun haben, möchte ich euch an jenen wechselseitigen Zusammenhang der folgenden Begriffe erinnern. Die Marxsche Werttheorie baut auf folgende Begriffe auf: die abstrakte Arbeit, der Wert, der Tauschwert und das Geld. Wenn wir den kompliziertesten und den konkretesten Aspekt dieser Begriffe hernehmen, das Geld, und vermittels der Untersuchung des Begriffes Geld dann zum Tauschwert übergehen, als zu dem allgemeineren Begriff, der dem Geld zugrundeliegt; wenn wir dann vom Tauschwert zum Wert übergehen, und vom Wert zur abstrakten Arbeit, so bewegen wir uns vom konkreteren zum abstrakteren Begriff, d.h. wir verfahren nach der analytischen Methode. "
" ... Nachdem wir mit Hilfe der Analyse die komplizierte Erscheinung auf ihre grundlegenden Bestandteile zurückgeführt haben. müssen wir jetzt den umgekehrten Weg gehen und ausgehend von den abstraktesten Begriffen zeigen, wie diese uns durch ihre Entwicklung zu konkreteren Formen, zu konkreteren Begriffen führen. Dieser Weg einer Vorwärtsbewegung des Gedankens von dürftigeren Begriffen zu volleren und komplizierteren wäre in unserem Fall die Bewegung von der abstrakten Arbeit zum Wert, vom Wert zum Tauschwert und vom Tauschwert zum Geld.
...
Diese Methode nennt Marx an einer Stelle die genetische, weil wir mit Hilfe dieser Methode die Genesis und Entwicklung von komplizierteren Formen verfolgen. "
" An anderer Stelle, die der Geldtheorie gewidmet ist, sagt Marx: "Wenn es schon in den letzten Dezennien des 17. Jahrhunderts weit überschrittener Anfang der Geldanalyse, zu wissen, daß Geld Ware ist, so aber auch nur der Anfang. Die Schwierigkeit liegt nicht darin zu begreifen, daß Geld Ware. sondern wie, warum, wodurch Ware Geld ist." (3) Hier, wie wir sehen, unterscheidet sich die dialektische Methode wieder von der analytischen. "
" Entsprechend diesen Hinweisen von Marx müssen wir unser Problem folgendermaßen lösen. Unsere Aufgabe besteht nicht nur darin, zu zeigen, daß der Wert eines Produktes auf die Arbeit zurückgeführt werden kann. Wir müssen auch den umgekehrten Aspekt zeigen. Wir müssen aufdecken, wie die Arbeitsverhältnisse der Menschen ihren Ausdruck im Wert finden. "
 
[Materialistische Zielstellung]
" Eben dies ist die grundlegende Problemstellung, die in methodologischer Hinsicht vom Marxschen Standpunkt aus als die korrekteste zu betrachten ist.
...
Wenn wir die Frage so stellen, nehmen wir als Ausgangspunkt der Untersuchung den Begriff der Arbeit und nicht den Begriff des Wertes. Wir bestimmen den Begriff der Arbeit so, daß aus ihm auch der Begriff des Wertes hervorgeht. "
 
[Ausgangspunkt 'Arbeit' -> 'Wert']
" Der Arbeitsbegriff muß von uns so bestimmt werden, daß in ihm schon alle Merkmale der sozialen Organisation der Arbeit enthalten sind, Merkmale, aus denen die Form des Wertes hervorgeht, die den Arbeitsprodukten zueigen ist. Ein Arbeitsbegriff, aus dem der Wertbegriff nicht hervorgeht, und insbesondere ein Arbeitsbegriff im physiologischen Sinn, d.h. der Begriff der Arbeit, der aller Merkmale entbehrt, die für ihre soziale Organisation in einer Warenproduktion charakteristisch sind, kann nicht zu jenem Schluß führen, der uns vom Marxschen Standpunkt der dialektischen Methode aus vorschwebt. "
 
[Notwendige Eigenschaften dieses Arbeitsbegriffes]
" Im weiteren werde ich mich bemühen, zu zeigen, daß die Differenz in der Auffassung zwischen dem soziologischen und dem physiologischen Verständnis von der abstrakten Arbeit teilweise auf eben den Unterschied zwischen diesen beiden Methoden, der dialektischen und der analytischen, zurückgeführt werden kann. Wenn sich vom Standpunkt der analytischen Methode noch mit mehr oder weniger Erfolg die physiologische Auffassung der abstrakten Arbeit behaupten kann, so ist sie vom Standpunkt der dialektischen von vornherein zum Scheitern verurteilt, da man aus dem Arbeitsbegriff im physiologischen Sinn keinerlei Vorstellung vom Wert als der notwendigen sozialen Form des Arbeitsprodukte erhalten kann. "
 
[Physiologisch vs. soziologischer Arbeitsbegriff]
" Die konkrete Arbeit wird von Marx als Arbeit in ihrer nützlichen Tätigkeit angesehen, als Arbeit, die Produkte erzeugt, die zur Befriedigung menschlicher Bedürfnisse notwendig sind. Arbeit, die von dieser materiell technischen Seite betrachtet wird, stellt die konkrete Arbeit dar. Es ist selbstverständlich, daß uns die konkrete Arbeit nicht im geringsten interessiert, solange man von einem Einzelindividuum spricht, von Robinson, der der Natur widersteht, da der Gegenstand unserer Wissenschaft nicht die Produktion eines Einzelindividuums ist, sondern die gesellschaftliche Produktion, die Produktion einer ganzen Personengruppe, die auf der Grundlage einer bestimmten gesellschaftlichen Teilung der Arbeit organisiert ist. Das System der gesellschaftlichen Teilung der Arbeit ist die Gesamtheit der verschiedenen konkreten Arbeitsarten, die in einem bestimmten System vereint sind und materiell einander ergänzen. "
 
[Konkrete Arbeit]
" Marx sagt, daß das System der gesellschaftlichen Teilung der Arbeit in zweifacher Form - wie er es nennt - auftreten kann, als System, das durch den Austausch vermittelt wird, und als System, das einer solchen Vermittlung nicht bedarf, z.B. die Naturalwirtschaft einer großen Sippe, einer sozialistischen Gemeinschaft usw. "
 
[Teilung der Arbeit]
" ... Die Arbeit jeder Person ist eben deshalb eine gesellschaftliche, weil sie sich von der Arbeit der anderen Mitglieder der Gesellschaft unterscheidet und eine materielle Ergänzung zu ihnen darstellt. Die Arbeit in ihrer konkreten Form ist eine unmittelbar gesellschaftliche. Gleichzeitig damit ist sie auch eine geteilte. Denn die gesellschaftliche Organisation der Arbeit besteht ja darin, daß die Arbeit zwischen den einzelnen Mitgliedern der Gesellschaft aufgeteilt wird, und daß umgekehrt die Teilung der Arbeit ein Akt irgendeines gesellschaftlichen Organs ist. Die Arbeit ist gleichzeitig gesellschaftliche und geteilte, wobei sie diese Merkmale auch in ihrer materiell technischen, konkreten oder nützlichen Form besitzt. "
 
[Gesellschaftliche Arbeit]
" Stellen wir uns nun folgende Frage: Ist die Arbeit in einer organisierten Gemeinschaft auch eine sozial gleichgesetzte? Finden wir in einer solchen Gemeinschaft einen sozialen Prozeß, den man als sozialen Gleichsetzungsprozeß der Arbeit bezeichnen könnte? "
 
[Frage der sozialen Gleichsetzung der Arbeit]
" Im Zusammenhang damit wies ich auch darauf hin, daß diese Gleichsetzung der Arbeit in einer Warenproduktion eine ganz besondere soziale Form annimmt, und deshalb der Erscheinung einer ganz neuen Kategorie, der abstrakten Arbeit, Platz macht. Ich glaube, daß Marx diese Frage ebenso betrachtete, obwohl wir keine klare Äußerung von ihm zu diesem Thema haben. Ich kenne eine ganz klare Äußerung von Marx, die noch aus der ersten Ausgabe des "Kapitals" stammt. Dort sagt er: "In jeder gesellschaftlichen Arbeitsform sind die Arbeiten der verschiedenen Individuen auch als menschliche aufeinander bezogen, aber hier gilt diese Beziehung selbst als die spezifisch gesellschaftliche Form der Arbeiten." (7) "
 
[Gleichsetzung in jeder Gesellschaft jeweils mit ihrer Spezifik]
" Es ist richtig, daß extreme Anhänger der physiologischen Version behaupten könnten, daß Marx hier nur die physiologische Gleichheit der verschiedenen Arbeiten meinte. Aber eine solche Interpretation scheint mir zu sehr an den Haaren herbeigezogen. Sowohl der eigentliche Sinn des bestimmten Satzes, der von der "gesellschaftlichen Form der Arbeit" spricht, wie auch sein Bezug zu vielen anderen Stellen im "Kapital" zeigen, daß Marx hier den Prozeß der sozialen Gleichsetzung der Arbeit meinte. "
 
[Abgrenzung gegen die physiologische Sichtweise]
" Wenn wir also die soziale Organisation beiseite lassen, die auf extremer Ungleichheit der Geschlechter oder einzelner Gruppen beruhte - und hier von einer großen Gemeinschaft mit aufgeteilter Arbeit sprechen, z.B. von der Art der großen Familienverbände bei den Südslaven - glaube ich, daß hier der Prozeß der sozialen Angleichung der Arbeit notwendig war. Um so eher wird ein solcher Prozeß in einer großen sozialistischen Gemeinschaft notwendig. Aber der Prozeß dieser Gleichsetzung der Arbeit unterscheidet sich in einer organisierten Gemeinschaft wesentlich von jenem, der in einer Warenproduktion vor sich geht. Stellen wir uns wirklich irgendeine sozialistische Gemeinschaft vor, wo die Arbeit zwischen den Mitgliedern der Gesellschaft aufgeteilt wurde. Ein bestimmtes gesellschaftliches Organ setzt die Arbeit von verschiedener Art und von verschiedenen Individuen einander gleich, da ohne dieses Organ kein einziger Wirtschaftsplan verwirklicht werden könnte. Aber in einer solchen Gemeinschaft ist der Prozeß der Gleichsetzung der Arbeit sekundär und nur ergänzend zum Prozeß der Vergesellschaftung und Teilung der Arbeit. Die Arbeit ist hauptsächlich eine gesellschaftliche und eine geteilte. Als abgeleitetes oder ergänzendes Merkmal gehört auch das Merkmal der sozial gleichgesetzten Arbeit hierher. Die Hauptcharakteristik der Arbeit ist ihr gesellschaftlicher und geteilter Aspekt, und ein zusätzliches Merkmal ist ihr sozial gleichgesetzter Aspekt. "
 
[Akzentsetzung auf den Wirtschaftsplan]
" Ich möchte hier gleich die Gelegenheit benutzen, und sagen, daß ich es für nützlich halten würde, im Sinne einer klaren Diskussion der für uns interessanten Fragen folgende drei Begriffe der gleichen Arbeit voneinander zu unterscheiden:
  1. die physiologisch gleiche Arbeit
  2. die sozial gleichgesetzte Arbeit
  3. jene abstrakte Arbeit,
die bei Marx verwendet wird. oder noch besser, die abstrakt allgemeine Arbeit (ein Terminus, den Marx in der "Kritik" benützt). "
 
[Die verschiedenen Gleichheiten der Arbeit]
" Die physiologische Gleichartigkeit der verschiedenen Arbeitsweisen existierte in allen historischen Epochen und die Möglichkeit, daß einzelne Individuen von einer Beschäftigung zur anderen überwechseln, ist die Voraussetzung für jegliche gesellschaftliche Arbeitsteilung. "
 
[Überhistorisch - physiologisch]
" Die sozial gleichgesetzte Arbeit ist für alle Systeme der gesellschaftlichen Teilung der Arbeit charakteristisch, d.h. nicht nur für eine Warenproduktion, sondern z.B. für eine sozialistische Gemeinschaft. "
 
[Überhistorisch - sozial gleichgesetzt]
" Und schließlich ist der dritte Begriff der Arbeit, als abstrakt allgemeiner nur für die Warenproduktion charakteristisch. Mit diesem Begriff werden wir uns noch später beschäftigen. Bis jetzt sprachen wir nur über den zweiten Begriff der Arbeit als sozial gleichgesetzte und geteilte. "
 
[Historisch spezifisch - abstrakt allgemein gleichgesetzt]
" In einer Warenproduktion finden wir auch die oben aufgezählten sozialen Merkmale der Arbeit, die wir früher in einer organisierten Gemeinschaft beobachtet hatten. Auch hier werden wir gesellschaftliche Arbeit, geteilte Arbeit und sozial gleichgesetzte Arbeit finden; aber all diese Vergesellschaftungsprozesse, Prozesse der Gleichsetzung und Verteilung der Arbeit, gehen hier in einer völlig anderen Form vor sich. Die Wechselbeziehung zwischen den drei erwähnten Merkmalen ist schon eine ganz andere, vor allem weil in einer Warenproduktion die unmittelbar gesellschaftliche Organisation der Arbeit fehlt, und die Arbeit keine unmittelbar gesellschaftliche ist. "
 
[Formunterschied in der Warenproduktion - mittelbare Vergesellschaftung]
" In einer Warenproduktion wird die Arbeit eines Einzelindividuums, eines einzelnen Warenproduzenten nicht unmittelbar durch die Gesellschaft reguliert, und gehört als solche, in ihrer konkreten Form noch nicht zur gesellschaftlichen Produktion. Arbeit wird in einer Warenproduktion nur so zur gesellschaftlichen, daß sie das Merkmal der sozial gleichgesetzten Arbeit annimmt; und die Arbeit jedes Warenproduzenten wird nur durch die Tatsache zur gesellschaftlichen, daß sein Produkt an die Produkte aller anderen Warenproduzenten angeglichen wird, und damit wird die Arbeit eines bestimmten Individuums an die Arbeit aller anderen Mitglieder der Gesellschaft und an alle anderen Arbeitsweisen angeglichen. Ein anderes Merkmal für die Definition des gesellschaftlichen Charakters der Arbeit in einer Warenproduktion gibt es nicht. Hier gibt es keinen im voraus gefaßten Plan der Vergesellschaftung der Arbeitsteilung, und der einzige Hinweis darauf, daß die Arbeit eines bestimmten Individuums in das gesellschaftliche Produktionssystem mit eingeschlossen wird, ist der Austausch des Produktes einer bestimmten Arbeit gegen alle anderen Produkte. Also haben das Merkmal der gesellschaftlichen und das Merkmal der gleichgesetzten Arbeit in einer Warenproduktion im Vergleich zu einer sozialistischen Gemeinschaft ihre Rollen vertauscht. Früher war das Charakteristikum der Arbeit als gleiche oder gleichgesetzte das Resultat des abgeleiteten Prozesses, des abgeleiteten Aktes eines gesellschaftlichen Organs, das die Arbeit vergesellschaftete und aufteilte. Jetzt wird die Arbeit nur in jener Form zu einer gesellschaftlichen, worin sie allen anderen Arbeitsweisen gleichgesetzt und so zur sozial gleichgesetzten wird. "
" Und so wurde in der Warenproduktion der Schwerpunkt der sozialen Charakteristik der Arbeit vom Merkmal der vergesellschafteten zum Merkmal der gleichen oder sozial gleichgesetzten Arbeit hin verschoben, die durch die Gleichsetzung der Produkte erst zur gleichgesetzten Arbeit wurde. Der Begriff der Gleichheit der Arbeit spielt eben deshalb eine wichtige Rolle in der Marxschen Werttheorie, weil in einer Warenproduktion die Arbeit nur in ihrer Eigenschaft als gleiche Arbeit zur gesellschaftlichen wird. "
" Die hier aufgezählten drei Merkmale der Arbeit sind die Basis, aus der die drei Aspekte des Wertes erwachsen. Marx betrachtet den Wert als die Einheit der Wertformen, Wertsubstanz und der Wertgröße. "Das entscheidend Wichtige aber war, den inneren notwendigen Zusammenhang zwischen Wertform. Wertsubstanz und Wertgroße zu entdecken" (10). Die Einheit von Form, Substanz und Größe des Wertes ist der Reflex der Einheit der Arbeit als gesellschaftlicher, sozial gleichgesetzter und quantitativ geteilter. In einer Warenproduktion werden die Arbeits- und Produktionsverhältnisse "vergegenständlicht", und die gesellschaftlichen Merkmale der Arbeit nehmen die Form von "vergegenständlichten" Eigenschaften des Arbeitsprodukts an. "Die Wertform" ist die gesellschaftliche Form des Arbeitsprodukts, die den eigentümlichen gesellschaftlichen Charakter der Arbeit in einer Warenproduktion widerspiegelt. "Die Wertsubstanz" stellt die sozial gleiche Arbeit dar. und schließ lieh ist die "Wertgröße" Ausdruck der gesellschaftlichen Teilung der Arbeit, oder genauer der quantitativen Seite dieses Prozesses der Arbeitsteilung. "
 
[Zusammenhang von Form, Substanz und Größe des Werts]
" Die von uns vorgeschlagene dreifache Charakteristik der Arbeit hilft uns, jenen Zusammenhang zu erklären, der im Marxschen System zwischen Form, Substanz und Größe des Wertes besteht. Insbesondere klärt diese dreifache Teilung einige Probleme des Aufbaus des Abschnittes über den "Fetischcharakter der Ware" von Marx. "
" Erlaubt mir aus dem zweiten Absatz dieses Abschnittes vorzulesen: "Denn erstens, wie verschieden die nützlichen Arbeiten oder produktiven Tätigkeiten sein mögen, es ist eine physiologische Wahrheit, daß sie Funktionen des menschlichen Organismus sind, und daß jede solche Funktion, welches immer ihr Inhalt und ihre Form, wesentlich Verausgabung von menschlichem Hirn, Nerv, Muskel, Sinnesorgan usw. ist. Was zweitens der Bestimmung der Wertgröße zugrunde liegt, die Zeitdauer jener Verausgabung oder die Quantität der Arbeit, so ist die Quantität sogar sinnfällig von der Qualität der Arbeit unterscheidbar. ... Endlich, sobald die Menschen in irgendeiner Weise füreinander arbeiten, erhält ihre Arbeit auch eine gesellschaftliche Form." (11)
...
In den drei zitierten Punkten weist Marx darauf hin, daß wir nicht nur in einer Warenproduktion, sondern auch in anderen Produktionsformen die drei Merkmale der Arbeit bemerken können; die gesellschaftliche, die gleiche und die quantitativ geteilte Arbeit. "
 
[Drei Merkmale - überhistorisch]

{ Alles, was den Wert bestimmt ist auch überhistorisch, bzgl der gemachten Einschränkungen von Rubin. Aber nur in der Warenproduktion hat es die Form Wert. (d.V.)}

" Aber. sagt Marx, "woher entspringt also der rätselhafte Charakter des Arbeitsprodukts, sobald es Warenform annimmt?" Und er antwortet selbst: Offenbar gerade aus dieser Warenform, in der die drei genannten Kennzeichen der Arbeit schon umgewandelt, "verdinglicht" sind im Wert der Arbeitsprodukte, "Die Gleichheit der menschlichen Arbeiten erhält die sachliche Form der gleichen Wertgegenständlichkeit der Arbeitsprodukte, das Maß der Verausgabung menschlicher Arbeitskraft durch ihre Zeitdauer erhält die Form der Wertgröße der Arbeitsprodukte, endlich die Verhältnisse der Produzenten, worin jene gesellschaftlichen Bestimmungen ihrer Arbeiten betätigt werden, erhalten die Form eines gesellschaftlichen Verhältnisses der Arbeitsprodukte." (12) "
" Ich komme nun zu folgendem Schluß: Gleiche Arbeit kann zunächst die physiologisch gleiche Arbeit bedeuten, bei der wir uns nicht lange aufgehalten haben; weiter kann sie die sozial gleichgesetzte Arbeit bedeuten, und eine solche Arbeit gibt es nicht nur in einer Warenproduktion, sondern auch, sagen wir, in einer sozialistischen Gemeinschaft oder in einer anderen großen Gemeinschaft, die auf der gesellschaftlichen Teilung der Arbeit beruht; und endlich haben wir die abstrakt allgemeine Arbeit, d.h. die sozial gleichgesetzte Arbeit in der spezifischen Form, die einer Warenproduktion zueigen ist, die Arbeit, die nur durch den Prozeß der sozialen Gleichsetzung zur gesellschaftlichen und geteilten wird. Nur diese sozial gleichgesetzte Arbeit können wir als abstrakte oder abstrakt allgemeine bezeichnen.
...
Es ist wahr, daß Marx keine völlig klare Unterscheidung macht, aber man muß trotzdem darauf hinweisen, daß er drei Termini unterscheidet: die menschliche Arbeit, die gleiche und die abstrakt allgemeine Arbeit. Ich möchte nicht behaupten, daß diese drei Termini mit dem übereinstimmen, was ich früher als physiologisch gleiche Arbeit, sozial gleichgesetzte und abstrakte Arbeit charakterisiert habe, aber trotzdem gibt es einige Berührungspunkte. "
 
[Erstes Fazit]
" Deshalb haben wir bei der Behandlung des Problems der abstrakten Arbeit nicht nur kein Recht, wenn wir auf der vorläufigen Charakteristik der Arbeit als physiologisch gleicher verharren, sondern wir haben auch kein Recht, bei der Charakteristik der Arbeit als sozial gleichgesetzter stehenzubleiben. Wir müssen von diesen beiden Charakteristiken zu einer dritten übergehen, und jene spezifische Form der gleichgesetzten Arbeit untersuchen, die nur der Warenproduktion zueigen ist, d.h. dem System der gesellschaftlichen Teilung der Arbeit, das auf Austausch basiert "
 
[Notwendigkeit die historische Besonderheit zu beachten]
" Man muß hinzufügen, daß die zwei Begriffe von Arbeit, eben die physiologisch gleichgesetzte und die sozial gleichgesetzte, oft miteinander verwechselt und nicht klar genug voneinander unterschieden werden. Der Begriff der abstrakt allgemeinen Arbeit impliziert natürlich auch die physiologische Gleichheit und die soziale Gleichsetzung der Arbeit, aber außer diesen zwei Merkmalen enthält dieser Begriff auch die soziale Gleichsetzung in jener spezifischen Form. die sie in einer Warenproduktion hat, "
" Um auf dialektischem Wege vom Begriff der Arbeit zum Begriff des Wertes zu gelangen, muß man in den Begriff der Arbeit auch die Merkmale mit einbeziehen, die die soziale Organisation der Arbeit in einer Warenproduktion charakterisieren und die Erscheinung des Wertes als besondere soziale Form des Arbeitsprodukts notwendig machen. Folglich muß dieser Begriff der abstrakt allgemeinen Arbeit weitaus reicher sein nicht nur als der Begriff der physiologischen Gleichheit der Arbeit, sondern auch als der der sozialen Gleichsetzung der Arbeit überhaupt. "
 
[Abstrakt allgemeine Arbeit]

II

" Wir könnten die abstrakte Arbeit ungefähr folgendermaßen definieren: Als abstrakte Arbeit wird jener Teil der gesamten gesellschaftlichen Arbeit bezeichnet, der im Prozeß der gesellschaftlichen Teilung der Arbeit durch die Gleichsetzung der Arbeitsprodukte auf dem Markt gleichgestellt wurde. "
 
[Definition: Abstrakt allgemeine Arbeit]
" Wie ich schon in meinem Buch skizziert habe, führt der Begriff der abstrakten Arbeit unbedingt auch zum Begriff des Geldes, und vom marxistischen Standpunkt aus ist das völlig konsequent. In Wirklichkeit definierten wir die abstrakte Arbeit als Arbeit, die durch die allseitige Gleichsetzung aller Arbeitsprodukte angeglichen wurde, aber die Gleichsetzung aller Arbeitsprodukte ist nicht anders möglich als durch die Angleichung jedes einzelnen von ihnen an ein allgemeines Äquivalent. Folglich besitzt das Produkt der abstrakten Arbeit die Fähigkeit, an alle anderen Produkte nur in der Form angeglichen zu werden, daß es als allgemeines Äquivalent erscheint, oder potentiell gegen ein allgemeines Äquivalent ausgetauscht werden kann. "
 
[Der notwendige Übergang von Abstrakt allgemeiner Arbeit zum Geld]
" Wie auch im "Kapital" geht er zuerst von der Ware oder dem Wert aus, und findet auf analytischem Wege die hinter dem Wert versteckte, abstrakt allgemeine Arbeit. (16) Nachdem er von der Gleichheit der Werte auf analytischem Wege zur Gleichheit der Arbeit gekommen ist, geht er über zur detaillierten soziologischen Charakteristik dieser gleichen Arbeit, der "gesellschaftlichen Bestimmungen der Arbeit", jener "spezifischen Art der Gesellschaftlichkeit", die einer Warenproduktion zueigen ist. (17) In einer Warenproduktion zeigt sich der gesellschaftliche Charakter der Arbeit in dieser Weise, daß "die Arbeit des einzelnen die abstrakte Form der Allgemeinheit, oder sein Produkt die Form eines allgemeinen Äquivalents annimmt." (18) "Als allgemeine Arbeitszeit stellt sie sich dar in einem allgemeinen Produkt, einem allgemeinen Äquivalent." (19) "Die Arbeit des einzelnen, um in Tauschwert zu resultieren, muß resultieren in ein allgemeines Äquivalent." (20) "
" Wie wir sehen können, bringt Marx die Kategorie der abstrakten Arbeit mit dem Begriff des allgemeinen Äquivalents oder des Geldes untrennbar in Zusammenhang. Deshalb müssen wir die soziale Charakteristik der abstrakten Arbeit noch weiter und tiefer führen, wobei wir uns nicht darauf beschränken dürfen, daß die Arbeit durch die Gleichsetzung ihrer Produkte angeglichen wird. Wir müssen noch hinzufügen, daß die Arbeit durch die Angleichung an eine bestimmte Form von Arbeit zur abstrakten wird, oder auch durch die Angleichung des Produkts an ein allgemeines Äquivalent, das deshalb von Marx als Vergegenständlichung oder Materialisierung der abstrakten Arbeit betrachtet wird. "
" Um zu verstehen, warum Marx gerade die gleichgesetzte Arbeit der Warenproduzenten die abstrakt allgemeine nennt, müssen wir den Prozeß der Gleichsetzung der Arbeit in einer sozialistischen Gemeinschaft mit dem Gleichsetzungsprozeß der Arbeit in einer Warenproduktion vergleichen. "
 
[Abstrakt Allgemeines und konkret Allgemeines]
" Nehmen wir an, daß irgendein Organ in einer sozialistischen Gemeinschaft die verschiedenen Arbeitsweisen aneinander angleicht. Was geschieht dabei? Dieses Organ nimmt alle diese Arbeitsweisen in ihrer konkreten nützlichen Form, da es sie gerade in dieser Form verbindet, aber es abstrahiert dabei einen ihrer Aspekte und sagt, daß diese Arbeitsweisen unter den gegebenen Umständen einander gleich sind. In diesem Fall tritt die Gleichheit als Merkmal dieser konkreten Arbeitsweisen auf, als Merkmal, das von diesen Formen abstrahiert wurde; aber diese allgemeine Kategorie der Gleichheit zerstört ihren konkreten Unterschied nicht, der sich als nützliche Arbeitsweise manifestiert.
...
In einer Warenproduktion ist eine solche Angleichung unmöglich. da es kein Organ gibt, das bewußt alle diese Arbeitsweisen gleichsetzt. ... Ihre Gleichsetzung erfolgt nur auf indirektem Weg durch die Angleichung jeder einzelnen an die dritte herausgearbeitete Form der Arbeit, nämlich die "abstrakt allgemeine" Arbeit. (21) Diese bestimmte Arbeitsweise ist eine "abstrakt allgemeine" (und nicht eine konkret allgemeine) gerade deshalb, weil sie nicht die Unterschiede der verschiedenen konkreten Arbeitsweisen miteinbe zieht, sondern diese Divergenzen ausschließt: Diese Art steht allen konkreten Arbeitsarten gegenüber, indem sie als deren Vertreter oder Repräsentant auftritt. "
 
[Spezifische soziale Gleichsetzungsprozess]
" Wenn wir diesen Satz von Marx entschlüsseln wollen, so müssen wir sagen, daß in einer Warenproduktion das Abstrakt-Allgemeine wirklich auftritt, nicht als Merkmal oder als Charakteristikum des Konkreten, des Sinnlich Wirklichen (d.h. der konkreten Arbeitsarten), da es, um die bestimmten allgemeinen Züge von diesen konkreten Arbeitsarten zu abstrahieren, eines einheitlichen Organs bedurft hätte, das es in einer Warenproduktion nicht gibt. "
" Dieser Gedanke von Marx ist allgemein verwandt mit seinen Ansichten über die bürgerliche Gesellschaft. Schon in seinen frühen Werken, z.B. in der "Deutschen Ideologie", gibt er dem Gedanken Ausdruck, daß in einer bürgerlichen Gesellschaft, wo eine zentrale gesellschaftliche Organisation der Produktion fehlt, die Vertretung des gesellschaftlichen Interesses immer an irgendeine Einzelorganisation, an eine Gruppe von Personen, an eine einzelne Klasse geht. Diese einzelne gesellschaftliche Klasse erklärt ihre partiellen Interessen für die Interessen der ganzen Gesellschaft und verleiht ihren Ideen "die Form der Allgemeinheit". Das besondere Interesse wird als das Allgemeine ausgedrückt und das Allgemeine als das Herrschende. (25) Wenn wir diese Worte von Marx in der "Kritik" mit jenen Äußerungen vergleichen, wo er sagt, daß die gesellschaftliche Arbeit die "abstrakte Form der Allgemeinheit" annimmt, und daß der Wert einer Ware die Form einer besonderen, bestimmten Ware, die Form des Geldes annimmt, so ist die enge ideelle Verwandtschaft dieser Konzepte offensichtlich. "
 
[Fehlende zentrale Organisation der Produktion -> Verkehrung]
" Wenn wir statt der abstrakten Arbeit nur die soziale Form der Organisation der Arbeit nehmen, so könnten wir mit ihrer Hilfe nur die "Form des Wertes" erklären, d.h. die soziale Form, die ein Arbeitsprodukt annimmt. Wir könnten auch erklären, warum ein Arbeitsprodukt die Form einer Ware annimmt, die einen Wert besitzt. Aber wir wüßten nicht, warum dieses Produkt gerade diesen gegebenen, quantitativ bestimmten Wert annimmt. Um den Wert zu erklären als Einheit der Wertform, der Wertsubstanz und der Wertgröße, müssen wir von der abstrakten Arbeit ausgehen, die nicht nur eine gesellschaftliche und eine sozial gleichgesetzte ist, sondern auch eine quantitativ geteilte. "
 
[Das Problem der Wertgröße - liegt in der abstrakten Arbeit]
" Es wird gesagt, daß aus meinen Darlegungen der Eindruck entsteht, als ob abstrakte Arbeit nur im Akt des Austausches erzeugt wird. Daraus könnte man den Schluß ziehen, daß auch der Wert nur im Austausch entsteht, wobei von Marx' Standpunkt aus der Wert und folglich auch die abstrakte Arbeit schon im Produktionsprozeß existieren müssen. Hier wird das äußerst ernste und profunde Problem des Verhältnisses zwischen Produktion und Austausch berührt. Wie können wir diese Schwierigkeit lösen? Einerseits müssen der Wert und die abstrakte Arbeit schon im Produktionsprozeß existieren, und andererseits sagt Marx an Dutzenden von Stellen, daß der Austauschprozeß die Voraussetzung für die abstrakte Arbeit ist. "
 
[Frage des Zusammenhanges Produktion und Zirkulation]

{ Abstrakt ist der Zusammenhang und der Form und Substanz eh klar. Auf die Größe bezogen ist zu sagen, dass der Wert in der Größe in der Produktionszeit bestimmt ist, aber in der Zeit zum Produktionszeitpunkt des Tauschaktes. (d.V.)}

" In der zweiten Ausgabe des "Kapitals" kann man den bekannten Satz finden: "Die Gleichheit toto coelo verschiedener Arbeiten kann nur in einer Abstraktion von ihrer wirklichen Ungleichheit bestehn, in der Reduktion auf den gemeinsamen Charakter, den sie als Verausgabung menschlicher Arbeitskraft, abstrakt menschliche Arbeit, besitzen." (32)
...
In der französischen Ausgabe ersetzt Marx das Ende dieses Satzes durch einen Beistrich und fügt hinzu: "... und nur der Austausch erzeugt diese Reduktion, indem er die Produkte der verschiedensten Arbeiten auf der Basis der Gleichheit aufeinander bezieht." (33) Diese Einfügung ist sehr bezeichnend und zeigt klar, wie weit Marx von der physiologischen Auffassung der abstrakten Arbeit entfernt war. Wie können wir diese Äußerungen von Marx, deren es Dutzende gibt, mit der Grundthese, daß der Wert in der Produktion erzeugt wird, in Übereinstimmung bringen? "
" Wir müssen den Austausch als soziale Form des Reproduktionsprozesses vom Austausch als besonderer Phase dieses Reproduktionsprozesses unterscheiden, der von der Phase der unmittelbaren Produktion abgelöst wird. "
 
[Zwei Begriffe des Austausches]
" Auf den ersten Blick scheint uns der Austausch eine einzelne Phase des Reproduktionsprozesses zu sein. Wir können sehen, daß zuerst ein Prozeß in der unmittelbaren Produktion vor sich geht, dann tritt die Phase des Austausches ein. Hier ist der Austausch von der Produktion getrennt und ihr gegenübergestellt. Aber der Austausch ist nicht nur eine einzelne Phase des Reproduktionsprozesses, sondern er drückt auch dem ganzen Reproduktionsprozeß seinen spezifischen Stempel auf, er stellt auch eine besondere soziale Form des gesellschaftlichen Produktionsprozesses dar. Produktion, die auf privatem Austausch beruht, mit diesen Worten charakterisierte Marx oft die Warenproduktion. "
 
[Privater Austausch]
" Ebendort findet Ihr bei Marx eine These, die Euch erklären wird, warum er den Austausch als soziale Form der Arbeit betrachtet: "Die ganze ökonomische Struktur der Gesellschaft dreht sich um die Form der Arbeit, d.h. also die Form, worin der Arbeiter sich seine Lebensmittel aneignet. "(35) Fragen wir uns nun, in welcher Form gerade sich der Arbeiter seine Existenzmittel in einer Warenproduktion aneignet. Ihr werdet bei Marx mehrmals auf diese Frage folgende Antwort finden: In einer Warenproduktion ist die einzige Form der Aneignung der Produkte die Form ihrer Entäußerung, und weil die Form der Aneignung der Produkte die Form der gesellschaftlichen Arbeit ist, so ist die Entäußerung, der Austausch, eine spezifische Form der gesellschaftlichen Arbeit, die eine Warenproduktion charakterisiert. "
 
[Austausch als die soziale Form des Produktionsprozesses]
" Wenn man in Betracht zieht, daß der Austausch die soziale Form des Produktionsprozesses selbst ist, die Form, die dem Verlauf des Produktionsprozesses selbst ihren Stempel aufdrückt, so werden einem viele Äußerungen von Marx völlig verständlich werden. Wenn Marx ständig wiederholt, daß die abstrakte Arbeit nur das Resultat des Austausches ist, so heißt das, daß sie das Resultat einer gegebenen sozialen Form des Produktionsprozesses ist. Nur in dem Maße, wie der Produktionsprozeß die soziale Form einer Warenproduktion annimmt, d.h. basierend auf dem Austausch, nimmt die Arbeit die Form einer abstrakten Arbeit an und die Arbeitsprodukte die Form des Werte "
"
...
Anders ausgedrückt, da die Menschen heute nicht den ersten Tag produzieren, da der Produzent, nachdem, er in den Akt des Austausches eingetreten war, produziert, und auch schon ehe er da eingetreten war, so nimmt auch der Prozeß der unmittelbaren Produktion bestimmte soziale Merkmale an, die der Organisation in einer Warenproduktion auf der Basis des Austausches entsprechen. Der Warenproduzent, wenn er auch noch bei sich in seiner Werkstatt ist und im Augenblick noch nicht mit anderen Mitgliedern der Gesellschaft in ein Tauschverhältnis getreten ist, fühlt schon den Druck von Seiten aller jener Personen auf sich, die auf dem Markt als seine Kunden. Konkurrenten oder Personen auftreten, die bei seinen Konkurrenten kaufen usw., und endlich auch den Druck von Seiten aller Mitglieder der Gesellschaft. "
 
[Überformung des unmittelbaren Produktionsprozesses]
" Hier muß ich mich jedoch gegen einen Fehler verwahren, der von vielen Genossen gemacht wird. Viele glauben, weil der Prozeß der unmittelbaren Produktion schon eine gewisse soziale Charakteristik hat, daß auch die Arbeitsprodukte und die Arbeit in der Phase der unmittelbaren Produktion genau solche sozialen Merkmale besitzen müßten, die sie in der Austauschphase haben. Eine solche Annahme ist in höchstem Maße falsch, obwohl beide Phasen (die Produktions- und die Tauschphase) eng miteinander verbunden sind, aber nichtsdestoweniger wird die Produktionsphase nicht zur Tauschphase. "

{ Dem würde ich in soweit nicht zustimmen, als dass sehr wohl die Produktion von sozialem Statusprodukt oder der Vertrieb von Waren minderstem Gebrauchswerts sehr wohl eine Überformung in derart ist. (d.V.)}

" Sofern man vom Austausch als Form des Produktionsprozesses spricht, erklärt Marx entschieden, daß es ohne Austausch keine abstrakte Arbeit, keinen Wert gibt; daß die Arbeit nur mit der Entwicklung des Austauschs den Charakter der abstrakten Arbeit annimmt. Gerade diese eindeutigen Thesen von Marx habe ich auch in meinem Buch entwickelt. "
" Dort, wo vom Austausch als von einer einzelnen Phase die Rede ist, die der Produktion gegenübersteht, sagt Marx, daß die Arbeit und das Arbeitsprodukt noch bis zum Austauschprozeß einen bestimmten sozialen Charakter besitzen, dieser Charakter im Austauschprozeß aber erst noch realisiert werden muß. Im unmittelbaren Produktionsprozeß ist die Arbeit keine abstrakte im vollen Sinn des Wortes, sondern wird erst zur abstrakten. Und solche Äußerungen kann man in großer Zahl bei Marx finden. Ich möchte hier nur zwei Zitate aus der "Kritik" anführen. "

{ Alleine schon deshalb kann nicht die Rede sein, weil ein nicht veräußertes Produkt

(d.V.)}

" So kommen wir zu folgenden Schlüssen: Die abstrakte Arbeit und der Wert werden geschaffen oder "werden" im Prozeß der unmittelbaren Produktion (Marx verwendet den Ausdruck "werden" öfter für diesen Prozeß) und werden nur im Austauschprozeß realisiert. "

III

" Bis jetzt habe ich von der abstrakten Arbeit gesprochen. Nun möchte ich zum Wert übergehen. Was das Problem des Wertes betrifft, so ist meine Aufgabe die gleiche wie auch bei der abstrakten Arbeit. Ich bemühte mich zu beweisen, daß wir in den Begriff der abstrakten Arbeit auch die Merkmale der sozialen Organisation der Arbeit in einer Warenproduktion miteinschließen müssen. Genau so möchte ich auch beweisen, daß wir in den Begriff des Wertes unbedingt die soziale Form des Wertes miteinbe ziehen müssen, die soziale Form, die die Arbeitsprodukte in einer Warenproduktion annehmen. "
 
[Ziel]
" Wenn wir die populärsten und am weitesten verbreiteten Auffassungen hernehmen, so kann man wohl sagen, daß man unter Wert gewöhnlich die Arbeit versteht, die für die Produktion einer bestimmten Ware notwendig aufgewandt werden muß. Unter dem Tauschwert einer bestimmten Ware versteht man jenes andere Produkt oder jene andere Summe Geldes, gegen die eine bestimmte Ware ausgetauscht wird. Wenn ein bestimmter Tisch in dreistündiger Arbeit erzeugt wurde und gegen drei Stühle ausgetauscht wird, so sagt man gewöhnlich, daß der Wert des Tisches gleich drei Stunden Arbeit ist, seinen Ausdruck in einem anderen Produkt findet, das vom. Tisch selbst verschieden ist, eben in diesen drei Stühlen. Die drei Stühle stellen den Tauschwert des Tisches dar. "
" Deshalb kommt bei den Lesern die Vorstellung auf, daß der Wert eines Produktes nichts anderes ist, als die Arbeit, die auf seine Erzeugung verausgabt werden muß. Hier entsteht der trügerische Eindruck einer völligen Identität der Arbeit mit dem Wert. "
" Die Arbeit wird auch als Wesen des Wertes bezeichnet und als sein Grund, Inhalt, seine Substanz und seine Ursache. All diese Äußerungen müssen wir mit jenen methodologischen Prinzipien verbinden, auf denen die Lehre von Hegel beruht, und dann wird uns klar werden, daß man keinesfalls die These von Marx, daß die Arbeit die Wertsubstanz ist, im Sinne einer völligen Identität der beiden auslegen darf. "
" Was stellt der Wert also als Einheit des Inhalts oder der Substanz (d.h. der Arbeit) und der Wertform dar? Was ist dieser Wert bei Marx zum Unterschied vom Tauschwert? Um dieses Problem beantworten zu können, müssen wir uns folgende Frage stellen: Auf welche Weise geht Marx vom Tauschwert zum Wert über? Warum hält er es für notwendig, gemeinsam mit dem Tauschwert, der in der Realität im Tauschakt erscheint, einen neuen, abstrakteren Wertbegriff zu bilden? "
" Wenn Marx in der "Kritik" unmerklich vom Tauschwert zum Wert übergeht, so ist es ganz im Gegenteil im "Kapital" so, als ob er auf diesem Punkt stehenbleiben würde, da er die Einwände von Seiten seiner Gegner voraussieht. Nach dem oben erwähnten Satz bemerkt Marx: "Der Tauschwert scheint daher etwas Zufälliges und rein Relatives, ein der Ware innerlicher, immanenter Tauschwert . .. also eine contradictio in adjecto." (40) "
 
[Problem des Übergangs vom Tauschwert zum Wert]
" Um die Lehre von Bailey zu widerlegen, hielt es Marx für notwendig, im "Kapital" die These zu entwickeln, daß der Tauschwert für uns nicht verständlich sein kann, wenn er nicht auf eine gewisse Einheit des Wertes zurückgeführt wird. Der erste Abschnitt des ersten Kapitels im "Kapital" ist der Begründung dieser Idee gewidmet, dem Übergang vom Tauschwert zum Wert und vom Wert zur Einheit, der ihm zugrundeliegt. zur Arbeit. Der zweite Abschnitt ist eine Ergänzung zum ersten, da er nur den Begriff der Arbeit näher erklärt. Wir können sagen, daß Marx von den Verschiedenheiten, die in der Sphäre der Tauschwerte zu beobachten sind, zur Einheit übergeht, die allen Tauschwerten zugrundeliegt, eben zum Wert (und schließlich zur Arbeit). Hier zeigt Marx die Fehlerhaftigkeit der Ansichten von Bailey über die Möglichkeit, unsere Untersuchung auf die Sphäre des Tauschwertes zu beschränken. Im dritten Abschnitt geht Marx den umgekehrten Weg und erklärt, wie sich der einheitliche Wert eines bestimmten Produkts in seinen verschiedenen Tauschwerten ausdrückt. "
" Und in der Tat, wurde die Absicht Baileys, zu beweisen, daß außer dem Tauschwert kein Wert existiert, durch die Einseitigkeit Ricardos erleichtert, der nicht beweisen konnte, warum der Wert in einer bestimmten Wertform erscheint. Deshalb war Marx mit zwei Aufgaben konfrontiert: l) zu beweisen, daß wir unter dem Tauschwert den Wert aufdecken müssen, und 2) zu beweisen, daß der Wert unbedingt zu verschiedenen Erscheinungsformen, zum Tauschwert führt. Im gegenwärtigen Vortrag möchte ich mich nur mit der ersten dieser zwei Aufgaben befassen, da mein Anliegen darin besteht, den Wertbegriff zu klären. Die völlige Klärung der Begriffe des Tauschwertes und des Geldes gehört nicht zu meinem Thema. "
" Was völlig unbemerkt blieb, ist folgender Umstand: Der Absatz bei Marx. der den Vergleich des Weizens mit dem Eisen behandelt, ist nicht mehr als eine Schlußfolgerung aus dem vorhergehenden Absatz, dem gewöhnlich nicht nur von den Kritikern, sondern auch von den Kommentatoren von Marx keine Aufmerksamkeit geschenkt wird.
...
Der vorhergehende Absatz lautet: "Eine gewisse Ware, ein Quarter Weizen z.B. tauscht sich mit 20 Pfund Stiefelwichse oder mit 1,5 Meter Seide oder mit einer halben Unze Gold usw. kurz mit anderen Waren in den verschiedensten Proportionen. Aber der Tauschwert des Quarters Weizen bleibt unverändert, und drückt sich nur in der Stiefelwichse, in der Seide und im Gold aus. Folglich muß der Tauschwert einen von diesen Erscheinungsformen unterscheidbaren Inhalt haben." (42) "
" Tatsächlich folgt aus dieser Tatsache, daß ein und dieselbe Ware in den verschiedensten Gebrauchswerten ausgedrückt werden kann. Marx kommt in dem zitierten Absatz zu dem Schluß, daß zwei Waren, die gegen ein und dieselbe Ware ausgetauscht werden, oder einem Dritten gleich sind, untereinander gleich sind. Daraus folgt mit der Notwendigkeit der Logik auch der umgekehrte Schluß, zu dem Marx im folgenden Absatz kommt: Wenn zwei Waren untereinander gleich sind. so sind sie einem Dritten gleich. Eben diesen Gedanken äußert Marx in dem Absatz, wo er den Weizen mit dem Eisen vergleicht. Und so ist die These von Marx, daß zwei Waren, die untereinander gleich sind, auch irgend einem Dritten gleich sein müssen, nur eine Schlußfolgerung aus der vorhergehenden These, laut der zwei Waren, die einem Dritten gleich sind, untereinander gleich sind. Nur die Vereinigung der beiden Absätze gibt den wahren Sinn der Argumentation von Marx wieder. Der Ausgangspunkt seiner ganzen Argumentation besteht in der Konstatierung einer allen bekannten Tatsache, die einer Warenproduktion zueigen ist, der Tatsache der allseitigen Gleichsetzung aller Waren miteinander und der Möglichkeit der Angleichung einer bestimmten Ware an die unendliche Vielzahl aller anderen Waren. Anders ausgedrückt, der Ausgangspunkt aller Überlegungen von Marx ist die konkrete Struktur einer Warenproduktion, und keineswegs die rein logische Vergleichsweise zweier Waren miteinander . "
 
[1. Allgemeine Gleichsetzbarkeit macht sie einem Dritten gleichgesetzt]
" Die zweite Voraussetzung besteht im folgenden: Wir nehmen an, daß der Austausch eines Quarters Weizen gegen eine beliebige andere Ware ein Austausch ist, der einer bekannten Gesetzmäßigkeit unterliegt, und die Gesetzmäßigkeit dieser Tauschakte besteht in ihrer Abhängigkeit vom Produktionsprozeß. Wir lehnen die Vermutung ab, daß der Quarter Weizen gegen eine beliebige Menge Eisen, Kaffee usw. ausgetauscht werden kann. Wir können nicht mit der Annahme übereinstimmen, daß jedesmal im Tauschakt selbst Proportionen für den Austausch aufgestellt werden, die völlig zufälligen Charakter haben. Dagegen behaupten wir, daß all diese Möglichkeiten für eine bestimmte Ware, gegen eine andere ausgetauscht zu werden, einer bestimmten Gesetzmäßigkeit unterliegen, einer Gesetzmäßigkeit, die ihre Basis im Produktionsprozeß hat. "
 
[2. Die Frage nach der Tauschproportion - (natürlicher Preis bei Smith)]
" Wenn wir annehmen würden, daß in jeder der unzähligen Austauschproportionen ein Quarter Weizen einen anderen Wert hat, und die Behauptungen von Bailey laufen darauf hinaus, so würden wir anerkennen, daß ein völliges Chaos in den Erscheinungen der Preisbildung herrscht, in jener großartigen Erscheinung des Austauschs von Produkten, durch und vermittels welcher ein allseitiger Zusammenhang aller Arbeitsarten hergestellt wird. "
" Aus diesem Gedankengang von Marx, der ihn vom Tauschwert zum Wert führte, können wir folgende Schlüsse ziehen. Zu einem Schluß bin ich schon früher gelangt, als ich darauf hinwies, daß Marx die Warenproduktion mit der ihr eigenen allseitigen Gleichsetzung aller Produkte zum Ausgangspunkt seiner Untersuchung macht, eine Gleichsetzung, die eng mit dem Ablauf des Produktionsprozesses verbunden ist. Marx geht nicht vom ausgedachten Beispiel eines zufälligen Vergleichs von zwei Waren aus und auch nicht von einer rein logischen Analyse aller Merkmale, die ihnen gemeinsam sein können, sondern von der realen Form des Austauschs von Produkten, der für eine Warenproduktion charakteristisch ist. "
" Wenn Marx Weizen mit Eisen vergleicht, so findet er in beiden etwas "Gemeinsames", und in diesem "Gemeinsamen" erkennt er den Wert der Produkte. In der Populärliteratur kann man keine klare Antwort auf die Frage finden, was das "Gemeinsame" in den austauschbaren Produkten, über das Marx spricht, ist. Manchmal wird dieses Gemeinsame richtig als Wert betrachtet, manchmal wird es jedoch mit Arbeit identifiziert. "
" Obwohl wir jetzt von jenen konkreten Produkten abstrahieren, gegen die unser Quarter Weizen ausgetauscht wird, abstrahieren wir trotzdem nicht von der sozialen Form des Wertes, den dieser Quarter Weizen besitzt, d.h. wir behaupten, daß unser Quarter Weizen die Fähigkeit hat, in einer bestimmten Proportion gegen ein beliebiges anderes Produkt ausgetauscht zu werden, das es in der bestimmten Gesellschaft gibt. Weiter betrachten wir die Fähigkeit einer Ware zum Austausch als ihr Merkmal, das bestimmten Gesetzen unterworfen ist, und insbesondere eng mit den Herstellungsbedingungen einer bestimmten Ware verbunden ist. Anders ausgedrückt, zu unserem Begriff des Wertes des Weizens gehört nicht mehr nur allein der Begriff der gesellschaftlichen Arbeit, die zu ihrer Herstellung notwendig ist. Dazu gehört der Begriff der gesellschaftlichen Arbeit, der "Sachform" annimmt, die Form einer besonderen Eigenschaft eines Produkts. Hierher gehört auch "der Wertinhalt" und die "Wertform". "
 
[Abstraktion nicht von der sozialen Form]
" Zum Begriff des Wertes gehört auf diese Weise auch der Inhalt des Wertes (d.h. die Arbeit) und die soziale Wertform. Was ist nun diese "Form des Wertes", die zum Unterschied vom Tauschwert zum Begriff des Wertes selbst gehört? "
" "Gesellschaftliche Form der Ware und Wertform oder Form der Austauschbarkeit sind also eins und dasselbe." (46) Wie zu ersehen ist, wird als Wertform die Form der Austauschbarkeit oder die soziale Form. des Arbeitsproduktes bezeichnet, die in sich die Fähigkeit birgt, gegen beliebige andere Waren ausgetauscht zu werden, sofern diese Fähigkeit durch die Quantität der Arbeit bestimmt wird, die zur Herstellung einer bestimmten Ware notwendig ist. Auf diese Weise gingen wir nicht von der sozialen Form des Arbeitsprodukts ab, als wir vom Tauschwert zum Wert übergingen. Wir abstrahierten nur von jenem konkreten Produkt, in dem sich der Wert einer Ware ausdrückt, aber wir hatten dabei immer die soziale Form des Arbeitsprodukts vor Augen. "
 
[Gesellschaftliche Form, Wertform vs. Tauschwert]
" Unsere Schlußfolgerung kann auch auf folgende Weise formuliert werden: Marx analysiert die "Wertform" getrennt vom Tauschwert. Um in den Begriff des Wertes selbst die soziale Form des Arbeitsprodukts einzuführen, waren wir gezwungen, gleichsam eine Aufspaltung oder eine Zweiteilung der sozialen Form des Arbeitsprodukts in zwei Formen durchzuführen: in die Wertform und den Tauschwert, wobei unter der ersten die soziale Form des Produkts zu verstehen ist, die sich noch nicht in einer bestimmten Sache konkretisiert hat, sondern gleichsam die abstrakte Eigenschaft einer Ware darstellt. "
" Jetzt, wo die Unterscheidung zwischen der Wertform und dem Tauschwert geklärt ist, möchte ich mich dem Begriff des Wertes zuwenden und das Verhältnis zwischen seinen verschiedenen Aspekten verfolgen: zwischen dem Wertinhalt oder der Wertsubstanz und der Wertform. "
 
[Zusammenhang der drei Merkmalen des Werts]
" Welches Verhältnis existiert zwischen Arbeit und jener sozialen Wertform, mit der ich mich befaßte? Die allgemeine Antwort auf diese Frage lautet: Die Wertform ist die adäquate und genaue Form des Ausdrucks des Wertgehalts (d.h. der Arbeit). Um diesen Gedanken zu erklären, müssen wir zu einem früheren Beispiel zurückkehren: Ein Tisch wird gegen drei Stühle ausgetauscht. Wir sagen, daß dieser Tauschprozeß einer bestimmten Gesetzmäßigkeit unterworfen ist und von der Entwicklung und den Veränderungen der Arbeitsproduktivität abhängt. Aber der Tauschwert ist eine solche soziale Form des Produkts, die nicht nur die Veränderungen der Arbeit ausdrückt, sondern auch diese Veränderungen verdeckt und verschleiert. Er verdeckt sie aus dem einfachen Grund. daß der Tauschwert das Verhältnis zwischen zwei Waren ist, zwischen dem Tisch und den Stühlen, und deshalb sagt uns die Veränderung der Tauschproportion zwischen diesen zwei Gegenständen nichts darüber, ob die Arbeit sich wirklich verändert hat, die auf die Herstellung des Tisches aufgewandt wurde. "
" Um den Prozeß der Abhängigkeit der Veränderung der sozialen Form des Produkts von der Quantität der Arbeit, die auf die Herstellung des Produkts aufgewandt wurde, in Reinform zu untersuchen, mußte Marx die vorhandene Erscheinung in zwei Teile teilen, sie durchschneiden und sagen, daß wir jene Ursachen getrennt untersuchen müssen, die den Wert des Tisches bestimmen, und jene, die den Wert der Stühle bestimmen; und daß ein und dieselbe Erscheinung des Tausches (eben die Tatsache, daß der Tisch jetzt gegen sechs Stühle anstatt gegen drei ausgetauscht werden kann) entweder aus Gründen hervorgerufen werden kann, die auf Seiten des Tisches liegen, oder aus Gründen, die in den Herstellungsbedingungen der Stühle wurzeln. Um die Tätigkeit jeder dieser kausalen Ketten getrennt zu untersuchen, mußte Marx die Tatsache der Veränderung des Tauschwertes des Tisches in zwei Teile aufspalten und annehmen, daß diese Veränderungen ausschließlich aus Gründen hervorgerufen werden, die auf Seiten des Tisches zur Auswirkung kommen, d.h. durch eine Veränderung der Produktivität der Arbeit, die zur Herstellung des Tisches notwendig ist. Anders ausgedrückt, er mußte annehmen, daß alle anderen Waren, gegen die unser Tisch ausgetauscht wird, ihren früheren Wert bewahren. Nur bei dieser Annahme folgt die Veränderung des Wertes des Tisches der Veränderung der Quantität der Arbeit, die zu seiner Herstellung notwendig ist. und die soziale Form des Wertes erweist sich als ganz genauer und adäquater Ausdruck des Wertinhalts oder der Wertsubstanz (d.h. der Quantität der Arbeit, die im Herstellungsprozeß aufgewandt wird). "
" Obwohl Marx im gegebenen Fall nirgends auf einen Zusammenhang seines Konzepts mit der Philosophie Hegels hinweist, kann man eine wesentliche Ähnlichkeit zwischen der Aufspaltung der sozialen Form des Produkts bei Marx und der Lehre Hegels über die "Verdoppelung der Form" finden. Ich möchte hier einige Zeilen aus der sogenannten kleinen "Logik" von Hegel anführen: "Bei dem Gegensatz von Form und Inhalt ist wesentlich festzuhalten, daß der Inhalt nicht formlos ist, sondern eben sowohl die Form in ihm selbst hat, als sie ihm ein Äußerliches ist. Es ist die Verdoppelung der Form vorhanden, die das eine mal als in sich reflektiert den Inhalt, das andere mal als in sich reflektiert die äußerliche dem Inhalt gleichgültige Existenz ist." (47) Ich glaube, daß die von Marx durchgeführte Unterscheidung zwischen "Wertform", die im Wert selbst eingeschlossen ist, und "Tauschwert", der etwas 'Äußerliches", "Unbestimmtes" in bezug auf den Wert darstellt, Ähnlichkeit mit der Verdopplung der Form hat, die uns bei Hegel begegnet. "
 
[Verdopplung der Form bei Hegel]
" Jetzt möchte ich zum letzten Teil meines Vertrages übergehen, zur Frage über den Inhalt oder die Substanz des Wertes. Alle Marxisten stimmen darin überein, daß die Arbeit den Inhalt des Wertes bildet, aber das Problem liegt darin, von welcher Arbeit denn hier die Rede ist. "
 
[Substanz des Wertes - welche Arbeit?]
" "Von der qualitativen Seite her betrachtet, bedeutet das Verhältnis zwischen Arbeit als "Wertsubstanz" und "Wertform" das Verhältnis zwischen dem Teilungsprozeß der Arbeit und seiner spezifischen, sozialen und eben "Warenform". (S. 91). Die angeführten Zitate geben mir das Recht zu behaupten, daß ich mit dem Inhalt des Wertes wirklich nicht die Arbeit meinte, die ausschließlich von der materiell technischen Seite betrachtet wird, sondern meine Idee näherte sich an jenen Begriff der sozial gleichgesetzten und geteilten Arbeit an, über den ich früher sprach. Unter dem Wertinhalt verstand ich Arbeit, die als Teil der gesamten gesellschaftlichen gleichgesetzten und geteilten Arbeit aufgefaßt wird. "
" Jetzt möchte ich die Frage stellen: Versteht Marx unter dem Inhalt des Wertes die sozial gleichgesetzte Arbeit allgemein oder aber die abstrakt allgemeine? Mit anderen Worten, wenn wir von der Arbeit als vom Inhalt des Wertes sprechen, schließen wir in den Begriff der Arbeit alle jene Merkmale ein, die ich weiter oben in den Begriff der abstrakten Arbeit mit-einbezog, oder fassen wir die Arbeit im Sinne der sozial gleichgesetzten Arbeit auf, die in sich nicht jene Merkmale einschließt, die die soziale Organisation der Arbeit in einer Warenproduktion charakterisieren. Fällt der Begriff der Arbeit als Inhalt des Wertes mit dem Begriff der abstrakten Arbeit, die den Wert bildet, zusammen, oder aber hat der erste Begriff einen breiteren Charakter? Auf den ersten Blick wird man bei Marx Argumente zugunsten beider Bedeutungen des "Wertinhalts" finden. Einerseits wird man Argumente finden, die schembar besagen, daß wir unter Arbeit als den Inhalt des Wertes etwas Geringeres als die abstrakte Arbeit verstehen müßen, d.h. die Arbeit außerhalb aller jener sozialen Merkmale, die ihr in einer Warenproduktion zueigen sind. "
" Man kann oft finden, daß Marx unter dem Inhalt des Wertes etwas versteht, das nicht nur die soziale Form des Wertes annehmen kann, sondern auch eine andere soziale Form. "
 
[Wertinhalt - verschiedene soziale Formen?]
" Unter dem Inhalt wird etwas verstanden, das fähig ist, unterschiedlich soziale Formen anzunehmen. Durch eben eine solche Fähigkeit zeichnet sich die sozial gleichgesetzte Arbeit aus, aber nicht die abstrakte, d.h. die Arbeit, die schon eine gewisse soziale Form angenommen hat. Die sozial gleichgesetzte Arbeit kann die Form von Arbeit annehmen, die in einer Warenproduktion organisiert wurde, und die Form von Arbeit, die z.B. die in einer sozialistischen Produktion organisiert ist. Anders ausgedrückt, im gegebenen Fall fassen wir die sozial gleichgesetzte Arbeit in ihrer abstrakten Form auf und lassen jene Modifikationen beiseite. die im Inhalt selbst (d.h. in der Arbeit) durch die eine oder andere seiner Form hervorgerufen werden. "
" Wenn Marx in dem bekannten Brief an Kugelmann vom 11. Juli 1868 sagt, daß die gesellschaftliche Teilung der Arbeit sich in einer Warenproduktion in Form des Wertes äußert, betrachtet er wiederum die gesellschaftlich geteilte Arbeit als Inhalt, der diese oder jene soziale Form annehmen kann. "
 
[Heureka, der Kugenmannbrief]
" Im zweiten Absatz des Abschnitts über den Warenfetischismus erklärt Marx geradezu, daß wir den "Inhalt der Wertbestimmungen" nicht nur in einer Warenproduktion finden können, sondern auch z.B. in einer patriarchalischen Familie oder auf einem mittelalterlichen Gut. Und hier stellt die Arbeit, wie wir sehen, einen Inhalt dar, der verschiedene soziale Formen annehmen kann. "

{ Das ist für mich immer die entscheidende Stelle, wo sich Spreu und Weizen trennen müssen. Aber Rubin macht es sich nicht einfach. (d.V.)}

" Ich möchte jetzt ein Argument zugunsten der gegenteiligen These anführen, laut der wir unter dem Inhalt des Wertes die abstrakte Arbeit verstehen müssen. "
 
[Gegenteilig]
" Erstens werden wir bei Marx einige Äußerungen finden, die das bestätigen. z.B. folgende: "Sie (die Waren) beziehen sich damit zugleich auf die abstrakte menschliche Arbeit als ihre gemeinsame gesellschaftliche Substanz." (50) Diese Feststellung läßt keinen Zweifel darüber zu, daß die abstrakte Arbeit nicht nur ein Werterzeuger ist, sondern auch Wertsubstanz oder Inhalt des Wertes. Zu diesem Schluß gelangen wir aufgrund methodologischer Überlegungen. "
" Ich habe früher bewiesen, daß die sozial gleichgesetzte Arbeit in einer Warenproduktion die Form der abstrakten Arbeit annimmt, und nur aus dieser abstrakten Arbeit entspringt notwendigerweise der Wert als soziale Form der Arbeitsprodukte. Daraus folgt, daß der Begriff der abstrakten Arbeit in unserem System unmittelbar dem Wertbegriff vorangegangen war, und das würde beweisen, daß wir gerade diesen Begriff der abstrakten Arbeit als Basis, Inhalt oder Substanz des Wertes auffassen müssen. Aber man darf auch nicht vergessen, daß Marx in der Frage des Verhältnisses zwischen Inhalt und Form auf dem Standpunkt Hegels stand und nicht auf dem Kants. Kant betrachtet die Form als etwas Äußerliches in bezug auf den Inhalt und etwas, das sich von außen an ihn anschließt. Vom Standpunkt der Hegeischen Philosophie aus, stellt der Inhalt nicht etwas dar, an das sich die Form von außen anschließt, sondern der Inhalt selbst, indem er sich entwickelt, gebiert diese Form, die in eben diesem Inhalt in versteckter Form enthalten war. Die Form entspringt notwendigerweise dem Inhalt selbst. "
 
[Form und Inhalt]
" Wir haben das paradoxe Resultat erreicht, daß Marx als Inhalt des Wertes einmal die sozial gleichgesetzte Arbeit anerkennt, ein anderes Mal die abstrakte Arbeit.
...
Wie können wir diesen Widerspruch auflösen? "
" Mir scheint, daß dieser Widerspruch verschwindet, wenn wir uns an den Gegensatz zwischen den beiden Methoden, der analytischen und der dialektischen, erinnern, über die ich am Beginn meines Vertrages sprach. Wenn wir vom Wert ausgehen, als von einer bestimmten sozialen Form, und uns die Frage stellen, was der Inhalt dieser Form ist, so wird sich zeigen, daß diese Form nur allgemein die Tatsache ausdrückt, daß gesellschaftliche Arbeit verausgabt wurde: der Wert erweist sich als Form, die die Tatsache der sozialen Gleichsetzung der Arbeit ausdrückt, als Tatsache, die nicht nur in einer Warenproduktion vorkommt, sondern auch in einer anderen Produktion vor sich gehen kann. Indem wir uns auf analytischem Wege von der fertigen Form zu ihrem Inhalt begeben haben, finden wir die sozial gleichgesetzte Arbeit als Inhalt des Wertes. Aber wir gelangen zu einem anderen Schluß, wenn wir nicht die fertige Form zum Ausgangspunkt unserer Untersuchung nehmen, sondern den Inhalt selbst (d.h. die Arbeit), aus dem notwendig die Form (der Wert) entspringen muß. Um von der Arbeit, die als Inhalt betrachtet wird, zum Wert überzugehen, als zur Form, müssen wir in den Begriff der Arbeit die soziale Form ihrer Organisation in einer Warenproduktion miteinschließen, d.h. die abstrakt allgemeine Arbeit als Inhalt des Wertes erkennen. Es ist möglich, daß gerade durch die Unterscheidung dieser beiden Methoden sich auch der scheinbare Widerspruch in der Definition des Wertinhalts erklärt, dem wir bei Marx begegnen. "
" Wenn wir die weiter oben in unserem Vortrag erwähnte Darlegung zusammenfassen, so können wir sagen, daß die Grundbegriffe, auf denen die Marxsche Wert- und Geldtheorie beruht, aus folgenden fünf Begriffen bestehen: 1) die Produktionsverhältnisse der Warenproduzenten, 2) die abstrakte Arbeit, 3) der Wert, 4) der Tauschwert und 5) das Geld. "
" Beginnen wir mit den Produktionsverhältnissen der Warenproduzenten. Das war ein Begriff, der jedem Marxisten bekannt war. Alle wußten, daß die Lehre von den Produktionsverhältnissen der Menschen die Basis der Marxschen ökonomischen Theorie ist. Es wurde dabei jedoch nicht klar genug versucht zu zeigen, wie aus den menschlichen Produktionsverhältnissen jene Kategorien entsprangen, über die ich sprach. Deshalb kam es, als ich zur abstrakten Arbeit überging, zu einem völligen Bruch zwischen dem ersten und dem zweiten Begriff. Die abstrakte Arbeit wurde als physiologisch gleiche Arbeit bestimmt, d.h. die Form der Produktionsverhältnisse der Menschen als Warenbesitzer war völlig verworfen worden. Diese Form war von uns vergessen worden, und wir befanden uns plötzlich in der Sphäre der physiologisch gleichen Arbeit, die für alle historischen Epochen die gleiche ist. "
 
[Formfrage]

{ Hier steckt der reale Kern von z.B. Heinrichs Kritik. (d.V.)}

" Indem wir vom Begriff der abstrakten Arbeit zum Begriff des Wertes übergingen, muß ich sagen, daß diese zwei Begriffe in der marxistischen Literatur immer eng miteinander verbunden waren. Es wäre wirklich höchst seltsam, wenn die Anhänger der Arbeitswerttheorie den Begriff der Arbeit nicht mit dem Wertbegriff verbinden würden. Aber diese Verbindung ist eben dadurch teuer erkauft worden, daß der Wert fast mit der Arbeit identifiziert wurde, und es war nicht klar, wodurch sich eigentlich der Wert von der Arbeit unterscheidet. Beim. weiteren Übergang vom Wert zum Tauschwert gab es wieder einen Bruch. Der Wert wurde mit der Arbeit identifiziert, und deshalb wußten wir auch nicht, wie der Tauschwert aus dem Wert entsteht. Endlich, der Zusammenhang zwischen dem Begriff des Tauschwertes und dem des Geldes war in der marxistischen Literatur schon immer ein sehr beständiger, da Marx diesen Zusammenhang unterstrich und ihn besonders bekräftigte. Auf diese Weise wurden die oben aufgezählten fünf Kategorien in drei Gruppen aufgespalten. In der ersten Gruppe waren die Produktionsverhältnisse der Warenproduzenten, in der zweiten die abstrakte Arbeit Und der Wert und in der dritten der Tauschwert und das Geld. Das System der aufgezählten fünf Kategorien war nur an zwei Stellen unterbrochen, und zwar an der Stelle, wo wir von den Produktionsverhältnissen zur abstrakten Arbeit, und dort, wo wir vom. Wert zum Tauschwert übergehen mußten. "
" Diese Unterbrechungen verschwinden, wenn wir die abstrakte Arbeit als Arbeit betrachten, die eine bestimmte soziale Form besitzt, und wenn wir unter dem Wert die Einheit von Inhalt und Form verstehen. "
" Durch diese zwei Umformungen erhalten wir einen ununterbrochenen logischen Zusammenhang aller aufgezählten Kategorien. Aus einer bestimmten Form der Produktionsverhältnisse der Menschen als Warenproduzenten entspringt der Begriff der abstrakten Arbeit. Aus der abstrakten Arbeit, die nicht als physiologisch gleiche Arbeit, sondern als in einer spezifischen Form sozial gleichgesetzte angesehen wird, die einer Warenproduktion zueigen ist, entspringt notwendigerweise der Wertbegriff. Der Wertbegriff, der als Einheit von Inhalt und Form betrachtet wird, ist durch seinen Inhalt mit dem vorhergehenden Begriff der abstrakten Arbeit und durch seine Form mit dem folgenden Begriff des Tauschwerts verbunden. Endlich, führt die Entwicklung des Tauschwerts notgedrungen zum Geld. "
 
[Der Zusammenhang der Kategorien]
" Es handelt sich bei diesem Text um die korrigierte stenographische Mitschrift eines Vortrags, der auf der Sitzung der Allgemeinen Wirtschaftssektion des Instituts für Ökonomie im Mai und Juni 1927 verlesen wurde. Die Redaktion von "Pod Znamenem Marksizma" (Unter dem Banner des Marxismus) bezeichnet ihn als "Diskussionsbeitrag". "
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last update : Mon Dec 19 18:27:20 CET 2005 Heilbronn
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