Exzerpte
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Team |
Peter Heilbronn |
Thema |
Kurze Auseinandersetzung mit Silvio Gesell
( excerpt )
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Original |
Autor |
systemfehler.de |
Titel |
"Kompilation zu Silvio Gesell" |
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Verweis |
[
lokales Original ] |
Status |
in Arbeit |
Letzte Bearbeitung |
06/2003 |
Home |
www.mxks.de
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1. Vorwort
2. Die Lehre vom Wert
3. Wer hat recht: Marx oder Proudhon?
4. Die Irrtümer des Karl Marx
5. Der antisemitische Wortschatz des Karl Marx
1. Vorwort
An dieser Stelle setze ich mich nur mit der mir vorliegenden Kompilation Gesell's Gedanken auseinander, in der
Hoffnung, dass diese Zusammenstellung stellvertretenden Charakter hat. Das Original kann ich aus Zeitmangel
nicht in die Hand nehmen. Diese Auseinandersetzung reiht sich in eine Folge von Bearbeitungen verschiedener
Kritiker Marx' ein, wobei es mir nur auf die Grundzüge der Kritik ankommt.
Während dies bearbeitet wurde, kam eine neue Version der Gesellschen Kritik heraus. Diese macht noch viel deutlicher,
wo die Kritik an Gesell anzusetzen hat.
2. Die Lehre vom Wert
Grundzug der vehementen Ablehnung des Marxschen Wertbegriffs hier ist eine völlig einseitige und positivistische
Auffassung von Wissenschaft, namentlich der Kategorien Materie, stofflich. Materiell ist nur das, was stofflich ist,
was man 'greifen kann'. Alles andere ist bestenfalls Hirngespinst. Diese recht oberflächliche Kritik ist bar jeder
Wissenschaftlichkeit und Tiefgang, kann mit Dialektik und dialektischer Methode nichts anfangen, verharrt also im
scheinbar unmittelbar Gegebenen.
"
Ein Hirngespinst ist der sogenannte Wert, ein jeder Wirklichkeit bares Erzeugnis der Einbildung.
"
"
Übrigens sagt es ja auch Marx, dessen Betrachtung der Volkswirtschaft von einer Werttheorie ausgeht: "der Wert ist ein Gespenst". - Was ihn aber nicht von dem Versuch abhält, das Gespenst in drei dicken Büchern zu bannen. "Man abstrahiere", so sagt Marx, "von den bearbeiteten Substanzen (3) alle körperlichen Eigenschaften, dann bleibt nur noch eine Eigenschaft, nämlich der Wert."
"
"
Wer diese Worte, die gleich zu Anfang des "Kapitals" zu lesen sind, hat durchgehen lassen und nichts Verdächtiges in ihnen entdeckt hat, darf ruhig weiterlesen. Er kann nicht mehr verdorben werden. Wer sich aber die Frage vorlegt: "Was ist eine Eigenschaft, getrennt von der Materie?" - wer also diesen grundlegenden Satz im "Kapital" zu begreifen, materialistisch aufzufassen versucht, der wird entweder irre, oder er wird den Satz für Wahnsinn, seinen Ausgangspunkt für ein Gespenst erklären.
"
Was er hier an scheinbar 'materialistischer' Betrachtung einfordert, hat mit dem Materialismus nach Marx nichts zu tun.
Die Kategorie 'materiell' wird wie in jeder idealistischen Betrachtungsweise auf 'stofflich' verkürzt. Demzufolge
bleibt dann auch nur ein Hirngespinst übrig, wenn man von allen 'körperlichen' Eigenschaften abstrahiert.
"
Wie will ein aus Stoff bestehendes Gehirn eine solche absolute Abstraktion in sich aufnehmen, verzeichnen, einordnen und verarbeiten? Wo wären denn noch die zum Begriffe nötigen Anhaltspunkte, Verwandtschaften, Übergänge? Etwas begreifen heißt, sich irgendwo am Stofflichen festhalten (begreifen = greifen), heißt in unserem Gehirn vorrätige Vergleichsgegenstände gefunden haben, an die sich der neue Begriff anlehnen kann, - aber eine von jedem Stoff und jeder Kraft befreite Begriffsbildung ist ebenso unfaßbar, wie der Apfel für den Tantalus ungreifbar ist.
"
Nun wäre zu sagen, dass die Begriffsbildung, Begriffe als Realkategorie aufgefasst, zwar ihre eigenen Bewegungsgesetze haben, die des Denkens und der Logik.
Sie aber andererseits nur aus der materiellen Welt kommen und wieder in sie eingehen, sobald ich sie z.B. äußere. (Dazu wäre bei Volosinov nachzulesen.)
Der Kern aber ist, das das Materielle, als das außerhalb und unabhängig begriffene, mehr umfaßt als das stoffliche. Die gesellschaftlichen
Verhältnisse sind ebenfalls materiell. Das sind sie mittelbar, wenn man z.B. ein buntes Stoffstück als Fahne gesehen, eine Nation repräsentiert.
(Fahnenflucht oder das Fallen der Fahne haben so rückprojektiv auch ganz reale Auswirkungen auf Menschen.) Die crux steckt nun für die eine Seite darin,
dass ein Stück Stoff als Fahne erkannt werden muß von einem Subjekt, dass es also ein gesellschaftliches Verhältnis repräsentiert.
Der Begriff und das Begriffene machen also nur Sinn, in Relation zu einem Menschen, der selbst eine bestimmte Relation zur Gesellschaft einnimmt,
z.B. in unserem Sinne Staatsbürger ist, oder noch besser Patriot.
Noch schärfer gefaßt. Eine Bratpfanne ist nur eine solche, wenn sie von einem Subjekt als solche erkannt wird (1), werden kann.
Bratpfanne als scheinbare Sammlung stofflicher Eigenschaften offenbart, dass es noch mehr sein muß, als diese Eigenschaften.
Die Bratpfanne als 'Gegenstand um auf eine bestimmte Weise Nahrung zuzubereiten' ist ein gesellschaftlicher Gegenstand.
Sie ist weiter nur eine Bratpfanne, wenn sie auch als solche ihre Funktion erfüllen kann, also praktisch Teil eines Produktionsproszesses wird,
nämlich der Nahrung herzustellen. Also Produktionsmittel einer bestimmten menschlichen Produktion (Braten) ist sie wiederum
gesellschaftliches Produkt(2), als Produktionsmittel.
Sie ist als stofflicher Gegenstand also nur eine Ansammlung stofflicher Eigenschaften. Aber als Bratpfanne müssen diese Eigenschaften
einer bestimmten Zwecksetzung genügen. Damit ist sie auch produziert worden, dh ihre Eigenschaften sind ihr zweckmäßig im Produktionsprozeß
einbeschrieben. Und zum dritten (3) offenbart sich ihre Gesellschaftlichkeit.
Außerhalb der menschlichen Gesellschaft auf einer bestimmten Entwicklungsstufe gilt sie nur als kurioser Gegenstand unergründlicher Funktion.
Das man die Bratpfanne auf Grund ihrer stofflichen Eigenschaften auch zu anderen Zwecken benutzen kann, soll hier nicht näher beleuchtet werden.
Aber man könnte sie z.B. auch zum Graben oder als Waffe verwenden.
"
Die Abstraktion Marx' ist in keinem Schmelztiegel darstellbar. Wie sie sich völlig von unserem Verstande loslöst, so auch von allem Stofflichen. Seltsamerweise hat aber diese vollkommene Abstraktion doch noch eine "Eigenschaft", und zwar ihre Herkunft, ihre Herkunft von der menschlichen Arbeit. (4) Allerdings eine seltsame "Eigenschaft", die geeignet ist, die deutsche Sprache in Kauderwelsch zu verwandeln. Demnach hätte auch das deutsche Geld andere Eigenschaften, je nachdem sein Stoff vom Hunnenschatz, von den bluttriefenden Milliarden oder von den ehrlichen Fäusten der Goldgräber herrührt. Die Herkunft der Waren gehört zur Geschichte, nicht zu den Eigenschaften der Waren; sonst wäre ja auch die Behauptung (die man oft zu hören bekommt), die Seltenheit des Goldes gehöre zu den Eigenschaften des Goldes, richtig. Und das ist doch barer Unsinn.
"
Diese Kritik ist also keine, weil sie ihren Gegenstand nicht erfasst. Die Abstraktion löst sich weder vom Stofflichen, noch vom Verstande, sondern insistiert
auf den nichtstofflichen materiellen Eigenschaften von Gegenständen, ihren gesellschaftlichen Eigenschaften. Davon hat aber Gesell fehlends Reflexion und Begriff
schlichtweg keine Ahnung.
Sein Hinweis, das man dem Gold nicht ansehe, woher es stammt ist prinzipiell richtig. (Wobei man strenggenommen dem Gold anhand von Dotierungen
und Isotopen schon ansehen kann, woher es kommt.) Aber darum geht es auch überhaupt nicht.
"
Ist es aber so, verwechselte Marx die Herkunft und Geschichte der Waren mit deren Eigenschaften, so dürfen wir uns nicht wundern, wenn er in der weiteren Behandlung seines Stoffes so Wundersames erblickte und vor dem "Gespenst" erschrak.
"
"
Ich nenne Marx, aber bei den anderen Wertforschern steht es um kein Haar besser. Keinem von ihnen ist es gelungen, den "Wertstoff" abzusondern, die "Werteigenschaft" an irgendeinen Stoff zu binden und vor Augen zu führen; immer schwebt der Wert über dem Stoff, unfaßbar, unnahbar, wie Erlkönig zwischen den Weiden.
"
Das ist so weit richtig, dass sich Gesell selbst mit den anderen Wertforschern in der Unmöglichkeit vereinigt, einen Wertstoff zu suchen.
Marx betont, dass es eben gerade kein Stoff ist, kein 'Wertatom' geben kann. Es handelt sich um eine gesellschaftliche Eigenschaft, die die
Bratpfanne hat, ein Produkt menschlicher Arbeit von Menschen für Menschen zu sein. Und diese Eigenschaft hat sie mit allen anderen
menschlichen Produkten gemein. Und an diese Stelle führt uns die Abstraktion im 1.Band Kapitel 1 des 'Kapital'
"
Alle Forscher sind darin einig, daß, wie Knies sich ausdrückt, "die Lehre vom Wert für die nationalökonomische Wissenschaft von grundlegender Bedeutung" sei. Wenn aber diese Lehre schon für die Wissenschaft der Nationalökonomie so wichtig ist, so muß sie es für das wirkliche Leben erst recht sein. Wie kommt es aber nun, daß sowohl der Staatswirtschaft wie der Privatwirtschaft diese "Wertlehre" vollkommen unbekannt ist? Müßte, wenn diese Lehre wirklich von so, fundamentaler" Bedeutung ist, nicht in jedem Hauptbuch gleich auf der ersten Seite hinter den Worten "Mit Gott " auch die "Werttheorie" angegeben sein, zu der der Unternehmer schwört, und die die Richtung für die Geschäftsführung angeben soll?
"
Das ist eben nicht so. Der Wert hat eher Relevanz für die Kritik der politischen Ökonomie, da di Ntionalökonomie den Wert also solchen, als Kategorie nicht benötigt.
Sie operiert gänzlich auf der Oberfläche der gesellschaftlichen Verhältnisse, auf Preisen, Zinsen und Profiten. Es interessiert sie der Wert nicht,
genausowenig, wie den Unternehmer. Den interessiert sein Profit und nicht, wieviel Mehrwert das in Wirklichkeit ist oder wie hoch seine Mehrwertrate ist.
Das ist auch ganz richtig so, die Profitrate ist für ihn wichtig.
"
Und müßte man da nicht annehmen, daß jedes gescheiterte Unternehmen seinen Sturz einer schlechten Grundlage, d. h. einer unvollständigen oder gar falschen Werttheorie verdankt?
"
- Polemik hin oder her
"
Aber das ist ja gerade das Erstaunliche an der Behauptung, die Wertlehre wäre die Grundlage der nationalökonomischen Wissenschaft, daß dem Handel das Dasein dieses sogenannten Wertes vollkommen unbekannt ist. Sonst gehen heute auf allen Gebieten der menschlichen Tätigkeit Wissenschaft und Leben Hand in Hand; nur im Handel weiß man nichts von der Haupttheorie seiner Wissenschaft. Im täglichen Handelsverkehr gibt es nur Preise, durch Nachfrage und Angebot bestimmte Preise, und der Kaufmann, der vom Wert einer Sache spricht, denkt dabei an den Preis, den der Besitzer unter den obwaltenden zeitlichen und örtlichen Verhältnissen wahrscheinlich würde erhandeln können. Der Wert ist also eine Schätzung, die durch den Abschluß des Handels in eine genau abgemessene Menge Tauschgüter, in den "Preis" übergeht. Den Preis kann man haarscharf messen, den Wert kann man nur schätzen. Das ist der ganze Unterschied, und die Erklärung vom Wesen des Preises muß demnach sowohl auf den Preis wie auf den Wert anwendbar sein. Eine besondere Theorie des "Wertes" ist überflüssig.
"
| [Gesells eigenes und unser Interesse in der Wissenschaft] |
Da ist Gesell absolut beizupflichten. Nur wenn man daran interessiert ist, wie das Ganze funktioniert, was die 'unsichtbare Hand' eigentlich darstellt,
nur in diesem Falle benötigt man eine 'Werttheorie'. Nimmt man aber das Gegebene hin und hinterfragt es nicht, verharrt auf der Oberfläche der Erscheinungen
des alltäglichen Lebens, dann benötigt man die Kategorie des Wertes nicht.
Um aber das Kapitalverhältnis als globales zu überwinden, ist es nötig zu verstehen, wie es funktioniert und seine einzelnen Funktionen
zu einander sich verhalten. Diese Fragestellung ist aber außerhalb jeder Denkreichweite des besprochenen Autors. Sein persönliches
Interesse liegt in der besseren Funktion des jetzigen Wirtschaftskreislaufes und damit beschränkt sich sein Denken auch auf dieses.
Das das Sein das Bewußtsein bestimmt, erfährt hier eine schlagende Ausprägung.
3. Wer hat recht: Marx oder Proudhon?
"
Die Beseitigung des arbeitslosen Einkommens, des sogenannten Mehrwertes, auch Zins und Rente genannt, ist das unmittelbare wirtschaftliche Ziel aller sozialistischen Bestrebungen. Zur Erreichung dieses Zieles wird allgemein der Kommunismus, die Verstaatlichung der Gütererzeugung mit all ihren Folgen, verlangt, und mir ist nur ein einziger Sozialist bekannt - P. J. Proudhon -, dessen Untersuchungen über das Wesen des Kapitals ihm auch eine andere Lösung der Aufgabe möglich erscheinen ließen. Die Forderung einer allgemeinen Verstaatlichung sämtlicher Erzeugung wird mit der Natur, d. h. mit den Eigenschaften der Produktionsmittel begründet. Man sagt es harmlos, wie man Selbstverständlichkeiten auszusprechen pflegt, daß der Besitz der Produktions- mittel dem Kapitalisten bei den Lohnverhandlungen den Arbeitern gegenüber unter allen Umständen ein Übergewicht verschaffen muß, dessen Ausdruck eben der Mehr- wert oder Kapitalzins ist und immer sein wird. Man kann es sich einfach nicht vorstellen, daß das heute auf seiten des Besitzes liegende Übergewicht einfach dadurch auf die Besitz- losen (Arbeiter) übergehen kann, daß man den Besitzenden neben jedes Haus, jede Fabrik noch ein Haus, noch eine Fabrik baut.
"
Sei hier angemerkt, das wohl Mehrwert, Zins und Rente im Verhältnis stehen, was aufzudecken Aufgabe ist und im 'Kapital' geleistet wird.
Aber der Mehrwert ist eben nicht in der Lohnverhandlung festgelegt, sondern qualitativ als Überschuß des Wertes der Ware Arbeitskraft über
den Wert des geschaffenen Produktes. Quantitativ im Verhältnis von notwendiger und Mehrarbeitszeit. Der Produktionsprozess bestimmt also
in erster und letzter Instanz den Mehrwert.
"
Warum es der Marxschen Lehre vom Kapital gelang, die Proudhonsche Lehre zu verdrängen und die sozialistische Bewegung zur Alleinherrschaft zu bringen? Warum spricht man in allen Zeitungen der Welt von Marx und seiner Lehre? Einer meinte, das läge an der Hoffnungslosigkeit und entsprechenden Harmlosigkeit der Marxschen Lehre. Kein Kapitalist fürchte diese Lehre, wie auch kein Kapitalist die christliche Lehre fürchtet. Es wäre geradezu vorteilhaft für das Kapital, möglichst viel und breit von Marx und Christus zu reden. Marx würde ja dem Kapital niemals etwas anhaben können, weil er die Natur des Kapitals falsch beurteilt. Bei Proudhon dagegen, da heißt es aufpassen. Besser ist es, ihn totzuschweigen. Er ist ein gefährlicher Bursch, denn es ist einfach un- bestreitbar, was er sagt, daß, wenn die Arbeiter ungestört, ungehemmt, ununterbrochen arbeiten dürften, das Kapital bald in einer Kapital-Überproduktion (nicht mit Waren- überproduktion zu verwechseln) ersticken würde. Das, was Proudhon zur Bekämpfung des Kapitals empfiehlt, kann heute unmittelbar in Angriff genommen werden, ist also gefährlich. Spricht doch das Marxsche Programm selber von der gewaltigen Produktions- kraft des mit den neuzeitlichen Werkzeugen ausgerüsteten, modernen, geschulten Ar- beiters. Marx kann mit dieser gewaltigen Produktionskraft durchaus nichts anfangen; in den Händen Proudhons wird sie zu einer Waffe allererster Ordnung gegen das Kapital. Darum redet viel und breit von Marx, so wird man Proudhon vielleicht ganz vergessen.
"
Nun jede Krise im Kapitalismus bezüglich des Kapitals ist letzendlich immer eine Überproduktionskrise. Warenüberproduktion ist Kapitalüberproduktion
im Gegensatz u Gesells Auffassung. Solange die Ware nicht verkauft ist, ist sie Warenkapital aus der Sicht des produzierenden Kapitalisten, bzw
des Handelskapitalisten als Mittler. Gibt es also eine Warenüberproduktion, so ist dies eine Kapitalüberproduktion.
"
Marx Untersuchung des Kapitals schlägt von Anfang an den verkehrten Weg ein. Wie es der erste beste Bauer macht, so betrachtet auch Marx das Kapital als ein Sachgut. Für Proudhon dagegen ist der Mehrwert nicht Produkt eines Sachgutes, sondern eines wirtschaftlichen Zustandes, eines Marktverhältnisses.
"
Das ist völlig falsch. Kapital wird als Kategorie durch alle 3 Bände des 'Kapital' in seinen immer feineren Bestimmungen entwickelt. Aber noch nicht
einmal am Anfang ist Kapital ein Sachgut, sonder sich verwertender Wert, was etwas ganz anderes ist. Dies kann aber Gesell auf Grund seines
wissenschaftlichen Standpunktes gar nicht verstehen, weil er nicht versteht was Wert ist. Schaut man sich die entwickelteren Formen des
Kapital an, so ist Gesells eigene Konstruktion einfach albern. Marx stellt das Kapital nicht nur nicht als Sachgut als solches, sondern
als übergreifendes gesellschaftliches Verhältnis dar, welches die Marktverhältnisse (Zirkulationssphäre) ebenso beinhaltet als auch die
Produktionssphäre. Die Auffassung ist also gegenüber Proudhon gerade umfassender und tiefer, da sie nicht auf der Oberfläche verharrt,
sondern die Oberflächenphänomene wie 'Zins' aus der Tiefe der Analyse begreift, also die Oberfläche auch noch sich trägt, auf welcher sich
der besprochene Autor alleinig bewegt.
"
Marx sieht im Mehrwert einen Raub, die Frucht des Mißbrauches einer Macht, die der Besitz gibt. Für Proudhon unterliegt der Mehrwert dem Gesetz von Angebot und Nachfrage.
"
Das ist auch falsch. Für Marx ist der Mehrwert kein Raub oder Mißbrauch einer Macht, sondern adäquater Ausdruck eines gesellschaftlichen Verhältnisses.
An vielen Stellen betont er gerade, dass der Kapitalismus gerecht ist und Gleichheit seine Grundlage, er ein sich entsprechendes Recht enthält.
(Also beinhaltet das Kapital als Verhältnis.ebenso die Rechtsformen bis hin zum Staat, ist also noch weiter und gleichzeitig schärfer gefaßt.)
Proudhon beweist ebenso wie Gesell die Unfähigkeit Wesen und Erscheinung zu trennen. Es ist eben nicht Angebot und Nachfrage, die den Wert bestimmen,
sondern den Preis. Aber der Wert, damit auch der Mehrwert, wird in der Produktion bestimmt und bestimmt den Preis. Das dieser Zusammenhang auch noch
ein dynamischer ist, der von vielen Parametern, wie z.B. der Produktivitätsentwicklung abhängt, hat schon ganz andere Autoren (Kautsky, Leichter)
von der Unmöglichkeit der Wertbestimmung überzeugt.
"
Für Marx ist der positive Mehrwert selbstverständlich, für Proudhon mußte auch die Möglichkeit eines negativen Mehrwertes in den Kreis der Betrachtung gezogen werden (positiv = der Mehrwert auf seiten des Angebots, d. i. der Kapitalisten, negativ = Mehrwert auf seiten der Nachfrage, d. i. der Arbeiter).
"
Auch die ist Blödsinn. Positiver Mehrwert ist in der Wirklichkeit in der Allgemeinheit selbstverständlich. Negativer Mehrwert ist völlig falsch gefaßt bezüglich Marx.
Da Mehrwert der Wert ist, den die Arbeitskraft über ihren eigenen Wert schafft, kann dieser nicht negativ sein. Dann würde ein Arbeiter so wenig
Wert schaffen, das sein Lohn als Wertausdruck gefasst, ihn nicht reproduzieren könnte, vielweniger noch das Kapital, was ihn kaufte.
Verlust, als treffenderes Wort, ist nicht die Regel, da sonst jedes Kapital sich verringert und der Kapitalismus sofort verschwindet.
Selbst in der Krise wird noch Mehrwert geschaffen.
"
Marx' Ausweg ist die durch Organisation zu schaffende politische Übermacht der Besitzlosen; Proudhons Ausweg ist die Beseitigung des Hindernisses, das uns von der vollen Entfaltung unserer Produktionskraft abhält. Für Marx sind Streik, Krisen willkommene Ereignisse, und das Mittel zum Zweck ist die schließ- liche gewaltsame Enteignung der Enteigner. Proudhon dagegen sagt: Laßt euch unter keiner Bedingung von der Arbeit abhalten, nichts stärkt das Kapital mehr als der Streik, die Krise, die Arbeitslosigkeit; nichts kann das Kapital schlechter vertragen als unver- drossene Arbeit.
"
Nun unverdrossene Arbeit hilft einfach nur dass Kapital zu reproduzieren und nicht es abzuschaffen. Krisen sind dem Kapital immanent und gehören
zu seinem Wesen. Kapital als gesellschaftliches Verhältnis wird durch die Lohnarbeit täglich reproduziert, genauso wie das zugrundeliegende
Klassenverhältnis.
(Unverdrossene Arbeit ist prima als Ideologie der Kapitalisten.)
Streik ist eine der wenigen Möglichkeiten, wie die Arbeiter ihren Wert und damit Preis aufrecht erhalten können. Ihnen diese
Möglichkeit abzuschlagen kommt einer völligen Verblödung gleich.
"
Marx sagt: Der Streik, die Krise nähern euch dem Ziele, durch den großen Kladderadatsch werdet ihr ins Paradies eingeführt. Nein, sagt Proudhon, es ist nicht wahr, es ist Schwindel, - alle diese Mittel entfernen euch vom Ziel. Nie wird dem Zins dadurch auch nur 1 % abgeluchst werden. Marx sieht im Privateigentum eine Kraft und Übermacht. Proudhon erkennt hingegen, daß diese Übermacht im Geld ihren Stütz- punkt hat und daß unter anderen Verhältnissen die Kraft des Eigentums sich sogar in eine Schwäche verwandeln kann.
"
Das im Geld die Übermacht liegt und damit der Zins der Maßstab ist paßt Gesell prima in die eigene Konzeption.
"
Ist, wie Marx sagt, das Kapital ein Sachgut, auf dessen Besitz die Übermacht der Kapitalisten beruht, so müßte mit jeder Vermehrung dieser Sachgüter das Kapital entsprechend gestärkt werden. Wiegt ein Bündel Stroh, eine Schubkarre voll Wertliteratur 2 Zentner, so wiegen zwei Bündel, zwei Schubkarren überall, zu allen Zeiten, genau 4 Zentner. Und wirft ein Haus 1000 Mark Mehrwert ab im Jahr, so müssen zehn Häuser, die daneben erbaut werden, immer und selbstverständlich 10 x 1000 Mark abwerfen - die Richtigkeit vorausgesetzt, daß das Kapital als Sachgut zu betrachten ist.
"
"
Als, nicht lange vor Ausbruch des Krieges, die verzweifelten Hausbesitzer in den Vororten Berlins auf den Niedergang der Mieten - also des Mehrwertes - hinwiesen und in den bürgerlichen Zeitungen allen Ernstes von der
Bauwut (2) der Arbeiter und Unternehmer, von der Baupest (2), die im Häuserkapital herrsche,
gesprochen wurde, da konnte jeder die wahre Natur des Kapitals in ihrer ganzen Erbärmlichkeit sehen. Das von den Marxisten so gefürchtete Kapital stirbt an der Baupest, reißt vor der Bauwut der Arbeiter aus! Wenn Proudhon und Marx damals gelebt hätten! Hört auf zu bauen, hätte Marx gesagt, klagt, bettelt, jammert über Arbeitslosigkeit, streikt obendrein, denn jedes Haus, das ihr baut, mehrt die Macht der Kapitalisten, wie 2 + 2 = 4 ist. Die Macht des Kapitals wird gemessen am Mehrwert, und dieser am Zinsfuß. Je höher der Mehrwert, der Zins des Hauses, um so mächtiger ist zweifellos das Kapital. Darum empfehle ich euch, laßt ab von dieser ungefesselten Bauwut, verlangt den acht-, den sechsstündigen Arbeitstag, denn je mehr ihr Häuser baut, desto größer ist selbstverständ- lich der Mehrwert, und Wohnungsmiete ist - Mehrwert! Also Schluß mit der Baupest; je weniger ihr baut, um so billigere Wohnungen werdet ihr vorfinden.
"
Das einzige, was man hier sieht, ist das Wert und Preis nicht übereinstimmen.
Im übrigen war sicherlich nach der Krise das Haus und die Mieten nicht unbedingt weniger Wert. Wertwechsel zeigen sich nicht in kurzzeitigen
Preisschwankungen, sondern finden in langfristiger Preisentwicklung ihren Ausdruck. Wert und Preis stimmen nur im Mittel und über lange
Zeiten betrachtet überein.
Die 'wahre Natur' des Kapital liegt insbesondere im Verwertungsprozeß als Wertseite des kapitalistischen Produktionsprozesses und
im allgemeinen darin, dass es ein übergreifendes gesellschaftliches Verhältnis ist. Dem gegenüber ist der Verfall von Mieten
in einer bestimmten Zeit eine völlig zu vernachlässigende und uninteressante Größe.
Die Konfusion tritt hier zutage. Der Mehrwert wird nicht am Zinsfuß gemessen, hat mit diesem unmittelbar gar nichts zu schaffen.
Und wer wollte Macht "messen", was ist dass für eine merkwürdige Betrachtungsweise. Der Mehrwert als solches hat mit dem Preis der ihn
realisiert etwas zu tun, das der erstere den letzteren mit bestimmt und der Preis den Mehrwert realisiert. Preise können steigen und
fallen bei gleichem Mehrwert und umgedreht. Nur im Schnitt über den Weltmarkt und eine lange Zeit gleichen sich Preis und Wertbewegung.
Die Preise oszillieren um die Werte, haben so eine Eigenbewegung.
Die 'Bauwut' der Arbeiter bringt hier gar nichts in Gefahr. Diese Bauwut ist die des Kapitals selbst, weil die Arbeiter als solche nur
als Inventar des Kapital gelten. Nur als Kapital angewandt bauen sie für das Kapital, da der Bau nicht ihnen sondern dem Kapitaleignern
gehört. Dieser Bau ist im Allgemeinen aber ebenfalls als "Sachgut" als Kapital angewandt, z.B. ein Mietshaus gebaut.
Als Mietshaus verwendet ist es für den Bewohner sein Wohnhaus, für den Eigner konstantes Kapital. Die Arbeiter haben also in ihrer
Bauwut mehr Kapital erzeugt, hier in Form eines Hauses.
Mit dem Kapital ist es also wie mit der Bratpfanne. Es ist eine Relation. Das Mietshauses ist Kapital für seinen Besitzer, für den
Bewohner im Allgemeinen nicht.
Mitnichten haben die Bauarbeiter also das Kapital geschädigt, sondern es mehren geholfen und gestärkt. Wie gesagt, das es ab und an kriselt ist dem Kapital an sich
immanent.
"
Vielleicht hätte Marx sich gehütet, solchen Unsinn auszusprechen, aber so denken und handeln die Arbeiter doch heute auf Grund der Marxschen Lehre, die das Kapital als Sachgut behandelt.
"
Nun wem der Unsinn zufällt ist hier wohl nicht die Frage. Auch ist wohl eher nicht die Marxsche Lehre Grund des Handelns der Arbeiter,
diese dürften ihn gar nicht kennen. Eher merken sie instinktiv, wie sie ihre legitimen Interessen, nämlich mehr Lohn und weniger Stress, durchsetzen können.
(Das kann man aber vom hohen Roß der Zinsbetrachtung als Nabel der Welt nicht bemerken.)
"
Dagegen Proudhon. Immer drauf los! Her mit der Bauwut, her mit der Baupest! hätte er gesagt. Arbeiter, Unternehmer, laßt euch unter keiner Bedingung die Maurerkelle aus der Hand winden. Schlagt sie tot, die euch von der Arbeit abhalten. Das sind eure Erbfeinde. Man bringe die vor meine Augen, die von Baupest, von Wohnungsüberpro- duktion reden, solange die Wohnungsmieten noch Spuren von Mehrwert, von Kapital- zins zeigen! Das Kapital soll an der Baupest zugrunde gehen! Seit etwa 5 Jahren hat man euch ohne Aufsicht eurer Bauwut überlassen, und schon spüren es die Kapitalisten schon schreien sie über den Niedergang des Mehrwertes; schon ist der Hauszins von 4 auf 3 % gefallen - also um ein volles Viertel. Noch 3 x 5 Jahre ungestörter Arbeit, und ihr werdet in mehrwertfreien Häusern euch breit machen, wirklich einmal "wohnen" können. Das Kapital stirbt, ihr seid dabei und auf dem Wege, es mit eurer Arbeit zu vernichten!
"
Kapital wird nicht durch Arbeit vernichtet, sondern gerade durch sie ständig reproduziert. Kapital ist wertmäßig betrachtet nichts anderes als
tote, also vergangene Arbeit. Wie soll also vergangene Arbeit durch gerade ablaufende Arbeit, die damit selbst zu vergangener wird, also zu
Kapital, vernichtet werden. Dies wird die lebendige Arbeit aber auch nur, wenn die gesellschaftlichen Bedingungen unter denen Arbeitsprodukt
zu Kapital und Arbeitskraft zur Ware, mithin Arbeit zu Lohnarbeit und Mehrprodukt zu Profit wird, erhalten bleiben.
Vielmehr ist es genau andersherum. Wird ein konkretes Unternehmen bestreikt, sinkt sein produzierter Mehrwert und damit auch tendentiell sein
Profit. Das heißt aber, das es in echte Schwierigkeiten kommen wird. Sein Kapital verwertet sich nicht auf der Höhe des Weltmarktes und wird
bei Anhalten des Streiks verschwinden. Das ist die ökonomische Realität und nicht die komische der Bauwut.
Es wäre also daran, nicht mehr zu Bauen, sondern die Bedingungen zu vernichten, unter denen ihr Bau ihnen als Kapital feindlich gegenübertritt,
als von ihnen selbst geschaffene feindliche Macht, die sie unterdrückt. Also nicht mehr das Kapital zu reproduzieren wäre die
Aufhebende Tat.
"
Die Wahrheit ist faul wie ein Krokodil im Schlamm des ewigen Nils. Die Zeit gilt für sie nicht; es kommt ihr auf ein Menschenalter nicht an; sie ist ja ewig.
"
"
Aber die Wahrheit hat einen Impresario, der, sterblich wie der Mensch, es immer eilig hat. Ihm ist Zeit Geld, immer ist er rührig und aufgeregt. Dieser Impresario heißt "Irrtum".
"
"
Darum kommt es gar nicht darauf an, daß man Proudhon totschweigt. Sein Gegner selbst, Marx, sorgt mit seinen Irrtümern schon dafür, daß die Wahrheit zutage gefördert wird. Und in diesem Sinne kann man sagen: Marx ist zum Impresario Proudhons ge- worden. Proudhon hat sich noch nie im Grabe umgedreht; er ruht. Seine Worte haben ewigen Wert. Aber Marx hat es eilig. Er hat keine Ruhe, bis Proudhon erwacht und ihm die ewige Ruhe im Museum menschlicher Irrungen gibt.
"
"
Und wäre Proudhon wirklich totgeschwiegen worden, die Natur des Kapitals ändert sich doch nicht. Ein anderer findet die Wahrheit. Auf den Namen der Finder kommt es ihr nicht an.
"
Dem wäre wieder uneingeschränkt zuzustimmen.
4. Die Irrtümer des Karl Marx
Bei diesem Abschnitt handelt es sich um die Neubearbeitung obigen Abschnittes.
"
Sozusagen ein Grundblatt des von Marx errichteten Kartenhauses ist seine Theorie vom "Wert", die er in seiner Schrift Lohn, Preis und Profit so darlegte:
"
"
Auf der Karte "Wertlehre" baute Marx bei seinem Kartenhaus die Lehre vom "Mehrwert" auf, den die Unternehmer, die Besitzer der Produktionsmittel, angeblich kassieren.
"
"
Wie unbekümmert Marx dabei verfuhr, geht aus einem Satz des 1. Bandes seines "Kapital" hervor, Seite 173:
"Kapital kann also nicht aus der Zirkulation entspringen, und es kann ebensowenig aus der Zirkulation nicht entspringen. Es muß zugleich in ihr und nicht in ihr entspringen."
"
"
Sollte Marx nicht selber über die "kompletten Esel" und "deutschen Hunde" gelacht haben, die "den Wert seiner Bücher nach dem Kubikinhalt schätzen" und nicht nach ihrem Inhalt - wie er in einem Brief an seinen Mäzen Engels schrieb ? Versuchen wir es, seinen Gedanken zu folgen:
"
"
Marx wendet die Wertlehre auch auf die Arbeitskraft des Menschen an: Er "unterstellt", daß der Arbeiter täglich 6 Stunden arbeiten müsse, um äeinen Wert zu produzieren, der ausreicht, sich selbst als Arbeitenden am Leben zu erhalten."
"
"
Als ob der Arbeiter, um sich am Leben zu erhalten, nicht ebenso wie der Kapitalist oder der Spitzenfunktionär dies mit Hilfe von Kaviar und Sekt tun könnte!
"
Ja, ja, das koennte er, warum macht er es nur nicht. Warum essen wir alle nicht Kaviar ? Könnte es sein, dass dies auf Dauer zu teuer ist, oder ungesund ?
"
Aber der Kapitalist, sagt Marx, d. h. der Unternehmer, der Besitzer der Produktionsmittel, z w i n g e den Arbeitnehmer, täglich 12 Stunden zu arbeiten - und kassiere den dadurch entstandenen "Mehrwert", den Marx "Profit" nennt. Und die Tatsache, daß der Unternehmer diesen "Profit" kassiere, b e f ä h i g e nach Marx die "geldverleihenden Kapitalisten, einen Teil dieses Mehrwertes unter dem Namen Zins in Anspruch zu nehmen, und die Grundeigentümer, einen Teil davon unter dem Namen Rente an sich zu ziehen." "Welche Gesetze diese Teilung der Gesamtmenge des Mehrwertes unter diese drei Menschenkategorien - den Grundeigentümer, den Geldverleiher und den Unternehmer, regulieren", das, betont Marx, sei "eine Frage, die unserem Gegenstand gänzlich fernliegt."
"
Für wen der Zwang zum Verkauf seiner selbst als Arbeitskraft nicht einsichtig ist, den könnte die Lebensrealität der Menschen noch etwas vermitteln.
Dieser Zwang ist ganz real, weil die meisten Menschen keine Produktionsmittel besitzen und nicht fähig sind, subsistent zu leben.
Also müssen sie, um zu leben in einer Hocharbeitsteiligen Gesellschaft, Geld erlangen. Die Standartmethode sit nun immer noch die Lohnarbeit.
Gerade in der abstrakten und formalen Freiheit des Bürgerlichen steckt seine Kraft, da Freiheit real nur die bürgerliche ist, sich aber ideologisch
als die allgemeine geriert. Sie ist der schöne Schein in den Köpfen der Arbeiter. Abstrakt bin ich frei Unternehmer zu werden, wir alle.
Aber real funktioniert das eben nicht, da das Kapitalverhältnis das Klassenverhältnis schon voraussetzt, den doppelt freien Lohnarbeiter,
frei von Produktionsmittel und frei seine Arbeitskraft zu verkaufen. Aber immanent mit der Notwendigkeit also dem Zwang, dies auch zu tun.
Die Dialektik von Freiheit und Notwendigkeit und das Verhältnis 'Freiheit von etwas' und 'Freiheit zu etwas' wäre an dieser Stelle zu
entfalten.
Im übrigen würden die meisten, z.B. mal einen Lottogewinn gedacht, sofort aufhören zu Lohnarbeiten und die Dinge tun, die sie immer schon
gerne machen wollten. Darin liegt der Antrieb im Kommunismus, auch die notwendigen Arbeiten zu bewältigen. Die Menschen sind so verschieden
und für jede Tätigkeit gibt es schon heute Leute die sie gerne machen oder machen würden. An der Arbeit ist der Arbeiter nicht zu Hause und
zu Hause nicht an der Arbeit .
"
Wir wissen, daß es genau umgekehrt ist. Primär ist der Anspruch der Geldverleiher, von den Unternehmern auf Kosten der Arbeitnehmer stets angemessen bedient zu werden. Nur derjenige Unternehmer, der dazu in der Lage ist, kann produzieren. Nicht in der Produktion liegt die Quelle des sogenannten Profits, sondern in der Zirkulation. Das aber lag Marx bezeichnenderweise "gänzlich fern". Jahrzehnte später sagte der Marxist Dr. Siegfried Aufhäuser:
"
"
Wenn man die Krisen als Zirkulationsprobleme erkläre, müsse man den Sozialismus begraben.
"
Das mit dem Wissen in Unterschied zur Wissenschaft ist so eine Sache.
Wie ist das "Primäre" des Zinses zu erklären, wie ist der Zusammenhang zwischen Zins und Unternehmergewinn,
wo entspringt der Zins und wo der Unternehmergewinn.
Müssen beide nicht produziert werden und wer produziert die beiden denn. Wo bleibt der Zinsdruck, wenn der
Unternehmer gar keinen Kredit nimmt, oder lebt er dann nicht auch auf Kosten seiner Arbeitnehmer, obwohl er keinen
Zins zahlen muss ? Warum zahlt der Unternehmer denn nicht den Zins auf seine Kosten und läßt seine Arbeitnehmer in Ruhe
für in schuften ? Was ist mit dem Handelskredit oder dem Wechsel ?
"
Und so fürchten eben die Marxisten die Lösung des Zirkulationsproblems - wie der Teufel das Gebetbuch. Auf jenem Londoner Kongreß erzählte Marx seinen Genossen:
"ihr alle wißt, daß die kapitalistische Gesellschaft aus Gründen, die ich jetzt nicht auseinanderzusetzen brauche, sich in bestimmten periodischen Zeiten bewegt. Sie macht nacheinander den Zustand der Stille, wachsender Belebung, Ü b e r p r o d u k t i o n , Krise und Stagnation durch. Die Marktpreise der Waren und die Marktraten des Profits f o l g e n diesen Phasen..."
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Die These von einer "Überproduktion" als Krisenursache ist jedoch die dümmste aller Krisentheorien, denn noch nie wurde mehr erzeugt, als die Menschen hätten verbrauchen können.
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Also obiger Satz impliziert, dass immer genausoviel hergestellt, wie verbraucht wird. Oder wie ist er zu verstehen ?
Dabei ist doch klar, Bedarf ist nur der effektive, d.h. der bezahlbare Bedarf. Dieser hat mit dem der Menschen nichts zu tun (z.B. Kaviar).
Gerade heute stellt sich klar heraus, mit der Auslastung der Industriekapazität von 81% in der EU, dass gewaltige Überkapazitäten herrschen
und noch viel mehr hergestellt werden könnte, wenn der effektive Bedarf da wäre. Aber auch schon so ist eine ständige Überproduktion in
allen Bereichen virulent. Gerade die riesige Produktivitätssteigerung führt zur Krise welche somit immer einer Überproduktionskrise ist.
(Das ist alles scherenschnittartig und müsste an Hand Band 3 'Das Kapital' nocheinmal reformuliert werden.)
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Und im kommunistischen Manifest verkündeten Marx und Engels:
"Das Proletariat wird seine politische Herrschaft dazu benutzen, der Bourgeoisie nach und nach alles Kapital zu entreißen, alle Produktionsinstrumente in den Händen des Staates, d. h. des als herrschende Klasse organisierten Proletariats zu zentralisieren."
Dazwischen aber stand jener verräterische Satz:
Gleicher Arbeitszwang für alle, Errichtung industrieller Armeen besonders für den Ackerbau."
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Nun, um diesen Satz zu verstehen, muß man seine Zielrichtung aufdecken. Diese ist die nichtarbeitende Kapitalistenklasse, die so zum Arbeiten
gezwungen wird. (Ganz glücklich ist die Formulierung nicht.)
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"daß es nur ein Mittel gibt, die mörderischen Todeswehen der alten Gesellschaft abzukürzen, zu vereinfachen, zu konzentrieren, nur ein Mittel - den revolutionären Terror."
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Das Zitat ist einfach zu kurz, um etwas zu sagen. Wahr ist, das man um die Revolution nicht herumkommen wird, wenn man das Kapitalverhältnis
aufheben möchte. Denn welcher Besitzer wird sich gerne von denen die wenig oder nichts besitzen enteignen lassen, wenn ihm alle Hebel der
bewaffneten Macht von Polizei über Armee und Antiterroreinheiten zur Verfügung stehen ? Dies ist eine Frage der gesellschaftlichen Macht.
Wenn sich das friedlich lösen ließe, wären sicherlich alle Revolutionäre glücklich.
Im übrigen wird die Revolution nicht im bewaffneten Kampf bestehen, sondern im darauffolgenden Umbau der gesamten Gesellschaft.
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Heute würde das heißen: ohne Terror, ohne Bomben und Geiselnahme geht es nicht. Stalinismus und Terror sind also nicht Betriebsunfälle des Marxismus, sondern seine Konsequenz, seine praktischen F o l g e n.
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Nun, an dieser Stelle müsste man eine historische Analyse leisten. Aber ohne Zweifel war der Stalinismus ein im Ansatz steckengebliebener und pervertierter
Sozialismus, der eine Menge Terror mit sich gebracht hat. Nun aber eine solche Verknüpfung herzustellen zwischen der Durchsetzungsphase mit
all ihren Schrecken und dem Umbau der Gesellschaft und realgeschichtlicher Bewegung ist weit überzogen.
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Der Marxismus erwies sich als zweierlei: Wo man versuchte, ihn in die Tat umzusetzen, erwies er sich als ein Prokrustesbett, in das gewaltsam zur Macht gekommene Diktatoren die Gesellschaft zu pressen suchten.
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Man sollte eher die gesellschaftlichen Bedingungen der jeweiligen Versuche analysieren um zu verstehen, warum die Diktatoren sich entwickeln konnten.
Das wäre dem Gegenstand angemessen und aus der Geschichte ist zu lernen.
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Wo man es - vergeblich - auf demokratischem Wege versuchte, war und ist er ein I r r l i c h t, das die Völker vom richtigen Wege zur Lösung der Sozialen Frage ablenkt. Irrlichter sind ein Naturereignis - das marxistische lrrlicht jedoch wird von Menschen für Menschen angezündet, die verführt werden sollen.
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Tja was Irrlicht oder Licht ist, hängt ganz von der Interessenlage des Betrachtenden ab. Auf demokratischem Wege wäre es ein Wunder das Joch des Kapitals
abzuschütteln. Da erweist sich sicher die Sozialdemokratie als Irrlicht. Deshalb ist letztendlich sie auch zu überwinden.
5. Der antisemitische Wortschatz des Karl Marx
Nun, man sollte die angeführten Zitate vielleicht im Zusammenhang lesen und ebenfalls die hinterliegenden Gedankengänge beachten.
Marx' Verhältnis zur Religion ist am besten in der Einleitung zur Kritik an der Hegelschen Rechtsphilosophie nachzulesen.
siehe auch, Wolfgang Fritz Haug : "Zur Frage der Im/Materialität digitaler Produkte" für eine grundsätzliche
Auseinandersetzung mit dem Begriff Materialität.
siehe auch, Kollektivarbeit der Gruppe Internationaler Kommunisten (Holland) : "Grundprinzipien kommunistischer Produktion und Verteilung" ( 1930 )
Zum Phänomen der entfremdeten und entmenschten Arbeit und Verhältnis des Menschen zu sich und der
Natur findet man grundsätzliches in den 'Pariser Manuskripten' von Marx.
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last update : Mon Aug 29 21:02:34 CEST 2005 Peter Heilbronn
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