Beschreibung | |
Team: | Peter/Hendrik |
Thema: | Ernst Lohoff:'Die Kategorie der abstrakten Arbeit und ihre historische Entfaltung' |
Quelle: | original in der KRISIS seiten / aus Marxistische Kritik Nr. 1, März 1986 / bei mir lokal~47kB |
Art : | erster ueberblick |
Version: | 1.lesung |
Letzte bearbeitung: | 08.10.99 |
1. Krise der Revolutionstheorie
Um das Proletariat als revolutionaeres Subjekt, und damit die revolutionaere Perspektive ueberhaupt, zu retten, faellt Marx bei seinen revolutionstheoretischen Ueberlegungen genau wie seine Epigonen hinter das von der Kritik der politischen Oekonomie gesetzte Reflexionsniveau zurueck. Er behandelt statt dessen das Proletariat als eine dem Kapital wesensfremde, ihm nur aeusserlich unterworfene Macht.
Diese sichtweise nimmt so dem prol das rev sein koennen und verneint (negiert) die moegl der rev, die akl hat als integraler bestandteil der verwertungsprozesse, der kap totalitaet keine chance der aufhebung des kap. Damit wird die stabilitaet des kap zementiert.Die kommunistische Revolution war, wenn ueberhaupt je, dann nur an der historischen Schnittstellt zwischen formeller und reeller Subsumtion denkmoeglich. Diese Chance wurde aber verpasst,...
Damit waeren wir aber fast eindeutig bei den grundlagen der KRISIS-gruppe angelangt, dem kernstueck. Das naemlich ein strukturelles versagen des kap zumindest moegl erscheint. Und der hinweis auf den verlust der wertbildenden subtanz, finden wir zb auch bei Kurz. Dieses argument, das sich hier auf Mx stuetzt, finde ich eines der staerkeren.
Marx redet gleichermassen von der Expropriation der Expropriateure durch die selbstbewussten Arbeitermassen wie von der immanenten objektiven Schranke des Kapitals, ohne je mehr als eine provisorische Verknuepfung beider Gesichtspunkte herstellen zu koennen.Lohoff meint, das das verschmelzen dieser beiden momente der mx'schen
theorie mit:
1. dem befangen sein Mx'ens im historischen prozess der emanzipation der
arbeiterbewegung zusammenhaengt, die er mit der befreiung von der wertform
zusammendenken musste
2. das das aufsetzen auf diese reale soziale bewegung, als realisierbare
praktische (handgreiflichen, empirischen Bedingungen) moegl zur
durchsetzung eines transkap schien, im gegensatz zu in unwirklicher ferne
scheinenden inkraftsetzung der abstrakten systemgrenze.
Sobald er die Bruecke zur empirischen Wirklichkeit seiner Epoche zu
schlagen versucht, naehert er sich unweigerlich dem gewohnten
Arbeitersoziologismus.
Mx ginge dabei von der ueberlegung aus, die sich heute als missverstarndnis
erweist, das die verkaeufer der ware arbeitskraft fuer immer von den segnungen
des kap reichtums ausgeschlossen waeren. Sozusagen, er verlaengert die lage
der arbeiter zu seiner zeit, dem beginn der industrialisierung in die zukunft.
Damit haette also der arbeiter den anreiz, da er es sich nicht
bequem machen kann, im zuge seiner emanzipation auch die wertform
aufzuheben. Die dichotomie kuluminiert in der: 'Selbstaufhebung des
Proletariats'. (h> Ich sehe da einige anklaenge an die selbstaufhebung
des sozialistischen staates bei Lenin in 'Staat und Revolutinon' als
fortsetzung des fehlers auf einer anderen ebene.)
Es kommt nun darauf an, die beiden teile der theorie zu scheiden, um so ein der heutigen zeit gemaesses grundwerkzeug zu erhalten. Dabei soll konsequent an der wk der pol-oek festgehalten werden um eine rev.theorie zu reformulieren. Dabei verbindet er geschickt den begriff 'krise' mit dem der oben beschriebenen obj schranke. Weiter fuehrt er aus, dass die krisentheorie geradezu den kern der mx'schen theorie bildet und erhoeht dadurch ihr gewicht. Plausibel aber ist, das beim verzicht auf den kritischen bezug von 'Wert' als grundkathegorie des Kapitals, geht auch die fundamentalkritische sicht auf nichtoekonomische verh'e verloren und die mx'sche theorie buesst ihren rev inhalt ein.
Erst die wertkritische Zuspitzung macht die Marxsche Theorie aus
einem alten Hut zum hochbrisanten Sprengstoff. Auf der Suche nach dem
verlorenen sozialistischen Ziel muessen wir die alten, laengst zu
Gebetsmuehlen heruntergekommenen Verknuepfungen von Revolution und
Arbeiterstandpunktsseligkeit rigoros kappen und statt dessen die Kritik des
Warenfetischs bis zu ihren krisen- und revolutionstheoretischen Implikationen
weitertreiben und konkretisieren. Es kann nur dann gelingen, eine
durchschlagende Revolutionstheorie zu reformulieren, wenn wir aus der
konsequent durchgehaltenen Kritik der politischen Oekonomie heraus den Zugang
zum Problem der Ueberwindung der buergerlichen Gesellschaft von neuem
freischaufeln.
..
Dieser negative Charakter der Analyse verleiht der Krisentheorie ihren
besonderen Stellenwert im Marxschen Werk. Wenn es die Krise ist, die die
Wahrheit der kapitalistischen Produktionsweise enthuellt, kann die Analyse der
wirklichen Weltmarktkrisen nicht wie in positiven Wirtschaftstheorien als
Appendix an der allgemeinen Theorie des Kapitalverhaeltnisses kleben, sie wird
selber zum uebergreifenden und zusammenfassenden Moment. Marx hat die
integrative Funktion der Krisentheorie in seinen methodischen Ueberlegungen
immer betont. So schreibt er etwa flogendes in den 'Theorien ueber den
Mehrwert', um die Marschrichtung seiner Kritik der politischen Oekonomie
anzugeben:
'Und dies ist bei der Betrachtung der buergerlichen Oekonomie das Wichtige.
Die Weltmarktkrisen muessen als die reale Zusammenfassung und gewaltsame
Ausgleichung aller Widersprueche der buergerlichen Oekonomie gefasst werden.
Die einzelnen Momente, die sich also in diesen Krisen zusammenfassen, muessen
also in jeder Sphaere der buergerlichen Oekonomie hervortreten und entwickelt
werden, und je weiter wir in ihr vordringen, muessen einerseits neue
Bestimmungen dieses Widerstreits entwickelt, andererseits die abstrakteren
Formen desselben als wiederkehrend und enthalten in den konkreteren
nachgewiesen werden'.(MEW 26.2, S. 510)
..
'Insofern Kauf und Verkauf, die beiden wesentlichen Momente der Zirkulation,
gleichgueltig gegeneinander sind, in Raum und Zeit getrennt, brauchen sie
keineswegs zusammenzufallen. Ihre Gleichgueltigkeit kann zur Befestigung und
scheinbaren Selbstaendigkeit des einen gegen das andere fortgehn. Insofern sie
aber beide wesentliche Momente Eines Ganzen bilden, muss ein Moment eintreten,
wo die selbstaendige Gestalt gewaltsam gebrochen und die innre Einheit
aeusserlich durch eine gewaltsame Explosion hergestellt wird. So liegt schon
in der Bestimmung des Geldes als Mittler, in dem Auseinanderfallen des
Austauschs in zwei Akte, der Keim der Krisen, wenigstens ihre
Moeglichkeit..'.(Ebenda, S. 112)
..
Sobald der Wert zur positiv handhabbaren Groesse verkehrt wird, verwandelt er
sich im gleichen Atemzug auch zu einer rein inneroekonomischen Kategorie. Der
von Marx als Keimzelle der gesamten buergerlichen Gesellschaft apostrophierte
'Wert' buesst mit der rigorosen Beschraenkung des Gueltigkeitsbereiches seine
Relevanz zur Erklaerung ausseroekonomischer Phaenomene ein. So wird fuer die
Behandlung der politischen und ideologischen Sphaere die Entwicklung
eigenstaendiger Kategoriensysteme unerlaesslich, die entkoppelt und
unabhaengig vom Wert eine eigene Logik entfalten.
Probleme:
1. der Determinismus bzw Fatalismusvorwurf
2. fehlen des doch so praktischen (im doppelsinn) rev subjekts
Die tief eingefressene Positivkonnotation verfehlt allerdings nicht nur die Stossrichtung der Marxschen Kritik der politischen Oekonomie, sie verkehrt sie schlicht und einfach in ihr genaues Gegenteil. Die Marxsche Kritik der politischen Oekonomie intendiert keinen determinierten Uebergang zu einer sozialistischen Reproduktion. Das Vorhandensein objektiver gesellschaftlicher Zwangsgesetze ist ein Charakteristikum der buergerlichen Entwicklungsstufe. Der Uebergang zu einer kommunistischen Gesellschaft faellt so mit dem bewussten Sprung aus einer determinierten, von der Last der toten Arbeit bestimmten Wirklichkeit in eine den Reflexionen und Wuenschen der Menschen erstmals zugaenglichen Welt zusammen.
Das Vorhandensein objektiver gesellschaftlicher Zwangsgesetze ist ein Charakteristikum der buergerlichen Entwicklungsstufe. Der Uebergang zu einer kommunistischen Gesellschaft faellt so mit dem bewussten Sprung aus einer determinierten, von der Last der toten Arbeit bestimmten Wirklichkeit in eine den Reflexionen und Wuenschen der Menschen erstmals zugaenglichen Welt zusammen.
Hier regt sich in mir massiver widerspruch. Zwar ist es richtig, das im kap die sog zwangsgesetze, die ich lieber obj gesetze nennen moechte wirken. Doch natuerlich wirken sie, zb die oekonomie der zeit, auch in ganz anderen formationen. Damit saegt Lohoff direkt an der mat dialektik, rettet aber den objektivitaetsanspruch seiner benoetigten schranke, in dem er die zwangsgesetzmaessigkeit auf den kap begrenzt