Beschreibung | grundlegende erarbeitung |
Team: | Heilbronn |
Thema: | werbegriff |
Quelle: | original aus der krisis mailinglist/ bzw trend die onlinezeitung bei mir lokal |
Art : | erarbeiten von 'arbeit' und 'wert' der krisis unter direktem bezug auf gegenlesen des Michael Heinrich |
Version: | 2.lesung |
Letzte bearbeitung: | 21.01.2000 |
'Die 'Arbeit' ist ihrem Wesen nach die unfreie, unmenschliche, ungesellschaftliche, vom Privateigentum bedingte und das Privateigentum schaffende Taetigkeit. Die Aufhebung des Privateigentums wird also erst zu einer Wirklichkeit, wenn sie als Aufhebung der 'Arbeit' gefasst wird ...' (Marx 1972, S. 436).
Doch geht es mir hier nicht darum, die Ambivalenzen im Marxschen Denken in bezug auf die 'Arbeit' nachzuzeichnen (vgl. dazu etwa Kurz 1995), sondern ich moechte direkt zu der Frage kommen, was es mit dieser Kategorie auf sich hat. Ist die 'Arbeit' tatsaechlich eine anthropologische Konstante? Koennen wir sie als solche zum unproblematischen Ausgangspunkt einer Analyse der Warengesellschaft machen? Meine Antwort ist ein eindeutiges Nein.
Um mx'sche abstrakte arbeit (arbeit(3)) genauer zu bestimmen, bezieht er sich auf den mx'schen abstraktionsschritt, unterlegt aber so folgerichtig, das die 'arbeit', von der Mx abstrahiert, selbst schon eine abstraktion ist und legt dar wessen art diese ist. (doppelte abstraktion der arbeit)Marx uebersieht hier aber (und der Marxismus hat ohnehin kein Problembewusstsein auf dieser Ebene entwickelt), dass bereits die Arbeit als solche eine Abstraktion ist. Und zwar nicht einfach eine Denkabstraktion, wie Baum, Tier oder Pflanze, sondern eine historisch durchgesetzte, gesellschaftsmaechtige Realabstraktion, die die Menschen unter ihre Gewalt zwingt.
Abstrahieren heisst im Wortsinne abziehen oder von etwas abziehen. In welchem Sinne ist nun die Arbeit eine Abstraktion, also ein Abzug von etwas?
Wesentlich fuer diese Form ist zunaechst einmal, dass die Arbeit eine gesonderte, vom uebrigen gesellschaftlichen Zusammenhang abgetrennte Sphaere ist. Wer arbeitet, der arbeitet nur und tut sonst nichts anderes.
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geht die historische Durchsetzung der Arbeit mit der Herausbildung weiterer separierter gesellschaftlicher Sphaeren einher, in die jene abgespaltenen Momente verbannt werden; Sphaeren, die selbst exklusiven Charakter gewinnen (ganz im Wortsinne von Exklusion, also Ausschluss): Freizeit, Privatheit, Kultur, Politik, Religion etc.
Schliesslich aber herrscht die Abstraktion in der Sphaere der Arbeit auch in Gestalt eines ganz spezifischen, naemlich abstrakt-linearen und homogenen Zeitregiments. Was zaehlt, ist die objektiv messbare, also vom subjektiven Empfinden, Fuehlen und Erleben der arbeitenden Individuen abgetrennte Zeit.
abstraktheit der arbeit aeussert sich in folgenden bestimmungenDie abstrakte Arbeit ist also die Reduktion aller warenproduzierenden Arbeiten auf diesen einen gemeinsamen Nenner. Sie macht sie vergleichbar und damit gegeneinander austauschbar, indem sie sie auf die reine abstrakte, verdinglichte Quantitaet verflossener Zeit reduziert. Als solche bildet sie die Substanz des Werts.
Auch bei Marx selbst bleibt allerdings unklar, dass die abstrakte Arbeit selbst schon die Arbeit als spezifische Form gesellschaftlicher Taetigkeit logisch und historisch voraussetzt; dass sie also die Abstraktion einer Abstraktion ist; oder anders gesagt, dass die Reduktion einer Taetigkeit auf homogene Zeiteinheiten die Existenz eines abstrakten Zeitmasses voraussetzt, welches die Sphaere der Arbeit als solche beherrscht.
Trenkle kommmt nicht auf den gedanken, das die von ihm richtig beschriebenen phaenomene, welche sich mit der entw des kap herausbilden, als eigenschaften des gesell arbeitsprozesses, das diese nur erscheinende empirisch erfahrbare eigenschaften der arbeit(3) sind. Sie sind also nicht selbst abstraktion. Wir befinden uns vielmehr wieder von der abstraktheit der arbeit(3) als kategorie wiss betrachtung zum konkreten dieses begriffs im gesell sein, also zu den aspekten, in denen die menschen der abstraktheit der arbeit gewahr werden.
Aber er beharrt im gegensatz zu Michael Heinrich, wie er meint, darauf, das W und arbeit(3) keine subjektivistisch zu fassenden kategorien sind. Zu Mx sagt er folgerichtig:Er zeigt, dass der Wert und die abstrakte Arbeit keine blosse Einbildungen sind, die sich die Menschen nur aus dem Kopf zu schlagen brauchten. Vielmehr treten ihnen unter den Bedingungen des immer schon vorausgesetzten und ihr Denken und Handeln konstituierenden Systems von Arbeit und moderner Warenproduktion ihre Produkte tatsaechlich als Ausdruecke verdinglichter abstrakter Arbeitszeit entgegen, als ob sie eine Naturgewalt waeren. Ihre eigenen gesellschaftlichen Verhaeltnisse sind den buergerlichen Menschen zur 'zweiten Natur' geworden, wie Marx es treffend formuliert. Das macht den Fetischcharakter von Wert, Ware und Arbeit aus.
Nun widmet er sich einer ausfuehrlichen kritik an Michael Heinrich unter zu hilfe name der 'realabstraktion' des Alfres Sohn-Rethel.Damit meinte er einen Abstraktionsvorgang, der nicht im Bewusstsein der Menschen als Denkakt vollzogen wird, sondern der als apriorische Struktur gesellschaftlicher Synthesis ihrem Denken und Handeln vorausgesetzt ist und dieses bestimmt. Fuer Sohn-Rethel(SR) war die Realabstraktion allerdings identisch mit dem Tauschakt;
Dann besachreibt es richtig, das SR so Prod und Zirkulation auseinanderreisst und die prod als vorgesell raum betrachtet, so die produkte nicht als waren produziert werden, sonder erst im tausch sich in diese verwandeln. Somit kann der W in seiner qualitaet gar nicht bestimmt werden und seine quantitaet bleibt auf den preis reduziert, also den TW, an die gnAZ kommt SR so nicht heran.Das heisst, die Produkte werden bereits in der fetischistischen Form des Wertdings hergestellt; sie sollen nur einem einzigen Zweck erfuellen: die fuer ihre Produktion aufgewandte abstrakte Arbeitszeit in der Form von Wert darzustellen. Die Sphaere der Zirkulation, der Markt, dient daher daher auch nicht einfach dem Warentausch; vielmehr ist sie der Ort, an dem der an den Produkten dargestellte Wert realisiert wird oder jedenfalls realisiert werden soll.
Ist die abstrakte Arbeit die Abstraktion einer Abstraktion, so stellt die konkrete Arbeit nur das Paradoxon der konkreten Seite einer Abstraktion (naemlich der Form-Abstraktion 'Arbeit') dar. 'Konkret' ist sie nur in dem ganz engen und bornierten Sinne, dass die unterschiedlichen Waren nun einmal stofflich unterschiedliche Produktionsvorgaenge erfordern: ein Auto wird anders hergestellt als eine Aspirintablette oder ein Bleistiftspitzer.
Also die bestimmung von arbeit(1) ist ihm schon nicht speziell genug, also histor, nein auch das konkrete ist viel zu einfach, deshalb ist es fuer ihn paradox. Hier tritt zu tage, das Trenkle seine abstraktion der arbeit zwischenschiebt. Im original sind arbeit(2) und arbeit(3) teile desselben dialektischen zus, also sich gegenseitig ausschliessen und gegenseitig bestimmen, das abstrahieren laesst ja nun gerade des konkrete uebrig, wobei beide teile in der betrachteten totalitaet, in der wirklichkeit wieder zusammengehoeren.Die konkret-stoffliche Seite der Arbeit ist also nichts anderes als die handfeste Gestalt, in der das Zeitdiktat der abstrakten Arbeit den Arbeitenden gegenuebertritt und sie unter ihren Rhythmus zwingt.
Hier wird auf einmal aus der abstraktheit des zeitregiments etwas konkretes, zeigt aber nur das zusammenfallen der momente in der totalitaet. Das uebergreifen des abstrakten momentes in das konkrete ist der hinweis, das bei unserer betrachtung nicht wichtig ist WAS, sondern WIE produziert wird.Insofern ist es auch durchaus richtig, zu behaupten, dass die im System der abstrakten Arbeit produzierten Waren auch dann schon Wert darstellen, wenn sie noch nicht in die Zirkulationssphaere eingetreten sind. Dass die Realisation des Werts misslingen kann, Waren also unverkaeuflich sein oder nur weit unter ihrem Wert abgesetzt werden koennen, liegt in der Logik der Sache, betrifft aber eine ganz andere Ebene des Problems. Denn um ueberhaupt in den Zirkulationsprozess einzutreten, muss ein Produkt sich bereits in der fetischistischen Form des Wertdings befinden; und da es als solches nichts als die Darstellung von vergangener abstrakter Arbeit ist (und das heisst immer auch von vergangener abstrakter Arbeitszeit), besitzt es notwendig immer auch schon eine bestimmte Wertgroesse. Denn als reine Form ohne Substanz (das heisst ohne die abstrakte Arbeit) kann der Wert nicht existieren, ohne in die Krise zu geraten und letztlich daran zu zerbrechen.
Aber das folgende liegt dan trotz allem wieder im kalkuel des Kapital von Mx.Dieser Befund beruht selbstverstaendlich nicht auf einer rein logisch-begrifflichen Ableitung, sondern ergibt sich aus dem theoretischen und empirischen Nachvollzug der strukturellen Umbrueche im warenproduzierenden Weltsystem seit dem Ende des Fordismus.