Exzerpte
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Team |
Peter Heilbronn |
Thema |
Arbeitsnotizen: Pfannkuchentheorie
( excerpt )
Eine Kritik der monetären Werttheorie- Anmerkungen zur Aufhebung der Arbeitswerttheorie bei Marx
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Original |
Autor |
Nils Fröhlich |
Titel |
"Die Marxsche Werttheorie: Darstellung und gegenwärtige Bedeutung" |
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Verweis |
[
Struktur ] [
lokales Original ] [
Info
»
Dockerill 'Skizzen einer Kritik an Michael Heinrich und anderen', trend 06/04
Heinrich 'Monetäre Werttheorie - Geld und Krise bei Marx', trend 01/04
Heinrich 'Weltanschauungsmarxismus oder Kritik der politischen Ökonomie?',
Grundrisse 1/2002
] |
Status |
6. Rechschreibungsüberarbeitung für akademische Fliegenbeinzähler, grundsätzliche Überarbeitung und Einfügen eines allgemein philosophischen Teiles, Übergang von der Forschung zur Darstellung, Postone ist selbst noch im Erarbeiten |
Letzte Bearbeitung |
06/2004, 12/2005 |
Home |
www.mxks.de
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1. Einleitung
1.1. Status der Arbeit: Arbeitsplan
1.2. Anmerkungen zum Treffen den 23.08.2006 WS
1.3. Inhaltliche Bestimmung
2. Exkurs zu: Prämissen der Werttheorie
2.1. Philosophische Betrachtung (Rudiment)
2.1.1. Abstraktion und objektive Erkenntnis (Rudiment)
2.1.2. Widerspruch (Rudiment)
2.1.3. Zu Raum und Zeit
2.1.4. Form und Inhalt
2.1.5. Bewegung und Entwicklung
2.1.6. Totalität
2.1.7. Materialität
2.1.8. Gesetze der Tendenz
2.2. Moishe Postones Ansatz (Rudiment)
2.2.1. Einleitend
2.2.2. Abstrakte Arbeit (leer)
2.2.3. Abstrakte, konkrete und historische Zeit (leer)
2.2.4. Dialektik von Arbeit und Zeit (leer)
2.2.5. Richtungsgebundene Dynamik (leer)
2.3. Kritik an der ''Arbeit''
2.3.1. Kritik der historischen Form der Arbeit
2.3.2. Der gesellschaftliche Gesamtarbeiter
2.3.3. Kritische Kritik an der ''Arbeit''
2.4. Die Fragestellung bei Fröhlich
2.4.1. ZAP, das Gesetz der Proportionen
2.4.2. Die Vermittlung als Durchschnittsbildung
2.5. Erste Schwierigkeiten der Wertbestimmung
2.5.1. Wert ist bestimmte Arbeitszeit
2.5.2. Gesellschaftlichkeit
2.5.3. Welche Notwendigkeit der Arbeitszeit?
2.5.4. Der 'überhistorische' Wert
2.5.4.1. Mehrwert als Form
2.5.5. Nichtkapitalistische Warenproduktion
2.5.6. Ökonomie der Zeit
2.6. Erste Zusammenfassung
3. Entgegen der Arbeitswerttheorie - monetäre Werttheorie
3.1. Abstrakte Arbeit
3.2. Wo und wann der Konstitution des Wertes
3.3. Die Wertgröße der Waren
3.4. Die Wertformanalyse
3.5. Geld
3.6. Geld als allgemeines Wertmaß
3.7. Geld als Maßstab der Preise
3.8. Geld als Geld
3.9. Der ''fehlende'' Übergang im Kapital
4. Darstellung des Übergangs und die Vermittlung Wert-Produktionspreis
4.1. Existenz der allgemeinen Profitrate
4.2. Der Produktionspreis
4.3. Durchschnitt und Arbeitszeitquata
4.4. Der Marktwert
4.5. Bedürfnisquantum vs. Produktionsquantum
5. Bezug auf Heute - gesellschaftliche Alternative
5.1. Das moderne Geldsystem
5.2. Kommunismus oder 'Positive Alternativen?'
5.3. Richtungsgebundene Dynamik nach Postone
5.4. Abstrakte Arbeit und Kommunismus
5.5. Kritik am Staatssozialismus/-kapitalismus
6. Anhang
6.1. Fußnoten
6.2. Quellen
1. Einleitung
"
Fußnote(1)
Man könnte dies als Pfannkuchentheorie bezeichnen: so wie einem
Pfannkuchen
bei seiner Herstellung Marmelade zugeführt wird, so wird einer Ware während
ihrer Produktion ein bestimmter Wert hinzugefügt. Und wie ein fertiger
Pfannkuchen eine bestimmte Menge von Marmelade enthält, so enthält eine fertige
Ware einen Wert in bestimmter Höhe (vgl. Ganßmann 1996: 76-80). Diese
Interpretation des Werts wird nicht nur durch die ersten beiden Abschnitte des
Kapitals nahe gelegt, sondern auch in der späteren Darstellung der
Wertbestandteile einer Ware durch die Gleichung Wert = c + v + m.
Jedoch halte ich diese Interpretation für falsch. Zum einen interpretiert man
hier die abstrakte Arbeit als physiologische bzw. substantialistische
Wertkategorie.
"
(Nils Fröhlich 'Die Marxsche Werttheorie: Darstellung und gegenwärtige Bedeutung', S. 31)
1.1. Status der Arbeit: Arbeitsplan
Dieses Dokument widerspiegelt meinen Forschungsprozess und stellt einen Arbeitsplan dar.
Einige Teile, insbesondere am Anfang, sind noch völlig unausgearbeitet und werden wohl
noch geraume Zeit brauchen, z.B Postone. Andere Teile sind schon weiter gekommen.
Entsprechend dem Status als Arbeitspapier werden die Darlegungen massiv mit Zitaten gestützt.
Die Notation mit den '#' bedeutet, dass an dieser Stelle noch Einschübe kommen oder Veränderungen
vorgenommen werden müssen.
1.2. Anmerkungen zum Treffen den 23.08.2006 WS
Mit Lukács wurde gegen den Begriff 'überhistorisch' argumentiert. Im
Zusammenhang von Natur und Gesellschaft liegt, dass es nichts Überhistorisches
geben kann. Überhistorisch meinte im Zusammenhang mit dem ZAP, dass dieses als
Ökonomie der Zeit in allen Gesellschaftsordnungen gültig ist.
| [Überhistorisch] |
1.3. Inhaltliche Bestimmung
Ziel des folgenden Textes ist die Untersuchung der Marxschen Werttheorie im
Lichte der Auseinandersetzung mit der so genannten monetären
Werttheorie. Der Text ist in vier Teile geordnet.
Im ersten Teil wird auf philosophische Grundbegriffe eingegangen. Nach der
Beschäftigung mit den verschiedensten Rezeptionen der Marxschen Theorie scheint
dies geboten. Die verschiedensten Interpretationen werden angerissen und
versucht, die dialektische Methode und die Begrifflichkeiten zu fassen.
Es werden die grundsätzlichen Ideen und Argumentationen vorgestellt.
An diesem Text habe ich versucht meinen eigenen roten Faden zu finden.
Gerade die Kategorie der Zeit und der Abstraktion bei der abstrakten Arbeit
bringt die kontroversesten Deutungen hervor und offenbaren damit auch die
unterschiedlichen weltanschaulichen Positionen. So verläuft die
Hauptauseinandersetzung entlang der qualitativen wie quantitativen Bestimmung des
Wertes und deren innerem Zusammenhang. Einige der häufigsten Missverständnisse
dieses Themenkreises werden dann besprochen. Die wichtige Kategorie der
gesellschaftlichen Totalität wird als dem Wert als gesellschaftlichem
Verhältnis immanent aufgezeigt.
| [Qualitative und quantitative Bestimmung des Werts] |
Daran anschließend im zweiten Teil wird hierzu exemplarisch auf die Position der
monetären Werttheorie entlang der Arbeit von Nils Fröhlich
'Die Marxsche Werttheorie: Darstellung und gegenwärtige Bedeutung'
eingegangen. Sie wird kritisiert und verschiedene Implikationen diskutiert.
Hierbei werden
Teile der vorhergehenden Betrachtungen am Beispiel wiederholt, neu
beleuchtet oder der neuen Ebene der Konkretion der Kategorien entsprechend
angeglichen.
Es wird in der Struktur der Darstellung von Fröhlich gefolgt, welche wiederum
von der Argumentation in Michael Heinrichs 'Wissenschaft vom Wert' inspiriert zu
seien scheint.
Teil 4 beschäftigt sich mit der Darstellung der Aufhebung der Kategorien Wert
und Tauschwert aus dem Band I des 'Kapital' in die von Produktionspreis und
Marktpreis des Band III, da die meisten Autoren sich nur in den ersten hundert
Seiten des
'Kapital' umtreiben und dabei diesen fundamental für das Verständnis wichtigen
Übergang und Umschlagspunkt der Darstellung außer Acht lassen. Gerade an dieser
Stelle lässt sich
- erstens die Eigenart der dialektischen Entwicklungsweise bei
Marx ganz unversteckt (Reichelt) und als nicht notwendig zu rekonstruieren
(Backhaus) zeigen. Sondern sie liegt mit der Vermittlung offen zutage.
-
Zweitens offenbart sich nun diese
Vermittlung, welche selbst als zuerst äußere Reflexion des Wertes erscheint,
als innere Bestimmung des Wertes.
Namentlich wird diese Vermittlung
der Kategorien Wert und Produktionspreis kategorial wie auch wirklich in der
multiplen Durchschnittsbildung gefunden. Dies erschöpft sich eben nicht darin,
eine bloße Denkbewegung zu beschreiben. Sondern vielmehr ist sie die
Realbewegung des Kapitalverhältnisses und seiner ökonomischen Größen, also
Quantitäten.
Erst hier wird auch der den Kategorien entsprechende Standpunkt der
gesellschaftlichen Totalität angenommen. Erst so lässt sich die
Vermittlung des Wertgesetzes bezüglich Markt und Konkurrenz zeigen.
Gerade wenn in der monetären Werttheorie auf die Rekonstruktion einer monetären
Kapitaltheorie abgezielt wird, kommt man nicht umhin, gerade diesen wichtigen
Punkt zu beleuchten. Marx kommt sehr ausführlich zu Wort und es bleibt
weitestgehend ihm überlassen, die Zusammenhänge darzustellen.
Den Abschluss bildet eine Betrachtung der Implikationen der Marxschen Kritik der
politischen Ökonomie auf eine mögliche nachkapitalistische Produktionsweise.
Hier erweist sich auch, was daraus folgt, wenn man Teile der Marxschen
Kategorien auf verschiedene Weise interpretiert. Es führt zu diametralen
Einschätzungen der Wirkungsweise der Theorie. Nicht zuletzt ist für Marx die
gesellschaftliche Praxis der Maßstab, Konstitutionsraum und Wirkungsraum der
Theorie. Ist das Marxsche 'Kapital' eine reine (negative) Kritik (Adorno),
nur Ideologiekritik (Bruhn) oder enthält sie auch positive und notwendige
Bestimmungen für eine nachkapitalistische Ökonomie selbst.
| [Nachkapitalistische Produktionsweise] |
Leider kann auf wichtige Probleme nicht eingegangen werden. Erstens, weil dies
den vorgegebenen Rahmen weit sprengen würde. Aber auch weil vieles noch zu
erarbeiten wäre. So wird z.B. auf das so genannte Transformationsproblem nicht
eingegangen. Es wird in einer späteren Darstellung zu leisten sein, zu zeigen,
wie
die hier zu entwickelnde Durchschnittsbildung dieses Problem zu einem
scheinbaren macht.
Andererseits zu zeigen, dass die bisherigen Ansätze, die sich in linearer
Algebra erschöpfen, (Helmedag, Quaas,...)
dem Gegenstand politische Ökonomie als dynamischem
massiv rückgekoppelten System gar nicht gerecht werden können.
| [Begrenzung und Problemfelder] |
2. Exkurs zu: Prämissen der Werttheorie
"
In ihrer mystifizierten Form ward die Dialektik deutsche Mode, weil sie das
Bestehende zu verklären schien. In ihrer rationellen Gestalt ist sie dem
Bürgertum und seinen doktrinären Wortführern ein Ärgernis und ein Gräuel, weil
sie in dem positiven Verständnis des Bestehenden zugleich auch das Verständnis
seiner Negation, seines notwendigen Untergangs einschließt, jede gewordne Form
im Flusse der Bewegung, also auch nach ihrer vergänglichen Seite auffasst, sich
durch nichts imponieren lässt, ihrem Wesen nach kritisch und revolutionär ist.
"
(23:27 f)
Versuchen wir nun diese rationelle Dialektik zu finden und mit selbiger nicht
nur ein negatives Verständnis in der Kritik der politischen Ökonomie zu
finden, sondern gleichzeitig den Rahmen des notwendigen Übergangs zum
Nachkapitalismus. Wir suchen eine Betrachtung,
die kritisch und gleichzeitig vorwärts auflösend ist.
Es wäre also zu betrachten, warum Marx' Kritik der politischen Ökonomie keine
kritische Kritik, sondern eine dialektische Kritik darstellt. Deshalb werde ich
in Folge auf die Parallelität von Hegel und Marx bezüglich der Darstellung und
der #Anschauung# eingehen.
| [Kritische vs. dialektischer Kritik] |
2.1. Philosophische Betrachtung (Rudiment)
2.1.1. Abstraktion und objektive Erkenntnis (Rudiment)
Zuerst versuche ich kurz darauf einzugehen, was in Anlehnung an Hegel
Abstraktion bedeutet. Es existieren ganz verschiedene Arten von Abstraktion.
Nicht nur im Denken, sondern auch im Handeln kann man Abstraktionen vollziehen,
wobei letztere Realabstraktionen genannt werden.
abstrakt, noch unentwickelt, unterbestimmt, Intention
###-> Postone und Marx bzgl. abstrakter Arbeit
leere, reine Abstraktion ?= reine Form ohne Inhalt
"
Wenn die kritische Philosophie das Verhältnis dieser drei terminor umso versteht,
daß wir die Gedanken zwischen uns und die Sachen als Mitte stellen in dem Sinne,
daß diese Mitte uns von den Sachen vielmehr abschließt, statt uns mit denselben
zusammenzuschließen, so ist dieser Ansicht die einfache Bemerkung
entgegenzusetzen, daß eben diese Sachen, die jenseits unserer und jenseits der
sich auf sie beziehenden Gedanken auf dem anderen Extreme stehen sollen, selbst
Gedankendinge und, als ganz unbestimmte, nur ein Gedankending, - das
sogenannte Ding-an-sich der leeren Abstraktion selbst sind.
"
(Hegel 'Wissenschaft der Logik' Teil 1, S. 21)
| [Leere Abstraktion] |
bestimmte Abstraktion
wesentliche Abstraktion
konkret
das unmittelbar Realkonkrete
Das Einseitige das Abstrakte
Kant, Hegel, Fröhlich, Postone
[Praxis]
2.1.2. Widerspruch (Rudiment)
Antinomie, Dualität, Durchgangspunkt, Auflösen, Aufheben, Umschlagen,
Übergreifen, Verkehrung
Trennung überwinden ohne das Trennende zu verlieren
[Klasse u PE]
2.1.3. Zu Raum und Zeit
Wir werden sehen, dass die Begriffe der verschiedenen Arten von Zeit
und Arbeit, als abstrakte und konkrete große Schwierigkeiten bereiten bzgl. des
"Wertbegriffes" bei Marx.
Dazu ist
es vielleicht hilfreich, sich dem Verständnis der Zeit bei Marx zu nähern. Dabei
kommt man nicht umhin, ein paar grundsätzlich und darum unangenehme Aussagen zu
treffen, welche sich auf den Kern der Erkenntnistheorie beziehen. Dabei geht es
nicht nur um die Existenz der Zeit, sondern auch die Art des Seins von
Abstraktion oder schließlich, wie ist das Verhalten von Subjekt zu Objekt.
Gerade am Begriff der Zeit, der etwas letztendlich abstrahiertes zu sein scheint
und dem Verhalten der einzelnen Philosophen hierzu, lassen sich sehr gut
Grundzüge der verschiedenen Anschauungen aufweisen.
Bei Kant ist Zeit eine Verstandeskategorie. D.h, Zeit
kommt nicht den Dingen als solchen zu, den Dingen an Sich oder auch Noumena,
sondern hat ihre Notwendigkeit bezüglich unsrer Erkenntnisfähigkeit. Grob
gesagt, existiert die Zeit als a priori in jedermanns Kopf. Andererseits erlaubt
dies a priori die Existenz von Naturwissenschaften und Erkenntnis von Gesetzen,
also allgemeinen Zusammenhängen. Selbstverständlich kann dies hier nur
bruchstückhaft angedeutet werden.
Die Dinge, wie sie wirklich sind, die Dinge an Sich sich nicht erkennbar.
Allenfalls können wir sie durch unsere Sinnlichkeit wahrnehmen, welches auch
voraussetzt, dass diese Dinge als Äußeres auch wirklich existieren. Ist die
Frage, wie sind trotzdem Urteile gewisser Wahrheit möglich?
"
Es ist also nur auf eine einzige Art möglich, daß meine Anschauung vor der
Wirklichkeit des Gegenstandes vorhergehe, und als Erkenntnis a priori
stattfinde, wenn sie nämlich nichts anders enthält, als die Form der
Sinnlichkeit, die in meinem Subjekt vor allen wirklichen Eindrücken vorhergeht,
dadurch ich von Gegenständen affiziert werde. Denn daß Gegenstände der Sinne
dieser Form der Sinnlichkeit gemäß allein angeschaut werden können, kann ich a
priori wissen. Hieraus folgt : daß Sätze, die bloß diese Form der sinnlichen
Anschauung betreffen, von Gegenständen der Sinne möglich und gültig sein werden,
imgleichen umgekehrt, daß Anschauungen, die a priori möglich sind, niemals
andere Dinge, als Gegenstände unsrer Sinne betreffen können.
"
(Kant 'Prolegomena' §9)
Es bedarf also einer von unserer Sinnlichkeit unabhängigen und allgemein
gültigen Formatierung des Wahrgenommenen. Dieses sind die Kategorien des
Verstandes wie Quantität, Qualität, .. die uns so a priori gegeben sein müssen.
Wir erkennen aber nicht die Dinge an Sich, sondern nur unsere eigene
Wahrnehmung. Diese ist aber nicht rein subjektiv, wie z.B. bei Hume, gegen
welchen
sich Kant abstößt, sondern objektiv, weil die Kategorisierung als a priori
diese Eigenschaft trägt.
"
Also ist es nur die Form der sinnlichen Anschauung, dadurch wir a priori Dinge
anschauen können, wodurch wir aber auch die Objekte nur erkennen, wie sie uns
(unsern Sinnen) erscheinen können, nicht wie sie an sich sein mögen, | und diese
Voraussetzung ist schlechterdings notwendig, wenn synthetische Sätze a priori
als möglich eingeräumt, oder im Falle sie wirklich angetroffen werden, ihre
Möglichkeit begriffen und zum voraus bestimmt werden soll
"
(Kant 'Prolegomena' §9)
Raum und Zeit sind also gleich einer Brille, durch welche wir notwendig die Welt
wahrnehmen können und müssen. Wir sind nicht fähig sie abzulegen oder zu
hintergehen, quasi an die Dinge an Sich heranzukommen. Grob gesagt, befinden sie
sich in unserem Kopf , wenn auch a priori.
"
Nun sind Raum und Zeit diejenigen
Anschauungen, welche die reine Mathematik
allen ihren Erkenntnissen und Urteilen, die zugleich als apodiktisch und
notwendig auftreten, zum Grunde legt ;
...
Arithmetik bringt selbst ihre Zahlbegriffe durch successive Hinzusetzung der
Einheiten in der Zeit zustande, vornehmlich aber reine Mechanik kann ihre
Begriffe von Bewegung nur vermittelst der Vorstellung der Zeit zustande bringen.
Beide Vorstellungen aber sind bloß Anschauungen ; denn wenn man von den
empirischen Anschauungen der Körper und ihrer Veränderungen (Bewegung) alles
Empirische, nämlich was zur Empfindung gehört, wegläßt, so bleiben noch Raum und
Zeit übrig, welche also reine Anschauungen sind, die jenen a priori zum Grunde
liegen, und daher | selbst niemals weggelassen werden können, aber eben dadurch,
daß sie reine Anschauungen a priori sind, beweisen, daß sie bloße
Formen unserer
Sinnlichkeit sind, die vor aller empirischen Anschauung, d. i. der Wahrnehmung
wirklicher Gegenstände, vorhergehen müssen, und denen gemäß Gegenstände a priori
erkannt werden können, aber freilich nur, wie sie uns erscheinen.
[Herv. v. P.H.]"
(Kant 'Prolegomena' §10)
Die Begründung, weshalb trotz dessen, wir die Dinge an Sich nicht erkennen
können, z.B. die Gesetze der Geometrie gelten, liegt in der Verlagerung des
Entscheidungskriterium an die selbe Stelle - die Wahrnehmung selbst.
"
Die reine Mathematik, und namentlich die reine Geometrie, kann nur unter der
Bedingung allein objektive Realität haben, daß sie bloß auf Gegenstände der
Sinne geht, in Ansehung deren aber der Grundsatz feststeht : daß unsre sinnliche
Vorstellung keinesweges eine Vorstellung der Dinge an sich selbst, sondern nur
der Art sei, wie sie uns erscheinen. Daraus folgt, daß die Sätze der Geometrie
nicht etwa Bestimmungen eines bloßen Geschöpfs unserer dichtenden Phantasie, und
also nicht mit Zuverlässigkeit auf wirkliche Gegenstände könnten bezogen werden,
sondern daß sie notwendiger Weise vom Raume und darum auch von allem, was im
Raume angetroffen werden mag, gelten, weil der Raum nichts anders ist, als die
Form aller äußeren Erscheinungen, unter der uns allein | Gegenstände der Sinne
gegeben werden können.
"
(Kant 'Prolegomena' §13, Anmerkung I)
| [Zeit bei Kant] |
Im direkten kritischen Anschluss betrachten wir die Anschauung Hegels. Dabei
kommt es mir auf zweierlei an.
- Das erste ist die Anschauung Hegels und die
Eigentümlichkeit seines Denkens greifbar zu machen, d.h die dialektische
Methode aufzuzeigen.
- Das zweite umfasst den
Versuch, ein Stück der Marxschen Entwicklung der Kategorien im Kapital mit
Bemerkungen parallel laufen zu lassen, um anzudeuten, wie stark die Methodik bei
Hegel und Marx verwandt sind, also das identische Moment wir betont.
| [Abstraktion und objektive Erkenntnis bei Hegel] |
Da Hegel mit Raum und Zeit die Naturphilosophie beginnt, kann man sehr gut
verfolgen, wie die Entwicklungsschritte verlaufen.
"
Es ist vielerlei über die Natur des Raums von je vorgebracht worden. Ich erwähne
nur der Kantischen Bestimmung, daß er wie die Zeit eine Form der sinnlichen
Anschauung sei. Auch sonst ist es gewöhnlich geworden, zugrunde zu legen,
daß
der Raum nur als etwas Subjektives in der Vorstellung betrachtet werden müsse.
Wenn von dem abgesehen wird, was in dem Kantischen Begriffe dem subjektiven
Idealismus und dessen Bestimmungen angehört, so bleibt die richtige Bestimmung
übrig, daß der Raum eine bloße Form, d.h. eine Abstraktion ist, und zwar
die der unmittelbaren Äußerlichkeit.
"
(Hegel 'Enzyklopädie' Teil 2, S. 63)
Die Abstraktion erscheint zuerst als etwas nur gedanklich existentes, so
gibt es nicht den Löwen an sich.
Allein Hegel zeigt, wie dieses in der Wirklichkeit existiert. Die Dinge bekommen
ihre Wahrheit gerade im Aufzeigen ihrer inneren Vermittlung, hier des Besonderen
mit dem Allgemeinen, dem Abstraktum 'Löwe' mit dem konkreten Löwen.
"
Dadurch, daß wir die Dinge denken, machen wir sie zu etwas Allgemeinem; die
Dinge sind aber einzelne, und der Löwe überhaupt existiert nicht. Wir machen sie
zu einem Subjektiven, von uns Produzierten, uns Angehörigen, und zwar uns als
Menschen Eigentümlichen; denn die Naturdinge denken nicht und sind keine
Vorstellungen oder Gedanken.
"
(Hegel 'Enzyklopädie' Teil 2, S. 17)
| [Der Löwe] |
Der erste analytische Schritt ist also die Aneignung des Gegenstandes als
Wahrnehmungsverarbeitung mittels Abstraktion um die Dinge an Sich zu Dingen für
Uns zu machen.
Hegel stellt dabei den grundlegenden Widerspruch der Erkenntnis und
Erkenntnisfähigkeit im Zusammenhang mit der Naturphilosophie so heraus.
"
Nämlich wir wollen die Natur erkennen, die wirklich ist, nicht etwas, das nicht
ist; statt sie nun zu lassen und sie zu nehmen, wie sie in Wahrheit ist, statt
sie wahrzunehmen, machen wir etwas ganz anderes daraus. Dadurch, daß wir die
Dinge denken, machen wir sie zu etwas Allgemeinem; die Dinge sind aber einzelne,
und der Löwe überhaupt existiert nicht. Wir machen sie zu einem Subjektiven, von
uns Produzierten, uns Angehörigen, und zwar uns als Menschen Eigentümlichen;
denn die Naturdinge denken nicht und sind keine Vorstellungen oder Gedanken.
Nach der zweiten Bestimmung, die sich uns vorher zuerst darbot, findet eben
diese Verkehrung statt; ja, es könnte scheinen, daß, was wir
beginnen, uns sogleich unmöglich gemacht wird.
Hier also tritt die Schwierigkeit ein: Wie kommen wir Subjekte zu den Objekten
hinüber? Lassen wir uns beigehen, diese Kluft zu überspringen, und wir lassen
dazu uns allerdings verleiten, so denken wir diese Natur; wir machen sie, die
ein Anderes ist als wir, zu einem Anderen, als sie ist. Beide theoretischen
Verhältnisse sind auch unmittelbar einander entgegengesetzt: wir machen die
Dinge zu allgemeinen oder uns zu eigen, und doch sollen sie als natürliche
Dinge frei für sich sein. Dies also ist der Punkt, um den es sich handelt in
betreff der Natur des Erkennens, - dies das Interesse der Philosophie.
[Herv. v. P.H.]
"
(Hegel 'Enzyklopädie' Teil 2, S. 16ff.)
Für ihn ist die richtige Erkenntnis eine hervorgebrachte Einheit, dass in der
Idee und dem Begriff sich die Dinge so offenbaren, wie sie sind, bzw. wir sie so
denken, wie sie es uns ihrem inneren Wesen nach vorschreiben. Dies ist
allerdings schon eine objektivere Erkenntnislehre im Gegensatz zu der Kants.
"
Der philosophische wahrhafte Idealismus besteht in nichts anderem als eben in
der Bestimmung, daß die Wahrheit der Dinge ist, daß sie als solche unmittelbar
einzelne, d. i. sinnliche, nur Schein, Erscheinung sind. Über eine in unseren
Zeiten grassierende Metaphysik, nach welcher wir die Dinge darum nicht erkennen,
weil sie absolut fest gegen uns sind, könnte man sich ausdrücken, daß nicht
einmal die Tiere so dumm sind als diese Metaphysiker; denn sie gehen auf die
Dinge zu, greifen, erfassen, verzehren sie. Dieselbe Bestimmung liegt in der
aufgezeigten zweiten Seite des theoretischen Verhaltens, nämlich daß wir die
natürlichen Dinge denken.
"
(Hegel 'Enzyklopädie' Teil 2, S. 21)
| [Kritik am subjektiven Idealismus] |
Im Gegensatz hierzu formuliert er das Erfassen des Inneren, des Wesentlichen im
Kriterium der Praxis als der Wahrheit, ein Gedanke, den wir bei Marx und
Lukács
ins Zentrum gerückt sehen werden, mittels der Zentralkategorie der Arbeit - das
tätige Subjekt.
"
Mit dem Erfassen dieses Innern ist die Einseitigkeit des theoretischen und
praktischen Verhaltens aufgehoben und zugleich beiden Bestimmungen Genüge
geleistet. Jenes enthält eine Allgemeinheit ohne Bestimmtheit, dieses eine
Einzelheit ohne Allgemeines; das begreifende Erkennen ist die Mitte, in welcher
die Allgemeinheit nicht ein Diesseits in mir gegen die Einzelheit der
Gegenstände bleibt, sondern indem es sich negativ gegen die Dinge verhält und
sich dieselben assimiliert, findet es die Einzelheit ebenso darin, lässt die
Dinge gewähren und sich frei in sich bestimmen. Das begreifende Erkennen ist so
die Einheit des theoretischen und praktischen Verhaltens: die Negation der
Einzelheit ist als Negation des Negativen die affirmative Allgemeinheit, die den
Bestimmungen Bestehen gibt; denn die wahrhafte Einzelheit ist zugleich
Allgemeinheit in sich selbst.
"
(Hegel 'Enzyklopädie' Teil 2, S. 29)
Wobei bei Hegel die Natur und der (erkennende) Geist zwei Offenbarungen Gottes
sind. Anders hingegen bei Marx, der die materialistischen Kerne aufnimmt und
weiter entwickelt.
"
Wenn die Wahrheit im subjektiven Sinn die Übereinstimmung der Vorstellung mit
dem Gegenstande ist, so heißt das Wahre im objektiven Sinne die Übereinstimmung
des Objekts, der Sache mit sich selbst, daß ihre Realität ihrem Begriffe
angemessen ist. Ich in meinem Wesen ist der Begriff, das mit sich selbst
Gleiche, durch alles Hindurchgehende, welches, indem es die Herrschaft über die
besonderen Unterschiede behält, das in sich zurückkehrende Allgemeine ist.
[bis hier der materialistische Kern, P.H.]
Dieser Begriff ist sogleich die wahrhafte Idee, die göttliche Idee des
Universums, die allein das Wirkliche ist.
"
(Hegel 'Enzyklopädie' Teil 2, S. 31)
Zeit ist bei Hegel zuerst über den Raum bestimmt. Dieser ist unmittelbare
Quantität in welchem alles bestehen bleibt und der in seiner
Gleichgültigkeit gegen sich und alles enthaltene bloß äußerlich ist. So ist er
die Negation seiner selbst und wird damit unwahr. Seine Wahrheit hat er erst in
der Zeit, welche ihn also weiter bestimmt und damit sich selbst.
Typisch für Hegel beginnt er ein kategoriales Geflecht mit einem möglichst
abstrakten, d.h. bestimmungslosen.
"
Die erste oder unmittelbare Bestimmung der Natur ist die abstrakte Allgemeinheit
ihres Außersichseins, - dessen vermittlungslose Gleichgültigkeit, der Raum. Er
ist das ganz ideelle Nebeneinander, weil er das Außersichsein ist, und
schlechthin kontinuierlich, weil dies Außereinander noch ganz abstrakt ist und
keinen bestimmten Unterschied in sich hat.
"
(Hegel 'Enzyklopädie' Teil 2, S. 62f)
| [Raum bei Hegel] |
Zu Kants Anschauung bemerkt er direkt anschließend, dass dieser zumindest dort
eingeschränkt recht hat, wo er den Raum als bestimmungsarm, also abstrakt fasst.
Diese Art der aufhebenden Kritik, die die relative Wahrheit einer Aussage in
Abgrenzung hervorhebt, also z.B falsche Voraussetzungen abschneidet, wird man in
dieser Weise auch bei Marx sehen. Es ist dies die dialektische Kritik, welche
nicht nur das Falsche sieht, sondern die wahren Kerne mit ihren Bedingungen und
Gültigkeitsrahmen herausstellt und weiterentwickelt.
"
Wenn von dem abgesehen wird, was in dem Kantischen Begriffe dem subjektiven
Idealismus und dessen Bestimmungen angehört, so bleibt die richtige Bestimmung
übrig, daß der Raum eine bloße Form, d.h. eine Abstraktion ist, und zwar
die der unmittelbaren Äußerlichkeit.
"
(Hegel 'Enzyklopädie' Teil 2, S. 63)
Es ist dieselbe Art, wie Marx z.B mit Smith Arbeitswerttheorie umgeht. Und dies
unterscheidet auch seine Kritik von der der kritischen Kritiker, die in der
Negation verbleiben und gar nicht reflektieren, dass in jeder Negation auch
immer eine positive Bestimmung liegt oder umgekehrt. Omnis determinatio est
negatio. (Spinoza nach Hegel 'Wissenschaft der Logik' Teil 1 S.161).
| [Dialektische Kritik] |
Da der Raum gleichgültig gegen alles ist, ist er also allem unmittelbar
äußerlich. Hier sieht man wieder, wie Hegel mit einer Unmittelbarkeit beginnt,
um dann sofort zu zeigen, dass diese Unmittelbarkeit schon immer aber ein
vermitteltes in sich birgt. Dies ist auch bei Marx zu sehen wenn er mit der Ware
beginnt.
###->Problem des Anfangs
Hier sieht denn auch Hegel den Grund, warum er nicht wie in der Logik mit der
Qualität beginnen muss, sondern bei der Naturphilosophie mit der Quantität. Das
reine Sein, mit welchem er die Wissenschaft der Logik beginnen lässt, ist das
abstrakt erste, das Unvermittelte, somit wesentlich reine Qualität darstellt.
Der Raum hingegen ist
zwar unmittelbare Äußerlichkeit aber dieses nur zuerst. Wesentlich ist für ihn,
dass er ein schon vermitteltes ist. Dann jeder Punkt im Raum negiert schon #####
Der Raum ist sinnlich unsinnlich sagt Hegel, womit er seine Abstraktheit zeigt.
Marx bezeichnet die Ware als übersinnlich Sinnliches.
Die Zeit nun entwickelt sich aus der negativen Bezüglichkeit des Raumes auf sich
selbst. Diese bestimmt er quasi als das Werden, das ständige sich aufheben des
Raumes selbst. (Diesen Gedanken findet man auch bei Engels zur Entwicklung
der Bewegung. Engels bezieht sich sowieso noch stärker als Marx an
Hegel orientiert.)
| [Übergang zur Zeit bei Hegel] |
"
Da der Raum also nur diese innere Negation seiner selbst ist, so ist das
Sichaufheben seiner Momente seine Wahrheit; die Zeit ist nun eben das Dasein
dieses beständigen Sichaufhebens, in der Zeit hat der Punkt also Wirklichkeit.
Der Unterschied ist aus dem Raume herausgetreten, heißt: er hört auf,
diese Gleichgültigkeit zu sein, er ist für sich in seiner ganzen Unruhe, nicht
mehr paralysiert. Diese reine Quantität, als für sich da seiender Unterschied,
ist das an sich selbst Negative, die Zeit; sie ist die Negation der Negation,
die sich auf sich beziehende Negation.
...
Die Wahrheit des Raumes ist die Zeit, so wird der Raum zur Zeit; wir gehen nicht
so subjektiv zur Zeit über, sondern der Raum selbst geht über.
[Herv. v. P.H.]
"
(Hegel 'Enzyklopädie' Teil 2, S. 74)
Von dieser abstraktesten Form der Bestimmung der Zeit als "reine Form der
Sinnlichkeit oder des Anschauens, das unsinnliche Sinnliche", geht er nun weiter
in der Konkretion und identifiziert Zeit bestimmt mit dem Werden und dem
Realen, wie er sie auch scheidet.
"
Aber nicht in der Zeit entsteht und vergeht alles, sondern die Zeit selbst ist
dies Werden, Entstehen und Vergehen, das seiende Abstrahieren, der alles
gebärende und seine Geburten zerstörende Kronos.- Das Reelle ist wohl von der
Zeit verschieden, aber ebenso wesentlich identisch mit ihr.
"
(Hegel 'Enzyklopädie' Teil 2, S. 76)
Dann kommt endlich der Punkt, an dem sich Marx und Engels anschließen werden in
ihren Überlegungen.
"
Die Zeit ist nur diese Abstraktion des Verzehrens. Weil die Dinge endlich sind,
darum sind sie in der Zeit; nicht weil sie in der Zeit sind, darum gehen sie
unter, sondern die Dinge selbst sind das Zeitliche; so zu sein ist ihre
objektive Bestimmung. Der Prozeß der wirklichen Dinge selbst macht also die
Zeit; und wenn die Zeit das Mächtigste genannt wird, so ist sie auch das
Ohnmächtigste.
"
(Hegel 'Enzyklopädie' Teil 2, S. 77)
Zeit ist somit nichts von den Dingen getrenntes, sondern nur in Abstraktion von
den Dingen getrennt zu betrachtendes. Sie existiert in den Dingen und die Dinge
so in ihr. D.h. sie ist wie Engels sagen würde die 'Bewegungsform' der Dinge.
Analog ist der Durchschnitt wie jede Eigenschaft einer Menge oder Totalität nur
in jedem einzelnen dieser existent und existiert so durch sie. Genau die gleiche
Figur findet sich in der abstrakten Arbeit als Moment der Arbeit unter
bestimmten gesellschaftlichen Verhältnissen.
"
Stände alles still, selbst unsere Vorstellung, so dauerten wir, es wäre keine
Zeit da. Die endlichen Dinge sind aber alle zeitlich, weil sie der Veränderung
über kurz oder lang unterworfen sind; ihre Dauer ist mithin nur relativ.
"
(Hegel 'Enzyklopädie' Teil 2, S. 78)
Kommen wir nun zu Marx und nehmen den Faden des Fetischkapitels auf, so werden
zwei Punkte herausgestellt. Erstens, dass Marx' materialistischer Standpunkt
annimmt, dass die Kategorien von den gesellschaftlichen Verhältnissen die sie
begreifen in bestimmter Weise hervorgebracht werden, was er an vielen
historischen Beispielen und den Aussagen der jeweiligen politischen Ökonomen
aufzeigt.
Das zweite ist, dass er der Zeit in der Ökonomie als ökonomischen, rationellem
Prozess zentral setzt und dies in einem überhistorischen Sinne, wie wir es
schon bzgl. des ZAP diskutiert haben.
"
Aber wenn die Produzenten von Rock, Stiefel usw. diese Waren auf Leinwand - oder
auf Gold und Silber, was nichts an der Sache ändert - als allgemeines Äquivalent
beziehen, erscheint ihnen die Beziehung ihrer Privatarbeiten zu der
gesellschaftlichen Gesamtarbeit genau in dieser verrückten Form.
Derartige Formen bilden eben die Kategorien der bürgerlichen Ökonomie. Es sind
gesellschaftlich gültige, also objektive Gedankenformen für die
Produktionsverhältnisse dieser historisch bestimmten gesellschaftlichen
Produktionsweise, der Warenproduktion. Aller Mystizismus der Warenwelt, all der
Zauber und Spuk, welcher Arbeitsprodukte auf Grundlage der Warenproduktion
umnebelt, verschwindet daher sofort, sobald wir zu andren Produktionsformen
flüchten.
"
(23:91)
Für Marx ist klar, die Kategorien kommen von der Wirklichkeit in den Kopf und
nicht umgekehrt und sie entsprechen den Dingen, hier den Verhältnissen, die sie
beschreiben. Dieses Entsprechen kann dabei durchaus eine Verkehrung oder
Fetischisierung sein, welche aber selbst wieder aus den Verhältnissen der
erkennenden Subjekte erklärt werden müssen und auch erklärt werden.
Er nennt die Kategorien z.B. "objektive Gedankenformen", um diesen Zusammenhang
besonders zu betonen. Die "verrückten" Formen sind die realen Formen der
Bewegung der
Widersprüche. Das Fetischkapitel beschreibt ja gerade diesen Zusammenhang, wie
bestimmte gesellschaftliche Verhältnisse die ihr entsprechenden Kategorien
bedingen und das nicht im Sinne eines mechanischen Determinismus, sondern einer
dialektischen Vermittlungskette. (hier hat nicht zuletzt eine materialistische
Psychologie bis hin zu Sprachphilosophie eines Volonsinov anzusetzen)
| [Objektive Erkenntnis bei Marx] |
"
Die Fronarbeit ist ebensogut durch die Zeit gemessen wie die Waren produzierende
Arbeit, aber jeder Leibeigne weiß, daß es ein bestimmtes Quantum seiner
persönlichen Arbeitskraft ist, die er im Dienst seines Herrn verausgabt. Der dem
Pfaffen zu leistende Zehnten ist klarer als der Segen des Pfaffen. Wie man daher
immer die Charaktermasken beurteilen mag, worin sich die Menschen hier
gegenübertreten, die gesellschaftlichen Verhältnisse der Personen in ihren
Arbeiten erscheinen jedenfalls als ihre eignen persönlichen Verhältnisse
und sind nicht verkleidet in gesellschaftliche Verhältnisse der Sachen, der
Arbeitsprodukte.
[Herv v. P.H.]"
(23:91f)
Und hier zeigt sich, dass die Zeit das überhistorische Maß der Arbeit ist, wie
der Wert das historisch konkrete Maß der Lohnarbeit vorstellt. Zeit ist hier
offensichtlich als "physikalische" Zeit gemeint, als die Zeit, die ein
bestimmter Arbeitsprozess unter gegebenen historischen Bedingungen benötigt.
Letztendlich löst sich jede Ökonomie in die Ökonomie der Zeit auf sagt Marx, was
nichts anderes bedeutet, dass Zeit der historisch übergreifende Maßstab der
Ökonomie ist und der gesellschaftliche Gesamtzeitfond über die
Produktionsbedingungen den gesellschaftlichen Gesamtgebrauchswertfond
absolut bestimmt.
Nur ist dieses Maß im Kapitalismus das "versteckte Geheimnis" und auch die
Ursache des "Geldrätsels", von welchem Altvater sagt, dass es
nicht gelöst wäre . Das Versteck ist die
komplizierte
Vermittlung vieler Durchschnitte verschiedener Laufzeiten, welche Marx im
'Kapital' entwickelt und dargestellt hat. Betrachtet man hingegen die
Fronarbeit, so ist dass Maß und die Teilung der Arbeit noch so unentwickelt,
dass der Zusammenhang einfach ersichtlich ist.
So sind die historischen Beispiele mitnichten Illustrationen, sondern sie
verdeutlichen in Abgrenzung die strukturellen Gemeinsamkeiten und
Unterschiede der verschiedensten Produktionsweisen und der unsrigen. Manchmal
greift Marx an nicht wenigen Stellen sogar in die Zukunft und stellt
hypothetisch aber gleichzeitig auch
objektiv eine freie Assoziation in Kontrast zu seinem konkreten
Arbeitsgegenstand, der kapitalistischen Produktion.
"
Stellen wir uns endlich, zur Abwechslung, einen Verein freier Menschen vor, die
mit gemeinschaftlichen Produktionsmitteln arbeiten und ihre Arbeitskraft
verausgaben. Alle Bestimmungen von Robinsons Arbeit wiederholen sich hier, nur
gesellschaftlich statt individuell. ...
"
(23:92)
| [Zeit als überhistorischer Maßstab] |
Bei Marx, als materialistischem Denker, liegt also die Sache anders. Zeit ist
eine
Realkategorie. Es kommt ihr also eine Objektivität zu. Da, wie
Lukács###->Zitat
schön
zeigt, die Kategorien bei Marx selbst als Prozesse in verschiedenster Weise zu
fassen sind, die Verhältnisse entwickeln die sie begreifenden Kategorien in den
Köpfen der Menschen. Die bezieht sich also auf eine von einer äußeren Bewegung
intendierten Denkbewegung. Nicht zuletzt sind sie also geschichtlich.
Da dem Prozess aber als solchem eine Zeitdifferenz immanent ist.
So ist die Zeit des Produktionsprozesses auch als reale oder physikalische Zeit
zu begreifen.
Gleich bei Hegel treibt sich bei Marx der Leu herum.
"
In der Form III [d.h. die allgemeine Wertform, N.F.] [. . . ] erscheint
die
Leinwand dagegen als die Gattungsform des Äquivalents für alle andern
Waaren. Es ist, als ob neben und außer Löwen, Tigern, Hasen und allen andern
wirklichen Thieren, die gruppirt die verschiednen Geschlechter, Arten,
Unterarten, Familien u.s.w. des Thierreichs bilden, auch noch das Thier
existirte, die individuelle Incarnation des ganzen Thierreichs.
"
(zit.n. Fröhlich (II/5: 37))
In diesem "es ist als ob" aber eben nicht, drückt sich das ganze Dilemma der
bürgerlichen Denkungsart aus. Wenn der Durchschnitt existiert, so muss er doch
irgendwie
an sich existieren. Dies tut er aber nicht und deshalb existiert er auch
nicht als "individuelle Inkarnation" der konkreten Arbeitszeiten, weil es seinem
Inhalt widerspricht. Er ist hiernach die gesellschaftliche Inkarnation der
konkreten Arbeitszeiten und in jeder sowie durch jede einzelne bestimmt.
| [Realer Durchschnitt] |
Die meisten Einwände beziehen sich auf die Nichtberechenbarkeit von
Durchschnitten im absoluten und so genannten exakten Sinne. Dies werden
wir später kurz an Diethard Behrens darstellen.
So würde ja ständig
auch die Arbeitsproduktivität fluktuieren und macht die Existenz eines
Durchschnittes derart zunichte. Man kann höchstens die konkrete einzelne
Arbeitszeit messen, aber niemals direkt einen Durchschnitt. Dieser ist nur ein
Konstrukt, welches der realen Welt aus unserem Erkenntnisapparat als äußerlich
über gestülpt wird. Er hat so maximal analytische Bedeutung und sei es nur
negativ zu zeigen, dass es keinen (Arbeitszeit)Wert als Durchschnitt geben kann,
die Aporiebehauptung.
Auf diese Weise wird aber wieder die Marxsche Theorie zu einer Ideologiekritik
verkürzt, als eine reine Kritik der politischen Ökonomie ohne jegliche
affirmative Kraft oder Bestimmung eines nicht mehr kapitalistischen
Zusammenhanges.
| [Einwand nicht exakter Berechenbarkeit des Werts] |
Auch der Hinweis, dass sich der Wert nur relational bestimmen ließe als
Beziehung von Ware auf eine andere soll zeigen, dass man gar keinen Haltepunkt
findet, von dem man aus den Wert bestimmen könnte. Das einzig feste, was man
erhält, bleibt dann schließlich nur im Geld zu finden.
| [Einwand der totalen Relativität des Werts] |
Bei Marx hingegen ist es sogar so, dass verschiedene Quanta von Zeit,
verschiedene qualitative Seiten habe und gerade bezogen auf die
Durchschnittsbildung.
- So sind kurzfristige und somit nicht substanzielle Veränderungen als
Oszillationen gekennzeichnet, die eine Trübung oder ein Stören der
Betrachtung der eigentlichen Gesetzmäßigkeiten ist, z.B. Angebot und
Nachfrage, die den Preis aber nicht den Wert bestimmen.
- Hingegen sehr lange und langsame Veränderungen offenbaren sich als
substantiell und sind Ausdruck der erkannten Gesetzmäßigkeit. Sie bestimmen
z.B. als Durchsetzungsbewegung erhöhter Arbeitsproduktivität im Gesamtgefüge
von Produktion- und Zirkulation den Wert. Letztere sind bezogen auf mehrere
Krisenzyklen von durchschnittlich 11 Jahren.
Hier ist denn auch der Umschlag von Quantität in Qualität zu sehen, welcher es
an sich hat, nicht "exakt" bestimmbar zu sein. Jedenfalls nicht in der Exaktheit
im Sinne reiner Mathematik, wohl aber mit der Exaktheit, welche ausreicht, den
Betrachtungsgegenstand ihm gemäß zu betrachte. Aber jeder weiß, dass die
Exaktheit ersterer Art nur eine Abstraktion ist, eine formale Betrachtung.
Während in jedem Physikunterricht klar ist, das jedes Experiment seine
Ungenauigkeit hat, die aus der komplexen Determiniertheit der Realität folgt.
Diesen Gesichtspunkt chaostheoretisch bei Marx zu fassen, wäre eine zu leistende
Aufgabe. Denn in der Physik, wie in der politischen Ökonomie, hat man in der
notwendigen Totalitätsbetrachtung eine solche komplexe Determiniertheit und
gegenseitige Beeinflussung, Wechselwirkung, die eine Genauigkeit prinzipiell
Beschneidet. Naturphilosophisch ist die Heisenbergsche Unbestimmtheit genau der
wissenschaftliche Ausdruck hierfür und beinhaltet, das man mikrophysikalisch Ort
und Zeit nie gleichzeitig genau bestimmen kann. Analog verhält es sich mit dem
Wert. Aber analog nicht im Sinne einer Mechanik oder linearen Determiniertheit,
sondern im Sinne der Komplexität und Wechselwirkung, um den Gedanken gleich
gegen einen mechanisch-deterministischen Materialismus abzugrenzen.
Auf diesen Gesichtspunkt des Marxschen Gegenstandes, die Totalitätsnotwendigkeit
der gesamtgesellschaftlichen Betrachtung und damit notwendigen Gesetze der
Tendenz und der Wirkung dieser Gesetze in Form der Krise, wird besonders im
Produktionspreiskapitel, welches sich mit Band III beschäftigt, eingegangen.
Diese Gesetze können gar nicht formal exakt sein höchstens statistisch
exakt - z.B. im Sinne von Konfidenzintervallen oder Varianzen.
| [Exaktheit der von Marx aufgedeckten Gesetze] |
"
(28) "Was soll man von einem Gesetze denken, das sich nur durch periodische
Revolutionen durchsetzten kann?" (Friedrich Engels, "Umrisse zu einer Kritik der
Nationalökonomie" in "Deutsch-Französische Jahrbücher", herausg. von Arnold Ruge
und Karl Marx, Paris 1844.) (Siehe Band 1, S. 515)
"
(23:90)
So ist auch der Begriff der Bewegungsform eines Widerspruchs ernst zu nehmen
und Marx zeigt ja zweierlei.
- Tauschwert als notwendige und einzige Erscheinungsform des Wertes
- Austauschprozess als notwendige und einzige Bewegungsform des
Widerspruchs von Gebrauchswert und (Tausch)Wert, dessen "unmittelbare
Einheit" (explizit in der Wertformanalyse)
Dieser Begriff der Bewegungsform macht deutlich, dass in sich widersprüchliche
Prozesse beschrieben sind, deren Widerspruch zwar nicht endgültig gelöst, also
aufgehoben wird, wie der von Privatarbeit als Teil der gesamtgesellschaftlichen
Arbeit. Aber gerade deshalb ist ja eine Vermittlung unabdingbar, die teils den
Widerspruch auch verdecken kann. Diese Vermittlung kann aber selbst wieder nur
ein Prozess sein, der somit eine Eigenzeitlichkeit besitzt wie jeder andere
Prozess auch. Da aber diese Eigenzeitlichkeiten selten in der
Realität harmonieren, kommt es zu krisenhaften Zuständen mangelnden Ausgleichs
oder Zuspitzung des Widerspruchs, der in der Krise wieder nur aufgelöst wird,
bis zur nächsten Zuspitzung. So bewegt man sich gesellschaftlich von
Tarifverhandlung zu Tarifverhandlung oder von Überproduktionskrise zur nächsten,
bis der zugrunde liegende Widerspruch nicht nur vermittelt, sondern aufgehoben
ist.
Reißt man wie im bürgerlichen Denken beide Momente auseinander, so kann man mit
Recht eine permanente sich zuspitzende Krise diagnostizieren wie beispielsweise
die Krisis-Gruppe und andererseits eine ständige Gleichgewichtsbewegung.
Letzteres fällt dann den bürgerlichen Ökonomen zu. Beide haben zuerst Recht,
aber wenn dieser erste Standpunkt nicht als Durchgangspunkt der Gedankenbewegung
betrachtet, sondern festgehalten wird, wird er falsch und verliert seine
Wahrheit.
| [Gesetz und Krise] |
2.1.4. Form und Inhalt
Kant, Hegel, Marx, Heinrich
!WfA->Oguro, Otani
2.1.5. Bewegung und Entwicklung
Prozess, ->Widerspruch,
2.1.6. Totalität
!Begriff nur als Beziehungsbegriff GW, W
Lukács, Postone
Ware, Aggregat, Konkurrenz, Markt
2.1.7. Materialität
-> Postone S.270 stofflich und gesellschaftlich
2.1.8. Gesetze der Tendenz
Wertgesetz, Inkongruenz, A/N, Durchschnitt
2.2. Moishe Postones Ansatz (Rudiment)
#####
Wie vorher kurz angerissen ist die Schwierigkeit die Marxsche Begriffsbildung
der abstrakten Arbeit und der gesellschaftlich notwendigen Arbeitszeit. Einen
Versuch dies Dilemma zu lösen ist die Arbeit von Moishe
Postone . Ich füge diese Analyse aus mehreren Gründen ein.
Er stellt sich gleich Lukács auf den Standpunkt der Notwendigkeit der
Betrachtung der gesellschaftlichen Totalität und der Prozesshaftligkeit der
Kategorien selbst, den ich als essenziell betrachte. Andererseits versucht er
explizit eine Vermittlung von konkreter zur abstrakter Zeit über den
Begriff der 'historischen Zeit'. Damit kommt er zwar der Dynamik der Entwicklung
der Produktivität nach, was bei der monetären Werttheorie hingegen als eine
Unmöglichkeitsbestimmung der Wertgröße gilt.
Weiter ist positiv zu vermerken, dass Postone den dritten Band der 'Kapital'
notwendig in seine Überlegungen integriert. Er verfolgt den Aufbau der
Kategorien als sich selbst rückwirkend stützenden Prozess. Dies ist die gleiche
Weise, wie Hegel seine Kategorien sich selbst begründend entwickeln lässt.
###->Zitat
Aber, auch bei ihm findet der Marxsche Vermittlungsbegriff des Durchschnittes
keine Entwicklung. Postone kommt also in der Analyse ein gute Stück
voran, bezogen auf meine These, aber scheint den Durchgriff auf die Vermittlung
nicht zu schaffen, bzw. scheint ihm dies nicht der zu erläuternde Zielpunkt zu
sein.
Des weiteren betont auch er die ideologiekritische Seite an Marx#### und nimmt
gleich vielen anderen den Begriff der 'Arbeit' ins Visier seiner Kritik.
2.2.1. Einleitend
Rekonstruktion als Kritische Theorie, am weitesten dieser Kritiker, Entwicklung
der Kategorien
Totalität, Natur (immer ein Problem, -> Heinrich und Haugs Kritik), Wesen und
Erscheinung
Kritische Momente:
Selbstbeschränktheit der Dialektik, gemäß der kritischen Theorie,
Objektivität und Quasi-Objektivität (->physische bei Haug),
Unterscheidung vorkapitalistische und Kapitalistische Gesellschaften.
2.2.2. Abstrakte Arbeit (leer)
Zentralität und Überzentralität - strukturzentral,
Zurücktreten der Klassen,
2.2.3. Abstrakte, konkrete und historische Zeit (leer)
2.2.4. Dialektik von Arbeit und Zeit (leer)
2.2.5. Richtungsgebundene Dynamik (leer)
2.3. Kritik an der ''Arbeit''
Vielen (kritischen) Kritikern geht es zuvorderst um eine Kritik der 'Arbeit'.
Arbeit wird als eine Kategorie nur im Kapitalismus begriffen. Sie sei also der
Denkform im Kapitalismus immanent. So könne man ihr allenfalls z.B die
menschliche Tätigkeit gegenüberstellen. Zu diesem Thema sind sehr viele Arbeiten
und Kritiken erschienen, ich will mich nur kurz mit dem möglichen Kern
auseinander setzen.
Darum erscheint jede Sicht auf die Marxsche Kritik, welche die Arbeit als Quelle
des Reichtums affirmativ benennt (Postone###, Heinrich, Behrens) als ein
Rückfall auf die bürgerliche Ökonomie. Das gerade der Kugelmannbrief dies
expliziert, darauf wird später noch sehr ausführlich eingegangen.
Diese Kritik
wäre richtig, wenn das Verweisen auf Residuen (Postone, Lefebvre), welche sich
der Verwertung immer widersetzen und als "wirkliches" Wesen oder Bedürfnis der
Menschen als Grundlage und Ausgangspunkt ergeben würde. Dieses wäre dann
verbunden mit z.B einer moralisch-ethischen Kritik (Sozialdemokratie) und dem
Anmahnen eines besseren Verteilungsmechanismus des Reichtums ('vollständiger
Arbeitsertrag' bei Lasalle (siehe auch Marx' 'Kritik des Gothaer Programms',
oder 'Geld ist genug da' bei der PDS/Linkspartei).
2.3.1. Kritik der historischen Form der Arbeit
Ich vertrete die These, dass die Marxsche
Kritik ihren Zielpunkt nicht in der 'Arbeit' hat, sondern in deren Form.
Diese Form nun ist eine historische konkrete, welche auf der Oberfläche als
Lohnarbeit erscheint und deren begriffliche Tiefenstruktur in der
abstrakten Arbeit liegt. Sie ist die Form, die als vorherrschende Form der Arbeit,
spezifisch für die kapitalistische Form der gesellschaftlichen Reproduktion ist.
Folgendes Zitat expliziert den angesprochenen Erscheinungs- und
Formzusammenhang. Hier wird die 'Arbeit' einerseits als Selbstverwirklichung und
Vergegenständlichung des Subjekts gefasst. Darin liegt auch die
Möglichkeit, dass Arbeit jenseits der Lohnform zu dieser
Selbstverwirklichung werden kann oder "freie Arbeit", wie Marx sagt.
Andererseits verweist Marx aber auch
gleichzeitig auf den Zwangscharakter der historischen Formen der Arbeit.
Dieser Zwang wird an gleicher Stelle sowohl aus den materiellen
Bedingungen der Produktion,
als auch aus dem gesellschaftliche Zwang entstehend gefasst.
"
Dass aber diese Überwindung von Hindernissen an sich Betätigung der Freiheit -
und daß ferner die äußern Zweck den Schein bloß äußerer Naturnotwendigkeit
abgestreift erhalten und als Zwecke, die das Individuum selbst erst setzt,
gesetzt werden - also als Selbstverwirklichung, Vergegenständlichung des
Subjekts, daher reale Freiheit, deren Aktion eben die Arbeit, ahnt A. Smith
ebensowenig. Allerdings hat er recht, daß in den historischen Formen der Arbeit
als Sklaven-, Fronde-, Lohnarbeit die Arbeit stets repulsiv, stets als äußre
Zwangsarbeit erscheint und ihr gegenüber die Nichtarbeit als "Freiheit und
Glück".
"
(Marx 'Grundrisse', MEW Bd.42)
Wenn also, dies im Fokus habend, andererseits betont, dass der Inhalt der Arbeit
ganz "self evident" (Marx, Kugelmannbrief) die stoffliche Reproduktion der
Gesamtgesellschaft ist.
So ist dies fast schon banal und bedeutet andererseits überhaupt nicht, dass
man wie die bürgerliche Sicht, die kapitalistischen Verhältnisse als natürliche
hypostasiert.
Weil so die historische Form der Arbeit
- sich als Resultat eines
geschichtlichen Prozesses darstellt.
- Aber damit auch die Möglichkeit besitzt, auch überwunden zu werden.
Der Inhalt aber, stoffliche Reproduktion, zumindest in dieser Abstraktheit,
bleibt davon unberührt.
####-> Überbauzitat Mx
| [Kritik der historischen Form] |
Es wird sich herausstellen, dass die doppelte Formbestimmung der Arbeit als
abstrakte Arbeit, bezüglich der Geschichte und der immanenten Dialektik mit der
konkreten Arbeit eine Möglichkeit ist, das Dilemma der Geschichtlichkeit und
doch historischen Spezifik der Marxschen Bestimmungen zu lösen.
| [Die doppelte Formbestimmung der Arbeit] |
Der Inhalt der Arbeit, die gesellschaftliche Reproduktion existiert
in seiner Konkretheit. D.h, das, was produziert wird ist
natürlich auch gesellschaftlich und historisch konkret.
Damit ist es ebenso zu kritisieren, z.B Atombombe. So gesehen gibt es
keinen "unschuldigen" Gebrauchswert, der von der Wertform befreit werden müsste.
Soweit dies als abgrenzende Bemerkung gegen einen Gebrauchswertfetischismus.
| [Unschuldiger Gebrauchswert] |
Dieser Zusammenhang zeigt aber nur, das Form und Inhalt dialektisch zu einander
stehen, dass die Form eben diejenige des Inhaltes ist. Abstrakt ist die
gesellschaftlichen Reproduktion - der Produktionsprozess, der Inhalt.
Historisch
konkret ist sie der kapitalistische Verwertungsprozess, wie die Arbeit auch
notwendig konkrete und abstrakte Arbeit ist - der Doppelcharakter der Arbeit,
bzw. des Arbeitsprozesses. Auf die doppelte Form und Inhaltbestimmung gehen wir
noch bzgl. des Wertes genauer ein. Dort kann gezeigt werden, dass der
Naturalisierungsvorwurf auf ungenügende Scheidung dieser doppelten Bestimmung
zurückzuführen ist, welche ihrerseits aus einem dichotomischen Naturbegriff
erklärt werden kann, welcher Natur und Gesellschaft einander entgegensetzt.
(vgl. Lukács Selbstkritik)
Hält man die Form und Inhaltbestimmungen nicht auseinander,
so wird der Inhalt der Arbeit selbst als die Verwertung begriffen. Dann ist
klar, dass dieser Inhalt als transhistorisch (Postone) gesetzt, der
Naturalisierung auf den Leim geht. Hingegen beschreibt der Doppelcharakter der
Arbeit worum es geht. Es ist notwendig, den Inhalt von der jeweilig geschichtlichen Form
begrifflich zu trennen und damit eine tiefer gehende Kritik überhaupt erst zu
ermöglichen.
So erst kann man begreifen, dass es Marx nicht um die Kritik an der 'Arbeit' per
se geht, sondern um die Abschaffung der Arbeit für Geld, in der ganzen
Vieldeutigkeit des Wortes 'für'. Es geht nicht um eine Kritik des Begriffes der
Arbeit
sondern um ein Abschaffen der Bedingungen, unter welchen die Arbeit die Form der
Lohnarbeit annehmen muss und sich so notwendig in konkrete und abstrakte Arbeit
aufspaltet. Grob gesagt geht es um die Abschaffung der Lohnarbeit und nicht
der Arbeit.
"
###-> Arbeitszitat MEW 23 Band 1
"
Sonst ist die Marxsche Darstellung vom ewig notwendigen Stoffwechsel mit
der Natur, den jeder als solchen einsehen muss, als mit der 'Arbeit' identisch gesetzt,
völlig unverständlich.
Wenn so gesehen Arbeit nur im Kapitalismus existiert und Marx sie explizit
als naturnotwendig erklärt, ist er tatsächlich auf dem Standpunkt der
Naturalisierung der bürgerlichen Produktionsweise. Dann wäre er tatsächlich
ambivalent (Heinrich) und würde sich notwendig ständig widersprechen.
So grob wird Marx selten interpretiert, sondern es läuft darauf hinaus, dass man
Marx die Naturalisierungstendenz bezüglich der abstrakten Arbeit unterstellt.
Aber hierüber werden wir am Beispiel der monetären Werttheorie noch zur Genüge
reflektieren.
Aus dieser Perspektive stellt sich das Grundproblem der fehlenden dialektischen
Betrachtungsweise dar, analog dem Zusammenfall der doppelten Negation mit ihrem
Ausgangspunkt oder dem formal logischen Theorem des Ausschlusses des Dritten.
Hegel wird nicht müde zu betonen, dass die Negation als Vermittlung und Gegenteil
auch ihrer selbst aufzufassen ist. Das, was z.B am Anfang seiner
'Wissenschaft der Logik' #######
So kehrt die Marxsche Abstraktion zur abstrakten Arbeit scheinbar wieder zu
einem rein überhistorischen Moment zurück. Es werden die physiologischen Bestimmungen
genannt, die als
solche nichts gesellschaftliches an sich haben. Aber die Abstraktion ist hier eine
bestimmte Abstraktion, eine Abstraktion von und eine zu
etwas. So ist sie formal logisch betrachtet gleich einer Naturalisierung der abstrakten
Arbeit. Also wäre sie eine Entfernung der Arbeit aus ihrem historischen Kontext und damit der
Vorschub geleistet, den Kapitalismus selbst zu naturalisieren.
Die Abstraktion ist aber schon dadurch historisch bestimmt, dass ihr Gegenstand
die Lohnarbeit ist. Somit ist abstrakte Arbeit als ein Moment und eine Bestimmung
der Lohnarbeit im Kapitalismus bestimmt. Darum ist das, zu was diese
Abstraktion führt, einerseits die Bestimmung der Kategorie konkrete
Arbeit und andererseits dem Wert als etwas mit dem Kapitalismus verbundenes.
Will man daraus wieder etwas überhistorisches destillieren, so ist dies ein
zweiter Schritt, welcher sich ausweisen muss. Dies leistet der
Abstraktionsschritt selbst nicht, wie wohl er den Hinweis gibt.
| [Theorem des Ausschlusses des Dritten - abstrakte Arbeit] |
Aber, dass die abstrakte Arbeit als real mächtige, also wirkliche Abstraktion, die
gesellschaftliche Reproduktion bestimmt, ist so erst ab der kapitalistischen
Warenproduktion gültig. Erst ab dieser Verallgemeinerungsstufe der
Produktion weltweit mit global vermittelter Regulation der Produktion ist die
abstrakte Arbeit in ihrem Moment der Durchschnittsarbeit hervor getrieben. Alle
gesellschaftlichen Teilarbeiten lassen sich als abstrakte Arbeit im Wert vermöge
ihrem Preis vergleichen.
Hier steht bewusst ab dem Kapitalismus, da erst noch zu untersuchen ist,
wie diese Bestimmungen im Übergang vom Kapitalismus ihre Notwendigkeiten
behalten. Postone hat dies scharf im Blick, wenn er sich gegen eine
Staatsplanung im Sinne Pollocks wendet und bemerkt, dass mit solcher Aufhebung
der Privatproduktion noch lange nicht die Entfremdung aufgehoben sein muss.
Was der Realsozialismus ja schlagend beweist.
Hier existierte die Assoziation der Produzenten-Konsumenten nicht, wie es kein
direktes Bestimmen der Produzenten über die Produktionsmittel,
also auch nicht über Umfang und Inhalt der Produktion selbst gab.
Aber wenn nach Postone die Form des Arbeit, also auch die abstrakte Arbeit
aufgehoben werden muss, um auch aus der Entfremdung zu gelangen, dann fragt sich,
wird hier Form und Inhalt aufgehoben oder nur eines. Was ist das überhistorische
Moment der abstrakten Arbeit außer dem banalen, dass ein Mensch immer
im physiologischen Sinne als Verausgabung von Hirn und Muskel unterwegs ist,
wenn er produziert.
Es wird auch im weiteren darum zu tun sein, darzustellen, wie die
überhistorischen Momente der abstrakten Arbeit qualitativ und quantitativ
bestimmt sind.
Dies ohne einerseits der Naturalisierung und andererseits dem
"Wertgesetz im Sozialismus" anheim zu fallen.
Wie wohl nicht zu vermeiden ist, das Körnchen Objektivität dieses Wertgesetzes
vorsichtig zu entschlüsseln und
anzudeuten, dass erst im Kommunismus auf eigener Grundlage
(Marx, Kritik des Gothaer Programms) produzierend diese
Momente, wenn schon nicht aufgehoben, so doch ihre übergreifende
Bestimmung über die gesamtgesellschaftliche Reproduktion verlieren. Und dies
hängt gerade mit der konkreten Seite der Arbeit zusammen.
| [Abstrakte Arbeit ab dem Kapitalismus] |
Die Zentralität der Arbeit, die Marx lobend an Hegel hervorhebt und selbst
weiterentwickelt, resultiert aus ihrer fundamentalen Rolle. Denn sie ist es,
welche das notwendige Bindeglied zwischen Subjekt und Objekt der klassischen
europäischen Philosophie darstellt. In der Produktion, welche für das Sein des
Menschen unabdingbar ist, wird das Subjekt notwendig praktisch###############
Gesetzt also, Marx Kritik ist eine der historischen Form der Arbeit, dann
ist sie aber auch eine Kritik an der gesellschaftlichen Praxis.
Denn Arbeit ist zugleich immer Praxis, also gleichzeitig
- subjektiv in der Teleologie, als Bewusstwerdung im Einzelnen
- subjektiv als Tun des Einzelnen (Körpers und Geistes) und
- objektiv als Wirken des Menschen als Naturkraft (Physis) auf und mit
Hilfe anderer Naturkräfte, sowie
- objektiv als Vergegenständlichung des Menschen in seinem Produkt, als einem
Objekt,
- objektiv, auch darin, dass die materiellen Bedingungen, technisch,
wissenschaftlich, wie auch Stellung des Subjekts in der Gesellschaft,
- seine Teleologie bedingen
- und deren Rahmen vorschreiben.
Dies macht die Zentralität der Stellung der Kategorie der Arbeit aus,
dass sie
die Vermittlung von Theorie und Praxis ist. Sie vermittelt die beiden Momente des
menschlichen Seins als Subjekt und Objekt gleichzeitig. Arbeit ist somit
philosophisch an Marx angelehnt die notwendige Bewegungsform dieses
Subjekt-Objekt-Widerspruchs.
Also kann eine so begriffene Marxsche Kritik keine
alleinige Kritik der Ideologie oder der Warenförmigkeit des
Denkens sein – z.B Fetischkritik.
Sie ist wie gesagt eine Kritik der Praxisform,
der Form der Arbeit. Aber selbstverständlich umfasst dies eine Kritik die dieser
Praxis entsprechenden Ideologie der politischen Ökonomie als Wissenschaft.
Also
ist die Marxsche Kritik der politischen Ökonomie nicht auf eine der Ideologie
verkürzte, sondern dieses ist inklusive und umfasst die Kritik an den Bedingungen
und den Gesetzmäßigkeiten der Verhältnisse selbst, die sich diese Ideologie
entwickeln lassen. Über diese Erkenntnis wird dann der Weg zur praktischen
Abschaffung und insbesondere Ersetzung dieser gesellschaftlichen Verhältnisse
gesucht. "... es kommt darauf an, sie zu verändern."(11. Feuerbachthese, Marx)
| [Zentralität der Arbeit als gesellschaftliche Praxis bei Marx] |
2.3.2. Der gesellschaftliche Gesamtarbeiter
Ein wichtiger Begriff, den man insbesondere im Sinne des Kommunismus beleuchten
muss, ist der des gesellschaftlichen Gesamtarbeiters. Wenn Marx von der
Assoziation der freien Produzenten spricht und der
selbstverständlich damit korrespondierenden Planung der Gesamtarbeit.
So ist diese Assoziation genau eine der sich dessen selbst bewussten
gesellschaftlichen Individuen.
Dies wird hervorgehen aus dem aktuellen vereinzelten Einzelnen des
Kapitalismus mit
seiner scheinbaren aber für sein Selbstbewusstsein und -wahrnahme
konstituierenden und bestimmenden exklusiven Individualität. Soweit zum roten
Faden.
| [Gesamtarbeiter, Assoziation und das Ich in Privatbesitz] |
Die Arbeit oder auch Produktion fasst Marx so allgemein auf, dass ebenso die
Produktion der Gedanken, der Kultur, der Subjekte selbst stofflich
wie auch geistig inbegriffen ist. Kurz die Produktion ist die der gesamten
gesellschaftlichen Verhältnisse. Von der anderen Seite betrachtet ist also ein
Subjekt nichts anderes als ein "bestimmtes Ensemble gesellschaftlicher
Verhältnisse". Dies ist für einen bürgerlichen, der seine Individualität als
vereinzelter Einzelner für sich exklusiv hervorheben muss, selbstverständlich
ein Affront und eine Zumutung.
Hier steckt auch der Kern der Hetze und des Affektes, die dem Kommunismus als
negativem Gleichmacher und Zerstörer meines heiligen kleinen Privatbesitzes auch
dem Privatbesitz meiner Individualität, entgegen schlägt. Wie wohl es historisch
und objektiv genau andersherum ist. Der Kapitalismus ist der große Leveller, der
jeden auf sein Sein als potenzielles Verausgabten reduziert, auf seine Arbeitskraft.
Davon ist die Literatur ja auch voll und schiebt dies der
Industrialisierung unter. Aber dieses heraus getriebene Ich des vereinzelten
Einzelnen ist trotz dessen integraler Bestandteil des gesellschaftlichen
Gesamtarbeiters.
Der wirkliche Kern des vereinzelten Einzelnen ist die Konkurrenz unter den Warenbesitzern.
Dies erzeugt den Schein des Kampfes aller gegen alle und korrespondiert mit seiner
ideologischen Naturalisierung z.B. im Sozialdarwinismus. Aber in Wirklichkeit sind
mit fortschreitender Entwicklung des Kapitalismus sind die Einzelnen entgegen dem
Schein immer mehr eingebettet und abhängig von der Gesamtproduktion.
Das Fortschrittliche am Kapitalismus betont Marx auch unermüdlich und dies
betrifft gerade die Herausbildung des gesellschaftlichen
Gesamtarbeiters. Dies nicht als formal-logische Denkfigur, sondern in seiner
Wirklichkeit als global verbundenes und vor allem untrennbares
Produktionsaggregat.
| [Reales Heraustreiben des Gesamtarbeiters] |
Dies bekommt den bösen Namen der Globalisierung. Das
Fortschritt gleichzeitig Elend ist, wenn die Form der Produktion die der Einheit
von Arbeits- und Verwertungsprozess ist, sollte auch jedem klar sein.
Wichtig ist also der Übergang von den (relativ) unabhängigen Privat- oder
Subsistenzproduzenten, auch schon in den frühen Formen der Gemeinden oder
Stämme. Diese besitzen eine in sich strukturierte Form vom "kleinen"
Gesamtarbeiter, z.B in der indischen Dorfgemeinschaft, ein Beispiel, was Marx
beleuchtet. Der Kapitalismus treibt analytisch und historischen über die beiden
Stufen Manufaktur und Industrie, den vorher nur formal zu fassenden
Gesamtarbeiter real hervor. In den Begriffen der formalen und realen Subsumtion
des Arbeiters unter das Kapital steckt genau der Übergang vom "formalen" zum
realen Gesamtarbeiter.
| [Fortschritt ist Elend und Möglichkeit] |
Betrachtet man also die Wirklichkeit des Gesamtarbeiter, so beinhaltet dies,
bzw. ist begründet durch die immer größer werdenden Teilung der Arbeit
(TdA). Diese TdA nun beinhaltet aber ebenfalls die immer stärkere Verzahnung und
Abhängigkeit der Teilproduktion von allen anderen Teilproduktionen.
Es lassen sich gerade heute unzählige Beispiele dieser Abhängigkeiten finden,
die z.B. in der just in time Produktion eine neue Stufe erreicht haben.
Mit dem Gesamtarbeiter wird also ebenfalls die gesamtgesellschaftliche
Produktion realiter hervor getrieben.
Immer weniger relevante Waren kommen innerhalb ihres Produktionsprozesses nicht
mit Waren aller Herren Länder in Berührung und sei es die europäische
Großproduktion von Gemüse in Südspanien durch die marokkanischen
Arbeitskräfte. Dies bedeutet aber auch, dass die Realität des
gesamtgesellschaftlichen Arbeitszeitvolumen seine Relevanz beweist. Wenn z.B
Daymler-Chrysler global 150 000 Arbeitskräfte mehr oder minder zentral Planen,
so ist dies eine neue Stufe der Vergesellschaftung.
| [Teilung der Arbeit - Gesamtproduktion] |
So man dialektische Prozesse festhält oder Momente einseitig wahrnimmt, scheint
es widersinnig bis gefährlich, dem Kapitalismus zu bescheinigen, Momente seines
eigenen Unterganges zu entwickeln. Nur wenn man im Fortschritt auch gleich das
Elend sieht, d.h der Fortschritt Elend ist der Produzenten, der
Arbeitskräfte, ###--) Engels, kann man diese prozessierende Widersprüchlichkeit
überhaupt fassen. Sonst erscheint entweder der Fortschritt als zynisch. Oder
andererseits gibt es gar keinen Fortschritt, da die Barbarei hinter der Fassade
des jetzigen Menschen jederzeit auszubrechen bereit ist.
Von einem einseitigen Standpunkt aus wird einem dann ein geschichtsmechanischer
oder idealistisch-gutmenschenhafter und somit irrealer Geschichtsoptmismus
vorgeworfen. Die Marxsche Sicht und Methodik ist indessen nichts von alledem.
| [Überschießende Momente] |
Das prozessierende Kapitalverhältnis treibt aber in seiner richtungsbestimmten
(Eigen)Dynamik (Postone) die Assoziation der Produzenten in seiner ihm
geschuldeten verkehrten Form heraus. Die Planung und die notwendigen
Werkzeuge, wie statistische Methoden und Institutionen, Banken, Börsen etc. sind
diese verkehrte Form der Vergesellschaftung, die auf ihre überschießenden
Momente zu untersuchen wäre, wenn man sich theoretisch dem Übergang nähern
möchte. Es ist hier wieder wichtig festzuhalten, dass von der Form, z.B. dem
Bankensystem, und dem Inhalt, der Vergesellschaftung zu unterscheiden ist.
Es ist dies dasselbe Schema wie bei der Formbestimmtheit der Arbeit als Arbeit
für Geld. Das Problem einseitiger Betrachtung ist, dass mit der Ablehnung der
historischen Form auch der Inhalt dieser Form entweder gar nicht erkannt, oder
mit der Form identifiziert wird. So ist die Börse für viele populäre Kritik
das Böse an sich, ohne zu fragen, welche Funktionen sie bzgl. der
gesamtgesellschaftlichen Reproduktion erfüllt. Ferner der dialektischen
Betrachtung eigen schließt sich die Frage an, ob diese Funktionen im Übergang
obsolet werden oder ob Momente ihrer, eine über den Kapitalismus hinaus weisende
Bedeutung haben, sogar ob transhistorisches zu finden ist.
Obiges soll also andersherum betrachtet nicht heißen, dass man nur die Banken
verstaatlichen müsste, um aus dieser Verkehrung herauszukommen. Dies hat sich am
Realsozialismus gezeigt, wie dies Postone auch theoretisch nachweist. Aber
dialektisch gesehen, müssen die Keime des Neuen im Alten ausgewiesen werden, um
auch eine Vorstellung der Ökonomie des Übergangs zu gewinnen. Dazu aber mehr im
abschließenden Abschnitt dieser Arbeit. Nur so kann übrigens auch der Übergang
selbst in seiner ökonomischen Form bestimmt werden.
Letzteres ist
selbstverständlich für die, sich fundamental gerierende Kritik, eine Zumutung.
Affirmation verbietet sich in jeder Form als Hybris des beschränkten und dem
universellen Verblendungszusammenhang verfallenen Theoretikers.
| [Verkehrte Form und Hybris] |
Hier war nur zu zeigen, warum die Arbeit einen so zentralen Stellenwert bei Marx
besitzt. Man sieht, wie in der Interpretation, z.B. der abstrakten Arbeit, der
theoretische Weg weitestgehend bestimmt ist, der sich mit der weiteren
Entwicklung der Kategorien gibt. Bei der monetären Werttheorie lässt sich das bis
zum Unkenntlichwerden der Mehrwert"theorie" gut aufzeigen.
2.3.3. Kritische Kritik an der ''Arbeit''
Historisch gesehen ist die kritische Kritik des Begriffs Arbeit in gewisser
Weise
verständlich. Erstens wird selbstverständlich zu Recht jede Form der
Naturalisierung der kapitalistischen Verhältnisse angegriffen, die schon an die
Oberfläche als TINA (there is no alternative) gedrungen ist. Hier ist die Kritik
an der bürgerlichen Auffassung der Ökonomie, also der Ideologie, völlig
angebracht. Das ist das eine.
Theoriegeschichtlich kann diese Richtung der Anschauung mit dem kritischen bis
empirokritizistischen Moment, welches in Neokantianismus umschlagen kann, als
Abstoßungsbewegung gegen den so genannten 'Arbeiterbewegungsmarxismus' betrachtet
werden. Diesem wird dann all das negative angeheftet. Und da sich dieser positiv
auf die Kategorie der Arbeit bezieht, also affirmativ die Figur des Arbeiters,
und man dies ablehnt, so wird daraus der Reflex, jedes Moment des Natürlichen
(z.B Lukács in 'Geschichte und Klassenbewusstsein') oder des
transhistorischen von vornherein auszuschließen. Das trifft sich geradezu
perfekt mit der Kantschen Kritik, dass
- man keinen Zugriff auf die Totalität des
gesellschaftlichen Seins hat und
- es keine Trennung von Wesen und Erscheinung gibt.
Beides fällt unter den Metaphysikvorwurf und hinter die Kantsche Kritik an
dieser.
Arbeit als Vermittlung in der TdA, Spezialität der Vermittlung im Kapitalismus -
zusätzliche Formbestimmtheit###
| [Abgrenzung] |
Das Problem hierbei ist, dass, wie noch gezeigt wird, der Wert selbst eine
Kategorie ist, welche der Totalität zugehörig ist. Man kann versucht sein,
ihn nur am Einzelnen (z.B einzelne Ware) oder dem einzelnen Zeitpunkt (die
Konstituierung der Wertes zum Tauschzeitpunkt; Heinrich) für existent zu
erklären.
Der Grund ist, dass die Bewegungsmomente in der analytischen Betrachtung
verlustig geht. So entstehen auch die Pfannkuchenprobleme. Ihr Inhalt ist
des Wann und das Wo sich der Wert konstituiert.
Denn man muss die Bewegung anhalten und die Momente
getrennt halten, weil man anders nicht denken kann.
Aber gerade der Wert als prozessierender Widerspruch macht eine solche
Anschauung ihm völlig inadäquat. Es ist gerade die Entdialektisierung,
das
Festhalten und Stillstellen, das Auseinanderreißen, welches so geschehen im Kopf
des Kritikers, die Marxsche Darstellung für ungenügend empfindet. Es fehlt aber
nicht der Dialektik in der Marxschen Darstellung, sondern in der Rezeption. Und
dies führt die Kritiker über kurz oder lang zur Kritik im Kantschen Sinne hin.
"
Wenn Heinrich die »kategoriale« (er meint wohl: begriffliche) Entwicklung bei
Marx »an entscheidenden Stellen ambivalent« findet (1991,13), sich »permanent
zwei verschiedene Diskurse durchkreuzen« sieht und diese Ambivalenz expurgieren
zu müssen glaubt, so ist es zuletzt die marxsche Dialektik, die seiner Säuberung
zum Opfer fällt. Dass der Begriff des Gewordenen einen Begriff des Werdens
impliziert, ist ihm unerträglich. Nach Strich und Faden legt er den
dialektischen Zusammenhang in Entweder/Oder auseinander. Daher betrifft mein
Haupteinwand gegen Heinrich eine Denkweise, die eliminiert, was die Dialektik
der Sache selbst ausmacht - und die Sache selbst sind hier die
gesellschaftlichen Verhältnisse der Menschen. Der Prozess wird still gestellt,
die Interdependenz aufgelöst. Gerade die philosophische Spezifik der marxschen
Theorie, die Etienne Balibar als dynamisch-relationale Ontologie gefasst hat,
wird durch diesen Zwang. zur identitätslogischen Feststellung verfehlt. Dass
ein Aufbau nichts Tot-Inertes schlicht Gegebenes ist, sondern ein permanentes
Sich-Aufbauen, kann dann nicht gedacht werden. Was Georg Lukács die
»Ontologie des gesellschaftlichen Seins« genannt hat, wird von Grund auf
verfehlt.
"
(Haug:436f)
| [Pfannkuchenproblem] |
Oder auch anders gesagt auf die Methode bezogen:
"
In der ontologischen Geschichte einer jeden Kategorie ist ein solcher Prozeß des Eigentlichwerdens sichtbar und nachweisbar. Die Unfähigkeit des idealistischen Denkens, auch die einfachsten und einleuchtendsten ontologischen Verhältnisse zu begreifen, beruht methodologisch letzten Endes darauf, daß es sich damit begnügt, die höchstentwickelten, vergeistigten, subtilsten Erscheinungsweisen der Kategorien erkenntnistheoretisch oder logisch zu analysieren, wobei die ontologisch richtungweisenden Problemkomplexe ihrer realen Genesis nicht bloß vernachlässigt, ja völlig ignoriert werden; es werden vielmehr die vom Standpunkt des Stoffwechsels der Gesellschaft mit der Natur weit entfernten Formen der
[62]
gesellschaftlichen Praxis allein in Betracht gezogen und bei diesen die oft verwickelten Vermittlungen, die sie mit ihren Urformen verbinden, nicht nur nicht zur Kenntnis genommen, sondern zwischen Ur- und entwickelten Formen geradezu Gegensätze konstruiert. So verschwindet in der überwiegenden Mehrzahl der idealistischen Behandlungen dieser Fragen die Eigenart des gesellschaftlichen Seins so gut wie gänzlich; es wird eine künstlich wurzellos gemachte Sphäre des Sollens (des Wertes) konstruiert und diese mit einem - angeblich - bloß naturhaften Sein der Menschen kontrastiert, obwohl dieses objektiv ontologisch immer ebenso gesellschaftlich ist wie jenes. Daß der vulgäre Materialismus darauf mit einem einfachen Ignorieren der Rolle des Sollens im gesellschaftlichen Sein reagiert und diese ganze Sphäre nach dem Modell der reinen Naturnotwendigkeit zu begreifen versucht, trägt viel zur Verwirrung dieses Problemkomplexes bei, bringt auf beiden Polen - freilich inhaltlich und methodologisch entgegengesetzte, aber sachlich zusammengehörige - Fetischisierungen der Phänomene hervor.
"
[Herv. v. P.H.](Ontologie:62 f)
So kippt dann aber die richtige Stoßrichtung der Kritik in eine undialektische
Methode hinein, die radikal diese Momente scheiden muss, z.B extrem bei
Joachim Bruhn . Entweder man postuliert wie
dieser an Adorno angelehnt die Unmöglichkeit der wissenschaftlichen Betrachtung
des Wertes oder man arbeitet an Rekonstruktionen, etc...
Die richtige Wendung gegen z.B einen formalistischen und schematischen ML-ismus
und seinen
Objektivismus bleibt dann ein guter Happen Subjektivismus mit Ideologie- und
Denkformkritik.
Diese entledigt sich vornehm skeptisch jedes positiven Moments. Dieses
wird so, ohne Umstand, positivistisch gebranntmarkt. Hier
würde meine Ideologiekritik ansetzen.
In dieser Verkürzung ist auch die Gefahr gebannt, eine reale und revolutionäre
Dialektik (siehe Zitat) finden zu können. So ist die Marxsche Kritik höchstens
eine des Denkens, welches man vielleicht mit Schulung oder besser noch Führung
der Massen durch die wissenden (Wissenschaftler?) anzugehen wäre. Doch wer
erzieht die Erzieher?(-> Feuerbachthese).
| [Positiv = positivistisch] |
2.4. Die Fragestellung bei Fröhlich
Kommen wir nun zu einer Darstellung der Fragestellung und einiger
Schlussfolgerungen aus den, von Fröhlich als zentral erkannten, Prämissen der
Marxschen Theorie bezogen auf den Wert. Danach werden noch verschiedene Aspekte
des für und wieder einer Arbeitswerttheorie diskutiert, um im nächsten Kapitel
in den Text selbst zu gehen.
"
Naturgemäß liegt der Schwerpunkt meiner Arbeit demnach auf der Fragestellung,
was die Marx'sche Theorie zum Verständnis der kategorialen Genese der
kapitalistischen Ökonomie beitragen kann.
..
Überhaupt kann die Beantwortung meiner Fragestellung auf der theoretischen
Ebene des ersten Bandes des Kapitals verbleiben, da die nachfolgenden Bände
auf den hier bereits entwickelten, grundsätzlichen Kategorien aufbauen.
Das geplante Vorhaben erfordert zunächst einmal, sich gründlich des Marx'schen
Erkenntnisobjekts und seiner Grundbegriffe zu vergewissern.
"
(1:8)
Soweit zum Programm der vorliegenden Arbeit. Man wird sehen, weshalb mitnichten
auf der Ebene des ersten Bandes verblieben werden kann und wird.
Es macht sich nämlich bemerkbar, welcher Art der kategoriale Zusammenhang bei
Marx ist. Folgt man dessen Methode des Aufstiegs vom Abstrakten zum Konkreten,
und besieht sich das Problem des Anfangs. Dann erkennt man,
dass in den abstrakten Kategorien des ersten
Bandes des 'Kapital' die bestimmungsreicheren der späteren
Bände schon enthalten sind. Streng genommen müssen diese schon im ersten Band
mit gedacht werden.
Die Unmittelbarkeit des Anfangs ist nur in der Analyse gesetzt, bekommt
aber seine Wahrheit erst, wenn die Begriffe über die Marxsche
Widerspruchsdialektik entfaltet werden. Dies geschieht beispielhaft in der
Wertformanalyse, durchzieht aber als Methode das gesamte 'Kapital'.
Desgleichen und für unsere Betrachtungen wichtiger, ist die Widersprüchlichkeit
von Wert und Tauschwert aufgehoben in dieselbe von Wert und Produktionspreis vom
ersten zum dritten Band. Hier steckt auch der Kern des Transformationsproblems.
Gerade in der Verwandlung der Werte in die Produktionspreise, in welcher auch
die Konkurrenz sich ausdrückt,
steckt das Potential der später gesuchten Vermittlung, worauf ausführlich
eingegangen wird.
####-> Brief
"
Es hat den Anschein, als ob die oben geschilderte Herleitung des Wertbegriffs
das eigentliche Ziel der Marx'schen Analyse ist. Häufig wurde dies auch als
die eigentliche Intention von Marx begriffen. In einer solchen Lesart besteht
der erste Abschnitt des ersten Kapitels des Kapitals aus einem Beweis der
Arbeitswerttheorie, d.h. aus dem Nachweis, daß der Wert einer Ware durch die
Arbeit bestimmt ist.
"
(S. 16)
Nun muss von Fröhlich also gezeigt werden, warum das nicht der Fall ist.
Interessant ist der Umstand und das war auch der Anstoß zu diesem Text, dass mit
dem gearbeitet wird.
""Der Unglückliche [der Rezensent, N.F.] sieht nicht, daß, wenn
in
meinem Buch gar kein Kapitel über den, Wert stünde, die Analyse der realen
Verhältnisse, die ich gebe, den Beweis und den Nachweis des
wirklichen Wertverhältnisses enthalten würde. Das Geschwatz über die
Notwendigkeit, den Wertbegriff zu beweisen, beruht nur auf vollständigster
Unwissenheit, sowohl über die Sache, um die es sich handelt, als die Methode der
Wissenschaft.(32: 552)"[Kugelmannbrief, z.n. Fröhlich]
"
(S. 16)
Es sei angemerkt, dass Marx betont, dass es ihm gar nicht um den Wert als Begriff
geht, sondern es ihm um den "Beweis und den Nachweis des wirklichen
Wertverhältnisses" zu tun ist. Somit setzt er, wie im vorherigen
Kapitel angedeutet, immer schon die Totalität der
"realen Verhältnisse" voraus und bestimmt letztendlich den Wert als Eigenschaft
dieser gesellschaftlich determinierten Totalität. Denn wenn von
gesellschaftlichen Verhältnissen die Rede ist, wie könnten diese anders
sein als umfassen, als total.
Nun kommt Fröhlich zu zwei wichtigen Schlussfolgerungen, deren mögliche
Implikationen
wir uns weiter ansehen und danach diejenigen, welche er in der Linie mit
Backhaus und Heinrich in Richtung monetärer Werttheorie daraus zieht.
"
Fassen wir zusammen: Die Marxsche Werttheorie basiert auf zwei
zentralen Prämissen, nämlich des grundsätzlichen gesellschaftlichen Charakters
der Arbeit sowie der Annahme des ZAP.
"
(S. 18)
"
Der zweite wichtige Aspekt besteht in der Feststellung eines für jede
Gesellschaft gültigen zentralen Allokationsproblems (ZAP): Wie wird das
vorhandene gesellschaftliche Arbeitspotential gemäß der existierenden
Bedürfnisse auf die zur Verfügung stehenden Produktionsmöglichkeiten
verteilt?
Historisch gibt es verschiedene Varianten, das ZAP zu lösen, je nach der Form
der jeweiligen Produktionsverhältnisse. Das Marx'sche Erkenntnisinteresse
besteht nun in der Analyse dieses Problems unter den Produktionsverhältnissen
der bürgerlich-kapitalistischen Gesellschaft.[Herv. v. P.H.]
"
(S. 18)
| [Die zwei zentralen Prämissen: gesellschaftlicher Charakter und Zentrales Allokationsproblem] |
Also erkennt Fröhlich hier klar, dass das ZAP überhistorischen Charakter trägt
und das es Marx um das Erkennen der Lösung dieses Problems im Kapitalismus geht.
Letzteres kann nicht oft genug betont werden und er fährt fort.
"
Wie stellt sich eine kohärente Lösung unter Bedingungen her, in der das
gesellschaftliche Arbeitspotential die Form der warenproduzierenden Privatarbeit
annimmt, also nicht unmittelbar als gesellschaftliche Arbeit erscheint?
Offenbar muß hierzu eine Form der mittelbaren Vergesellschaftung
existieren.
Genau diese gilt es zu entdecken, d.h. es ist zu untersuchen, welche
Eigenschaften die menschliche Arbeit in der bürgerlich-kapitalistischen
Gesellschaft annimmt.
[Herv. v. P.H.]"
(S. 18)
Diese "Eigenschaften" sind ja gerade die historisch spezifische Form der
Arbeit, als Arbeit für Geld, als Lohnarbeit, Arbeit als Ware oder auch Warenform
der Arbeit. Hier hätten wir all diese Bestimmungen noch einmal beisammen.
2.4.1. ZAP, das Gesetz der Proportionen
Es geht also folgend um eine Diskussion der Kategorien Form und Inhalt bezüglich
des Wertes.
An dieser Stelle wäre noch einmal hervorzuheben, dass Marx ausdrücklich im
Zusammenhang mit dem ZAP von einer Naturgesetzlichkeit spricht, die nicht
aufgehoben werden kann. Hierbei wird das 'naturgesetzlich' (bzw. besser wäre
von naturwüchsig zu sprechen), als vom Bewusstsein der Menschen unabhängig
wirkende Gesetzmäßigkeit vorgestellt.
Wie es auch in der "unsichtbaren Hand" eines Adam
Smith ausgedrückt ist. "Sie wissen das nicht, aber sie tun es"(MEW Band 23
S.88).
"
Naturgesetze können überhaupt nicht aufgehoben werden. Was sich in historisch
verschiednen Zuständen ändern kann, ist nur die Form, worin jene Gesetze sich
durchsetzen. Und die Form, worin sich diese proportionale Verteilung der
Arbeit durchsetzt in einem Gesellschaftszustand, worin der Zusammenhang der
gesellschaftlichen Arbeit sich als Privataustausch der individuellen
Arbeitsprodukte geltend macht, ist eben der Tauschwert der Produkte.
"
(Kugelmannbrief)
ZAP bezeichnet das zentrale Allokationsproblem. Also die
proportionale Verteilung der gesellschaftlichen Arbeitszeit oder auch
kurz Gesetz der Proportionen. Also wird der
wichtige Kernpunkt dieser Stelle von Fröhlich auch als solcher erkannt.
Aus der Marxschen Darstellung geht nun ferner hervor, dass dies Gesetz für alle
Gesellschaften gültig ist, also eine überhistorische, wenngleich
gesellschaftliche, Gesetzmäßigkeit ist.
In jeder Gesellschaft muss zu ihrer Reproduktion
notwendigerweise die proportionale Verteilung der Arbeitszeit stattfinden, da
sonst die Gesellschaft "verrecken würde", wie Marx richtig feststellt. Dieses
hat also den Charakter eines Gesetzes als unabdingbarer Notwendigkeit. Eine
kurze Überlegung sollte die "self-evidence" zeigen.
"
Dass diese Notwendigkeit der Verteilung der gesellschaftlichen Arbeit in
bestimmten Proportionen durchaus nicht durch die bestimmte Form der
gesellschaftlichen Produktion aufgehoben, sondern nur ihre Erscheinungsweise
ändern kann, ist self-evident.
"
(Kugelmannbrief)
Das zu jedem Zeitpunkt gegebene Quantum gesamtgesellschaftlicher
Arbeitszeit muss
in richtigen Portionen zur Herstellung der gesamten Produktionspalette, die
eigentlich eine Reproduktionspalette ist, verteilt sein. D.h., die richtige
Anzahl
der konkreten Produkte müssen zur richtigen Zeit vorhanden sein, damit keine
Stockung der Reproduktion stattfindet, bzw. im schlimmsten Falle die Produktion
zum Erliegen kommt.
Die geschichtliche Spezifik liegt nun nicht im wesentlichen Inhalt als dem ZAP,
sondern der
konkreten (historischen) Form, in welchem sich dieses Gesetz Ausdruck verleiht,
seine
Wirkmächtigkeit erlangt. Diese Form bzgl. der Geschichte macht Marx nun zum
Inhalt seiner Untersuchungen.
| [Historische Form ist der Inhalt der Untersuchung] |
"
###-> MEW Band 23 Kap Warenproduktion
"
Festzuhalten wäre also in Fröhlichs Worten, dass es in der Tat die "Form der
mittelbaren
Vergesellschaftung" im Kapitalismus, also die "kohärente Lösung" des ZAP, zu
entdecken gilt. Wohl bemerkt steht hier explizit die quantitative Frage zur
Debatte, welche im weiteren Gang der Darstellung bei Fröhlich langsam im
Hintergrund verschwinden wird, wir hingegen auf ihr beharren.
| [Fragestellung] |
Nun ist man also auf der Suche, wie sich im Kapitalismus diese Quanta von
Arbeitszeit, welche zur Verteilung gelangt sind oder gelangen, darstellen.
"
Was sich in historisch verschiedenen Zuständen ändern kann, ist nur die
Form, worin jene Gesetze sich durchsetzen. Und die Form, worin der Zusammenhang
der gesellschaftlichen Arbeit sich als Privataustausch der individuellen
Arbeitsprodukte geltend macht, ist eben der Tauschwert dieser Produkte.
[Herv. v. P.H.]"
(Kugelmannbrief)
| [Tauschwert als Form der Proportion] |
Hier also steht ganz klar die Antwort, die Marx offen gibt und welche auch nicht
missverständlich dargestellt ist und sich in einer Linie durch die
Vorarbeiten zum 'Kapital' (vgl. Tuchscheere) zieht.
Die entsprechenden Quanta Arbeitszeit drücken
sich im Tauschwert der Produkte aus. Der Tauschwert ist somit ihre
historische Form in der Erscheinung. Nun muss man zur inhaltlichen Bestimmung
dieser Form kommen, bzw. was erscheint denn im Tauschwert.
Überhistorisch ist diese klar. Es sind die Arbeitszeitquanta (des ZAP), welche
in den notwendigen Proportionen zu bestimmen und zu verteilen sind.
Diese erscheinen im Tauschwert. Aber in kapitalistischen Produktionsweise sind
diese
Arbeitszeitquanta wiederum als geschichtliche Form, übergeschichtlichen Inhalts zu
betrachten.
Der Tauschwert ist nun nur eine
Erscheinung wie Marx sagt und es gibt derer viele zu ein und derselben
Ware.
Daran ändert auch das Vorhandensein des Geldes überhaupt nichts.
Eine Ware besitzt gegenüber allen anderen Waren jeweils einen bestimmten
Tauschwert.
"
Der Tauschwert erscheint zunächst als das quantitative Verhältnis, die
Proportion, worin sich Gebrauchswerte einer Art gegen Gebrauchswerte anderer Art
austauschen (6), ein Verhältnis, das beständig mit Zeit und Ort wechselt. Der
Tauschwert scheint daher etwas Zufälliges und rein Relatives, ein der
Ware innerlicher, immanenter Tauschwert (valeur intrinsèque) also eine
contradictio in adjecto (7).
"
(23:50f)
Was erscheint aber nun konkret im Tauschwert - der Wert wie Marx sagt.
Er sagt sogar noch mehr, dass der Wert notwendig im Tauschwert erscheinen muss.
Also ist das
wesentliche, das Wesen dieser Quanta, der Wert. Dieser ist somit qualitativ wie
quantitativ durch Arbeitszeitquanta bestimmt oder genauer durch die
gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit.
"
Im Austauschverhältnis der Waren selbst erschien uns ihr Tauschwert als etwas
von ihren Gebrauchswerten durchaus Unabhängiges. Abstrahiert man nun wirklich
vom Gebrauchswert der Arbeitsprodukte, so erhält man ihren Wert, wie er eben
bestimmt ward. Das Gemeinsame, was sich im Austauschverhältnis oder Tauschwert
der Ware darstellt, ist also ihr Wert. Der Fortgang der Untersuchung wird uns
zurückführen zum Tauschwert als der notwendigen Ausdrucksweise oder
Erscheinungsform des Werts, welcher zunächst jedoch unabhängig von dieser Form
zu betrachten ist.
"
(MEW Band 23, S. 53)
Andersherum, ist also der Tauschwert nach Marx die Form der Quanta bei der
gesellschaftsweiten, proportionalen Verteilung der Arbeitszeiten und ebenso
notwendige Form des Wertes. Diese Form hat zwei Inhalte scheint widersprüchlich.
Betrachtet man nun aber den Zusammenhang der ''Inhalte'' - als Arbeitszeiten -
als historischem Verhältnis. Dann ist
klar, dass in der kapitalistischen Warenproduktion Wert und Quantum des ZAP
wesentlich in eins Fallen.
Man könnte nun auf den Gedanken kommen, dass der Tauschwert nun eine Form einer
Form wäre. Dies kann aber nur passieren, wenn man unterschiedliche
Formzusammenhänge zusammen wirft. Bezüglich der Geschichtlichkeit der
Produktionsweise, also der ausgedrückten gesellschaftlichen Verhältnisse, ist
der Wert eine Form, eine geschichtliche Form der Proportionen.
Diesen Wert aber als Inhalt gesetzt, entspricht seine Erscheinungsweise,
seine Erscheinungsform, der Tauschwert in diesem zweiten
Formzusammenhang.
| [Doppelte Form ?] |
Wenn man somit die Vermitteltheit der Wertquanta, wie sie im 'Kapital'
dargestellt
werden, im Hinterkopf behält, dann sieht man, dass im Kern das Wertgesetz nichts
anderes ist, als das Gesetz der proportionalen Verteilung der Arbeitszeit.
Das Wertgesetz ist also eine bestimmte historische Form des Gesetzes der
Proportionen, genau das der kapitalistischen Warenproduktion
zugehörige. Im Wertgesetz hat man also die heute gültige weil vorherrschende
"Form der mittelbaren Vergesellschaftung".
Dies bedeutet aber, dass man das Wertgesetz offensichtlich als den heutigen
gesellschaftlichen Wirkmechanismus betrachten muss, welcher die Reproduktion
garantiert. Dies stimmt auch mit seiner Wirklichkeit überein.
Selbiges macht also andererseits klar. Wenn in jeder Gesellschaft das Gesetz der
Proportionen erfüllt sein muss, dann also auch im Kapitalismus. Das bedeutet aber
eben, dass die Werte sehr wohl gewisse Arbeitsquanta in der Zeit gemessen
darstellen. Denn gerade über ihre Erscheinung im Tauschwert stellen sie die
Verteilung in ihren historischen Grenzen sicher, lösen sie wirklich das ZAP.
Also implizit haben wir eine Marxsche Arbeitswerttheorie vor uns. Aber eben in
wichtigen Unterscheidungen bezüglich der bürgerlichen Klassiker.
(Wenn in Folge von Klassikern die Rede ist, sind immer die bürgerlichen
gemeint.)
1. Dialektische Scheidung bei Wert und Tauschwert als Wesen und notwendiger
Erscheinung, Wertform mit der Notwendigkeit, die Vermittlung beider über den
Markt und Konkurrenz zu entwickeln, wie im 'Kapital' geschehen.
2. Nicht die individuellen Arbeitszeitquanta bestimmen den Wert, sondern der
gesamtgesellschaftliche Durchschnitt, deswegen Marx' Kritik an den
Stundenzettlern
und nicht etwa wegen dem grundsätzlich richtigen Bezug auf die
Arbeitszeit.
3. Entgegen der Nichtgeschichtlichkeit der Klassiker werden die materiellen,
historischen Bedingungen in der Warenproduktion von Marx aufgezeigt. Wert als
solcher ist historisch determiniert
und hat seine Existenz in der kapitalistischen Produktionsweise, mit welcher er
verschwinden wird.
Weiterhin wäre anzumerken, das Heinrich natürlich in dem Punkt recht hat, wenn
er
entwickelt, dass Marx ein neues theoretisches Feld aufmacht. Erst in seiner
dialektischen Betrachtungsweise lassen sich Tauschwert und Wert
derart scheiden.
Sie gebären dann aber eine Schimäre, wie das scheinbare Transformationsproblem,
welches seinen realen Kern hingegen in der Existenz des Durchschnitts
besitzt.
Die also von Heinrich so oft gemachte und von Fröhlich wiederholte Kritik, die
Marxsche "Werttheorie" als Arbeitswerttheorie gesehen, setze einen
naturalistischen Standpunkt voraus, würde Wert zu einer natürlichen Eigenschaft
der Ware erklären, scheint hier klar entgegengetreten zu sein. Wert wird über
die
gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit gesetzt bestimmt, aber gleichsam als
spezifischer Ausdruck des gesellschaftlichen Verhältnisses als
Kapitalverhältnis gesehen und als gesellschaftliche Eigenschaft der Ware,
die ihr nur in diesem Verhältnis zukommt.
Nicht der Wert ist überhistorisch, sondern sein Inhalt, die Proportionen des
ZAP. Er ist deren historische Form. Das ZAP nimmt notwendig unter
kapitalistischen Bedingungen die Form des Wertgesetzes als der mittelbaren
Vergesellschaftung der einzelnen Privatarbeiten als Teile der
gesamtgesellschaftlichen Arbeit an. So nehmen die einzelnen Quanta des ZAP im
Kapitalismus die Form des Werts an, welcher notwendig in der Form des
Tauschwerts erscheint.
| [Heinrichs Kritik] |
Aber entgegen der monetären Werttheorie wird gerade der
Vermittlungszusammenhang, welcher sich ebenfalls im Formzusammenhang
Wert-Tauschwert ausdrückt, benannt und für existent befunden. Doch dazu gleich.
"In der Wertbestimmung handelt es sich um die
gesellschaftliche Arbeitszeit
überhaupt, das Quantum Arbeit, worüber die Gesellschaft überhaupt zu verfügen
hat und dessen relative Absorption durch die verschiedenen Produkte
gewissermaßen deren respektives gesellschaftliches Gewicht bestimmt.
"
(25:889)
Also noch einmal. Das Aggregat der gesamtgesellschaftlichen Arbeitszeit ist immer
zuerst gegeben in der Anzahl der arbeitsfähigen Menschen mal der
durchschnittlich leistbaren Arbeitszeit. (Dies kann beliebig bezüglich der
konkret historischen Teilung der Arbeit aufgefächert werde.) So gesehen ist sie
auch ein überhistorischer Fakt.
In der gesellschaftlich notwendigen Arbeitszeit ist der Wert
qualitativ über das ZAP wie auch quantitativ über das ZAP bestimmt als
Arbeitszeit. Dem wollen wir nun in Folge immer und immer wieder nachgehen.
"
Die arbeitszeit ist das entwickelte mass der warenwerte, einheit von qualität
und quantität der arbeit. Hier ist die warenproduzierende arbeit prozessierend
in ihrem quantitativen dasein gefasst, wie sie als arbeitszeit den wert seinem
grössenmässigen umfang nach bemisst und zugleich in ihrem lebendigen dasein als
verausgabung von menschlichem hirn und muskel, gleichgültig gegen form, inhalt
und individualität der verausgabung, den warenwert substanziell bestimmt. Die
bestimmungen von substanz und grössenmass des werts zeigen sich prozessierend
dem -inhalt- nach als allgemeine, gesellschaftliche arbeitszeit in ihrer einheit
als kontinuierlichem (substanz) und diskretem (fortwährende absonderung
bestimmter maße festgeronnener arbeitszeit) moment der produktion.
"
(Karl Heinz Landwehr 'Notiz zur allgemein gesellschaftlichen Arbeitszeit')
Deutlicher lässt sich das doch kaum noch formulieren. Die Arbeitszeitquanta in
ihrer gesellschaftlichen Notwendigkeit erscheinen, bzw. machen sich notwendig
geltend, im Tauschwert und sind somit Wert. Dies gilt zumindest im entwickelten
Kapitalverhältnis.
Wertquanta sind mithin letztlich diese
gesellschaftlich notwendigen Arbeitszeitquanta, über welche die Gesellschaft
verfügt. Letzteres bestimmt sie auch als ein in der Produktion immanentes
Maß, worauf unter dem Gesichtspunkt 'Notwendigkeit' eingegangen wird.
2.4.2. Die Vermittlung als Durchschnittsbildung
Fallen aber Form und Inhalt auseinander, so ergibt sich nun prinzipiell die
Frage, wie beides gegeneinander quantitativ wie auch qualitativ bestimmt ist. An
der Frage möglicher "Inkongruenz" bewegen wir uns entlang und es setzt denn auch
die Kritik unter anderem der monetären Werttheorie ein.
Die Vermittlung und Widersprüchlichkeit, quantitativer und qualitativer
Inkongruenz von Tauschwert und Wert, und überhaupt der wesentlichen Bestimmungen,
wird im 'Kapital' geleistet
und später von mir im wesentlichen auch dargestellt. Diese Widersprüchlichkeit
wird von
der monetären Werttheorie verabsolutiert und so auf ihre Weise gelöst, wie noch
zu sehen sein wird.
Die Marxsche Darstellung im 'Kapital' geht hierbei in zwei Schritten voran.
Zuerst geht der 1. Band des 'Kapital' auf die Vermittlung der
Widersprüchlichkeit bezogen auf die Kategorien Wert und Tauschwert ein. Im 3.
Band schließlich, in welchem wir zur Oberfläche der Produktionsweise in concreto
durchstoßen, wird dieser Widerspruch auf der Ebene von Wert und
Produktionspreis gelöst. Dies geschieht über die Bildung der Durchschnittsprofitrate
und der
Konkurrenz. Hier ist auch der berühmte so genannte Bruch bei Marx, mit dem er
sich selbst erledigt habe (z.B. bei Böhm-Bawerk), angesiedelt.
| [Beschränkt auf Wert-Tauschwert] |
In diesem Abschnitt wird zuerst auf die Durchschnittsbewegung bzgl. der
Kategorien Wert und Tauschwert einzugehen sein, um den grundsätzlichen
gesellschaftlichen Charakter dieses Durchschnittes darzulegen und ferner die
Bedingungen seiner Wirklichkeit aufzuzeigen. Letzteres führt dann über die
formale oder logische Existenz der hier behandelten Durchschnitte zu ihrer
realen Existenz und gesellschaftsweiten Wirkmächtigkeit.
Eine entscheidende Frage ist also, ob und wenn wie Marx die Existenz des
Durchschnittes als realem annimmt.
Das Marx den Durchschnitt, der qualitativ wie quantitativ dem Wert als
Bestimmung zu Grunde liegt, als real beschreibt und damit sogar als
Naturgesetzlichkeit vermöge dem Wertgesetz zeigt folgendes
Zitat .
"
In Wert vergegenständlichte Arbeit ist Arbeit von gesellschaftlicher
Durchschnittsqualität, also die Äußerung einer durchschnittlichen Arbeitskraft.
Eine Durchschnittsgröße existiert aber immer nur als Durchschnitt vieler
verschiedener Individuen derselben Art. In jedem Industriezweig weicht der
individuelle Arbeiter, Peter oder Paul, mehr oder minder vom
Durchschnittsarbeiter ab. Diese individuellen Abweichungen, welche mathematisch
"Fehler" heißen, kompensieren sich und verschwinden, sobald man eine größere
Anzahl Arbeiter zusammennimmt.
"
(23:341f)
Danach folgt im Text die unmissverständliche Angabe des Durchschnittes nicht als
Metapher, sondern als mathematische Methode angewandt auf ein Aggregat. Nicht
nur das, zeigt es auch, dass selbstverständlich auch der Kapitalist an der
Oberfläche nur mit solchen Durchschnittswerten rechnen muss. Nicht nur
interessieren ihn die einzelnen Arbeiter nicht als solche, sondern entspricht
der Durchschnitt auch der Realität des Arbeitsprozesses mit hinreichender
Genauigkeit. Für den Kapitalisten existiert wie auch der Profit abgesehen
von seiner Zusammensetzung die Arbeitszeit und Arbeitskraft hier nur als
Aggregat.
Das zitierte Kapitel ist überschrieben mit "Kooperation" und geht darauf ein,
wie das Zusammenwirken einer Quantität von Arbeitern eine neue Qualität der
kombinierten Arbeitskraft hervorbringt. (Dies ist auch wieder ein Beispiel für
das Durchhalten der dialektischen Darstellung.) In diesem Kapitel wird also die
auch historisch sich entwickelnde Aggregierung der Arbeitskraft in der Teilung
der Arbeit thematisiert.
Das Fordern von "absoluter" Genauigkeit hingegen bei der Wertbestimmung geht
sowohl an der
Realität, wie auch an der Qualität des Wertes als totaler Flussgröße, oder
Flußgröße einer Totalität, vorbei.
"
Wie dem auch sei, es ist klar, daß der Gesamtarbeitstag einer größren Anzahl
gleichzeitig beschäftigter Arbeiter, dividiert durch die Anzahl der Arbeiter, an
und für sich ein Tag gesellschaftlicher Durchschnittsarbeit ist. Der Arbeitstag
des einzelnen sei z.B. zwölfstündig. So bildet der Arbeitstag von 12
gleichzeitig beschäftigten Arbeitern einen Gesamtarbeitstag von 144 Stunden, und
obgleich die Arbeit eines jeden des Dutzend mehr oder minder von der
gesellschaftlichen Durchschnittsarbeit abweichen, der einzelne daher etwas mehr
oder weniger Zeit zu derselben Verrichtung brauchen mag, besitzt der Arbeitstag
jedes einzelnen als ein Zwölftel des Gesamtarbeitstags von 144 Stunden die
gesellschaftliche Durchschnittsqualität. Für den Kapitalisten aber, der ein
Dutzend beschäftigt, existiert der Arbeitstag als Gesamtarbeitstag des Dutzend.
Der Arbeitstag jedes einzelnen existiert als aliquoter Teil des
Gesamtarbeitstags, ganz unabhängig davon, ob die zwölf einander in die Hand
arbeiten oder ob der ganze Zusammenhang ihrer Arbeiten nur darin besteht, daß
sie für denselben Kapitalisten arbeiten.
"
(23:342)
Erst also in der Kritik Fröhlichs, in welcher auf
die Marxsche Kapitaltheorie als monetärer eingegangen wird, wird die
Widersprüchlichkeit der hier erläuterten Durchschnittsbewegung auf einer neuen
Stufe der Vermittlung von Wert und Produktionspreis aufzuheben sein, um dieser
Ebene der Konkretion gerecht zu werden.
Nun aber erst einmal der
grundsätzliche Charakter der multiplen Durchschnittsbildung mit ihrem Kern in
der Wirkung des Wertgesetzes über die Konkurrenz auf der Ebene des ersten
Bandes des Kapitals.##########
| [Formaler und realer Durchschnitt] |
An dieser Stelle ist auch zu sehen, dass man mitnichten bei den ersten Kapiteln
des ersten
Bandes verweilen kann, wenn man die Vermittlung zwischen Wert und Tauschwert
aufzudecken gedenkt.
"
Die gesamte Arbeitskraft der Gesellschaft, die sich in den Werten der Warenwelt
darstellt, gilt hier als eine und dieselbe menschliche Arbeitskraft, obgleich
sie aus zahllosen individuellen Arbeitskräften besteht. Jede dieser
individuellen Arbeitskräfte ist dieselbe menschliche Arbeitskraft wie die
andere, soweit sie den Charakter einer gesellschaftlichen
Durchschnitts-Arbeitskraft besitzt und als solche gesellschaftliche
Durchschnitts-Arbeitskraft wirkt, also in der Produktion einer Ware auch nur die
im Durchschnitt notwendige oder gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit
braucht.
Gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit ist Arbeitszeit, erheischt, um
irgendeinen Gebrauchswert mit den vorhandenen gesellschaftlich-normalen
Produktionsbedingungen und dem gesellschaftlichen Durchschnittsgrad von Geschick
und Intensität der Arbeit darzustellen.
[Herv. v. P.H.]"
(23:53)
Im 'Kapital', wie auch im von Fröhlich benutzten,
Kugelmannbrief, wird dieser Zusammenhang dargestellt und zeigt
den Inhalt des Vermittlungsmechanismus auf. Dieser ist die gesellschaftsweite
Durchschnittsbildung, sowohl was die Werte betrifft, z.B. den Lohn als
durchschnittlicher Warenkorb in Wertform, als auch die
Durchschnittsproduktivität, Durchschnittsarbeit,
Durchschnittsqualifikation usw. Es ist eine vielfache Durchschnittsbildung auf
verschiedenen Ebenen, bei denen aber die bestimmende die des Wertgesetzes ist,
also in der Produktion liegt.
Das Kapital ist der "große Leveller".
"
Die einfache Durchschnittsarbeit selbst wechselt zwar in verschiednen
Ländern
und Kulturepochen ihren Charakter, ist aber in einer vorhandnen Gesellschaft
gegeben. Kompliziertere Arbeit gilt nur als potenzierte oder vielmehr
multiplizierte einfache Arbeit, so daß ein kleineres Quantum
komplizierter
Arbeit gleich einem größeren Quantum einfacher Arbeit. Daß diese Reduktion
beständig vorgeht, zeigt die Erfahrung.
"
(23:59)
Die Form, worin dieser Vermittlungsmechanismus Wert/Tauschwert oder,
was das selbe ist, Privatarbeit und ihr Anteil an der gesellschaftlichen Arbeit,
erscheint, ist die
Konkurrenz auf und über den Markt der Wertmassen, welche als Kapital vorstellig
sind. Das gerade ihr Inhalt die Lösung des ZAP ist, ist durch die
verschiedensten Fetischformen vom Geld(!) bis zu Unternehmer- und Arbeitslohn
verdeckt.
Das dies aber die Wirklichkeit ist, zeigt das Funktionieren des
Kapitalismus als Gesellschaftsordnung.
################-> Wirkung der Konkurrenz
Viele, besonders sich kritisch gebende, insistieren auf den
Selbstzweckmechanismus des Kapitals, auf seine Selbstbezüglichkeit und betonen
über, dass es um Profit geht und nicht um die Befriedigung von Bedürfnissen.
Kurz geht es um den Tauschwert und nicht den Gebrauchswert.
Wie aber Marx zeigt, ist im Kapitalismus das eine ohne das andere nicht zu
haben. Der Gebrauchswert ist das Basale in diesem Zusammenhang. Er ist der
Warenkörper, auch wenn die Ware selbst ein Prozess ist wie bei den berühmten
Dienstleistungen.
Gerade die
konkrete Lösung des ZAP auf der stofflichen Seite zeigt, dass es zwar um
Profit geht, in den Köpfen der Kapitalisten, aber hinter ihrem Rücken
muss und realisiert sich das Gesetz der Proportionen trotz dessen.
Dies nicht zu sehen und bei einer Formkritik stecken zu bleiben, deutet nur
darauf hin, dem nicht gegenständlichen Schein aufzusitzen. Dann kann man auch
schwer von Quantitäten und Kongruenzen sprechen, wie dies bei der monetären
Werttheorie passiert.
Zur Vermittlung noch einmal an Hand des Kugelmannbriefes:
"
Der Vulgärökonom hat nicht die geringste Ahnung davon, daß die wirklichen,
täglichen Austauschverhältnisse und die Wertgrößen nicht unmittelbar identisch
sein können. Der Witz der bürgerlichen Gesellschaft besteht eben darin, daß
apriori keine bewußte gesellschaftliche Reglung der Produktion stattfindet. Das
Vernünftige und Naturnotwendige setzt sich nur als blindwirkender
Durchschnitt durch. Und dann glaubt der Vulgäre eine große Entdeckung
zumachen, wenn er der
Enthüllung des inneren Zusammenhangs gegenüber darauf pocht, daß die Sachen in
der Erscheinung anders aussehn. In der Tat, er pocht drauf, daß er an dem Schein
festhält und ihn als Letztes nimmt. Wozu dann überhaupt eine Wissenschaft?
[Herv v. P.H.]
"
(Kugelmannbrief)
Die "Blindwirkung" bezieht sich auf die unbewusste gesellschaftliche Regelung,
also die Planlosigkeit der gesamtgesellschaftlichen Reproduktion.
Dieser Aspekt wir z.B. im ''Fetischkapitel'' des ersten Bandes des 'Kapitals'
behandelt, indem die Verhältnisse der Menschen sich als Verhältnisse von Dingen
darstellen.
####->
Der "Durchschnitt" wiederum bezieht sich auf die gesellschaftlich notwendige
Arbeitszeit zur Herstellung einer Ware, welche den Wert somit
qualitativ,aber eben auch quantitativ bestimmt.
Bemühen wir noch die Grundrisse und führen eine zentrale Stelle an, in
welchem nicht nur noch einmal alle wichtigen Bestimmungen zusammengefasst sind,
sondern auch die Durchschnittsbildung qualitativ als Realbewegung von
Marx betont wird. Weiterhin wird explizit die Wertbestimmung über den
Durchschnittswert gegeben.
"
##### MEW Band 42 Realbewegung
"
Es steckt ebenfalls eine intendierte vernichtende Kritik an
der Borniertheit der Proudhonschen Geldauffassung in
diesen Zeilen, auf welche ich aber nicht eingehen möchte. Oder mit Marx:
"
... habe ich in meinem Pamphlet gegen Proudhon(59) gezeigt und ist an diesem Ort
nicht näher darauf einzugehen.
"
(42:73)
"
Die Ersetzung des Metallgeldes (und des von ihm seine Denomination erhaltenden
Papier- oder Kreditgeldes) durch Arbeitsgeld, das seine Denomination von der
Arbeitszeit selbst erhielte, würde also den realen Wert (Tauschwert) der
Waren
und ihren nominellen Wert, Preis, Geldwert gleichsetzen. Gleichsetzung
des
realen Werts und des nominellen Werts, des Werts und des Preises. Dies
würde
aber nur erreicht unter der Voraussetzung, daß Wert und Preis nur
nominell
verschieden sind. Solches ist aber keineswegs der Fall. Der durch die
Arbeitszeit bestimmte Wert der Waren ist nur ihr Durchschnittswert.
Ein
Durchschnitt, der als äußerliche Abstraktion erscheint, soweit er als die
Durchschnittszahl einer Epoche herausaddiert wird, z. B. 1 Pfund Kaffee 1 sh,
wenn der Durchschnitt, sage der Kaffeepreise von 25 Jahren, gezogen wird; der
aber sehr real ist, wenn er zugleich als die Triebkraft und das bewegende
Prinzip der Oszillationen erkannt wird, die die Warenpreise während einer
bestimmten Epoche durchlaufen. Diese Realität ist nicht nur von
theoretischer
Wichtigkeit: Sie bildet die Grundlage der kaufmännischen Spekulation,
deren
Wahrscheinlichkeitsrechnung sowohl von den mittleren Durchschnittspreisen, die
ihr als Zentrum der Oszillation gelten, als von Durchschnittshöhen und
Durchschnittstiefen der Oszillation über oder unter dieses Zentrum ausgeht. Von
diesem Durchschnittswert der Ware ist ihr Marktwert stets verschieden und
steht
stets entweder unter oder über ihm. Der Marktwert gleicht sich aus zum Realwert
durch seine beständigen Oszillationen, nie durch eine Gleichung mit dem Realwert
als einem Dritten, sondern durch stete Ungleichsetzung seiner selbst (nicht, wie
Hegel sagen würde, durch abstrakte Identität, sondern durch beständige Negation
der Negation[42], d.h. seiner selbst als der Negation des Realwerts).
[Herv. v. mir]
"
(42:72)
Wohl bemerkt ist diese Vermittlungsbewegung "nicht nur von
theoretischer Wichtigkeit: Sie bildet die Grundlage der kaufmännischen
Spekulation". Mit der kategorialen Vermittlung ist also gleichfalls die
Realbewegung erfasst.
######-> Sachen aus den Grundrissen
Weil Marx letztendlich die Wirklichkeit in ihren Wirkmechanismen im Auge hat,
seien nun kurz ein paar Beispiele in dieser Richtung gegeben.
Begibt man sich an die Oberfläche der kapitalistischen Warenproduktion, so wird
die angesprochene Durchschnittsbildung noch in einem anderen
Aspekt handgreiflich.
Sieht man sich die
z.B. die hochvolatilen Angebotspreise an, ist die Frage, wie diese zu erreichen
sind. Ganz allgemein gehen die Handelsketten von reiner Mischkalkulation aus. D.h
die Waren der verschiednen Sortimente im Schnitt gesehen müssen die
entsprechende "Handelsspanne" ermöglichen. Ob dies nun für die einzelne
Warensorte gilt, ist völlig irrelevant, was zählt, ist der Gesamtumsatz.
################->Daten
Ein weiteres Phänomen ist gerade im Versicherungs- oder Beteiligungsumfang
gegeben. ZB werden Risiken als Kosten qua Rückversicherung der Rückversicherer
bis hin zu
Produktionsstockungen vergesellschaftet. Im Prinzip haftet das beteiligte
Gesamtkapital, welches im Ideal betrachtet zu einer durchschnittlichen
Verteilung dieser Art Kosten betroffen wird.
##############
Was nun auch die Börse angeht, ist sie nicht nur ein hoch effektives Werkzeug,
die Ausgleichung der Profitrate über die rasche Umverteilung von Kapitalmassen
zu gewährleisten.
| [Beispiele an der Oberfläche] |
"
Der Preis unterscheidet sich also vom Wert, nicht nur wie das
Nominelle vom
Realen; nicht nur durch die Denomination in Gold und Silber, sondern dadurch,
daß der letztre als Gesetz der Bewegungen erscheint, die der erstre durchläuft.
Sie sind aber beständig verschieden und decken sich nie oder nur ganz zufällig
und ausnahmsweise. Der Warenpreis steht beständig über oder unter dem Warenwert,
und der Warenwert selbst existiert nur in dem up and down der Warenpreise.
Nachfrage und Zufuhr bestimmen beständig die Warenpreise; decken sich nie oder
nur zufällig; aber die Produktionskosten bestimmen ihrerseits die Oszillationen
der Nachfrage und Zufuhr.
"
(42:72)
Für Marx ist es völlig klar, dass Tauschwerte und Wert voneinander abweichen
müssen. Das erklärt sich dann bei Einführung der Kategorie 'Produktionspreis'.
Ihn interessiert ja gerade die Vermittlung zwischen den Kategorien logisch, aber
letztendlich in der Realbewegung. Hier gibt er diese in der
gesellschaftlichen Durchschnittsbildung an. Die monetäre Werttheorie geht hier
dann einen entschieden anderen Weg.
2.5. Erste Schwierigkeiten der Wertbestimmung
2.5.1. Wert ist bestimmte Arbeitszeit
"
Die Arbeitszeit, oder das Quantum Arbeit, ist das Maß der Werte heißt
nichts, als das Maß der Arbeit ist das Maß der Werte. Zwei Dinge sind nur
mit demselben Maß kommensurabel, wenn sie gleicher Natur sind. Die
Produkte können nur mit dem Maß der Arbeit - der Arbeitszeit - gemessen werden,
weil sie ihrer Natur nach Arbeit sind. Also Objekte nehmen sie Formen an,
in denen ihr Dasein als Arbeit zwar an der Form erscheinen kann (als äußerliche
a n sie gesetzte Zweckmäßigkeit; dies sieht man aber dem Ochsen z.B. nicht an,
überhaupt nicht den reproduzierten Naturprodukten), aber unter sich nichts
Gemeinschaftliches mehr hat. Als Gleiches ||18| existieren sie, solange sie als
Tätigkeit existieren. Diese ist durch die Zeit gemessen, die daher auch zum Maß
der objektivierten Arbeit wird.
"
(42:513f)
Hier rekurriert Marx noch einmal auf die Gleichheit der Produkte, so sie als
Prozess in der sie erschaffenden "Tätigkeit" existieren. Aber da diese
Tätigkeiten qualitativ verschieden sind, erzeugen sie auch qualitativ
verschiedene Produkte. Deshalb kann diese ihre Gleichheit eben nicht an ihnen
selbst erscheinen und es wird nötig, ein Preisschild äußerlich anzuhängen,
wie wohl es einen innerlichen, wesentlichen Zusammenhang ausdrückt, nämlich das
Verhältnis dieser Arbeitszeit als Teil der Gesamtarbeitszeit.
"
Bloß weil die Produkte Arbeit sind, können sie gemessen
werden durch das Maß der Arbeit, durch die Arbeitszeit, oder das Quantum der in
ihnen konsumierten Arbeit.
"
(42:514)
In dieser bestimmten Identität kann man also auch die Produkte als objektivierte
Arbeit auffassen, sie sind vergangene Arbeit mit ihrem Maß der Zeit. Nun
muss Marx diese Arbeitszeit in ihrer Abhängigkeit bestimmen
"
Das Maß der Arbeit - die Zeit - hängt natürlich nicht von der Produktion
derselben ab; ihr Maß ist eben nichts als eine Einheit, wovon ihre aliquoten
Teile eine bestimmte Anzahl ausdrücken. Daraus folgt sicher nicht, daß der
Wert der Arbeit konstant ist; oder nur insofern, als gleiche Quanta
Arbeit dieselbe Maßgröße sind. Es findet sich dann noch bei weiterer Bestimmung,
daß die Werte der Produkte gemessen sind durch die Arbeit, nicht die in ihnen
verwandt ist, sondern die zu ihrer Produktion nötig ist.
"
(42:514)
Hier taucht schon die Formel der notwendigen Arbeitszeit auf, wie sie im Kapital
ausformuliert ist.
2.5.2. Gesellschaftlichkeit
Da später die Bestimmung des Wertes, Ausdruck gesellschaftlicher Verhältnisse zu
sein, für sich isoliert
betrachtet wird, sollte man auf die 'Gesellschaftlichkeit' bezüglich des Wertes
eingehen.
Gesellschaftlich heißt hier immer zweierlei. Erstens, das die Privatarbeit sich
als gesellschaftliche erweist, in der Realisierung ihres Produktes als Ware im
Austausch, also der Realisierung ihres Wertes im Tauschwert. Gesellschaftlich
bedeutet also, diese Privatarbeit ist somit Teil der gesellschaftlichen
Gesamtarbeit geworden in der globalen Teilung der Arbeit. Prinzipiell
bedeutet
gesellschaftlich, dass das Produkt für andere produziert wurde, also
gesellschaftliches Produkt ist. (Abgesehen davon, dass man heutzutage in den
entwickelten Industriestaaten immer auf ein gesellschaftlich zur Verfügung
stehendes
Produktionsaggragat bis hin zum Wissen zurückgreift, insofern jegliche
Produktion
eine gesellschaftliche ist.)
Zweitens heißt hier gesellschaftlich, dass das den Wert bestimmende
Arbeitsquantum nicht das individuelle ist, sondern durch die Konkurrenz
und den Markt vermittelt das gesellschaftliche.
Wenn aber auf dem Markt jede Ware nur als Durchschnittsexemplar ihrer Gattung
gilt, so auch die darin vergegenständlichte Arbeit als durchschnittliche.
Heute ist das der über
die Weltmarktpreise vermittelte globale Durchschnitt der Arbeitszeit.
"
Es ist also nur das Quantum gesellschaftlich notwendiger Arbeit oder die
zur
Herstellung eines Gebrauchswerts gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit, welche
seine Wertgröße bestimmt (9). Die einzelne Ware gilt hier überhaupt als
Durchschnittsexemplar ihrer Art (10). Waren, worin gleich große
Arbeitsquanta
enthalten sind oder die in derselben Arbeitszeit hergestellt werden können,
haben daher dieselbe Wertgröße. Der Wert einer Ware verhält sich zum Wert jeder
andren Ware wie die zur Produktion der einen notwendige Arbeitszeit zu der für
die Produktion der andren notwendigen Arbeitszeit. "Als Werte sind alle Waren
nur bestimmte Maße festgeronnener Arbeitszeit."(11)
[Herv v. P.H.]"
(23:54)
Um es noch einmal zu betonen, ist
der Wert als
gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit im Schnitt das Quantum, was die
Gesellschaft von der konkreten Arbeitszeit über den
Tausch "unbewusst anerkennt". Aber nicht in jedem Tausch entspricht dies
auch der gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit. Das Tauschwert und Wert
übereinstimmen ist nun wieder nur zufällig, wenn auch der Tendenz nach
gesetzmäßig. Diese Widersprüchlichkeit ist in der der Ware selbst schon
enthalten.
('Teil' ist vielleicht missverständlich, da, wenn man
überproduktiv ist bezüglich des gesellschaftlichen Durchschnitts es mehr ist
als die konkrete Arbeitszeit, welche selbst auch ein Durchschnitt ist, des
Tages, Wochen oder Jahresproduktvolumens.)
In dieser Widersprüchlichkeit steckt auch die Quelle vieler Missverständnisse,
weil ihre Durchdringung eine dialektische Sichtweise von Wesen und Erscheinung,
sowie Prozessualität voraussetzt. Diese Vorstellungen zur Lösung des
Widerspruchs haben sich bei Marx selbst erst in der "Deutschen Ideologie"
angekündigt.
In obigem Zitat steckt ebenfalls der wesentliche Hinweis, das Wert von Marx
nur als Eigenschaft der Vielheit, der Totalität, der 'Ware' zu verstehen ist,
der Waren also in ihrem Produktionszusammenhang, der durch die Zirkulation
vermittelt werden muss. Was aber da vermittelt wird, sind wesentlich betrachtet
"notwendige Arbeitszeiten".
Einzelne Ware analytisch betrachtet gilt immer nur als
"Durchschnittsexemplar" ihrer Gattung bestimmt.
2.5.3. Welche Notwendigkeit der Arbeitszeit?
In Bezug auf Michael Heinrichs 'Wissenschaft vom Wert' ist
mir
eine weitere Missverständlichkeit aufgefallen bzgl. der qualitativen
Wertbestimmung,
welche auch bei Fröhlich verwendet wird. Hier scheint auch eine der Wurzeln für
die
Interpretation Marx' von Seiten der monetären Werttheorie zu liegen, dass
der Wert nicht nur in der Produktion bestimmt wird.
"
Wenn es die Warenproduktion gerade charakterisiert, dass die privat verausgabte
Arbeit
nicht von vornherein als gesellschaftliche gilt, sondern erst im Austausch als
Bestandteil
der gesellschaftlichen Arbeit anerkannt werden muß (indem das Produkt der
Privatarbeit
als Wert anerkannt wird), ist klar, dass es vor dem Austausch noch keine fixen
Wertgrößen
im Produkt geben kann.
"
(Heinrich1991:193)
Gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit ist nicht unmittelbar die
notwendige
Arbeitszeit, die aufgewendet werden muss, um ein gesellschaftliches Bedürfnis zu
befriedigen.
Sondern es ist die notwendige Arbeitszeit, um ein bestimmtes Produkt unter den
gesellschaftlichen
Durchschnittsbedingungen herzustellen. Die gesellschaftlich notwendige
Arbeitszeit bezieht sich
so gesehen, auf ein der Produktion immanentes Maß. Ferner ist klar, dass
es nicht das Arbeitszeitquantum ist, welches wirklich bei der Produktion einer
Ware verausgabt wurde, sondern dasjenige, was zum Zeitpunkt des Tausches
als gesellschaftliche Norm (Postone) der Wert ist. Auf Gleichzeitigkeit des
Ungeleichzeitigen wird noch einzugehen sein.
An dieser Stelle liegt auch die Lösung des Dilemmas bei Heinrich. Zum Zeitpunkt
des Tausches konstituiert sich nicht der Wert der Ware, sondern gemessen wird
die gesellschaftlich notwendige Produktionszeit dieser Ware zu diesem Zeitpunkt.
Also liegt die Entstehung des Wertes und hier insbesondere seiner Größe in der
Produktion unter den durchschnittlichen gesellschaftlichen Bedingungen und seine
konkret erscheinende Größe entspricht den ,zu diesem Zeitpunkt gültigen,
durchschnittlichen Bedingungen.
| [Problem des Zeitpunktes der analytischen Entstehung des Wertes] |
"
Die gesamte Arbeitskraft der Gesellschaft, die sich in den Werten der Warenwelt
darstellt, gilt hier als eine und dieselbe menschliche Arbeitskraft, obgleich
sie aus zahllosen individuellen Arbeitskräften besteht. Jede dieser
individuellen Arbeitskräfte ist dieselbe menschliche Arbeitskraft wie die
andere, soweit sie den Charakter einer gesellschaftlichen
Durchschnitts-Arbeitskraft besitzt und als solche gesellschaftliche
Durchschnitts-Arbeitskraft wirkt, also in der Produktion einer Ware auch nur die
im Durchschnitt notwendige oder gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit braucht.
Gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit ist Arbeitszeit, erheischt, um
irgendeinen Gebrauchswert mit den vorhandenen gesellschaftlich-normalen
Produktionsbedingungen und dem gesellschaftlichen Durchschnittsgrad von Geschick
und Intensität der Arbeit darzustellen.
"
(23:53)
Zumindest die von Marx bestimmte gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit wird
gerade nicht durch das Bedürfnis
bestimmt. Da es aber letztendlich um die Befriedigung dieses Bedürfnisses geht,
ist also der Vermittlungsmechanismus gesucht, nach welchem sich die Proportionen
(Werte), die
nur in der Produktion bestimmt sind zu den Proportionen passen, welche durch das
gesellschaftliche Bedürfnis notwendig sind und welchem wir in der multiplen
Durchschnittsbildung gefunden haben.
| [Bedürfnisquantum vs. Produktionszeitquantum] |
Hier noch einmal, wenn auch nicht weniger deutlich die Darlegung in den
Grundrissen hierzu.
"
Der Wert (der reale Tauschwert) aller Waren (die Arbeit eingeschlossen) ist
durch ihre Produktionskosten bestimmt, in andren Worten, durch die Arbeitszeit,
die zu ihrer Hervorbringung erheischt wird. Der Preis ist dieser ihr Tauschwert
in Geld ausgedrückt.
"
(42:72)
Bei genauerem Besehen stellt man fest, dass die notwendige Arbeitszeit für das
Quantum bezahlbarem gesellschaftlichen
Bedürfnis im Quantum selbstverständlich seinerseits im Ideal, also als
Minorante, durch die Produktionszeiten determiniert ist:
notwendige und bezahlbare Produktmenge in Stück mal durchschnittliche
Produktionszeit pro Stück in Stunden.
Würde dies direkt geplant werden, wie im Kommunismus,
dann würden an dieser Stelle ''Preis'' und ''Wert'' übereinstimmen, da
''Angebot'' und ''Nachfrage'' im wesentlichen übereinstimmen.
Da wir aber im Kapitalismus nun den erkannten mittelbaren Zusammenhang
haben, wird ständig über- oder unter dem
Bedürfnis produziert, welches der Produktionsweise gemäß als bezahlbares
Bedürfnis vorgestellt wird,
oder wie der bürgerliche Ökonom sagt, die effektive Nachfrage. Das heißt,
diese beiden Arbeitszeitquanta
differieren, welches seinen notwendigen Ausdruck in der Inkongruenz von Wert und
Preis hat.
Die Nachfrage misst sich also die notwendige Arbeitszeit zu ihrer Befriedigung,
die im Idealfall der wirklichen
Produktionszeit der Produktmenge entspricht. Da dies aber nicht so ist, aber
eben dieses Gesetz der Proportionen
im wesentlichen erfüllt sein muss, was ist dann der mittelbare, unbewusste
Steuermechanismus, um diese beiden
Arbeitszeitmengen sich in der Bewegung annähern zu lassen?
So das Bedürfnis konstant ist, ist das einzig Bestimmende, nennen wir es die
gesellschaftlich durchschnittliche Produktionszeit.
Der Marktmechanismus sorgt über die Konkurrenz dafür, dass sich die
Produktionszeiten der Einzelkapitalisten
der gesellschaftlich notwendigen, also durchschnittlichen, Arbeitszeit annähern.
Wer drunter bleibt bekommt
Extraprofit. Hier vermittelt sich also über die Konkurrenz auf dem Markt die
Angleichung der Produktionszeiten
im wesentlichen. Hier steckt auch der Treibsatz des Kapitals, die
gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit
selbst ständig zu verringern, durch die uns wohl bekannten Maßnahmen, also die
Verwohlfeilerung aller Waren inklusive
der Arbeitskraft.
Gleichzeitig sorgt diese Vermittlung dafür, dass sich die Anzahl der Gattungen
der unterproduzierten Produkte
verringert, durch Ausweitung der Produktion oder das Eintreten anderer
Kapitalen in diesen Markt. Andersherum
verringern sich die überproduzierten Waren, weil hier der Wert im schlimmsten
nicht mehr realisiert werden kann,
bzw. präziser der Produktionspreis. Alles in allem finden diese Bewegungen
Ausdruck in den Preisen, also den Profithöhen
der Einzelkapitalisten, welche der für sie erscheinende Ausdruck
gesellschaftlichen Bedürfnisses nach ihren
Waren ist. Das man heutzutage eine chronische Überproduktion hat, sei hier nicht
weiter erörtert.
Die Preise resultieren also, bzw. stellen die Ausgleichsbewegung der beiden
Arbeitszeitquanta "Bedürfnis" und "Produktionszeit" dar.
Sie sind also in der Tat der Teil der individuellen Arbeitszeit, welche sich
gesellschaftlich geltend macht. Damit
sind die Tauschwerte aber natürlich selbst Arbeitszeitquanta, da man
letztendlich mit ihnen Waren, also andere
Vergegenständlichungen gleichgroßer Arbeitszeitquanta tauschen, kaufen kann.
Also kann man sagen, das die Preisgröße die Wertgröße mittelbar beeinflusst, über
die Konkurrenz die Steigerung der Produktivität.
Andererseits beeinflusst die Preisgröße die Wertgröße mittelbar in der Masse,
also die produzierte Wertmasse der Angebotsseite.
Dies stellt nach meinem Dafürhalten den wesentlichen, mittelbaren,
quantitativen Zusammenhang zwischen Wert und Tauschwert dar.
Die Vermittlung übernimmt dann über die Konkurrenz die
Bildung des gesellschaftlichen Durchschnitts
der Produktionszeiten und mithin der Profitraten.
Die gesellschaftlich notwendige Produktionszeit im jeweiligen Aggregat schwankt
also vermittelt um das Quantum der notwendigen Arbeitszeit zur
Bedürfnisbefriedigung, welche das Minimum der ersteren darstellt.
Wenn man nun, wie Heinrich und auch Fröhlich, die Wertbestimmung als
gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit im
ersteren Sinne nimmt. Also das Bedürfnisquantum bestimmt durch
die Produktmenge, welche effektiv bezahlt wird, den Wert mit, neben
der Produktionszeit.
So ist klar, dass auch das gesellschaftliche Bedürfnis den Wert mitbestimmt und
es so keinen
fixen Wert geben kann vor dem Austausch.
Meiner Meinung nach liegt hier klar einer der zentralen Unterschiede der
Marxschen und der monetären Werttheorie.
Das werden wir später noch einmal im Text sehen.
| [Unterschied Marx-Heinrich] |
Dieses Missverständnis motiviert sich durch folgendes Beispiel und zeigt
gleichzeitig, dass die Durchschnittsbildung als Vermittlung gar nicht begriffen
wird.
"
Wie für die einzelne Ware der Gebrauchswert Voraussetzung ihres Wertes sei, sei
dies auch für die ganze Warengattung
der Fall: auch wenn auf die Produktion jedes einzelnen Exemplars nur die
notwendige Arbeitszeit verwandt wurde,
insgesamt aber zuviele Exemplare dieser Gattung produziert worden sind, so ist
die Wirkung dieselbe
als sei zu viel Arbeit auf jede einzelne Ware verwandt worden(23/121f, vergl.
auch 25/648f und II.3.3/1142f; 26.2/521).
Wie schon Reichelt (1970, S.173ff.) und vor ihm Pollock (1928,S.97f)
hervorgehoben haben, ist die "gesellschaftlich
notwendige Arbeitszeit" damit nicht nur technologisch bestimmt, sondern auch
durch die gesellschaftliche Nachfrage.
Die gesellschaftliche Nachfrage wird aber erst im Austauschprozess, durch die
Beziehung der Waren auf das Geld wirksam.
[Herv. v. P.H.]
"
(Heinrich1991:194)
Es scheint klar, dass beiden Arten "notwendiger" Arbeitszeit hier auftauchen
und der
Wert in der zweiten gesehen wird. Weiterhin
wird die Vermittlung über den Preis mit dem Wert verwechselt. Wenn zu viele
hergestellt werden einer Gattung, so findet das
im Preis seinen Ausdruck, aber nicht im Wert, so wie ihn Marx meiner Meinung
nach bestimmt hat, als eine in der Produktion immanent
liegende Flußgröße. Die Wirkung des Austauschprozesses über die Preise auf die
Produktion wird verwechselt mit der
Bestimmung des Wertes an sich. Dabei wird es nun schwierig zu zeigen, wie Wert-
und Preisgröße nicht identifiziert werden können,
was ja Marx als vulgärökonomisch bezeichnet hat.
Wenn man die von Heinrich angegebene Stelle von Marx im Band III nach schlägt, so
betont er auch wirklich, dass bei Einbezug des Bedürfnisquantums die notwendige
Arbeitszeit einen anderen Sinn hat, als die zur Wertbestimmung verwandte.
"
Aber es ist überhaupt zuviel gesellschaftliche Arbeit in diesem besondren Zweig verausgabt; d.h.
ein Teil des Produkts ist nutzlos. Das Ganze verkauft sich daher nur, als ob es in der notwendigen
Proportion produziert wäre. Diese quantitative Schranke der auf die verschiednen besondren
Produktionssphären verwendbaren Quoten der gesellschaftlichen Arbeitszeit ist nur weiterentwickelter
Ausdruck des Wertgesetzes überhaupt; obgleich die notwendige Arbeitszeit hier einen andern Sinn enthält.
"
[Herv. v. P.H.](25:648)
An anderer Stelle desselben Bandes beschreibt Marx ein analoges Beispiel, bei
welchem explizit
über oder unter dem gesellschaftlich feststehenden Bedürfnisquantum produziert wird.
Aber es wird nur der Marktpreis verändert und befindet sich, alles andere gleichgesetzt,
über oder unter dem Marktwert, der hiervon nicht bestimmt wird. Ebenso betont Marx,
dass das Gesetz, das Wertgesetz, gerade nicht aus den Abweichungen, Angebot und Nachfrage,
bestimmt werden kann, sondern genau umgekehrt, von ihm ausgehend diese Abweichungen
überhaupt erst kategorial erfasst werden können.
"
Daher müssen diese Waren unter ihrem Marktwert losgeschlagen, ein Teil davon kann selbst ganz unverkäuflich werden.
...
Der Austausch oder Verkauf der Waren zu ihrem Wert ist das Rationelle, das natürliche Gesetz ihres Gleichgewichts; von ihm ausgehend, sind die Abweichungen zu erklären, nicht umgekehrt aus den Abweichungen das Gesetz selbst.
"
(25:197)
Es ist doch auch einleuchtend, wenn man schon die Gesamtarbeitsquanta betrachtet, welche
auf die Produkte proportional zu verteilen sind, dass vielleicht zu viel produziert wurde,
aber die Gesamtarbeitszeit unwiederbringlich verausgabt worden ist, zur Strafe der
Nichtrealisierung eines Teiles als Wert in Geldform in der Zirkulation. Das heißt
aber nicht, dass sich der Wert verändert hätte. Dieser ist zumindest nach Marx technologisch
bestimmt und nicht unmittelbar über die Divergenz von Bedürfnis- und Produktionsquantum,
sondern nur vermittels der Preisbewegungen.
Da hilft es auch nicht, wenn Heinrich darauf verweist, das Wert und Preis
"Kategorien auf unterschiedlichen Abstraktionsebenen"
(ebenda S.196) sind. Dann bleibt also die Wergröße unbestimmt oder die
Preisgröße oder es müsste entschieden werden, wenn auf
beide unmittelbar das Bedürfnis wirkt, wie bei der monetären Betrachtung die
Vermittlung ist.
Zu den Fragen der quantitativen Inkongruenz von Wert und Preis kommen wir in
Folge.
| [Wie bestimmen sich welche Quanta? ] |
Man könnte eine Analogie zwischen obiger Ansicht der "zuviele Exemplare dieser
Gattung" und einer sehr frühen Marxschen
Position herstellen, auf welcher er die Ricardosche Arbeitswerttheorie ablehnte
und die Vermittlung durch die Konkurrenz, bzw. diese selbst, gerade noch nicht
vollständig erkannt hatte. Wert war bei ihm mit Preis synonym und beide waren
der Zufälligkeit des Marktes ausgeliefert, also selbst zufälliger Art.
"
So erwidert Marx auf das Lob, das der Übersetzer von MacCulloch, G. Prevost, den
Ricardianern für deren Entdeckung zollt, daß der Preis ohne Einfluß von Angebot
und Nachfrage durch die Produktionskosten repräsentiert sei:"Erstens: sieht der
gute Mann davon ab, daß die Ricardianer dies Prinzip nur vermittels der
Durchschnittsberechnung, d.h. der Abstraktion von der Wirklichkeit
beweisen. Zweitens: nach diesem Satz reichte es hin, eine Ware anzubieten, ohne
daß sie gekauft würde, um ihren Preis nach den Produktionskosten zu
bestimmen. Aber das unnützeste Zeug kann produziert werden. Drittens: Die
Herren
geben zu, daß zufällige Ursachen den Preis über und unter die Produktionskosten
erhöhen können. Aber die Konkurrenz würde sie auf das Niveau der
Produktionskosten erheben oder zurücktreiben. Aber was ist denn die Konkurrenz
anderes als das Verhältnis von offre und demande? Also das Verhältnis von offre
und demande wird unter der Gestalt der Konkurrenz zugelassen. Was wollen die
Herren eigentlich beweisen? Daß innerhalb der freien Konkurrenz der Preis
der Produkte al pari mit ihren Produktionskosten gehalten wird?
Über die Wirkung der freien Konkurrenz als Mittel der Preisbestimmung haben wir
anderswo geredet. Abstrakt auszudrücken: Der Preis wird durch die Konkurrenz
bestimmt = der Preis wird zufällig. Wenn die Herren sagen, daß niemand
unter seinen Produktionskosten verkaufen will, so haben sie recht.
[Herv. v. P.H.]"
(K. Marx, 'Ökonomische Studien'(Exzerpte), S.556/557 zit. n. Tuchscheerer (1968), S. 122)
"
Daß Wertgröße und Geldpreis nur gleichzeitig im Austausch existieren, bedeutet
aber nicht, daß es sich um unmittelbar identische
Größen handelt. Bei dieser Auffassung, die die Wertgröße allein auf ihren
Geldausdruck reduziert, wird über die zeitliche
Identität von Wert und Preis ihre logische Differenz vergessen. Wert
und Preis fallen stets zusammen, eine Ware ist
das "wert", was man für sie zahlt.
"
(Heinrich1991:195)
Würde das 'wert' nicht in Anführungszeichen gesetzt sein, könnte man
glauben, hier eine reine bürgerliche Tauschtheorie vor sich zu haben.
Später wird auch über diese angebliche temporale Identität zu reden sein. Die
Frage bleibt, warum die bürgerlichen Ökonomen
nicht mit Recht und auch mit der monetären Werttheorie auf der Identität von
Wert und Preis bestehen. Sollte das wirklich nur
eine "logische" Differenz sein und keine wirklich quantitative? Hat also
Marx an dieser Stelle die bürgerliche
Ökonomie an diesem zentralen Kritikpunkt nur im logischen aufgehoben oder hat er
vielmehr die wirkliche und quantitative
Seite entwickelt?
"
Ob Wert und Preis kongruent sind, ist aber keine Frage der quantitativen
Identität (da hierbei Äpfel mit Birnen verglichen werden,
es ist dies ein Unmöglicher Ausdruck), sondern eines
Determinationsverhältnisses. Wert und Preis sind dann "kongruent", wenn das
Verhältnis der individuellen Arbeit zur gesellschaftlichen Gesamtarbeit, das
einzige Verhältnis ist, das den Preis bestimmt und nicht
etwas die zufällige Lage eines einzelnen Warenbesitzers, der gezwungen sein mag,
billig zu verkaufen.
"
(Heinrich1991:195)
Konsequent wird bei Heinrich die Bestimmung der Preisgröße in ihrem Zusammenhang
mit der Wertgröße als ein Determinationszusammenhang
gesehen. Für ihn sind es Äpfel und Birnen, die also keine
direkte Vergleichbarkeit
zulassen, weder qualitativ noch quantitativ. Für Marx sind Wert und Tauschwert
verschiedene Quanta von Arbeitszeit
und damit prinzipiell qualitativ wie quantitativ direkt vergleichbar. Wie schon
gesagt,
drückt sich dies wirklich und mittelbar in der jeweiligen Profitrate aus.
An dieser Stelle zeigt sich ebenso ganz offen, dass vom Gesetz der Proportionen
ganz abgesehen wird und der Zusammenhang von Wert und Preis ein
logischer bleibt, welcher keine Quantifizierung seiner selbst zu lässt.
Dabei
werden auf dem Markt ganz klar Äpfel mit Birnen
verglichen, unmittelbar über den Preis und damit mittelbar über den Wert.
Deutlicher, die 'Notwendigkeit' der Arbeitszeit bezüglich des gesellschaftlichen
Bedürfnisses drückt sich im Tauschwert aus, bestimmt diesen
quantitativ mit, eben über Angebot und Nachfrage.
Aber nicht qualitativ, da diese Bestimmung des Tauschwertes die als
Erscheinungsform des Wertes ist.
Die 'Notwendigkeit' bezüglich des Zeitaufwands bezüglich der
Produktion, bestimmt den Wert qualitativ wie quantitativ.
| [Zusammengefasst] |
Kommen wir noch einmal kurz auf die Arbeitszeit zurück und verweilen bei einem
sehr interessanten Detail.
Wenn Heinrich schreibt:
"
Wenn von Zeit als Maß für die abstrakte Arbeit die Rede ist, so macht dies nur
insofern einen Sinn, als für die beiden ausgetauschten Waren jeweils ein Teil
der gesamten in den verschiedenen Sphären der Produktion verausgabten
Arbeitszeit der Gesellschaft aufgewendet wurde. Dies darf aber nicht dazu
verführen, die gesellschaftliche Gesamtarbeit als etwas homogenes aufzufassen.
Diese Gesamtarbeit ist keine Summe gleichartiger Quantitäten, sondern
eine bloße Menge unvergleichbarer Größen, die im Tausch gewaltsam
verglichen werden. "Arbeitszeit" als Maß der Wertgröße ist genausowenig
unmittelbare Arbeitszeit wie abstrakte Arbeit als Wertsubstanz unmittelbare,
d.h. konkrete Arbeit ist. Abstrakte Arbeit kann daher auch nicht einfach durch
Arbeitszeit, sondern nur durch "abstrakte Arbeitszeit" gemessen werden.
[Herv. v. P.H.]"
(Heinrich1991:174f)
So versteckt sich hinter der komplizierten Umschreibung von unmittelbarer und
mittelbarer Arbeitszeit das individuelle und das gesellschaftliche. Es ist eine
Tautologie, dass die gesellschaftliche notwendige Arbeitszeit keine unmittelbar
konkrete, sondern eine vermittelte, weil gesellschaftliche ist. Vielleicht wäre
es besser bei der bestimmten Abstraktion bei Marx immer von gesellschaftlich
abstrakter Arbeit zu reden.
Außerdem ist es genau so, dass die gesellschaftliche Gesamtarbeit als
gesellschaftliche also der qualitativen Seite nach eine "Summe
gleichartiger Quantitäten"
ist. Dies macht doch gerade den Abstraktionsschritt hin zur abstrakten Arbeit
aus, bei welchem von aller verschiedener Qualität abgesehen wird, bis darauf
Arbeit sans Phrase zu sein und nur noch an dieser Stelle der Darstellung die
Quantitäten im Auge zu haben. Insofern sind diese Zeitquanta
selbstverständlichen "homogen".
Es kann Heinrich bzgl. der abstrakten Arbeitszeit stückweit zugestimmt werden
und es ergibt sich hier ein Lichtschein. Meine
Frage wäre sodann, wie bestimmt sich denn diese "abstrakte Arbeitszeit"
qualitativ und insbesondere quantitativ? Diese Arbeitszeit, die bei der
konkreten Arbeit verausgabt wird, so dieser Arbeitsprozess im Kapitalismus
stattfindet, als "abstrakte Arbeitszeit" in seiner Gesellschaftlichkeit gefasst,
ist gerade die
durchschnittliche Produktionszeit oder eben der ''Marxsche'' Wert vermittelt
über die multiple Durchschnittsbildung.
"
Fußnote(39)
Diese abstrakte Arbeitszeit ist auch nicht empirisch meßbar, wie etwa von
Engels im Nachwort zum dritten Band des Kapital nahegelegt wurde.
...
Engels ging nämlich von Arbeitszeit als unmittelbarem Wertmaß aus, das für
jedes Mitglied der Gesellschaft aufgrund seiner eigenen Erfahrung überprüfbar
sei.
"
[Herv. v. P.H.](Heinrich1991:175)
Hier sieht man aber klar, dass diese abstrakte Arbeitszeit nicht empirisch messbar
ist uns somit für unsere Belange wohl nicht zur Verfügung stehen dürfte. Ist die
Frage, ob Werte "empirisch messbar" sind, wenn man sie in einer Geldmenge realisiert.
Die Abstraktion von der konkreten zur abstrakten Arbeit führt zur
Durchschnittsarbeit. Analog trifft dies für die Abstraktion von der konkreten
zur "abstrakten Arbeitszeit" zu, es ist dies die Durchschnittsarbeitszeit, die
Dauer der Durchschnittsarbeit. Wie die konkrete oder auch individuell genannte
Arbeitszeit offensichtlich das Maß der konkreten Arbeit ist, so ist die
gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit als Durchschnittsarbeitszeit das Maß der
abstrakten Arbeit und somit der Wert.
| [Die abstrakte Arbeitszeit] |
"
Was analytisch als abstraktion erscheint, existiert in der historisch spezifisch
gegebenen (und sich fortentwickelnden) durchschnittsarbeit, welche
durchschnittsindividuen unter durchschnittlichen produktionsbedingungen
verrichten können und die marx in der urfassung des `kapitals als `die
Masseinheit der Arbeit selbst begreift. Die durchschnittswirkung der arbeit
zeigt sich in der wertgrösse als gesellschaftlich (=durchschnittlich) notwendig
aufgewandte arbeitszeit für ein (durchschnitts)exemplar einer einzelnen ware
unter entwickelten bürgerlichen produktionsverhältnissen. Den doppelcharakter
der in den waren dargestellten arbeit als einheit von konkreter nützlicher und
abstrakt menschlicher arbeit kann marx nur nachweisen, indem er zum prozessualen
moment in der produktion zurückgeht und in der durchschnittsarbeit die
masseinheit der arbeit vorfindet, welche an ihrer zeitdauer gemessen wird und
nicht als arbeit der individuen erscheint, sondern umgekehrt die individuen als
ausführende organe der gesellschaftlichen arbeit.
"
(Karl Heinz Landwehr 'Notiz zur allgemein gesellschaftlichen Arbeitszeit')
Im Grunde, wird eine Maschine eingeführt, die die notwendige Arbeitszeit für ein
Produkt halbiert, also der Wert, so setzt sich in der Tendenz im Allgemeinen die
Halbierung des Preises durch,
über die ganze Vermittlungskette der Markt- und Produktionspreise, wie es
insbesondere im 3. Band des 'Kapital' entwickelt wird. Angemerkt, dies ohne den
Wert als natürliche Eigenschaft der Ware zu sehen, wie Heinrichs Vorwurf.
Oder wie Marx es ausdrückt:
"
Die Wertgröße einer Ware bliebe daher konstant, wäre die zu ihrer Produktion
erheischte Arbeitszeit konstant.
"
(23:54)
Marx schien geahnt zu haben was für Konfusionen und Missverständnisse aus seinen
Darlegungen in der akademischen Anschauung hervorgehen würden und expliziert
immer wieder die Totalität seiner Analyse.
"
Es bedarf vollständig entwickelter Warenproduktion, bevor aus der Erfahrung
selbst die wissenschaftliche Einsicht herauswächst, daß die unabhängig
voneinander betriebenen, aber als naturwüchsige Glieder der gesellschaftlichen
Teilung der Arbeit allseitig voneinander abhängigen Privatarbeiten fortwährend
auf ihr gesellschaftlich proportionelles Maß reduziert werden, weil sich
in den
zufälligen und stets schwankenden Austauschverhältnissen ihrer Produkte die zu
deren Produktion gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit als regelndes
Naturgesetz gewaltsam durchsetzt, wie etwas das Gesetz der Schwere, wenn
einem
das Haus über dem Kopf zusammenpurzelt.(28) Die Bestimmung der Wertgröße durch
die Arbeitszeit ist daher ein unter den erscheinenden Bewegungen der relativen
Warenwerte verstecktes Geheimnis. Seine Entdeckung hebt den Schein der
bloß
zufälligen Bestimmung der Wertgrößen den Arbeitsprodukte auf, aber keineswegs
ihre sachliche Form.
[Herv. v. P.H.]"
(23:54)
Dieses Geheimnis hat die monetäre Werttheorie mit Hilfe der Marxschen Begriffe
meines Erachtens wieder verdeckt.
2.5.4. Der 'überhistorische' Wert
Sei noch einmal kurz auf den Wert als durchschnittlichen Arbeitszeit
eingegangen. Mathematisch formal könnte man sagen, dass sich Wert als solcher in
jeder Gesellschaft berechnen ließe und man damit eine überhistorische
Eigenschaft eines Produktes bestimmt hätte.
In der Tat ist dies ein Hauptargument gegen die Arbeitswerttheorie bei Marx und
diese wird als onthologisch, substantialistische####,... abgetan. Die Behauptung
ist,
dass man die Gesellschaftsabhängigkeit der Kategorie 'Wert' nicht begriffen
habe, hinter Marx zurückgefallen ist und nicht zuletzt der bürgerlichen
Ideologie von der Ewigkeit und Natürlichkeit des Kapitalverhältnisses das Wort
rede. Beispielsweise wird vom janusköpfigen Marx### gesprochen, oder dem der
klassischen Ökonomie verhaftet gebliebenen ###Heinrich und dem Marx, der darüber
hinausgeht.
"
Die Produktion soll vielmehr - siehe z.B. Mill - im Unterschied von der
Distribution etc. als eingefaßt in von der Geschichte unabhängigen ewigen
Naturgesetzen dargestellt werden, bei welcher Gelegenheit dann ganz unter der
Hand bürgerliche Verhältnisse als unumstößliche Naturgesetze der Gesellschaft in
abstracto untergeschoben werden. Dies ist der mehr oder minder bewußte Zweck des
ganzen Verfahrens. Bei der Distribution dagegen sollen die Menschen in der Tat
allerlei Willkür sich erlaubt haben. Ganz abgesehn von dem rohen
Auseinanderreißen von Produktion und Distribution und ihrem wirklichen
Verhältnis, muß soviel von vornherein einleuchten, daß, wie verschiedenartig die
Distribution auf verschiednen Gesellschaftsstufen sein mag, es ebenso möglich
sein muß, ebensogut wie in der Produktion gemeinsame Bestimmungen herauszuheben,
...
"
(42:[23])
Mir liegt es fern, eine dieser beliebten Marxdichotomien oder Doppelcharaktere
Marxens zu betreiben. Vielmehr liegt hier ein grobes Missverständnis. Wenn man
mit Fröhlich erkennt, dass das von ihm so genannte ZAP ein Grundproblem aller
Gesellschaften ist, dann ist doch klar, dass das, was im Kapitalismus als Wert
erscheint, in anderen Gesellschaftsformen diesen entsprechende Formen haben muss.
In der Weise betrachtet, ist der Wert eine historische Form, wie das Wertgesetz
eine historische Form von etwas, nämlich dem Gesetz der Proportionen oder ZAP
ist.
| [Umkehrschluss] |
Verbleibt man hingegen auf der logischen Seite,
kann man selbstverständlich den Durchschnitt auch für die aufgewandten Stunden
der Jagd bei Löwen zu den erbeuteten Kalorien berechnen, quasi deren ZAP.
Bei denen ist es ähnlich. Schaffen sie es nicht, sich in einer bestimmten Zeit
zu reproduzieren, und dies ist der Durchschnitt, so stirbt eine solche
Eigenschaft tragende Population einfach aus. Der Durchschnitt ist eine
formale
Methode mit einer spezifischen Seinsweise als Eigenschaft der betrachteten
Totalität, hier der Löwen als Gattung. Er ist auch wirklich vorhanden.
Der Unterschied ist der, dass man durchaus durchschnittliche Arbeitszeiten in
allen Gesellschaftsformen hat. Dort wirken sie selbstredend in der
gesellschaftlichen Planung, wenn diese auch noch so obskure und fetischisierte
religiöse Formen haben mag, wie den Kalenderbramahnen der indischen
Dorfgemeinde. Aber wie sich diese durchschnittlichen Arbeitszeiten
vermitteln und das ZAP lösen, ist mit Verlaub eine ganz andere Sache.
Diese gesellschaftlich durchschnittlichen Arbeitszeiten haben im Kapitalismus
eine spezifische Form, den Wert, mit einem historisch determinierenden
Vermittlungs- und Gesamtzusammenhang, den Marx als Kapitalverhältnis fasst.
Ohne, dass einzelne Privatarbeiten sich im entwickelten Maß als
gesellschaftliche gültig machen müssen und die Arbeitskraft selbst eine Ware
geworden ist, muss sich diese Arbeitszeit nicht als Wert darstellen. Andersherum
bedingt und umfasst der historisch wie logisch entwickelte Wert als Kapital das
Lohnarbeitsverhälnis und damit das Privateigentum an Produktionsmitteln.
Es ist nicht falsch - überhistorisch, weil formal, die Durchschnitte zu bilden.
Aber es ist falsch, diese als Werte zu begreifen! Das ist die crux. Als Werte
sind diese gesellschaftlich durchschnittlichen Arbeitszeiten nur in der
kapitalistischen Produktionsweise existent, bzw. wenn diese die vorherrschende
ist.
(Hierbei wird die historische Entwicklung des Kapitalverhältnisses als die
eines zunehmenden Dominanzverhältnisses gefasst, im notwendigen Zusammenhang mit
dem zugehörigen Klassenverhältnis Kapitalist und Arbeiter. Welches sich in
seiner
Einfachheit, also Entwickeltheit, erst heute durchzusetzen beginnt, mit der
Kapitalisierung möglichst jeden Fleckens auf der Erde und jeder Nische, die
Profit verspricht.) Werte sind dann nicht nur durchschnittliche Arbeitszeiten
oder die des ZAP, sondern repräsentieren gleichzeitig bestimmte
Klassenverhältnisse. Hier wird wieder die doppelte Formbestimmung des
Wertes-Tauschwertes offenbar.
Beharrt man hingegen auch auf der quantitativen Lösung des Problems und bestimmt
den Wert über Arbeitszeit, setzt man sich der Kritik aus, die Geschichtlichkeit
des Wertes nicht erfasst zu haben.
Kritiker dieser Provinienz machen es sich zu einfach.
Nicht das Vermitteln gesellschaftlich durchschnittlicher Arbeitszeiten
überhaupt ist die
entscheidende Eigenschaft von Kapitalismus, sondern, dass diese als Werte in
einer
Verwertung als scheinbarer Eigenbewegung sich bilden, erhalten und vermehren.
Sie übersehen, was das Kapitalverhältnis als Wertverhältnis qualitativ von
vorherigen Gesellschaftsordnungen unterscheidet und werfen im Wort einer
strengen Geschichtlichkeit und Beachtung der Gesellschaftlichkeit von
Privatarbeit den eigentlichen überhistorischen Inhalt weg.
Form und Inhalt werden teilweise vermengt, obwohl man glauben mag, gerade
besonders sorgfältig vorzugehen. Wert als historische Form hat einen
überhistorischen Inhalt, mit dem er aber nicht in eins fällt. Nur auf Grund
des Kapitalverhältnisses ist dieser Inhalt gezwungen die Form von Wert
anzunehmen, der in der Form des Tauschwertes erscheint. Diese sozusagen doppelte
Formbestimmung sorgt für die Verwirrung. Am ZAP hingegen verändert sich auf
Grund seiner Form als Wertgesetzes nichts, "Naturgesetze können überhaupt nicht
aufgehoben werden".
Gerade weil sie so an der logischen Seite kleben, Formzusammenhang und das
'gesellschaftlich' einseitig interpretieren, bis dahin, den Kern der Marxsche
Kritik an der politischen Ökonomie zu einer Fetischkritik zu degradieren,
übersehen sie gerade den historisch-kritischen Gehalt. Marx hat die
Vermittlungszusammenhänge aufgezeigt, die den bürgerlichen Ökonomen verborgen
bleiben mussten. Und damit eine Tür geöffnet.
2.5.4.1. Mehrwert als Form
Analog zur Arbeit und ihrer Form als Lohnarbeit verhält es sich beim
Mehrprodukt.
In den verschiedenen Phasen der menschlichen Entwicklung nahm das produzierten
Mehrprodukt verschiedene Formen an.
| [Mehrwert als Form] |
Es ist die Voraussetzung zur Entwicklung der Kultur. Denn nur, wenn die
Menschen, welche direkt die stofflichen Lebensgrundlagen der Gesamtgesellschaft
produzieren, besteht überhaupt die Möglichkeit, dass andere Mitglieder dieser
Gemeinschaft sich zuerst "unproduktiv" seienden z.B kulturell Arbeiten widmen
können. Dazu gehört Wissenschaft und Kunst.
Die andere Seite der Medaille ist die Möglichkeit, dass einzelne Mitglieder oder
ganze Gruppen beginnen, sich dieses Mehrprodukt anzueignen, seine Benutzung
exklusiv zu machen. Diese Exklusivität wird heute als Privatbesitz benannt.
Jede Epoche hat ihre eigenen Formen, wie das Mehrprodukt von den direkten
Produzenten zu den anderen Mitgliedern der Gesellschaft verbracht wird.
Dies ist teils eine gewaltvolle direkte und transparente Form, wie der
Zehnte, oder direkte Fronleistung. Es kann durch religiöse oder andere
Kulturleistungen verschleiert werden, wie die Arbeit auf dem Feld des großen
Inka.
Schließlich kann es derart abstrakt und von der Produktform selbst gelöst sein,
dass der Zusammenhang nicht mehr einfach zu dechiffrieren ist. Dies beginnt
insbesondere, wenn z.B die Naruralform der Rente in die Geldform übergeht, also
vermittels einer ganz anderen als der ursprünglichen Ware, welche das
eigentliche Mehrprodukt darstellt.
Es lassen sich sehr gut die verschiedenen Formen und Umschlagspunkte in der
Darstellung bei Marx verfolgen: Mehrprodukt - Mehrwert - Profit -
Durchschnittsprofit. Hierbei ist die Herausbildung des Durchschnittsprofites
wiederum auch nicht nur eine Denkbewegung, sondern ist ein historisches Resultat
der Entfaltung der kapitalistischen Produktionsweise auf eigener Grundlage.
Man sieht sehr gut, dass von dem ursprünglich konkreten Mehrprodukt am Schluss
der Darstellung nichts mehr bleibt außer einem gesellschaftsweiten
Durchschnittsquantum von Zeit, welches in Geld ausgedrückt wird.
Dies Oberflächenformen im Kapitalismus der Verteilung des Produktes und mithin
des Mehrproduktes findet schließlich in der trinitarischen Formel seinen
Ausdruck.
| [Trinitarische Formel] |
2.5.5. Nichtkapitalistische Warenproduktion
Wespennest und aktuelle Fragestellung, Rakowitz,
Ohne Zweifel existent
Frage nach den Bewegungsgesetzen
Abtun Engels, schroffe Ablehnung und Beschränkung auf den Kapitalismus
Man versagt sich die Betrachtung und verteufelt alles als Naturalisierung
###-->Haug zu Heinrich Naturzitat, Argumente Heft
Problem, was den Austausch reguliert
##--> Backhaus preis- und nicht wertbestimmt
-> Kupferwährung im Mittelmeer
Ausflucht Austausch von Mehrprodukt und nicht Mehrwert
Aber was ist Mehrwert anderes als Mehrprodukt in Wertform nach Marx
2.5.6. Ökonomie der Zeit
Im folgenden Zitat wird noch einmal deutlich, wie Marx betont, dass im Übergang
noch der alten Form analoge aber nicht gleiche Formen herrschen. Dies ist darauf
zurückzuführen, dass im Übergang zum Kommunismus eben noch die alten
Vorstellungen sowie ökonomischen Bedingungen aus dem Kapitalismus übernommen
werden müssen, ehe sie neu gesetzt werden können in einer kommunistischen
Gesellschaft auf eigener Grundlage. Der Übergang ist eine kommunistische
Gesellschaft auf kapitalistischer Grundlage. Und dies macht auch die
grundlegende Widersprüchlichkeit des Übergangs aus.
| [Kommunismus auf kapitalistischer Grundlage] |
Diese Widersprüchlichkeit ist dieselbe, wie bei vorkapitalistischer
Warenproduktion, antikem Handelskapital oder auch dem realen Sozialismus als
Staatskapitalismus bzw. Staatssozialismus. Und diese Widersprüchlichkeit ist nur
denkbar in der Form der dialektischen und historischen Logik. Sie vermag zu
erfassen, sofern Formen vor ihrem übergreifenden und gesellschaftsbestimmenden
Charakter auftauchen, wie im Wucherkapital, bzw. noch vorhanden sind, obwohl ihr
Inhalt verschwunden sind, so die Arbeitsstundenzettel im Kommunismus nach
Abschaffung der entfalteten wertförmigen Produktion - der Mehrwertproduktion.
Deshalb gibt es nach Marx die Möglichkeit der Arbeitsstundenzettel, die
einerseits den Schein der Proudhonschen Arbeitszettel besitzen und
andererseits den von Papiergeld. Dies kann aber nur passieren, so man Form und
Inhalt nicht scheidet, bzw. sie nicht als Kategorien im Fluss begreifen
kann, d.h. als Begriffe, welche sich mit den von ihnen begriffenen
gesellschaftlichen Verhältnissen verändern.
| [Kategorien im Fluss und der Widersprüchlichkeit] |
Und so, unter den Vorstellungen des
bürgerlichen Rechts kann es sein, dass man für seine Arbeit einen Stundenzettel
erhält, als Anweisung auf einen Teil des Konsumtionsfonds in Produktform, wobei
ausdrücklich der gesellschaftliche Fond, z.B. Reservefond oder für die
Ausdehnung der Produktion notwendig, abgezogen ist.
"
Womit wir es hier zu tun haben, ist eine kommunistische Gesellschaft, nicht wie
sie sich auf ihrer eignen Grundlage entwickelt hat, sondern umgekehrt, wie sie
eben aus der kapitalistischen Gesellschaft hervorgeht, also in jeder
Beziehung,
ökonomisch, sittlich, geistig, noch behaftet ist mit den Muttermalen der alten
Gesellschaft, aus deren Schoß sie herkommt. Demgemäß erhält der einzelne
Produzent - nach den Abzügen - exakt zurück, was er ihr gibt. Was er ihr gegeben
hat, ist sein individuelles Arbeitsquantum. Z.B. der gesellschaftliche
Arbeitstag besteht aus der Summe der individuellen Arbeitsstunden. Die
individuelle Arbeitszeit des einzelnen Produzenten ist der von ihm gelieferte
Teil des gesellschaftlichen Arbeitstags, sein Anteil daran. Er erhält von der
Gesellschaft einen Schein, daß er soundso viel Arbeit geliefert (nach Abzug
seiner Arbeit für die gemeinschaftlichen Fonds), und zieht mit diesem Schein aus
dem gesellschaftlichen Vorrat von Konsumtionsmitteln soviel heraus, als gleich
viel Arbeit kostet. Dasselbe Quantum Arbeit, das er der Gesellschaft in einer
Form gegeben hat, erhält er in der andern zurück.
"
[Herv. v. P.H.] (Marx 'Kritik des Gothaer Programms)
Einen Absatz weiter wird dann auf die wesentliche Veränderung von Form und
Inhalt eingegangen, obwohl sie offenbar die gleichen sind, wie im Warentausch.
Dies bedingt auch die ihnen immanente Schranke bzgl. der neuen kommunistischen
Produktion. Nämlich das dieses gleiche Recht, gleiche Arbeit tauscht sich
von einer Form Arbeitszeit - Arbeitszeit in Zettelform - Arbeitszeit in
Produktform, gleichzeitig Unrecht ist, z.B. bei ungleichem Vermögen der Arbeit
gegenüber. Dies steckt aber noch in der bürgerlichen Rechtsform, welche somit im
Laufe der weiteren Entwicklung der kommunistischen Produktion aufgehoben wird.
"
Es herrscht hier offenbar dasselbe Prinzip, das den Warenaustausch regelt,
soweit er Austausch Gleichwertiger ist. Inhalt und Form sind verändert,
weil
unter den veränderten Umständen niemand etwas geben kann außer seiner Arbeit und
weil andrerseits nichts in das Eigentum der einzelnen übergehn kann außer
individuellen Konsumtionsmitteln. Was aber die Verteilung der letzteren unter
die einzelnen Produzenten betrifft, herrscht dasselbe Prinzip wie beim Austausch
von Warenäquivalenten, es wird gleich viel Arbeit in einer Form gegen gleich
viel Arbeit in einer andern ausgetauscht.
"
[Herv. v. P.H.](KrGthProg)
Man sieht also, dass Marx überhaupt nicht nur negativ über den Kommunismus
spricht, sozusagen als die negative Logik und Kritik im Kapital, gleich der
Verkürzung in der kritischen Kritik. Sondern, dass er im Gegenteil sogar
Widersprüche in der kommunistischen Produktion sieht, welche aus dem Übergang
aus dem Kapitalismus begründet sind und ihrerseits die Entwicklung des
Kommunismus forcieren. Er beschreibt also sogar schon notwendige Triebmomente in
der Entwicklung des Kommunismus.
Nach der Veränderung von Inhalt und Form des scheinbar übernommenen Prinzips des
Warenaustausches in den Kommunismus geht es dann in der nächsten Stufe um die
Aufhebung dieser Form und bestimmter Teile des Inhaltes. Dass nämlich das
Prinzip des freien Zugriffs unabhängig der eigenen Arbeitsleistung erfolgen
kann: "Jeder nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seinen Bedürfnissen!". Dann
spielt allerdings die Ökonomie der
Zeit nicht mehr in Form eines Austausches ihre Rolle.
Notwendigkeit und Freiheit
Aufhebung jeder Ökonomie als die der Zeit. Wie ist das zu verstehen?
Aufhebung der Metaphysik in der Ontologie.
Aufhebung derselben in einer kommunistischen Gesellschaft auf eigener Grundlage.
Die Frage der Wichtigkeit der Ökonomie der Zeit ist die Frage nach der Höhe der
Produktivität in Relation zu den Bedürfnissen. ->Star Treck
Im Kapitalismus
| [Auflösung der Ökonomie der Zeit] |
2.6. Erste Zusammenfassung
Meiner Meinung nach kann man also eher davon sprechen, dass Marx die
Arbeitswerttheorie in ihrer
klassischen oder bürgerlichen Form aufhebt. Er beweist nicht ihre
Unmöglichkeit (Behrens siehe Fußnote 9), sondern entwickelt sie weiter in einer
Form, die selbst eine immanente Kritik darstellt###.
Obwohl also Fröhlich das ZAP und damit das Gesetz der Proportionen erkennt, kann
er nicht die Quantität des Wertes bestimmen, was in Folge klar zutage tritt.###
Das die gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit eine im Durchschnitt ist, wird
nicht erkannt. Das Problem der Quantifizierung des Wertes wird einfach
auf das Geld verschoben.
Der Dreh und Angelpunkt scheint nach meiner Einschätzung die Existenz eines
gesellschaftsweiten
Durchschnitts zu sein, der nicht begriffen wird und die Vermittlungsinstanz der
quantitativen Bestimmung des Wertes und des Preises darstellt. Weiterhin
gestaltet es sich für diese Richtung der Theorie schwierig von einer Kongruenz,
d.h. Übereinstimmung von Preis und Wert zu sprechen.
Dies löst sich allein darin, dass man Marx beim Wort nimmt und diese qualitative
Gleichheit von Wert und Wertform in der nach der Marxschen Darstellung einzig
möglichen Weise angibt,
dass beides verschiedene Arbeitszeitquanta darstellen aber eben
qualitativ als Arbeitszeitquantum gleich sind, wenn auch quantitativ
unterschiedlich.
Wenn aber in der so genannten monetären Werttheorie nun allein das Geld in den
Fokus genommen wird, dann verschiebt man die quantitative Bestimmung bis zur
Unkenntlichkeit.
Nun noch einige Kritikpunkte:
- Wert als Ausdruck gesellschaftlicher Verhältnisse wird in Widerspruch zu seiner
Bestimmung durch die Arbeitszeit gesetzt
- Marx ging es gar nicht um die Wertgröße
- die Vermittlung zwischen konkreter und allgemeiner Arbeitszeit wird nicht
geleistet, so werden ständig Preis und Wertbestimmungen durcheinander
gebracht
- nicht nur die Produktion bestimmt den Wert (Verwechslung Preis mit
Wert)
- Vorstellung sind zentriert auf den Tauschakt, Produktion erscheint als eher
unwichtig
- Produktivität ist nicht messbar
- Quantifizierung des Wertes rein über Geldquanta möglich
- Heinrichs Ausweg der Postulierung, dass Geld keine Ware ist in Widerspruch
zu Marx, Geld wird Zeichen, damit Problem seiner eigenen Quantifizierung
- es wird Marx' Ablehnung der Ricardoschen Arbeitswerttheorie verwechselt
mit der Ablehnung der Arbeitswerttheorie als solcher
-
der rein logizistisch vorgehenden Argumentation muss die der Praxisformen und
der realen Bewegungsformen von Widersprüchen entgegengehalten werden
Probleme, die zu lösen sind
- Inkongruenz von Wert und Preis und ihre Vermittlung
- wo entsteht der Wert
- wann entsteht der Wert
Durchschnittsbildung
- Wert als Eigenschaft des Einzelnen in der Totalität, also notwendige
Vermittlung
- Vermittlung über eine Eigenschaft der Totalität, dem Durchschnitt
- wirkliche Bewegung ist die der Konkurrenz
- Preise auf die Werte reduzieren (Band I)
- Marktpreise auf die Produktionspreise reduzieren (Band III)
- mittels Bildung der allgemeinen Profitrate für den Anteil r*p'
- mittels Preis zu Wert und Profitratenangleichung für den Anteil
c+v, diese also selbst als Produktionspreise zu begreifen
Skizze der Vorgehensweise bei Heinrich
- Wert wird nicht durch die gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit
bestimmt, welche der Produktion immanent ist
- nur im Geld kann sich der Wert ausdrücken, erscheint also nicht nur in
der Zirkulationssphäre, sondern konstituiert sich nur dort
- Geld muss keine Ware sein, sondern ist nur dingliche Reflexion eines
gesellschaftlichen Verhältnisses
Der Kernpunkt der Kritik ist
- die quantitative Bestimmung des Wertes, die bei
Heinrich unmöglich geworden ist,
- genauso wie die Angabe der Vermittlung und
dem
Zusammenhang zwischen Wert, Preis und konkreter Arbeitszeit
- Aufzeigen des nicht dialektischen Festhaltens der Seiten der Widersprüche und
der daraus folgenden Probleme
.
3. Entgegen der Arbeitswerttheorie - monetäre Werttheorie
Wir haben also die Möglichkeit dargestellt, bei Marx eine klare
Arbeitswerttheorie zu finden, sobald man die Durchschnittsbildung nicht als
Fiktion, sondern als wirkliche und auch einzig mögliche Vermittlung erkennt.
Nun interessiert, wie die monetäre Werttheorie dieses Problem zu umschiffen
glaubt und zu was für Ergebnissen sie gelangt.
Dazu nun die folgende Einschätzung Fröhlichs:
"
"Der Unglückliche [der Rezensent, N.F.] sieht nicht, daß, wenn in meinem
Buch gar kein Kapitel über den ,Wert stünde, die Analyse der realen
Verhältnisse, die ich gebe, den Beweis und den Nachweis des wirklichen
Wertverhältnisses enthalten würde. Das Geschwatz über die Notwendigkeit, den
Wertbegriff zu beweisen, beruht nur auf vollständigster Unwissenheit, sowohl
über die Sache, um die es sich handelt, als die Methode der Wissenschaft.
(32: 552)"
Die Wertanalyse im Kapital sollte also gerade nicht als Beweis einer
Arbeitswerttheorie verstanden werden. Dies ist offensichtlich nicht das Marx'sche Erkenntnisinteresse (vgl. Haug 2001: 77). Nicht ohne Grund nennt er
in Zur
Kritik die Bestimmung des Wertinhalts über die Arbeit eine Tautologie (13:
22). Aber was ist statt dessen die Sache, um die es sich handelt ? Anscheinend
führt die Marx'sche Untersuchung leicht zu Mißverständnissen.
[Herv v. P.H.]"
(S. 16)
Stellt sich nun die Frage, wie sich dies, entgegen den Schlussfolgerungen des
letzten Abschnittes bezüglich des Kugelmannbriefs, entwickeln lässt. Auf die
Bedeutung der angesprochenen "Tautologie" soll noch einmal eingegangen
werden. Richtig ist, wie auch oben dargestellt:
"
Anders als die Vertreter der klassischen politischen Ökonomie und im
Gegensatz auch zu den heute üblichen Annahmen neoklassischer Provenienz (vgl.
Frambach 1999: 107f., 119f. und 330f.), begreift Marx jeden Produktionsakt von
vornherein als Ausdruck eines gesellschaftlichen Verhältnisses.
"
(S. 18)
Folgen wir nun dem Argumentationsstrang, der hier plausibel zu machen versucht,
wo Marx Erkenntnisinteresse liegen mag.
"
Trotzdem verdeutlicht das Fetischkapitel vor dem Hintergrund dieser
Überlegungen die Rangordnung der von Marx analysierten Gegenstände: Nicht der
Wert steht im Mittelpunkt seiner Untersuchung, sondern die Arbeit , deren
gesellschaftlicher Charakter unter bestimmten gesellschaftlichen Bedingungen in
der Form des Tauschwerts erscheint (Rubin 1973: 36, Hein 1997: 28).
"
(S. 19)
Wenn Marx selbst von einer Tautologie von Arbeit und Wert spricht, wie kann dann
aber die Arbeit im Mittelpunkt der Überlegungen stehen, nicht aber der Wert.###
"
Die Marx'sche Werttheorie ist keine Theorie zur Aufdeckung des Wertinhalts
oder der Wertgroeße dies hatten bereits Adam Smith und David Ricardo geleistet
,
sondern vielmehr eine Theorie der Formkonstitution gesellschaftlicher Arbeit
unter den Bedingungen der Arbeitsteilung und der Privatproduktion (Brentel 1989:
265f.). Sie zielt somit nicht wie die oekonomische Klassik und Neoklassik
primaer auf eine quantitative Analyse oekonomischer Phaenomene, sondern auf die
qualitative Dimension oekonomischer Gegenstaende und ihrer Begrifflichkeiten
(Backhaus 1997: 416, ders. 1998: 352).
"
(S. 19)
Prinzipiell, wie kann man übrigens eine bestimmte Quantität bestimmen ohne ihre
Qualität und umgekehrt? Beides muss notwendig in seinem Zusammenhang entwickelt
werden, zumindest, wenn man sich der Dialektik verpflichtet fühlt.####->
Genauso ist es einseitig und auch unmöglich eine Formkonstitution jenseits
dessen zu untersuchen, von welchem die betroffene Form dieselbe ist, sprich dem
Inhalt. Oder steckt in dem "vielmehr" bei Fröhlich, dass der Inhalt klar
daliegt und nur
seine historische Form zu untersuchen sei? Von Seiten der Klassik, von der
heutigen ökonomischen Theoriebildung ist das ganz und gar nicht geleistet.
| [Qualität- und Quantitätsbestimmung nur im Zusammenhang] |
Weiter wäre zu fragen, wenn nun schon Smith und Ricardo die Aufdeckung bereits
für
Wertinhalt und -größe geleistet haben, war dies dann richtig? Fehlt dieser
'ungenügenden' Darstellung bei den Klassikern nicht gerade ein wichtiges
qualitatives Moment, die Gesellschaftlichkeit, welche über einen quantitativen
Mechanismus, die Durchschnittsbildung, hergestellt wird?
Übt nicht gerade Marx dialektische Kritik an den beiden großen Klassikern und
zeigt ihre Schwächen und Inkonsistenzen einerseits, benutzt und würdigt
andererseits aber ihre Ergebnisse und geht mit den selben über sie hinaus?
Zielt die Marxsche Theorie nicht primär auf die quantitative Analyse?
Was soll das 'primär' bedeuten?
Marx muss, die
klassisch ökonomischen Kategorien über sich hinauszutreiben, um die
"wirklichen Verhältnisse" mit diesen dann zu begreifen. Wie Fröhlich
selbst sagt ist das ZAP ein zentraler Punkt der Marxschen "Werttheorie" und dies
ist
nun mal ein, offensichtlich als Proportion, quantitativer und das ergibt
einen veritablen Widerspruch. Qualitativ ist die Bestimmung gesellschaftlich
notwendige Arbeitszeit, aber was ist mit der anderen Seite.
Oder wie Heinrich sagt, ein gesellschaftliches Verhältnis
lässt
sich nicht verausgaben und damit messen. Aber gerade in diesem Maß, steckt doch
der Witz des
Verhältnisses, was nicht zuletzt ein Zahlenverhältnis ist, Quanta von
Arbeitszeit stehen sich gegenüber im ZAP. Meiner Ansicht offenbart sich hier,
wie sich Momente und Aspekte ungleicher Gewichtung erfreuen.
"
Wird also die "wertbildende Substanz", abstrakte Arbeit, durch gesellschaftlich
notwendige Arbeitszeit gemessen, so wird die abstrakte Arbeit an konkreter
Arbeit gemessen. Eine solche Auffassung ist zwar mit der Vorstellung von
abstrakter Arbeit als physiologischer Eigenschaft von Arbeit verträglich.
Wird abstrakte Arbeit aber als ein bestimmtes gesellschaftliches
Verhältnis der Privatarbeiten untereinander aufgefaßt, so ist es unmöglich,
die Dauer der Verausgabung der Arbeitskraft (auch wenn auf "einfache
Arbeitskraft" reduziert) umstandslos zum Maß der Menge abstrakter Arbeit zu
erklären. Abstrakte Arbeit als gesellschaftliches Verhältnis kann überhaupt
nicht "verausgabt" werden.
"
(Heinrich 1991, S. 174)
##### -> Ricardo Kritik von Marx
Aber was bedeutet das? Wenn die Marxsche Werttheorie nicht Wertinhalt oder
Wertgröße aufdeckt, was macht sie dann? Richtig ist, dass natürlich
die individuelle Arbeitszeit nicht "umstandslos zum Maß der Menge abstrakter
Arbeit zu
erklären" ist. Marx zeigt meiner Ansicht aber genau, wie diese Umstände der
Vermittlung beschaffen sind.
Hier sieht man klar die Einseitigkeit der Ausrichtung, die sich in der
Einseitigkeit der Bestimmungen der Arbeitswerttheorie als
naturalistischer widerspiegelt, ohne die Möglichkeit in Betracht zu ziehen, dass
die Marxsche Arbeitswerttheorie durchaus auf einem neuen
"theoretischen Feld" spielt.
"
"Die politische Ökonomie hat nun zwar, wenn auch unvollkommen Wert und
Wertgröße analysiert und den in diesen Formen versteckten Inhalt entdeckt. Sie
hat niemals auch nur die Frage gestellt, warum dieser Inhalt jene Form annimmt,
warum sich also die Arbeit im Wert und das Maß der Arbeit durch ihre Zeitdauer
in der Wertgröße des Arbeitsprodukts darstellt?" [Hervorh. v. m., N.F.] (23:
94f.)
Hier wird deutlich angesprochen, daß es Marx nicht um eine Werttheorie in
der Tradition der klassischen politischen Oekonomie geht (vgl. Haug 2001: 77).
Vielmehr besteht sein spezifisches Erkenntnisinteresse in der Fragestellung,
warum ueberhaupt ein Phaenomen wie der Wert existiert."
(S. 19)
Wenn also die Klassiker eine unvollkommene Analyse geleistet haben, muß diese
also überwunden werden und dies nicht zuletzt auch für die Wertgröße.
Es ist wohl war, dass Marx weit über die bornierte Betrachtungsweise der
Klassik hinausgeht.
Aber ebenfalls klar, wenn Wert als Seiendes bestimmt
werden soll, etwas über seine Qualität (als besonderer Arbeitszeiten im
Allgemeinen) gesagt werden muss und man um die quantitative Fragestellung nicht
herumkommt. Es steht ja nun auch da, "warum sich also die Arbeit im Wert und das
Maß der Arbeit durch ihre Zeitdauer in der Wertgröße des Arbeitsprodukts
darstellt".
Also nicht nur das Warum sich der Inhalt derart darstellen muss unter den
gesellschaftlichen Verhältnissen der, letztendlich kapitalistischen ,
Warenproduktion, liegt in Marx Fokus, sondern insbesondere auch die "Zeitdauer"
als quantitative Bestimmung - das Wieviel. Wie also Qualitäts- und
Quantitätsbestimmungen eines Untersuchungsgegenstandes nur analytisch zu trennen
sind, gilt dies für die Untersuchung von Formzusammenhängen, die notwendig der
Beschreibung des Inhaltes bedürfen.
Kommen wir noch einmal kurz zur abstrakten Arbeit und sehen, wie konkretes und
abstraktes Moment der Arbeit nicht nur analytisch getrennt werden, sondern dies
auch bleiben.
Fröhlich entwickelt nun den Doppelcharakter der Arbeit bei Marx. Die konkrete
Seite
hat auch für ihn einen jeder Gesellschaft zugehörigen Charakter, es muss immer
nützliche Arbeit geleistet werden. Die Abstrakte Arbeit hingegen ist nur der
kapitalistischen Produktionsweise eigen, ist also eine historische
Formbestimmung und fällt nicht mit den überhistorisch-physiologischen
Momenten der Arbeit zusammen.
"
Wir erhalten somit einen Hinweis darauf, daß sich die Gleichheit der
menschlichen Arbeit nicht auf physiologische Eigenschaften bezieht, sondern auf
den gesellschaftlichen Charakter der warenproduzierenden Arbeit , d.h. auf die
Art ihrer Vergesellschaftung.
"
(S. 22)
"
"Tauschwert setzende Arbeit ist dagegen eine spezifisch gesellschaftliche Form
der Arbeit. Schneiderarbeit z.B. in ihrer stofflichen Bestimmtheit als besondere
produktive Tätigkeit, produziert den Rock, aber nicht den Tauschwert des
Rocks. Letztern produziert sie nicht als Schneiderarbeit, sondern als abstrakt
allgemeine Arbeit, und diese gehört einem Gesellschaftszusammenhang, den der
Schneider nicht eingefädelt hat."(13: 24)
...
Dies gibt uns einen weiteren Hinweis darauf, wie abstrakte Arbeit zu verstehen
ist. Denn unter allgemeiner Arbeit versteht Marx das gesellschaftliche
Arbeitspotential bzw. die gesamte Arbeitszeit, die einer Gesellschaft zur
Verfügung steht (13: 18). Diese allgemeine Arbeit existiert zwar in den
vielfältigen Formen aller konkreten Arbeiten, sie weist aber zugleich über all
diese Besonderheiten als Totalität hinaus. Ihr kommt die Eigenschaft der
Allgemeinheit zu, weil sie die Einheit in und durch das Besondere vermittelt
(Tuchscheerer 1973: 387f., Backhaus/Reichelt 1995: 73f., 77-79).
"
(S. 22)
Hier finde ich den Hinweis auf die Totalität des Kapitalverhältnisses wichtig,
welche in ihrem Aspekt des Verhältnisses der Einzel- zur Gesamtarbeit
angesprochen wird. In diesem Gesamtzusammenhang läge auch der Schlüssel zu einer
Vermittlung der Kategorien konkreter und abstrakter Arbeit.
"
Fußnote (1)
Es läßt sich eine Parallele zwischen einem solchen Kapitalbegriff und dem
Begriff der allgemeinen Arbeit finden. Letztere stellt sich dinglich zwar als
konkrete Arbeit dar, weist aber ihrem Begriff nach über diese hinaus, indem
sie sich auf die Totalität der menschlichen Arbeit bezieht (vgl. S. 22). Da
die Grundlage des Marx'schen Kapitalbegriffs in seinem Wertbegriff besteht, und
dieser wiederum auf die allgemeine Arbeit zielt, erscheint es plausibel, Kapital
ebenso als eine Totalität aufzufassen. Kapital ist abstrakte Arbeit und
verweist damit auf die Herstellung gesellschaftlicher Einheit, allerdings auf
einer analytisch fortgeschritteneren Ebene.
"
(S. 66)
Wieder würde sich anbieten kategorial den Zusammenhang zwischen der "allgemeinen
Arbeit" und der 'abstrakten Arbeit' zu untersuchen. In der 'allgemeinen Arbeit'
wird sicherlich über die konkrete hinaus gewiesen, deren gesellschaftliches und
historisches Moment die Allgemeinheit hier repräsentiert.
Es ergibt sich ein Bild vom Wert, welches die Interpretation als
durchschnittlicher
Arbeitszeit in der Produktion flankieren kann. Käme darauf an, ob man die
abstrakte Arbeit als historische Form der allgemeinen ansieht. So wären die
Quanta einer solchen Arbeit jeweils eine Proportion bezüglich des ZAP und im
Kapitalismus eben der Wert. Man besäße in der allgemeinen Arbeit einen Begriff,
der besser als abstrakte Arbeit den Gesamtzusammenhang zeigt und nicht an die
Warenproduktion gebunden ist, da der Gesamtzusammenhang als ZAP, wie gesagt, in
allen Gesellschaften besteht.
"
Ein solcher Tauschakt bezieht sich nicht lediglich auf zwei (oder mehrere)
isolierte Waren, sondern die den Waren jeweils zugrunde liegende Arbeit wird in
Bezug auf das gesellschaftliche Arbeitspotential gleichgesetzt. Zwei getauschte
Waren gelten als gleiche Verausgabung der allgemeinen, gesellschaftlichen
Arbeitszeit. Dass die allgemeine Arbeitszeit, also der gesellschaftliche Bezug der
einzelnen Arbeitsprodukte, sich durch die Akte aller Warentausche konstituiert,
wird von Marx in Zur Kritik deutlich herausgestellt:
...
"Es wird nicht ausgegangen
von der Arbeit der Individuen als gemeinschaftlicher, sondern umgekehrt von
besondern Arbeiten von Privatindividuen, Arbeiten, die sich erst im
Austauschprozeß durch Aufhebung ihres ursprünglichen Charakters, als
allgemeine gesellschaftliche Arbeit beweisen. Die allgemein gesellschaftliche
Arbeit ist daher nicht fertige Voraussetzung, sondern werdendes Resultat.
[Hervorh. v. m., N.F.] (13: 31f.)
"
(S. 23)
Hier könnte man also ganz abstrakt vom Tausch von Arbeitszeiten reden. Was sind
dies aber für Zeitquanta? Auch ist sehr gut zu sehen, dass Marx den Wert selbst
als Prozess, als Bewegung mit eigenen Gesetzmäßigkeiten, fasst.
"
Diesen Zusammenhang zwischen privater und allgemeiner Arbeit deutet Marx im
Kapital zwar an (23: 86, 90, 117), er erläutert ihn dort allerdings nicht
systematisch. Jedoch läßt sich dieser Aspekt mit Hilfe seiner anderen
Schriften ergänzend belegen. So spricht Marx schon vorher in Zur Kritik
davon, daß sich im Tauschwert die Arbeit des Einzelnen als allgemeine
Arbeitszeit (13: 19) darstelle, was wiederum ihren gesellschaftlichen Charakter
ausmache.
"
(S. 23)
Dieses ''Fehlen'' der systematischen Erläuterung scheint mir nicht plausibel. Es
erklärt sich aber aus dem Umstand, dass, wenn man bei Marx etwas anderes als
Arbeitswerttheorie zu finden glaubt, dies nicht einfach sein wird.
Der angemahnte "Zusammenhang" ist von Marx sehr wohl dargestellt und hat
zentralen Stellenwert gerade im Zusammenhang von konkreter und abstrakter
Arbeit.
In meiner Lesart erscheint die gesellschaftlich durchschnittliche Arbeitszeit im
Tauschwert, also der Wert. Wenn sie sich im wirklichen auch nicht decken und
dies gibt in der Tat, im doppelten Sinne, eine historische Form der Lösung des
ZAP, oder Gesetzes der Proportionalen Verteilung der Arbeitszeiten.
Mit dem Begriff allgemeine Arbeitszeit ließe sich arbeiten. Er bedeutet aber
meiner Ansicht nach nichts anderes als die gesellschaftlich notwendige
Arbeitszeit, wie auch die allgemeine Arbeit, wenn im Gegensatz zur Privatarbeit
gesetzt, nichts anderes sein kann als abstrakte Arbeit. Hierbei betrachtet man
also den gesellschaftlichen Charakter der konkreten Arbeit einerseits im
allgemeinen Gesamtzusammenhang als allgemeine Arbeit, historisch als abstrakte
Arbeit.
Fasst man letztere nun andersherum wieder in ihrem konkreten Moment, so
landet man bei der gesellschaftlichen Durchschnittsarbeit, die in dieser Weise
mit der abstrakten Arbeit in der Warenproduktion identisch ist. So ergibt sich
ein Bestimmungszusammenhang unter diesen Kategorien. Wohl bemerkt, geht es immer
nur um ein und dieselbe wirkliche Arbeit im Kapitalismus, welche in ihren
verschiedenen Momenten reflektiert wird.
| [Arbeitskategorien im Zusammenhang] |
"
Hat sie sich als gesellschaftlicher Gebrauchswert bewährt, so gilt sie als
Verkörperung eines bestimmten Teils der gesellschaftlichen Arbeitszeit und
bekommt hierdurch einen gesellschaftlichen Charakter (Hein 1997: 28f.). Auf
diese spezifische Vergesellschaftungsform der warenproduzierenden Arbeit zielt
der Begriff der abstrakten Arbeit. Diese bildet die bürgerliche Form der
gesellschaftlich gleichgesetzten Arbeit (Rubin 1973: 93f.), d.h. eine
historisch spezifische Lösungsvariante des ZAP.
"
(S. 24)
Das sehe ich genauso.
"
Gesellschaftlich gleichgesetzte Arbeit ist gegenüber der abstrakten Arbeit das
allgemeinere Phänomen. Sie existiert auch in Gesellschaftsformen, die sich
keiner Warenproduktion bedienen (ebd.: 50-53).
"
(S. 24)
Hier findet man den Hinweis darauf, das gesellschaftlich durchschnittliche
Arbeitszeit, als allgemeine Arbeitszeit auch in anderen Gesellschaftsformen
auftaucht, allein im Kapitalismus die Form des Wertes annimmt.
Denn was ist wesentlich das allgemeine Moment konkreter Arbeit anderes als der
Zusammenhang
mit dem gesellschaftlichen Gesamtarbeitsvolumen über das ZAP?
Ein gutes Beispiel für auch die Allgemeinheit des ZAP ist die bäuerliche
Großfamilie. Interessant ist, dass gesellschaftliche Planung das ZAP lösen kann.
| [ein Zusammenhang] |
Es existieren selbstverständlich sehr viele 'Allgemeinheiten' bezüglich der
menschlichen Arbeit in einer bestimmten Gesellschaftsformation und darüber
hinaus. Aber vom Standpunkt des Begreifens des Lösens des ZAP ergibt sich keine
andere Möglichkeit.
"
Es gibt also gesellschaftlich gleichgesetzte Arbeit, die nicht als abstrakte
Arbeit erscheint. Zu klären ist, warum die gesellschaftlich gleich geltende
Arbeit hier in einer anderen Form erscheinen kann bzw. muß als die der
bäuerlichen Großfamilie.
"
(S. 25)
Bleibt ebenso die Frage der qualitativen Bestimmung der hier erscheinenden
Arbeitszeiten und damit die Schlussfolgerung der quantitativen Seite, die
Fröhlich nicht als primäre Zielrichtung bei Marx bestimmt hat. In der
bäuerlichen Großfamilie ist es ein Plan, der in seinem Kern auf tradiertem
direkten Produktionswissen fußt, wie vielleicht auch auf patriarchalischer Willkür.
Hier erübrigt sich dann auch der Tausch, oder das Gleichsetzen von Arbeiten, da
dies in tradierter Form bereits erledigt ist. Der Umfang und Art der Beteiligung
der Menschen am Produktionsprozess ist nach Alter, Geschlecht und Stellung in
der Gemeinschaft naturwüchsig vorgegeben, aber der allgemeine Rahmen natürlich
durch die materiellen Bedingungen dieser Produktion, Bodenqualität,...
"
Deshalb bezieht sich die Gleichsetzung nicht auf die Gebrauchswerte der
produzierten Gegenstände, sondern auf ihre Gleichheit als abstrakte Arbeit im
Tausch. Dies ist unter den Bedingungen der bürgerlichen Warenproduktion die
einzige Möglichkeit für die vereinzelten Individuen, ihren Anteil an der
gesellschaftlichen notwendigen Arbeit festzustellen und sich für diesen
alimentieren zu lassen. Bei dieser mittelbaren Vergesellschaftung der
Arbeit kann es daher zu einer systematischen Abweichung von konkret verausgabter
und gesellschaftlich notwendiger Arbeit kommen.
"
(S. 25)
Soweit so gut. Aber nun folgt das Problem, das Maß also zu bestimmen.
Oder nimmt man eine maßlose, weil nicht zu messende, Abweichung an?
Hier ist
die Richtung der Argumentation nun wieder klar in der Tradition von
Backhaus und Heinrich. Die Quanta können sich nur, da dies auf Ebene der
Zirkulation geschieht, in Geld messen. Sie werden dann auch folgerichtig
von Fröhlich im Abschnitt
über den Kapitalwert einfach als "GE", als Geldeinheiten, deklariert.
Damit holt man sich aber mehr Probleme
herein, als man zu lösen glaubt. Denn die Fragestellung ist nur verschoben. Wie
bestimmt sich dann das Quantum Geld und wie hängt dies mit dem ZAP oder
insbesondere mit der Arbeitszeit zusammen? Da mag man mit Michael Heinrich
wieder sagen, gesellschaftliche Verhältnisse lassen sich nicht messen, aber die
Erscheinung des Maßes im Tauschwert, lässt sich leider nicht umgehen. Wie dieses
Problem nun begrifflich zu fassen zu bekommen ist von Seiten Fröhlichs, wird zu
untersuchen sein.
3.1. Abstrakte Arbeit
Die Kritik, welche die Erkenntnis der Marxschen Vermittlung
festhaltende Betrachtung mit der bürgerlichen Ökonomie identifiziert, findet
ihre Begründung
in der verabsolutierten Trennung von konkreter und abstrakter Arbeit. Bei
Michael Heinrich findet dies in der entsprechenden Überschrift "Abstrakte
Arbeit, Wertgegenständlichkeit und Wertgröße - zwischen naturalistischer und
gesellschaftlicher Bestimmung" (Heinrich 1991 S.164) ihre Zusammenfassung.
Wie Durchschnitt als abstrakter gegenüber den konkreten am Durchschnitt
beteiligten als getrennt gesetzt ist, so die abstrakte Arbeit von der konkreten.
Es ist der selbe Denkmechanismus der Dualitätsbildung.
"
Es ist die Bewußtlosigkeit des Verstandes, gerade die Bestimmung aufzuheben,
die er setzt, und also das Gegenteil von dem zu tun, was er will; das Besondere
sollte vom Allgemeinen getrennt sein; gerade ist aber das Besondere dadurch im
Allgemeinen gesetzt und somit nur die Einheit des Allgemeinen und Besonderen
vorhanden.
"
(Hegel 'Enzyklopädie' Teil 2, S. 30)
Gesellschaftliche Bestimmung ist nach der monetären Werttheorie nur selbige im
Geld. Die naturalistische Bestimmung, welche unter das Vedikt des theoretischen
Feldes der Klassiker fällt, findet sich umstandslos in der Arbeitswertlehre.
In einer Arbeitswerttheorie
würde abstrakte Arbeit an der konkreten gemessen sagt Heinrich und dies ginge
nicht, da ein gesellschaftliches Verhältnis eine andere kategoriale Qualität
hat. In Wirklichkeit, so man Marx' Vermittlungszusammenhang annimmt, ist dies
genau so. Wie könnte ein Durchschnitt anders existieren, als genau in und
durch all jenen
individuellen konkreten Arbeiten. Abstrakte Arbeit ist doch auch nur eine Seite
des Arbeitsprozesses, der immer ein konkreter sein muss. So wird mit konkreter
Arbeit insgesamt betrachtet auch immer abstrakte Arbeit geleistet.
Fröhlich im Sinne der monetären Werttheorie meint hierzu:
"
In dieser Sichtweise bildet die abstrakte Arbeit das Bindeglied zwischen der
konkreten Arbeit, dem gesamtgesellschaftlichen Arbeitspotential und den
gesellschaftlichen Bedürfnissen. Abstrakte Arbeit ist der Teil der privat
verausgabten konkreten Arbeit, der
sich als Teil der gesellschaftlich notwendigen Arbeit erwiesen hat. Diese
gesellschaftliche Form reduziert die Gültigkeit aller konkreten Arbeiten auf
ihr gesellschaftlich notwendiges Maß.(1) Ein solcher Vorgang kann sich nur in
der Zirkulationssphäre vollziehen ...
Fußnote (1) Daß dies in der dinglichen Form des Geldes geschieht, wird in
Abschnitt 3.1.4 erläutert werden.
"
(S. 26)
Die Überlegung scheint zuerst richtig zu sein. Die Fußnote verweist uns dann
aber sogleich wieder auf die Verwechslung von Wert und Preis in der
Frage, wo Wert
denn entsteht. Dieses wird in die Zirkulationssphäre verschoben und
kuluminiert nachher im Geld. Im Zuge der Darstellung wird unmerklich die
Zirkulationssphäre immer stärker betont und die Gewichtung von Marx weg
verschoben.
"
Abstrakte Arbeit stellt daher keine nominalistische Begriffsbildung dar,
sondern sie beschreibt die immanenten Bedingungen, unter denen die bürgerliche,
warenproduzierende Arbeit vergesellschaftet wird (Brentel 1989:
158).
"
(S. 27)
Soweit wäre das auch richtig, würde sich nicht an dieser Stelle
ein Kernpunkt der monetären Kritik anschließen,
welcher sich in der besonderen temporalen Bestimmtheit des Wertes findet.
"
Ihr kommt auch keine präzirkuläre Existenz zu, sondern sie vergegenständlicht
das Verhältnis des einzelnen arbeitenden Individuums zum
gesellschaftlichen Arbeitspotential und seiner Verteilung auf die
gesellschaftlichen Bedürfnisse (Hein 1997: 28-31). Dies bedeutet nicht, daß
der Wert in der Zirkulationssphäre seine letzte Ursache findet, also der
Tausch an sich eine wertbildende Handlung ist. Die letztliche Ursache des Werts
bildet die Veräußerung von Arbeit als ein Phänomen der Produktionssphäre.
Aber diese Tätigkeit kann sich nur auf der Grundlage einer Tauschhandlung als
abstrakte Arbeit konstituieren (Rubin 1973: 110-115, Heinrich 2001: 232f.).
"
(S. 27)
Einerseits ist hier das Balancieren auf dem Grat spürbar, andererseits ist nun
mit der Unmöglichkeit der "präzirkuläre Existenz" ausgesprochen, wo man glaubt
über Marx hinauszugehen. Es wird noch dargestellt, dass die Existenz
einer Produktion ohne Distribution oder Zirkulation schlicht eine falsch und
leere Abstraktion ist. Somit besitzt also jede Produktion eine entsprechende
Zirkulation, bestimmt diese wesentlich, produziert sie sogar. In diesem
allgemeinen abstrakten Sinne ist die Aussage wahr, dass dem Wert keine
"präzirkuläre Existenz" zukommt und zugleich trivial.
Auf der Abstraktionsebene, auf der wir uns aber hier befinden, nämlich in der
kapitalistischen Warenproduktion eine konkret bestimmte Produktion mit ihrer
eigentümlichen Zirkulation zu betrachten, ist obige Aussage meiner Ansicht nach
falsch. Um die Aussage einzugrenzen, falsch in dem Sinne, dass suggeriert wird,
das Wert als solcher erst in der Zirkulation entsteht, erst in dieser
ist.
Zuzustimmen ist Fröhlich in Bezug auf abstrakte Arbeit, wenn er das abstrakt
gegen Naturalisierungen zur unmittelbaren konkreten Arbeit
abgrenzt und den gesellschaftlichen Charakter hervorhebt.
Andere Formen der Abstraktion als der betrachteten sind im Marxschen Begriff der
abstrakten Arbeit nicht begriffskonstitutiv.
"
Abstrakte Arbeit in diesem Sinne ist eine Beschreibung bestimmter
Eigenschaften, die der konkreten Arbeit zukommt, wenn das entscheidende Motiv
sowohl der Produktion wie auch der Arbeit vom Tausch- und nicht vom
Gebrauchswert bestimmt wird. Sie ist in diesem Zusammenhang nicht etwas
grundsätzlich anderes als die konkrete Arbeit, sondern bildet nur deren aktuelle
kapitalistische Erscheinungsform.
...
Diese Begriffsverwendung muß deutlich von derjenigen unterschieden werden, die
Marx in Bezug auf die Wertsubstanz bzw. als Lösung des ZAP herleitet.
...
Abstrakte Arbeit als die kapitalistische Vergesellschaftungsform von konkreter
Arbeit ist die Ursache der zunehmenden Mechanisierung und Gleichgültigkeit
gegenüber dem Inhalt der konkreten Arbeit. Sie kann daher nicht mit letzterem
Phänomen in eins gesetzt und sollte der Klarheit halber auch nicht mit dem
Attribut abstrakt belegt werden. Hier wäre m. E. der Begriff der
entfremdeten Arbeit besser geeignet.
"
(S. 29)
Zu was für wuchernden Formen von verschiedenen nicht wesentlichen
''Abstraktionen'' man sonst noch
kommen kann, sei hier am Beispiel Norbert Trenkle 'Was ist der Wert, was soll
die Krise' (KRISIS-Gruppe) erwähnt.
"
Schließlich aber herrscht die Abstraktion in der Sphäre der Arbeit auch in
Gestalt eines ganz spezifischen, nämlich abstrakt-linearen und homogenen
Zeitregiments. Was zählt, ist die objektiv messbare, also vom subjektiven
Empfinden, Fühlen und Erleben der arbeitenden Individuen abgetrennte Zeit.
...
Auch bei Marx selbst bleibt allerdings unklar, dass die abstrakte Arbeit selbst
schon die Arbeit als spezifische Form gesellschaftlicher Tätigkeit logisch und
historisch voraussetzt; dass sie also die Abstraktion einer Abstraktion ist;
oder anders gesagt, dass die Reduktion einer Tätigkeit auf homogene
Zeiteinheiten die Existenz eines abstrakten Zeitmaßes voraussetzt, welches die
Sphäre der Arbeit als solche beherrscht.
"
(Norbert Trenkle 'Was ist der Wert, was soll die Krise')
Diese "Naturalisierung" der Abstraktion ist ganz richtig im Zusammenhang mit der
wesentlichen Seite der Wertbestimmung abzulehnen, wie wohl das Phänomen als
solches der industriellen Produktion und somit dem Kapitalismus eigen ist.
| [Abgrenzung Fröhlichs] |
"
Welcher Teil der konkreten Arbeiten gleiche gesellschaftliche Gültigkeit
erlangt, entscheidet sich durch die Summe aller Tauschakte und läßt sich damit
auf der Basis der Produktionssphäre nicht eindeutig bestimmen. Erst der
Warentausch bildet damit die hinreichende Konstitutionsbedingung der abstrakten
Arbeit. Sie ist daher keine Eigenschaft der menschlichen Arbeit an sich,
sondern die spezifische Form einer mittelbaren Vergesellschaftung der Arbeit
unter den Bedingungen der bürgerlichen Warenproduktion.
"
(S. 30)
Hier ein weiterer Hinweis darauf, wie nun die Bestimmung der Quantität des
Wertes
von der Produktion zu lösen ist und später zumindest zum Teil in der
Zirkationsspähre steckt. Um dies plausibel zu machen, muss die monetäre
Werttheorie die zwei wesentlichen Bestimmungen des Wertes gegeneinander
ausspielen. (Auch sollte man nicht einfach von der "Summe", sondern lieber vom
Durchschnitt der Tauschakte sprechen.)
Es werden bei Fröhlich, wie auch bei Heinrich in 'Wissenschaft vom Wert', zwei
verschiedene
Bestimmungen des Wertes (bei Marx) gegeneinander gesetzt und nicht etwa
vermittelt
betrachtet. Das eine ist die Bestimmung des Wertes als Ausdruck eines
gesellschaftlichen Verhältnisses. Das andere die des Wertes als
gesellschaftliche notwendiger Arbeitszeit. Dabei wurde der innere
Zusammenhang dieser beiden Momente doch von Fröhlich selbst dargestellt.
| [Gegensätzliche Bestimmungen] |
"
Denn wenn die Wertsubstanz der Ausdruck eines gesellschaftlichen Verhältnisses
der bürgerlichen Individuen ist, dann kann der Wert keine dingliche
Eigenschaft der Waren sein. Vielmehr muß er dann als die dingliche Reflexion
dieses Verhältnisses angesehen werden, d.h. nur als
[. . . ] das bestimmte
gesellschaftliche Verhältnis der Menschen selbst, welches hier für sie die
phantasmagorische Form eines Verhältnisses von Dingen annimmt." (23: 86)
Andererseits kann die Darstellung in den ersten beiden Abschnitten
des Kapitals leicht zu der Auffassung führen, den Wert als eine Eigenschaft zu
interpretieren, die einem Produkt während seiner Produktion durch die
abstrakte Arbeit zugesetzt wird.
"
(S. 31)
Hier wird wie bei Heinrich argumentiert, als gäbe es keine Alternative.
Betrachtet man also den
Wert in der Produktion entstehend, so nimmt man ihn gleichsam als stoffliche
Eigenschaft der Ware. Deshalb müssen auch abstrakte und konkrete Seite der
Arbeit strikt getrennt werden. Dabei ist es offensichtlich, dass das
Kapitalverhältnis, insbesondere das Wertverhältnis oder der Wert, ständig als
Verhältnis reproduziert werden und dieses konkret, durch konkrete Arbeit,
konkreten Tausch, welche immer auch zugleich abstrakte Arbeit, abstrakter
Tausch als abstrakte Gleichsetzung sind.
Entstünde hingegen der Wert in der Zirkulationssphäre, bekommt man die durch Marx
im 'Kapital' zur genüge ausgeführten Probleme und Widersprüche.
Bleibt also nur, sich auf den Wert als Ausdruck eines gesellschaftliches
Verhältnisses zurückzuziehen und zu versuchen sich so von der bürgerlichen
Theoriebildung zu unterscheiden
und andererseits das Messen, also die quantitative Seite des Wertes dem
Tausch zu überlassen. Das heißt aber, nur die Hälfte von Marx zu nehmen und
einen wesentlichen Zusammenhang auszublenden, was sich noch bemerkbar machen
wird.
"
Andererseits kann die Darstellung in den ersten beiden Abschnitten des Kapitals
leicht zu der Auffassung führen, den Wert als eine Eigenschaft zu
interpretieren, die einem Produkt während seiner Produktion durch die
abstrakte Arbeit zugesetzt wird. So z.B. wenn Marx den Wert als das sich allen
Waren gemeinsam darstellende Dritte bezeichnet (23: 51).Der Wert wird dann als
ein Substrat betrachtet, das unabhängig von
Tauschprozessen in der Ware enthalten ist. Er würde ebenso innerhalb des
Produktionsprozesses entstehen, wie die Ware als stofflicher Gegenstand selbst
(vgl. Heinrich 2001: 214f.).(1)
(1)Man könnte dies als Pfannkuchentheorie bezeichnen: so wie einem
Pfannkuchen
bei seiner Herstellung Marmelade zugeführt wird, so wird einer Ware während
ihrer Produktion ein bestimmter Wert hinzugefügt. Und wie ein fertiger
Pfannkuchen eine bestimmte Menge von Marmelade enthält, so enthält eine
fertige Ware einen Wert in bestimmter Höhe (vgl. Ganßmann 1996: 76-80). Diese
Interpretation des Werts wird nicht nur durch die ersten beiden Abschnitte des
Kapitals nahegelegt, sondern auch in der späteren Darstellung der
Wertbestandteile einer Ware durch die Gleichung Wert = c + v + m.
Jedoch halte ich diese Interpretation für falsch. Zum einen interpretiert man
hier die abstrakte Arbeit als physiologische bzw. substantialistische
Wertkategorie.
"
(S. 31)
| [Marxsche Pfannkuchentheorie] |
Hier trifft die Kritik ihren Gegenstand nicht.
Es ist eben nicht so. Wenn der Wert als in der Produktion entstehend angenommen
wird, heißt das noch lange nicht, dass die abstrakte Arbeit als physiologische
betrachtet wird. Man müsste an dieser Stelle wieder vielmehr die Vermittlungen
zwischen konkret und abstrakt darstellen. Da dies nicht geleistet wird, müssen
beide Momente der Arbeit auch logisch getrennt bleiben.
Die Dialektik läge nun
darin, diese nicht identischen Momente des Arbeitsprozesses in ihrer Einheit
darzustellen, ihren identischen Momenten und der Aufhebung. Diese Aufhebung ist
aber gerade der Realprozess der Kapitalbewegung selbst, dessen treibendes Moment
die Konkurrenz darstellt.
Fröhlich sagt selbst, dass im Warentausch sich
herausstellt, wie viel der konkreten Arbeit sich als gesellschaftliche darstellt.
Das ist gleichbedeutend, wie viel meiner verausgabten Arbeitszeit sich als
gesellschaftlich "notwendig", besser wäre relevant, erweist. Um den Begriff der
abstrakten Zeit von
Michael Heinrich zu verwenden, stellt sich also heraus, wie viel abstrakte Zeit
meiner konkreten gesellschaftlich gültig entspricht. Dieser Zusammenhang
zwischen den beiden Zeitquanta
ist aber gerade der gesellschaftlichen Durchschnitt, welcher
allerdings eine Flußgröße ist.
Die abstrakte Zeit, die in einer Ware steckt, ist also die
gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit und damit der Wert.
In ihm drückt sich tatsächlich
ein bestimmtes gesellschaftliches Verhältnis aus, nämlich, dass von
Privatarbeiten zur gesellschaftlichen Gesamtarbeit. Das wäre die qualitative
Seite. Aber gleichzeitig wird auch die quantitative Seite bestimmt, das Wie viel
der Privatarbeit gesellschaftlich relevant war.
Hier sieht man, dass die als "substantialistische" oder "naturalistische"
Betrachtungsweise mitnichten solch eine ist. Sondern vielmehr die
Werteigenschaften, gesellschaftliches Verhältnis zu sein und durch
gesellschaftliche notwendige Arbeitszeit bestimmt zu werden, in ihren
Zusammenhang gebracht werden.
Der Wert wird in der Produktion bestimmt und über den Tauschwert, der sich im
Tausch bestimmt, realisiert.
Der Wert wird moduliert z.B. durch die Produktivität, der Preis durch Angebot und
Nachfrage. Das Wert und Preis als Wesen und Erscheinung einen kategorialen
Unterschied beherbergen ist klar. Die Vermittlung der Quanta nun ist gerade
die gesellschaftliche Durchschnittsbildung über Markt und Konkurrenz.
Ihre kategoriale Gleichheit hingegen ist die, dass vermöge beider
offensichtlich Arbeitszeitquanta in einem Produkt dargestellt sind. Im konkreten
Fall ist dies die unmittelbare, im abstrakten Falle die mittelbare, vermittelte,
Arbeitszeit bzgl. des totalitären Zusammenhanges der Ware. Die Identität des
Nichtidentischen und ihre Vermittlung wird bei Marx z.B. wie folgt beschrieben und
fehlt somit überhaupt nicht:
"
Der Preis unterscheidet sich also vom Wert, nicht nur wie das
Nominelle vom
Realen; nicht nur durch die Denomination in Gold und Silber, sondern dadurch,
daß der letztre als Gesetz der Bewegungen erscheint, die der erstre
durchläuft.
Sie sind aber beständig verschieden und decken sich nie oder nur ganz zufällig
und ausnahmsweise. Der Warenpreis steht beständig über oder unter dem Warenwert,
und der Warenwert selbst existiert nur in dem up and down(60) der Warenpreise.
Nachfrage und Zufuhr bestimmen beständig die Warenpreise; decken sich nie oder
nur zufällig; aber die Produktionskosten bestimmen ihrerseits die Oszillationen
der Nachfrage und Zufuhr.
"
(42:72)
In der Tendenz
gleichen sich also die konkreten Arbeitszeiten den abstrakten Arbeitszeiten an,
wobei die Schwierigkeit in der Vorstellung darin besteht, dass man es an allen
Ecken und Enden mit Flussgrößen in der Totalität des Weltmarktes zu tun hat,
welche in der alltäglichen Wirklichkeit mannigfachen Brüchen und Modulationen
unterworfen sind. Marx spricht auch gerade von dem "Gesetz der Bewegung".
Deshalb aber, um die Dynamik zu fassen, sind die Gesetze bei
Marx auch als solche der Tendenz, also selbst in Bewegung, bestimmt und
weiterhin sind die betrachteten Zusammenhänge auf die kleinstmögliche Konkretion
beschränkt.
Wenn also eine Ware verkauft wird, dann zeigt sich, das abstrakte und konkrete
Arbeit nur verschiedene Momente desselben Arbeitsprozesses sind. Und weil diese
Momente so bestimmt sind, ist dies ein Arbeitsprozess letztendlich im
Kapitalismus. Trotz dessen ist mein konkreter Arbeitsprozess gleichzeitig
abstrakte Arbeit. Wie Fröhlich bemerkte ist die konkrete Arbeit Basis der
abstrakten, oder kein Tauschwert ohne Gebrauchswert.
| [abstrakt-konkret] |
Umgekehrt bestimmt sich
über das Quantum abstrakter Arbeit, also den Wert, meiner konkreten Arbeit, was
ich mir von der Gesellschaft an Produkten anderer konkreter Arbeiten
vermöge des Warentausches aneignen kann. Dies wäre der
beiderseitige Zusammenhang zwischen abstrakt und konkret, welcher kein
mystischer ist, sondern letztendlich aus dem Widerspruch privater Arbeiten
als Teil gesellschaftlicher Gesamtarbeit erwächst. Qua meiner Portion abstrakter
Arbeit eigne ich mir über das äquivalente Quantum abstrakter Arbeitszeit
konkrete Arbeitszeit in seiner Vergegenständlichung im Produkt an. Wie man es
auch nimmt, die Vermittlungen, der kategoriale Zusammenhang, ist zu bestimmen.
| [konkret-konkret] |
Bei Diethard Behrens z.B. wird dieser Zusammenhang treffend gegeben.
"
Die Marxsche Analyse, indem sie auf die Durchschnittsarbeit auf den
verschiedenen Ebenen rekurrierte und dabei zeigte, daß,
nimmt man, um die verschiedenen Arbeiten vergleichen zu können, eine einfache
Arbeit an, auf die die unterschiedlich qualifizierten Arbeiten zurückführbar
sein sollen, diese einfache Arbeit nur als werttheoretische Entsprechung
anzusehen ist, demonstrierte zugleich, daß eine Arbeitswerttheorie als
Arbeitszeittheorie sich als Unmöglichkeit herausstellen muß. Denn, wenn Arbeit
als konkrete Arbeitszeit (spended labour) als Grundlage der Verteilung der Güter
wie der Berechtigung auf Güter gedacht wird, läßt sich dies nur denken, wenn man
unsinnigerweise gesellschaftliche Durchschnittsarbeit als konkrete
behauptet. Dies aber geschieht immer, wenn Produkt und Produktentausch
arbeitswerttheoretisch kurzgeschlossen werden.
"
(Diethard Behrens 'Der kritische Gehalt der Marxschen Wertformanalyse', S. 179)
Genau darum geht es, das der Durchschnitt konkret existiert und seine
Wirklichkeit hat. Behrens löst dieses Problem denn auch, dass der Wert sich nur
im Gelde qualitativ zeigen kann und nur hier Quantität überhaupt greifbar ist.
Es ist also das gleiche Schema, wie bei Heinrich bis zurück zu Backhaus.
Folgt man an dieser Stelle der Behrensschen Logik, so ist es nur konsequent,
wenn man mit ihm behauptet, dass gerade durch das Zeigen dieser
notwendigen aber doch Unmöglichkeit bei Marx, dieser somit auch die
Unmöglichkeit jedweder Arbeitswertheorie beweist. Dies ist die gleiche
Aporibehauptung wie bei Heinrich mit derselben Lösung. Der Titel einer seiner
Arbeiten bringt dies auf den Punkt "Arbeitswerttheorie oder
Kritik der politischen Ökonomie" [Herv v. P.H.].
"
Die Bestimmung des Werts konnte innerhalb der Wertformanalyse analytisch zwar
eingeführt, aber aufgrund der relativen Struktur der Warenverhältnisse, der
Wertformen, konkret und quantitativ nicht vorgenommen werden. Erst mit dem
Übergang zum Geld scheint jetzt eine Lösungsmöglichkeit gegeben.(168)
"
(Diethard Behrens 'Der kritische Gehalt der Marxschen Wertformanalyse', S. 185)
Behrens selbst erklärt die Existenz eines gesellschaftlichen Durchschnitts für
unmöglich. Seine letztliche Begründung dafür in einer Fußnote ist mathematisch
falsch und so nicht haltbar.
"
CI, p.4- »Die Arbeit jedoch, ist gleiche menschliche Arbeit, Verausgabung
derselben menschlichen Arbeitskraft. Die Gesamtarbeitskraft der Gesellschaft...
gilt hier als eine und dieselbe menschliche Arbeitskraft, obgleich sie aus
zahllosen individuellen Arbeitskräften besteht.« Kl, S.53, cf. C [,p. 5. Daß
diese Arbeit als gleiche eine Fiktion darstellt, die an der Arbeit keine
Realität hat, erklärt sich weiter im Folgenden: »Es ist also nur das Quanturn
gesellschaftlich notwendiger Arbeit welche seine Wertgröße bestimmt. Die
einzelne Ware gilt hier überhaupt als Durchschnittsexemplar ihrer Art.... Der
Wert einer Ware verhält sich zum Wert jeder anderen Ware wie die zur Produktion
der einen notwendigen Arbeitszeit zu der für die Produktion der andren
notwendigen Arbeitszeit.« Kl, p. 54, cf. C 1, p. 5. Auch statistisch läßt sich
hier keine genauere Quantitätsbestimmung vornehmen, weil Mittelwertbestimmung
und Wahrscheinlichkeit sich wechselseitig negativ beeinflussen. Bei der
statistischen Glockenfunktion sinkt bekanntlich die Wahrscheinlichkeit,je mehr
man sich dem Mittelwert nähert.
"
(Diethard Behrens 'Der kritische Gehalt der Marxschen Wertformanalyse' (Fußnote 80))
Es ist "bekanntlich" genau umgekehrt, wie behauptet.
Der Mittelwert einer Gaußglocke ist ja mathematisch so gegeben, dass
die einzelnen Vorkommnisse mit der Eigenschaft nahe dem Mittelwert die größte
Wahrscheinlichkeit haben. Sonst müsste man eine Verteilungsfunktion wählen, die
gerade die umgekehrte Glockenfunktion beschreibt, dass je weiter vom Zentrum
entfernt, die Wahrscheinlichkeit dieses Ereignisses ansteigt.
Aber dieses Beispiel mit seiner Analogie ist wertvoll.
Es ist der Versuch aus der Statistik genaue Aussagen zu bekommen, gar
nicht
dem benutzten Werkzeug angemessen. Soll die Statistik doch in bestimmter Weise
zufällige
Phänomene quantitativ fassbar machen. Es wäre, wie mit dem Fernglas Zeitung
lesen, das falsche Verfahren. Genauso ist die analytische starre Fixierung und
Trennung von Produktion und
Distribution, bzw. Wert und Tauschwert dem unangemessen, dass beides Flussgrößen
sind, respektive gesellschaftliche Verhältnisse ausdrücken.
Die Trennung kann
nur ein analytischer Durchgangspunkt sein, der mit Hegel seine Wahrheit
verliert, diese aufgehoben wird, im Gang der entwickelnden Darstellung. Man muss
also von scheinbarer Genauigkeit zur statistischen Genauigkeit übergehen,
um überhaupt dem Gegenstand entsprechende Aussagen machen zu können. Wie man
also über Band I nach Band III des 'Kapital' übergehen muss, um die Wahrheit der
entwickelten Wertkategorie bezogen auf die gesamtgesellschaftlichen Aggregate zu
fassen zu bekommen.
| [Leidige Mathematik] |
Das ganze Problem zeigt sich auf der begrifflichen Seite als die, der Existenz
des Durchschnitts von Flussgrößen einer Totalität. In physikalischen Systemen
stellt dies ja mittlerweile kein Problem dar, auch würde niemand einen
Durchschnittsverbrauch an Wasser von Bürgern eines Landes in seiner Existenz in
Frage stellen. Aber den Wert als gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit auch
quantitativ zu fassen, bedeutet heute wissenschaftlich einen Gang ins triviale,
onthologische, substantialistische, oder anderer Dummheiten mehr. Dabei geht Marx
gerade bezüglich des Produktionspreises genau auf dieses Problem ein. Wie aus
einer formalen Durchschnittsbildung eine reale wird, darauf wird später noch
hinreichend eingegangen.
| [Existenz eines gesellschaftlichen Durchschnitts] |
"
Die erste Grundillusion der Stundenzettler besteht darin, daß, indem sie die
nominelle Verschiedenheit zwischen Realwert und Marktwert, zwischen
Tauschwert
und Preis, aufheben - also den Wert statt in einer bestimmten
Vergegenständlichung der Arbeitszeit, say Gold und Silber, in der Arbeitszeit
selbst ausdrücken - sie auch den wirklichen Unterschied und Widerspruch
zwischen Preis und Wert beseitigen."
(42:73)
Die monetäre Werttheorie tut hier genau gegenteiliges. Sie macht die
Verschiedenheit zu einer unvermittelten und verneint die wirkliche Bewegung des
Zusammenhanges und konstruiert einen logischen nicht aufhebbaren Unterschied,
in welchem gerade Marx' Verdienst liegen soll, selbiges erkannt zu haben.
Was hier als 'Pfannkuchentheorie' als Ziel der Kritik konstruiert wird, baut
also eine Verkürzung ein, die gar nicht notwendig ist. Die Kritik ist vielmehr
selbst verkürzt, weil sie sich um die Erkenntnis der Vermittlung bringt und
trifft so ihren Gegenstand, die Marxsche Arbeitswerttheorie, nicht.
3.2. Wo und wann der Konstitution des Wertes
Kommen wir nun zu einem beliebten Streitplatz in der marxistischen
Theoriebildung. Dieser ist in der besagten temporalen Bestimmung des Wertes zu
sehen, d.h., wann und damit wo existiert er eigentlich. Der Wert wird nicht
produziert, sondern konstituiert sich.
"
Der Ort dieser Konstituierung ist dann aber gerade nicht die Produktions-,
sondern die Zirkulationssphäre. Dies bedeutet nicht, daß die Produktionssphäre
d.h. die Entrichtung von konkreter Arbeit nicht eine notwendige
Voraussetzung der Wertkonstituierung ist. Sie bildet nur eben keine
hinreichende
Voraussetzung für diesen Prozeß. Dieser vollzieht sich auf der
Grundlage der Produktionsbedingungen, ohne hierdurch determiniert zu
werden.[Herv. v. P.H.]
"
(S. 32)
Marx gibt zu dieser Frage zu bedenken:
"
Unsere Analyse bewies, daß die Wertform oder der Wertausdruck der Ware aus der
Natur des Warenwerts entspringt, nicht umgekehrt Wert und Wertgröße aus ihrer
Ausdrucksweise als Tauschwert.
"
(23:76)
Noch einmal das Zitat aus den 'Grundrissen' um zu zeigen, dass nach Marx
Anschauung gerade die Produktion letztendlich Nachfrage und Zufuhr und damit den
Preis bestimmt. Eigentlich müsste man nun die Verhältnisse zwischen Angebot,
Nachfrage, Produktion und produktiver wie individueller Konsumtion entfalten,
was aber den Rahmen sprengen würde.
"
Der Warenpreis steht beständig über oder unter dem Warenwert,
und der Warenwert selbst existiert nur in dem up and down(60) der Warenpreise.
Nachfrage und Zufuhr bestimmen beständig die Warenpreise; decken sich nie oder
nur zufällig; aber die Produktionskosten bestimmen ihrerseits die
Oszillationen der Nachfrage und Zufuhr.[Herv. v. P.H.]
"
(42:72)
Was zu sagen ist, ist, dass die Zusammenhänge zwischen Produktion und Konsumtion
und damit letztendlich zwischen Wert und Preis der monetären Werttheorie
verborgen bleiben muss. Dies, weil z.B. die produktive Konsumtion, welche direkt
Nachfrage und zugleich Produktion ist, unter anderem völlig
vernachlässigt wird. Hier würde sich nämlich direkt der Zusammenhang des
Wert-Preis-Mechanismus offenbaren.
Und weiter zur Frage der Darstellung des Wertes im Geld an gleicher Stelle im
Kapital:
"
Die Merkantilisten legen das Hauptgewicht auf die qualitative Seite des
Wertausdrucks, daher auf die Äquivalentform der Ware, die im Geld ihre
fertige Gestalt besitzt - die modernen Freihandelshausierer dagegen, die
ihre Ware
um jeden Preis losschlagen müssen, auf die quantitative Seite der relativen
Wertform. Für sie existiert folglich weder Wert noch Wertgröße der Ware außer in
dem Ausdruck durch das Austauschverhältnis, daher nur im Zettel des täglichen
Preiskurants. [Herv. v. P.H.]
"
(23:76)
Im obigem Zitat legt Marx dar, was passiert, wenn man die Bestimmung von Inhalt
und Form verkehrt, also die Form des Tauschwertes zum Bestimmenden über den Wert
macht. Dies passiert offensichtlich in der monetären Werttheorie.
Man landet folgerichtig bei der Vereinseitigung der Fragestellung auf
den qualitativen Aspekt und spitzt die Argumentation letztlich auf das Geld zu.
Genau dasselbe geschieht bei der monetäre Werttheorie.
Wenn man den Wert als gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit betrachtet,
dann ist seine Existenz unabhängig von der Gesellschaft unmöglich. Aber anders
als Fröhlich behauptet, ist die konkrete Arbeit eben nicht nur notwendige
Voraussetzung sondern auch das im wesentlichen quantitativ bestimmende, dies
aber eben im gesellschaftlichen Durchschnitt gesehen. Es ist der Durchschnitt
der konkreten Arbeitszeiten, welche die abstrakte Arbeitszeit, also den Wert,
bestimmt.
| [die konkrete Arbeitszeit bestimmt die abstrakte] |
Der Ort der Entstehung des Wertes
als der, der Zirkulation, ist falsch bestimmt. Es ist der Ort der
Realisierung und nicht der
Konstituierung im Sinne der wesentlichen Bestimmung. Wahr ist, dass die
Produktionssphäre als solche kein hinreichender Grund dafür ist, das sich
gesellschaftlich notwendige Arbeitszeitquanta als Werte darstellen. Aber jede
Produktionssphäre als Teil einer historischen Produktionsweise konstituiert
ihrerseits eine so ihr entsprechende Zirkulationssphäre. Es gibt gar keine
Produktion ohne Zirkulation.
Das soviel gebrauchte gesellschaftliche Verhältnis, welches den Wert als
gesellschaftliches Phänomen hervorbringt, zwischen Privat- und
Gesamtarbeit ist nun mal eines in der Produktion und nicht der
Zirkulation. Letztere wird durch die Art der Produktion erst hervorgebracht.
"
Zwischen den Produzenten und die Produkte tritt die Distribution, die durch
gesellschaftliche Gesetze seinen Anteil an der Welt der Produkte bestimmt, also
zwischen die Produktion und Konsumtion tritt.
Steht nun die Distribution als selbständige Sphäre neben und außerhalb der
Produktion?
"
(Marx 'Grundrisse' [30])
"
Die Gliederung der Distribution ist vollständig bestimmt durch die Gliederung
der Produktion. Die Distribution ist selbst ein Produkt der Produktion,
nicht nur dem Gegenstand nach, daß nur die Resultate der Produktion distribuiert
werden können, sondern auch der Form nach, daß die bestimmte Art der
Teilnahme
an der Produktion die besondren Formen der Distribution, die Form, worin an der
Distribution teilgenommen wird, bestimmt. Es ist durchaus eine Illusion, in der
Produktion Erde, in der Distribution Grundrente zu setzen etc.[Herv v. P.H.]
"
(Marx 'Grundrisse' [31])
Das wesentliche Verhältnis ist also erstens, dass die Produktion die Zirkulation
bestimmt und das zweitens der Inhalt seine Form determiniert und wesentlich
nicht umgekehrt.
"
Die Distribution der Produkte ist offenbar nur Resultat dieser Distribution, die
innerhalb des Produktionsprozesses selbst einbegriffen ist und die Gliederung
der Produktion bestimmt. Die Produktion, abgesehn von dieser in ihr
eingeschloßnen Distribution betrachten, ist offenbar leere Abstraktion, während
umgekehrt die Distribution der Produkte von selbst gegeben ist mit dieser
ursprünglich ein Moment der Produktion bildenden Distribution.
"
(42:[32])
Nun ist die Voraussetzung, also die "Formkonstitution" angegeben, die Fröhlich
als Erkenntnisinteresse bei Marx festgestellt hat. Die Konstitution selbst liegt
bei
der Produktion, nicht bei der Zirkulation, die ja selbst als Produkt von
Marx bestimmt ist.
Also determiniert die Produktion den Wert entgegen der Darstellung Fröhlichs.
Wenn man 20kg Kaffee kauft, kann es sein, dass man Mengenrabatt bekommt, was
nicht unüblich ist und auch für den Händler gilt modifiziert durch so genannte
Großhandelspreise. Dies bedeutet aber nicht, dass 20kg Kaffee nicht doppelt
soviel Wert darstellen wie 10kg, obwohl der Tauschwert sich nicht verdoppelt
hat und beides am Geld gemessen wird. Hier ist offensichtlich, dass die Form den
Inhalt nicht wesentlich bestimmt.
Kommen wir nun zu einem oft gebrauchten Beispiel, welches die Unmöglichkeit der
alleinigen, also wesentlichen, Bestimmung der Wertgröße durch die Produktion
zeigen soll und eigentlich durch die 20kg Kaffee erledigt wäre. Im Endeffekt ist
es schon angesprochen worden und soll hier noch einmal explizit behandelt
werden.
"
Dies bedeutet umgekehrt: dasjenige Produkt konkreter Arbeit, welches auf kein
gesellschaftliches Bedürfnis trifft und daher den Vergesellschaftungsprozess
qua Tausch nicht durchläuft, realisiert sich nicht als Teil der
gesellschaftlichen Arbeit und bildet demzufolge keinen Wert.
"
(S. 32)
| [Die Preisthese] |
Falsche Wahl in den Kategorien Allgemeines oder Besonderes könnte hier
nahe legen, dass der Wert nicht in der Produktion bestimmt wird.
Fröhlich bestimmt aber gerade die abstrakte Arbeit als eine 'allgemeine' und so
folgen wir ihm dabei.
Gerade wenn man bei der einzelnen Ware kleben bleibt, drängt sich die
Vorstellung auf, dass der Wert nicht in der Produktion bestimmt wird, da die
Ware unverkäuflich sein kann und somit einen "Produktionswert" aber keinen
"Wert" habe. Nun wäre somit ein Argument gegen einen in der Produktion
determinierten Wert gefunden.
Den Gesamtzusammenhang zwischen dem Wertgesetz, den beiden hier betrachteten
Gesamtquanta
und dem Gebrauchswert als dem Bestimmenden auch der
kapitalistischen
Produktion gibt folgende Schlüsselstelle im 3.Band. Es wird zuerst das
Wesentliche im Ideal, also dem Durchschnitt dargestellt.
"
Dasselbe findet übrigens statt bei aller Teilung der Arbeit innerhalb der ganzen
Gesellschaft, im Unterschied von der Teilung der Arbeit innerhalb der einzelnen
Werkstatt. Es ist die zur Produktion besondrer Artikel - zur Befriedigung eines
besondren Bedürfnisses der Gesellschaft für besondre Artikel notwendige Arbeit.
Ist diese Verteilung proportionell, so werden die Produkte der verschiednen
Gruppen zu ihren Werten (bei weitrer Entwicklung zu ihren Produktionspreisen)
verkauft, oder aber zu Preisen, die, durch allgemeine Gesetze bestimmte,
Modifikationen dieser Werte resp. Produktionspreise sind. Es ist in der Tat das
Gesetz des Werts, wie es sich geltend macht, nicht in bezug auf die
einzelnen
Waren oder Artikel, sondern auf die jedesmaligen Gesamtprodukte der besondren,
durch die Teilung der Arbeit verselbständigten gesellschaftlichen
Produktionssphären; so daß nicht nur auf jede einzelne Ware nur die notwendige
Arbeitszeit verwandt ist, sondern daß von der gesellschaftlichen
Gesamtarbeitszeit nur das nötige proportionelle Quantum in den verschiednen
Gruppen verwandt ist. Denn Bedingung bleibt der Gebrauchswert.
[Herv. v. P.H.]
"
(25:648)
Der punktuell aber zu jedem Zeitpunkt gegenüberstehenden nicht Übereinstimmung
von Bedürfnis- und Produktquantum trägt nun die folgende Entwicklung Rechnung,
wo dies Verhältnis in seine Prozesshaftigkeit aufgelöst und begriffen wird und
sich hierin die Widersprüchlichkeit entwickeln und vermitteln kann.
Dies zeigt wieder die ganze Stärke der dialektischen Betrachtungsweise. Ohne die
Vermittlung des Wertgesetzes als dem Allgemeinen und Bestimmenden und der
einzelnen Abweichung davon als dem Besonderen und Bestimmten, ist dieser
Zusammenhang gar nicht zu begreifen.
Diese Vermittlung ist aber, wie schon hingewiesen wurde, nicht nur eine logische
oder begriffliche, sondern umgekehrt das begriffliche und logische Erfassen der
Realbewegung in ihrem Kern. Zugleich wird das "nutzlos Produzierte" als das zwar
ständig auftretende aber eben nicht das wesentliche dargestellt. Nur wenn die
Vermittlung nicht begriffen wird, d.h., nicht dialektisch der Widerspruch erfasst
ist, werden die beiden Seiten auseinander gerissen und hypostasiert, eine
Antinomie entwickelt sich. Und so wird das "nutzlos Produzierte" nach seinem
Wert einem scheinbaren Gegenargument des Wertgesetzes als Arbeitsmengentheorie,
entlarvt aber andererseits die gedankliche Grundlage seiner Verfechter.
"
Das gesellschaftliche Bedürfnis, d.h. der Gebrauchswert auf gesellschaftlicher
Potenz, erscheint hier bestimmend für die Quota der gesellschaftlichen
Gesamtarbeitszeit, die den verschiednen besondren Produktionssphären
anheim fallen. Es ist aber nur dasselbe Gesetz, das sich schon bei der einzelnen
Ware zeigt, nämlich: daß ihr Gebrauchswert Voraussetzung ihres Tauschwerts und
damit ihres Werts ist. Dieser Punkt hat mit dem Verhältnis zwischen notwendiger
und Mehrarbeit nur so viel zu tun, daß mit Verletzung dieser Proportion der Wert
der Ware, also auch der in ihm steckende Mehrwert, nicht realisiert werden kann.
Z.B. es sei proportionell zuviel Baumwollgewebe produziert, obgleich in diesem
Gesamtprodukt von Gewebe nur die unter den gegebnen Bedingungen dafür notwendige
Arbeitszeit realisiert. Aber es ist überhaupt zuviel gesellschaftliche Arbeit in
diesem besondren Zweig verausgabt; d.h. ein Teil des Produkts ist nutzlos. Das
Ganze verkauft sich daher nur, als ob es in der notwendigen Proportion
produziert wäre. Diese quantitative Schranke der auf die verschiednen besondren
Produktionssphären verwendbaren Quoten der gesellschaftlichen Arbeitszeit ist
nur weiterentwickelter Ausdruck des Wertgesetzes überhaupt; obgleich die
notwendige Arbeitszeit hier einen andern Sinn enthält. Es ist nur soundso viel
davon notwendig zur Befriedigung des gesellschaftlichen Bedürfnisses. Die
Beschränkung tritt hier ein durch den Gebrauchswert. Die Gesellschaft kann,
unter den gegebnen Produktionsbedingungen, nur so viel von ihrer
Gesamtarbeitszeit auf diese einzelne Art von Produkt verwenden. Aber die
subjektiven und objektiven Bedingungen von Mehrarbeit und Mehrwert überhaupt
haben mit der bestimmten Form, sei es des Profits, sei es der Rente, nichts zu
tun. Sie gelten für den Mehrwert als solchen, welche besondre Form er immer
annehme. Sie erklären die Grundrente daher nicht.
"
(25:649)
Hier ist auch der reale Kern der Heinrichschen "notwendigen Arbeitszeit" zu
sehen, welche sich am Bedürfnisquantum festmacht und sich so der Seite des
Gebrauchswerts zuneigt. Dieser Kern ist letztlich Angebot und Nachfrage, also
der Preismechanismus. Denn, dass sich das Ganze so verkauft, "als ob es in der
notwendigen Proportion produziert wäre", bedeutet nur, dass der Preis über den
Wert sinkt oder steigt.
(Dieser Zusammenhang mit dem Gelten des Wertgesetzes auf der Konkretionsstufe
des
Produktionspreises wird für sich ausführlich im vorletzten Abschnitt dieser
Arbeit an Marx selbst entwickelt.)
| [Gesamtquanta und Wertgesetz] |
Betrachtet man hingegen die Ware wie von Fröhlich selbst angemahnt als
Vielheit, oder Totalität aller Waren, dann wird sofort klar, das
Unverkäuflichkeit nicht die vorherrschende Form der Ware sein kann. Diese ist
wohl eher, dass die Waren verkauft werden. Das sagt nun nichts anderes, als das
Wert und Tauschwert im Besonderen total auseinander fallen können, aber im
Allgemeinen eben nicht. Auf diese Bewegung, die sich auch wirklich als
Preisbewegung vollzieht, wird im folgenden einzugehen sein. Somit ist die
angebliche Orts- und Zeitdifferenz, so man sich auf den Standpunkt eines in der
Produktion entstehenden Wertes stellt und die Totalität der
Verhältnisse begreift, als Schein entlarvt.
Ein weiteres Missverständnis ist, dass das Produkt produziert wird und dann erst
im Austausch ist es Ware, wird es als Ware konstituiert und
bekommt so seinen Wert. Nun ist es aber
die Regel, das sich das Produkt als Ware realisiert. Also wird das Produkt nicht
nur in den Augen und im Hirn des Kapitalisten als Ware produziert. Es ist
gesellschaftliches Produkt, als Produkt für andere, es ist von
vornherein Ware.
Wenn sich auch einzelne nicht realisieren lassen, in der Masse, im Durchschnitt
werden sie es. Das anscheinend Folgende ist seine eigentliche, wirkliche
Voraussetzung. So verschafft sich wieder die dialektische Betrachtungsweise
Marx' Geltung. Ein zeitlicher Widerspruch in der Kategorie des Einzelnen oder
Besonderen, hebt sich in der Vielheit, in der Totalität auf, deren
Vermittlung eben gegeben wurde. Selbiges wird übrigens in der Wertformanalyse
geleistet, dass in der Geldform die Wertform in ihrer Allgemeinheit sich
darstellt.####
| [Zeitdifferenz] |
"
Fußnote(10) ... Dass die Produkte erst im Tausch zu Waren werden und ihre
Wertgegenständlichkeit erhalten,
schließt natürlich nicht aus, dass ihr Wertcharakter bereits bei ihrer
Produktion antizipiert
wird und die Produktionsentscheidungen beeinflusst: nur ist die Antizipation des
Werts nicht mit dem Wert selbst zu verwechseln.
"
(Heinrich2002a)
Dies ist eine logische Schwierigkeit, die bei der Konstruktion der monetären
Werttheorie nicht auftreten kann, da Wert in seiner Existenz mit seiner
Realisierung der Zeit nach zusammenfällt und damit auch im Ort der Zirkulation.
Was logisch als "vorher" und "nachher" firmiert, ist dies für die
einzelne Ware in
Wirklichkeit, aber für die Ware als solche in allgemeinen Sinne irrelevant. In
der Regel, d.h. über die Krisenzyklen hinweg wird sie produziert und verkauft.
Andersherum, wäre dies für die weit überwiegende Masse der Produkte nicht so,
würde der Kapitalismus verschwunden sein.
So auch in Marxens Darstellung ist das Gelingen des Tauschaktes, die
Realisierung der Werte eine Voraussetzung, insbesondere in den ersten Kapiteln
von Band I des 'Kapital'. In den Theorien über den Mehrwert können wir schon
Marx über die monetäre Werttheorie sagen hören, die "Wissenschaft
vom Wert" ist vertiefter Merkantilismus. Marx setzt sich dort mit Herrn Ganilh
auseinander, der 1809 "Des systèmes d'écon.polit." geschrieben hat:
"
Herr Ganilh jumps sofort ins Merkantilsystem ... Oder, wie er
später sagt: 'Nur der Tausch oder der Handel gibt den Dingen den Wert'.
...
Ganilhs 'système monetaire' [wie Monetäre Werttheorie, P.H.] ... Das einzige
Wort
wodurch Ganilh als vertiefter Merkantilist sich zeigt, ist das Wort travail
général ... Ganilh hat ganz recht gegen Ricardo und die meisten
Ökonomen,
wenn
er sagt, sie betrachten den travail sans l'èchange, obgleich ihr System, wie das
ganze bürgerliche System auf dem Tauschwert ruht. Dies kömmt aber nur daher, daß
ihnen die Form des Produkts als Ware als selbstverstänlich erscheint und
sie
daher nur die Wertgröße betrachten. Im Austausch bewähren sich die
Produkte der
einzelnen erst als Produkte der allgemeinen Arbeit, indem sie sich als
Geld
darstellen. Diese Relativität liegt aber schon darin, daß sie sich als Dasein
der allgemeinen Arbeit darstellen müssen und nur auf es als relative, nur
quantitativ verschiedne Ausdrücke der gesellschaftlichen Arbeit reduziert
werden. Aber der Austausch selbst gibt ihnen nicht die Wertgröße.
In ihm werden
sie als allgemein gesellschaftliche Arbeit dargestellt; und wieweit sie sich als
solche darstellen können, hängt selbst vom Umfang ab, worin sie sich als
gesellschaftliche Arbeit darstellen können, also vom Umfang der Waren, wogegen
sie sich austauschen können, also von der Ausdehnung des Markts, des Handels
...
"
[Herv. v. P.H.](26.1:174-176)
| [Vertiefter Merkantilismus] |
Die Schwierigkeit ist, dass man zwar scheinbar einzelne Waren
betrachtet findet, wie auch später in der Wertformanalyse, aber immer schon die
Totalität aller Waren bei den Marxschen Betrachtungen als Voraussetzung hat,
obwohl sie in der Darstellungsweise als Resultat erscheint. Das ist dann
handgreiflich in der Formgleichheit des einfachen Wertausdrucks zur
Geldform.
Obwohl hier eine logische Bewegung mit Zunahme des Konkretionsgrades des
Gegenstandes stattgefunden hat, also eine Bewegung des Inhaltes,
sieht man dies der Formel selbst nicht
an. Die logische Figur ist die gleiche, wiewohl der Inhalt an Gestalt zugenommen
hat.
| [Zusammenhang: Einfache Wertform-Geldform] |
Also nocheinmal, da Wert als totalitäres Verhältnis, also als Relation
Eigenschaft der Vielheit der Waren nur sein kann, aber natürlich an der
einzelnen Ware entwickelt werden muß, kommt es zu scheinbaren Widersprüchen in
Ort und Zeit seiner Entstehung. Diese Widerprüche lösen sich, wenn man die
Werteigenschaft einer Ware als eine der einzelnen, aber in der Gesamtheit
liegenden, Eigenschaft betrachtet, als eine Eigenschaft der Totalität oder des
gesellschaftlichen Verhältnisses an einem Ding. Logisch ist dies über die
Kategorie des Durchschnitts möglich, welcher wie gesagt auch die wirkliche
Lösung der Widersprüchlichkeit in der gesellschaftlichen Praxis ist.
Wenn man nun die verschiedenen Geldfunktionen durchdekliniert stößt, man bei
dieserart logischer
Vorgehensweise auf besondere Widersprüche. Fungiert Geld als Zahlungsmittel,
dann wird eine Ware schon gekauft und verwendet, wenn sie noch gar nicht bezahlt
ist.
Das heisst dann aber,
das sich der Wert noch nicht realisiert hat, aber die hergestellte Ware und
damit die individuelle
Arbeit haben sich schon als gesellschaftliche der Gebrauchswertseite nach
erwiesen.
Das könnte sein, indem diese Ware nun als Produktionsmittel Verwendung findet.
Wenn nicht bezahlt wird, ist die individuelle Arbeit gesellschaftlich geworden,
ohne dass dies die Form des Wertes angenommen hat. Also in Wirklichkeit ist
diese vergegenständlichte Arbeitszeit als gesellschaftliche anerkannt worden,
aber nicht auf der Wertseite, sie wurde nicht im Geld dargestellt.
Ferner umgekehrt, nimmt jemand einen Kredit, dann haben sich seine Waren, die
noch gar nicht produziert
worden sind, schon realisiert und nichtverausgabte Arbeitszeit hat sich als
vorher schon gesellschaftliche
erwiesen. Logisch gesehen gibt es also eine fiktive Wertgegenständlichkeit, die
aber eigentlich noch gar nicht existiert.
Hier zeigt es sich, dass es absurd ist, von einem vorher und nachher zu
sprechen, da der Austauschprozess selbst logisch
betrachtet und der Kreditmechanismus diese lineare Zeitlichkeit zerstören. Da
aber Wert als Eigenschaft der Totalität
der Ware zukommt, d.h., jeder einzelnen auch nur in Beziehung zu anderen.
Bedeutet also, dass
hier der Charakter des Wertes als Ausdruck
eines gesellschaftlichen Verhältnisses betont wird. Aus dieser Gesamtbeziehung
heraus betrachtet sind die logischen
Widersprüche aufgehoben. Im Schnitt wird ein Kredit bedient und im Schnitt wird
bezahlt mit Ware oder Geld.
Was im Einzelfall als schwierig zu betrachten gilt, gilt im Gesamtzusammenhang
als zu vernachlässigen, zumindest auf dieser Ebene der Analyse.
| [Weitere Widersprüche in der Zeit] |
Für den Einzelkapitalisten ist ein solcher Einzelfall
katastrophal, für das Gesamkapital irrelevant,
solange seine Verwertungsbedingungen also solche nicht bedroht sind.
Analog ergibt sich bei Betrachtung des Formwechsels des Wertes die Schwierigkeit
der Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen, die sich in der Kapitalbewegung
offenbart. Existiert der Wert nur punktuell jeweils bei seiner Bezahlung in der
Zirkulationssphäre, kann man überhaupt nicht von einer Kapitalwertbewegung
sprechen. Dazu aber mehr im entsprechenden Abschnitt.
#################
Wie von Fröhlich empfohlen, ziehen wir zu diesem Punkt die Grundrisse hinzu.
Zur Ungleichzeitigkeit sagt Marx:
"
Nicht die in den Produkten inkorporierte Arbeitszeit, sondern die gegenwärtig
nötige Arbeitszeit ist das Wertbestimmende. Nehme das Pfund Gold selbst: es
sei
das Produkt von 20 Stunden Arbeitszeit. Gesetzt durch irgendwelche Umstände
bedürfe es später 10 Stunden, um ein Pfund Gold zu produzieren. Das Pfund Gold,
dessen Titel besagt, daß es 20 Stunden Arbeitszeit, wäre nun nur noch
10 Stunden Arbeitszeit, da 20 Stunden Arbeitszeit 2 Pfund Gold. 10 Stunden
Arbeit tauschen sich faktisch aus gegen 1 Pfund Gold; also kann sich 1 Pfund
Gold nicht mehr gegen 20 Arbeitsstunden austauschen.
Goldgeld mit dem plebejischen Titel: x Arbeitsstunden wäre größren Schwankungen
ausgesetzt als irgendein andres Geld und namentlich als das gegenwärtige
Goldgeld; weil Gold gegen Gold nicht steigen oder fallen kann (sich selbst
gleich ist), wohl aber die in einem bestimmten Quantum Gold enthaltne vergangne
Arbeitszeit beständig steigen oder fallen muß gegen die gegenwärtige lebendige
Arbeitszeit. Um es konvertibel zu erhalten, müßte die Produktivität der
Arbeitsstunde stationär gehalten werden.
[Herv. v. mir]
"
(42:70)
Hier steckt auch wieder die Kritik an den Versuchen des
direkten Arbeitszeitgeldes, wobei hier die Unmöglichkeit eines solchen
unter Bedingungen der kapitalistischen Warenproduktion gezeigt wird.
Im Abschnitt danach wird nun andererseits an den Proudhonschen Ansichten eines
Zeichengeldes Kritik geübt.
Aber ebenso findet man klar ausgedrückt, dass sich die konkrete Fixierung
logisch zum Tauschzeitpunkt festmacht, was die monetären Theoretiker blendet, da
der Gesamtzusammenhang versteckt ist, obwohl er offensichtlich ist.
"
Nach demselben Gesetz, wonach das goldne Arbeitsgeld einer beständigen
Depreziation erläge, würde das papierne Arbeitsgeld einer beständigen
Appreziation genießen. Das ist ja grade, was wir wollen; der Arbeiter würde der
steigenden Produktivität seiner Arbeit froh werden, statt daß er jetzt im
Verhältnis zu ihr fremden Reichtum, eigne Entwertung schafft. So die
Sozialisten. But, unfortunately, there arise some small scruples(54)
D?abord(55):
"
(42:71)
Das hier gemeinte Gesetz ist die Steigerung der Arbeitsroduktivität, welche
festgehaltene Arbeitszeitansprüche in seinem Wert ständig erhöht. Dieser
Umstand wird auch gerne ins Feld geführt, um die Unmöglichkeit der
Arbeitswerttheorie zu zeigen. Er zeigt aber nur, das der Wert eine Flußgröße ist
und sich im Gesamtzusammenhang als momentaner Durchschnitt bestimmt, im
Moment des Tausches also.
###############
Später im Zusammenhang der Äquivalenzbestimmung wird von der Vergleichbarkeit
vom Urmeter zu Holzstückchen zu reden sein. Greifen wir dieses Beispiel vorab
schon einmal auf und verdeutlichen die Fragestellung der monetären Werttheorie,
spitzen sie gleichzeitig zu. So würde analog die Länge eines Holzstabes nur in
dem
Augenblick existieren, in welchem man ihn mit einem Metermaß vergleicht,
ansonsten ist die Länge nur latent.
Genauso, wie der Wert nur existiert, im Augenblick des Tausches, in welchem er
als Tauschwert erscheint.
Nun wird zu recht eingeworfen: Naturalisierung, dass wir es hier mit einer
stofflichen Eigenschaft eines Dinges zu tun haben, welche qualitativ von einer
gesellschaftlichen Eigenschaft wie dem Wert unterschieden werden muss.
Hier ist auch der reale Kern der Heinrichschen Kritik, welche sich Fröhlich zu
eigen macht, zu besichtigen.
Was aber
beide, Länge wie Wert hier trotz dessen analog erscheinen läßt, ist, dass beides
objektive Bestimmungen einer Ware sind, welche in ihren jeweiligen
Bedingungen
existieren. Die Länge bezüglich den physikalischen Bedingungen, der Wert
bezüglich der gesellschaftlichen Bedingung der kapitalistischen Warenproduktion.
| [Verdinglichung] |
Solange also eine Produkt, welches als Ware produziert wurde, in dieser
Totalität der Ware als gesellschaftlichem Gesamtzusammenhang existiert, ist sein
Wert im Schnitt existent, auch wenn er nicht erscheint, weil es genau dieser
Gesamtzusammenhang ist, welcher den Wert konstituiert, d.h.qualitativ wie
quantitativ bestimmt.
Es ist sogar noch schlimmer. Auch Produkte, die nicht als Waren produziert
werden, besitzen einen Wert, sie können wie alles verkauft werden, weil sie sich
in der Totalität des Kapitalverhältnisses befinden. Es gibt sogar Dinge, die von
Haus aus keinen Wert haben, aber im Gesamtverhältnis einen bekommen, wie z.B.
Ehre oder noch absurder Aktien. Letzere stellen ja nichts anderes als handelbare
Rechtstitel dar und Marx bezeichnet sie folgerichtig als fiktives
Kapital.
Dies ist auch ein gutes Beispiel dafür, wie man sehen kann, dass die
vorherrschende Form, hier die Wertform, über Inhalte greift, welche "streng
logisch" gar nicht unter sie fallen, wie die Ehre. In der Realität hingegen
passiert das mit der gleichen Leichtigkeit wie bei jeder anderen Ware. Hier ist
wirklich mal etwas zur Ware geworden, was sich von Hause aus dem Wertmaß
entzieht, der gesellschaftlich notwendigen Arbeitszeit zu ihrer Produktion.
| [Übergreifen der Form] |
Der Gesamtzusammenhang bezüglich der Zeit zeigt sich nämlich in folgendem. Wird
etwas produziert, so wird aus dem Gesamtzeitvolumen der Gesellschaft für diese
Produktion ein bestimmtes Quantum konkreter Arbeitszeit verausgabt, mithin ein
Quantum gesellschaftlich notwendiger Arbeitszeit, als Produktionszeit gesehen,
also ein bestimmtes Quantum abstrakter Arbeit. Der Tauschzeitpunkt nun fixiert
nur scheinbar dieses Quantum in einem Quantum Geld, der Wert wechselt seine Form
von der Waren- in die Geldform. In dieser Form ist er nicht wenig flüchtiger als
in einer anderen.
| [Gesamtzusammenhang in der Zeit] |
Nur wenn man sich hierbei auf eine einzelne Ware fixiert, entstehen Widersprüche
als solche von Ort und Zeit. Denn gerade der Gesamtzusammenhang macht die
Wertbestimmung aus mit der Vermittlung der Erscheinungformen der einzelnen
Warenwerte durch die Gesambewegung der Durchschnittsbildung.
Eine einzelne Ware mag sich nicht realisieren, die Gesamtheit der Waren tut dies
notwendigerweise, weil gerade dies und insbesondere die stoffliche Seite
gesehen, die Gesellschaft am Verrecken hindert.
Verschwände allerdings dieser Gesamtzusammenhang, indem die Warenproduktion
aufgehoben
würde, dann würde das gerade noch als Ware produzierte nicht mehr Ware sein, mit
dem gesellschaftlichen Verhältnis verschände seine Wertgegenständlichkeit.
Das ändert aber keinen Deut daran, dass die Arbeitszeit verausgabt wurde, sie
vergangen ist. Nur, dass nun diese Zeitquanta nicht mehr als Werte erscheinen
können, sondern eine neue historische Form bzgl. des ZAP in seinen
neuen gesellschaftlichen Bedingungen annehmen.
##-> Postones historische Zeit
Begibt man sich also auf das Niveau des dritten Bandes des Kapital, so gibt es
bezüglich der logischen Betrachtung von Existenzort und Zeit, weitere
Schwierigkeiten und Widersprüche.
Logisch gesehen senkt jede neuen Maschine die gesellschaftlich durchschnittliche
Arbeitszeit und damit
den der durch sie hergestellten Waren, also den Wert dieser Waren. In
Wirklichkeit aber vermittelt sich
diese Wertsenkung gesellschaftsweit in einer bestimmten Zeit auf dem Markt.
| [Zeitverzug in Realbewegung] |
Dies
ist ein Durchsetzungsprozess,
der in der Boomphase, wo der Kapitalist mit der niedrigsten Produktivität den
Markt bestimmt, länger braucht.
Länger als in der Crashphase, in welcher der höchstproduktive die Preise
bestimmt und sich hier die Konkurrenz unter den Kapitalisten besonders stark
durchsetzt. Man sieht auch hier wieder, dass der Zusammenhang sich über eine
Durchschnittsbildung, konkret über einen Krisenzyklus, herstellt. Bevor also die
logisch schon vorhandene neue gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit real
erscheint, vergeht in Wirklichkeit erst Zeit, von welcher man in der Analyse und
Darstellung des wesentlichen Zusammenhanges abgesehen hat.
Andererseits, wenn man nun seinerseits formal davon ausgeht, dass das den Wert
bestimmende
Zeitquantum die gesellschaftlich druchschnittliche Arbeitszeit ist, im Sinne
der Produktionszeit. Dann wird sich dieses Zeitquantum im Schnitt im
Kapitalismus, also in der grossen Masse als Wert darstellen und damit als
Tauschwert erscheinen müssen.
Aber dies ist durchaus nicht für alle Arbeiten der Fall, wenn man z.B.die
nichtkapitalisierten Reproduktionsarbeiten, sprich 'Suppe kochen in der Familie'
ansieht. Hier wird das Gesetz der Proportionen im kleinen nicht über das
Wertgesetz
reguliert, sondern durch Planung, auch wenn diese hinter Gewohnheiten,
oder tradierten Formen der Arbeitszuteilung verschwindet. Kulturell kann diese
Form von Planung hinter den skurilsten Fetischformen versteckt liegen.
Wiewohl eingebettet im Gesamtzusammenhang ist diese 'Suppe' als
''Dienstleistung'' sicherlich zu kaufen und hat somit selbstverständlich ihren
Wert. Wenn das übergreifende Gesetz der Proprtionen nun das Suppe kochen nicht
zulässt, so bleibt nur die Möglichkeit des Fertiggerichtes oder eine andere
Ökonomisierung der Zeit.
Sieht man dies nun so, dann könnte man sogar sagen, dass diese Zeitquanta erst
im Zeitpunkt des Austausches die Form des Wertes annehmen und in seiner Form,
dem Tauschwert, in Erscheinung treten. Damit wäre dieses Differenzproblem
logisch aufgehoben und es würde dann aber an der
Determiniertheit der qualitativen und quantitativen Wertbestimmung durch die
gesellschaftlich notwendige Produktionszeit nichts ändern. Aber, man wäre
an diesem Detail wieder
kompatibel zur monetären Werttheorie. Die sich daraus ergebende Frage ist, wie
sinnvoll ist ein, so nur in den Augenblicken des Austausches aufblitzender,
"Wert" als Begriff. Selbst in der monetären Werttheorie kommt man ja
nicht umhin, von der latenten Existenz des Wertes zu
sprechen, bevor er erscheint und sich damit konstituiert.
Meiner Meinung nach würde ein solcher "Wertbegriff" schlicht
überflüssig sein.
Nocheinmal anders, was da "latent" ist, ist immer der Wert der Einzelware, der
seiner Realisierung harrt, aber nicht der Wert des Durchschnittsexemplars, also
der Mehrzahl der Waren und auch nicht der Umstand, das Zeit aus dem
Gesamtarbeitszeitvolumen der Gesellschaft verausgabt, verdinglicht, ist.
Man kann dieses Zeitdifferenzen auf folgende Formel bringen. Die
Produktionszeiten, die zu ganz unterschiedlichen Zeiten verausgabt wurden
vergleichen sich zu einem Zeitpunkt auf dem Markt an einer zeitlichen Norm. So
vergleichen sich auch zeitlich unterschiedliche Zeitquanta verausgabter Zeit in
der Zeit und bestimmen noch zu verausgabende Arbeitszeit. Somit tritt die Zeit
sich selbst, wenn man so will, als Regulator gegenüber.
| [3-fache Zeitbestimmung] |
Sieht man sich den Zusammenhang von dieser Warte aus an, so bemerkt man die
Untauglichkeit des Festlegenwollens, wann den nun der Wert genau produziert sei.
Hält man die Produktionszeit fest, so gerät man in das Proudhonsche Dilemma.
Fixiert man hingegen den Austauschzeitpunkt, so wird aus ihm eine logische
Sekunde und der Wert blitzt sozusagen nur kurz auf. Oder wie Haug es beschreibt:
"
Die Objektivität einer Bestimmung ist nicht von ihrer Realisation abhängig. Wenn
eine Ware zum Ladenhüter wird, ist genau dieser ihr Ruin eine Form, worin die
Bestimmung ihre Objektivität erweist. Das gilt auch für die Wertbestimmung der
Ware und die dadurch ausgedrückte, zur gesellschaftlichen Anerkennung bestimmte
abstrakte Arbeit. Für Heinrich dagegen rangiert der Anerkennungserfolg vor der
Bestimmung. Abstrakte Arbeit kommt für ihn als »spezifisch gesellschaftliche
Bestimmung der Arbeit [...] erst durch den Tausch zustande« (167/209)
"
(Das Argument, 251, S. 332)
Die ganze Schwäche wird offenbar, denn aus einem realen Fluß ökonomischer
Größen, oder anders der Bewegung und Veränderung gesellschaftlicher
Verhältnisse, wird eine logische Existenz gemacht. Der Wert ist also
nicht wie bei Marx etwas in der kapitalistischen Gesellschaft notwendigerweise
grundlegend Existentes, welches in den Transformationen G-W-G' zuerst nur
seine Form wechselt, Waren oder Geldformen. Denn so existiert der Wert
nicht nur im
Tauschaugenblick, sondern in diesem verändert er seine Form. Seine Größe
hingegen, und das ist das "Geheimnis der Plusmacherei", verändert er
ausschließlich in der Produktion durch Hinzutreten menschlicher Arbeitskraft
und ihre Verausgabung. Dies kann man "monetär" aber nicht sehen und es ist
folgerichtig,da man die dem Gegenstand angemessene dialektische Betrachtung
verläßt.
| [Der Wertaugenblick] |
3.3. Die Wertgröße der Waren
Kommen wir nun zur quantitativen Bestimmung des Wertes und den Einflußgrößen
bei Fröhlich, worauf wir schon im Vorfeld einige mal eingegangen sind.
"
So wenig sich allerdings die Verausgabung konkreter Arbeit direkt als
Wertsubstanz auffassen läßt, so wenig läßt sich die Wertgröße unmittelbar
über die Zeitdauer einer konkreten Arbeit bestimmen (Heinrich 2001: 219).
Dies würde zu der absurden Konsequenz führen, daß die jeweils unproduktivste
Tätigkeit den größten Wertbildungseffekt hätte (23: 53). Entscheidend für die
Wertgröße einer Ware ist daher die Produktivität, mit der die
entsprechenden Waren im gesellschaftlichen Durchschnitt produziert werden. Die
sich hierbei ergebende Zeitdauer nennt Marx die gesellschaftlich notwendige
Arbeitszeit.
"
(S. 34)
Dies entspricht Marx' Kritik an den Stundenzettlern mit dem Maß der
individuellen Arbeitszeiten. Hier haben wir noch einmal den Kern der Marxschen
Arbeitswerttheorie.
Er löst sich von der Vorstellung der Klassik, die unmittelbaren
Arbeitszeiten, d.h.die
individuellen der konkreten Arbeiten zur Bestimmung des Wertes zu machen.
Sondern zu Bestimmung des Wertes wird,
wie Fröhlich es selbst sagt als "Form der mittelbaren Vergesellschaftung", die
mittelbare Arbeitszeit
herangezogen, die durch den "gesellschaftlichen Durchschnitt" vermittelte, also
derart bestimmte Arbeitszeit.
Das ist das ganze Geheimnis. Die abstrakte Arbeit in diesem speziellen aber doch
wesentlichen Moment gefaßt, ist die gesellschaftliche Durchschnittsarbeit.
Nun diese Kritik noch einmal im Original.
"
Fußnote (50)Die Frage, warum das Geld nicht unmittelbar die Arbeitszeit selbst
repräsentiert,
so daß z.B. eine Papiernote x Arbeitsstunden vorstellt, kommt ganz einfach auf
die Frage heraus,
warum auf Grundlage der Warenproduktion die Arbeitsprodukte sich als Waren
darstellen müssen,
denn die Darstellung der Ware schließt ihre Verdopplung in Ware und Geldware
ein.
Oder warum Privatarbeit nicht als unmittelbar gesellschaftliche Arbeit, als ihr
Gegenteil, behandelt werden kann.
Ich habe den seichten Utopismus eines "Arbeitsgelds" auf Grundlage der
Warenproduktion anderswo ausführlich
erörtert.(l.c.p. 61 sqq. <Siehe Band 13, S. 66 ff.>)
Hier sei noch bemerkt, daß z.B. das Owensche "Arbeitsgeld" ebensowenig "Geld"
ist wie etwa eine Theatermarke.
Owen setzt unmittelbar vergesellschaftete Arbeit voraus, eine der
Warenproduktion diametral entgegengesetzte
Produktionsform. Das Arbeitszertifikat konstatiert nur den individuellen Anteil
des Produzenten an der Gemeinarbeit
und seinen individuellen Anspruch auf den zur Konsumtion bestimmten Teil des
Gemeinprodukts. Aber es fällt Owen nicht ein, die Warenproduktion vorauszusetzen
und dennoch ihre notwendigen Bedingungen durch Geldpfuschereien umgehn zu
wollen.
"
(23:109)
| [Marxsche Arbeitswerttheorie] |
Im folgenden Zitat wird endlich deutlich wohin die monetäre Wertreise geht.
"
Es hat den Anschein, als ob die gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit allein
durch die technologischen Bedingungen der Produktion sowie durch das Know-How
der dort Beschäftigten bestimmt ist.In einem weiteren Schritt ließe sich
folgern: wenn die durchschnittliche Produktivität einer Branche bekannt ist,
so läßt sich die Wertgröße der dort produzierten Waren zum Zeitpunkt ihrer
Produktion eindeutig bestimmen bzw. berechnen. Diese Sichtweise wird dadurch
unterstützt, daß Marx im weiteren Verlauf seiner Darstellung Wertschwankungen
durch Produktivitätsschwankungen erklärt (23: 54f.).
"
(S. 34 f)
In der Tat, das ließe sich folgern. Dem wird wieder entgegengehalten, dass sich
die Wertgegenständlichkeit erst im Tauschakt konstituiert. Solches ist aber wie
gesehen nicht unbedingt so.
Im Tauschakt wie Marx sagt, realisiert sich der vorher produzierte Wert. Hier
werden verschiedene Ebenen verwechselt und zwar von Wesen und Erscheinung. Dem
wird ein vorher und nachher beigegeben, welches so, in der Allgemeinheit, gar
nicht existiert.
Wenn Marx den Wert an der einzelnen Ware bestimmt, so ist dies exemplarisch. Er
hat natürlich das Kapitalverhältnis als Totalität nicht nur als Resultat seiner
Darstellung, sondern bewußt reflektiert auch als wirkliche Voraussetzung
seiner Untersuchung, die wirkliche Totalität.
Wert einer einzelnen Ware wird in der Produktion bestimmt, ist wesentlich
richtig, aber in seiner Unvollständigkeit genauso falsch. Wie im Einzelnen der
Ware immer schon ihre Vielheit als auch wirkliche Voraussetzung steckt, ist also
der Wert der einzelnen Ware als solches eine analytische Bestimmung. Genauso,
Wert ist keiner, wenn er nicht erscheint und somit ist sein Erscheinen im
Tauschwert notwendig. Beides ist nicht zu trennen. An dieser Stelle könnte man
auch den Tauschwert als wirkliche Bewegungsform des Wertes bezeichnen.
Wert für sich betrachtet kann nur analytischer Art sein, da
nie Wesen ohne Erscheinung und umgekehrt existiert. Die
Wertgegenständlichkeit aber
kontituiert sich nicht erst im Tauschakt, dort bewährt sich
vielmehr etwas, was also vorher schon hergestellt ward. Die Arbeitszeit ist
schon vergangen und bewährt sich dann zu einem bestimmten Quantum als
gesellschaftliche. Das, was von ihr als gesellschaftliche bestimmt wird im
Tausch, ist also der Tauschwert.
Um das Problem nocheinmal deutlich zu machen.
Formal gesehen exstiert der Durchschnitt der Produktionszeiten in jeder
Zeiteinheit. Als solches ist er schon bekannt (Statistik), tritt aber selbst
nicht in Erscheinung. Wenn man nun die Durchsetzungsbewegung außer acht läßt,
die Durchsetzung passiert somit sofort und weiterhin wir uns im Krisenzyklus
genau in
der Mitte befinden, d.h. der Wert wird von der großen Anzahl der
durchschnittlich
produzierenden Kapitalisten bestimmt, dazu noch die gleiche Profitrate.
So
mißt sich im Verkauf nicht die gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit zum
vergangenen Zeitpunkt der Produktion dieser Waren, sondern zum Zeitpunkt des
Verkaufs selbst. Was für eine Zeit im Augenblick des Verkaufes die relevante
ist, bestimmt den Wert und das ist lt. Voraussetzung eben die augenblickliche
"Produktionszeit" der Ware der durchschnittlich produktiven Produzenten. Hier
ist dann der Wert gleich seinem Tauschwert.
"
Die Waren müssen sich daher als Werte realisieren, bevor sie sich als
Gebrauchswerte realisieren können.
Andrerseits müssen sie sich als Gebrauchswerte bewähren, bevor sie sich als
Werte realisieren können. Denn die auf sie verausgabte menschliche Arbeit zählt
nur, soweit sie in einer für andre nützlichen Form verausgabt ist. Ob sie
andren nützlich, ihr Produkt daher fremde Bedürfnisse befriedigt, kann aber nur
ihr Austausch beweisen.
"
(23:100 f)
Dieser Widerspruch der Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen
ist nur lösbar in der Tat, in der gesellschaftlichen
Wirklichkeit. Er ist nur lösbar in der Bewegung. Analytisch ist er nur lösbar,
wenn man die Werte der Waren immer schon eingebettet in die Gesamtbeziehungen
der Waren betrachtet.
Aber ebenso ist die in einer Ware schon vergangene Arbeitszeit auf
dem Markt in Konkurrenz mit den Waren, die zu einer anderen Zeit produziert
wurden. So kann der Wert sich ändern, weil die Produktivität eine andere ist
nicht nur gegenüber einem anderen Kapitalisten zu gleichen Zeit, sondern zu
einer anderen Zeit gegenüber demselben Kapitalisten. Eine gesellschaftsweite
Entwertung, entwertet eben alle Waren dieser Sorte, egal wann und von wem
sie produziert wurden, hierin liegt ja eine wirkliche Abstraktheit der Ware und
damit der in ihr vergegenständlichten Arbeit, also Arbeitszeit. In diesem 'egal'
steckt letztendlich auch die Durchschnittsbildung im Exemplar der Vielheit, da
im Tausch ja gerade das Allgemeine am Besonderen, das Abstrakte am Konkreten als
Moment auch real hervorgehoben wird. Hier hat der Begriff der 'Realabstraktion'
seine Wahrheit, genau wie der des 'Realdurchschnitts' im gleichen Zusammenhang.
| [Moment des Identischen] |
Nocheinmal anders. Marx setzt im ersten Band Wert und Tauschwert gleich. Warum
kann er das tun?
Sieht er selbst nicht, dass er hier Gleichsetzung von Unterschiedenem betreibt,
oder ist dies auch nur analytisch oder didaktisch zu sehen. Manch einer sagt
####-> eine didaktische Fiktion.
| [Wert=Tauschwert] |
Marx kann sie gleichsetzen, weil sie in der Durchschnittsbewegung gleich
sind. Das notwendiger Weise die Preise von den Werten sich unterscheiden
oder Waren nie zu ihren Werten verkauft werden, sondern zu ihren
Produktionspreisen ändert daran nichts. Dieser scheinbare Widerspruch
ist generisch Marxsche dialektische Darstellungsweise, wie exemplarisch die
Widersprüche der allgemeinen Formel des Kapitals oder in der Wertformanalyse.
Dieser Widerspruch löst sich gerade in der auf der Konkurrenz basierenden
Durchschnittsbewegung. Das ist die Vermittlung zwischen Tauschwert
und Wert auf dieser Ebene der Konkretion.
"
Wenn die abstrakte Arbeit wie auch die Wertgegenständlichkeit sich erst in der
Zirkulationssphäre konstituieren, so können die Bedingungen der
Produktionssphäre die Wertgröße zwar beeinflussen, aber nicht endgültig
bestimmen. Wie bei der Wertgegenständlichkeit gilt auch hier: ein einzelnes
Produkt, isoliert von einem Tauschakt und ohne Bezug zur gesellschaftlichen
Arbeitszeit, ist keine Ware und besitzt zwangsläufig keine Wertgröße. Diese
kommt ihr erst innerhalb eines Verhältnisses zu, in dem zwei oder mehrere
Waren sich gegenseitig in ein Verhältnis zur gesellschaftlichen
Gesamtarbeitszeit setzen (Heinrich 2001: 219, Richter 2001: 75f.).
"
(S. 35)
Eine letztliche Bestimmung des Wertes gibt es auch gar nicht. Wie schon bemerkt
ist der Wert eine Flußgröße, die streng genommen ständigen Veränderungen
unterliegt, aber ebenso über lange Zeit gleichbleiben kann. Das vorher und
nachher, Wert vorher bestimmt und nachher realisiert hebt sich auf im ständigen
Fortgang der gesellschaftlichen Reproduktion. Hier zeigt sich auch die
Begrenztheit der Sichtweise, die glaubt im gesellschaftlichen Verhältnis das
Allgemeine zu nehmen und trotz dessen es am Besonderen der einzelnen Ware
fixiert hält. Eine sehr inkonsequente Vorgehensweise.
"
Demgegenüber liegt der Vorstellung einer zumindest prinzipiellen
Zurechenbarkeit der Verausgabung konkreter Arbeit zu einer Wertgröße der
gleiche Denkfehler zugrunde, den Marx in seiner Kritik der labour notes oder
Arbeitszettel zu widerlegen versucht (vgl. II/1.1: 57-75, 13: 66-69).1
"
(S. 35)
Wie schon bemerkt liegt die Marxsche Kritik nicht daran, die Arbeitszeit zu
messen, sondern die individuelle Arbeitszeit also die "konkret verausgabten
Arbeitsstunden", an statt der gesellschaftlich durchschnittlichen
Arbeitsstunden. Der Denkfehler
liegt hier wieder in der Verwechslung des Gegenstandes der Marxschen Kritik.
Nocheinmal der Gedankengang bei Marx zusammengefaßt.
Wie versucht wurde zu zeigen ist der Wert selbstverständlich ein
Arbeitszeitquantum und wo sollte dies anders entstehen und zu messen sein, als
an der konkreten Arbeit? Abstrakte Arbeit, wie gesehen, existiert gar nicht an
sich, sondern ist nur ein Moment der konkreten Arbeit unter bestimmten
Bedingungen. Was verausgabt wird ist immer konkrete Zeit, die aber nicht
unmittelbar gesellschaftlich ist, sondern nur mittelbar, vermittelt durch den
Durchschnitt der konkreten Arbeiten, welcher die abstrakte Zeit, oder der Wert
selbst ist. Also ist es nicht nur eine "prinzipielle Zurechenbarkeit".
| [konkrete bestimmt abstrakte Arbeitszeit] |
"
Denn die gesellschaftlich durchschnittliche Produktivität läßt sich ohne
eine Berücksichtigung der gesellschaftlichen Bedürfnisse gar nicht ermitteln
(Heinrich 2001: 241, Rubin 1973: 152).
"
(S. 35)
Das ist durchaus nicht richtig. Die Produktivität findet an der Oberfläche ihren
Ausdruck im Stückpreis der einzelnen Ware einer Gattung in der Produktion als
Produktionspreis, kann und wird als
Durchschnitt wohl bestimmt. Auf Grund der immer stärkeren Automation und
Vernetzung wird dies in immer mehr Bereichen genauer möglich. Es ist nicht nur
bekannt, wie die Preisdurchschnitte sind, sondern ebenso, wieviel Arbeitszeit
selbst in den Waren steckt, weil im Schnitt die gleichen Maschinen und Verfahren
verwendet werden. Auch hier macht sich wieder der Durchschnitt als Realbewegung
geltend, welcher selbstverständlich die Arbeitsbedingungen selbst
umfasst. Werden neue produktivere Maschinen eingeführt, so sind alle Betroffenen
gezwungen, diese in der Tendez bei sich einzusetzen um den Preis des Sinkens der
Profite. (Im übrigen ist gerade die Existenz des Extraprofites dessen,
der die neue Maschine als erster erfolgreich einführt, Ausweis der notwendigen
Zeitdifferenz in der Realbewegung.)
Das die Messung der Produktivität nicht möglich ist, soll durch ein Beispiel
motiviert werden.
Das von Fröhlich eingebrachte Beispiel liegt analog zur Bestimmung der
Marktpreise bei Marx im 'Kapital' Band III.
"
A produziert also mit der doppelten Produktivität von B. Die Nachfrage nach X
betrage nun 10 Mengeneinheiten pro Tag. Alle Käufer kaufen bei Unternehmen A,
denn es kann aufgrund seiner höheren Produktivität einen günstigeren
Marktpreis gegenüber den Waren von B veranschlagen. Die gesellschaftlich
durchschnittliche Produktivität wird dann lediglich von Unternehmen A
bestimmt.
"
(S. 36)
Die Analogie liegt in dem Umstand, dass in Boomzeiten der produktiv schwächste
Kapitalist den Preis bestimmt, in Krisenzeiten der produktiv stärkste
Kapitalist. Zieht man aber den Durchschnitt über mehrere Krisenzyklen, dann
bestimmen die durchschnittlichen produktiven Kapitalisten, welches auch die
meisten sind, den Marktpreis.
Somit ist sein Beispiel nur ein Extremfall, dass
ein Kapitalist gar keine Ware realisiert, während ein anderer alles verkauft,
welcher im Durchschnitt der Bewegung der Produktivitätsentwicklung des Kapitals
verschwindet. Entweder der unterproduktive passt sich an, oder er verschwindet
vom Markt.
"
Die Wertgröße einer Ware wird nicht durch die Produktionssphäre
determiniert, sondern bestimmt sich zusätzlich durch Zirkulationszusammenhänge.
Notwendige Arbeitszeit als Maß der Wertgröße ist damit nicht auch
nicht auf der Grundlage grundsätzlich bestimmbarer Produktivität
empirisch meßbar, sondern auf vermittelnde Marktprozesse angewiesen. Sie läßt
sich ebenso wenig als konkretes Phänomen erfassen wie die abstrakte Arbeit
selbst (Heinrich 2001: 219).
"
(S. 36)
Hier wird wieder systematisch Wert und Preis verwechselt. Wenn der Preis auf dem
Markt
für ein Produkt so niedrig liegt, dass der Kapitalist nicht genügend Profit
erwirtschaften kann, dann wird er als Produzent verschwinden. Oder den
Krisenfall angenommen, der im Kapitalismus immer eine Überproduktionskrise ist.
Dann verschwinden ein Haufen Produzenten solange, bis Angebot und Nachfrage den
Marktpreis so zugunsten der restlichen Produzenten verändert haben, dass es sich
beim, durch im wesentlichen die Produktivität und Profitrate gegebenen,
Produktionspreis wieder lohnt zu produzieren.
Das Zitat zeigt klar, dass die monetäre Werttheorie von Marx ausgehend im
Resultat entgegen eigener Verlautbarung bei einem
Standpunkt der bürgerlichen Ökonomie angelangt ist, namentlich der
Merkantilisten. Wert und Preisbestimmungen werden durcheinandergewürfelt, weil
man dem Wert wesentliche Bestimmungen abschneidet, abstraktes und konkretes
Moment der Arbeit vollständig trennt und dann natürlich die Bestimmnugen wieder
auffüllen muß. Was bietet sich da an, als der gute alte Markt und das Geld. Das
das mit Marx nichts mehr zu tun hat, dürfte klar sein. Für ihn war klar, dass
nicht der Tauschwert den Wert, sondern der Wert den Tauschwert bestimmt, was
weiter oben in einem Zitat aus dem 'Kapital' belegt ist.
"
Mit oder ohne Metall- oder irgend andres Geld befände sich die Nation in einer
Krise, die sich nicht nur auf das Getreide erstreckte, sondern auf alle andren
Produktionszweige, da nicht nur positiv deren Produktivität vermindert, der
Preis ihrer Produktion depreziiert wäre gegen den durch die normalen
Produktionskosten bestimmten Wert, sondern auch alle Kontrakte, Obligationen
etc. auf den Durchschnittspreisen der Produkte beruhn. x Scheffel Getreide
müssen z. B. für die Staatsschuld geliefert werden, aber die Produktionskosten
dieser x Scheffel haben sich in einem bestimmten Verhältnis vermehrt. Ganz ohne
Rücksicht auf das Geld befände sich ||8| also die Nation in einer allgemeinen
Krise. Nicht nur vom Geld, selbst vom Tauschwert der Produkte abgesehn,
hätten
sich die Produkte depreziiert, die Produktivität der Nation vermindert,
während
alle ihre ökonomischen Verhältnisse auf einer Durchschnittsproduktivität ihrer
Arbeit gegründet sind.
[Herv v. P.H.]"
(42:64)
Der Wirkmechanismus der Preise zum Wert ist ein anderer als der unmittelbare
für den er hier gehalten wird.
Es beeinflußt bei gegebener Produktivität die Nachfrage die Anzahl der
produzierten Stücke mithin die Wertmasse, gegebenenfalls in der Weise
nach unten, das Produzenten
ganz verschwinden und die übrigbleibenden das Marktvolumen unter sich aufteilen.
Es ist also wieder ein mittelbarer tendentieller Zusammenhang über eine,
somit zeitverzögernde, Realbewegung.
| [Rückwirkung des Preises auf den Wert] |
Heinrichs Schlußfolgerungen hingegen kann man nur treffen, wenn man die
Durschschnittsbildung und -bewegung, die Marx darstellt, nicht beachtet. Gerade
an der Bildung der
durchschnittlichen Profitrate wird deutlich, wie der Funktionszusammenhang
vermittelt über die Konkurrenz auf dem Markt sich entwickelt und bis zu welchen
Fetisch- und Verkehrungsformen es treibt, z.B. jedes Quantum Geld in der
Eigenschaft zu sehen, Kapital zu sein.
Das, was als Bedürfnis hier bezeichnet wird und wohl in Angebot und Nachfrage
die
Nachfrageseite repräsentiert, beeinflußt den Preis und damit also die
produzierte Wertmasse und nicht als solches den Wert.
Aber natürlich beeiflußt die Preisbewegung, aber nicht nur sie, den Wert in der
Weise, dass der Kapitalist versucht, seinen Profit zu erhöhen und also den Wert
seiner Ware zu senken, wo es nur geht. Die Rationalisierung mir Steigerung der
Arbeitsproduktivität und vieles andere fungiert hier. Das ist die andere
Seite und das ist der Wirkmechanismus vom Preis zum Wert.
Begibt man sich ganz auf die Oberfläche, so könnte man grob folgendes vermerken.
- Erhöht sich die Produktivität, so werden mehr Waren in der selben Zeit
produziert, also verringert sich der Wert pro Ware in dieser Relation.
-
Dadurch, dass mehr Waren auf den Markt kommen dieser Art, sinkt in der Tendenz
der Preis.
Hier ist ganz klar ersichtlich, dass das Bestimmende in diesem Zusammenhang die
Bewegung der Produktivität ist.
Man kann die beschriebende Wirkungsweise des Preises auf den Wert, also die
Produktion, auch wie folgt beschreiben. Da
unter Warenproduktion der Widerspruch zwischen privater
Produktion und gesellschaftlichem Produkt besteht, ist eine Vermittlung
notwendig. Da
die Produktion notwendig ein ständiger Prozess ist, muß die Vermittlung
ebenfalls ein Prozess sein. Dh die Produktion muß nach dem ZAP reguliert werden.
Der Preisbewegung kommen somit bezüglich der Produktionsregulierung zwei
Funktionen zu. Sie gibt die gesellschaftlich totale Information wieder,
nach dem
Verhältnis des Gesamtproduktionsquantum, was gerade angeboten ist und dem
Gesamtbedarfsquantum, welches gerade nachfragt. Das Sinken und Steigen des
Preises, von kurzfristigen Schwankungen abgesehen, widerspiegelt dieses
quantitative Verhältnis des Augenblicks.
| [Regulationsfunktion des Preises als Totalinformation] |
In den Grundrissen gibt dies Marx mit der Angabe des Maßes im Durchschnitt
an.
"
Der durch Arbeitszeit bestimmte Wert der Waren ist nur ihr Durchschnitt. Ein
Durchschnitt, der als äußerliche Abstraktion erscheint,[...] der aber
sehr real ist, wenn er zugleich als Triebkraft und das bewegende Prinzip
der Oszillation erkannt wird, die die Warenpreise einer bestimmten Epoche
durchlaufen.
"
[Herv. v. P.H.](42:38)
| [Durchschnitt als äußerliche Abstraktion] |
Viele Interpreten sitzen gerade dem Schein auf, den Marx hier beschreibt. Das
nämlich der Durchschnitt eine den Waren oder dem Prozeß "äußerliche Abstraktion"
ist, dh eine, die nur in unserem Bewußtsein existiert, wir sie aber (kantianisch
gesehen) der Wirklichkeit überstülpen würde. Für ihn allerdings ist der
Durchschnitt nicht nur ein den Waren zukommende, also wesentliche Abstraktion,
sondern noch vielmehr. Er sogar als "Triebkraft" und das "bewegende Prinzip"
erkannt. Hier zeigt sich wieder der Materialismus bei Marx, dass er die
entwickelten Kategorien als Realkategorien begreift, die den konkreten Dingen
als solchen zukommen, mit Hegel gesprochen ihr An Sich beschreiben.
Das folgende Zitat macht noch einmal deutlich, wie der Wert in seiner Existenz
zu den Preisen steht, wiewohl in den 'Grundrissen' die begriffliche Entwicklung
noch nicht so vorangeschritten ist, wie im Kapital.####
"
Der Warenpreis steht beständig über oder unter dem Warenwert, und der Warenwert
selbst existiert nur in dem up and down der Warenpreise. Nachfrage und
Zufuhr bestimmen beständig die Warenpreise; decken sich nur oder nur zufällig;
aber die Produktionskosten bestimmen ihrerseits die Oszillationen der Nachfrage
und der Zufuhr.
[Herv. v. P.H.]
"
(42:38)
Hier ist auch wieder die Notwendigkeit des Zeitverzugs gesehen. Die
Preisbewegung widerspiegelt das gesellschaftliche Quantumsverhältnis zum
Verkaufs/Kaufszeitpunkt und reguliert so rückwirkend auf die Produktion
ideal ab diesem Zeitpunkt. Die dazwischen produzierten Waren sind nun mal schon
produkziert. Diesen mit der Zirkulationszeit zusammenhängenden Sachverhalt
spannt Marx im Band 2 des 'Kapital' auf.
Die konkreten Arbeitszeiten, welche in den Waren auf dem Markt mit der
abstrakten verglichen werden werden, sind ja schon vergegenständlichte
Arbeitszeiten, dass heißt, sie sind vergangen. Sie vergleichen sich mit
zu allen möglichen anderen Zeiten vergangenen, verausgabten und in Waren
dargestellten Arbeitszeiten, die an den verschiedensten Orten umgesetzt wurden.
Abstakt, also abgesehen dieser Umstände werden sie zum gleichen Zeitpunkt auf
dem Markt verglichen.
Auf diese Weise stellen die Warenpreise
- eine Normierung
- für noch zu verausgabende Arbeitszeit
dar.
(Diesen Gedanken des Normativen der "abstrakten Zeit" findet man auch bei
Postone.) Diese totalitäre, weil gesellschaftsweite und abstrakte, Norm, führt
uns zur zweiten Funktion der Preise.
Von diesem "regulationstheoretischen" Standpunkt aus ist die zweite Funktion der
Preisbewegung die der Sanktionierung. Insgesamt betrachtet würde der
Gesamtproduzent ambesten fahren, der seine Ware verknappt. Das ganze
funktioniert nur, da Kapitale in Konkurrenz stehen und dieser Verknappung
objektive Grenzen gesetzt sind. Diese liegen in der Notwendigkeit der
Akkumulation und der eigenen Profitrate, bzw. Profitmasse.
| [Regulationsfunktion des Preises als Sanktionierung] |
Es ist einzusehen, dass unter den Verhältnissen der
kapitalistischen Warenproduktion gar kein anderes Regulativ möglich ist, als die
Inkongruenz der Werte mit den Preisen, bzw. der Produktionspreise mit den
Marktwerten, da diese Vermittlung letztendlich die Bewegungsform des grundlegen
Widerspruchs privater Produktion und gesellschaftlichem Produkt liegt.#########
Dieser Regulationsmechanismus ist dadrin begründet, dass die einzelnen
Privatproduzenten zwar für andere produzieren, aber bezüglich ihrer eigenen
Bedingungen relativ für sich. Dh das Aggregat der Gesamtgesellschaftlichen
Arbeit ist so ein naturwüchsiger Prozess (Marx), der, weil er nicht bewußt
geplant ist, eines solch abstrakten, scheinbar den Menschen entzogenen,
Regulationsmechanismus bedingt. Diesen kann allein eine bewußte Planung der
Gesamtarbeit(szeit) aufheben.
Auf die verschiedenen Betrachtungen bezüglich der Trennung der Preisfunktionen
und damit Geldfunktionen
als Informationsmechanismus einerseit und als Saktionsmechanismus
andererseits kann ich hier nicht
eingehen, will aber doch bemerken, dass ich diesem sehr skeptisch
gegenüberstehen, wie der Realsozialismus schlagend zeigt.
3.4. Die Wertformanalyse
############## Einschub Otani/Oguro
Annahmen im Laufe der Darstellung
Fragen und Antworten
"
Die Problematik dieser Popularisierung drückt sich nachhaltig in der
Fragestellung aus, ob dem ersten Kapitel des Kapitals eine
historisch-logische Methodik zukomme, d.h. ob die dort dargestellte Entwicklung
des Wertbegriffs zugleich eine historische Entwicklung der tatsächlichen
Wertverhältnisse enthält.
"
(S. 38)
Auf die Dialektik von logischem und historischem und die 'einfache
Warenproduktion' kann an dieser Stelle nicht eingegangen werden, nur
soviel das diese beiden Bewegungen eigenen Gesetzmäßigkeiten folgen, wobei
die historische die Bestimmende darstellt.
"
In der zweiten Auflage beseitigte er diese doppelte Darstellung, wobei bei der
Ausarbeitung neben einigen Präzisierungen im wesentlichen der
popularisierende Charakter des Anhangs erhalten blieb und somit auf die zweite
Auflage übertragen wurde (Heinrich 2001: 220f.). Durch dieses Vorgehen drohen
meiner Ansicht nach einige wichtige Aspekte der Marx'schen Wertformanalyse
verloren zu gehen. Deshalb wird an geeigneter Stelle die Darstellung der
Erstauflage des Kapitals zu Rate gezogen werden.
"
(S. 38)
"
In einer systematischen Entfaltung dieses Warenverhältnisses liegt daher
bereits die Basis einer Geldtheorie.
"
(S. 40)
"
Der Wert einer Ware kann sich nur in der Form einer anderen Ware, also als
Tauschwert darstellen. Außerhalb eines Verhältnisses zweier Waren zueinander
konstituiert sich kein Wert, d.h. der Inhalt dieses Verhältnisses (der Wert)
ist ohne seine Form (die einfache Wertform) nicht zu erfassen.
"
(S. 42)
Das ist ohne Zweifel richtig, sagt aber nichts mehr, als das es ohne
kapitalistische Produktionsweise keine solche gibt, oder genauer, ohne das Wert
erscheinen kann, gibt es keinen Wert. Die Intention der Aussage hingegen ist
eine
andere, nämlich, dass sich der Wert über die Zirkulation konstituiert, was aber
nicht der Fall ist, sondern maximal, dass sich der Tauschwert hier konstituiert
und zwar quantitativ in bestimmten Grenzen. Qualitativ ist er ja schon bestimmt
über die Existenz der Zirkulation selbst, welche wieder bestimmt ist durch die
Existenz kapitalistischer Privatarbeit.
So streng genommen, kann daher jenseits der einfachen, einzelnen Wertform auch
gar nicht von Waren gesprochen werden, erst, wenn man in der einfachen Wertform
schon ihr Aufgehobensein in der Geldform sieht. Marx setzt also die konkrete
Bestimmtheit schon voraus und entwickelt sie dann erst. Das klingt wie ein
Widerspruch, macht aber keine Probleme. Man sollte die Wahrheit einer Kategorie
als "latent" voraussetzen, hat man sie doch erst, wenn die Vermittlungen und
Zusammenhänge des Nichtidentischen zum Identischen aufgezeigt sind und damit der
Reichtum der Bestimmungen für sich stehen kann. Wahrheit ist ein Prozess in der
Forschung, wie auch der Darstellung.
Ebenso existiert die einfache Wertform auch gar nicht an sich, sondern
ist nur ein analytischer Durchgangspunkt zur Geldform, in welcher sie
dann ihre
Wahrheit für sich hat. ####-> Hegel Man sieht aber, dass hier bei der
monetären Theorie die
Argumentation in rein logische umschlägt, da sie von der
vorausgesetzten Totalität in Bewegung absieht.
"
Bereits auf der analytisch untersten Ebene der einfachen Wertform ergibt sich
damit die Unmöglichkeit eines prämonetären Wertes (Brentel 1989: 323ff.,
Backhaus 1997: 32). Obgleich der Wert seine letzte Ursache innerhalb der
Produktionssphäre findet, kann er außerhalb eines Austauschverhältnisses
d.h. außerhalb seiner Erscheinungsform als Tauschwert nicht existieren und
läßt sich erst dort adäquat darstellen.
"
(S. 43)
Dieser Einschätzung kann so nicht zugestimmt werden, da die Begründung
für sich als Tautologie wahr ist (das Wesen der Wert muß erscheinen oder jede
Produktion besitzt und bestimmt ihre Zirkulation), aber nicht
als Argument. Richtig ist ebenfalls, dass Ware immer schon Geld ist.
"
Fußnote(3)In der Erstauflage des Kapitals wird dies noch schärfer formuliert:
Das
entscheidend Wichtige aber war den inneren nothwendigen Zusammenhang zwischen
Werthform, Werthsubstanz und Werthgröße zu entdecken, d.h. ideell ausgedrückt,
zu beweisen, daß die Werthform aus dem Werthbegriff entspringt. (II/5:
43) Backhaus (1997: 16) ist der Ansicht, daß dieser Anspruch der Marx'schen
Werttheorie bis heute nicht ausreichend beachtet wurde. Marx sei daher nach wie
vor ein unverstandener Denker.
"
(S. 44)
Nach den Bemerkungen im ersten Abschnitt folgend hat es meiner Meinung nach Marx
dem wesentlichen nach geleistet, dass der Wert notwendigerweise als Tauschwert
erscheint, wie diese vermittelt sind und wie der Zusammenhang zur Substanz, der
(abstrakten) Arbeit ist. (Z.B 'Grundrisse' MEW Band 42 die wichtige Seiten
72..75,
wenn man schon nicht das 'Kapital' wegen Popularisierungsgefahr benutzen
möchte.)
Allerdings, wenn nach der monetären Werttheorie bei
Marx gesucht wird, ist er durchaus ein unverstandener Denker.
3.5. Geld
Kommen wir nun zum zweiten Durchgangspunkt, nachdem wir den Wert und die
verschiedensten
Relationen diskutiert haben, dem Geld. Die jetzige Zielrichtung der monetären
Werttheorie ist einerseits zu sagen, dass sich nur im Geld der Wert offenbart
und weiterhin, dass das Geld keine Ware sein muß.
Das Gold nun das Geld geworden ist, auf Grund physikalischer Eigenschaften und
einem bestimmten
Wert/Gewichts-Verhältnis, kann durch eine analytische Herleitung
an Hand einer Widerspruchslogik nicht ernsthaft erwartet werden zu entwickeln.
Erst wenn man das Geld von der Goldware oder überhaupt der Warenform trennt, wie
z.B.Heinrich dies versucht, dann allerdings besteht wieder die Möglichkeit, sich
vom
Material und somit der Geschichte und Genese des wirklichen Geldes zu lösen und
schlußendlich auf der logischen Ebene zu verweilen.
Was logisch darzustellen ist, ist das, was Marx schon bemerkt, dass nicht die
Schwierigkeit darin besteht,
das Geld Ware, sondern warum Ware Geld ist und dies ist das Ergebnis der
Wertformanalyse. Marx setzt also explizit, dass Geld immer eine Ware sein muß.
Selbst wenn die Geldware durch wertlose Stellvertreter repräsentiert wird,
gelten diese nur als Repräsentanten für anderes und nicht wie z.B.die
bürgerlichen Ökonomen behaupten für sich.
Die Repräsentanten sind nicht Zeichen als Zeichen oder Reflexe
gesellschaftlicher Verhältnisse als solche, was immer das dann heißen soll,
sondern Zeichen für durch sie repräsentierte Geldware, also Gold.
"
Die Schwierigkeit liegt nicht darin zu begreifen, daß Geld Ware, sondern
wie, warum, wodurch Ware Geld ist.
"
(23:107)
Hierbei allerding taucht dann das Problem der quantitativen Bestimmung des
Wertes auf,
als das Bestimmen des Geldquantums. Marx hat es einfach, weil er das Geld an
eine zu Grunde
liegende Geldware bindet, welche wie jede andere Ware einen in der Produktion
entstandenen
Wert besitzt. Löst man hingegen das Geld von dieser Ware und macht es somit wie
die bürgerlichen
Ökonomen zu einem Zeichen, wenn man es auch gesellschaftliches Verhältnis
nennt, dann fehlt trotzdem die Bestimmung des Quantums. Aber wenn wertend
verglichen wird, dann sind dies doch Quanta.
Anders, wenn in der Erscheinung etwas seienden, denn etwas anderes kann ja nicht
erscheinen, sich also ein Quantum zeigt, also der Tauschwert. Kann das
erscheinende Wesentliche, der Wert, frei von quantitativer Bestimung sein?
"
Die Marxsche Geldauffassung weist allerdings auch einen bedeutenden Defekt auf,
da Marx davon ausgeht, dass Geld grundsätzlich an eine Geldware gebunden sein
muss. Zwar sieht auch Marx, dass die Geldware in der Zirkulation durch
Wertzeichen ersetzt werden kann, doch faßt er diese Wertzeichen als bloße
Vertreter der Geldware auf. Spätestens seit dem Zusammenbruch des
Währungssystems von Bretton Woods in den frühen 70er Jahren kann man jedoch
nicht mehr davon sprechen, dass das kapitalistische Geldsystem in irgendeiner
Weise von einer Geldware abhängt.
..
Entgegen Marx' eigener Überzeugung läßt sich der Zusammenhang von Ware und Geld
auf der von ihm gelieferten Grundlage aber auch ohne Geldware entwickeln.
"
(Michael Heinrich 'Monetäre Werttheorie - Geld und Krise bei Marx')
Wie gesagt, woran mißt sich dann der Wert des Geldes? Kann etwas wertloses
(Geld) als Äquivalent für etwas wertvolles (Ware) gelten. Wie kann das sein?
Liegt es daran, dass der Staat einen Zwangskurs auf die Papiernote setzt und
damit der Zwang etwas wertloses zu äquivalent zu wertvollem macht. Ist dieses
also ein außerökonomischer Fakt, quasi Äquivalententausch ein Gewaltverhältnis?.
Es wäre natürlich möglich, gesellschaftliches Verhältnis in diesem Zusammenhang
einfach als Gewaltverhältnis zu begreifen, dieses kann tatsächlich als
solches nicht verausgabt und gemessen werden und erscheint als dinglicher Reflex
seiner im obigen "Zwangsgeld". Dieses gesellschaftliche Verhältnis erfüllt somit
wesentliche Bestimmungen für die monetäre Betrachtung, um den Preis,
ausserökonomische Kategorien zu bemühen, die ja gerade Marx in seiner Methode
auf dieser Ebene bzgl des Kapitals ausgeschlossen hat.
| [Der Wert des Geldes?] |
Stellt sich die Frage, ob Heinrich nicht den Phänomenen aufsitzt, wenn er
glaubt, weil der Dollar von der Golddeckung befreit wird,
also an der ökonomischen Oberfläche, dass sich darum auch der von Marx
beschriebene wesentliche Zusammenhang bzgl. der kapitalistischen
Produktionsweise verändert hat.
Dies zu untersuchen und den Umstand, ob durch nicht der Geldfetisch solcherart
neu reproduziert wird,
stellt aber in der Tat eines der brennendsten Fragestellungen in diesem
Themenkreis dar . Heinrich formuliert dies seinerseits:
"
Mag Warengeld such ein historischer Ausgangspunkt der Geldentstehung
gewesen sein, so folgt seine Existenz keineswegs logisch-begrifflich aus
der Warenform des Arbeitsproduktes. Indem Marx das Geld aber sofort als
Warengeld auffaßt, sitzt er einer bestimmten Phase in der Entwicklung des
Geldsystems auf und legt seiner Geldtheorie, noch bevor sie weiter entwickelt,
eine entscheidende Fessel an.
"
(Heinrich1991:190)
Bei Marx hingegen findet sich folgende antwortende Stelle.
"
Wie jede Ware kann das Geld seine eigne Wertgröße nur relativ in
andren Waren ausdrücken. Sein eigner Wert ist bestimmt durch die zu seiner
Produktion erheischte Arbeitszeit und drückt sich in dem Quantum jeder
andren Ware aus, worin gleichviel Arbeitszeit geronnen ist.
"
(23:107)
Ist das Problem so nicht zufriedenstellend gelöst,so kann
die Vermittlung nicht aufgewiesen werden.
Teilweise muss also die Zirkulationssphäre zur Bestimmung des Wertes
herangezogen, was Marx ausdrücklich
verneint. Damit findet man sich schließlich auf dem wackligen Boden der
bürgerlichen Ökonomie oder in dessen Nähe wieder,
woran auch das Verweisen auf eine nebulös bleibende Gesellschaftlichkeit nichts
ändert. Die Vermittlung des gesamten Zusammenhanges fällt so dem Geld zu.
"
Die vereinzelten Individuen können sich daher nicht vergesellschaften, solange
sie ihre Produkte nicht vermittels eines allgemeinen Äquivalents in ein
allgemeines Verhältnis zueinander setzen. Hier bestätigt sich ein weiteres
Mal, daß der Wert als dingliche Reflexion eines gesellschaftlichen Verhältnisses
zu verstehen ist. Denn Produkte werden erst durch ihren Bezug auf ein
allgemeines Äquivalent zu Waren, d.h. außerhalb der Zirkulationssphäre
besitzen sie diese Eigenschaft nicht. Wie schon bei der Erläuterung der
einfachen Wertform (vgl. S. 43), so ergibt sich auch hier ein Beleg für die
Unmöglichkeit eines prämonetären Wertes. Aber an dieser Stelle sind die
Konsequenzen noch weitreichender: außerhalb einer Beziehung zu einem
allgemeinen Äquivalent, mit dessen Hilfe sich alle Waren in einen Bezug zur
allgemeinen Arbeitszeit setzen, kann kein Wert dargestellt werden.
[Herv. v. P.H.]"
(S. 47)
Dem könnte entgegenhalten. Man nehme die Geldfunktion des Schatzes.
Dieser befindet sich per Definition außerhalb der Zirkulation. Hat er somit
keinen Wert?
Oder als kleinen Vorgriff.
Betrachte man Produktionsmittel. Sie befinden sich ebenfalls
außerhalb der Zirkulation in der Produktionssphäre. Diese stellen also keinen
Wert da und werden wahrscheinlich auch die Zirkulationssphäre nicht mehr
betreten. Wie soll sich aber nun ein Wert in das Produkt übertragen als c,
konstantes Kapital, wenn sein Ursprung das Produktionsmittel wertlos ist?
Die Antwort ist wieder, der Wert existiert als quantitativer Gesamtzusammenhang
im ZAP und wird über die Zirkulation vermittelt, existiert also in ihr und
zugleich außerhalb von ihr, wie der Gesamtzusammenhang der Arbeitszeiten selbst
als gesellschaftlichem Verhältnis, deren Ausdruck der Wert nun ist.
Es wäre noch zu bemerkten, das wie immer in der Dialektik die Begriffe relativ
sind,
in allgemeines Äquivalent das 'allgemein' es ist. In der Geschichte hat es viele
allgemeine Äquivalente gegeben auch nebeneinander, z.B. Gold und Silber in
England.
Manche sind als solche wieder verschwunden, andere haben sich lokal bezüglich
des Weltmarktes bis heute erhalten, wie z.B. Salz. Erst relativ spät haben sich
die Edelmetalle
in der real geschichtlichen Entwicklung durchgesetzt, bis es schließlich auf
Grund
des günstigeren Wert/Gewichtsverhältnisses das Gold geworden ist gegenüber
Silber.
Erst im Weltgeld, bei welchem also das 'allgemein' den Globus umfasst, sagt
Marx,
"
Mit dem Austritt aus der innern Zirkulationssphäre streift das Geld die dort
aufschießenden Lokalformen von Maßstab der Preise, Münze, Scheidemünze und
Wertzeichen, wieder ab und fällt in die ursprüngliche Barrenform der edlen
Metalle zurück. Im Welthandel entfalten die Waren ihren Wert universell. Ihre
selbständige Wertgestalt tritt ihnen daher hier auch gegenüber als Weltgeld.
Erst auf dem Weltmarkt funktioniert das Geld in vollem Umfang als die Ware,
deren Naturalform zugleich unmittelbar gesellschaftliche Verwirklichungsform der
menschlichen Arbeit in abstracto ist. Seine Daseinsweise wird seinem Begriff
adäquat.
"
(23:156)
Allgemein ist also einerseits immer gemeint bezüglich der Absonderung der
Geldware
gegenüber allen anderen Waren, so daß diese ihren Wert in diesem allgemeinen
Äquivalent
ausdrücken, welches selbst somit Geld ist. Andererseits bezogen auf die
Geschichte
drückt das allgemein immer einen Bezug auf die Menge der Waren aus, welche sich
in diesem besonderen allgemeinen Äquivalent ausdrücken, was meistens einen
bestimmten
örtlich definierten Marktzusammenhang betrifft. Diese Formen kann man als
'Geld im Werden' begreifen.
Marx sieht gerade darin, dass die Zirkulation ihre höchstmögliche Entwicklung
hat, den Weltmarkt, dass das Geld hier erst in "vollem Umfang" als Ware
funktioniert.
"
Man hat gesehn, daß die Geldform nur der an einer Ware festhaftende Reflex der
Beziehungen aller andren Waren. Daß Geld Ware ist (45), ist also nur eine
Entdeckung für den, der von seiner fertigen Gestalt ausgeht, um sie hinterher zu
analysieren. Der Austauschprozeß gibt der Ware, die er in Geld verwandelt,
nicht ihren Wert, sondern ihre spezifische Wertform. Die Verwechslung beider
Bestimmungen verleitete dazu, den Wert von Gold und Silber für imaginär zu
halten.(46) [Herv. v. P.H.]
"
(MEW Band 23, S. 106)
Ich glaube, dass genau das es ist, was die monetäre Werttheorie betreibt. Sie
geht von der fertigen Gestalt aus und verliert quasi den kategorialen
Zusammenhang, schließt ihn im Geld kurz, in welchem ja bekanntlich sein Werden
genauso ausgelöscht ist, wie sein Wert-Sein als Resultat eines
Produktionsprozesses.
Anders stellt es sich dar, wenn nur die logische Figur betrachtet wird. In
diesem Falle nun
hat 'allgemein' mit Geschichte oder Genese nichts zu tun, da selbst die Genese
des Geldes eine
rein logische ist. Es betrifft nur den logischen Zusammenhang. Wie gesagt, kann
man aber so
das Gold in dieser Rolle nicht ableiten, braucht das aber auch nicht, wenn man
das Geld von
der Geldware selbst löst, mit den angegebenen Schwierigkeiten. An dieser Stelle
zieht sich denn
auch in der Rezeptionsgeschichte die Auseinandersetzung zum Verhältnis von
logischem und historischen
entlang.
| [allgemein] |
Um kurz auf eine der Wurzeln der monetären Werttheorie einzugehen.
Natürlich kommt man um die Geschichte nicht herum, auch wenn sie sich so
"nicht denken läßt". Bemerkenswert ist die Unterscheidung von
tauschwertbestimmter und preisbestimmter Ware, wobei wir uns begrifflich im
Kreise drehen. Da ist dann plötzlich vom prämonetären Wert die Rede.
"
An diesen Überlegungen ist prinzipiell festzuhalten, doch sollte man sich hüten,
den »prämonetären Wert« schlechthin zu verwerfen. Es bleibt dabei, daß ein
prämonetärer Tauschwert sich nicht pluralisieren läßt, also auch die beliebten
Modelle einer naturalwirtschaftlichen, d. h. aber prämonetären Tauschwirtschaft
an logischen Widersprüchen kranken; doch kann dies nicht heißen, daß auch der
prämonetäre »absolute« Wert sich nicht denken läßt. Der Marxsche »Mehrwert« ist
natürlich auch ein prämonetärer, und jener Wert überhaupt, dessen »allgemeine
Charaktere« ihrem »Dasein« in einer »bestimmten« Ware »widersprechen«, ist
gleichfalls ein prämonetärer. Allerdings vermag die »Entwicklung« des
Widerspruchs nicht eine tauschwertbestimmte Ware hervorzubringen, sondern nur
eine preisbestimmte; die »allgemeinen Charaktere« des prämonetären Werts
überhaupt »erscheinen« und realisieren sich nicht in einer prämonetären
Tauschwertstruktur, sondern sogleich in der monetären Ware-Geld-Struktur. Der
prämonetäre Wert überhaupt vermag sich nicht in einem prämonetären Tauschwert zu
realisieren aber in seinem eigenen prämonetären Charakter ist er insofern höchst
real.
"
(Backhaus 'Dialektik der Wertform', S. 31 f)
Man könnte auch die Frage stellen, wie es sich mit
Tausch verhält, in welchem noch keine Geldform entwickelt ist, welcher also ein
"prämonetärer" ist? Was heißt nun zwar preis-, aber nicht tauschwertbestimmt?
| [Prämonetärer Wert] |
"
Die bürgerliche Gesellschaft, in welcher der gesellschaftliche Charakter der
Arbeit nur als Werteigenschaft der Arbeitsprodukte ausgedrückt werden kann,
benötigt somit zwingend ein allgemeines Äquivalent.
Und dies nicht etwa aus pragmatischen Gründen, weil auf diese Weise z.B. die
Tauschakte erleichtert werden (vgl. z.B. Helmedag 1995: 711-714), sondern weil
ansonsten der gesellschaftliche Bezug der materiellen (Re-) Produktion dieser
Gesellschaft nicht zu organisieren ist.
"
(S. 47 f)
Aber was ist die gesellschaftliche Organisation anderes als ein praktischer
Grund? Richtig ist, dass in der Ware als Begriff und Wirklichkeit, das
Geld schon implizit gegeben
ist. Das in der Dialektik der Wertformanalyse begrifflich entfaltet wird, was
sich historisch auch entwickelt hat. Das Warum Ware Geld ist, liegt in der
Wertformanalyse, das Wie liegt in der geschichtlichen Tat selbst, der
historischen Entwicklung.
(soweit zu logisch-historisch)
"
"Als Leinwandgleiches ist der Wert jeder Ware jetzt nicht nur von ihrem eigenen
Gebrauchswert unterschieden, sondern von allem Gebrauchswert, und eben dadurch
als das ihr mit allen Waren Gemeinsame ausgedrückt. Erst diese Form
bezieht
daher wirklich die Waren aufeinander als Werte oder läßt sie als
Tauschwerte
erscheinen. [. . . ] Es kommt damit zum Vorschein, daß die
Wertgegenständlichkeit der Waren, weil sie das bloß ,gesellschaftliche Dasein
dieser Dinge
ist, auch nur durch ihre allseitige gesellschaftliche Beziehung
ausgedrückt
werden kann, ihre Wertform daher gesellschaftlich gültige Form sein
muß."
[Hervorh. v. m., N.F.] (23: 80f.)
"
(S. 48)
"
Diejenige Ware, die in einer Gesellschaft die Funktion des allgemeinen
Äquivalents innehat, ist also Geld. Geld stellt somit eine spezifische Form
des Wertes dar, nämlich seine Geldform.
"
(S. 48)
"
Dahingegen besitzt Geld vielmehr Wert, weil alle anderen Waren in der
Geldform ihren Wert ausdrücken.
"
(S. 49)
| [Umschlag] |
Dies ist eine entscheidende Wendung.
Marx sagt das Gegenteil. Geld besitzt Wert, weil es als Ware ein Wertgegenstand
ist und nicht weil alle Waren ihren Wert auf es beziehen.
Dann läge der Schluss nahe, dass Geld qualitativ eine gesellschaftliche
Verabredung ist, wie es diverse bürgerliche Ökonomen sehen,
welches man letztlich als ein Zeichen sehen kann.
So wäre aber der quantitative Wertgehalt des Geldes ein willkürlicher. Dieser
Schein wird gerade durch das Papiergeld mit dem
staatlichen Zwangskurs genährt und, durch den auch von Heinrich erwähnten,
Bruch der Goldbindung.
Marx weist aber darauf hin, dass es wohl Papiergeld ohne angesagte
Konvertibilität in Geldware, also mit Zwangskurs, gibt, aber in Wirklichkeit
diese Konvertibilität immer schon vorausgesetzt ist, also trotz dessen besteht.
Erst in der Krise zeigt sich wirklich der Wertinhalt des Papiergeldes.
"
In Preußen existiert Papiergeld mit Zwangskurs. (Ein Reflux ist ihm insofern
gesichert, als ein Quotum der Steuern in Papier gezahlt werden muß.) Diese
Papiertaler sind keine Anweisungen auf Silber, sind bei keiner Bank gegen es
legal austauschbar etc. Sie werden von keiner Handelsbank auf Wechsel geliehn,
sondern von der Regierung bei Bestreitung ihrer(42) Ausgaben ausgezahlt. Aber
ihre Denomination ist die des Silbers.
Ein Papiertaler sagt
aus, denselben Wert zu repräsentieren als ein Silbertaler. Würde entweder das
Vertrauen in die Regierung gründlich erschüttert oder würde dies Papiergeld in
größren Proportionen ausgegeben als die Bedürfnisse des Umlaufs erheischen, so
hörte der Papiertaler auf, in der Praxis dem Silbertaler gleichzustehn, und wäre
depreziiert, weil unter den Wert herabgesunken, den sein Titel aussagt. Er würde
selbst depreziieren, wenn keiner der obengenannten Umstände einträte, sondern
besondres Bedürfnis nach Silber für die Ausfuhr z. B. ihm ein Privilegium gegen
den Papiertaler verschaffte.
"
(42:67 f)
Das der Gebrauchswert von
Gold auch in Zahnfüllungen liegt, ändert aber offensichtlich nichts an seinem
Wert. Also die Gebrauchswertbestimmung ändert nicht
den Wert und damit nicht den Tauschwert dieser besonderen Ware. Das der
Gebrauchswert von Gold allgemeines Äquivalent wird,
ändert also nichts an seinem Wert, weder qualitativ noch quantitativ. Löst man
Geld kategorial von der Goldware, muss man den
Übergang vom Warengeld zum Nichtwarengeld vermitteln, es sei denn man nimmt
Nichtwarengeld von Anfang an an. Da ergibt sich aber wieder
zwingend die Frage der Quantität, wie bestimmt sich der Wert der Banknote, ist
er willkürlich - offensichtlich nicht. Auch widerspricht eine solche These den
real geschichtlichen Phänomenen und der wirklichen Genese des Geldes.
"
Als erste zentrale Marx'sche Leistung bleibt daher festzuhalten, daß, ungeachtet
der teilweise mißverständlichen Darstellung,
die Wertformanalyse im Kern als die Entwicklung einer monetären Werttheorie
verstanden werden kann.
Wie zu sehen war, vertrat Marx zu Recht den Anspruch, über das mangelnde
Geldverständnis der klassischen politischen Ökonomie
hinausgegangen zu sein und eine wertbasierte Geldtheorie entwickelt zu haben.
Daher kann Backhaus (1997: 94) zugestimmt werden,
wenn er die Marx'sche Werttheorie als grundsätzliche Kritik jeder
prämonetären Werttheorie bezeichnet.
"
(S. 51)
Dieser Einschätzung möchte ich mich nicht anschließen und eher behaupten, dass
Marx sozusagen hinter das Geld gegangen ist, auf
die Wesensseite des Wertes und ihn in der gesellschaftlich notwendigen
Arbeitszeit qualitativ wie quantitativ bestimmt hat.
Ihm unterläuft nicht der Fehler der Monetaristen, den gesellschaftlichen
Formzusammenhang im Geld kurz zuschließen, also auf der
Oberfläche zu bleiben. Noch verbleibt er auf der Unvermitteltheit der
klassischen Arbeitswerttheorie bezüglich der individuellen
zu den gesellschaftlich notwendigen Arbeitszeitquanta, sondern stellt die
Vermittlung über die Konkurrenz auf dem Markt, welche
eine Durchschnittsbildung zeitigt, dar. Erst er entdeckt den damit beschriebenen
Doppelcharakter der Arbeit mit einem lax formuliert
Doppelcharakter der verausgabten Arbeitszeit. Einmal konkret die individuelle
Arbeitszeit, dann abstrakt, was von ihr als gesellschaftlich
notwendig, also relevant im Wert ausgedrückt und im Tauschwert erscheint.
Das Insistieren auf dem Geld als Vermittlungsbezug erscheint mir nicht
plausibel, da die damit erscheinenden Probleme nicht geklärt
werden und beinhaltet die Gefahr, auf den bürgerlich-ökonomischen
zirkulationszentrierten Standpunkt zurück zufallen. So entwickelt
Marx nach meinem Verständnis die klassische Arbeitswerttheorie auf Grund seines
dialektischen und materialistischen Standpunkts
weiter, ohne wieder in der Zirkulation zu landen.
"
Die Marxsche Wertanalyse ist weder monetär noch prämonetär, sondern dialektisch.
Der Wert ist eine Eigenschaft, die der Ware unabhängig von der Zirkulation
zukommt und nicht unabhängig von der Zirkulation zukommt: Denn wenn von Ware
gesprochen wird, ist die Zirkulation schon mitgedacht; Die qualitative und
quantitative Bestimmung des Warenwerts kann ohne den Austausch durchgeführt
werden. Doch eine greifbare Form erhält der Wert nur als Tauschwert in dem
Verhältnis zu anderer Ware und seine universelle Form nur im Geldausdruck, im
Preis.
"
(Ansgar Knolle-Grothusen Beitrag für die Diskussionsrunde der Marx-Engels-Stiftung zum Thema 'Warenproduktion - Wertgesetz -Sozialismus', S. 3)
3.6. Geld als allgemeines Wertmaß
"
Auch wurde bereits herausgestellt, daß Geld die Waren nicht vergleichbar
macht, sondern seine Werteigenschaft ausschließlich
deshalb besitzt, weil alle anderen Waren ihren Wert in ihm darstellen.
Marx spricht dies zu Beginn des dritten Kapitel des Kapitals noch einmal
deutlich aus:
"Die Waren werden nicht durch das Geld kommensurabel. Umgekehrt. Weil alle Waren
als Werte vergegenständlichte menschliche Arbeit,
daher an und für sich kommensurabel sind, können sie ihre Werte
gemeinschaftlich in derselben spezifischen Ware messen und diese
dadurch in ihr gemeinschaftliches Wertmaß oder Geld verwandeln. Geld als Wertmaß
ist notwendige Erscheinungsform des immanenten
Wertmaßes der Waren, der Arbeitszeit." (23: 109)
"
(S. 52)
Den behaupteten Zusammenhang widerlegt das Zitat gerade.
Geld hat seine Werteigenschaft nicht ausschließlich deshalb, "weil andere Waren
ihren Wert darin darstellen", sonder genau umgekehrt, weil Geld als Ware
notwendigerweise die Werteigenschaft besitzt
und damit für sich kommensurabel ist mit allen anderen Waren.
Ist Geld hingegen keine Ware, dann muss begründet werden, warum sie die
Werteigenschaft hat, also die Eigenschaft, Wert zu haben.
Wert muss sie haben, sonst ist sie nicht vergleichbar mit den anderen
Werteigenschaftsträgern. Woher hat sie ihn also?
Bekommt etwas Wert, was keine Ware ist, also zumindest nicht deswegen Wert
trägt,
weil andere Waren ihren Wert darin darstellen? Wie kann das sein? Dann werden
also nicht die Waren durch das Geld kommensurabel,
aber das Geld durch die Waren. So die Behauptung konträr zu Marx.
Um das von Fröhlich benutzte Beispiel zu wenden, wird das Pariser Urmeter
deshalb vergleichbar mit den Holzstücken, weil sie ihre Länge
damit vergleichen können? Ganz klar eine Tautologie. Wie Fröhlich sagt, sind
Urmeter und Holzstücke deshalb kommensurabel, weil die
Länge ihnen gemeinsam als Eigenschaft zukommt und sie somit potentiell
immer vergleichbar sind.
"
Die einem Gegenstand zukommende Länge wird aber nicht erst durch die Messung
hervorgebracht, sondern ist hiervon grundsätzlich unabhängig. Alle Gegenstände,
deren Länge mit Hilfe des Urmeters gemessen werden können, besitzen a
priori eine gemeinsame Eigenschaft, die sich in derselben Rechendimension
ausdrücken läßt. Dies stellt eine notwendige Voraussetzung jeder Messung dar.
"
(S. 53)
Wieder anders. Das Geld hat einen Gebrauchswert, den Tauschwert aller anderen
Waren auszudrücken. Das Geld hat aber auch Wert,
und sei es nur wie behauptet dadurch, "weil alle anderen Waren ihren Wert in ihm
darstellen". Einen Tauschwert hat es allemal.
Damit ist das Geld aber doch wieder eine Ware, obwohl es nach Heinrich nicht
notwendig ist, dass es eine ist. Ist das kein offener Widerspruch?
Das ist aber gar nicht der Punkt, sondern das Geld eine solche Ware ist, deren
Wert nicht die gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit
ist, die zu seiner Produktion notwendig ist. Das macht die Besonderheit des
Geldes aus und damit könnte man logisch begründet, warum
sie zum allgemeinen Äquivalent werden muss. Darum geht es allen den Vertretern
der monetären Werttheorie. Es geht nicht darum das Geld
keine Ware ist, die Wertbestimmung ist eine andere.
| [Kernpunkt] |
Einen Hinweis hierauf kann man in den Grundrissen finden. Zwar sind hier die
Kategorien noch quasi roh gegenüber denen des 'Kapital' geschnitten, aber
vielleicht wird dadurch das wesentliche der Bestimmungen deutlich.
"
Das Geld ist die Arbeitszeit als allgemeiner Gegenstand oder die
Vergegenständlichung der allgemeinen Arbeitszeit, die Arbeitszeit als
allgemeine Ware.
[Herv. v. P.H.]
"
(MEW Band 42, S. 101)
Hier wird sogar Geld als eine bestimmte Ware, nämlich die allgemeine Ware
gefasst. Der Widerspruch, dass sich aber die Zeit, weder konkrete noch die
bestimmt abstrakte
Durchschnittszeit, selbst gegenständlich darstellen können, benötigen eine
Form dieser Darstellung. Diese ist allgemein die Ware, also jede Ware, aber
verallgemeinert ist es die Geldware, das Geld, was diese Funktion leisten muss.
Also treibt auch dieser Widerspruch, als Facette des Widerspruchs oder
Doppelcharakters der Ware und der Arbeit, der in den Grundrissen in den
Vordergrund gerückt ist, zur Notwendigkeit des Geldes. Geld wird so notwendig
die sachliche Form dieses Widerspruchs.
An gleicher Stelle findet sich auch Marx positiver, wenn gleich
gleichzeitig abgrenzender Bezug auf Smith und dessen Arbeitswerttheorie.
"
Adam Smith sagt, daß die Arbeit (Arbeitszeit) das ursprüngliche Geld ist, womit
alle Waren gekauft werden. Den Akt der Produktion betrachtet, bleibt dies
immer richtig (ebensowohl auf die Bestimmung der relativen Werte). Jede
Ware wird in der Produktion fortwährend gegen Arbeitszeit ausgetauscht.
[Herv. v. P.H.]
"
(MEW Band 42, S. 101)
An dieser Stelle bezeichnet Marx sogar die Produktion selbst als "Tausch". Dies
aber nur in dem Sinne, dass zur Herstellung einer Ware nun mal Arbeitszeit
verausgabt werden muss und diese Vergegenständlichung selbst als eine Art
"Tausch"
erscheinen kann. Ich verausgabe Zeit und bekomme ein Produkt.
Der andere schon öfter betonte Aspekt dieses Zitats zeigt, dass Marx zwar
präzisierend und einschränkend aber damit trotz dessen die Wahrheit der
Smithschen Aussage bestätige. Wenn er damit auf den Boden der Klassiker
zurück gesunken sein sollte, dann muss man dies wohl hinnehmen. Die qualitative
Änderung, die allerdings in der Einschränkung und Präzisierung liegt, macht aber
nach dem bisher dargestellten genau den Sprung von Marx aus der Klassik
deutlich.
| [Geld und Zeit] |
Und wie nun wird dieser Wert bestimmt?
"
Da es die allgemeine Arbeit verkörpert, können die anderen Waren dann an ihm
ihren relativen Anteil an der allgemeinen Arbeit darstellen.
Im Gegensatz dazu kommt den Werteigenschaften der Waren ja gerade eine soziale
Qualität zu, die sich erst durch ein allgemeines Äquivalent adäquat
darstellen lässt. Das Apriori der Rechendimension fällt in diesem Fall nicht
mit den dinglichen Eigenschaften der Gegenstände zusammen, sondern basiert
auf deren Eigenschaft, einen bestimmten Teil der gesellschaftlichen Arbeit zu
verkörpern.
"
(S. 53)
Er wird damit bestimmt, das allgemeine Arbeit verkörpert wird.
Warum kann verglichen werden - weil alle Werteigenschaft haben -
warum haben sie Werteigenschaft - weil es allgemeine Arbeit verkörpert - warum
verkörpert es diese - weil sie Produkte menschlicher Arbeit sind?
Nun Geld ist also ohne Zweifel Produkt menschlicher Arbeit, sogar Papiergeld.
Voila, damit wäre logisch die Vergleichbarkeit erreicht.
Aber beim Papiergeld
ohne Metallbindung ist der Wert seiner Produktion,
sagen wir Herstellungswert, seinem Nominalwert äußerlich. Die crux ist wie schon
früher: wer bestimmt die Höhe dieses Nominalwertes?
Ist es der Staat, der Markt,..?
Schon sind wir von der Kritik der Politischen Ökonomie bei den Fragen der
Geldmengenpolitik der EZB
angelangt. Wir haben die gleiche Qualität wie bei den Waren, dass dies Geld mit
ersteren vergleichbar macht, dass sie alle Produkt
menschlicher Arbeit sind und genauer abstrakter Arbeit. Aber die Quantität des
Geldes bekommt eine andere Bestimmung als bei den
anderen Waren. Es ist nicht die gesellschaftlichen notwendige Arbeitszeit zu
seiner Produktion, sondern etwas noch unbekanntes. Marx fasst dieses
begriffslose Unverständnis so:
"
Die Phantasien über Erhöhung oder Erniedrigung des "Münzpreises", die darin
besteht, die gesetzlichen Geldnamen für gesetzlich fixierte Gewichtteile Gold
oder Silber auf größere oder kleinere Gewichtteile von Staats wegen zu
übertragen und demgemäß auch etwa 1/4 Unze Gold statt in 20 künftig in 40 sh. zu
prägen - diese Phantasien, soweit sie nicht ungeschickte Finanzoperationen gegen
Staats- und Privatgläubiger, sondern ökonomische "Wunderkuren" bezwecken, hat
Petty so erschöpfend behandelt in "Quantulumcunque concerning Money“.
"
(23:116)
Fährt man so fort und löst die quantitative Bestimmung der Waren an sich auf,
geht also konsequent nicht nur für das Nichtwarengeld,
sondern für alle Waren diesen Weg, dann ist der Tauschwert, also sind die Preise
vollkommen unbestimmt in ihrer Größe. Man kann
sagen, dass in ihnen Wert erscheint, aber nichts weiter. Das ist das Resultat,
was noch dürftiger ist, als die der Quantitätstheorie.
Man kann sich rühmen, keinem Fetisch aufgesessen zu sein, aber das ist auch
alles.
Liegt hier aber nicht wieder das Schema zugrunde, dass etwas willkürlich zum
Wertzeichen gemacht wird? Dies nicht auf Grund seiner
objektiven Bestimmungen, sondern quasi als Fiktion. Denn wie kann etwas als Ware
ausgesondert werden, als besondere Ware aus der
Vielheit der Waren, um als die allgemeine Ware im Sinne des allgemeinen
Äquivalents zu fungieren, wenn es keine Ware ist.
Da bleibt dann nur der Weg zu sagen: Ja, in seiner Entwicklung war das Geld an
die Geldware gebunden. Dies ist aber nicht nötig und
so konnte es sich im entwickelteren Zustand dieser Hülle entledigen und endlich
in seiner wahren Existenzform als Papierschnipsel oder
Schaltzuständen in Bankcomputern zu erscheinen. Und dem entspricht nun auch das
Aufbrechen von Bretton Woods so vollkommen.
Dann allerdings hat wirklich ein wesentlicher Wandel der Qualität des Geldes,
aber auch des Wertes stattgefunden, dessen Bestimmungen
somit jenseits der Begrenzung des Marxschen Denkens zu erforschen sind.
3.7. Geld als Maßstab der Preise
Das Erstaunliche ist nun, dass Fröhlich das Maß der Preise am Geld plötzlich
wieder mit den Gewichten von Metall erklärt,
als hätten wir uns eben nicht derer Warenbindung mittels der monetären
Werttheorie entledigt.
"
Hierzu dienten in aller Regel historisch gewachsene Gewichtseinheiten in
Verbindung mit Gold, Silber oder Kupfer (23: 112, 114f.). Bei der Geldeinheit
Pfund ist die Herkunft aus einem Gewichtsmaß besonders offensichtlich, dieser
Zusammenhang gilt jedoch auch für andere Geldeinheiten. Die Bezeichnung Mark
war beispielsweise eine weit verbreitete mittelalterliche Gewichtseinheit.
Edelmetalle eigneten sich in Form von Münzgeld besonders gut für die
Darstellung eines Preismaßstabes, sind sie doch langlebig, ohne Probleme
physisch zu teilen und uniform in ihrem Aus-sehen (13: 35). Zudem waren sie kein
unmittelbar wichtiges Produktionsmittel (II/1.1: 152, 155) selbiges gilt für
unser heutiges Papiergeld.
"
(S. 55)
Am erstaunlichsten ist die Erwähnung des Papiergeldes im Zusammenhang mit den
wohl nicht ganz ausgereiften Münzformen des Geldes.
Wie gesagt, macht es mit Marx keine Mühe, den Wert von Warengeld mittels der
gesellschaftlich notwendigen Arbeitszeit auch im Quantum zu bestimmen.
Für Nichtwarenpapiergeld ist dies schlicht noch nicht geleistet.
Es wurde schon darauf hingewiesen, dass hier wesentliche Schwierigkeiten
einbrechen. Es mag möglich sein, dass die Gewohnheit den Papiernoten
ihren ehemaligen Goldwert beließ, obwohl sie ihn nach Bretton-Woods nicht mehr
hatte. Da aber das Wertgesetz als eher progressiv gilt,
ist es wohl klar, dass es ein neues objektives Kriterium geben muß, welches der
Papiernote ihren Wert gibt. Das dieser einfach
von Staaten dekretiert werden kann, ist wohl leicht als Ammenmärchen der
Fiskalpolitiker oder Neokeynesianer zu entlarven.
Aber selbst im oben erwähnten preußischen Papiertaler offenbart sich das Silber
als Bezugsware, wenn nicht de jure, so trotz dessen in Wirklichkeit.
Nun kommen wir zu einem weiteren zentralen Punkt, der mit der monetären
Werttheorie Fragestellungen aufreißt. Es ist nun
direkt die Frage des Zusammenhanges von Wert und Wertform und ihren
Bestimmungen.
"
"Wenn aber der Preis als Exponent der Wertgröße der Ware Exponent ihres
Austauschverhältnisses mit Geld, so folgt nicht umgekehrt, daß der Exponent
ihres Austauschverhältnisses mit Geld notwendig der Exponent ihrer Wertgröße
ist. [. . . ] Die Möglichkeit quantitativer Inkongruenz zwischen Preis und
Wertgröße, oder der Abweichung des Preises von der Wertgröße, liegt also in
der Preisform selbst. Es ist dies kein Mangel dieser Form, sondern macht sie
umgekehrt zur adäquaten Form einer Produktionsweise, worin sich die Regel nur
als blindwirkendes Durchschnittsgesetz der Regellosigkeit durchsetzen kann."
(23: 116f.)
Denn was soll man sich unter der quantitativen Inkongruenz zwischen Werten
und Preisen vorstellen? Und was hat dies mit einem Durchschnittsgesetz der
Regellosigkeit zu tun?
"
(S. 55)
| [Die Frage der Inkongruenz] |
Schauen wir mal, was sich im nicht zitierten Bereich "[. . . ]" bei Marx ergibt.
"
Wenn aber der Preis als Exponent der Wertgröße der Ware Exponent ihres
Austauschverhältnisses mit Geld,
so folgt nicht umgekehrt, daß der Exponent ihres Austauschverhältnisses mit
Geld notwendig der Exponent
ihrer Wertgröße ist.
Gesellschaftlich notwendige Arbeit von gleicher Größe stelle sich in 1 Quarter
Weizen und in 2 Pfd.St.
(ungefähr 1/2 Unze Gold) dar. Die 2 Pfd.St. sind Geldausdruck der Wertgröße des
Quarter Weizens, oder sein Preis.
Erlauben nun die Umstände, ihn zu 3 Pfd.St., oder zwingen sie, ihn zu 1 Pfd.St.
zu notieren, so sind 1 Pfd.St. und 3 Pfd.St.
als Ausdrücke der Wertgröße des Weizens zu klein oder zu groß, aber sie sind
dennoch Preise desselben,
denn erstens sind sie seine Wertform, Geld, und zweitens Exponenten seines
Austauschverhältnisses mit Geld.
Bei gleichbleibenden Produktionsbedingungen oder gleichbleibender Produktivkraft
der Arbeit muß nach wie
vor zur Reproduktion des Quarter Weizen gleich viel gesellschaftliche
Arbeitszeit verausgabt werden.
Dieser Umstand hängt vom Willen weder des Weizenproduzenten noch der andren
Warenbesitzer ab.
Die Wertgröße der Ware drückt also ein notwendiges, ihrem Bildungsprozeß
immanentes Verhältnis zur gesellschaftlichen Arbeitszeit aus.
Mit der Verwandlung der Wertgröße in Preis erscheint dies notwendige Verhältnis
als Austauschverhältnis einer Ware
mit der außer ihr existierenden Geldware. In diesem Verhältnis kann sich aber
ebensowohl die Wertgröße der Ware ausdrücken,
als das Mehr oder Minder, worin sie unter gegebnen Umständen veräußerlich
ist.[Herv. v. P.H.]
"
(23:116 f)
Da hätten wir doch einen wichtigen Absatz gehoben, der ganz klar sagt, dass es
sich um keine mißverständliche Äußerung handelt,
sondern um eine konsequente Forführung der Argumentation, dass der Wert sich als
Verhältnis in der Produktion bestimmt und der
Preis dies im einzelnen nicht widerspiegeln muß, sondern der Tauschwert eine
eigene Bewegung beschreibt, welche aber um
das vielgeschmähte Gravitationszentrum des Wertes sich bewegt.
Es sei nochmals hingewiesen, das sich hier die Auffassung ergibt, das Wert und
Preis beide prozessualen Charakter haben, jeder
eine Eigenbewegung beschreibt, wobei die Wertbewegung die bestimmende und die
Preisbewegung die bestimmte ist. Man könnte
dies analog zu der Bewegung des fiktiven Kapitals der Aktie zu der Bewegung des
Kapitals beschreiben, von welcher Mehrwert die
Aktie einen Anteil sichert, den kleinen Zins, die Dividende.
Die Aktie
beschreibt zum Teil extreme Bewegungen gegenüber dem
eigentlichen, produktiven Kapital, welches selbst seine eigene Bewegung hat in
G-W-G'.
Nichts desto trotz bestimmt das unterliegende
Kapital die Aktienbewegung letztendlich. Wenn man nun den Schnitt über eine
lange Zeit über mehrere Krisenzyklen berechnet, was für
eine Kurs-Gewinn-Verhältnis wird sich dann herausstellen? Jedenfalls drückt sich
nicht nur die Kapitalbewegung insbesondere der Profit,
in der Aktienbewegung aus, sondern bestimmt diese wesentlich, was jede Krise
offenbart. Und es ist die Gleiche Art der Gesetzmäßigkeit, der Tendenz, der
''langen'' Durchschnitte, welche sich bei Wert-Tauschwert oder
Wert-Produktionspreis findet.
Diese ist in der Tat eine notwendige Form der Aktie unter dem
heutigen Vergesellschaftungsgrad in welcher
der Inhalt, die unterliegende Kapitalbewegung erscheint. Dies wird aber
hinreichend in Band III des 'Kapital' behandelt.
Folgt man dem dem theoretischen Feld der klassischen Ökonomie verhafteten###->
Marx, dann vermittelt, wie schon dargestellt,
die Durchschnittsbewegung gesetzmäßig zwischen Werten und Preisen, womit das ZAP
in der Realbewegung gelöst wird.
"
Indes ist eine solche Interpretation nicht mit der bisherigen Auffassung des
Werts als dingliche Reflexion eines gesellschaftlichen Verhältnisses
kompatibel.
"
(S. 56)
Wie gesagt wiederspricht meines Erachtens die Gesellschaftlichkeit des Wertes
der von mir behaupteten Marxschen Arbeitswerttheorie gerade nicht.
Vom Standpunkt der monetären Werttheorie her ist dies aber einleuchtend und nun
offenbart sich die ganze Stärke der neuen Betrachtungsweise.
"
In dieser Sichtweise können Inhalt (Wert) und Form (Preis) nicht voneinander
abweichen, da sie nicht unabhängig voneinander zu denken sind. Dies aber wird
in der Interpretation des vorherigen Absatzes unterstellt.
"
(S. 56)
Kategorial zu sprechen sitzt hier ein Irrtum, dem auch Proudhon und all die
anderen aufsaßen. Marx zeigt gerade, dass Wert und Preis verschieden sein
müssen, dass es gerade in der Warenform liegt, das Wesen und Erscheinung sich
derart unterscheiden und das dies das Geld hervorbringt und nicht
umgekerhrt.
Dazu nocheinmal das Original und es wird wieder ausdrücklich "gemessen in
Arbeitszeit" und nichts anderem:
| [Proudhonscher Irrtum] |
"
Der Unterschied zwischen Preis und Wert, zwischen der Ware, gemessen durch die
Arbeitszeit, deren Produkt sie ist, und dem Produkt der Arbeitszeit, gegen die
[sie] sich austauscht, dieser Unterschied erheischt eine dritte Ware als Maß,
worin sich der wirkliche Tauschwert der Ware ausdrückt. Weil der Preis nicht
gleich dem Wert ist, kann das wertbestimmende Element - die Arbeitszeit - nicht
das Element sein, worin die Preise ausgedrückt werden, weil die Arbeitszeit sich
zugleich als das bestimmende und das nichtbestimmende, als das gleiche und
ungleiche ihrer selbst auszudrücken hätte. Weil die Arbeitszeit als Wertmaß
nur ideal existiert, kann sie nicht als Materie der Vergleichung der Preise
dienen. (Hier zugleich geht Licht auf, wie und warum das Wertverhältnis im Geld
eine materielle und besondere Existenz erhält. Dies weiter auszuführen.) Der
Unterschied von Preis und Wert erheischt, daß die Werte als Preise an einem
andren Maßstab als ihrem eignen gemessen werden. Preis im Unterschied vom Wert
ist notwendig Geldpreis. Hier erscheint, daß der nominelle
Unterschied zwischen Preis und Wert durch ihren realen bedingt ist.
"
(42:75)
Ganz allgemein, sind Form und
Inhalt nicht getrennt zu denken, warum trenne ich sie
dann mit ihren Bestimmungen. Die Dialektik von Form und Inhalt ist einerseits
richtig gesehen, dass beide nicht trennbar sind, also
unter bestimmten Gesichtspunkten nicht auseinanderfallen, andererseits aber sind
sie selbstverständlich über ihre Bestimmungen getrennt
und drücken verschiedene Momente ihrer Einheit, mit Hegel/Marx ihrer Identität
des Nicht-Identischen, aus. Dies ist geradezu ein Grundsatz der dialektischen
Denkweise.
Weiterhin ist klar, dass eine Form verschiedene Inhalte und ein Inhalt
verschiedene Formen annehmen kann. Hier also rein logisch
argumentieren zu können, schließt sich damit aus.
Marx hätte sich sicherlich nicht die Mühe gemacht, die ganze Wertformanalyse
wäre überflüssig, wenn es nicht genau darum ginge, dass
gerade beim Wert Inhalt und Form auseinanderfallen müssen, will man in der
Analyse über die bürgerliche Sicht der Oberfläche hinausgelangen.
Die wirklichen Verhältnisse gebären diesen Unterschied in dem Widerspruch, dass
sich Privatarbeiten vermöge ihrer Produkte als Teil der gesellschaftlichen
Arbeit, also gerade ihrem bestimmten Gegenteil darstellen müssen. Diese
Notwendigkeit ist die Ursache für das Erscheinen des Wertes und seiner Form
als Ausdruck dieses widersprüchlichen gesellschaftlichen Verhältnisses. Das ist
der von der monetären Werttheorie so betonte qualitative Gehalt
des Zusammenhanges von Form und Inhalt bei Wert und Tauschwert.
Nicht zuletzt sind es auch die Widersprüche in der Wirklichkeit des
Kapitalverhältnisses, welche die Kategorien ihres Begreifens erst selbst
hervorbringen, die objektiven Gedankenformen, welche sie sind.
"
Es ist gerade der Fehler Ricardos, daß er in seinem ersten Kapitel über den
Wert(625) allemöglichen Kategorien, die erst entwickelt werden sollen, als
gegeben voraussetzt, um ihr Adäquatsein mit dem Wertgesetz nachzuweisen.
"
(Kugelmannbrief)
"
In dieser Sichtweise besteht zwischen Wert und Preis eine analytisch-abstrakte,
nicht jedoch eine reale und womöglich gar quantifizierbare Differenz.
Auch fallen beide zeitlich zusammen. Von daher kann die Marx'sche Formulierung
zumindest als unglücklich bezeichnet werden. Denn zwei logisch voneinander
getrennte Bestimmungen können natürlich niemals kongruent sein.
"
(S. 56)
Wie gerade festgestellt, ist der Wert nicht der Preis, weder in der
Wirklichkeit, noch in der Theorie, welche die Wirklichkeit beschreiben sollte.
Ein Wert hat verschiedene Tauschwerte, weil diese aber offensichtlich etwas
gleiches ausdrücken, kann man analytisch auf dieses gemeinsame
schließen und es Wert nennen, was ja gerade das Ziel des Abstraktionsschrittes
am Anfang des 'Kapital' ist.
"
Ebenso sind die Tauschwerte der Waren zu reduzieren auf ein Gemeinsames, wovon
sie ein Mehr oder Minder darstellen.
[Herv. v. P.H.]"
(23:52)
Eine Möglichkeit ist, das wir zwar Quantitäten haben, aber keine
"quantifizierbare Differenz" existiert, weil diese Quantitäten
nicht vergleichbar sind. Das eine ist beim Tauschwert eine Geldmenge, beim Wert
hingegen ein Quantum der
"dingliche Reflexion eines gesellschaftlichen Verhältnisses". Dann muß geklärt
werden, ob und dann wie, der Zusammenhang
Form-Inhalt, diese Quantitäten beeinflußt.
Es könnte keine "quantifizierbare Differenz" bestehen, wenn Wert und/oder
Tauschwert gar nicht quantifizierbar sind.
Aber der Tauschwert hat zugegeben eine quantitative Bestimmung als Preis und
eine Überschrift hier lautete 'Wertgröße', welches
also ebenso eine quantitative Bestimmung ist. Also besitzen beide
Kategorien eine quantitative Bestimmung.
Weiterhin, wenn also keine "quantifizierbare Differenz" zwischen Wert und
Tauschwert besteht, heißt das aber nun,
Wert- und Preisgröße stimmen überein, indem man beides identifiziert. Also die
Wertgröße hat ihre Existenz im Preis,
also ist die Wertgröße der Preis. Das scheint mir eine klare
Schlußfolgerung aus dem monetären Standpunkt zu sein.
Dann ist auch klargelegt, da wir eine Identität haben, kann es auf bestimmte
Weise keinen zeitlichen Unterschied geben
und der Unterschied ist ein nur qualitativer. (das es so etwas in der Marxschen
Logik nicht geben kann, soll hier nicht weiter diskutiert werden)
Trifft man aber diese Identifikation und das scheint mir der einzig plausible
Weg aus obigem Standpunkt, hat man nicht
doch wieder Wert und Tauschwert eingeebnet? Aber gerade logisch gesehen passt
das überhaupt nicht dazu, dass ein Wert
verschiedene Tauschwerte hat. Also hat der Wert verschiedene Größen seiner
selbst, denn diese Größe ist ja im Tauschwert
identifiziert. Über diese Identifikation hat man also bei genauerem Besehen den
Abstraktionsschritt bei Marx wieder
rückgängig gemacht, da ja gerade von den Besonderheiten abgesehen werden sollte
um die "Waren zu reduzieren auf ein Gemeinsames".
Meiner Ansicht nach ist man solcherart hinter Marx zurückgeschritten, weil einen
nun die Aussage Marx' trifft:
"
Es ist gerade der Fehler Ricardos, daß er in seinem ersten Kapitel über den
Wert(625) allemöglichen Kategorien,
die erst entwickelt werden sollen, als gegeben voraussetzt, um ihr Adäquatsein
mit dem Wertgesetz nachzuweisen.
"
(Kugelmannbrief)
Sprich die Quantitätstheorie, wie auch andere, krankt daran, gerade den
Unterschied von Wertgröße und Preis nicht zu kennen und
die Erscheinung für das Wesentliche zu halten, der Tauschwert bestimmt den Wert
mit.
Ein Beispiel aus dem anorganischen Sein wäre das Gravitationsgesetzt. Die
Phänomene, ein 'Apfel fällt vom Baum auf den Kopf'
und die 'Planeten kreisen um die Sonne', scheinen nichts gemeinsam zu
haben. Nun ist es aber gerade die Aufgabe der Wissenschaft
nach Marx und auch Hegel, diesen Schein zu durchleuchten, um zum Wesentlichen,
nämlich der inneren Einheit, der Indentität des
Nicht-Identischen zu kommen. Heißt bei unserem Beispiel, die Nicht-Identischen
'Apfel fällt' und 'Planeten kreisen' sind identisch
darin, das sie Erscheinungen desselben sind, nämlich des Gravitionsgesetzes. Sie
sind Formen, worin dieser gesetzmäßige Inhalt
nicht nur logisch-analytisch sich offenbart, sondern wirklich und zwar als
Prozess erscheint.
Logisch gesehen ist es ein Widerspruch, wenn der Wert der Ware X zur gleichen
Zeit aber verschiedenem Ort,
nämlich bei Handelskette A und bei Handelskette B, eine verschiedene Größe hat.
Dies kann er aus den unterschiedlichsten Gründen haben,
z.B.als Kampfpreis oder als Angebot, was aber im Schnitt über die
Mischkalkulation wieder hineinkommt.
Man sieht, wir befinden
uns an der Oberfläche und so gesehen nahe an den Phänomenen. Solcherart
Tauschwerte werden konkreter als Marktpreise gefaßt.
Es ist ein Widerspruch, wenn Wert und seine Form "nicht unabhängig voneinander
zu denken sind",
keine "quantifizierbare Differenz" existiert, sie sich aber trotzdem nicht
gleichen, bzw. der Wert in seiner Größe sich selbst nicht.
"
Wert und Preis können insofern übereinstimmen , also kongruent sein,
als daß der erstere den einzigen Bestimmungsgrund
für die Größe des letzteren darstellt. Ist dies nicht der Fall, bestimmt
sich also die Preisgröße einer Ware durch weitere
Faktoren, sind beide einander nicht
"
(S. 56)
Geschickt gemacht. So der Wert als alleiniger Bestimmungsgrund gilt, dann heißen
Tauschwert und Wert kongruent oder deckungsgleich. Dies ist aber nur eine
qualitative Bestimmung und beinhaltet gerade keinen quantitativen Zusammenhang.
Hat man z.B.Monopolstellung, so ist dies eben nicht der Fall. Diesen Fall
betrachtet Marx aber im ganzen 'Kapital' nur an wenigen Stellen
und ganz sicher ist dies nicht die, der Darstellung zugrundeliegende,
"ceteris-paribus-Annahme", dass die Waren zu ihren Werten verkauft
werden.
Streng genommen, macht es gar keinen Sinn auf dieser Konkretionsstufe diese
Annahme zu treffen. Denn wenn die Wertgröße der Preis ist,
dann wird immer zum Wert verkauft, daran kann eine Monopolstellung gar nichts
ändern.
"
Letztlich wird aber von Marx der Zusammenhang zwischen Wert und Preis als der
entscheidende Bestimmungsfaktor für die Preisgröße einer Ware eingeschätzt. Dies
folgt schon unmittelbar daraus, daß in der bürgerlichen
Gesellschaft das ZAP nur mit Hilfe der Werteigenschaften der Waren gelöst
werden kann.
"
(S. 56)
Marx hat da weder "eingeschätzt", noch ging es ihm um die Preisgröße. Es geht
um die qualitativen wie quantitativen Bestimmungen des Wertes, damit um das
Verhältnis Wert-Tauschwert als das von Wesen und Erscheinung, damit die Lüftung
des Geldrätsels, einer Fundamentalkritik der bürgerlichen Ökonomie und der
Beschreibung ihrer und allgemeinerer Bewegungsgesetze. Die monetäre Werttheorie
möchte ja nun über Marx hinausgegangen sein, messen wir sie an kommenden
Resultaten.
Aber was sagt die monetäre Werttheorie zur Lösung des ZAP,
welches offensichtlich gelöst wird.
Es kann doch wohl nicht sein, dass hier still schweigend eine Nichterkennbarkeit
hereingekommen ist, eine Antinomie, etwas nicht zu ergründendes.
Was für Größen treten bei der Lösung des ZAP auf, wie kann man sie bestimmen,
wie hängen sie mit den Wertgrößen zusammen?
Wenn, wie Fröhlich sagt, das ZAP ein wichtiger Punkt bei Marx' Werttheorie ist,
hat er sich in seiner Antwort, die im
Kugelmannbrief steht getäuscht?
3.8. Geld als Geld
"
Folgt man der Marx'schen Werttheorie, so kann ein systematischer, prämonetärer
Warentausch nicht stattfinden ohne einen Bezug zum Geld konstituiert sich
kein Wert und existieren keine Waren. Dieser Umstand wurde bereits mehrfach
betont.
Der reale Warenaustausch, also die tatsächliche Zirkulation der Waren, bedarf
deshalb der Vermittlung des Geldes. Wir erhalten durch diese Feststellung eine
weitere Geldfunktion, nämlich die des Zirkulationsmittels ...
"
(S. 57)
Es ist umgekehrt, aus der zunehmenden ''Systematik'', d.h.zunehmenden Bedeutung
und Umfang des Tausches bildete sich das Geld notwendig heraus. Der Tausch fand
immer statt, auch ein systematischer und prämonetärer, aber eines seiner
Produkte waren verschiedenste Geldformen, die sich bis heute zum Gold
ausdünnen.
Das ist eine schwer zu entscheidende Frage, wann man in der Geschichte nun von
Werten und Waren sprechen kann. Es wurde schon darauf hingewiesen,
dass bei der Durchsetzung des Wertgesetzes es sich um einen langen Prozeß, bis
zum Aufsteigen als Dominanzverhältnis, handelt.
Nimmt man beispielsweise das Handelskapital der Phönizier, so ist z.B. durchaus
von Kapital zu sprechen in dem Sinne, dass ganz
metallisch handgreiflich aus Geld mehr Geld, oder aus mehr Gold/Silber/Kupfer,
mehr Gold/Silber/Kupfer wurde, verschiedenster Prägungen.
Ihr Handelskapital durchläuft die notwendigen Transformationen G-W-G'. Das es
sich beim Mehrwert allgemein um Arbitragen handelte, welches sich
eben nicht aus dem bürgerlichen Klassenverhältnis ergab, zeigt auch, dass das
Kapitalverhältnis weder entwickelt sein konnte, geschweige
denn dominant war. Wir haben also eine Früh- oder Keimform des Kapital ohne das
Kapitalverhältnis selbst, einen Widerspruch, den
die Geschichte gelöst hat.
Aber, das ist nicht das entscheidende. Der Produktenaustausch hat seine
Bedingtheit darin, dass er notwendig wird, wenn verschiedene
Privatarbeiten nebeneinanderstehen und vermittelt werden müssen. Dieses 'privat'
betrifft das Eigentum, d.h. die exklusive Verfügbarkeit und kann so
Gemeinschaften
wie Kapitalisten zugestanden werden. Also ist Warenaustausch auch
Produktenaustausch. Das wesentliche an diesem Tausch aber ist, dass er hilft,
das ZAP
zu lösen. Je größer also die Teilung der Arbeit und damit die Vergesellschaftung
der Produkte, umso größer die Rolle des Produktentausches zur Lösung des ZAP bis
hin zur Dominanz unter bestimmten Bedingungen in bestimmter Form.
"
Es wird selbst zum ökonomischen Zweck. Das Ziel einer ökonomischen Handlung
leitet sich nun nicht mehr zwangsläufig aus dem Austausch von Gebrauchswerten
ab, sondern dem Tauschwert einer Ware kommt ein potentiell dominierender
Charakter zu Marx spricht daher von der Sisyphosarbeit der Akkumulation
(23: 147). Unter diesem Gesichtspunkt wird auch verständlich, was Marx unter
Geld als Geld versteht. Die Formulierung bezieht sich auf den
Selbstzweckcharakter des Geldes. Dieses erlangt jetzt eine Bedeutung, welche
sich nicht mehr nur wie zuvor auf seine Vermittlungsfunktionen bei der
Vergesellschaftung der bürgerlichen Privatarbeit bezieht.
"
(S. 59)
"
Zugleich drückt Geld erst als Weltgeld, d.h. in einem universellen
Zusammenhang, seine wirkliche Bestimmung aus:
Erst auf dem Weltmarkt funktioniert das Geld in vollem Umfang als die Ware,
deren Naturalform zugleich unmittelbar gesellschaftliche Verwirklichungsform der
menschlichen Arbeit in abstracto ist. Seine Daseinsweise wird seinem Begriff
adäquat. [Hervorh. v.m., N.F.] (23: 156)
"
(S. 59 f)
"
Allerdings muß hier angemerkt werden, daß ein solches Weltgeld sich bisher
nirgendwo entwickelt hat, sondern vielmehr die regionale US-Währung Dollar
diese Aufgabe übernimmt neuerdings unter der Konkurrenz der neuen europäischen
Währung Euro (vgl. Heinrich 2001: 249).
"
(S. 60 f)
Man könnte mit Marx sagen, dass das Weltgeld eben das Gold ist, aber das ergibt
die scheinbare Schwierigkeit der fehlenden Goldpreisbindung.
"
Die Funktionen der Schätze entspringen also teils aus der Funktion des Geldes
als inneres Zirkulations- und Zahlungsmittel, teils aus seiner Funktion als
Weltgeld.(110a) In der letzteren Rolle ist stets die wirkliche Geldware,
leibhaftes Gold und Silber, erheischt, weswegen James Steuart Gold und Silber,
im Unterschied von ihren nur lokalen Stellvertretern, ausdrücklich als money of
the world <Weltgeld> charakterisiert.
"
(23:158 f)
3.9. Der ''fehlende'' Übergang im Kapital
#################################### Bearbeitung Struktur
"
Dominiert dagegen der Tauschwert das Geschehen, finden wir (ebd.) hingegen
die Bewegung G - W - G und damit (Geld-) Kapital vor. Marx leitet diese also
nicht, wie zuvor die verschiedenen Wertformen, kategorial durch eine
Widerspruchsanalyse ab. Im Gegenteil, die Bewegung G - W - G scheint, bis auf
die unterschiedlichen Handlungsmotive der Waren bzw. Geldbesitzer, auf der
gleichen analytischen Ebene zu existieren wie die Bewegung W1 - G - W2. Diese
neue Bewegung gründet sich offenbar auf einer empirischen
Selbstverständlichkeit, die keiner weiteren Begründung bedarf, denn sie wird
einfach vorgefunden . Beide Bewegungen scheinen der Analyseebene somit
äußerlich zu sein (vgl. Heinrich 2001: 253f.).
"
(S. 61f)
"
Hier ist der Übergang von der Bewegung W1 - G - W2 der einfachen Zirkulation
hin zu der Bewegung G - W - G nicht mehr als zwingend zu erkennen, sondern
erscheint unter dem Rückgriff auf empirische bzw. historische Argumente als
lediglich eine mehr oder weniger plausible Überlegung. Daher soll der
kategoriale Ableitungsversuch, den Marx im Kapital nicht (mehr) aufgeführt
hat, im folgenden Unterabschnitt erläutert werden.
"
(S. 62)
"
Ebenso wie die einfache Wertform bildet die einfache Warenzirkulation eine
analytische Konstruktion, deren Attribut einfach darauf hindeutet, daß sie
noch einer weiteren Entwicklung bedarf, damit der zu analysierende Gesamtprozeß
seinem Wesen nach angemessen erfaßt werden kann. Daß die einfache
Warenzirkulation in einem solchen Sinne zu verstehen ist, wird auch in den
Grundrissen deutlich, wo Marx die einfache Zirkulation ebenfalls als oberfl¨
achlichen Schein der bürgerlichen Gesellschaft darstellt (II/1.1: 177). Im
Kapital spricht er dies hingegen weniger deutlich aus, weist aber ebenfalls
daraufhin, daß die einfache Zirkulation nicht mit einer historischen
Entwicklung verwechselt werden darf (23: 128, Fn. 73).
"
(S. 62)
#####
"
Die alleinige Lektüre des Kapitals versperrt den Zugang zu dem zentralen
Zusammenhang von Inhalt, Form und Prozeßhaftigkeit des Werts. Die Ansicht
Backhaus (1998: 349f.), Marx habe seine Theorie im Fortgang von den
Grundrissen hin zum Kapital auf eine problematische Weise popularisiert, findet
hier einen deutlichen Beleg.
"
(S. 67)
"
Fussnote (1)
Nach den bisherigen Erläuterungen sollte klar sein, daß der Mehrwert, genauso
wie der Wert allgemein, nicht in dem Sinne einfach in der Produktionssphäre
entsteht, als daß er prämonetär und zirkulationsunabhängig existieren
kann. Er findet zwar seine grundsätzliche Ursache in der arbeitsteiligen
Privatarbeit der Produktionssphäre, kann sich dort aber nicht in einer adäquaten
Form konstituieren. Dies ist bei den folgenden Betrachtungen, die sich
auf die Produktionssphäre beziehen und von der Zirkulationssphäre
abstrahieren, immer mitzudenken.
"
(S. 68)
Das Gute an der Marxschen Darstellung ist gerade, dass sie voraussetzen kann,
das die Zirkulation funktioniert, ohne dabei dem Wesen der Sache nicht gerecht
werden zu können, zumindest, wenn man eine Marxsche Arbeitswerttheorie zu Grunde
legt.
Solches müßte die monetäre Werttheorie ihrerseits erst einmal leisten.
Wenn man mit Backhaus feststellt, dass der Wert und Mehrwert bei Marx
prämonetärer Art ist, Marx aber angeblich die monetäre Werttheorie zumindest im
Ansatz entwickelt hat, wäre es dann nicht notwendig, die Existenz und Größe des
Mehrwertes nach dieser moderneren Wertauffassung zu reformulieren?
Ich würde auch gerne wissen, was äquivalent im Äquivalententausch bedeuten soll.
Sind Waren äquivalent, wenn sie die gleiche Menge Geld kosten? Dann wären wir
wieder bei den bürgerlichen Tauschwerttheoretikern. Wenn das aber nicht so ist,
hat der Wert überhaupt einen Ausdruck in Geld, der entsprechend ist?#####
Oder landen wir doch wieder bei Arbeitsstunden. Dann müssten diese aber in ihrer
Vermittlung zwischen Wert und Preis gezeigt werden, was ausdrücklich kein
Transformationsproblem meint, sondern mindestens das Aufzeigen des
gesellschaftlichen Wirkmechnismus.
Bei Fröhlich findet sich nach dem Hinweis, die Zirkulationssphäre immer
mitzudenken, kein Versuch, das Fragliche zu leisten. Vielmehr wird die Marxsche
Darstellung referiert, die ja generisch auf der Arbeitswerttheorie basiert. Es
ist doch nirgendwo zu übersehen, dass durchgehend in Arbeitsstunden gerechnet
wird, aber nicht nur das. Die Wesensbestimmungen von Geld und dem Kapital selbst
werden mittels arbeitswerttheoretischer Grundlagen gemacht.
Die Schwierigkeit dürfte mindestens darin liegen, dass die Wertgröße monetär
schwer zu bestimmen ist. Selbst wenn man den Ausweg der "abstrakten
Arbeitszeit" beschreitet, müsste man diese Quantifizieren. Denn Mehrwert
ist ja nun gerade ein Quantitätsüberschuß. Läßt sich dieses mittels Geld
direkt
und wesentlich ausdrücken? Dafür kommt dann gleich ein formaler Parameter ins
Spiel.
"
Die Marx'sche Analyse des Kapitalwerts als ein Verwertungsprozeß setzt damit
zwingend die Existenz der Lohnarbeit voraus. Werttheorie läßt sich im Marx
schen Sinne ohne die Kategorie des Kapitals und der Lohnarbeit nicht denken. Sie
kann daher zugleich als Arbeitswerttheorie wie auch als Kapitalwerttheorie
bezeichnet und als solche jenseits der KPW nicht begründet werden (Brentel
1989: 263-266).
"
(S. 71)
Dieser Satz überrascht mich dann doch ehrlich und ich pflichtete ihm gerne
vollständig bei, wenn die Phönizier nicht wären, bei denen -Kapital im Werden-
vorhanden
ist. Wenn man mit Gesellschaft kategorial umgeht, ist die Geschichte, auch der
Begriffe, selbst immanent. Formal haben wir eine Kapitalbewegung, obwohl das
Kapitalverhältnis nicht existiert, keine wirkliche Verwertung von doppelt freien
Lohnarbeitern stattfindet. Also eine Kapitalverhältnis als vorherrschende
Reproduktionsform ist ohne Lohnarbeit nicht existent und auch nicht ohne Geld -
unzweifelhaft.
"
In der Tat ist die kapitalistische Produktion die Warenproduktion als allgemeine
Form der Produktion, aber sie ist es nur, und wird es stets mehr in ihrer
Entwicklung, weil die Arbeit hier selbst als Ware erscheint, weil der
Arbeiter die Arbeit, d.h. die Funktion seiner Arbeitskraft, verkauft, und zwar,
wie wir annehmen, zu ihrem durch ihre Reproduktionskosten bestimmten Wert. Im
Umfang, wie die Arbeit Lohnarbeit wird, wird der Produzent industrieller
Kapitalist; daher die kapitalistische Produktion (also auch die Warenproduktion)
erst in ihrem ganzen Umfang erscheint, wenn auch der unmittelbare ländliche
Produzent Lohnarbeiter ist. In dem Verhältnis zwischen Kapitalist und
Lohnarbeiter wird das Geldverhältnis, das Verhältnis von Käufer und Verkäufer,
ein der Produktion selbst immanentes Verhältnis. Dies Verhältnis aber beruht der
Grundlage nach auf dem gesellschaftlichen Charakter der Produktion, nicht der
Verkehrsweise; dieser entspringt umgekehrt aus jenem. Es entspricht übrigens dem
bürgerlichen Horizont, wo das Geschäftchenmachen den ganzen Kopf einnimmt, nicht
im Charakter der Produktionsweise die Grundlage der ihr entsprechenden
Verkehrsweise zu sehn, sondern umgekehrt.(7)
"
(24:119 f)
Wie kommt nun Fröhlich von Arbeitsstunden bei Marx zum Geld?
Es wird einfach umdeklariert und aus Arbeitsstunden werden umstandslos
Geldeinheiten "GE" gezaubert. ("Geldform, d.h. in GE," S.73)
Wie im Zitat ist dem Kapitalisten alles Geld und alles Geld ist ihm Kapital
| [Kapital-Geld] |
"
Die Notwendigkeit der Wertdarstellung in GE folgt auch unmittelbar daraus, daß
der Wert sich an der dazugehörigen Ware nicht selbständig ausdrücken läßt. Wie
die Wertformanalyse ergeben hat, muß es ein allgemeines Äquivalent
zur Wertdarstellung geben. Zwar kann man prinzipiell von dieser Notwendigkeit
aus analytischen Gründen abstrahieren z.B. um sie überhaupt ableiten zu
können, auf dem jetzigen Entwicklungsstand der Marx'schen Darstellung käme
dies jedoch einem theoretischen Rückschritt auf die Ebene des ersten und
zweiten Abschnitts des ersten Kapitels des Kapitals gleich.
"
(S. 73)
Ich finde diesen formalen Übergang unvermittel und nicht plausibel.
Im Allgemeinen aber findet der Wert natürlich seinen Ausdruck nicht nur im Geld.
Wäre das so, wäre es unmöglich von Äquivalenz zu sprechen. Waren drücken nach
Marx
ihren Wert in einer anderen Ware aus, aus welchem Verhältnis sich das Geld
entwickelt. D.h.aber eben, dass der Wert in jeder Ware erscheint, sobald sie
sich aufeinander beziehen und eben nicht nur im Geld.
"
Darstellungen vom Typ der Gleichung (4.1) dürfen daher nicht als prämonetäre
Bestimmung aufgefaßt werden, auch wenn Marx selbst nicht immer eine GE
verwendet (z.B. 23: 227, 232).
"
(S. 73f)
Marx verwendet hingegen durchgehend Arbeitsstunden, von Geldeinheiten ist
bei ihm nie die Rede. Warum auch, ist doch die Geldform der
Kapitalbewegung als ein Teil immanent.
Gut, nun hat man das Problem der quantitativen Bestimmung auf das Geld
verschoben. Nun kommt aber der Moment, wo dies mit dem Marxschen Grundgerüst
kollidiert. Jetzt wäre der Augenblick, Marx in monetärer Weise
weiterzuentwickeln oder, so man ihm diese Sichtweise unterlegt, Marx
mit nachholenden ''Definitionen'' zu sich selbst kommen zu lassen.
"
Holt man diese Definition jedoch nach, so ergibt sich ein neues Problem. Denn
bekanntlich realisiert sich der Wert und damit auch der Mehrwert m erst in
bzw. durch die Zirkulationssphäre, ist also zum Zeitpunkt der Produktion nur
latent vorhanden. Dies wurde ausführlich in den Abschnitten 2.2 und 2.3.1
diskutiert. Er kann daher in der Produktionssphäre nicht zum gleichen
Zeitpunkt und in der gleichen Recheneinheit wie c und v dargestellt werden,
denn diese haben die Zirkulationssphäre zum Zeitpunkt der Produktion bereits
als wert- bzw. preisbestimmte Waren verlassen. Schon aufgrund der Notwendigkeit
der Bildung korrekter Recheneinheiten läßt sich m lediglich als
dimensionsloser Parameter symbolisch andeuten.(1) Eine solche Klärung
fehlt
leider im Marx'schen Original. Dies leistet der Interpretation Vorschub, den
Wert als prämonetäre Substanz zu verstehen, die der Ware bereits im
Produktionsprozeß zugefügt wird.(2)
...
Fussnote (1) Vgl. zum Problem des Gewinns und seiner Darstellung in einer
logisch
konsistenten Rechendimension auch die Erläuterungen von Helmedag (1999:
72-76).
Fussnote (2)
Dies entspricht der bereits erwähnten Pfannkuchentheorie (vgl. S. 31, Fn.
1). Vermeidet man den Fehler einer solchen Wertauffassung, so stellt sich auch
das berüchtigte Transformationsproblem (vgl. hierzu Helmedag 1994: 182-186
oder Heinrich 2001: 267-271), d.h. die Transformation von prämonetären
Werten in Produktionspreise, nicht. Denn in einer nicht-substantialistischen
Wertauffassung existiert nirgendwo ein prämonetärer Wert, der diesbez¨
uglich transformiert werden müßte oder könnte (Heinrich 2001: 277- 284).
"
(S. 74)
Es könnte sein, dass diese "Klärung" bei Marx fehlt, weil sie nicht in seinem
Sinne war, vielmehr seiner Wertbestimmung widerspricht, welches meine These.
Wie aber wird nun eine bestimmte Geldmenge an einen bestimmten Wert vermittelt
unter der Voraussetzung, dass der Preis nicht gleich dem Wert sein kann?
Es wird einfach eine mathematische Reformulierung getätigt, um dem Problem Herr
zu werden. Einen dimensionslosen Parameter einzuführen, ersetzt hingegen keine
kategoriale Erklärung. Der Kern ist dieser, dass man mit der Reformulierung der
Arbeitsstunden als Geldeinheiten gar nichts gewonnen hat und insbesondere das
Problem der Ungleichzeitigkeit von Wesen und Erscheinung, sowie der Inkongruenz
von Wert und Preis nicht lösen kann.
"
Fussnote (1)
Hier muß beachtet werden, daß ich in meiner Darstellung immer unterstelle, daß
der Preis einer Ware ausschließlich durch die Bedingungen ihrer Wertproduktion
bestimmt wird. Tatsächlich kann, schon aufgrund inflationärer Tendenzen, der
Wert einer Ware sinken, ohne daß gleichzeitig ihr Preis sinkt. Dies gilt auch
für den Wert der Arbeitskraft. Da Inflation aber ein Phänomen verkörpert,
daß im statistischen Mittel für alle Waren gilt, ist im Falle der Arbeitskraft
zugleich auch der Preis der von ihr produzierten Wertmasse inflationär erhöht.
Es läßt sich daher annehmen, daß beide Effekte sich auf
gesamtwirtschaftlicher Ebene statistisch aufheben. Die Annahme der
ausschließlich wertbestimmten Preise läßt sich somit aufrecht erhalten. Zudem
müßten im Zusammenhang einer werttheoretischen Betrachtung inflationäre
Tendenzen nicht anhand der Kaufkraft des Geldes, sondern der Kaufkraft einer
Lohnminute dargestellt werden (vgl. Helmedag 1994: 327).
"
(S. 76f)
Hier haben wir aber plötzlich mitten in der Erklärung "daß im statistischen
Mittel für alle Waren gilt"
die Existenz des Durchschnittes gefunden als Eigenschaft der Totalität der Ware
und
es ist sogar die Rede von sich aufhebenden gesamtwirtschaftlichen Effekten.
Warum
benutzt man diese Einsicht nicht, was Helmedag übrigens versucht, um die
Vermittlung von Wert und Produktionspreis zu tätigen. Aber nein.
| [Statistischer Durchschnitt] |
Was ist aber nun, wenn beide nicht übereinstimmen, was der Regelfall sein
dürfte? Wie wird nun zwischen der Geldmenge, welche den Preis vorstellt und der
Geldmenge, welche den Wert vorstellt vermittelt? Beide sollen ja nach Heinrich
quantitativ nicht identisch sein. Das wird wohl eine offene Frage bleiben.
"
In dieser reformulierten Gleichung werden lediglich Geldeinheiten addiert, also
Waren, deren Wert sich durch einen Kauf bereits realisiert hat. Daß das
Endprodukt j, gemessen in GE, eine größere Wertmenge verkörpert als das zu
seiner Produktion verausgabte konstante und variable Kapital, ist an dem
dimensionslosen Parameter r zu erkennen.
...
Ökonomisch bedeutet dies eine Wertschöpfung über den ursprünglichen
Wert der Arbeitskraft hinaus. Ein positiver Betrag von r korrespondiert daher
mit der Leistung von Mehrarbeit. Gilt hingegen, daß r = 0, so wird lediglich die
notwendige Arbeit verrichtet, mithin also kein Mehrwert produziert. Bei einem
negativen r findet nicht einmal die notwendige Arbeit statt, es tritt also ein
ökonomischer Substanzverlust ein.
"
(S. 75)
Hier ist dann die Frage, was passiert bei Wertrevolutionen? Wird eine Ware
entwertet, so doch im Nachhinein die für sie verausgabte Menge Geld. Man kommt
nicht darum herum, dass sich der Wert einer Ware erst post festum
herausstellt und sei er auch im Geld gemessen.
Das sich der Wert bereits realisiert hat, weil er Geldform angenommen hat ist
reine Illusion und gilt nur für den Verkäufer in diesem Augenblick des
Verkaufs. Denn bezüglich des nun den Geldwert
stofflich, z.B.als Maschine oder Hilfsstoff, in der Hand haltenden Kapitalisten
ist dieser Wert noch gar nicht realisiert, sondern hat nur seine
Form
gewechselt, von Geld in Produktionsmittel, dann in Ware und hoffentlich wieder
in Geld. Vor dem Spiel ist nach dem Spiel. Hier drückt sich unmittelbar die
Gewalt der Dynamik des Kapitals aus, vorher ist nachher, Geld nur ein
flüchtiger Augenblick als Form für den Wert, in ständigem Wechsel und ständiger
Wandlung seiner Größe.
| [Der Fluß des Geldwertes - die Metamorphosenreihe des Wertes] |
Es ist also offensichtlich, dass die monetäre Werttheorie keine Lösung findet.
Wenn ich in G-W-P..P-W'-G' die Wertbestimmung an die Stelle G' fixiere und damit
dem Wert seine Existenzform als Kapitalwert, der nur in Bewegung existiert,
nehme, ist nichts gewonnen. Das G', was sich scheinbar realisiert hat, ist flux
in der Hand wieder nur ein G, seine Eigenschaft als Resultat ist sofort in der
Beliebigkeit der Geldstückchen verschwunden. Es ist also sofort wieder nur
Ausgangspunkt einer neuen Bewegung, seinen Wert zu erhalten und zu vermehren.
Er muss sich vielmehr ständig wieder realisieren und tut dies auch. Kapital ist
Bewegung.
#### zitat Resultat ausgelöscht
Wenn man schon so formal vorgeht und den Wert der Ware in Geld ausdrückt, die
gerade produziert wird, so ist dies auch erst einmal antizipiert. Für die
einzelne Ware, darauf hat Fröhlich selbst hingewiesen und baut auch die ganze
monetäre Werttheorie auf, muß sich der Formwandel in Geld erst noch vollziehen.
Das heißt, das Umwandeln der Arbeitsstunden in Geldeinheiten ändert an dem
Problem der Ungleichzeitigkeit rein gar nichts, weil wie richtig bemerkt der
Formwandel des Kapitals ein notwendig ständiger Prozeß ist, die eigentliche
Existenzweise des Kapitals, des Kapitalwertes.
Das Problem, wenn man sich auf das Geld
festlegt, wird sogar viel größer. Denn man hat ein festes Quantum Geld
verausgabt. Durch Entwertung der damit produzierten Ware, entwertet sich doch
quasi diese Geldmenge. Im Resultat ist es so, das ich post festum mehr gezahlt
hätte als vorher.
Begreift man an dieser Stelle den Wert des Geldes als von irgendjemand
dekretiert,
denn es bleibt die Frage des Wertgehaltes reiner Repräsentanten ohne
Warendasein,
dann wird letztendlich, den Kapitalkreislauf gesehen, jeder existierende Wert
dekretiert.
Denn wenn ich mit einem Zwangskurs-Geld etwas kaufe und damit produziere, dann
ist
doch unter Annahme eines Wertformwechsels der Wert der Ware auch ein
erzwungener,
er wird außerdem wieder in Zwangskurs-Geld realisiert. Hat das dann aber noch
etwas mit der Produktion zu tun ? Damit ist dann aber auch der Kapitalwert
dekretiert.
| [Dekretiertes Kapital] |
Zum weiteren.
Es schon merkwürdig, c und v als Werte in Geld auszudrücken und den Mehrwert
nicht in derselben Weise, weil er ja noch nicht sich realisiert hat, also nach
der monetären Werttheorie auch keine Existenz besitzt, weshalb man ihn als
Parameter ausdrücken muß. Aber der hier gemachte Unterschied dieser Wertsummen
c+v und andererseits m ist fiktional und völlig logizistisch.
Wie soll das gehen? Die Waren, welche in den Produktionsprozeß eingehen sind
Täger des Tauschwertes. Diese werden im Arbeitsprozeß konstruktiv vernichtet.
Was hat hier der Ausdruck der Werte in Geld zu schaffen. Aber wenn nun der
Wertträger
kontruktiv vernichtet ist im Produktionsprozess, dann doch unmittelbar
sein Wert. Die Regel ist gerade bei Hilfsstoffen, dass ihre stoffliche
Seite vollständig verschwindet und noch nicht einmal stofflich in das Produkt
eingeht, wie z.B.die Bohrmilch oder Schmiermittel. Aber die Wertseite des
Produktes tut dies dennoch. Der Wert des gerade vernichteten Wertkörpers wird
als Teil des konstanten Kapitals übertragen.
Die Wertübertragung ist dem Wert immanent in der Weise, dass in der gnAz z.B.die
angesprochenen Hilfsstoffe in ihrer durchschnittlichen Notwendigkeit schon
enthalten sind. Wie will man ohne die Arbeitszeitquanta zu betrachten eine
Wertübertragung anders erklären als als Metapher.
#####
Mag sich eine Ware für ihren Verkäufer im Wert realisiert und in Geld
niedergeschlagen haben, für den Käufer beginnt nun er der Kampf, bei der
Vernichtung dieses Wertkörpers möglichst einen Wertkörper zu schaffen, welcher
mehr wert ist. Hier zeigt sich allerdings, dass sich sowohl die naturalistische,
wie auch die monetäre Wertsicht als völlig unzureichend erweist, da sie an der
Metamorphosenreihe des Wertes G-W-G' scheitert.
#####
Noch mehr, man geht am Wertbildungsprozeß vorbei und verschleiert, da man c und
v so in eine Kategorie zusammenfaßt, die Besonderheit des variablen Kapitals. In
Wirklichkeit wird die Ware ja erst produziert, die Arbeitszeit muß erst
verausgabt werden. Um darauf zu verweisen wird hier die konkrete, die
stoffliche, Seite des Arbeitsprozesses angesprochen und damit die abstrakte.
| [Wertübertragung in c] |
Nach Marx besteht die Ware ebenso aus Neuwert, dass heißt völlig neu
geschaffenem Wert
als verausgabte gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit, v+m. Wenn also der
Wertträger,
z.B.der Arbeitsgegenstand oder Rohstoff, stofflich vernichtet ist, so auch sein
Wert.
Da aber bei dieser produktiven Vernichtung, produktiven Konsumtion, wiederum
gnaZ verwandt wird, bekommt das Produkt dieser Arbeit seinen Wert.
Also ob ich es nun in Geld ausdrücke und sich der Wert realisiert hat und ich
somit
scheinbar auf der sicheren Seite bin mit der monetären Betrachtung, ist dies gar
nicht
der Fall. Es verschleiert nur noch mehr den Umstand, dass wir es mit einem
Formwandel
des Wertes zu tun haben, von dem das Geld nur eines von dreien ist, Produkt,
Produktionsmittel
und Arbeitskraft wären die anderen beiden.
Der andere Wertteil der produzierten Ware, das konstante
Kapital c hingegen, ist übertragener Wert, welches quasi die Abnutzung der
Wertteile in ihren stofflichen Eigenschaften ausdrückt, welche nur stückweise in
die Ware eingehen. Also die stoffliche Seite wird vernichtet, während die
Wertseite zum Teil übertragen wird.
Wieder anders,
nimmt man die Existenzaussage der monetären Werttheorie logisch streng, dann
existiert im Produktionsprozess gar kein Wert, weil weder hier Geld fungiert,
noch der Tausch von statten geht, der ja den Wert erst konstatieren soll.
Was nicht existiert, kann keinen Formwechsel durchleben.
An dieser Stelle, wo die monetäre Werttheorie scheinbar genau ist, aber nur
einen Aspekt des Kapitals als Bewegung festhält, zeigt sich, dass sie den
Vorgang nicht zu beschreiben vermag. Es ist nämlich so,#####->BandII, das
der Wert zwar im Geld erscheint, aber eben auch in der produzierten Ware,
den Produktionsmittel, der Arbeitskraft.
Die Erscheinungsform des Wertes ist nicht nur das Geld, sondern
eben auch all die anderen Wertformen, alle anderen Waren auch. Diese sind
nämlich
ebenso qualitativ wie quantitativ bestimmt und der Tauschwert ihrer beschreibt
einen Aspekt der Ware.
Dem wäre vielleicht zu begegnen, dass sich aller Wert letztendlich, wo er auch
in
der Metamorphosenreihe sein, wieder in Geld ausdrücken läßt. Das sagt aber
nichts
weiter, als das das Geld ein notwendiger Durchgangspunkt im Formenwechsel des
Kapitalwertes ist. Aber ebenso notwendig sind die beiden anderen Formen,
in welchen er scheinen muß. Es muß
produziert werden, eh verkauft werden kann. Die produktive Base ist die absolute
Grundlage des Kapitalverhältnissses.
"
Man benötigt zur Produktion n Produktionsmittel, aij ist hierbei die Menge a
des i-ten Produktionsmittels, die bei der Herstellung einer Mengeneinheit von j
verbraucht wird. Für aij ist der Preis pi zu zahlen, die Einheit von p sei GE.
Die vom Unternehmer zur Produktion von j gekaufte Arbeitskraft sei a0j ,
gemessen in h, l sei der Lohnsatz, den er für eine Stunde Lohnarbeit zahlen
muß.Die Einheit von l ist damit GE/h. Mit Hilfe dieser Vereinbarungen läßt
sich die Marx'sche Darstellung in Gleichung (4.1) in die folgende, präzisere
Darstellung bringen:
pj = a1j*p1 + a2j*p2 + . . . + anj*pn + a0j*l (1 + r)
"
(S. 74 f)
Mit Verlaub ein atemberaubendes Stück Transformation.
| [Transformation] |
Die, unglaublich aber wahr, "präzisere" Darstellung des Produktenwertes ist eine
in Preisen. Auf der linken Seite steht somit auch ein Preis. Schwubb di wupp
haben wir das Transformationsproblem gelöst, indem wir es einfach hinschreiben.
Dazu braucht es noch nicht einmal eine "substantialistische" überholte
Arbeitswertlehre, das steht dann einfach so da. Die Vermittlung von Wert auf
Preis ist darauf reduziert, dass man die Zirkulation im Kopf behalten soll, und
die Preise unter der gegebenen Voraussetzung gleich den Werten sind. Da spart
man sich halt die Vermittlung, weil es ist ja gleichgesetzt (siehe Fussnote(1)
S.76 oben zitiert) Und hier ist es halt nicht nur gleich, sondern in eins
gesetzt. Da spart man aber gerade an der wichtigsten Stelle.
Wenn man sich nicht auf Arbeitsstunden bezieht, dann kann man im übrigen
schwerlich bestimmen,
was die Quelle des Mehrwertes denn eigentlich ist. Wie soll das geleistet
werden.
Monetär sehe ich nur mit den Augen des Volkswirts, dass im Schnitt mehr Geld
rauskommt, als
reingeflössen ist, sitzt gedanklich auf der trinitarischen Formel.
Warum bezieht sich der Parameter r nicht auch auf unser c, welches in der aij*pi
Summe ausgedrückt ist? Warum schaffen nicht auch die Maschinen Mehrwert. Wenn
man so formal vorgeht, bleibt vom einem der wichtigsten Erkenntnisse bei Marx
nichts übrig als ein Parameter zu einem Preis. Noch schlimmer, man kann gar
kategorial nicht mehr begründen, warum im Ausdruck der Parameter nicht einfach
die gesamte Wertsumme umfasst.
| [Wo kommt m her] |
"
Ökonomisch bedeutet dies eine Wertschöpfung über den ursprünglichen
Wert der Arbeitskraft hinaus. Ein positiver Betrag von r korrespondiert daher
mit der Leistung von Mehrarbeit. Gilt hingegen, daß r = 0, so wird lediglich die
notwendige Arbeit verrichtet, mithin also kein Mehrwert produziert. Bei einem
negativen r findet nicht einmal die notwendige Arbeit statt, es tritt also ein
ökonomischer Substanzverlust ein.
"
(S. 75)
Mit welcher Begründung aber nehme ich an, dass der Parameter r nicht auch für c
gilt? Wenn man den Mehrwert nicht in Zeit mißt, sondern in Geld, besitzt man
nicht den kategorialen Hebel, kann man die Mehrwertquelle nicht erkennen,
da im Geld die Genese des Wertes ja gerade spurlos ausgelöscht ist.
Fröhlich verfährt hier nämlich umgekehrt. In dem Wissen, dass die Quelle des
Mehrwertes das variable Kapital, sprich der Mensch im Produktionsprozess, ist,
kann er eine reformulierung in Geldeinheiten und Preisen tätigen. Dann behauptet
er, das v die Quelle von m ist, kann dies aber mit Preisen gar nicht zeigen.
Es ist dasselbe Schema, wie aus dem Geld ein Nichtwarengeld zu machen und
einfach bei Marx so forzufahren, als hätte dies kategorial keine Konsequenzen.
Zwar kann man so alle Formeln formal weiterverwenden und Teile der Argumentation
von Marx, seine Ergebnisse. Aber man büßt die Fähigkeit ein, die Vermittlungen
aufzuzeigen und die Ergebnisse hervorzubringen.
##################################
"
Es bleibt daher eine dritte zentrale Leistung der Marx'schen Werttheorie
festzuhalten (vgl. auch S. 51 und S. 67): Der Mehrwert bildet die Quelle der
Kapitalverwertung. Dies wiederum setzt die Leistung von Mehrarbeit
voraus, d.h.
zur Mehrwertproduktion benötigt man Lohnarbeit , welche über den Punkt
hinaus konsumiert wird, an dem sie ihren eigenen Wert bereits reproduziert hat.
"
(S. 78)
Dem ist ausnahmslos zuzustimmen und anzumerken, dass er dies auf der Grundlage
einer, wie auch immer gearteten monetären Werttheorie, wohl nicht vermocht
hätte.
4. Darstellung des Übergangs und die Vermittlung Wert-Produktionspreis
"
Wie kommt es, daß das englische Betriebsvermögen viel rentabler ist als das
deutsche?
Deutschland zeichnet sich dadurch aus, daß es ein Land ist mit sehr gut
ausgebildeten Menschen, mit tüchtigen Unternehmern und einem starken
Mittelstand. Da ist der Wettbewerb unglaublich hart. Wettbewerb bedeutet, daß
jemand, der etwas erreicht hat, sofort angeschossen, angeknabbert, angefeindet,
aber auch nachgemacht wird, damit man ihn auf Normalmaß zurückbringt. In England
tun wir uns derzeit noch leichter. Deshalb kommt ein Großteil unseres Gewinns
von dort.
"
(Interview mit Theo Müller 'Das Geld ist beim Besseren besser aufgehoben' Frankfurter Allgemeine Zeitung, 16.02.2004, Nr. 39, S. 6)
Es scheint die monetäre Werttheorie nicht weiter zu interessieren, wie Marx die
Vermittlung von den Gesetzmäßigkeiten der Wesensseite des Kapitalverhältnisses
Wert-Tauschwert hin zur gesellschaftlichen Oberfläche
Marktwert-Marktpreis/Produktionspreis darlegt. Hier hat sich ja auch, der
Meinung in diesem Gebiet namhafter Wissenschaftler nach, Marx selbst erledigt
und
er harrt so der theoretischen Beerdigung oder einer kritischen Rekonstruktion.
Wollen wir versuchen den Gedankengang, welcher erst im Band III des 'Kapitals'
entwickelt wird, zu folgen. Wieder typisch für die Marxsche Darstellungsweise
wird dieser als Widerspruch formuliert und bleibt bei der Betrachtung unter
bestimmter Wissenschaftsperspektive auch als solcher stehen. Bei der Darstellung
kann nicht auf die verschiedenen Kritikpunkte (z.B.Böhm-Bahwerk ua) eingegangen
werden, so wenig wie auf die entsprechenden Rekonstruktionsversuche. Das sei
späteren Arbeiten anheim gegeben.
Der Kern des Entwurfs bezieht sich auf den zweiten Abschnitt des Bandes III 'Die
Verwandlung des Profits in Durchschnittsprofit'. Was ist zu tun?
Auf dieser Ebene der Konkretion, welche die Erscheinungsebene erreicht, gilt es
die verschiedenen neu hinzukommenden Einflußgrößen in die bisherig
entwickelten Kategorien derart
aufzunehmen, dass die ursprünglichen Gesetzmäßigkeit, das Wertgesetz, nicht
verletzt wird.
Zu allererst ist festzustellen, dass hier nicht mehr ein einzelnes Kapital
betrachtet wird, sondern wie schon in Band II das Gesamtkapital. Damit beginnt
der Triebmotor der kapitalistischen Produktion, die Konkurrenz, welche
unausgesprochen bisher im Hintergrund verblieb, als eine der wichtigsten
Vermittlungsinstanzen in das Blickfeld zu rücken.
Neue Einflußgrößen, welche nun explizit betrachtet werden, sind ebenfalls:
- Umschlagszeit
- organische Zusammensetzung des Kapitals
- Wertwechsel der verschiedenen Bestandteile des Kapitals
- Konkurrenz unter den Kapitalisten wie unter den Konsumenten
- ...
Wie überhaupt nun alle Größen zu einander in Größenwechsel betrachtet werden.
Die Darstellung im Band III beginnt gerade die
Dynamik der realen
Bewegung ökonomischer Größen begrifflich zu erfassen.
Man wird ebenfalls sehen, dass Marx einen absoluten Perspektivwechsel
vornimmt und
zuerst von Seiten der Oberfläche der Konkurrenz aus den Gegenstand betrachtet,
um ihn dann mit dem vorher von der Wesensseite entwickelten zu vermitteln.
Die Darstellung bezogen auf Gesamtkapital und die gesamte Gesellschaft, also dem
Zugriff auf die Totalität,
ermöglicht auch die gesellschaftlichen Aggregate deutlich zu beleuchten.
Nirgendwo treten die Verhältnisse unter den Klassen und deren
Interessengegensätze
stärker zu Tage, wenn von allen zufälligen Unterschieden abgesehen wird und
sich auf das wesentliche konzentriert.
4.1. Existenz der allgemeinen Profitrate
"
Im vorigen Abschnitt wurde unter anderm nachgewiesen, wie bei gleichbleibender
Rate des Mehrwerts die Profitrate variieren, steigen oder fallen kann. In diesem
Kapitel wird nun vorausgesetzt, daß der Exploitationsgrad der Arbeit und daher
die Rate des Mehrwerts und die Länge des Arbeitstags in allen
Produktionssphären, worin sich die gesellschaftliche Arbeit in einem gegebnen
Lande spaltet, von gleicher Größe, gleich hoch ist.
"
(25:151)
Marx versucht im ständigen Wechsel Größen festhaltend und andere variierend die
inneren Abhängigkeiten zu erfassen.
"
Und wenn die Ausgleichung der Arbeitslöhne und Arbeitstage und daher der Rate
des Mehrwerts zwischen verschiednen Produktionssphären, ja
selbst
zwischen verschiednen Kapitalanlagen in derselben Produktionssphäre durch
vielerlei lokale Hindernisse aufgehalten wird, so vollzieht sie sich doch mehr
und mehr mit dem Fortschritt der kapitalistischen Produktion und der
Unterordnung aller ökonomischen Verhältnisse unter diese Produktionsweise. So
wichtig das Studium solcher Friktionen für jede Spezialarbeit über den
Arbeitslohn, so sind sie doch für die allgemeine Untersuchung der
kapitalistischen Produktion als zufällig und unwesentlich zu vernachlässigen. In
solcher allgemeinen Untersuchung wird überhaupt immer vorausgesetzt, daß die
wirklichen Verhältnisse ihrem Begriff entsprechen, oder was dasselbe, werden die
wirklichen Verhältnisse nur dargestellt, soweit sie ihren eignen allgemeinen
Typus ausdrücken.
"
(25:151f)
| [Voraussetzungen] |
Hier wird der Fahrplan des ganzen Verfahrens umrissen. Sosehr es auch
Verschiedenheiten unter den Kapitalien geben mag und anderer ökonomischer
Größen, das Wesentliche, was sich mit der geschichtlichen Entwicklung und
Durchsetzung des Kapitalverhältnisses zeigt, ist, dass der
Ausgleich der Bedingungen, letztlich die Annäherung der erscheinenden
Größen an
den gesellschaftlichen Durchschnitt ist. Und die Durchschnittsbildung,
welche
sich real mächtig durchsetzt, ist eine multiple, alle ökonomische Größen
betreffende.
| [Ausgleich und geschichtliche Bewegung] |
Der Fixpunkt ist, dass die Gesamtmasse des Profits nur so groß sein kann wie die
Gesamtmasse der Mehrwerts. Dies ist der erste quantitativ bestimmende
Zusammenhang zwischen der Wesensseite (Wert) und der Erscheingungsseite
(Profit).
| [Absolute Größe und Grenze] |
"
Da die Masse des Profits identisch ist mit der Masse des Mehrwerts, mit dem
Mehrwert selbst, so zeigte sich auch, daß die Masse des Profits - im Unterschied
von der Profitrate - nicht von den eben erwähnten Wertschwankungen betroffen
wird. Sie modifizierten nur die Rate, worin sich ein gegebner Mehrwert und daher
auch ein Profit von gegebner Größe ausdrückt, d.h. seine verhältnismäßige Größe,
seine Größe verglichen mit der Größe des vorgeschoßnen Kapitals.
Insofern
infolge jener Wertschwankungen Bindung oder Freisetzung von Kapital stattfand,
konnte auf diesem indirekten Weg nicht nur die Profitrate, sondern der Profit
selbst affiziert werden.Indes galt dies dann immer nur von bereits engagiertem
Kapital, nicht von neuer Kapitalanlage; und außerdem hing die Vergrößerung oder
Verringerung des Profits selbst immer davon ab, inwiefern infolge jener
Wertschwankungen mit demselben Kapital mehr oder weniger Arbeit in Bewegung
gesetzt werden konnte, also mit demselben Kapital - bei gleichbleibender Rate
des Mehrwerts - eine größre oder geringre Masse von Mehrwert produziert werden
konnte. Weit entfernt, dem allgemeinen Gesetz zu widersprechen oder eine
Ausnahme davon zu bilden, war diese scheinbare Ausnahme in der Tat nur
ein besondrer Fall der Anwendung des allgemeinen Gesetzes.
[Herv v. P.H.]
"
(25:152f)
Oder anders formuliert:
"
Die Voraussetzung bei dieser ganzen Untersuchung ist selbstverständlich
die,
daß, wenn wir von Zusammensetzung oder Umschlag des Kapitals in einem bestimmten
Produktionszweig sprechen, immer das durchschnittliche Normalverhältnis des in
diesem Produktionszweig angelegten Kapitals gemeint, überhaupt von dem
Durchschnitt des in der bestimmten Sphäre angelegten Gesamtkapitals,
nicht von den zufälligen Unterschieden der in dieser Sphäre angelegten
Einzelkapitale die Rede ist.
[Herv v. P.H.]
"
(25:153)
Dies ist eine wichtige Gemeinsamkeit mit der klassischen Ökonomie, welche aber
den inneren Zusammenhang nicht aufzeigen kann. Man muss zuerst von den
Verschiedenheiten absehen, um die wesentlichen Gesetzmäßigkeiten überhaupt
aufdecken zu können. Dies passiert in Band I des 'Kapital'.
Erst wenn Nachfrage und Zufuhr zb
übereinstimmend
angenommen werden, sieht man, dass der Wert einer Ware durch sie nicht erklärt
werden kann. Genau umgekehrt kann man einzig aus dem Wert der Ware die
notwedige Ungleichheit von Nachfrage und Zufuhr erklären, wie ihre
Übereinstimmung im Durchschnitt z.B.eines Zyklus. (Es zeigt sich an dieser
Stelle,
die Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen.)
Die bürgerliche Ökonomie versucht gerade mit den Phänomenen, welche sie als das
Wesentliche nimmt, die inneren Zusammenhänge zu erklären und muss natürlich
daran scheitern. Der Wert erklärt sich nun mal nicht aus Nachfrage und Zufuhr,
wie Marx gezeigt hat, sondern genau umgekehrt. Wie das Geld auch nicht die Waren
komensurabel macht, sondern die Ware, als sich entwickeldes Verhältnis,
das Geld erst als allgemeine Ware
hervortreibt. Die klassische Ökonomie und auch die monetäre Werttheorie sitzen
der Verkehrtheit des Scheines auf, wobei allerdings die bürgerlichen Ökonomen
nicht vorgeben Marxismus zu betreiben.
Der grundlegende Widerspruch ist zu suchen darin, dass unterschiedliche
organische Zusammensetzung c/v unterschiedliche Profitraten erzeugt p'=m/C, aber
die wirkliche Bewegung der Konkurrenz, gerade unter den heutigen echtzeitnahen
Bedingungen
und der hohen Vergesellschaftung des Kapitals, einen Ausgleich der Profitraten
tätigt. Kapital kann schneller als jemals in der Geschichte über die
verschiedensten Mechanismen (Derivate, Fonds,...) in profitablere Bereiche
verlagert werden. So gleichen sich die Profitraten über den Kapitaltransfer und
die Konkurrenz in ständiger Bewegung einander an, oder anders, was das
gleiche ist,
sie sind gleich und oszillieren nur um einen gemeinsamen Schwerpunkt.
Identität von Prozessgrößen ist eben nicht punktuell zu haben, sondern eher im
Sinne mathematischer Konvergenz in der Tendenz oder auch im Begriff der Varianz.
Anders sind sie gar nicht zu erfassen und zu vergleichen. Der Schein, welcher
entsteht ist der, dass man gar keine voneinandern abhängigen Größen hat, oder
sie nicht zu vergleichen sind, zugespitzt keine Größen als solche vorhanden
wären, vielweniger noch zu messen sind.
Analog wie es zum fiktiven Kapital im Kurs-Gewinn-Verhältnis eine relativ
gleichbleibende Größe zwischen Aktienwert und Profitrate bzw. -masse gibt,
existiert eine
börsen- bzw. weltweite Profitrate.
| [Existenz der durchschnittlichen Profitrate] |
"
Wenn aber die Kapitale verschiedner Produktionssphären, prozentig
berechnet,
also gleich große Kapitale in verschiednen Produktionssphären ungleiche Profite
erzeugen, infolge ihrer verschiednen organischen Zusammensetzung, so
folgt, daß
die Profite ungleicher Kapitale in verschiednen Produktionssphären nicht im
Verhältnis zu ihren respektiven Größen stehn können, daß also die Profite in
verschiednen Produktionssphären nicht den Größen der respektive in ihnen
angewandten Kapitale proportional sind. Denn solches Wachsen des Profits pro
rata der Größe des angewandten Kapitals würde unterstellen, daß prozentig
betrachtet die Profite gleich sind, daß also gleich große Kapitale in
verschiednen Produktionssphären gleiche Profitraten haben, trotz ihrer
verschiednen organischen Zusammensetzung. Nur innerhalb derselben
Produktionssphäre, wo also die organische Zusammensetzung des Kapitals gegeben
ist, oder zwischen verschiednen Produktionssphären von gleicher organischer
Zusammensetzung des Kapitals, stehn die Massen der Profite in geradem Verhältnis
zur Masse der angewandten Kapitale. Daß die Profite ungleich großer Kapitale im
Verhältnis ihrer Größen sind, heißt überhaupt nichts, als daß gleich große
Kapitale gleich große Profite abwerfen oder daß die Profitrate für alle Kapitale
gleich ist, welches immer ihre Größe und ihre organische Zusammensetzung.
Es findet das Entwickelte statt unter der Voraussetzung, daß die Waren zu ihren
Werten verkauft werden.[Herv. v. P.H.]
"
(25:159)
Festzuhalten ist, das Marx die Aussage, "daß die Waren zu ihren Werten verkauft
werden" explizit zur Voraussetzung seiner Überlegungen macht.
Hier folgt übrigens ein der heutigen Wirklichkeit nahes Beispiel welches zeigt,
wie niedrige Mehrwertrate
trotzdem höheren Profit bringen, sofern nur die organische Zusammensetzung
niedrig ist:
"
Im europäischen Land Produktwert = 84c + 16v + 16m = 116; Profitrate 16/100 =
16%.
Im asiatischen Land Produktwert = 16c + 84v + 21m = 121; Profitrate = 21/100 =
21%.
Die Profitrate ist also im asiatischen Land um mehr als 25% größer als im
europäischen, obgleich die Mehrwertsrate in jenem viermal kleiner ist als in
diesem. Die Careys, Bastiats und tutti quanti werden gerade auf das Umgekehrte
schließen.
"
(25:160)
Er diskutiert an gleicher Stelle noch die Möglichkeiten, wie unter
verschiedenster organischer Zusammensetzung und Umschlagszeiten,
verschiedene Mehrwertraten etc.
die gleichen Profitraten entstehen und umgekehrt. Hier kommt die ganze Dynamik
zum Vorschein, die alle diese verbundenen Größen real bewegt.
4.2. Der Produktionspreis
In folgendem Zitat wird nun der scheinbare Widerspruch in voller Klarheit
gesetzt.
"
Wir haben also gezeigt: daß in verschiednen Industriezweigen, entsprechend der
verschiednen organischen Zusammensetzung der Kapitale, und innerhalb der
angegebnen Grenzen auch entsprechend ihren verschiednen Umschlagszeiten,
ungleiche Profitraten herrschen und daß daher auch bei gleicher Mehrwertsrate
nur für Kapitale von gleicher organischer Zusammensetzung - gleiche
Umschlagszeiten vorausgesetzt - das Gesetz (der allgemeinen Tendenz nach)
gilt,
daß die Profite sich verhalten wie die Größen der Kapitale und daher gleich
große Kapitale in gleichen Zeiträumen gleich große Profite abwerfen. Das
Entwickelte gilt auf der Basis, welche überhaupt bisher die Basis unsrer
Entwicklung war: daß die Waren zu ihren Werten verkauft werden. Andrerseits
unterliegt es keinem Zweifel, daß in der Wirklichkeit, von unwesentlichen,
zufälligen und sich ausgleichenden Unterschieden abgesehn, die Verschiedenheit
der durchschnittlichen Profitraten für die verschiednen Industriezweige nicht
existiert und nicht existieren könnte, ohne das ganze System der
kapitalistischen Produktion aufzuheben. Es scheint also, daß die
Werttheorie
hier unvereinbar ist mit der wirklichen Bewegung, unvereinbar mit den
tatsächlichen Erscheinungen der Produktion und daß daher überhaupt darauf
verzichtet werden muß, die letztren zu begreifen.
[Herv v. P.H.]
"
(25:162)
Aber gleich wird die Lösung an der Oberfläche der Kostpreise (k=c+v)
aufgefunden und muß nun aus dem Inneren entwickelt werden.
"
Die Kostpreise sind dieselben für gleich große Kapitalauslagen in
verschiednen
Sphären, so sehr auch die produzierten Werte und Mehrwerte verschieden sein
mögen. Diese Gleichheit der Kostpreise bildet die Basis der Konkurrenz
der Kapitalanlagen, wodurch der Durchschnittsprofit hergestellt wird.
[Herv. v. P.H.]
"
(25:163)
| [Basis der Konkurrenz] |
Es ist schon bemerkenswert.
Gerade indem das grundsätzliche Charakteristikum, nämlich das nur v
Mehrwert erzeugt, verdeckt wird im Kostpreis als Ebene der Verschleierung,
gerade in diesem falschen Schein, dass alle Kapitalbestandteile Mehrwert
erzeugen, ("auch Maschinen erzeugen Mehrwert"), ergibt sich die Lösung des
benannten Widerspruchs in der Wirklichkeit, der Realbewegung des Kapitals.
Da der Kapitalist nur auf den Kostpreis starrt, ist für ihn die organische
Zusammensetzung seines Kapitals nicht nur verdeckt, sie interessiert ihn
natürlich auch nicht.
Aber gleichzeitig ist die Tendenz gegeben in der Struktur des Kapitals und
seiner Vermittlungen, dass genau diese Zusammensetzung immer stärker zur Seite
des konstanten Kapitals sich verlagert. Nicht zuletzt dies begründet die
Tendenz der fallenden Profitrate. So interessiert den Kapitalisten die
Zusammensetzung seines Kapitals als organische Zusammensetzung nicht, wohl aber
bezüglich der Maximierung seines individuellen Profites.
Der begriffliche Hebel zur Lösung dieses Widerspruchs ist im 'Produktionspreis'
zu finden. Er stellt quasi den
Idealtyp des Preises einer Ware bezüglich einer durchschnittlichen Profitrate
dar. Er setzt sich folgerichtig zusammen aus besagtem
Kostpreis k, in welchem scheinbar die organische Zusammensetzung
verschwindet und
dem Anteil der Profitmasse, welche dem Kapital allein seiner Größe nach zusteht,
PP=k + p'*k, wie die organische Zusammensetzung wirklich verschwindet.
| [Produktionspreis als Idealtyp] |
Nun ist die Frage, wie vermittelt sich der Produktionspreis zum Wert einer
Ware, ohne das Wertgesetz in Frage zu stellen. Denn offensichtlich ist der
Produktionspreis der wirkliche Wert der Ware an der Oberfläche des
Kapitalverhältnisses. Auch wird hier kanonisch eingewendet, dass Preis und Wert
bei Marx durcheinandergeworfen werden und man hier streng kategorial getrennt
Rekonstruierungsbedarf besteht. So kann man nur schließen, wenn Wert und Preis
in der Analyse nicht nur getrennt werden, das Nichtidentische Moment, sondern
auch ihre Vermittlung real wie begrifflich unter dem Verweis auf ihre
Getrenntheit unterbleibt. Das Identische Moment liegt nun wieder in der
Vermittlung durch die Durchschnittsbewegung, die bei Marx auch ständig betont
wird und nicht zu übersehen sein sollte.
"
Die Preise, die dadurch entstehn, daß der Durchschnitt der verschiednen
Profitraten der verschiednen Produktionssphären gezogen und dieser Durchschnitt
den Kostpreisen der verschiednen Produktionssphären zugesetzt wird, sind die
Produktionspreise . Ihre Voraussetzung ist die Existenz einer allgemeinen
Profitrate, und diese setzt wiederum voraus, daß die Profitraten in jeder
besondren Produktionssphäre für sich genommen, bereits auf ebensoviel
Durchschnittsraten reduziert sind.
[Herv. v. P.H.]
"
(25:166)
Es wird nur noch von Durchschnitten die Rede sein, ganz wie es nicht nur dem
Charakter der Gesetze in Tendenz bei Marx ist, sondern umgekehrt, wie es in der
Wirklichkeit auch der Fall ist und deshalb bei Marx eine angemessene Darstellung
gefunden wird. Hier ist keine starre Arithmetik am Werk oder mit linearer
Algebra zu lösende Gleichungssysteme, sondern lebendige Prozesse, denen man
vielleicht mittel statistischer Methoden zu Leibe rücken könnte. Das wären dann
in Konsequenz aber immer irgendwie geartete gewichtete Mittel und
Verteilungsfunktionen.
Da hat übrigens auch die modere Volkswirtschaftslehre ihren realen Kern und
Beitrag zur Wissenschaftlichkeit, indem in ihr nämlich gerade ein Haufen
mathematischer Werkzeuge entwickelt wird, zum Darstellen der Phänomene, wiewohl
der Inhalt selbst nicht erfasst wird. Spöttisch wird ja von einigen die
Auflösung der Volkswirtschaftslehre in die Mathematik als Teilbereich
der Statistik gefordert.
Also nocheinmal, die wirkliche Bewegung an der Oberfläche affiziert die Existenz
der allgemeinen Profitrate und auf die Waren selbst bezogen, den
Produktionspreis.
"
Diese verschiednen Profitraten werden durch die Konkurrenz zu einer allgemeinen
Profitrate ausgeglichen, welche der Durchschnitt aller dieser verschiednen
Profitraten ist. Der Profit, der entsprechend dieser allgemeinen Profitrate auf
ein Kapital von gegebner Größe fällt, welches immer seine organische
Zusammensetzung, heißt der Durchschnittsprofit. Der Preis einer Ware, welcher
gleich ist ihrem Kostpreis plus dem im Verhältnis ihrer Umschlagsbedingungen auf
sie fallenden Teil des jährlichen Durchschnittsprofits auf das in ihrer
Produktion angewandte (nicht bloß das in ihrer Produktion konsumierte) Kapital,
ist ihr Produktionspreis.
"
(25:167f)
"
Obgleich daher die Kapitalisten der verschiednen Produktionssphären beim Verkauf
ihrer Waren die in der Produktion dieser Waren verbrauchten Kapitalwerte
zurückziehn, so lösen sie nicht den in ihrer eignen Sphäre bei der Produktion
dieser Waren produzierten Mehrwert und daher Profit ein, sondern nur so viel
Mehrwert und daher Profit, als vom Gesamtmehrwert oder Gesamtprofit, der vom
Gesamtkapital der Gesellschaft in allen Produktionssphären
zusammengenommen, in
einem gegebnen Zeitabschnitt produziert wird, bei gleicher Verteilung auf jeden
aliquoten Teil des Gesamtkapitals fällt.
[Herv. v. P.H.]
"
(25:168)
Hier sieht man wieder die Charakteristik des Wertes als gesellschaftlichem
Verhältnis. Nicht der vom Einzelnen produzierte Mehrwert/Profit wird betrachtet
wie in Band I, sondern es findet ein Perspektivwechsel zum Gesamtkapital
statt. So gesehen holt sich der Kapitalist seinen Anteil aus dem Gesamtfond,
also einer gesellschaftsweit vermittelten Größe, welches wieder ganz andere
Einflußgrößen zuläßt zu betrachte. Der Kapitalist wir als Mitglied seiner Klasse
sichtbar, welche als Aggregat die Mehrwertmasse erst hervorbringt. Immer, wenn
die Gesamtgesellschaft betrachtet wird, werden die Menschen sind nur als Klasse
zu sehen, hier agieren nur die Klassen als Ganzes und hier werden ihre
Klasseninteressen glasklar.(Dies ist ein Umstand, der von vielen sehr gerne
übersehen wird.)
| [Perspektivwechsel] |
"
Und in dieser Weise ist in der Gesellschaft selbst - die Totalität aller
Produktionszweige betrachtet - die Summe der Produktionspreise der
produzierten Waren gleich der Summe ihrer Werte.
"
(25:169)
Der letzte hervorgehobene Satz ist der, der die Gemüter erhitzt, wie die im
'Kapital' vorangestellten Tabellen unsere Transformationstheoretiker sehr stark
bewegt hat und deren Betrachtung leider den Rahmen weit überschreiten würde.
Kann der Satz denn wahr sein? Wäre es so, dann wäre die Vermittlung über die
Aggregate der ökonomischen Größen vom Grund zur Oberfläche hergestellt.
Und in der Tat entspricht dies genau derart Gesetzmüßigkeit, wie sie sich an die
Dynamik der gesellschaftlichen Bewegung anzuschmiegen vermag, nämlich
philosophisch in den Kategorien einer materialistischen Widerspruchsdialektik
und hier mehr quantitativ betrachtet als Tendenz in der Durchsetzung von
Durchschnitten, welche selbst eine Bewegung besitzen. Wie soll man eine
solche Komplexität sonst zu fassen bekommen?
"
Indes löst sich dies immer dahin auf, daß, was in der einen Ware zuviel, in der
andren zuwenig für Mehrwert eingeht, und daß daher auch die Abweichungen vom
Wert, die in den Produktionspreisen der Waren stecken, sich gegeneinander
aufheben. Es ist überhaupt bei der ganzen kapitalistischen Produktion immer
nur in einer sehr verwickelten und annähernden Weise, als nie festzustellender
Durchschnitt ewiger Schwankungen, daß sich das allgemeine Gesetz als die
beherrschende Tendenz durchsetzt.
[Herv. v. mir]
"
(25:171)
| [Totalität] |
Hier findet dann auch endlich der Zugriff auf die konkrete
Totalität ,
d.h.die begriffene Totalität statt, wenn sie auch schon immer philosophisch die
Voraussetzung für die Darstellung des 'Kapital' war, kommt sie jetzt hervor.
Nach dem Einführen des Produktionspreises und seiner Diskussion schreitet nun
Marx dazu, quasi "rückwirkend" seine Kategorien aufzuheben und dem neu
entdeckten gerecht werden zu lassen. Dies ist auch eine Eigentümlichkeit der
dialektischen Darstellungsweise.
"
Es ist durch die jetzt gegebne Entwicklung allerdings eine Modifikation
eingetreten bezüglich der Bestimmung des Kostpreises der Waren. Ursprünglich
wurde angenommen, daß der Kostpreis einer Ware gleich sei dem Wert der in
ihrer Produktion konsumierten Waren. Der Produktionspreis einer Ware ist aber
für den
Käufer derselben ihr Kostpreis und kann somit als Kostpreis in die Preisbildung
einer andren Ware eingehn. Da der Produktionspreis abweichen kann vom Wert der
Ware, so kann auch der Kostpreis einer Ware, worin dieser Produktionspreis
andrer Ware eingeschlossen, über oder unter dem Teil ihres Gesamtwerts stehn,
der durch den Wert der in sie eingehenden Produktionsmittel gebildet wird. Es
ist nötig, sich an diese modifizierte Bedeutung des Kostpreises zu erinnern und
sich daher zu erinnern, daß, wenn in einer besondren Produktionssphäre der
Kostpreis der Ware dem Wert der in ihrer Produktion verbrauchten
Produktionsmittel gleichgesetzt wird, stets ein Irrtum möglich ist. Für unsre
gegenwärtige Untersuchung ist nicht nötig, näher auf diesen Punkt einzugehn.
Dabei bleibt immer der Satz richtig, daß der Kostpreis der Waren stets kleiner
als ihr Wert.
"
(25:174)
Warum aber kann er dies ohne Verlust tun?
"
Für das gesellschaftliche Gesamtkapital, wo Produktionspreis gleich Wert, ist
dieser Satz identisch mit dem frühern, daß der Kostpreis kleiner ist als der
Wert. Obgleich er für die besondren Produktionssphären abweichenden Sinn hat, so
bleibt ihm immer die Tatsache zugrunde liegen, daß, das gesellschaftliche
Gesamtkapital betrachtet, der Kostpreis der von diesem produzierten Waren
kleiner als der Wert oder der hier, für die Gesamtmasse der produzierten Waren,
mit diesem Wert identische Produktionspreis. Der Kostpreis einer
Ware
bezieht
sich nur auf das Quantum der in ihr enthaltnen bezahlten Arbeit, der Wert
auf
das Gesamtquantum der in ihr enthaltnen bezahlten und unbezahlten Arbeit; der
Produktionspreis auf die Summe der bezahlten Arbeit plus einem, für die
besondre
Produktionssphäre unabhängig von ihr selbst, bestimmten Quantum unbezahlter
Arbeit.
[Herv v. P.H.]
"
(25:175)
| [Produktionspreis, Wert, Kostpreis] |
Hier ist eine zentrale Stelle, an welcher die drei Kategorien im Zusammenhang
untereinander und bezüglich der hinterliegenden Kategorie der Arbeitszeit
dargestellt werden. Es wird ersichtlich, dass Marx davon ausgeht, dass die
multiple Durchschnittsbildung hier zum Angleichen der Größen
Wert-Produktionspreis führen wird. Das ist für ihn keine Frage.
Oder noch deutlicher:
"
Trotz der großen Wechsel, die beständig - wie sich weiter zeigen wird - in den
tatsächlichen Profitraten der besondren Produktionssphären vorgehn, ist
eine wirkliche Änderung in der allgemeinen Profitrate, soweit nicht durch
außerordentliche ökonomische Ereignisse ausnahmsweise ins Werk gesetzt, das sehr
späte Werk einer Reihe über sehr lange Zeiträume sich erstreckender
Schwingungen, d.h. von Schwingungen, die viel Zeit brauchen, bis sie sich zu
einer Änderung der allgemeinen Profitrate konsolidieren und ausgleichen. Bei
allen kürzern Perioden (ganz abgesehn von Schwankungen der Marktpreise) ist
daher eine Änderung in den Produktionspreisen prima facie stets aus einem
wirklichen Wertwechsel der Waren zu erklären, d.h. aus einem Wechsel in der
Gesamtsumme der zu ihrer Produktion nötigen Arbeitszeit. Bloßer Wechsel im
Geldausdruck derselben Werte kommt hier selbstredend gar nicht in
Betracht.
[Herv v. P.H.]
"
(25:175f)
Also ist nach der Änderungsrate besehen der Anteil p' für kurzeitige
Schwankungen ausser Betracht, hier setzt sich k und damit der Wert direkt
bestimmend zum Produktionspreis durch, wiewohl letzterer eine große Menge
Modulatoren und Modifikationen beinhalten kann.
"
Man hat im ersten Abschnitt gesehn: Mehrwert und Profit waren identisch, der
Masse nach betrachtet. Die Profitrate jedoch ist von vornherein unterschieden
von der Rate des Mehrwerts, was zunächst nur als andre Form der Berechnung
erscheint; was aber ebenso von vornherein, da die Rate des Profits steigen oder
fallen kann bei gleichbleibender Rate des Mehrwerts und umgekehrt und da allein
die Rate des Profits den Kapitalisten praktisch interessiert, durchaus
den wirklichen Ursprung des Mehrwerts verdunkelt und mystifiziert. Ein
Größenunterschied jedoch war nur zwischen Mehrwertsrate und Profitrate, nicht
zwischen Mehrwert und Profit selbst. Da in der Profitrate der Mehrwert auf
das
Gesamtkapital berechnet und auf es als sein Maß bezogen wird, so erscheint der
Mehrwert selbst dadurch als aus dem Gesamtkapital und zwar gleichmäßig aus allen
seinen Teilen entsprungen, so daß der organische Unterschied zwischen konstantem
und variablem Kapital im Begriff des Profits ausgelöscht ist; in der Tat daher,
in dieser seiner verwandelten Gestalt als Profit, der Mehrwert selbst seinen
Ursprung verleugnet, seinen Charakter verloren hat, unerkennbar geworden ist.
Soweit jedoch bezog sich der Unterschied zwischen Profit und Mehrwert nur auf
eine qualitative Änderung, einen Formwechsel, während wirklicher
Größenunterschied auf dieser ersten Stufe der Verwandlung nur noch zwischen
Profitrate und Mehrwertsrate, noch nicht zwischen Profit und Mehrwert existiert.
[Herv. v. P.H.]
"
(25:176f)
Zum Ausganspunkt zurückgekehrt erklären sich nicht nur die Größenunterschiede
und doch die Übereinstimmung, sondern aus dem gleichen Umstand heraus die
Ideologie des Kapitalisten direkt aus der ökonomischen Kategorie.
"
Endlich: Wenn bei der bloßen Verwandlung von Mehrwert in Profit der Wertteil der
Waren, der den Profit bildet, dem andren Wertteil gegenübertritt als dem
Kostpreis der Ware, so daß hier schon der Begriff des Werts dem Kapitalisten
abhanden kommt, weil er nicht die Gesamtarbeit vor sich hat, die die Produktion
der Ware kostet, sondern nur den Teil der Gesamtarbeit, den er in der Form von
Produktionsmitteln, lebendigen oder toten, bezahlt hat, und ihm so der Profit
als etwas außerhalb des immanenten Werts der Ware Stehendes erscheint - so wird
jetzt diese Vorstellung vollständig bestätigt, befestigt, verknöchert, indem der
zum Kostpreis zugeschlagne Profit in der Tat, wenn man die besondre
Produktionssphäre betrachtet, nicht durch die Grenzen der in ihr selbst
vorgehenden Wertbildung bestimmt, sondern ganz äußerlich dagegen festgesetzt
ist.
"
(25:178)
| [Verschleierung] |
Betrachtet man also nicht das Gesamtkapital mit, sondern klebt an einem
einzelnen oder auch einer einzelnen Sphäre der Produktion, dann muß der
Produktionspreis zum Wert hin unvermittelt erscheinen. Und so ist es für viele
Wissenschaftler an dieser Stelle ja auch.
Das man diesen Zusammenhang zur Erklärung aber zwingend benötigt, deutet nicht
zuletzt auf das Wesentliche des Wertes hin, ein gesellschaftliches Verhältnis zu
sein und zwar ein gesamtgesellschaftliches. Nur in der Totalitätsbetrachtung
kann die Vermittlung vom Wert zum Produtkionspreis über das
gesamtgesellschaftliche Arbeitszeitvolumen geleistet werden.
Nun aber schlägt der Einwurf, der Marxschen Darstellung würde ein Beachten
dieses Wesenszuges des Wertes fehlen oder würde eine Physiologisierung dieser
Kategorie beinhalten, ganz auf ihre eigen Verkürzung zurück. Allerdings ist
gesehene Lösung nicht ohne die Betrachtung des Zusammenhanges im Gesamkapital
und
seine Realbewegung zu haben. Letzteres aber ist ja sowieso der Ausgangspunkt der
Forschung und Endpunkt der begriffenen Darstellung.
Was nun begrifflich geklärt ist, wird nun in der Realbewegung des Kapitals mit
dem Durchschnittsbildner Komkurrenz beschrieben. Die Vermittlungsbewegung wird
dargestellt.
4.3. Durchschnitt und Arbeitszeitquata
In folgendem Zitat wird der Perspektivwechsel Marx' vom Einzelkapitalisten
(Band I) zum Gesamtkapital hin besonders deutlich.
"
Ein Teil der Produktionssphären hat eine mittlere oder
Durchschnittszusammensetzung des in ihnen angewandten Kapitals, d.h. ganz oder
annähernd die Zusammensetzung des gesellschaftlichen Durchschnittskapitals.
In diesen Sphären fällt der Produktionspreis der produzierten Waren mit ihrem in
Geld ausgedrückten Wert ganz oder annähernd zusammen. Wenn auf keine andre Weise
zur mathematischen Grenze zu gelangen, so wäre es auf diese. Die Konkurrenz
verteilt das Gesellschaftskapital so zwischen die verschiednen
Produktionssphären, daß die Produktionspreise in einer jeden Sphäre gebildet
werden nach dem Muster der Produktionspreise in diesen Sphären der mittleren
Komposition, d.h. = k + kp' (Kostpreis plus dem Produkt der
Durchschnittsprofitrate in den Kostpreis). Diese Durchschnittsprofitrate ist
aber nichts andres als der prozentig berechnete Profit in jener Sphäre der
mittleren Komposition, wo also der Profit zusammenfällt mit dem Mehrwert. Die
Profitrate ist also in allen Produktionssphären dieselbe, nämlich ausgeglichen
auf diejenige dieser mittleren Produktionssphären, wo die
Durchschnittszusammensetzung des Kapitals herrscht. Hiernach muß die
Summe der
Profite aller verschiednen Produktionssphären gleich sein der Summe der
Mehrwerte und die Summe der Produktionspreise des gesellschaftlichen
Gesamtprodukts gleich der Summe seiner Werte. Es ist aber klar, daß die
Ausgleichung zwischen den Produktionssphären von verschiedner Zusammensetzung
immer dahin streben muß, sie zu egalisieren mit den Sphären von mittlerer
Zusammensetzung, sei es nun, daß diese exakt, sei es, daß sie nur annähernd dem
gesellschaftlichen Durchschnitt entsprechen. Zwischen den mehr oder minder
Annähernden findet selbst wieder Tendenz nach Ausgleichung statt, die der
idealen, d.h. in der Wirklichkeit nicht vorhandnen Mittelposition
zustrebt, d.h.
die Tendenz hat, sich um sie herum zu normieren. In dieser Weise
herrscht also notwendig die Tendenz, die Produktionspreise zu bloß
verwandelten
Formen des Werts zu machen oder die Profite in bloße Teile des Mehrwerts zu
verwandeln, die aber verteilt sind nicht im Verhältnis zum Mehrwert, der in
jeder besondren Produktionssphäre erzeugt ist, sondern im Verhältnis zur Masse
des in jeder Produktionssphäre angewandten Kapitals, so daß auf gleich große
Kapitalmassen, wie immer zusammengesetzt, gleich große Anteile (aliquote Teile)
der Totalität des vom gesellschaftlichen Gesamtkapital erzeugten Mehrwerts
fallen.[Herv. v. P.H.]
"
(25:182f)
Was will man noch mehr dazu sagen, als dass hier der Umstand des großen
Gewichts von Kapitalien mittlerer Zusammensetzung hervorgehoben ist. Dies kann
man auch wirklich, z.B.an Darstellungen im Handelsblatt, live und in Farbe
nachsehen. Das die Werte mit ihren Produktionspreisen zusammenfallen ist also im
größten Gewicht der Produktion im Schnitt immer gegeben und wird sich mit
Entwicklung der Produktionsweise selbst immer stärker ausprägen. Der Verweis auf
die Leichtigkeit, sein Kapital in andere Bereiche massenhaft zu verlagern
(auch das im Schnitt, wenn man nicht gerade in der Krise ist), sollte genügen.
Das heisst aber auch, dass die Durchschnittsbildung nicht einfach nur eine
formale Methode ist um einen Zusammenhang der verschiedenen Einzelwerte zu
erzwingen. Vielmehr ist gesagt, dass die Kapitalien druchschnittlicher
organischer Zusammensetzung das Übergewicht der Produzenten darstellen. Damit
ist der Durchschnitt auch wirklich, eine in seiner Varianz existierende Größe.
Je stärker nun die Masse der durchschnittlichen Produzenten dominiert, so
"realer" existiert der Durchschnitt wirklich, weil die Einzelwerte immer
weniger von ihm abweichen. Dies ist allerdings nicht nur Resultat sondern
auch Voraussetzung seiner selbst und wird in der Durchsetzungsgeschichte der
kapitalistischen Produktion und Rationalisierung historisch sichergestellt.
So man nun philosophisch auf den Durchschnitt eingehen möchte, kann dies hier
nicht geleistet werden, ausser mit dem Hinweis, dass er die Eigenschaft einer
Menge, bzw.Totalität, vorstellt und nur so zu fassen ist. So muß man den auch
wesentlich abstrahieren, im Unterschied zur leeren und falschen Abstraktion im
Kantianismus, und die Gesetze in ihrer Reinheit auszumachen, sie im weiteren
wieder auf die Wirklichkeit zuück beziehend konkretisieren mit dem Ziel der
konkreten Totalität.
"
Die eigentlich schwierige Frage ist hier die: wie diese Ausgleichung der Profite
zur allgemeinen Profitrate vorgeht, da sie offenbar ein Resultat ist und nicht
ein Ausgangspunkt sein kann.
"
(25:183)
Wenn man die Marxsche Darstellung nun aus dem Blickwinkel einer scheinbar
exakten Wissenschaftlichkeit, welche sich den Zugriff auf die Totalität
kritisch versagt, betrachtet, so wird man selbstverständlich nirgendwo
mathematisch exakte befriedigende Ergebnisse finden können. Es ist dies die
Frage einer wissenschaftlichen Grundposition. Allerdings könnte die scheinbare
Exaktheit des mathematischen Ausdruckes von gewichteten Mitteln durchaus
plausibel genug und vor allem an der Wirklichkeit verifizierbar sein.
"
Solch eine allgemeine Rate des Mehrwerts - der Tendenz nach, wie alle
ökonomischen Gesetze - ist von uns als theoretische Vereinfachung
vorausgesetzt;
in Wirklichkeit aber ist sie tatsächliche Voraussetzung der
kapitalistischen
Produktionsweise, obgleich mehr oder minder gehemmt durch praktische Friktionen,
die mehr oder minder bedeutende lokale Differenzen hervorbringen,
...
Die ganze Schwierigkeit kommt dadurch hinein, daß die Waren nicht einfach als
Waren ausgetauscht werden, sondern als Produkt von Kapitalen, die im Verhältnis
zu ihrer Größe, oder bei gleicher Größe, gleiche Teilnahme an der
Gesamtmasse des Mehrwerts beanspruchen. Und der Gesamtpreis der von einem
gegebnen Kapital in einer gegebnen Zeitfrist produzierten Waren soll diese
Forderung befriedigen. Der Gesamtpreis dieser Waren ist aber bloß die Summe der
Preise der einzelnen Waren, die das Produkt des Kapitals bilden.
"
(25:184f)
Während im Band I die Waren nur abstrakt Kapital vorstellten, werden sie hier
konkreter in dieser Eigenschaft gefaßt. Schon deshalb muss der Wert und
Tauschwert der Waren mit neuen Bestimmungen zu neuen Kategorien wie dem
Produktionspreis treiben. Da Kapital aber nur als Gesamtverhältnis ist,
nur in der Analyse kann man als Durchgangspunkt Einzelkapitale
betrachten, schreibt der Gegenstand Kapital selbst vor, dass
Gesamtverhältnis zu betrachten. Der Gegenstand treibt also die ihm gemäßen
Begriffe in der Untersuchung hervor.
Ohne allerdings die Zusammenhänge und Vermittlungen darzustellen und
auszuführen, bleibt es beim bloßen und formalen Benennen als
'Gesamtzusammenhang'. Dies bleibt in seiner Abstraktheit nur als Durchgangspunkt
wahr und verliert als Resultat selbst dargestellt seine Wahrheit. (Da steckt
die Hegelsche Wurzel bei Marx.)
Die Bewegung der Begriffe und die der
Wirklichkeit wird als parallel und von der Wirklichkeit bestimmt bei Marx
gefaßt. Die Tendenz ist z.B.nicht nur "theoretische Vereinfachung", sondern ganz
real "tatsächliche Voraussetzung". Hier schmiegt sich das Erkennen an die
Wirklichkeit an und sprengt den unwirklich engen Bezugsrahmen kantianischer
Erkenntnistheorie, was ihr folgerichtig den rückwärtsgewandten Vorwurf der
Metaphysik einbringt und Marx also kritisch rekonstruiert werden muss, um ihn
von seiner Verhaftetheit im Alten zu befreien.
Es ist für mich nicht einzusehen, warum manche marxistische Schulen die
Totalität nur als universellem Verblendungszusammenhang zu finden glauben und
das Offensichtliche ökonomische Moment in der Wirklichkeit nicht verwenden.
Marx Stärke steckt nicht im Erkennen des Fetischcharakters und einer folgenden
Ideologiekritik, sondern gerade darin, die gesellschaftliche Bedingtheit der
Anschauungen deutlich zu machen, z.B.warum Smith oder Ricardo nicht weiter
vorgestossen sind, oder warum der Unternehmer glaubt, dass ihm der Profit als
Unternehmerlohn zusteht. Dieses materialistische Moment, die Welt zu nehmen wie
sie ist einerseits ohne ideologische Flausen und doch über die Bedingtheiten zu
wissen und zu erforschen, würde es gelten mehr hervorzuheben, vom Begriff
Klassenstandpunkt mal ganz abgesehen.
"
Abgesehn von der Beherrschung der Preise und der Preisbewegung durch das
Wertgesetz, ist es also durchaus sachgemäß, die Werte der Waren nicht nur
theoretisch, sondern historisch als das prius der Produktionspreise zu
betrachten. Es gilt dies für Zustände, wo dem Arbeiter die Produktionsmittel
gehören, und dieser Zustand findet sich, in der alten wie in der modernen Welt,
beim selbstarbeitenden grundbesitzenden Bauer und beim Handwerker.
[Herv. v. P.H.]
"
(25:186)
| [Logisch/Historisch] |
Hier haben wir eine der Verirrungen Marx, die dann Engels auf die Spitze
getrieben hat, das Logisches und Historisches vermischt betrachtet wird. Dies
wird dann als schlechte Beispiele oder irreführende Illustration betrachtet.
Solches kann sich aber nur aus einem Standpunkt erklären, welcher Logisches und
Historisches undialektisch voneinander trennt, d.h.trennt ohne es dann wieder zu
vermitteln.#####-> Heinrich
| [Objektive Gedankenform] |
Hier noch einmal zu den Bedingungen, bei welchen Werte und Preise
übereinstimmen, zumindest in der Tendenz.
"
Damit die Preise, wozu Waren sich gegeneinander austauschen, ihren Werten
annähernd entsprechen, ist nichts nötig, als daß 1. der Austausch der
verschiednen Waren aufhört, ein rein zufälliger oder nur gelegentlicher zu sein;
2. daß, soweit wir den direkten Warenaustausch betrachten, diese Waren
beiderseits in den annähernd dem wechselseitigen Bedürfnis entsprechenden
Verhältnismengen produziert werden, was die wechselseitige Erfahrung des
Absatzes mitbringt und was so als Resultat aus dem fortgesetzten Austausch
selbst herauswächst; und 3., soweit wir vom Verkauf sprechen, daß kein
natürliches oder künstliches Monopol eine der kontrahierenden Seiten befähige,
über den Wert zu verkaufen, oder sie zwinge, unter ihm loszuschlagen. Unter
zufälligem Monopol verstehn wir das Monopol, das dem Käufer oder Verkäufer
erwächst aus dem zufälligen Stand von Nachfrage und Angebot.
"
(25:187)
Es ist zu sehen, dass Marx die Übereinstimmung von Zufuhr und Nachfrage als
Resultat des Austausches selbst, also auch der entsprechenden Produktion,
und zwar nicht zuletzt in seiner Geschichtlichkeit begreift.
4.4. Der Marktwert
"
Es wird dann außerdem immer ein Marktwert - worüber später - zu unterscheiden
sein von dem individuellen Wert der einzelnen Waren, die von den verschiednen
Produzenten produziert werden. Der individuelle Wert einiger dieser Waren wird
unter dem Marktwert stehn (d.h. es ist weniger Arbeitszeit für ihre Produktion
erheischt als der Marktwert ausdrückt), der andre darüber. Der Marktwert wird
einerseits zu betrachten sein als der Durchschnittswert der in einer Sphäre
produzierten Waren, andrerseits als der individuelle Wert der Waren, die unter
den durchschnittlichen Bedingungen der Sphäre produziert werden und die
die große Masse der Produkte derselben bilden.
"
(25:187f)
Mit dem Marktwert nun ist unser begriffliches Tripel auf dieser Ebene der
Konkretion voll entwickelt. Während der Produktionspreis den Zusammenhang
zwischen Wert und Preis von Seiten des Gesamtkapitals betrachtet, hat der
Marktwert und Marktpreis ein anderes Moment zu seiner wesentlichen Bestimmung.
Der Produktionspreis betrachtet die gesamtgesellschaftliche Ausgleichsbewegung
mit dem Idealtyp der durchschnittlichen Profitrate mit dem realen Schwergewicht
der durchschnittlich produzierenden Kapitale.
Der Marktwert hingegen beleuchtet den Zusammenhang bezüglich des Krisenzyklus
und dem Schwergewicht der Durchschnittsproduzenten direkt zu die Preisen auf dem
Markt hin. Hier versucht also Marx nun direkt die fluktuierenden Preise zu
fassen. Das besagte Schwergewicht hat über den indstriellen Krisenzyklus
betrachtet nämlich mal mehr und mal weniger Einfluß.
betrachtet. Im Extrem Krise oder Boom bestimmen die unter besten bzw.
schlechtesten Bedingungen produzierenden den realen, also Marktwert, um welchen
dann die realen, also Marktpreise sich bewegen.
Wenn nun direkt die Dynamik des Marktes, und sei es auch in dieser dürren
abstrakten Form, zu Gegenstand gewählt wird, so muß schlußendlich auch der
Zusammenhang zu Angebot und Nachfrage geklärt werden. Diese sind ja als die
Oberflächenphänomene für die bürgerlichen Ökonomen und Philosophen die
eigentlich bestimmenden, weil man sie unvermittelt zu sehen vermeint.
Es stellt sich heraus, dass nicht nur Angebot und Nachfrage den Preis, sondern
der Preis auch Angebot und Nachfrage bestimmt. Soweit - sogut.
"
Endlich, wenn die Masse der produzierten Waren größer ist, als zu den mittlern
Marktwerten Absatz findet, so regeln die unter den besten Bedingungen
produzierten Waren den Marktwert. Sie können z.B. ihre Waren ganz oder annähernd
zu ihrem individuellen Wert verkaufen, wobei es passieren kann, daß die unter
den schlechtesten Bedingungen produzierten Waren vielleicht nicht einmal ihre
Kostpreise realisieren, während die des mittlern Durchschnitts nur einen Teil
des in ihnen enthaltnen Mehrwerts realisieren können. Was hier vom Marktwert
gesagt, gilt vom Produktionspreis, sobald er an die Stelle des Marktwerts
getreten. Der Produktionspreis ist in jeder Sphäre reguliert und ebenso nach den
besondren Umständen reguliert. Er selbst aber ist wieder das Zentrum, worum sich
die täglichen Marktpreise drehn und wozu sie sich in bestimmten Perioden
ausgleichen. (S. Ricardo, über die Bestimmung des Produktionspreises durch
die unter den schlechtesten Bedingungen Arbeitenden.)
"
(25:188f)
Hier endlich steht die Vermittlung zwischen Marktpreis/wert und Produktionspreis
ausgedrückt. In der Bewegung nähern sich beide einander an.
"
Wie immer die Preise geregelt seien, es ergibt sich:
1. Das Wertgesetz beherrscht ihre Bewegung, indem Verminderung oder Vermehrung
der zur Produktion erheischten Arbeitszeit die Produktionspreise steigen oder
fallen macht.
...
2. Der Durchschnittsprofit, der die Produktionspreise bestimmt, muß immer
annähernd gleich sein dem Quantum Mehrwert, das auf ein gegebnes Kapital als
aliquoten Teil des gesellschaftlichen Gesamtkapitals fällt.
"
(25:189)
Was nun in der Darstellung zur Oberfläche hin als letztes erschien, die
Marktwerte und Marktpreise, stellt historisch gesehen die vorher entwickelten
Kategorien, hier Produktionspreis, als reale Kategorie über die Existenz der
allgemeinen Profitrate erst her vermöge der Konkurrenz. (Solches zeigt, das
Logisches und Historischen
zwar im Historischen sein Bestimmendes hat, aber das Logische
Eigengesetzlichkeiten unterliegt und dem Historischen gerade auch
entgegengesetzt erscheinen kann.)
"
Was die Konkurrenz, zunächst in einer Sphäre, fertigbringt, ist die Herstellung
eines gleichen Marktwerts und Marktpreises aus den verschiednen individuellen
Werten der Waren. Die Konkurrenz der Kapitale in den verschiednen Sphären aber
bringt erst hervor den Produktionspreis, der die Profitraten zwischen den
verschiednen Sphären egalisiert. Zu dem letztren ist höhere Entwicklung der
kapitalistischen Produktionsweise erheischt als zu dem frühern.
"
(25:190)
Dieses Kapitel im Band III ist wirklich empfehlenswert zu lesen und für das
Verständnis unerläßlich. Ich glaube, dass das bisher gesagte ausreichend belegt,
welcher Art die Marxsche Werttheorie entwickelt betrachtet bis zum
Produktionspreis ist und nicht verbleibend auf den ersten hundert Seiten des
ersten Bandes des 'Kapital'. Da die monetäre Werttheorie aber nun gerade die
Nachfrage zum Mitbestimmenden der Wertgröße und nicht nur der Wertmasse macht,
soll hier noch auf diesen Punkt eingegangen und nachgewiesen werden, dass
solcherlei mit Marx nichts zu tun hat. Nicht nur das, sondern diese Ansicht wird
von ihm der Vulgärökonomie überantwortet.
4.5. Bedürfnisquantum vs. Produktionsquantum
"
Es sei hier ganz im Vorbeigehn bemerkt, daß das "gesellschaftliche Bedürfnis",
d.h. das, was das Prinzip der Nachfrage regelt, wesentlich bedingt ist durch
das
Verhältnis der verschiednen Klassen zueinander und durch ihre respektive
ökonomische Position, namentlich also erstens durch das Verhältnis des
Gesamtmehrwerts zum Arbeitslohn und zweitens durch das Verhältnis der
verschiednen Teile, worin sich der Mehrwert spaltet (Profit, Zins, Grundrente,
Steuern usw.); und so zeigt sich auch hier wieder, wie absolut nichts aus
dem Verhältnis von Nachfrage und Zufuhr erklärt werden kann, bevor die Basis
entwickelt ist, worauf dies Verhältnis spielt.
[Herv. v. P.H.]
"
(25:191)
Ganz entgegen der Darstellung z.B.Fröhlichs wird hier betont, dass mit Nachfrage
und Zufuhr nichts zu klären ist, ihre Inkongruenz vielmehr die Ausnahme
darstellt über Zeiträume betrachtet.
"
Diese, hier abstrakt dargestellte, Festsetzung des Marktwerts wird auf dem
wirklichen Markt vermittelt durch die Konkurrenz unter den Käufern,
vorausgesetzt, daß die Nachfrage gerade so groß ist, um die Warenmasse zu ihrem
so festgesetzten Werte zu absorbieren. Und hier kommen wir auf den andren Punkt.
Zweitens. Daß die Ware Gebrauchswert hat, heißt nur, daß sie irgendein
gesellschaftliches Bedürfnis befriedigt. Solange wir nur von den einzelnen Waren
handelten, konnten wir unterstellen, daß das Bedürfnis für diese bestimmte Ware
- in den Preis schon ihr Quantum eingeschlossen - vorhanden sei, ohne uns auf
das Quantum des zu befriedigenden Bedürfnisses weiter einzulassen. Dies Quantum
wird aber ein wesentliches Moment, so bald das Produkt eines ganzen
Produktionszweigs auf der einen Seite und das gesellschaftliche Bedürfnis auf
der andern Seite steht. Es wird jetzt notwendig, das Maß, d.h. das Quantum
dieses gesellschaftlichen Bedürfnisses zu betrachten.
[Herv. v. P.H.]
"
(25:195)
"
Bleibt nun die Nachfrage für diese Masse auch die gewöhnliche, so wird die Ware
zu ihrem Marktwert verkauft, welcher der drei vorhin untersuchten Fälle auch
diesen Marktwert regulieren möge. Die Warenmasse befriedigt nicht nur ein
Bedürfnis, sondern sie befriedigt es in seinem gesellschaftlichen Umfang. Ist
dagegen das Quantum kleiner oder größer als die Nachfrage dafür, so finden
Abweichungen des Marktpreises vom Marktwert statt. Und die erste Abweichung ist,
daß, wenn das Quantum zu klein, stets die unter den schlechtesten Bedingungen
produzierte Ware den Marktwert reguliert, und wenn zu groß, stets die unter den
besten Bedingungen produzierte; daß also eins der Extreme den Marktwert
bestimmt, trotzdem daß nach dem bloßen Verhältnis der Massen, die unter den
verschiednen Bedingungen produziert sind, ein andres Resultat stattfinden müßte.
"
(25:195)
Also ist Marktpreisdivergenz vom Marktwert Ausdruck der Nichtübereinstimmung und
ihres Grades der beiden Quanta Produktquantum und Bedürfnisquantum, keine Rede
von Wertwechsel, wohl aber von Preiswechsel und eventuellem Marktwertwechsel.
"
Die eigentliche Schwierigkeit bei der allgemeinen Begriffsbestimmung der
Nachfrage und Zufuhr ist die, daß sie auf Tautologie hinauszulaufen scheint.
Betrachten wir zunächst die Zufuhr, das auf dem Markt befindliche Produkt oder
das für ihn geliefert werden kann. Um nicht in hier ganz nutzlose
Details einzugehn, denken wir hier an die Masse der jährlichen Reproduktion in
jedem bestimmten Industriezweig und sehn dabei ab von der größern oder geringern
Fähigkeit, die verschiedne Waren besitzen, dem Markt entzogen und für die
Konsumtion, sage des nächsten Jahres, aufgespeichert zu werden.
"
(25:195f)
Wohl bemerkt eines Jahres und nach Marx "nutzlose Details". Da wirkt das
von Fröhlich angeführte Beispiel, warum die Nachfrage den Wert mitbestimmt, von
Marxens Warte aus gerade lächerlich, da es ebenso ein vom Durchschnitt
abweichendes "nutzlose Details" ist.
Außerdem ist bei solcher Betrachtung auf den Zusammenhang zwischen Wertquantum
und Gebrauchswertquantum einzugehen. Und beide haben keinen notwendigen
Zusammenhang.
"
Zwischen dem quantitativen Umfang der auf dem Markt befindlichen Waren und ihrem
Marktwert existiert daher kein notwendiger Zusammenhang, indem z.B.
manche Waren
spezifisch hohen Wert haben, andre spezifisch niedrigen Wert, so daß eine
gegebne Wertsumme sich in einem sehr großen Quantum der einen und einem sehr
geringen Quantum der andren Ware darstellen kann. Zwischen dem Quantum der auf
dem Markt befindlichen Artikel und dem Marktwert dieser Artikel findet nur
dieser Zusammenhang statt: Auf einer gegebnen Basis der Produktivität der Arbeit
erheischt in jeder besondren Produktionssphäre die Herstellung eines bestimmten
Quantums Artikel ein bestimmtes Quantum gesellschaftlicher Arbeitszeit, obgleich
dies Verhältnis in verschiednen Produktionssphären durchaus verschieden ist und
in keinem innern Zusammenhang mit der Nützlichkeit dieser Artikel oder der
besondren Natur ihrer Gebrauchswerte steht.
[Herv v. P.H.]
"
(25:196)
| [Quantum Arbeitszeit] |
Diesen Zusammenhang bzw. Nichtzusammenhang im Auge habend kommt wieder ein
kurzer Hinweis auf kommunistische Produktion, den wir nicht verschweigen
sollten.
"
Obgleich jeder einzelne Artikel oder jedes bestimmte Quantum einer Warensorte
nur die zu seiner Produktion erheischte gesellschaftliche Arbeit enthalten mag
und von dieser Seite her betrachtet der Marktwert dieser gesamten Warensorte nur
notwendige Arbeit darstellt, so ist doch, wenn die bestimmte Ware in einem das
gesellschaftliche Bedürfnis dermalen überschreitendem Maß produziert worden, ein
Teil der gesellschaftlichen Arbeitszeit vergeudet, und die Warenmasse
repräsentiert dann auf dem Markt ein viel kleineres Quantum gesellschaftlicher
Arbeit, als wirklich in ihr enthalten ist. (Nur wo die Produktion unter
wirklicher vorherbestimmender Kontrolle der Gesellschaft steht, schafft die
Gesellschaft den Zusammenhang zwischen dem Umfang der gesellschaftlichen
Arbeitszeit, verwandt auf die Produktion bestimmter Artikel, und dem Umfang des
durch diese Artikel zu befriedigenden gesellschaftlichen Bedürfnisses.)
"
(25:151)
"
Entspricht aber der Umfang der gesellschaftlichen Arbeit, die zur Produktion
eines bestimmten Artikels verwandt, dem Umfang des zu befriedigenden
gesellschaftlichen Bedürfnisses, so daß also die produzierte Masse dem
gewöhnlichen Maßstab der Reproduktion bei unveränderter Nachfrage entspricht, so
wird die Ware zu ihrem Marktwert verkauft. Der Austausch oder Verkauf der
Waren
zu ihrem Wert ist das Rationelle, das natürliche Gesetz ihres
Gleichgewichts;
von ihm ausgehend, sind die Abweichungen zu erklären, nicht umgekehrt aus den
Abweichungen das Gesetz selbst.
"
(25:198)
Hier nun wären wir zum Kern vorgestoßen, dem Kern aller Ökonomie im Sinne des
Wortes, nämlich der rationellen Verwendung der gesellschaftlichen Arbeitszeit
auf die Befriedigung der gesellschaftlichen Bedürfnisse. Dies ist der Punkt, wo
der überhistorische Kern freigelegt ist, in dem jede Ökonomie zu einer Ökonomie
der Zeit wird. Das ZAP ist das zentrale Problem jedweder Produktion. So
Das Gleichgewicht ist eben die Regel und die Abweichungen als
Vermittlungsbewegungen oder zufällige Friktionen durch Naturgrößen erklären eben
nicht die Gesetzmäßigkeiten, wie also Nachfrage und Zufuhr das Wertgesetz nicht
erklären können, sondern eben nur die Abweichungen bei seiner realen
Durchsetzung.
Denn gerade weil das Wertgesetz nur eines der Tendenz sein kann, weil auf die
Totalität in Bewegung einzugehen ist, als Träger dieses Gesetzes, müssen die
Preise von den Werten abweichen, wie sie im Schnitt ihnen entsprechen. Das ist
der ganze Preiszauber, der durch den Geldfetisch zusätzlich verblendet wird.
Anstatt das Geld zu hintergehen und den Wert in seiner Vermittlung zum Geld hin
zu analysieren, legt die monetäre Werttheorie gerade wieder die Oberfläche als
Analysegrund nach hinten. So wird Marx "hintergangen" und Wert und Geld
verschmelzen wieder und Angebot und Nachfrage bestimmen wieder den Wert mit, wie
schon bei den bürgerlichen Klassikern. Das dies alles auf einem Nichtbegreifen
des materialistischen Zeitbegriffs bei Marx beruht, kann hier nicht entwickelt
werden.
| [Ökonomie der Zeit] |
"
Die Grenzen, worin das auf dem Markt repräsentierte Bedürfnis für Waren -
die
Nachfrage - quantitativ verschieden ist von dem wirklichen
gesellschaftlichen
Bedürfnis, ist natürlich für verschiedneWaren sehr verschieden; ich
meine die Differenz zwischen dem verlangten Quantum Waren und dem Quantum, das
verlangt würde mit andren Geldpreisen der Ware oder andren Geld- resp.
Lebensverhältnissen der Käufer.
Es ist nichts leichter, als die Ungleichmäßigkeiten von Nachfrage und Zufuhr
einzusehn und die daraus folgende Abweichung der Marktpreise von den
Marktwerten. Die eigentliche Schwierigkeit besteht in der Bestimmung dessen, was
unter Deckung von Nachfrage und Zufuhr zu verstehn ist.
"
(25:198f)
Zum Abschluß noch einmal ein Zitat, welches das bisher gesagte zusammenfasst.
Nachfrage und Zufuhr erklären nicht die inneren Gesetze des Kapitals, wie das
Wertgesetz, sondern sind nur Erscheinungen desselben und bei
wissenschaftlicher Betrachtung des inneren Zusamenhangen nicht zu
beachten. Gerade hier wird deutlich, wie weit die monetäre Werttheorie weit
hinter Marx zurückgefallen ist. Sie sitzt dem Schein auf und gibt vor, Marx mit
Einbringung des Scheins, den er soeben aufgedeckt hat, korrigieren zu müssen.
"
Wenn Nachfrage und Zufuhr sich decken, hören sie auf zu wirken, und eben
deswegen wird die Ware zu ihrem Marktwert verkauft. Wenn zwei Kräfte in
entgegengesetzter Richtung gleichmäßig wirken, heben sie einander auf, wirken
sie gar nicht nach außen, und Erscheinungen, die unter dieser Bedingung vorgehn,
müssen anders als durch das Eingreifen dieser beiden Kräfte erklärt werden. Wenn
Nachfrage und Zufuhr sich gegenseitig aufheben, hören sie auf, irgend etwas
zu
erklären, wirken sie nicht auf den Marktwert und lassen uns erst recht im
dunkeln darüber, weshalb der Marktwert sich grade in dieser Summe Geld ausdrückt
und in keiner andern. Die wirklichen innern Gesetze der kapitalistischen
Produktion können offenbar nicht aus der Wechselwirkung von Nachfrage und
Zufuhr
erklärt werden (ganz abgesehn von tieferer, hier nicht angebrachter Analyse
dieser beiden gesellschaftlichen Triebkräfte), da diese Gesetze nur dann rein
verwirklicht erscheinen, sobald Nachfrage und Zufuhr aufhören zu wirken, d.h.
sich decken. Nachfrage und Zufuhr decken sich in der Tat niemals, oder wenn sie
sich einmal decken, so ist es zufällig, also wissenschaftlich = 0 zu setzen, als
nicht geschehn zu betrachten. In der politischen Ökonomie wird aber unterstellt,
daß sie sich decken, warum? Um die Erscheinungen in ihrer gesetzmäßigen,
ihrem Begriff entsprechenden Gestalt zu betrachten, d.h., sie zu
betrachten unabhängig
von dem durch die Bewegung von Nachfrage und Zufuhr hervorgebrachten
Schein.
[Herv v. P.H.]
"
(25:199)
| [Nachfrage und Zufuhr] |
Der Deutlichkeit halber noch einmal, was das Bedürfnisquantum mit dem Wert zu
tun hat.
"
Das Verhältnis von Nachfrage und Zufuhr erklärt daher einerseits nur die
Abweichungen der Marktpreise von den Marktwerten und andrerseits die Tendenz zur
Aufhebung dieser Abweichung, d.h. zur Aufhebung der Wirkung des Verhältnisses
von Nachfrage und Zufuhr.
"
(25:200)
Und es erklärt, zumindest nach Marx, nicht die Werte von Waren. Die Verwirrung
kommt daher, dass gerade hier an der Oberfläche die Zusammenhänge sehr
manigfaltig sind.
"
Bestimmt Nachfrage und Zufuhr den Marktpreis, so andrerseits der Marktpreis und
in weitrer Analyse der Marktwert die Nachfrage und Zufuhr. Bei der Nachfrage ist
dies augenscheinlich, da diese sich in umgekehrter Richtung zum Preise bewegt,
zunimmt, wenn dieser fällt, und umgekehrt.
...
Zu dieser Konfusion - Bestimmung der Preise durch Nachfrage und Zufuhr und
daneben Bestimmung der Nachfrage und Zufuhr durch die Preise - kommt hinzu, daß
die Nachfrage die Zufuhr und umgekehrt die Zufuhr die Nachfrage bestimmt, die
Produktion den Markt und der Markt die Produktion.
...
D.h., das Verhältnis von Nachfrage und Zufuhr erklärt nicht den Marktwert,
sondern dieser umgekehrt erklärt die Schwankungen von Nachfrage und Zufuhr.
"
(25:201f)
Lassen wir es dabei bewenden. Man müsste, da es in diesem Kapitel des
'Kapital' besonders deutlich wird, auf den Klassencharakter dieser
Produktionsweise eingehen. Dazu nur folgendes Zitat, welches zeigt, wie die
Kategorie Produktionspreis seine ökonomische Wirklichkeit über das Aggregat der
Agierenden in Form der Klasse besitzt.
"
Bei der kapitalistischen Produktion handelt es sich nicht nur darum, für die in
Warenform in die Zirkulation geworfne Wertmasse eine gleiche Wertmasse in andrer
Form - sei es des Geldes oder einer andren Ware - herauszuziehn, sondern es
handelt sich darum, für das der Produktion vorgeschoßne Kapital denselben
Mehrwert oder Profit herauszuziehn wie jedes andre Kapital von derselben Größe,
oder pro rata seiner Größe, in welchem Produktionszweig es auch angewandt sei;
es handelt sich also darum, wenigstens als Minimum, die Waren zu Preisen zu
verkaufen, die den Durchschnittsprofit liefern, d.h. zu Produktionspreisen. Das
Kapital kommt sich in dieser Form selbst zum Bewußtsein als eine
gesellschaftliche Macht, an der jeder Kapitalist teilhat im Verhältnis
seines Anteils am gesellschaftlichen Gesamtkapital.
[Herv. v. P.H.]
"
(25:205)
| [Klasse] |
5. Bezug auf Heute - gesellschaftliche Alternative
"
Jeder Schritt wirklicher Bewegung ist wichtiger als ein Dutzend Programme.
"
(KrGthProg)
5.1. Das moderne Geldsystem
"
Nachdem die Marxsche Werttheorie als monetäre Theorie und hierauf aufbauend
die Geldfunktionen dargestellt wurden, soll nun die Überprüfung folgen,
inwieweit diese Konzeption in der Lage ist, das gegenwärtige Geldsystem
konsistent zu erfassen.
"
(S. 84)
Was nun zu überprüfen ist, ist die monetäre Werttheorie, nicht die Marxsche
Theorie, was glaube ich hinreichend belegt worden ist.
"
Diese alte Debatte umreißt ein heute noch aktuelles Problem der Marx'schen
Geldableitung: Erfordert die Marx'sche Werttheorie die Existenz einer Geld-ware
bzw. muß es eine Ware sein, auf der das Geld basiert? Wenn ja, käme man als
Anhänger der Marx'schen Theorie in Erklärungsnot. Denn für das heutige
internationale Geldsystem gilt seit dem Zusammenbruch des Systems von Bretton
Woods der oben erwähnte Kreditschöpfungsmechanismus in umfaßender Weise.
Heutzutage besteht die Geldmenge, welche die Zentralbank in Umlauf bringt,
vollständig aus einem Kreditgeld, dem keine Deckung durch irgendeine reale
Ware gegenübersteht.
"
(S. 84)
Wie schon bemerkt, ist das wirklich eine heikle Frage, wenn man den juristischen
Akt der Lösung von Bretton-Woods für den wirklich hält. ####-> Ansgar
Die Frage wäre wieder, ob man mit der Annahme, dass Geld keine Ware sein muß
also auch
nicht Gold, nicht mehr Probleme bekommt als vorher. Folgen wir also den
Ausführungen.
Das grundsätzliche Mißverständnis beruht auf der Annahme einer Deckung, was auch
immer das sein soll. Gemeint sein könnte, dass jeder Papiernote ein Äquivalent
in Gold repräsentiert. Aber im modernen Geldsystem gibt es eine Menge
Modifikationen, welche hier wirken. Ein "Anhänger der Marxschen Theorie" sollte
diese schon bei Marx ausdrücklich benannten Phänomene mit einbeziehen, welche
dazu führen, dass trotz enorm gestiegenem Warentauschvolumen, also Preissumme,
immer weniger wirklich zirkulierendes Geld nötig ist, welches sein
Repräsentiertes in einer Goldmenge hat.
##########-> Münz und Papierangabe der Bundesbank
###-> Stellen bei Marx
- die Umlaufzahl des Geldes dürfte alleine schon sehr hoch sein
- Geld ist immer mehr nur Buchgeld als Schaltzustände in Rechenmaschienen
existent
- immer mehr Geldverkehr wird so ohne selbst Papiergeld als sogenanntes
Plastikgeld realisiert
- das Geld existiert in den Banken gar nicht mehr, sondern ist schon
lange als Kreditgeld wieder weitergegeben
Überhaupt zeigt sich die Relation von Buchgeld zu Zirkulationsmittel in Papier
und Münze schon darin, dass gesetzt den unmöglichen Fall, dass jeder sein
fiktives Buchgeld in reales Zirkluationsmittel allgemeinen Äquivalents
verwandeln will, sofort das gesamte Bankensystem zusammenbrechen würde. Es ist
wie alles im Kapitalismus dafür ausgelegt, gerade nur den
durchschnittlichen Tagesverkehr mit einer bestimmten Reserve und
Vorkehrungen für periodische Spitzen (jährlicher Ernteverkauf) als reales Geld
im Hause zu haben.
"
In Abschnitt 3.1.4 wurde hingegen gezeigt, daß die Marxsche Wertformanalyse
zur Geldform des Werts führt, die sich wiederum an einer ganz bestimmten Ware,
z.B. Gold, festmacht. Marx bindet damit die Geldform an die grundsätzliche
Existenz einer Geldware.
"
(S. 88f )
Welche nicht aufgegeben werden kann ohne wesentliche Aussagen und die Kritik
der Marxschen Darstellung in Frage zu stellen.
"
Zum einen ließe sich der Standpunkt vertreten, daß das heutige Geldsystem zwar
keine Geldware kennt, aufgrund seiner Krisenhaftigkeit grundsätzlich aber sehr
wohl eine benötigt und daher die Menschen z.B. in Zeiten starker
Geldentwertung auf Geldsurrogate zurückgreifen müssen. Es tritt in diesem
Fall eine Rückentwicklung des Geldsystems von einem reinen Kreditgeld zu einer
Geldware ein (Ganßmann 1996: 156-161).
"
(S. 85)
Man sollte beachten, dass ganze aber halt aussereuropäische Bankensysteme ganz
anders funktionieren und zwar mit Gold, wie im Arabischen Raum oder in Indien.
Russland ist ein gutes Beispiel, wo industrielle Grossbetriebe mit anderen Waren
tauschen, um den Produktionsprozess aufrecht zu erhalten oder auch der Lohn in
Anteil am Produkt den Arbeitern so in Warenform gegeben wird. Es existieren
Geschäfte, in denen gibt es bestimmte Waren jeweil nur gegen Papiergeld, Gold
oder bestimmte andere Waren, je nach dem, was für sie vom Ladenbesitzer gezahlt
wurde.
Hingegen in Argentinien wurde genau der andere Weg beschritten, dass lokale
Banken eigene Währungen ausgaben oder auch auf den rasant anwachsenden
Tauschmärkten sich alternative Geldarten in Form der kreditos, kleiner
Papierzettel durchsetzten.
Das zeigt, dass lokale Krisen, die wenige Länder betreffen, diesen Zusammenbruch
zurück auf das Gold nicht hervorzubringen vermögen. Erst, wenn man sich auch in
der Geschichte weltweite Krisen ansieht, wird man diesen Umstand entdecken
können.
"
Es käme somit zu Währungskrisen, gerade weil das Geldsystem losgelöst von
einer Geldware existiert. Die Marx'sche Theorie beschreibt dann nicht das
Geldsystem wie es ist , sondern wie es sein müßte.
"
(S. 85f )
Die Ursache ist eine ganz andere.
Die Geldkrise ist ja nur die nachfolgende Krise des Kredites, welches nur der
Nachfolger der Überproduktionskrise ist. So kommt es tendentiell zu den
Währungskrisen, weil Überproduktion herrscht, nicht, weil das Geld sich vom Gold
loslöst. Letzeres ist ein vielleicht verschärfender Faktor, aber niemals die
Ursache der Krise.
| [Krise reduziert das Zirkulationsmittel auf die Goldmenge] |
"
Sie bleibt dennoch theoretisch unbefriedigend. Denn wie es möglich ist,
und
warum es geschieht, daß ein Geldsystem sich bis zur Dysfunktionalität
von
einer eigentlich benötigten Geldware entfernt, läßt sich mit der Marx'schen
Theorie nicht erklären. Es bleibt ihren Anhängern lediglich die etwas
hilflos wirkende Versicherung, eine Geldware würde eigentlich benötigt
und bereits Marx habe dies erkannt. Weiterhin widerspricht diese Argumentation
dem Marx'schen Anspruch, mit seiner Theorie das ökonomische Bewegungsgesetz
der modernen Gesellschaft zu enthüllen (23: 15f.).
"
(S. 86)
"Theoretisch unbefriedigend" ist eher die Rezeption,
denn Marx beschreibt ja nun gerade in der Widersprüchlichkeit der Geldform
selbst, warum die sich widersprechenden Funktionen zur Verwendung von
Papierstellvertretern bis hin zur heutigen Plastikkarte drängen.
####->Kapital, Rosdolsky
Damit ist also gar nicht so "hilflos" aufgezeigt, wie diese Entwicklung im
Widerspruch des Geldes selbst liegen.
| [Die treinbenden Widersprüche in der Geldform] |
"
Diese zweite Strategie, das Geldwarenproblem zu lösen, verfolgt Heinrich
(2001: 233-240). Er erkennt zunächst einmal an, daß Marx mit Hilfe der
Wertform-analyse der Nachweis gelungen sei, daß der Wert einer Ware nicht an ihr
selbst erscheinen kann. Hierzu bedarf es bekanntlich eines anderen Gegenstandes,
der als Äquivalentenform dient. Heinrich bezweifelt aber nun, daß dieser
Gegen-stand logisch zwingend selbst eine Ware, d.h. ein Wertding, sein muß.
"
(S. 88f )
Um diese These zu stützen sagt Fröhlich, muß nun die 'Abstraktion' bei Marx sehr
genau interpretiert werden. Hier sieht man wieder das Schema, die Begriffe als
rein logische sich zu betrachten und solange zu interpretieren, bis man in
seinem System zu der entsprechenden Lösung gelangt. Bei Marx hingegen sind die
Kategorien als Ausdruck realer Verhältnisse gefaßt. Entweder, sie taugen diese
zu erklären, oder nicht, was aber ebenfalls davon abhängt, was man erklären
möchte. Und genau deshalb ist es richtig:
| [Zu Heinrich] |
"
Das, was Marx als abstrakt bezeichnet, existiert auf derselben empirischen
Ebene wie die konkreten Gegenstände selbst es sind gewissermaßen real
existierende Abstraktionen , die in der Form konkreter Gegenstände erscheinen.
"
(S. 86)
Hierauf folgt eine wichtige Erkenntnis.
"
Hier ist jedoch etwas anderes gemeint: indem ein bestimmter Gegenstand nicht
aufgrund seiner konkreten, stofflichen Form eine Rolle spielt, sondern als
Repräsentant einer abstrakten Bestimmung, wird diese zu einer real
existierenden
Abstraktion und tritt allen anderen konkreten Gegenständen als Inbegriff der
Gattung auf gleicher Stufe gegenüber. Auf das Geld übertragen bedeutet dies,
daß irgendein Gegenstand als Repräsentant von Wert gilt und damit den
Wertcharakter der Waren symbolisiert. Dadurch tritt das Thier (ebd.)
nämlich der Wert allen andern wirklichen Thieren (ebd.) den Waren
empirisch gegenüber.
"
(S. 87 )
"
Der Clou von Heinrichs Argumentation läuft nun wie folgt: Wenn Geld eine
reale Abstraktion der Arbeit verkörpert, dann kann jeder Gegenstand, dessen
Naturalform diese Abstraktion symbolisiert, als ein Geldzeichen verstanden
werden unabhängig davon, ob dieser Gegenstand selbst eine Ware darstellt,
oder nicht. Auch eine Geldware stellt in diesem Sinne lediglich ein Zeichen von
Wert als solchem dar.
...
Als wichtig festzuhalten bleibt lediglich, daß es überhaupt einen Gegenstand
gibt, der als Geld gilt (Heinrich 2001: 235).
"
(S. 87)
Hier beginnt die Argumentation zu kippen, da sie sich nur auf die logische Seite
der Sache bezieht. Eben kann nicht jeder Gegenstand symbolisieren und Zeichen
sein. Hier wird der Abstand zur bürgerlichen Geldmysthik hauchdünn
verformuliert.
Die zweite Aussage schiebt unter "in diesem Sinne", also auf der rein logischen
Ebene, was sie schlußfolgert. Hingegen mit Marx kann Geldware
nur ''Zeichen'' sein, da sie gleichzeitig ein Wertding ist. Ein
Stellvertreter kann nur Zeichen sein, sofern er ein Wertding repräsentieren
kann.
"
Marx nahm, unter dem Augenschein der historischen Entwicklung und des damaligen
Geldsystems, zwar an, daß Geld eine Ware sein müsse, logisch zwingend ist
dieser Schluß indes nicht.
"
(S. 87 )
Er ist logisch nicht zwingend, wenn man die Marxsche Darstellung für historisch
obsolet erklärt, oder real den Austauschprozess ausser acht läßt.
Denn wenn es nicht zwingt und ich auf dem Markt für selbstgemalte Scheine Brot
bekomme, so ist das natürlich gut, wenn meine Kosten diese herzustellen nicht
zuhoch sind. Aber der Tausch im Allgemeinen ist wohl doch ein Äquivalententausch
und Repräsentant hin oder her, auf dieser Ebene, der wirklichen, zählt nur das
Repräsentierte und nicht das Zeichen selbst. Sonst würde man für Jugslawische
Dinar immer noch etwas hübsches erstehen können jenseits der Sammlerkreise.
Eine der Schwierigkeiten die hier auftaucht, ist die, die Bestimmungen
auseinanderzuhalten. Erstens symbolisiert das Geld als allgemeine
Ware (in den Grundrisse), als allgemeines Äquivalent den Wert einer Ware. Alle
Ware beziehen sich in dern entwickelten Form (logisch wie historisch) auf das
Geld. Die Zeilen, welche dies z.B. in den Grundrissen ausdrücken, liegen aber
eindeutig im Kontext, dass Geld als Arbeitszeit bestimmt ist.
"
Daraus, daß die Waren zum allgmeinen Tauschwert, geht hervor, daß der Tauschwert
zu einer besonderen Ware wird: Er kann dies nur, indem eine besondere Ware allen
anderen gegenüber das Privilegium erhält, ihren Tauschwert zu repräsentieren,
zu symbolisieren; d.h. Geld zu werden.
[Herv. v. P.H.]
"
(42:100)
Übrigens liegt in diesem Werden, also der Prozesshaftigkeit sowohl die Dimension
der Darstellung in der Entwicklung der Kategorien unter, als auch die
historische, dass die gesellschaftliche Tat eine bestimmte Geldware in dieser
Funktion stabilisiert.
Die zweite Ebene des Symbolcharakters des Geldes liegt im Widerspruch seiner
Funktion als Zirkulationsmittel entgegen der als Maßstab der Preise, welche die
sich abnutzende Kurantmünze aus der Zirkulation treibt. Es sind also
zuerst stoffliche Gründe, welche dies bewirken. Diese Ebene entfaltet sich also
wie die erste aus dem Widerspruch in der Ware selbst, die zur Verdopplung der
Ware in Ware und Geld.
"
Im Fortgang der Entwicklung kann der Tauschwert des Geldes wieder eine von
seiner Materie, seiner Substanz, getrennte Existenz erhalten, wie im Papiergeld,
ohne indes das Privilegium dieser besonderen Ware aufzuheben, indem die
besondere Existenz ihre Denomination von der besondren Ware zu erhalten
forfahren muß.
"
(42:100)
Somit wird ein "Symbol" symbolisiert oder besser ausgedrückt, die stoffliche
Form des Tauschwertes im Gelde erhält seinerseits eine neue Form oder
Erscheinungsform im Papiergeld, heute schließlich als Schaltzustände in
Rechenmaschienen und bestimmten Zuständen von Speichermedien.
Was allerdings der letzte Satz des Zitates deutlich wider Heinrich belegt, ist,
dass Marx die Warenbindung dieses Papiergeldes nicht aufgibt, also deren
Aufhebung verneint. Vielmehr betont er, wie an vielen anderen Stellen auch, dass
die Wertqualität und die Wertquantität des Papierschnipsels alleine aus
der Repräsentanz einer wirklichen Geldware hervorgeht.
| [Doppelter Symbolcharakter des Geldes] |
"
Es läßt sich auf der Basis einer zur Kredittheorie ausgearbeiteten Werttheorie
vielmehr begründen, daß in der KPW die Existenz eines reinen Zeichengeldes
wie es heute verwendet wird als deutlich wahrscheinlicher betrachtet werden
muß als die Bindung des Geldsystems an eine Geldware (Heinrich 2001: 303f.).
"
(S. 87f )
Hat man eine Stelle gesucht, wo letztendlich die Marxsche Theorie in Richtung
politischer Ökonomie verlassen wird, dann haben wir sie gefunden. Die
''Hinweise'', die man dafür bei Marx selbst finden kann, sind wirklich sehr rahr
gesäht, aber man kann sie finden.
"
(In fact wird die Waare, die als Mittler des Austauschs gebraucht wird, erst
nach und nach in Geld verwandelt, in ein Symbol; sobald das ge-schehn ist, kann
ein Symbol derselben sie selbst wieder ersetzen. [. . . ]) (II/1.1: 79)
...
Entscheidend bleibt jedoch, daß die bloße Möglichkeit eines reinen Geldsymbols
hier überhaupt erwähnt wird.
"
(S. 88 )
Entscheidend ist, dass wissenschaftlich die Erwähnung des verwandeln in ein
Symbol noch gar nichts sagt, wenn man die Bestimmungen dieser Verwandlung nicht
aufzeigt.
Entscheidend bleibt, das Marx sich von der Zeichentheorie der
bürgerlichen Ökonomen distanziert und explizit ausdrückt, das Geld Ware
ist: " Die Schwierigkeit liegt nicht darin zu begreifen, daß Geld Ware,
sondern wie, warum, wodurch Ware Geld ist. " Dies sollte an Deutlichkeit nichts
zu wünschen übring lassen. Aber die Schwierigkeit des Begreifens bleibt wie
gesehen bis heute erhalten.
"
Geht man nun davon aus, daß die Marxsche Theorie nicht die Existenz einer
Geldware impliziert, sondern mit dem modernen Kreditgeldsystem übereinstimmt,
so ergibt hieraus jedoch eine Konsequenz für die Bestimmung der Geldmenge, die
in einer Volkswirtschaft zirkulieren muß, damit alle Ware zu ihrem Wert
bezahlt werden können.
"
(S. 88)
Bei Marx stellt sich die Sache anders herum dar. Soweit er den Kredit analysiert
und dargestellt hat, fußt er selbstverständlich auf seinem Kapitalbegriff, also
dem Wert. Läßt man aber diese zentrale Stelle fallen, die ein Bindeglied von den
ersten hundert Seiten des Kapital zur Oberfläche der bürgerlichen Empire
darstellt, dann gibt es vollständig richtig erkannt "blinde Flecken" und
"Lücken", die nur ihrer kreativen Weiterentwicklung harren.
"
Wenn es aber keine Geldware gibt, durch deren Wert ein Preisniveau vorgegeben
wird, so muß dieses durch Ursachen bestimmt sein, für die keine Marx'sche
Ausarbeitung vorliegt, d.h. die Werttheorie in ihrer genuinen Fassung besitzt
hier einen blinden Fleck . An dieser Stelle kann ich nur andeuten, daß sich
diese theoretische Lücke durch geeignete Annahmen über die
Preissetzungsentscheidungen der Unternehmen füllen läßt (Hein 1997:
50f.) Dies würde bedeuten, die Ebene der
Wertkonstituierung der Waren mit einer Inflationstheorie zu verknüpfen, in der
man u.a. gesellschaftliche Verteilungskämpfe berücksichtigen muß ein
theoretisches Vorgehen, daß bezüglich einer marxistischen Ökonomiekritik
m. E. bisher noch nirgends systematisch erarbeitet wurde.
"
(S. 88f )
Das diese aber in "Preissetzungsentscheidungen der Unternehmen" liegen soll, ist
hier nur "angedeutet". Zeigt aber offensichtlich, in welche flachen Fahrwasser
man so gelangt. Denn folgerichtig bleibt dann nichts anderes übrig, als zur
bürgerlichen Ökonomie Zuflucht zu nehmen. Ist dies dann wirklich die Konsequenz,
welche in der monetären Werttheorie liegt, dann disqualifiziert sie dies,
zumindest als der Marschen Theorie verwandt. Und diese Weiterentwicklung wurde
wahrscheinlich wirklich "bisher noch nirgends systematisch erarbeitet".
| [Unternehmerentscheidung als Werturteil] |
"
Es gilt daher festzuhalten: Die Marx'sche Geldableitung auf der Ebene der
Wertformanalyse widerspricht nicht dem heutigen Kreditgeldsystem. Um dies zu
erkennen, muß jedoch über das Marx'sche Verständnis seiner Theorie,
zumindest der im Kapital dargestellten, hinausgegangen werden. Denn obwohl das
theoretische Konzept selbst die Möglichkeit eines reinen Geldzeichens von
Anfang an hergab, verblieb der Marx'sche Blick zu sehr demjenigen Geldsystem
geschuldet, welches er selber noch beobachten konnte. Mit diesem Geldverst¨
andnis wird er jedoch der eigenen Intention, den Kapitalismus als epochen¨
ubergreifend zu analysieren, nicht gänzlich gerecht. Geht man daher an diesem
Punkt über das genuin Marx'sche Verständnis hinaus, so tut dies der G¨
ultigkeit seiner Theorie keinen Abbruch, sondern ermöglicht erst die
Entwicklung einer dem gegenwärtigen Geldsystem adäquaten Geldtheorie.
"
(S. 89 )
Ich befürchte eher, dass der Autor den Blick auf dem Geldsystem kleben hat, was
er heute beobachten kann und welches den Schein trägt, das alles nur noch ein
Zeichen ist mit Kreditblasen und Kasinokapitalismus,...
Der richtige Philosophische Ausdruck wäre nach Marxscher Anschauung wohl in der
Postmoderne mit ihrer Beliebigkeit, Vereinzelung und Aufgabe jedes
Wahrheitsanspruches zu finden. Die passende bürgerliche Ökonomietheorie hingegen
erschöpft sich in gigantischen mathematisch-stochastischen Apparaten, die trotz
ihrer Finesse und Größe, ihren Arbeitsgegenstand nicht zu fassen vermag.
Keine Frage, dass Marx weiterentwickelt werden muß und seine Theorie und
politische Praxis auf die Höhe der Zeit gebracht gehört. Aber dies sollte nicht
dazu verführen, gerade wesentliche Teile der Kritik der politischen Ökonomie
aufzugeben und so zu einer mit bloßen Marxschen Begriffen operierenden
politischen Ökonomie zu gelangen.
5.2. Kommunismus oder 'Positive Alternativen?'
"
Zwischen der kapitalistischen und der kommunistischen Gesellschaft liegt die
Periode der revolutionären Umwandlung der einen in die andre. Der entspricht
auch eine politische Übergangsperiode, deren Staat nichts andres sein kann als
die revolutionäre Diktatur des Proletariats.
"
(Marx 'Kritik des Gothaer Programms)
Zumeist zeigt sich an den Enden der Bücher, wohin die ganze Theorie denn nun
führen soll, dh, was für Schlußfolgerungen aus den Höhen der Philosophie
gebracht übrigbleiben, also eindampfen. In diesem letzten Abschnitt nun, der
eigentlich der erste sein müsste, setzen wir uns mit der "Positiven Alternative"
bei Fröhlich, bzw. bei Heinrich, auseinander.
Sei noch bemerkt, dass Marx' Erkenntnisinteresse sich mitnichten im Aufdecken
der Funktionsweise und Bewegungsgesetze der kapitalistischen Produktionsweise
erschöpft. Vielmehr ist es so, dass wie im Einzelnen auch stets das Allgemeine
seine Existenzform hat, Marx mit dem Erkennen der Bewegungsgesetze im
Kapitalismus durchaus solche allgemeinerer Art erkannt hat. Das ZAP ist hierfür
ein wichtiges Beispiel, da die Frage steht, wie wird bei der freien Assoziation
der Konsumenten-Produzenten dem Gesetz der Proportionen Rechnung getragen.
"
Allein alle Epochen der Produktion haben gewisse Merkmale gemein, gemeinsame
Bestimmungen. Die Produktion im allgemeinen ist eine Abstraktion, aber eine
verständige Abstraktion, sofern sie[21]wirklich das Gemeinsame hervorhebt,
fixiert und uns daher die Wiederholung erspart. Indes dies Allgemeine, oder das
durch Vergleichung herausgesonderte Gemeinsame, ist selbst ein vielfach
Gegliedertes, in verschiedne Bestimmungen Auseinanderfallendes. Einiges davon
gehört allen Epochen; andres einigen gemeinsam.
"
(42:[20])
Hier noch einer der verstreuten Hinweise auf eine nachkapitalistische
Produktionsweise und im Kopf zu behalten, wenn es um die Kritik Marx' an den
Arbeits- oder Stundenzettlern geht. Ebenso geht Marx an dieser Stelle auf das
Gesetz der Proportionen ein, welches bei gesellschaftlicher Produktion als
geltend vorausgesetzt wird.
"
Auf Basis gesellschaftlicher Produktion ist zu bestimmen der Maßstab, worin
diese Operationen, die während längrer Zeit Arbeitskraft und Produktionsmittel
entziehn, ohne während dieser Zeit ein Produkt als Nutzeffekt zu liefern,
ausgeführt werden können, ohne die Produktionszweige zu schädigen, die
kontinuierlich oder mehrmals während des Jahrs nicht nur Arbeitskraft und
Produktionsmittel entziehn, sondern auch Lebensmittel und Produktionsmittel
liefern. Bei gesellschaftlicher ebenso wie bei kapitalistischer Produktion
werden nach wie vor die Arbeiter in Geschäftszweigen von kürzern Arbeitsperioden
nur für kürzre Zeit Produkte entziehn, ohne Produkt wieder zu geben; während die
Geschäftszweige mit langen Arbeitsperioden für längre Zeit fortwährend entziehn,
bevor sie zurückgeben. Dieser Umstand entspringt also aus den sachlichen
Bedingungen des betreffenden Arbeitsprozesses, nicht aus seiner
gesellschaftlichen Form. Das Geldkapital fällt bei gesellschaftlicher
Produktion fort. Die Gesellschaft verteilt Arbeitskraft und
Produktionsmittel in die
verschiednen Geschäftszweige. Die Produzenten mögen meinetwegen papierne
Anweisungen erhalten, wofür sie den gesellschaftlichen Konsumtionsvorräten
ein ihrer Arbeitszeit entsprechendes Quantum entziehn. Diese Anweisungen sind
kein Geld. Sie zirkulieren nicht. [Herv. v. P.H.]
"
(24:358)
Hierfür sind zahlreiche Hinweise von den Frühschriften an bis ins Kapital hinein
ständig zu finden und beschreiben die bewußte gesamtgesellschaftliche
Planung
als einen möglichen Ausweg in die klassenlose Gesellschaft. Um das Wort einmal
zu
nennen, geht es Marx sicher nicht um die besonders feine und akribische
Entdeckung und Darstellung des Kapitalverhältnisses, obschon er dies meiner
Meinung nach leistet, sondern um dessen
Überwindung - um den Kommunismus - auch wenn dieses Wort in akademischen
Kreisen nicht mehr wohl gelitten ist.
Insbesondere die Dialektik, welche sich nicht in reiner Kritik und
Negativität vereinseitigt, wird bei Marx liebend gerne weggeschnitten.
So z.B. wenn er auf die aus dem Kapitalverhältnis selbst hinaustreibenden Momente
eingeht.
"
In den Aktiengesellschaften ist die Funktion getrennt vom Kapitaleigentum, also
auch die Arbeit gänzlich getrennt vom Eigentum an den Produktionsmitteln und an
der Mehrarbeit. Es ist dies Resultat der höchsten Entwicklung der
kapitalistischen Produktion ein notwendiger Durchgangspunkt zur Rückverwandlung
des Kapitals in Eigentum der Produzenten, aber nicht mehr als das Privateigentum
vereinzelter Produzenten, sondern als das Eigentum ihrer als assoziierter, als
unmittelbares Gesellschaftseigentum. Es ist andrerseits Durchgangspunkt zur
Verwandlung aller mit dem Kapitaleigentum bisher noch verknüpften Funktionen im
Reproduktionsprozeß in bloße Funktionen der assoziierten Produzenten, in
gesellschaftliche Funktionen.
"
(25:453)
"
Es ist dies die Aufhebung der kapitalistischen Produktionsweise innerhalb der
kapitalistischen Produktionsweise selbst und daher ein sich selbst aufhebender
Widerspruch, der prima facie als bloßer Übergangspunkt zu einer neuen
Produktionsform sich darstellt. Als solcher Widerspruch stellt er sich dann auch
in der Erscheinung dar. Er stellt in gewissen Sphären das Monopol her und
fordert daher die Staatseinmischung heraus. Er reproduziert eine neue
Finanzaristokratie, eine neue Sorte Parasiten in Gestalt von Projektenmachern,
Gründern und bloß nominellen Direktoren; ein ganzes System des Schwindels und
Betrugs mit Bezug auf Gründungen, Aktienausgabe und Aktienhandel. Es ist
Privatproduktion ohne die Kontrolle des Privateigentums.
"
(25:454)
Folgendes zeigt kurz, wie weit dies gefaßt ist und wo die Möglichkeiten gesucht
werden einer Aufhebung und insbesondere die Wirkung der Konkurrenz auf die
Bildung einer durchschnittlichen Profitrate.
"
Was die Konkurrenz zwischen den in den verschiedenen Produktionssphären
hausenden und verschieden zusammengesetzten Kapitalmassen anstrebt, ist der
kapitalistische Kommunismus, nämlich daß die jeder Produktionssphäre
angehörige Kapitalmasse, in der Produktion, worin sie ein Teil des
gesellschaftlichen Gesamtkapitals bildet, einen aliquoten Teil des
Gesamtmehrwerts erhascht.
"
(Marx an Engels, 30.April 1868, 'Das Kapital Band I' Dietz 1961, S. 835)
Fröhlich bemerkt hierzu selbst:
"
Und weiterhin: daß die Marx'sche Werttheorie eine Analyse der
bürgerlich-kapitalistischen Gesellschaft und nicht etwa die Theorie einer
sozialistischen Planökonomie darstellt, sollte in dieser Arbeit bis hierher
deutlich geworden sein. Dann aber kann diese Theorie auch nur aufgrund von
Entwicklungen der bürgerlich-kapitalistischen Gesellschaft sinnvoll
zurückgewiesen werden und nicht etwa auf der Grundlage von Geschehnissen eines
Gesellschaftssystems, das sie niemals beschreiben sollte.
...
Fussnote (1) Es kann an dieser Stelle nicht auf die geschichtsphilosophischen
oder
klassentheoretischen Annahmen von Marx eingegangen werden. Beide sind sicherlich
heute nicht mehr aufrecht zu erhalten. Nur ist der Status der Werttheorie
hiervon unabhängig, denn sie besitzt keine zwingenden
geschichtsphilosophischen oder klassentheoretischen Implikationen. Daß Marx
selbst eine Verbindung dieser drei Ansätze nahegelegt hat, sei unbestritten
(vgl. z.B. 13: 8f., 23: 789-791). Dies mag aus politischen Zwecksetzungen heraus
geschehen sein oder auch aufgrund falscher Schlußfolgerungen aus der eigenen
Theorie logisch zwingend sind derartige Vorstellungen nicht.
"
(S. 98)
Dem ist logisch zwingend nichts hinzuzufügen, außer, dass bei Annahme des ZAP
als Problem jeder menschlichen Produktion, dieses im Kommunismus wohl gelöst
werden muß. Will man keinen mittelbaren Formzusammenhang wie im Kapitalismus,
dann braucht es einen unmittelbaren Formzusammenhang. Was könnte das aber bei
mit Intelligenz behafteten Wesen wie den Menschen anderes sein, als eine bewußte
Lösung, die nicht hinter "ihrem Rücken" passiert.
Dies angenommen, bleibt
allerding nur noch der Weg, dass man sich irgendwie verabreden sollte, oder darf
ich es planen nennen, was z.B.Daimler-Crysler schon weltweit für ziemlich viele
Menschen, nur nicht für deren unbedingtes Wohlbefinden, tut. Bewußtes Planen
also sollte es schon sein und wie könnte es anders als gesellschaftlich sein.
Also ist es ein gesamt-gesellschaftliches bewußtes Planen ...
Da läßt sich dann aber allerhand aus der Marxschen Theorie schlußfolgern und es
ist ein Manko, dass gerade die klassentheoretischen Erkenntnisse von Marx,
angefangen bei der Konkurrenz unter den Kapitalisten wie unter den Arbeitern,
ungenügend weiterentwickelt werden.
"
Denn selbstverständlich muß auch eine sozialistische Ökonomie das ZAP l¨
osen und zwar ebenfalls unter der Bedingung eines grundsätzlich unbekannten
Produktionspotentials und unbekannter gesellschaftlicher Bedürfnisse.
Weiterhin müssen diese Vermittlungsinstanzen, sollen sie gegenüber der KPW
einen historischen Fortschritt bedeuten, auf einer effektiven gesellschaftlichen
Partizipation basieren. Es geht somit dem Anspruch nach um eine Aufhebung
der bürgerlich-kapitalistischen Gesellschaft im Hegel'schen Sinne.
Dies sind die Bedingungen des Problems.(2) Es scheint offensichtlich, daß es zum
jetzigen Zeitpunkt keine Antworten gibt, wie eine so verstandene sozialistische
Gesellschaft zu erreichen bzw. umzusetzen ist. Und es darf auch bezweifelt
werden, ob es eine solche Antwort jemals abschließend geben kann.
"
(S. 99)
Das erste ist wohl richtig. Das man aber ein "grundsätzlich unbekanntes
Produktionspotential" hat, kann man nur behaupten, wenn man von der
kapitalistischen Wirklichkeit abstrahierend absieht. Selbstverständlich ist
sowohl Produktivität, Produktionszeiten, Produktenmasse, alles bekanntes Wissen,
nicht zuletzt der Statistischen Ämter.
Für das "unbekannte gesellschaftliche Bedürfnis" gilt dergleichen. Die Wahrheit
dieser Behauptung steckt alleine darin, dass bei Aufhebung des Kapitalismus auf
Grund des neuen Charakters der entstehenden Produktionsweise die Bedürfnisse der
Menschen einen starke Veränderung erfahren werden. Dieses ist unbekannt, nicht
aber das Bedürfnis unter den heutigen Bedigungen. Diese Bedürfnisse in
Warenmasse sind mittelfristig sogar als relativ konstant zu kennzeichnen.
Die "abschließende" "Antwort" wird natürlich nur die geschichtliche Tat geben,
mit der Wirklichkeit der dem Kapitalismus folgenden Gesellschaftsordnung. Auch
das zum jetzigen Zeitpunkt keine dieser Antworten existieren zeigt, dass
man selbige, welche Marx gibt, voreilig verwirft, ehe man sie weiterzuentwickeln
versucht.
"
Anzustreben ist daher eine schrittweise Minimierung bis hin zur letztendlichen
Überwindung der kapitalistisch-bürgerlichen Gesellschaft unter Bewahrung
derjenigen Elemente, die sich als unabdingbar auch für eine sozialistische
Gesellschaft erweisen.
"
(S. 102)
Das kann man vielleicht so im Gothaer Programm nachlesen, welches ja der
bekannten Marxschen Kritik unterlag.
Politisch gesprochen ist diese Aussage nichts anderes als Opportunismus.
##############################################
"
Er vermittelt hier jedoch keinerlei Problembewußtsein für die Überlegung,
daß es auch in einer neuen Gesellschaft geeigneter gesellschaftlicher
Institutionen bedarf, welche das Produktionspotential und die Bedürfnisse
miteinander vermitteln und daß diese Vermittlung dem emanzipatorischen Anspruch
der neuen Gesellschaft Rechnung tragen muß. Zugleich greift er auf das Konzept
der labour notes zurück, das er selber noch in seinen früheren Schriften
vehement kritisiert hatte (II/1.1: 57-75, 13: 66-69, vgl. S. 35). Jedoch benennt
Marx an dieser Stelle ebenso wie zuvor keine Instituionen, die ein solches
Konzept umsetzen könnten. Er fällt insofern noch hinter den Stand des
utopischen Sozialismus eines Pierre-Joseph Proudhon oder Robert Owen zurück,
die immerhin noch das Konzept einer Tauschbank kannten.
Es zeigt sich an dieser Stelle bei Marx/Engels eine theoretische Lücke , die
später, im realen historischen Prozeß, durch Momente von
Unmittelbarkeitskommunismus (Haug 2001a: 159) gefüllt werden sollte.
"
(S. 102)
##########################
Diese Behauptung ist allerdings ein starkes Stück Ignoranz.
Dieses angeblich fehlende Problembewußtsein kann man nur auffinden, wenn man vom
''politischen'' Marx und seinem realen Wirken in der frühen Arbeiterbewegung
absieht, oder auch z.B.den 'Bürgerkrieg in Frankreich' oder andere Untersuchungen
der realgeschichtlichen Bewegung nicht zur Kenntnis nimmt. Es sollte
durchaus auch die Stellung so mancher Autoren zum historischen Materialismus
Marx', z.B.im '18 Brumaire des Louis Bonaparte' zu lesen, untersucht werden.
Marx und labour notes so zusammenzubringen ist auch ein starkes Stück
Unkenntnis.
Die Kritik an Proudhon und anderen, hat Marx sei's gedankt schon selbst
hinreichend erledigt,
dass hier nur darauf verwiesen sei, z.B.Marx 'Das Elend der Philosophie'.
Sollte einem Kenner der Marxschen Theorie eine Tauschbank als einem möglichen
Übergang oder gar Institution der neuen Gesellschaft sehen, so spricht dies
ganz gewiss nicht gegen Marx, sondern deutet eher auf fehlendes
"Problembewusstsein" des ''Kenners'' hin. Selbst in den 'Grundrissen' entwickelt
Marx ausführlich die Unmöglichkeit u.a. des Proudhonschen Systems.
Weiterhin, möchte man sich bei Marx über die Institutionen der neuen
Gesellschaft
informieren, so wäre der Text 'Bürgerkrieg in Frankreich' geradezu prädestiniert
mit seiner Untersuchung der Kommune und ihren arbeitenden Körperschaften
entgegen einer bürgerlichen Representationsdemokratie. Das ist dann allerdings
kein ''rein philosophischer'' Marx mehr, den es auch gar nicht gibt.
Sondern hier ist er dem Gegenstand angemessen
politisch und proletarisch parteiisch, wohl aber mit dem Rüstzeug des
historischen Materialismus. Nebenbei gibt es gar keinen unparteiischen
Standpunkt, dies eine weitere bürgerliche Fiktion.
Aber sei's belassen.
Teilt man das Marxsche Erkenntnisinteresse nicht, kommt man natürlicherweise
zu anderen Schlußfolgerungen. Man teilt so Marx in den wissenschaftlichen und
den politischen und anderer Dinge mehr. Marx selbst sagt dazu:
"
Aber die Sache hat hier noch einen andren Hintergrund. Mit der Einsicht in den
Zusammenhang stürzt, vor dem praktischen Zusammensturz, aller theoretischer
Glauben in die permanente Notwendigkeit der bestehenden Zustände. Es ist also
hier absolutes Interesse der herrschenden Klassen, die gedankenlose Konfusion zu
verewigen. Und wozu anders werden die sykophantischen Schwätzer bezahlt, die
keinen andern wissenschaftlichen Trumpf auszuspielen wissen, als daß man in der
politischen Ökonomie überhaupt nicht denken darf!
Jedoch satissu perque. Jedenfalls zeigt es, wie sehr diese Pfaffen der
Bourgeoisie verkommen sind, daß Arbeiter und selbst Fabrikanten und Kaufleutem
ein Buch verstanden und sich darin zurecht gefunden haben, während
diese-Schriftgelehrten(!) klagen, daß ihrem Verstand gar Ungebührliches zumute.
[Herv. v. P.H.]"
(Kugelmannbrief)
Oder auch mit der Feuerbachthese "...es kommt darauf an, sie zu verändern".
5.3. Richtungsgebundene Dynamik nach Postone
5.4. Abstrakte Arbeit und Kommunismus
"
Die Arbeit der materiellen Produktion kann diesen Charakter [als freie Arbeit
P.H.] nur erhalten, dadurch, daß 1. ihr gesellschaftlicher Charakter gesetzt
ist, 2. daß sie wissenschaftlichen Charakters, zugleich allgemeine Arbeit ist,
nicht Anstrengung des Menschen als bestimmt dressierter Naturkraft, sondern als
Subjekt, das in dem Produktionsprozeß nicht bloß in natürlicher, naturwüchsiger
Form, sondern als alle Naturkräfte regelnde Tätigkeit erscheint.
"
(42:512)
"
"
(42)
"
"
(42)
Bei der Beschäftigung mit der Kritischen Kritik der Arbeit ist die Fragestellung
aufgetaucht, was die überhistorischen, bzw. die sich über den kapitalistischen
Formzusammenhang erhaltenen Momente der abstrakten Arbeit sind. Es muss also
eine Unterscheidung geben zwischen den Momenten der abstrakten Arbeit im
Kapitalismus als Lohnarbeit und denen im Übergang.
| [Die verschiedenen Momente] |
Wie schon bemerkt, stellt sich solch eine Betrachtung unter Kritischem
Blickwinkel als Zumutung dar und unzulässige Naturalisierung der Marxschen
Kategorien.
Bei unserer Untersuchung sind zwei Begriffe aufgetaucht, deren gesellschaftliche
Realität mit dem Kapitalismus sich als bestimmende und übergreifende Form
entwickelt. Das ist das Hervortreiben des gesellschaftlichen Gesamtarbeiters
sowie der multiplen gesellschaftlichen Durchschnittsbildung als dem Maß für die
proportionale Verteilung der Gesamtarbeitszeit. Letztere entwickelt sich
ebenfalls erst mit dem Gesamtarbeiter als real bestimmende Größe.#########
Die abstrakte Arbeit als ökonomische Kategorie umfasst
- Reduktion auf durschnittliche menschliche Arbeit, sowie
- deren Maß als Durchschnittsarbeitszeit
So bestimmt sie die Produktionsweise#####
Man sieht, die abstrakte Arbeit hängt eineindeutig mit der Ökonomie der Zeit
zusammen. (vgl. WiSoz S.45)
| [Geltungs- und Wirkungsrahmen der abstrakten Arbeit] |
Dialektischer Umschlag
Verwobenheit Resultat ist gleichzeitig Voraussetzung,
materielle Bedingungen
"
Das Reich der Freiheit beginnt in der Tat erst da, wo das Arbeiten, das durch
Not und äußere Zweckmäßigkeit bestimmt ist, aufhört; es liegt also der Natur der
Sache nach jenseits der Sphäre der eigentlichen materiellen Produktion. Wie der
Wilde mit der Natur ringen muß, um seine Bedürfnisse zu befriedigen, um sein
Leben zu erhalten und zu reproduzieren, so muß es der Zivilisierte, und er muß
es in allen Gesellschaftsformen und unter allen möglichen Produktionsweisen. Mit
seiner Entwicklung erweitert sich dies Reich der Naturnotwendigkeit, weil die
Bedürfnisse; aber zugleich erweitern sich die Produktivkräfte, die diese
befriedigen. Die Freiheit in diesem Gebiet kann nur darin bestehn, daß der
vergesellschaftete Mensch, die assoziierten Produzenten, diesen ihren
Stoffwechsel mit der Natur rationell regeln, unter ihre gemeinschaftliche
Kontrolle bringen, statt von ihm als von einer blinden Macht beherrscht zu
werden; ihn mit dem geringsten Kraftaufwand und unter den ihrer menschlichen
Natur würdigsten und adäquatesten Bedingungen vollziehn. Aber es bleibt dies
immer ein Reich der Notwendigkeit. Jenseits desselben beginnt die menschliche
Kraftentwicklung, die sich als Selbstzweck gilt, das wahre Reich der Freiheit,
das aber nur auf jenem Reich der Notwendigkeit als seiner Basis aufblühn kann.
Die Verkürzung des Arbeitstags ist die Grundbedingung.
"
(25:328)
| [Freiheit und Notwendigkeit] |
"
Und so als Fluch nimmt A. Smith die Arbeit. Die "Ruhe" erscheint als der
adäquate Zustand, als identisch mit "Freiheit" und "Glück". Daß das Individuum
"in seinen normalen Zustand von Gesundheit, Kraft, Tätigkeit, Geschicklichkeit,
Gewandheit" auch das Bedürfnis einer normalen Portion von Arbeit hat und von
Aufhebung der Ruhe, erschein A. Smith ganz fernzuliegen.
"
(42:512)
| [Das Bedürfnis nach Arbeit] |
5.5. Kritik am Staatssozialismus/-kapitalismus
Beziehe mich auf real existierenden Sozialismus in der SU
Marktabstraktion - Vermittlung über Marktpreise - keine Beteiligung der
direkten
Produzenten
Vom 'Tellerwäscher zum Millionär' ist hier die hohle Ideologische Phrase, die
diese fehlende Beteiligung als Wunschtraum der Anteilnahme schillernd und doch
unerreichbar läßt.
Planabstraktion - Vermittlung über politische Preise - nur formale
Beteiligung der direkten Produzenten
Mathematische Abstraktion in Planzahlen, Monopolisierung der gesellschaftlichen
Funktion der Leitung und Planung der Produktion in einer Kaste von Bürokraten
Entfremdung
eigene Schichteninteressen, Bürgertum an sich, bildete sich nach Zerfall des
Realsozialismus sehr schnell zu Bürgertum für sich.
Also Verstaatlichun des Privateigtums an Produktionsmitteln ist ein wichtiger
Schritt, aber eben nur der erste. (Postones Kritik an Pollock).
Geld bleibt in seiner Funktion als abstrakter und fremder Vermittler erhalten,
wenn auch die Preise geplant werden.
Der Schwarzmarkt ist notwendige Ergänzung dieses Mechanismus mit seinen
Marktpreisen.
Mythos 'arbeite mit regiere mit' zeigt als Leerformel nur die Formalität und
Ideologisierung dieser Frage. Arbeiter blieb Lohnarbeiter mit seiner Motivation
des Lohnes, die Erwerbsorientierung.
Deswegen kann man von einem Staatskapitalismus genauso reden, agierten doch
der sozialistische Staat auf dem Weltmarkt mit dem Außenhandelsmonopol wie ein
einziger Kapitalist, der Weltmarktpreise zu zahlen hatte, wie jeder andere auch.
Also wichtig ist die Abschaffung der Charakter der entstehenden Arbeit,
Entfremdung, (siehe. Postone)
Ist nichts anderes als erstens
im Eigentum an den Produktionsmitteln bestimmt, wie
im Modus der Beteiligung an der gesellschaftlichen Leitung und Planung
Letzeres bestimmt dann ebenso den Anteil am gesellschaftlichen Reichtum, die
Motivation der Arbeit (Bewußtseinsbildung) und die Stellung der
Produktionsmittel als der ihnen eigenen
"
Zum Eigentumsbegriff siehe Kühne
"
(Grundrisse)
| [Historische Charakter der Arbeit] |
Es geht um die reale Beteiligung der direkten Produzenten.
Identische Momente von Kapitalismus und Staatskapitalismus ist Arbeit für Geld
und Trennung von der Leitung und Planung der gesellschaftlichen Produktion. Die
Frage ist also, welche Form nehmen die in einer hocharbeitsteilig notwendigen
gesellschaftlichen Funktionen an. Die eines separaten, weil privaten,
Managements, eines separaten weil abgehobenen Planungsapparates, oder einer
direkten demokratischen Kontrolle durch die unmittelbaren Produzenten.
Teilung der Arbeit ist im Kapitalismus, wie in seinem Staatspendant, in ihrer
jeweiligen historischen Form an einzelne Subjekte festgeschrieben, die in ihrem
Job für den Lohn arbeiten, ob geplanter oder Marktpreis für der
Arbeitskraft.
Die Teilung der Arbeit wird nicht abgeschafft, dass kann sie auf unserer
Entwicklungsstufe gar nicht mehr ohne massiven Einbruch der Produktion.
Aber sie erhält im Kommunismus nach Marx eine andere historische Form. Sie wird
darauf reduziert, gesellschaftlich konkrete Funktion des Produktionsprozesses zu
sein und nicht erzwungene Lebensteilaufgabe eines Individuums.
Kapitalismus hebt auch dies in falscher Form immer mehr auf.
Bruch der Erwerbsbiographie, Arbeit nicht mehr Identität, sondern nur noch Job.
| [Die Teilung der Arbeit] |
"
Das variable Kapital ist also nur eine besondre historische
Erscheinungsform
des
Fonds von Lebensmitteln oder des Arbeitsfonds, den der Arbeiter zu seiner
Selbsterhaltung und Reproduktion bedarf und den er in allen Systemen der
gesellschaftlichen Produktion stets selbst produzieren und reproduzieren muß.
Der Arbeitsfonds fließt ihm nur beständig in Form von Zahlungsmitteln seiner
Arbeit zu, weil sein eignes Produkt sich beständig in der Form des Kapitals von
ihm entfernt. Aber diese Erscheinungsform des Arbeitsfonds ändert nichts daran,
daß dem Arbeiter seine eigne vergegenständlichte Arbeit vom Kapitalisten
vorgeschossen wird
"
[Herv. v. P.H.](23:594)
| [Zur historischen Form als Lohn] |
MEW = Marx Engels Werke, die "Blauen Bände"
Hervorhebungen von mir sind immer als fett ausgeführt und gekennzeichnet.
Hans Georg Backhaus 'Dialektik der Wertform' 1997
Das in der Tat im Boomfall, der unproduktivste Kapitalist den Marktpreis
bestimmt, wird im Band III des Kapitals vermöge der Konkurrenz entwickelt und
ist im Besonderen dieses Falles gar nicht "absurd".
Hier nun finden sich Anklänge an die Popularisierungsthese von Backhaus
('Dialektik der Wertform'), nach welcher Marx eigentliche Darstellung mehr oder
minder verlorengegangen oder zumindest hochgradig mißverständlich sei. Die
quellenbezogene Auseinandersetzung und Kritik mit Backhaus, kann allerdings an
dieser Stelle nicht geleistet werden.
Diethard Behrens 'Der kritische Gehalt der Marxschen Wertformanalyse' aus
'Gesellschaft und Erkenntnis' (ça ira 1993)
Elmar Altvater 'Der Dämon und sein Zaubertrick: Geld' aus
'Freitag' von 20.02.2004.
"
Geld ist ein Rätsel, das die ökonomische Theorie bis heute nicht hat
lösen können. Das liegt vor allem daran, dass sie die falschen Fragen
stellt. Oder sie vergisst das Fragen, weil jemand, der (oder die) Geld
hat, sowieso mit der Welt im Allgemeinen und mit dem jeweiligen
Gemeinwesen im Besonderen im Reinen ist.
...
Die Moral der
Nationalökonomie ist der Erwerb. Daher liegt Max Weber richtig, wenn
er den modernen Kapitalismus als "Erwerbsgesellschaft" beschreibt.
Geld vergesellschaftet die Individuen nicht nur, sie entwickeln davon
auch ein spezifisches, und in aller Regel verkehrtes Bewusstsein, mit
dem es nicht gelingt, die Widersprüche und Entwicklungsdynamik der
Gesellschaft zu begreifen.
...
Die globalen Krisen der vergangenen zwei
Jahrzehnte haben zwar ohne Zweifel ihren Ursprung in der realen
Ökonomie. Doch ihre Ausbreitung und die Dynamik sind eine Folge der
finanziellen Globalisierung.
...
Die reale Ökonomie
wird zur Geisel der globalisierten Finanzmärkte.
"
Volonsinov 'Marxismus und Sprachphilosophie', Ullstein-Verlag
Moishe Poston 'Zeit, Arbeit und gesellschaftliche Herrschaft', (ça
ira 2003)
Joachim Bruhn 'Adornos Messer' (Züricher Zeitschrift "Risse. Analyse und
Subversion" Nr.4, 2003)
Wobei er einerseits völlig recht hat:
"
Die "Rekonstruktion" ist eine Methode, der akademischen Intelligenz den
marxschen Materialismus und Kommunismus als eine Systemphilosophie schmackhaft
zu machen. Abgeschnitten wird darin die vermittlungslose Evidenz des nur auf
Vernunft gründenden "Existentialurteils", dessen "Entfaltung" keinen
Beweischarakter hat, sondern einzig den der demonstrativen Dununziation. Anders
gesagt: Kommunismus als "freie Assoziation" kann unmöglich das Resultat dessen
sein, was der "Rekonstruktion" unterm Ausbuchstabieren der Relation von Wert,
Ware, Geld, Kapital vorschwebt.
"
(Adornos Messer)
Aber andererseits ein blankes Anti der Ration diagnostiziert
"
Denn kann es eine "Wissenschaft", d.h. die Arbeit, eine Sache der Vernunft
transparent und intelligibel werden zu lassen, dort geben, wo die Sache selbst
das blanke Anti der Ratio verkörpert, die Widervernunft, d.h. Selbstwiderspruch
der Gattung? Kann Vernunft, als subjektives Bemühen gefaßt, etwas verstehen,
gar: "rekonstruieren", in dem sie nicht an sich schon, wie unbewußt und objektiv
auch immer, enthalten wäre? Wo ist die Vernunft im Selbstwiderspruch der
Gattung? Wenn sie am Anfang nicht ist, kann sie auch in den Ableitungen nicht
sein. Und so ist Heinrichs Buch, in all seiner unbestreitbaren Gelehrsamkeit,
doch eine Rationalisierung und macht Reklame für die Schlichtheit von Theorie,
ein Buch, das man aus philosophischen Gründen nur verachten kann, aber ein Buch
zugleich, das man als Student gerne zur Pflichtlektüre gehabt hätte: so klar, so
definitiv, so prompt und so propper kommt es daher, wo es doch von Ausbeutung
und Herrschaft handelt.
"
Damit entzieht er sich jeder wissenschaftlichen Betachtung und übrig bleibt
reinste kritische Kritik, hier gewendet als pure Herrschaftskritik.
"
Was der Wert ist, ist damit nicht als ökonomischer Gegenstand, vielmehr als der
Begriff und als die Quintessenz von Totalität bestimmt, von negativer Totalität,
deren Maß nicht Theorie, sondern Kritik ist; von Totalität, die deshalb negativ
ist, weil sie die Nicht-Identität der Gattung mit sich selbst ausdrückt, d.h.
die einfach positivistisch zu konstatierende "Tatsache", daß, wie der
Gebrauchswert und Tauschwert einer Sache, so auch die Phänomenalität und die
Funktionalität der Individuen brutal auseinanderklaffen.
"
"
Der berühmte Sophist und Sykophant Edmund Burke will aus seinen praktischen
Erfahrungen als Pächter sogar wissen, daß schon "für ein so geringes Peloton"
wie 5 Ackerknechte aller individuelle Unterschied der Arbeit verschwindet, also
die ersten besten im Mannesalter befindlichen fünf englischen Ackerknechte
zusammengenommen in derselben Zeit grad soviel Arbeit verrichten als beliebige
andre fünf englische Ackerknechte.
"
(23:432)
"
n solchen Sätzen verrät sich ein metaphysisches Ordnungsverlangen und
Unverständnis für die >Mikrophysik< der Dialektik. Natürlich >ist<
eine einzelne Ware noch immer eine Ware.
...
»Man mag daher eine einzelne Ware drehen und wenden, wie man will, sie bleibt
unfassbar als Wertding.« (23162) Heinrich verwandelt diese phänontenologische
Erfahrung, die den Anstoß zur Wertformanalyse gibt, in eine metaphysische
Wesensbehauptung. Dass die Ware ihrer Bestimmung gemäß dahin erst tendiert, als
Wertding zu fungieren, heißt doch nicht, dass sie, solange sie noch nicht dort
ist, aufhört, Ware zu sein. Hat die Ware in relativer Wertform in Gestalt einer
anderen Ware eine erste Wertgegenständlichkeit erhalten, spricht Heinrich dieser
die Materialität ab und erklärt sie zum bloßen »Gedankending« (173/216).
...
Wüsste Heinrich, was er spontanphilosophisch tut, müsste er alle
Gegenständlichkeit zum Gedankending erklären, da sie je auf gegenständliches
Verhalten eines Subjekts verweist. Gegenständlichkeit ist selber kein Ding,
sondern ein Verhältnis. Das Gespenstig-Verrückte besteht beider
Wertgegenständlichkeit darin, dass ein objektives Geltungsverhältnis als
Eigenschaft eines Dinges behandelt wird. Zwischen Himmel und Erde gibt es aber
mehr physische Phänomene, als in die Vorstellung vom »Ding« passen. Dazu gehören
Verhältnisse und Wechselwirkungen aller Art, eben auch gesellschaftliche.
"
('Das Argument' Nr.251 3/2003, S. 433)
Die sogenannte monetäre Werttheorie ist eine von Micheal Heinrich im Anschluß an
Hans-Georg Backhaus entwickelte Werttheorie.
Diese wurde in der Arbeit 'Wissenschaft vom Wert' (VSA-Verlag
1991) ausgearbeitet.
Diese Theorie sieht das Bestimmende am Wert nur
in seiner Eigenschaft Ausdruck eines gesellschaftlichen Verhältnisses sieht.
Letztendlich kann der Wert nur im Geld erscheinen und hat in selbigem seinen
einzigen entsprechenden Ausdruck, deswegen monetäre Werttheorie.
Desweiteren
wird zwar die von Marx entwickelte Begrifflichkeit benutzt, doch an einer
weiteren entscheidenden Stelle gewendet. Das Geld wird von seiner
Warenförmigkeit gelöst. Dieses Nicht-Warengeld hat somit keine Wertbestimmung
durch eine Relation zu einer werthaltigen Ware.
Siehe hierzu z.B.Kai Eicker-Wolf/Torsten Niechoj/Dorothee Wolf 'Nach der
Wertdiskussion?' (1999) Schriftenreihe der Forschungsgruppe Politische Ökonomie
Schrift No. 1
In diesem Zusammenhang ist mir ein neuaufgelegtes Buch in die Hände gefallen,
welches den Zielpunkt meiner Argumentation ebenfalls zu verfolgen scheint.
Dieter Wolf 'Der Dialektische Widerspruch im Kapital' VSA-Verlag.
Auch dies harrt einer tieferen Analyse und wird bei späteren Bearbeitungen mit
einbezogen.
Siehe auch Walter Tuchscheerer 'Bevor "Das Kapital" enstand - Die
Entstehung der
ökonomischen Theorie von Karl Marx', Pahl-Rugenstein 1968. Hier wird knapp, aber
beim Nachgegehen der Hinweise hinreichend gezeigt, wie sich aus der anfänglich
an Engels orientierten Ablehnung der Ricardoschen Arbeitswerttheorie als
einseitig bestimmter Gesetzmäßigkeit, die nur in zufälliger Konfiguration
greift, eine neue Arbeitswerttheorie entwickelt wird, die den
Konkurrenzmechanismus integral einbegreift. Als den Mechanismus, der gerade die
Ausgleichung der Marktpreise zu ihren "Produktionskosten" bewirkt. Dieser
Übergang kann nach Tuchscheerer von der 'Heiligen Familie' zur 'Deutschen
Ideologie' beobachtet werden.
Von einer anderen Seite steuert Helmedag auf dieses Problem zu:
"Auf der Grundlage des klassischen Ansatzes zur Behandlung des
Transformationsproblems von Ladislaus v. Bortkiewicz wird der Nachweis
angestrebt, daß die Verteilung des Überschusses nach Maßgabe des
Arbeitseinsatzes die einzig stimmige Methode der Profitaufschlüsselung
darstellt. Das Modell erlaubt es, sowohl die Defekte der traditionellen (
Bortkiewicz-Preise ) als auch der modernen Produktionspreistheorie (
Sraffa-Preise ) ans Licht zu bringen: Würden die Gleichgewichtspreise nach
einer dieser Vorschriften gebildet, käme es zu keiner gesellschaftlichen
Arbeitsteilung. Im Unterschied dazu meistert die Arbeitswertlehre diese
Schwierigkeiten. Das Transformationsproblem entpuppt sich als ein
Scheinproblem."[Herv v. mir]
(Helmedag 'Zur Berechtigung der
grundlegenden theoretischen Konstruktion von Marx im ersten Band des
Kapital', 1993)
Siehe auch Karl Heinz Landwehr 'Notiz zur allgemein gesellschaftlichen
Arbeitszeit'.
Immanuel Kant 'Prolegomena' gibt dann folgende Aufgabe an alle
"
Diejenigen, welche noch nicht von dem Begriffe loskommen können, als ob Raum und
Zeit wirkliche Beschaffenheiten | wären, die den Dingen an sich selbst anhingen,
können ihre Scharfsinnigkeit an folgendem Paradoxon üben, und, wenn sie dessen
Auflösung vergebens versucht haben, wenigstens auf einige Augenblicke von
Vorurteilen frei, vermuten, daß doch vielleicht die Abwürdigung des Raumes und
der Zeit zu bloßen Formen unsrer sinnlichen Anschauung Grund haben möge.
Wenn zwei Dinge in allen Stücken, die an jedem vor sich nur immer können erkannt
werden (in allen zur Größe und Qualität gehörigen Bestimmungen) völlig einerlei
sind, so muß doch folgen, daß eins in allen Fällen und Beziehungen an die Stelle
des andern könne gesetzt werden, ohne daß diese Vertauschung den mindesten
kenntlichen Unterschied verursachen würde. In der Tat verhält sich dies auch so
mit ebenen Figuren in der Geometrie;
...
Nun sind hier keine innre Unterschiede, die irgendein Verstand nur denken
könnte;
und dennoch sind die Unterschiede innerlich, soweit die Sinne lehren, denn die
linke Hand kann mit der rechten, ohnerachtet aller beiderseitigen Gleichheit und
Ähnlichkeit, doch nicht zwischen denselben Grenzen eingeschlossen sein, (sie
können nicht kongruieren) der Handschuh der einen Hand kann nicht auf der andern
gebraucht werden. Was ist nun die Auflösung ? Diese Gegenstände sind nicht etwa
Vorstellungen der Dinge, wie sie an sich selbst sind, und wie sie der pure
Verstand erkennen würde, sondern es sind sinnliche Anschauungen, d. i.
Erscheinungen, deren Möglichkeit auf dem Verhältnisse gewisser an sich
unbekannten Dinge zu etwas anderem, nämlich unserer Sinnlichkeit beruht. Von
dieser ist nun der Raum die Form der äußern Anschauung, und die innere
Bestimmung eines jeden Raumes ist nur durch die Bestimmung des äußeren
Verhältnisses zu dem ganzen Raume, davon jener ein Teil ist, (dem Verhältnisse
zum äußeren Sinne) d. i. der Teil ist nur durchs Ganze möglich, welches bei
Dingen an sich selbst, als Gegenständen des bloßen Verstandes niemals, wohl aber
bei bloßen Erscheinungen stattfindet. Wir können daher auch den Unterschied
ähnlicher und gleicher, aber doch inkongruenter Dinge (z. B. widersinnig
gewundener Schnecken) durch keinen einzigen Begriff verständlich machen, sondern
nur durch das Verhältnis zur rechten und linken Hand, welches unmittelbar auf
Anschauung geht.
"
(Kant 'Prolegomena' §13)
Das bezahlbares Bedürfnis mit dem gesellschaftlichen Bedürfnis als solchem nicht
viel zu tun hat, sollte von vorneherein klar sein. Aber letzteres zu Bestimmen
fällt außerhalb unseres Betrachtungsrahmens und gleitet nur zu gerne in Moralien
und Zuschreibungen von "wirklichen", "wahren" und "menschlichen" Bedürfnissen
ab, welche Marx über seine Gebrauchswertbestimmung als nützlicher Gegenstand
ausgeschlossen hat.
Diesem Thema durchzieht
Michael Heinrich's 'Wissenschaft vom Wert'.
Er gesteht Marx zu, ein ganz neues theoretisches Feld entgegen der polititschen
Ökonomie entwickelt zu haben. Aber die Marxsche Ambivalenz in seinen Kategorien
macht sich nach Heinrich unter anderem darin bemerkbar, dass Marx gerade in der
Arbeitswerttheorie einen Anteil der klassischen Politökonomie übernimmt und mit
dem angeblich neuen Ansatz seiner monetären Wert- und Kapitaltheorie verquickt.
"
Die meinem Buch zugrunde liegende These von der Ambivalenz der Marxschen
Grundkategorien - dass diese einerseits einen Bruch mit dem theoretischen Feld
klassischer (und neoklassischer) Ökonomie artikulieren, die Marxsche Kritik der
politischen Ökonomie insofern eine wissenschaftliche Revolution darstellt, dass
sie aber andererseits diesem Feld an vielen Stellen auch noch verhaftet bleiben
- eine Ambivalenz, die nicht nur die Grundlage recht unterschiedlicher
Interpretationen abgibt (die daher Anhaltspunkte im Marxschen Text finden und
daher nicht einfach ?falsch" sind), sondern auch eine Reihe spezifischer
Probleme in der Marxschen Theorie generiert (wie z.B. das bekannte
?Transformationsproblem"), wird nicht einmal erwähnt, geschweige denn erfolgt
eine Auseinandersetzung damit.
"
(Heinrich2002)
So ist Heinrich umstandslos recht zu geben:
"
In vielen linken Zusammenhängen ist immer wieder gern davon die Rede, dass alles
mögliche in einem "dialektischen Verhältnis" steht, womit anscheinend alles
geklärt ist. Zuweilen gibt es auch den oberlehrerhaften Verweis, dies oder jenes
müsse man ?dialektisch sehen". Hier sollte man sich nicht von der (scheinbar)
gelehrten Rede einschüchtern lassen, sondern immer wieder die Frage stellen, was
denn genau unter einer "dialektischen Beziehung" verstanden wird, ob es mehr
oder anderes sei als eine irgendwie geartete Wechselwirkung, über die jetzt auch
nichts Genaueres zu sagen ist (was dann aber auch so zu bezeichnen ist).
"
(Heinrich2002)
Diethard Behrens 'Arbeitswerttheorie oder Kritik der politschen
Ökonomie' (Juni 1994)
Siehe auch
Ansgar Knolle-Grothusen 'Geld und Gold - Schein und
Wirklichkeit'
(2001)
"
Eine zufriedenstellende Vermittlung der Marxschen Untersuchung der
kapitalistischen Ökonomie mit den heutigen Erscheinungsformen des Geldes steht
seit 30 Jahren aus. Ins Kraut schießende subjektive Werttheorien sind die Folge
und eine zunehmende Erschwerung des Verständnisses dessen, was Marx als
Wertsubstanz, als gleiche menschliche Arbeit faßt. Daher ist eine Debatte, die
das marxistische Verständnis des Geldes anhand der heutigen Erscheinungen der
Geldwirtschaft schärft, unbedingt geboten.
..
Was heißt das anderes, als daß Geld letztlich doch Gold ist?
"
Dies ist z.B.sehr schön in Lukács 'Geschichte und
Klassenbewußtsein'
dargestellt,
wiewohl seine Kritik an Engels mit seiner Selbstkritik von 1967 relativiert
werden sollte. Hier findet man wertvolle Hinweise zur 'revolutionären' und
'materialistischen Dialektik' bei Marx. Wohlbemerkt 1923, also vor der
Veröffentlichung der 'Grundrisse' oder der 'Pariser Manuskripte'.
6. Anhang
Wenn nicht anders bezeichnet, stammen die Zitate aus dieser Arbeit: Nils
Fröhlich 'Die Marx'sche Werttheorie: Darstellung und gegenwärtige Bedeutung' -
Kurzzeichen [1]
6.1. Fußnoten
Karl Marx
'Das Kapital
- Zur Kritik der politischen Ökonomie',
MEW Band 23,
Dietz Verlag,
Berlin,
1963 (http://www.marxists.org) , S.27 f; [23]
Karl Marx,
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, S.91; [23]
Karl Marx,
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, S.91f; [23]
Karl Marx,
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, S.92; [23]
Karl Marx,
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, S.90; [23]
Wolfgang Fritz Haug
'Wachsende Zweifel an der monetären Werttheorie.
- Antwort auf Heinrich',
Berlin,
'Das Argument' Nr.251 3/2003 S.436 ff.,
Argument Verlag,
Hamburg,
2003, S.436f; [Haug]
Georg Lukács
'Zur Ontologie des gesellschaftlichen Seins
- 1. DIE ARBEIT',
1986,
Luchterhand,
o.O.,
1971, S.62 f; [Ontologie]
Nils Fröhlich
'Die Marx'sche Werttheorie: Darstellung und gegenwärtige Bedeutung',
o.O.,
o.J.
, S.8; [1]
Marx Marx
'Das Kapital
- Zur Kritik der politischen Ökonomie',
Band I,
S.837ff,
Dietz Verlag,
Berlin,
1961; [Kugelmannbrief]
Marx Marx,
a.a.O
; [Kugelmannbrief]
Marx Marx,
a.a.O
; [Kugelmannbrief]
Marx Marx,
a.a.O
; [Kugelmannbrief]
Karl Marx,
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, S.50f; [23]
Karl Marx
'Das Kapital
- Zur Kritik der politischen Ökonomie',
MEW Band 25,
Dietz Verlag,
Berlin,
1983 (http://www.marxists.org) , S.889; [25]
Karl Marx,
a.a.O
, S.341f; [23]
Karl Marx,
a.a.O
, S.342; [23]
Karl Marx,
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, S.53; [23]
Karl Marx,
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, S.59; [23]
Marx Marx,
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Karl Marx
'Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie',
MEW Band 42,
2. Ausgabe,
Dietz Verlag,
Berlin,
1983, S.73; [42]
Karl Marx,
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, S.72; [42]
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, S.72; [42]
Karl Marx,
a.a.O
, S.513f; [42]
Karl Marx,
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, S.514; [42]
Karl Marx,
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, S.514; [42]
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Michael Heinrich
'Die Wissenschaft vom Wert
- Die Marxsche Kritik der politischen Ökonomie zwischen wissenschaftlicher Revolution und klassischer Tradition',
VSA-Verlag,
Hamburg,
1991, S.193; [Heinrich1991]
Karl Marx,
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Karl Marx,
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, S.72; [42]
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, S.194; [Heinrich1991]
Karl Marx,
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, S.648; [25]
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, S.197; [25]
Michael Heinrich,
a.a.O
, S.195; [Heinrich1991]
Michael Heinrich,
a.a.O
, S.195; [Heinrich1991]
Michael Heinrich,
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, S.174f; [Heinrich1991]
Michael Heinrich,
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, S.175; [Heinrich1991]
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, S.54; [23]
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Karl Marx
'Kritik des Gothaer Programms',
MEW Bd.19,
4.Auflage, S.13-32,
Dietz Verlag,
Berlin,
1973 (http://www.mlwerke.de) ; [KrGthProg]
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, S.76; [23]
Karl Marx,
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, S.72; [42]
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, S.76; [23]
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, S.[32]; [42]
Karl Marx,
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, S.648; [25]
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Michael Heinrich
'Monetäre Werttheorie - Geld und Krise bei Marx',
01/2002,
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2002 (http://www.trend.partisan.net) ; [Heinrich2002a]
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, S.174-176; [26.1]
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, S.70; [42]
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, S.109; [23]
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, S.100 f; [23]
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, S.64; [42]
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, S.38; [42]
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, S.190; [Heinrich1991]
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, S.116; [23]
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Marx Marx,
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Karl Marx,
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Marx Marx,
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'Das Kapital
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MEW Band 24,
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Berlin,
1963 (http://www.marxists.org) , S.119 f; [24]
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, S.151f; [25]
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, S.153; [25]
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, S.159; [25]
Karl Marx,
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, S.160; [25]
Karl Marx,
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, S.162; [25]
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, S.163; [25]
Karl Marx,
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, S.166; [25]
Karl Marx,
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, S.167f; [25]
Karl Marx,
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, S.168; [25]
Karl Marx,
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, S.169; [25]
Karl Marx,
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, S.171; [25]
Karl Marx,
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, S.174; [25]
Karl Marx,
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, S.175; [25]
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, S.176f; [25]
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, S.178; [25]
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, S.183; [25]
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, S.189; [25]
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, S.190; [25]
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, S.191; [25]
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, S.195; [25]
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, S.195; [25]
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, S.195f; [25]
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, S.196; [25]
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, S.151; [25]
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, S.198; [25]
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, S.198f; [25]
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, S.199; [25]
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, S.201f; [25]
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, S.[20]; [42]
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Michael Heinrich
'Weltanschauungsmarxismus oder Kritik der politischen Ökonomie?
- Replik auf Martin Birkner, 'Der schmale Grat'',
Nummer 1/2002,
grundrisse - Zeitschrift für linke Theorie und Debatte,
o.O.,
2002; [Heinrich2002]
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6.2. Quellen
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'Die Marx'sche Werttheorie: Darstellung und gegenwärtige Bedeutung',
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; [1]
Karl Marx
'Kritik des Gothaer Programms',
MEW Bd.19,
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Dietz Verlag,
Berlin,
1973 (http://www.mlwerke.de) ; [KrGthProg]
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'Das Kapital
- Zur Kritik der politischen Ökonomie',
Band I,
S.837ff,
Dietz Verlag,
Berlin,
1961; [Kugelmannbrief]
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'Das Kapital
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MEW Band 23,
Dietz Verlag,
Berlin,
1963 (http://www.marxists.org) ; [23]
Karl Marx
'Das Kapital
- Zur Kritik der politischen Ökonomie',
MEW Band 24,
Dietz Verlag,
Berlin,
1963 (http://www.marxists.org) ; [24]
Karl Marx
'Das Kapital
- Zur Kritik der politischen Ökonomie',
MEW Band 25,
Dietz Verlag,
Berlin,
1983 (http://www.marxists.org) ; [25]
Karl Marx
'Theorien über den Mehrwert 1',
MEW Band 26.1,
Dietz Verlag,
Berlin,
o.J.
; [26.1]
Karl Marx
'Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie',
MEW Band 42,
2. Ausgabe,
Dietz Verlag,
Berlin,
1983; [42]
Wolfgang Fritz Haug
'Wachsende Zweifel an der monetären Werttheorie.
- Antwort auf Heinrich',
Berlin,
'Das Argument' Nr.251 3/2003 S.436 ff.,
Argument Verlag,
Hamburg,
2003; [Haug]
Michael Heinrich
'Die Wissenschaft vom Wert
- Die Marxsche Kritik der politischen Ökonomie zwischen wissenschaftlicher Revolution und klassischer Tradition',
VSA-Verlag,
Hamburg,
1991; [Heinrich1991]
Michael Heinrich
'Weltanschauungsmarxismus oder Kritik der politischen Ökonomie?
- Replik auf Martin Birkner, 'Der schmale Grat'',
Nummer 1/2002,
grundrisse - Zeitschrift für linke Theorie und Debatte,
o.O.,
2002; [Heinrich2002]
Michael Heinrich
'Monetäre Werttheorie - Geld und Krise bei Marx',
01/2002,
trend online zeitung,
o.O.,
2002 (http://www.trend.partisan.net) ; [Heinrich2002a]
Moishe Postone
'Zeit, Arbeit und gesellschaftliche Herrschaft',
ça-Ira Verlag,
Freiburg,
2003; [Postone]
Jiri Kosta
, Jan Meyer, Sibylle Weber
'Warenproduktion im Sozialismus',
Bd. 6184,
Fischer Taschenbuchverlag,
Frankfurt a.M.,
1973; [Kosta]
Diethard Behrens
'Der kritische Gehalt der Marxschen Wertformanalyse',
Deutscher Erstausgabe,
ça-Ira Verlag,
Freiburg,
1993 (http://www.ca-ira.de) ; [Behrens1993]
Georg Lukács
'Geschichte und Klassenbewußtsein
- Studien über Marxistischer Dialektik',
Schwarze Reihe Nr.2,
{Wiederauflage: Der Malik Verlag/Berlin, Kleine revolutionäre Bibliothek/Bd.9, 1923},
Verlag de Munter,
Amsterdam,
1967; [Lukács]
Georg Lukács
'Zur Ontologie des gesellschaftlichen Seins
- 1. DIE ARBEIT',
1986,
Luchterhand,
o.O.,
1971; [Ontologie]
^
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last update : Wed Sep 13 23:58:07 CEST 2006 Heilbronn
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