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Team | Peter Heilbronn |
Thema | Notizen zu Karl Reitter 'Der Begriff der abstrakten Arbeit' ( original ) |
Verweis | [ lokales Original ] |
Letzte Bearbeitung | 02/05 |
Home | www.mxks.de |
1. Der Begriff der ''abstrakten Arbeit''
{ Es gibt keine 2 Varianten, vielmehr stellen sie beide verschiedene Aspekte des Begriffs der aA, als Strategie, dar. (d.V.)}
"
Wir erhalten ein sehr merkwürdiges Ergebnis. Die abstrakte, wertbildende Arbeit
erscheint als Resultat einer bloßen Gedankenabstraktion. Ebenso wie ich
von Tannen und Fichten auf Bäume, von Schafen und Ziegen auf Tiere, so kann ich
von Schneiderei und Weberei auf Arbeit schlechthin abstrahieren. Wenn ich von
der besonderen Tätigkeit abstrahiere, so bleibt einfach die Tatsache übrig, daß
? wie Marx ja schreibt ? Muskel, Nerv und Gehirn verausgabt werden.
"
[Herv. v. P.H.]
| [''Physiologische Variante''] |
{
"
Erkennt man, daß die abstrakte Arbeit mit dem spezifischen gesellschaftlichen
Verhältnis des Kapitalismus verknüpft ist, wird klar, daß sich der Wertbegriff
nicht aus Arbeit schlechthin, sondern aus Arbeit, verausgabt unter spezifischen
gesellschaftlichen Bedingungen der ''Warenproduktion'', ergibt.
"
| [Die 2.Variante] |
"
Lassen wir für einen Moment diese beiden Varianten so stehen. Um zu zeigen, wie
wenig "akademisch" diese Fragen sind, möchte ich einige Konsequenzen andeuten,
die sich aus der strikt physiologischen Deutung der abstrakten Arbeit ergeben,
bzw. ergeben haben. Isoliert man die physiologische Definition aus dem Kontext
des "Kapitals", vergißt man die Tatsache, daß Marx Wert immer an die Kategorie
der Ware bindet (ohne Ware kein Wert), so mag es erscheinen, als ob die
Eigenschaft "Wert" zu bilden, der Arbeit an sich zukommt.
... Die abstrakte Arbeit wird so neben der Eigenschaft Gebrauchswerte zu produzieren, zur zweiten Natureigenschaft der Arbeit, der Wert zu einer überhistorischen, ungeschichtlichen Kategorie. Aus einer gesellschaftlichen Werttheorie wird eine objektivistische Werttheorie, objektivistisch in dem Sinne, daß die konkreten sozialen Beziehungen nichts mehr mit abstrakter, wertbildender Arbeit zu tun haben. Ob Feudalismus, Kapitalismus, Sozialismus, immer wird "Nerv, Muskel, Hirn und Hand" verausgabt. " | [Substantialismus] |
{Diese Strategie fährt Heinrich die ganze Zeit, daß ist es, was er ''traditionellem Marxismus'' und bürgerlicher Ökonomie zugleich vorwirft, das ist der ''substantialistische Standpunkt''. (d.V.)}
2. Die drei Elemente des Marxschen Wertbegriffs
"
Die Substanz, also die Qualität des Werts ist die abstrakte Arbeit, die in der
Produktion einer Ware verausgabt wurde. Betrachten wir die Definition des Maßes,
zeigt sich sofort, daß ein rein physiologischer Arbeitsbegriff völlig unhaltbar
ist. Bei der konkreten Produktion einer Ware wird eine bestimmte Anzahl von
Zeiteinheiten konkreter Arbeit benötigt. Diese konkrete Arbeitszeit ist mit der
Uhr meßbar. Als wertbestimmend geht jedoch nicht die tatsächlich geleistete
Arbeitszeit, sondern die durchschnittlich gesellschaftlich notwendige
Arbeitszeit als Maßgröße des Werts in die Ware ein. Bei der gesellschaftlichen
Bestimmung dieser Zeitdauer spielt die Produktivkraft der Arbeit eine wichtige
Rolle. Die tatsächlich geleistete Arbeitszeit und die wertbestimmende
Arbeitszeit können theoretisch wie praktisch niemals übereinstimmen.
"
"
Bei der abstrakten Arbeit wird nicht nur vom konkreten Inhalt, sondern auch von
der Zeitdauer abstrahiert. Also, eine Stunde Schneiderarbeit ergibt keineswegs
eine Stunde Verausgabung von Muskel, Nerv und Gehirn, sondern eine unbestimmte
Zeitdauer, die niemand, weder vor, während, noch nach der Produktion ausrechnen
oder bestimmen kann. Die Rede, abstrakte Arbeit sei bar jeden Inhalts bloß mit
der Uhr meßbar, ist völlig irreführend und falsch.
"
| [Konkrete und ''abstrakte'' Arbeitszeit] |
{ Als Flußgröße, aber in jedem Augenblick doch hinreichend genau bestimmbar und auch über längere Zeiträume konstant, gibt es diese Zeitdauer der abstrakten Arbeit sehr wohl, durchschnittliche Produktionszeiten in der Form der durchschnittlichen Preise auf dem Weltmarkt. Aber auch erstere sind bekannt. (d.V.)}
"
Das Gerede vom "Wertgesetz" verkürzt den Marxschen Wertbegriff auf die
Dimensionen der Substanz und des Maßes. Die Form bleibt außerhalb des
Blickfelds. Backhaus hat diese Auffassung als prämonetäre Werttheorie
bezeichnet.
"
| [Frage der Form - Backhaus] |
Wert
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Tauschwert
|
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Substanz (Qualität)
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Maß (Quantität)
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Form
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abstrakte Arbeit
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gesellschaftlich durchschnittlich notwendige Arbeitszeit
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Verdopplung des Arbeitsprodukts
in Ware (relative Wertform) und Geld (allgemeine Äquivalentform)
|
"
Ich sehe die Wurzel dieser Übel, also die Wurzel der prämonetären Werttheorie
ebenso wie die Fehldeutung der abstrakten Arbeit als Verausgabung von Muskel,
Nerv und Gehirn in der Tatsache, daß der Wert allein aus der Arbeit und nicht
aus den gesellschaftlichen Verhältnissen der "Warenproduktion" abgeleitet wurde.
Genau genommen ist die Rede, Arbeit als solche würde die (Tausch)Werte
produzieren, barer Unsinn. Denn diese Auffassung impliziert, daß der
Doppelcharakter der Arbeit unabhängig von gesellschaftlichen Verhältnissen als
quasi ontologische Eigenschaft der Arbeit existiert. Doch damit Wert und Ware
existieren, erfordert es spezifische gesellschaftliche Verhältnisse. Marx nennt
diese im Fetisch-Kapitel klar beim Namen.
"
| [Prämonetären Werttheorie] |
{
{ Genauso, wie die notwendige Gleichsetzung der Arbeiten vermöge dem Wert nur in der Warenproduktion gilt. So gilt andersherum die triviale Gleichheit der Arbeitszeitquanta, die auf die verschiedensten Produkte in ihrer Erzeugung aufgeteilt werden müssen. Dies ist die zu Grunde liegende Gleichheit der Gleichheit der Arbeiten in ihren Produkten in der Warenproduktion. Diese triviale Gleichheit der Zeitquanta macht die Planung möglich und ihre Begrenztheit macht die Planung nötig. Bei einer Planung verwendet man selbstverständlich immer den Durchschnitt. (d.V.)} | [Gleichheit von Arbeit und Zeit] |
3. Marx, ein Hegelianer auf Gedeih und Verderb?
"
Ein adäquater Begriff der abstrakten Arbeit, so Castoriadis, könne nur jenseits
der Hegelschen Konzepte entwickelt werden. Marx müsse also notwendig zu unklaren
und schwankenden Formulierungen greifen. Für Castoriadis resultiert die gleiche
Substanz in allen Waren aus einer rein imaginären[28] Setzung. "Jenes
reale Trugbild, jenes geschichtliche Konstrukt einer Pseudo-Gleichheit der
Individuen und der Arbeiten ist eine Einrichtung und Schöpfung des Kapitalismus,
ein <Produkt> des Kapitalismus, mittel dessen der Kapitalismus sich
produziert ? und das Marx, gefesselt an die <historische Schranke> der
Gesellschaft, in der er lebte, von Fall zu Fall eine universale,
übergeschichtliche Bestimmung, nämlich die Substanz Arbeit,
verwandelt."[29] Gerade dort, so Castoriadis, wo Marx Aristoteles zu
überwinden suche, falle er hinter seine eigenen Einsichten zurück.
"
| [Abstrakten Arbeit - Castoriadis] |
4. Produktion oder Zirkulation?
"
Diese Schlußfolgerung muß dann zu merkwürdigen Konsequenzen führen, wenn man
einen magischen Punkt der Verwandlung von Arbeitsprodukt in Ware, von einem
Vorher und einem Nachher ausgeht. Würde das Arbeitsprodukt erst durch den Tausch
in Ware verwandelt, so könnte man streng genommen nur noch von
Gebrauchswertproduktion, nicht aber von Warenproduktion sprechen. Daß die
gesamte Sphäre der Produktion jenseits von Wert und Ware anzusiedeln sei, ist
wohl eine mehr als eigentümliche Konsequenz. Zudem, konstatiert Marx nicht einen
gewissen Vorrang der Produktion?
... Es kommt letztlich darauf an, daß die Individuen nicht unvermittelt gesellschaftlich produzieren, sondern sich durch Dinge (d.h. ihre Arbeitsprodukte) aufeinander beziehen. Sobald jedoch dieses Verhältnis das gesellschaftlich dominierende geworden ist, läßt sich kein Punkt mehr angeben, an dem das Arbeitsprodukt in Wert umschlägt. Ich sehe meine Auffassung durch folgendes Zitat bestätigt: "Die Spaltung des Arbeitsprodukts in nützliches Ding und Wertding betätigt sich nur praktisch, sobald der Austausch bereits hinreichende Ausdehnung und Wichtigkeit gewonnen hat, damit nützliche Dinge für den Austausch produziert werden, der Wertcharakter der Sachen also schon bei der Produktion selbst in Betracht kommt. Von diesem Augenblick erhalten die Privatarbeiten der Produzenten tatsächlich einen doppelten gesellschaftlichen Charakter."[39] " | [Der Punkt des Umschlages Arbeitsprodukt/Wert ist nicht mehr bestimmbar] |
5. Wertform und abstrakte Arbeit
6. Kleiner Exkurs: Das Problem der Geldware
"
Es ist unmöglich, einen Artikel über die abstrakte Arbeit und die Form des Tauschwerts zu schreiben, ohne auf ein gewichtiges Problem zumindest zu verweisen. Marx leitet im "Kapital" eindeutig eine Geldware ab. Auch wenn er für bestimmte Funktionen und im nationalen Rahmen die Möglichkeit eines reinen Zettel- oder Symbolgeldes einräumt, für die internationale Ebene beharrt er auf der Notwendigkeit des Warengeldes. [52] Wir müssen aber doch davon ausgehen, daß etwa der EURO keineswegs stellvertretend für eine Goldware zirkuliert, sondern es sich bei dieser Währung eindeutig um reines Zettelgeld handelt. Bezeichnender Weise war und ist der theoretische Beitrag des Staats- und Parteimarxismus zu dieser Frage praktisch gleich null. Michael Heinrich ist einer der wenigen AutorInnen, die versucht haben, dieses Problem einer Lösung zuzuführen.
... Marx, so Heinrich weiter, hätte, geblendet durch die ökonomischen Verhältnisse seiner Zeit, umstandslos das allgemeine Äquivalent mit einer Geldware identifiziert. Das allgemeine Äquivalent kann, aber muß keine Geldware sein, so Heinrich. Sein Ergebnis ist auf den ersten Blick einigermaßen verblüffend. Und es hängt durchaus mit dem Begriff der abstrakten Arbeit zusammen. " | [Gold und Euro] |
{ Wir müssen davon nicht ausgehen. Es ist die gleiche Frage, daß sich aus dem Tauschwert der Wert nicht bestimmen läßt, wohl aber umgekehrt, wie sich auch das Verhältnis EURO zu Brot nicht als willkürlich festgelegtes zeigen kann, sondern so, wie Marx dies über das Warengeld Gold bestimmt. Die Frage an der Stelle ist, ist das Geld nicht dann wirklich als Geld entfaltet, wenn es als rein willkürliches Staatsgeld gesetzt ERSCHEINT. Dann das die Kurantmünze über Scheidemünze bis zur Banknote und diese durch elektronische Zustände in Speicherbausteinen ersetzt werden muß, entspringt aus dem inneren Widerspruch von Geldmaterial und Geldfunktion selbst. (Siehe hierzu Ansgar Knolle-Grothusen 'Geld und Gold - Schein und Wirklichkeit'.) Meiner Meinung nach fällt Heinrich auf die Anschauungen des Merkantilismus zurück. (d.V.)}