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Team Peter Heilbronn
Thema Notizen zu Karl Reitter 'Der Begriff der abstrakten Arbeit' ( original )
Verweis [ lokales Original ]
Letzte Bearbeitung 02/05
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1. Der Begriff der ''abstrakten Arbeit''
2. Die drei Elemente des Marxschen Wertbegriffs
3. Marx, ein Hegelianer auf Gedeih und Verderb?
4. Produktion oder Zirkulation?
5. Wertform und abstrakte Arbeit
6. Kleiner Exkurs: Das Problem der Geldware

1. Der Begriff der ''abstrakten Arbeit''

" Die Antwort auf die Frage, was denn nun unter abstrakter Arbeit zu verstehen sei, betrifft unmittelbar die Begriffe des Werts und des Kapitals, und berührt letztlich das Verständnis jener historischen Epoche, in der wir leben. "
" Dem Begriffspaar konkrete Arbeit ? abstrakte Arbeit entspricht das Begriffspaar Gebrauchswert ? Wert/Tauschwert. Marx selbst hebt die Bedeutung der zwei Arbeitsbegriffe hervor, diese Unterscheidung sei ''der Springpunkt, um den sich das Verständnis der politischen Ökonomie dreht''. "
- das gemeinsame Dritte der Waren, Produkt gleicher, abstrakter, menschlicher Arbeit zu sein, abstrakte Arbeit (aA) als Substanz des Wertes
Marx entwirft 2 Varianten der Präzisierung des Begriffs der aA

{ Es gibt keine 2 Varianten, vielmehr stellen sie beide verschiedene Aspekte des Begriffs der aA, als Strategie, dar. (d.V.)}

" Wir erhalten ein sehr merkwürdiges Ergebnis. Die abstrakte, wertbildende Arbeit erscheint als Resultat einer bloßen Gedankenabstraktion. Ebenso wie ich von Tannen und Fichten auf Bäume, von Schafen und Ziegen auf  Tiere, so kann ich von Schneiderei und Weberei auf Arbeit schlechthin abstrahieren. Wenn ich von der besonderen Tätigkeit abstrahiere, so bleibt einfach die Tatsache übrig, daß ? wie Marx ja schreibt ? Muskel, Nerv und Gehirn verausgabt werden.  " [Herv. v. P.H.]
 
[''Physiologische Variante'']

{

(Notiz: Form-Zusammenhang Abstraktheit und Durchschnitt)
Zu bemerken wäre, daß dies auch die tatsächliche Gleichheit ausmacht, deren bewußter Reflex diese Abstraktion(sbewegung) ist. Beim Tausch werden die Arbeitszeiten in Form ihrer Produkte wirklich verglichen. Die gesellschaftlich notwendigen Arbeitszeit, also die Durchschnittsarbeitszeit, vergleicht sich mit einander wie damit die Arbeitsprodukte als Durchschnittsarbeitsprodukte, oder aber auch als Produkt abstrakter Arbeit. Diese beiden Begriffe vermitteln sich zueinander, da die Durchschnittsbildung vermittels dem Markt die abstrakte Arbeit der Zeit nach erst bestimmt an Hand des Durchschnitts der konkretenArbeitszeiten gewichtet nach ihrem Anteil am Gesamtvolumen und moduliert nach den verschiedensten anderen Einflüssen an der Oberfläche (siehe Band III).
Der Punkt ist natürlich der, daß es selbstverständlich, weil formal, zu jeder Zeit Durchschnittsarbeit gegeben hat. Das Wesentliche ist nun, was für eine Wirklichkeit hatte diese Durchschnittsarbeit und die Durchschnittszeiten, welche als Wert historisch erscheinen. Hier greift Reitter glaube ich auch zu kurz, daß er nicht sieht (siehe Kugelmannbrief), daß die abstrakte Arbeit, bzw. ihr Maß die durchschnittlichen Arbeitszeiten als notwendiges Maß der gesellschaftlichen Planung der Arbeitszeiten durchaus vor dem Kapitalismus existierte und danach als Größe noch viel wichtiger wird.
Was wirklich historisch ist, daß ist - als Durchschnittsarbeit verstanden - nicht die abstrakte Arbeit, sondern die Form, in der sie gemessen wird, als Wert.
Im Kapitalismus kann sich wegen des Privateigentums an Produktionsmitteln und der daraus folgenden Privatheit der Arbeiten und deren Produkte die gesellschaftliche Gesamtproduktion nur indirekt vermöge Markt und Preis etc. regeln. Der Wert und seine Erscheinungsform der Preis entwickeln sich so zum vorherrschenden Mechanismus, mit all seinen Fetischformen und Unmenschlichkeiten zur vollen Höhe mit der Heraustreibung des doppelt freien Lohnarbeiters zur vorherrschenden Form des Produzenten. Dies geschehend im realen historischen Prozess. Es gibt keine gesellschaftliche Planung der Produktion, sondern nur eine, wenn auch mittlerweile schon globale privat-gesellschaftliche Form, z.B. als Aktiengesellschaft. Die Werte sind die gesellschaftlich notwendigen Arbeitszeiten in der gesellschaftlich historischen Form der Produktion, dem Kapitalismus.
Im Kommunismus tauchen sie wieder auf, wie in jeder hinreichend arbeitsteiligen und entwickelten Gesellschaftsordnung, als die Planungszahlen im Selbstverständigungsprozess der freien Assoziation. Das ist das ganze Geheimnis und der Grund, warum die Akademie und die kritischen Kritiker sich an den abstrakten Formen verbeißen, ohne den Inhalt des Wertgesetzes zu fassen und dieses selbst als historischer Form eines überhistorischen Gesetzes arbeitsteiliger Produktion der proportionellen Verteilung der Arbeitszeiten. Der Wert ist eine historische Form deren Inhalt der gesellschaftlichen Produktionsplanung Marx völlig klar war (siehe Kugelmannbrief).
Wenn Wert und abstrakte Arbeit so gefaßt werden, dann ist der Vorwurf z.B. von Heinrich entgegen solch einer ''substantialistischen'' Sicht lächerlich, er würde Wert zu einer überhistorischen Kategorie (physiologisch) machen. Je bestimmender allerdings die Durchschnittszeiten bei der Erhöhung der Teilung der Arbeit und dem entstehen eines globalen Produktionsprozesses mit seinen ungeheuren Verästelungen und Abhängigkeiten, um so mehr setzt sich das Wertgesetz durch. So bestimmender wird es und um so wichtiger wird die Bestimmung der Planungsgrundlage, wenn man den unbewußten Planungsmechanismus von Markt und Konkurrenz, etc. durch einen bewußten der freien Assoziation ersetzen möchte im Anblick der Existenz des riesenhaft komplexen globalen Produktionsprozesses. (Will man nicht heute, wie Kautsky zu seiner Zeit, die Unmöglichkeit der ''genauen'' Berechnung dieser Zahlen vorschieben als Unmöglichkeit des Kommunismus.)
(d.V.)}

" Erkennt man, daß die abstrakte Arbeit mit dem spezifischen gesellschaftlichen Verhältnis des Kapitalismus verknüpft ist, wird klar, daß sich der Wertbegriff nicht aus Arbeit schlechthin, sondern aus Arbeit, verausgabt unter spezifischen gesellschaftlichen Bedingungen der ''Warenproduktion'', ergibt.  "
 
[Die 2.Variante]
" Lassen wir für einen Moment diese beiden Varianten so stehen. Um zu zeigen, wie wenig "akademisch" diese Fragen sind, möchte ich einige Konsequenzen andeuten, die sich aus der strikt physiologischen Deutung der abstrakten Arbeit ergeben, bzw. ergeben haben. Isoliert man die physiologische Definition aus dem Kontext des "Kapitals", vergißt man die Tatsache, daß Marx Wert immer an die Kategorie der Ware bindet (ohne Ware kein Wert), so mag es erscheinen, als ob die Eigenschaft "Wert" zu bilden, der Arbeit an sich zukommt.
...
Die abstrakte Arbeit wird so neben der Eigenschaft Gebrauchswerte zu produzieren, zur zweiten Natureigenschaft der Arbeit, der Wert zu einer überhistorischen, ungeschichtlichen Kategorie. Aus einer gesellschaftlichen Werttheorie wird eine objektivistische Werttheorie, objektivistisch in dem Sinne, daß die konkreten sozialen Beziehungen nichts mehr mit abstrakter, wertbildender Arbeit zu tun haben. Ob Feudalismus, Kapitalismus, Sozialismus, immer wird "Nerv, Muskel, Hirn und Hand" verausgabt. "
 
[Substantialismus]

{Diese Strategie fährt Heinrich die ganze Zeit, daß ist es, was er ''traditionellem Marxismus'' und bürgerlicher Ökonomie zugleich vorwirft, das ist der ''substantialistische Standpunkt''. (d.V.)}


2. Die drei Elemente des Marxschen Wertbegriffs

" Der Marxsche Wertbegriff besteht aus drei Komponenten, der Substanz (Qualität), dem Maß (Quantität) und der Form. Diese Unterteilung wird von Marx selbst vorgenommen. "
" Die Substanz, also die Qualität des Werts ist die abstrakte Arbeit, die in der Produktion einer Ware verausgabt wurde. Betrachten wir die Definition des Maßes, zeigt sich sofort, daß ein rein physiologischer Arbeitsbegriff völlig unhaltbar ist. Bei der konkreten Produktion einer Ware wird eine bestimmte Anzahl von Zeiteinheiten konkreter Arbeit benötigt. Diese konkrete Arbeitszeit ist mit der Uhr meßbar. Als wertbestimmend geht jedoch nicht die tatsächlich geleistete Arbeitszeit, sondern die durchschnittlich gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit als Maßgröße des Werts in die Ware ein. Bei der gesellschaftlichen Bestimmung dieser Zeitdauer spielt die Produktivkraft der Arbeit eine wichtige Rolle. Die tatsächlich geleistete Arbeitszeit und die wertbestimmende Arbeitszeit können theoretisch wie praktisch niemals übereinstimmen. "
" Bei der abstrakten Arbeit wird nicht nur vom konkreten Inhalt, sondern auch von der Zeitdauer abstrahiert. Also, eine Stunde Schneiderarbeit ergibt keineswegs eine Stunde Verausgabung von Muskel, Nerv und Gehirn, sondern eine unbestimmte Zeitdauer, die niemand, weder vor, während, noch nach der Produktion ausrechnen oder bestimmen kann. Die Rede, abstrakte Arbeit sei bar jeden Inhalts bloß mit der Uhr meßbar, ist völlig irreführend und falsch. "
 
[Konkrete und ''abstrakte'' Arbeitszeit]

{ Als Flußgröße, aber in jedem Augenblick doch hinreichend genau bestimmbar und auch über längere Zeiträume konstant, gibt es diese Zeitdauer der abstrakten Arbeit sehr wohl, durchschnittliche Produktionszeiten in der Form der durchschnittlichen Preise auf dem Weltmarkt. Aber auch erstere sind bekannt. (d.V.)}

" Das Gerede vom "Wertgesetz" verkürzt den Marxschen Wertbegriff auf die Dimensionen der Substanz und des Maßes. Die Form bleibt außerhalb des Blickfelds. Backhaus hat diese Auffassung als prämonetäre Werttheorie bezeichnet. "
 
[Frage der Form - Backhaus]
"
                         Wert
                Tauschwert
Substanz (Qualität)
Maß (Quantität)
Form
abstrakte Arbeit
gesellschaftlich durchschnittlich notwendige Arbeitszeit
Verdopplung des Arbeitsprodukts in Ware (relative Wertform) und Geld (allgemeine Äquivalentform)
Die Tabelle ist so zu lesen: Die Substanz des Werts wird durch die abstrakte Arbeit gebildet, das Maß bestimmt sich aus der gesellschaftlich durchschnittlich notwendigen Arbeitszeit, als Tauschwert muß sich die Ware in Ware und Geld verdoppeln. Die prämonetäre Werttheorie reduziert nun den komplexen Wertbegriff auf die Dimensionen Substanz und Maß, ignoriert jedoch die Form, bleibt also beim "Wert" stehen und ignoriert den "Tauschwert". "
" Ich sehe die Wurzel dieser Übel, also die Wurzel der prämonetären Werttheorie ebenso wie die Fehldeutung der abstrakten Arbeit als Verausgabung von Muskel, Nerv und Gehirn in der Tatsache, daß der Wert allein aus der Arbeit und nicht aus den gesellschaftlichen Verhältnissen der "Warenproduktion" abgeleitet wurde. Genau genommen ist die Rede, Arbeit als solche würde die (Tausch)Werte produzieren, barer Unsinn. Denn diese Auffassung impliziert, daß der Doppelcharakter der Arbeit unabhängig von gesellschaftlichen Verhältnissen als quasi ontologische Eigenschaft der Arbeit existiert. Doch damit Wert und Ware existieren, erfordert es spezifische gesellschaftliche Verhältnisse. Marx nennt diese im Fetisch-Kapitel klar beim Namen. "
 
[Prämonetären Werttheorie]

{

Hier ist die Scheidelinie ganz klar gezeigt. Natürlich ist der Wert an die Warenproduktion gebunden, aber nicht, was er zum Inhalt hat. Drum geht es auch nicht um die Durchsetzung des Wertgesetzes im Sozialismus, die Weiterverwendung von Markt, (politischen) Preisen und Lohnarbeit im Realsozialismus. Sondern, es geht um das Erkennen des Inhaltes, dessen historische Form der Wert ist, und der die Planungsgrößen im Kommunismus, bzw. auch in der Übergangsgesellschaft bestimmt.
Das, was Reitter als Wurzel des Übels sieht ist genau das, was Marx selbst explizit im Kugelmannbrief benennt. Es ist für Analyse und Kritik des Kapitalismus ein Übel, weil man zur Naturalisierung kapitalistischer Verhältnisse als den einzig wahren kommt. Für den Kommunismus ist es eine Notwendigkeit, wenn man den unbewußten Planungsmechanismus der globalen Produktion ersetzen muß durch die bewußte Tat der freien Assoziation.
Wenn allerdings in hoffentlich nicht allzu ferner Zukunft die Arbeitsproduktivitätsentwicklung vom kapitalistischer Formbestimmtheit befreit ist, und die Produktivität so hoch ist, daß die Planung der notwendigen Arbeit (deren Inhalt und Maß zu bestimmen ist) an Gewicht verliert, dann wird der Inhalt vom Wertgesetz, die Proportionale Verteilung der Arbeitszeit, mit dem Verlust der Bedeutung der Arbeitszeit, ihr Gewicht verlieren.
(d.V.)}

" In diesem Zitat spricht Marx eine deutliche Sprache: Die "Gleichheit der menschlichen Arbeit" ist keine Naturtatsache, etwas, was gewissermaßen "immer" gegeben ist, sondern ?gilt? im strengen Sinne nur für die "Warenproduktion". "

{ Genauso, wie die notwendige Gleichsetzung der Arbeiten vermöge dem Wert nur in der Warenproduktion gilt. So gilt andersherum die triviale Gleichheit der Arbeitszeitquanta, die auf die verschiedensten Produkte in ihrer Erzeugung aufgeteilt werden müssen. Dies ist die zu Grunde liegende Gleichheit der Gleichheit der Arbeiten in ihren Produkten in der Warenproduktion. Diese triviale Gleichheit der Zeitquanta macht die Planung möglich und ihre Begrenztheit macht die Planung nötig. Bei einer Planung verwendet man selbstverständlich immer den Durchschnitt. (d.V.)}

 
[Gleichheit von Arbeit und Zeit]

3. Marx, ein Hegelianer auf Gedeih und Verderb?

" Ein adäquater Begriff der abstrakten Arbeit, so Castoriadis, könne nur jenseits der Hegelschen Konzepte entwickelt werden. Marx müsse also notwendig zu unklaren und schwankenden Formulierungen greifen. Für Castoriadis resultiert die gleiche Substanz in allen Waren aus einer rein imaginären[28] Setzung. "Jenes reale Trugbild, jenes geschichtliche Konstrukt einer Pseudo-Gleichheit der Individuen und der Arbeiten ist eine Einrichtung und Schöpfung des Kapitalismus, ein <Produkt> des Kapitalismus, mittel dessen der Kapitalismus sich produziert ? und das Marx, gefesselt an die <historische Schranke> der Gesellschaft, in der er lebte, von Fall zu Fall eine universale, übergeschichtliche Bestimmung, nämlich die Substanz Arbeit, verwandelt."[29] Gerade dort, so Castoriadis, wo Marx Aristoteles zu überwinden suche, falle er hinter seine eigenen Einsichten zurück. "
 
[Abstrakten Arbeit - Castoriadis]
" Hält man die wertbildende Potenz der Arbeit für eine Natureigenschaft, die unabhängig von den gesellschaftlichen Verhältnissen gegeben ist, dann ist die Differenz zu Aristoteles in der Tat unüberwindlich. Beharrt man jedoch auf den rein gesellschaftlichen Charakter der abstrakten Arbeit, die nur für und im Kapitalismus Sinn macht, so sind beide Standpunkte durchaus vereinbar. Es scheint also genau das Gegenteil der Behauptungen von Castoriadis zuzutreffen: Marx ist durchaus in der Lage, das weltgeschichtlich Neue des abstrakten Werts zu erkennen, auch wenn, das soll nicht geleugnet werden, manche Formulierungen unklar und verwirrend sind. "

4. Produktion oder Zirkulation?

" Die Abstraktion von der konkreten Arbeit ist nun keine bloße gedankliche Operation mehr, sondern ein gesellschaftlicher Prozeß, der sich unbewußt aber notwendig hinter dem Rücken der Produzenten vollzieht. Und bei diesem Prozeß kann es sich nur um die Gleichsetzung im Tausch handeln. Ist also der Austausch die alleinige Quelle der abstrakten Arbeit? "
" Diese Schlußfolgerung muß dann zu merkwürdigen Konsequenzen führen, wenn man einen magischen Punkt der Verwandlung von Arbeitsprodukt in Ware, von einem Vorher und einem Nachher ausgeht. Würde das Arbeitsprodukt erst durch den Tausch in Ware verwandelt, so könnte man streng genommen nur noch von Gebrauchswertproduktion, nicht aber von Warenproduktion sprechen. Daß die gesamte Sphäre der Produktion jenseits von Wert und Ware anzusiedeln sei, ist wohl eine mehr als eigentümliche Konsequenz. Zudem, konstatiert Marx nicht einen gewissen Vorrang der Produktion?
...
Es kommt letztlich darauf an, daß die Individuen nicht unvermittelt gesellschaftlich produzieren, sondern sich durch Dinge (d.h. ihre Arbeitsprodukte) aufeinander beziehen. Sobald jedoch dieses Verhältnis das gesellschaftlich dominierende geworden ist, läßt sich kein Punkt mehr angeben, an dem das Arbeitsprodukt in Wert umschlägt. Ich sehe meine Auffassung durch folgendes Zitat bestätigt: "Die Spaltung des Arbeitsprodukts in nützliches Ding und Wertding betätigt sich nur praktisch, sobald der Austausch bereits hinreichende Ausdehnung und Wichtigkeit gewonnen hat, damit nützliche Dinge für den Austausch produziert werden, der Wertcharakter der Sachen also schon bei der Produktion selbst in Betracht kommt. Von diesem Augenblick erhalten die Privatarbeiten der Produzenten tatsächlich einen doppelten gesellschaftlichen Charakter."[39] "
 
[Der Punkt des Umschlages Arbeitsprodukt/Wert ist nicht mehr bestimmbar]

5. Wertform und abstrakte Arbeit

" Wie Marx explizit feststellt, besteht der Zweck der Wertformanalyse darin, die Genesis der Geldform nachzuweisen."[40] "
" Marx setzt nun bei der Analyse der Ware an, und leitet aus der Warenanalyse das zugrundeliegende gesellschaftliche Verhältnis ab. Er läßt gewissermaßen die Ware selbst sprechen.[45] Marx leitet also nicht von den gesellschaftlichen Verhältnissen die Charaktere der Ware, sondern umgekehrt, aus den Bestimmungen der Ware die gesellschaftlichen Verhältnisse ab. Daß nun Marx nicht von dem gesellschaftlichen Handeln vergesellschafteter Produzenten ausgeht, sondern die Waren befragt, ja sie oftmals als quasi handelnde Subjekte auftreten läßt, reflektiert die dingliche Verkehrung der gesellschaftlichen Beziehungen der Menschen. Denn es ist nicht das bewußte Handeln der Produzenten, sondern die scheinbare Werteigenschaft der Dinge, die ihre ökonomischen Beziehungen bestimmen. "
" Marx entwickelt nun eine ganze Reihe von Formen um schlußendlich zum Ergebnis zugelangen, daß nur eine einzige Ware die Rolle des allgemeinen Äquivalents spielen kann. Dieses allgemeine Äquivalent muß schließlich gesellschaftlich als Geldware Gestalt annehmen. "
" Die Ware nun besitzt zwieschlächtigen Charakter. Einerseits ist sie Produkt der konkreten Arbeit, ein bestimmtes Quantum Gebrauchswert. Diese Eigenschaft kann die Ware an sich selbst zeigen, sie benötigt dazu keine zweite Ware. Zugleich ist die Ware aber auch "Gallerte", "Kristall", "geronnener" abstrakter Arbeit. Diese Eigenschaft kann sie nur dadurch darstellen, indem sie eine andere Ware als ihren Wertausdruck benützt. Diese andere Ware (die Ware B) repräsentiert nun jene Eigenschaften, die der Ware A zukommt. Welche Eigenschaften besitzt nun die Ware A? Sie ist zugleich Gebrauchswert aber auch Träger von Wert, sie ist gleichzeitig Produkt konkreter Arbeit wie aufgespeicherter abstrakter Arbeit und sie ist gleichzeitig Produkt privater Produzenten als auch Teil der gesellschaftlichen Gesamtarbeit. Die ersten Elemente fallen unmittelbar in den Bereich der sinnlichen Wahrnehmung. Private Produzenten erzeugen durch konkrete Arbeit Gebrauchswerte. Die zweiten Aspekte sind rein gesellschaftliche Merkmale. Diese gesellschaftlichen Eigenschaften werden nun durch das allgemeine Äquivalent repräsentiert. "
" Betrachten wir die zweite Eigentümlichkeit, so wird klar: Erst das allgemeine Äquivalent, salopp gesagt das Geld, repräsentiert und verkörpert die in den Waren enthaltene abstrakte Arbeit. Erst die Verdopplung der Ware in Ware und Geld läßt also die abstrakte Arbeit Form und Gestalt annehmen. "Die Waare ist von Haus aus ein zwieschlächtiges Ding, Gebrauchswerth und Werth. Um sich darzustellen als das was sie ist, muß sie daher ihre Form verdoppeln."[50] Es ist schon allein sprachlich unmöglich, auf der Ebene der prämonetären Werttheorie zu bleiben. Der Satz: "Die Ware besitzt Wert" mag noch sinnvoll sein, zu sagen, "Die Waren besitzen Tauschwert" ist jedoch völlig unsinnig denn: "Beide Formen, relative Werthform der einen Waare, Aequivalentform der anderen, sind Formen des Tauschwerths."[51] Über Tauschwert zu sprechen, heißt also über Ware und Geld zu sprechen. Es ließe sich also schlußfolgern, daß ohne die beiden Momente des Tauschwerts, nämlich Ware und Geld, die abstrakte, wertbildende Arbeit überhaupt keinen gesellschaftlichen Ausdruck, keine Form und keine Gestalt annehmen kann. Über die abstrakte Arbeit zu diskutieren, ohne die Form des Werts, also den Tauschwert mit einzubeziehen, kann nur zu Fehldeutungen führen. "

6. Kleiner Exkurs: Das Problem der Geldware

" Es ist unmöglich, einen Artikel über die abstrakte Arbeit und die Form des Tauschwerts zu schreiben, ohne auf ein gewichtiges Problem zumindest zu verweisen. Marx leitet im "Kapital" eindeutig eine Geldware ab. Auch wenn er für bestimmte Funktionen und im nationalen Rahmen die Möglichkeit eines reinen Zettel- oder Symbolgeldes einräumt, für die internationale Ebene beharrt er auf der Notwendigkeit des Warengeldes. [52] Wir müssen aber doch davon ausgehen, daß etwa der EURO keineswegs stellvertretend für eine Goldware zirkuliert, sondern es sich bei dieser Währung eindeutig um reines Zettelgeld handelt. Bezeichnender Weise war und ist der theoretische Beitrag des Staats- und Parteimarxismus zu dieser Frage praktisch gleich null. Michael Heinrich ist einer der wenigen AutorInnen, die versucht haben, dieses Problem einer Lösung zuzuführen.
...
Marx, so Heinrich weiter, hätte, geblendet durch die ökonomischen Verhältnisse seiner Zeit, umstandslos das allgemeine Äquivalent mit einer Geldware identifiziert. Das allgemeine Äquivalent kann, aber muß keine Geldware sein, so Heinrich. Sein Ergebnis ist auf den ersten Blick einigermaßen verblüffend. Und es hängt durchaus mit dem Begriff der abstrakten Arbeit zusammen. "
 
[Gold und Euro]

{ Wir müssen davon nicht ausgehen. Es ist die gleiche Frage, daß sich aus dem Tauschwert der Wert nicht bestimmen läßt, wohl aber umgekehrt, wie sich auch das Verhältnis EURO zu Brot nicht als willkürlich festgelegtes zeigen kann, sondern so, wie Marx dies über das Warengeld Gold bestimmt. Die Frage an der Stelle ist, ist das Geld nicht dann wirklich als Geld entfaltet, wenn es als rein willkürliches Staatsgeld gesetzt ERSCHEINT. Dann das die Kurantmünze über Scheidemünze bis zur Banknote und diese durch elektronische Zustände in Speicherbausteinen ersetzt werden muß, entspringt aus dem inneren Widerspruch von Geldmaterial und Geldfunktion selbst. (Siehe hierzu Ansgar Knolle-Grothusen 'Geld und Gold - Schein und Wirklichkeit'.) Meiner Meinung nach fällt Heinrich auf die Anschauungen des Merkantilismus zurück. (d.V.)}

" In diesem Zusammenhang kommt folgender Aussage besondere Bedeutung zu: "Abstrakte Arbeit als gesellschaftliches Verhältnis kann überhaupt nicht <verausgabt> werden."[59] Diesem Satz kann ich voll inhaltlich zustimmen. Verausgabt kann immer nur konkrete Arbeit werden. Diese konkrete Arbeit unterliegt nun sowohl einem Abstraktions- wie einem Bewertungsprozeß. Um als Wertsubstanz (Qualität) zu fungieren, muß gesellschaftlich von ihrer besonderen Form abstrahiert werden, um als Maß (Quantität) fungieren zu können, muß ihre Dauer auf die gesellschaftlich durchschnittlich notwendige Länge reduziert (oder aufgewertet) werden. Die konkrete Arbeit ist die Bedingung für die abstrakte, aber das Umgekehrte gilt keineswegs, sowohl vorkapitalistische wie sozialistische Produktionsformen kennen die abstrakte Arbeit nicht. "

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last update : Mon Aug 29 21:02:26 CEST 2005 Heilbronn
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