Beschreibung | Referat zum Seminar 'Was ist eigentlich Kapitalismus?' |
Team: | Clabauter |
Thema: | Einführung in die Unterabschnitte 1 & 2 von Kapitel 1'Die Ware' in 'Das Kapital' Bd. 1 von Karl Marx |
Quelle: | original |
Art : | |
Version: | |
Letzte bearbeitung: | 07.01.2000 |
Das Ziel dieses Referats ist ein Doppeltes: Zum einen ist es als Darstellung der ersten beiden Unterabschnitte von Marx’ Kapital Bd. I gedacht, die überschrieben sind mit '1. Die zwei Faktoren der Ware: Gebrauchswert und Wert (Wertsubstanz, Wertgröße) 2. Doppelcharakter der in den Waren dargestellten Arbeit.' Das erste Ziel besteht also darin eine grobe Einführung der hier auftretenden Begriffe »Ware«, »Gebrauchswert«, »Wert«, »Wertsubstanz«, »Wertgröße« und »Arbeit« zu bieten. Das Ergeb-nis oder besser gesagt, das vorläufige Ergebnis dieser Begriffsklärung haltet ihr in Händen, in Form des Handouts (siehe Anlage S. 18 u. 19). Der Hinweis, daß es sich um ein vorläufiges Ergebnis handelt ist mir wichtig; denn die Aussagen, die in der Tabelle auf dem Handout augenscheinlich als Definitionen auftreten, erweisen sich als sehr trügerisch, wenn man glaubt, damit zu wissen, was nun Ware, Wert, Arbeit usw. sei.
Einen ersten Eindruck davon zu geben, warum das trügerisch ist, stellt das zweite Ziel dieses Referats dar. Es geht zweitens darum, einen ersten Eindruck zu vermitteln, von Marx’ Behauptung, daß seine Darstellung zugleich Kritik ist. Der Untertitel seines unvollendeten Werks 'Das Kapital' lautet ja 'Kritik der politischen Ökonomie'. Doch was bedeutet eigentlich Kritik auf der Ebene der Theorie, also der Ebene der systematischen Darstellung eines bestimmten Gegenstandes? Dies umfassend zu klären bedürfte höchstwahrscheinlich einiger weiterer Semi-nare. Doch auf einen wichtigen Aspekt des Begriffs »Kritik« möchte ich noch kurz eingehen und der macht sich am Terminus »Erscheinung« fest. Erscheinung beinhaltet den Begriff des Scheins, der sozusagen von einem Etwas abgestrahlt wird. Traditionell liegt ein wichtiger Aspekt von Kritik, in der sukzessiven (d.h. allmählich voranschreitenden) Durchdringung eines Scheins hin auf ein unbegriffen Wirksames, also hin zu diesem unbekannten Etwas. Der Schein ist das, was uns unmittelbar begegnet. Dieser Schein ist nun in einer theoretischen Darstellung in Wissen zu überführen.
In der umgangssprachlichen Verwendung von Schein gibt es gleich zwei Redeweisen. Hier bedeutet Schein einmal, daß etwas irrtümlich angenommen ist, d.h. was bloß scheinbar der Fall ist. Zum anderen gibt es eine positivere Bedeutung von Schein, z.B. in der Redeweise, ein Schein liege da vor, wo anscheinend etwas da ist, wo etwas mindestens wahrscheinlich ist und einer weiteren Klärung bedarf. Insofern ist diese zweite Bedeutung von Schein ein relativ seriöser Ausgangspunkt für eine nähere Betrachtung. Bei einer Klärung des unbekannten Etwas wird normalerweise der irrtümliche Schein, das Scheinbare, die Verzerrungen usw. abgesondert, um zu dem, was anscheinend da ist zu gelangen. Es können hierbei also beide umgangssprachlichen Bedeutungen von Schein stehen gelassen werden. Doch um zu wissen, was fal-scher Schein ist, müßten wir dieses Etwas ja bereits kennen, zu dem wir ja erst gelangen wollen.
Es ist also nicht so einfach mit dem Schein, und seine theoretische Durchdringung ist, wie Marx es nennt, eine 'geschichtliche Tat', also rückführbar auf Praxis. Die einzelnen Etappen zur Durchdringung sind, auch dann wenn sie evtl. nicht weiterführen, dennoch notwendige Etappen.
Warum ich darauf eingegangen bin, liegt am Resultat dieser beiden Unterabschnitte, das ich nun kurz vorwegnehmen will, die 'Kritik der politischen Ökonomie' ist ja kein Kriminalro-man, wenngleich nicht weniger spannend: Die allmähliche Durchdringung des Scheins des Kapitalismus auf das unbegriffen Wirksame führt die Menschheit und ihre Theoretiker, d.h. in unserem Fall die Ökonomen (etwa Adam Smith), zunächst auf ein Resultat, das die Spezifik des Kapitalismus und damit seine Historizität, aus den Augen verliert. Das Ergebnis ist nicht gänzlich falsch, aber unzulänglich, denn es läßt den Kapitalismus als naturnotwendig und somit als ewig erscheinen. In diesem Sinne ist das bisherige Ergebnis ein verkehrtes Resultat. Darauf werde ich am Schluß meiner Darstellung noch einmal zurückkommen.
Also reden wir nicht länger drum herum, sondern schauen uns einfach mal an, wie Marx an-fängt und wie er im weiteren vorgeht. Steigen wir mal beim ersten Satz auf S. 49 ein. Hier steht zu lesen:
'Der Reichtum der Gesellschaften, in welchen kapitalistische Produktionsweise herrscht, erscheint als eine »ungeheure Warensammlung«, die einzelne Ware als seine Elementarform. Unsere Untersuchung beginnt daher mit der Analyse der Ware.' [Marx: Das Kapital, MEW Bd. 23, S. 49]
Die unmittelbar angetroffene »ungeheure Warensammlung« erscheint dem Blick des Käufer-publikums, z.B. in einer Ladenstraße oder in einem Kaufhaus. Es ist also ein Anfang der allen, die in einer bürgerlichen Gesellschaft aufgewachsen sind, bekannt ist. In einer Gesellschaft in der kaum etwas lebensnotwendiges vom Verbraucher unmittelbar her-gestellt, sondern alles gekauft wird, steckt in dem Warenberg fast die ganze Welt der brauch-baren Dinge. Und diese Dinge sind, solange sie zum Verkauf stehen - und nur solange sind sie Waren -, permanent ausgestellt. Anders als beispielsweise im Museum oder in einem Zoo, wo auch etwas ausgestellt wird, ist das Interesse mit dem man Waren angeblickt werden, ein Inte-resse, das bestimmt ist durch ein vages Habenkönnen mittels Kauf. Der Hinblick auf die ungeheure Warensammlung, diese besondere Sichtweise der Dinge, ent-steht nicht im Kopf, denn immer schon sind die gesellschaftlichen Verhältnisse da. (Dieser Hinblick ist also einer auf praktischem Grund.) Die Käuflichkeit der Dinge - und nichts anderes heißt zunächst praktisch, daß sie Waren sind - ist die Art und Weise ihrer allgemeinen Zugänglichkeit.
In der Perspektive des Schaufensterbummels liegt demnach etwas, was die Dinge einerlei er-scheinen läßt. Mit einerlei Geld, nur der Menge nach unterschieden, sind sie käuflich.
Alle haben ihr Preisschild; alle sind sie prinzipiell käuflich; ihre Käuflichkeit ist nur durch das Geldquantum des Käufers beschränkt. D.h., daß im Gegensatz zur ungeheuren Mannigfaltig-keit, die diese »ungeheure Warensammlung« charakterisiert - eine Mannigfaltigkeit an Ge-brauchsdingen, die in der vorkapitalistischen Geschichte ohne jedes Beispiel ist, daß im Ge-gensatz zur ungeheuren Mannigfaltigkeit das Einerlei steht, als das sie in gewisser Hinsicht betrachtet werden.
Es gibt da also etwas, was, im Gegensatz zu diesem unendlichen Formenreichtum stehend, Einheit stiftet. Es ist etwas Einheitliches, was die ungeheure Warensammlung in einer ge-schlossenen Perspektive zusammenschließt.
Das ist der Grund, daß die Analyse dieser denkbar großen Mannigfaltigkeit von Gebrauchs-dingen, der ungeheuren Warensammlung, beginnen kann mit der Einzelheit - der Ware. Weggelassen (abstrahiert) wird also gleich zu Beginn die Vielverschiedenheit. Diese Abstraktion erfolgt auf dem praktischen Grund der einerlei machenden Macht des Gel-des, der nur quantitativ unterschieden, qualitativ unterschiedslosen Zugänglichkeit aller Wa-ren, wie unterschieden sie sonst auch immer sind.
Die erste logische Auflösung dieses konfus Vielgestaltigen führt damit zu einer Elementar-form, die der einzelnen Ware. Alle möglichen Exemplare der »ungeheuren Warensammlung«, bei aller möglichen Verschie-denheit, gleichen sich in einer Hinsicht, indem sie alle durch die Warenform bestimmt sind. Erst im Fortgang der weiteren Untersuchung kann sich erweisen, ob diese Form, die Waren-form, 'logisches Element' für komplexere (verbundene) Formen ist.
Die Ware ist zunächst dadurch bestimmt, daß sie ein nützliches Ding ist. Diese Bestimmung stammt nicht von Marx, ist also nicht pure Willkür eines Theoretikers, sondern erweist sich durch unseren alltäglich-praktischen Gebrauch, d.h. 'Die Ware ist zunächst ein äußerer Gegenstand, ein Ding, das durch seine Eigen-schaften menschliche Bedürfnisse irgendeiner Art befriedigt. Die Natur dieser Bedürf-nisse, ob sie z.B. dem Magen oder der Phantasie entspringen, ändert nichts an der Sa-che. Jedes nützliche Ding, (...) ist unter doppeltem Gesichtspunkt zu betrachten, nach Qualität und Quantität. Jedes solches Ding ist ein Ganzes vieler Eigenschaften und kann daher nach verschiedenen Seiten nützlich sein. Diese verschiedenen Seiten und daher die mannigfachen Gebrauchsweisen der Dinge zu entdecken ist geschichtliche Tat. So die Findung gesellschaftlicher Maße für die Quantität der nützlichen Dinge. Die Verschiedenheit der Warenmaße entspringt teils aus der verschiedenen Natur der zu messenden Gegenstände, teils aus Konvention. Die Nützlichkeit eines Dings macht es zum Gebrauchswert. [Marx: Das Kapital, MEW Bd. 23, S. 49-50]
Also hier wird abstrahiert vom Unterschied zwischen körperlichen und geistigen Bedürfnissen und wie das Ding oder eine Sache solche Bedürfnisse befriedigen. Festgehalten wird nur eins: daß überhaupt eine Beziehung zwischen einem bestimmten Ding und einem bestimmten Be-dürfnis da ist, daß überhaupt diese Ding-Bedürfnis-Beziehung da ist.
Hinter Ding steht dann der Inbegriff aller Dinge für uns, die Natur, und hinter Bedürfnis ste-hen wir, deren Bedürfnis es ist, die Menschen. Der Begriff Gebrauchswert ist dann ein Bezie-hungsbegriff, der am nützlichen Ding eine bestimmte Art von Beziehung zwischen Mensch und Natur faßt. Alle besonderen Verkörperungen dieser Beziehung werden weggelassen. 'Gebrauchswerte' heißt es jetzt, 'bilden den stofflichen Inhalt des Reichtums, wel-ches immer seine gesellschaftliche Form sei.' [Marx: Das Kapital, MEW Bd. 23, S. 50]
Ausgegangen war Marx allerdings von der Frage nach dem Reichtum, dessen gesellschaftliche Form die besondere der Ware ist. Und nach rascher Verengung des Gesichtsfeldes von der Perspektive der ungeheuren Warensammlung auf die einzelne Ware als deren Elementarform, scheint die Untersuchung dieser Elementarform nun etwas gefaßt zu haben, was die stoffli-che Grundlage des Reichtums aller möglichen Formen von Gesellschaft ist. Hat die Analyse ihr Thema, die Ware, bis dahin verfehlt?
Doch nun kommt ein jäher Wechsel. Die bisherige Analyse hat sich in Einseitigkeit erschöpft und schlägt um in die entgegengesetzte Einseitigkeit. Das Scharnier dieses Umschlags bildet eine letzte Spezifik des Gebrauchswerts, worin sich nun doch das Spezifische fassen läßt, das ihm zukommt nur soweit er Gebrauchswert einer Ware ist:Lassen wir den Tauschwert weg, ist die Ware als Ware verschwunden, denn praktisch würde der Verlust des Tauschwerts bedeuten, daß die Ware unverkäuflich geworden, als Ware rui-niert ist, und nur ein gewöhnliches mehr oder weniger nützliches Ding bleibt übrig (z.B. Luft ist nützlich, sogar lebensnotwendig, jedoch keine Ware). Nehmen wir den Gebrauchswert von einer Ware weg, ist ihr Tauschwert vernichtet, denn etwas Unbrauchbares ist auch untausch-bar.
Zu einer weiteren Untersuchung der Ware läßt Marx die Ware in den Tausch gehen (auch nichts, was von Marx hinzugedichtet wird, sondern etwas das alltäglich praktisch geschieht). Er untersucht den Tauschwert, indem er das Tauschverhältnis untersucht. Die Verwirklichung des Tauschwerts ist der Tausch und das ist die Erfüllung seiner Bestim-mung. Den Tauschwert kann man also nur bestimmen, wenn man zunächst den Tausch unter-sucht. Wie kommt Marx dazu?
'Der Tauschwert erscheint zunächst als das quantitative Verhältnis, die Proportion, worin sich Gebrauchswerte einer Art gegen Gebrauchswerte anderer Art austauschen, ein Verhältnis, das beständig mit Zeit und Ort wechselt. Der Tauschwert scheint daher etwas Zufälliges und rein Relatives, ein der Ware innerlicher, immanenter Tauschwert (valeur intrinsèque) also eine contradictio in adjecto.' [Marx: Das Kapital, MEW Bd. 23, S. 50-51]
Bei der Frage nach dem Tauschwert landet man also wieder beim Terminus Gebrauchswert, jetzt aber bei einem äußerlichen Verhältnis zweier Gebrauchswerte. Marx konstatiert hier ei-nen ersten Widerspruch.
Wir haben hier den Widerspruch, daß der der Ware 'innewohnende' Tauschwert ein 'äußerli-ches', mit 'Zeit und Ort' beständig wechselndes Verhältnis sein soll. Wie kann eine innere Bestimmung ein äußeres Verhältnis sein? Und wie kann auf die Frage nach dem Tauschwert, nachdem man eigens den Gebrauchswert vorher abschließend behandelt hat, nun wieder der Gebrauchswert, sogar im Plural erscheinen? Um diese gefundenen Unklarheiten aufzulösen, betrachtet Marx daher näher, was geschieht, wenn getauscht wird. Die Beobachtung der Tauschpraxis zeigt dann: Der Tauschwert 'ist' viele Tauschwerte. Daß dem so ist weiß jedeR; es ist also eine Tatsache, die Sache des alltägli-chen Tuns. Auch der Tauschwert ist ein Beziehungsbegriff, er bezeichnet eine Ding-Dingrelation.
Aus der Tatsache, daß der Tauschwert jetzt als Tauschwerte, d.h. in der Mehrzahl, erscheint, werden zwei logische Schlußfolgerungen gezogen, die eigentlich zwei Seiten derselben Me-daille betreffen:
'Es folgt daher erstens: Die gültigen Tauschwerte derselben Ware drücken ein Glei-ches aus.'
Also sind sie nichts als unterschiedliche Ausdrücke des Gleichen.
'Zweitens aber: Der Tauschwert kann überhaupt nur die Ausdrucksweise, die »Er-scheinungsform« eines von ihm unterscheidbaren Gehalts sein.' [Marx: Das Kapital, MEW Bd. 23, S. 51]
Jeder Ausdruck dieses 'Gleichen' kann nur ungleiche Ausdrucksweise eines von jeder Aus-drucksweise unterscheidbaren gleichen Gehalts sein. Das meint auch der Begriff der »Erschei-nung«; denn er hat die Verschiedenheit (Nichtidentität) von Erscheinung und Erscheinendem schon als Begriff an sich.
Wesentlich ist, daß die Erscheinung eine taube Nuß sein kann, wenn man nicht klärt, was das Erscheinende ist (und, nach welchen Gesetzen es gerade so und nicht anders erscheint, d.h. im Modus der Notwendigkeit). Die Suche nach diesem Gehalt - ein anderes Wort für Erscheinen-des - wird den Fortgang nun bestimmen.
Doch betrachten wir zunächst noch einmal ein erstes Verhältnis von Tauschwert und Gebrauchswert genauer und gehen dementsprechend im Text noch einmal zurück.
Der Gebrauchswert als solcher ist nur der Möglichkeit nach da, er muß verwirklicht werden. Eine der Bestimmungen des Gebrauchswerts, die Marx gegeben hat betraf diese Notwendig-keit:
'Der Gebrauchswert verwirklicht sich nur im Gebrauch oder der Konsumtion.'
[Marx: Das Kapital, MEW Bd. 23, S. 50]
Der Gebrauch verbraucht mehr oder weniger den Gebrauchswert und vernichtet damit auch das von ihm Getragene, den Tauschwert. Die erste Bestimmung vernichtet sich, indem sie sich verwirklicht und auch das, was sie trägt, die zweite Bestimmung. Weil dieses Verhältnis die beiden Bestimmungen, trotz ihres totalen Unterschieds, sie mitein-ander verklammert, muß z.B. auch jedeR, der/die auf den Wert der Waren bedacht ist, d.h. z.B. der/die La-denbesitzerIn, ihren Gebrauchswert außerordentlich pfleglich behandeln, d.h. ihn im Modus der Möglichkeit erhalten und streng wachen, daß keineR den Gebrauchswert ohne Kauf für sich verwirklicht.
Aus der Mannigfaltigkeit der Tauschwerte einer Ware schlußfolgert Marx zunächst, daß der Tauschwert als bloße Erscheinungsform bestimmt werden muß. Und um den Begriff des Tauschwerts zu erarbeiten, muß zur bloßen Erscheinung das Wesen aufgefunden werden, muß also den von jedem einzelnen Tauschwert unterscheidbaren Gehalt und das ihm praktisch Zugrundeliegende aufgefunden werden.
Greifen wir zur Begriffsklärung weiter vor: der Gehalt der Erscheinungsform Tauschwert, das in dieser Form Erscheinende, wird Wert genannt. Bei der Bestimmung des Werts wiederum gebraucht Marx einen weiteren philosophisch sehr aufgeladenen Begriff, den der Substanz. Substanz bezeichnet den Bestand eines bestehenden Etwas und den Stoff, woraus dieses Etwas besteht. Sie ist also eine bestimmte Verbindung von Stoff und Form.
Nachdem die unterschiedlichen Waren auf den Produktcharakter als ihr Gemeinsames redu-ziert worden sind, kann gesagt werden: 'Diese Dinge stellen nur noch dar, daß in ihrer Produktion menschliche Arbeitskraft verausgabt, menschliche Arbeit aufgehäuft ist. Als Kristalle dieser ihnen gemein-schaftlichen gesellschaftlichen Substanz sind sie Werte - Warenwerte.' [Marx: Das Kapital, MEW Bd. 23, S. 52]
Noch einmal zurück: Beim Tausch zwischen zwei Waren muß es ein 'Drittes' in der Tausch-gleichung geben, im Bsp. von Marx ein Drittes in der Tauschgleichung «1 Qtr. Weizen und ebenfalls in a Ztr. Eisen», ein Gemeinsames in den unterschiedlichen Dingen: 'Daß ein Gemeinsames von derselben Größe in zwei verschiednen Dingen existiert, in 1 Quarter Weizen und ebenfalls in a Ztr. Eisen. [Marx: Das Kapital, S. 58 MEW Bd. 23, S. 51]
Das Dritte kann weder sein wie das Erste, noch wie das Zweite, noch kann es in einer Natur-eigenschaft der Dinge bestehen. Begründung: Die natürlichen, körperlichen Eigenschaften der Dinge können für uns nur praktisch einzig in der Form relevant werden, die der Begriff Gebrauchswert erfaßt. Warum aber haben die Gebrauchswerte aufs Austauschverhältnis zweier Waren keinen Einfluß? Begründung: Wo immer getauscht wird, werden Dinge gleich-gesetzt, d.h. ein Gebrauchswert gilt an sich so viel wie ein anderer, nur in der jeweiligen Men-genbeziehung, in ihrer Proportion, markieren sich Unterschiede. Folglich: Wo immer ge-tauscht wird, 'ist es grade die Abstraktion von ihren Gebrauchswerten, was das Austauschverhältnis der Waren augenscheinlich charakterisiert.' [Marx: Das Kapital, MEW Bd. 23, S. 51-52]
Es bleibt nur noch eine Eigenschaft, die mit der Entqualifizierung nicht weggelassen ist, und das ist die von Arbeitsprodukten. 'Mit dem nützlichen Charakter der Arbeitsprodukte verschwindet der nützliche Cha-rakter der in ihnen dargestellten Arbeiten, es verschwinden also auch die verschiede-nen konkreten Formen dieser Arbeiten, sie unterscheiden sich nicht länger, sondern sind allzusamt reduziert auf gleiche menschliche Arbeit, abstrakt menschliche Arbeit.' [Marx: Das Kapital, MEW Bd. 23, S. 52]
Die Analyse geht im weiteren nun in die Tiefe der Wertsubstanz.
Nur verschiedene Gebrauchswerte werden getauscht. Kein Mensch tauscht Gleiches gegen Gleiches, das würden alle für Unsinn halten. Die Verschiedenheit der Waren schließt aber aus, daß das 'Dritte' auf der Ebene der Gebrauchswerte, der Ebene der Verschiedenheit, zu finden ist. Auf der Ebene des 'Dritten' müssen die Waren gleich sein, damit sie getauscht werden können.
Wir haben also die Ebene der Ungleichheit, auf der ein Tausch erst in Gang kommen kann; und wir haben eine Ebene der Gleichheit auf der jeder Tausch sich vollzieht. Die Verschie-denheit zweier Waren ist nach der einen Seite konstituierend für den Tausch; nach der anderen Seite ist das Gegenteil dessen, nämlich das Absehen (Abstrahieren) von dieser Verschieden-heit ebenso konstituierend für den Tausch. Inwiefern scheinen diese Behauptungen logisch, trotz ihrer Gegenlogik? Weil diese 'Logik' dieser Voraussetzungen alltäglich-praktisch ist, eben weil es sinnlos wäre, etwas wegzugeben, wenn man das Gleiche dafür eintauscht, so wie es auch sinnwidrig wäre, wenn man etwas wegtauschen würde, ohne zumindest etwas Wertgleiches dafür einzutau-schen. D.h., während Verschiedenheit konstitutiv, begründende Voraussetzung ist, Unterschiedliches gegen Unterschiedliches gesetzt wird, wird im Vollzug vom Unterschied abstrahiert. Die Erfüllung der Tauschwertbestimmung geschieht über die Abstraktion von Gebrauchswerten, das Absehen davon. Man kann also sagen: Die Bestimmungen Gebrauchswert und Tauschwert widerstreiten einander in ihrem Zusammenhang. Wenn die zweite sich verwirk-licht, wird von der ersten abgesehen. Dieses Absehen ist kein gedanklich-theoretischer Akt, sondern es vollzieht sich in der alltäglichen Praxis, immer, wenn getauscht wird. Wenn also zwei Menschen tauschen, müssen sie ihre Waren als Gebrauchswerte abstoßen. Man kann also sagen: Die Verwirklichung des Tauschwerts der Ware stößt ihren Gebrauchs-wert ab. Andererseits vernichtet die Verwirklichung des Gebrauchswerts der Ware ihren Wert. Die beiden Bestimmungen geraten also in ein gegensätzliches Verhältnis zueinander. Dieser Ge-gensatz ist kein ruhiger, keiner der bloßen Gegenüberstellung, sondern ein 'tätiger', denn hinter seinen beiden Seiten stehen entgegengesetzte Interessen. Indem die beiden aktiv Gegen-sätzlichen aber beides Bestimmungen der Ware sind oder indem die miteinander handelnden Personen sich an ein und derselben Ware für gegensätzliche Bestimmungen interessieren -, wird es ein Gegensatz innerhalb der Ware selbst und das heißt Widerspruch. Die Kategorie Widerspruch bezeichnet also derartige 'innere Gegensätze'.
Diese widersprüchlichen Seiten werden nun einander gegenübergestellt: 'Als Gebrauchswerte sind die Waren vor allem verschiedner Qualität, als Tauschwerte können sie nur verschiedner Quantität sein, enthalten also kein Atom Gebrauchswert.' [Marx: Das Kapital, S. 59. MEW Bd. 23, S. 52] Von nun an wird man bei allen Aussagen über die Ware klar zu unterscheiden haben, ob man von der Ware als Gebrauchswert oder als Tauschwert spricht. Denn die Ware ist sowohl das Eine als auch sein Gegensatz als auch beide zusammen. Als Tauschwerte enthalten die Waren 'kein Atom Gebrauchswert'. Aber erst der Tauschwert macht den Gebrauchswert zur Ware.
Nun wird abgesehen von allem sinnlich Bestimmten, Konkret-Nützlichem, d.h. allem Gebauchswertartigem, jede qualitative Bestimmtheit sei es der Arbeitsprodukte, sei es der pro-duktiven Arbeit. Zurück bleibt das Residuum, d.h. ein Rückstand oder ein Rest, nämlich der der Arbeitsprodukte: 'Betrachten wir nun das Residuum der Arbeitsprodukte. Es ist nichts von ihnen übriggeblieben als dieselbe gespenstige Gegenständlichkeit, eine bloße Gallerte unter-schiedsloser menschlicher Arbeit, d.h. der Verausgabung menschlicher Arbeitskraft ohne Rücksicht auf die Form ihrer Verausgabung.' [Marx: Das Kapital, MEW Bd. 23, S. 52]
Das entscheidend Wichtige steht aber schon ein Satz davor. Denn indem ich die Ware reduziert habe auf bloßes Arbeitsprodukt, ist sie nicht länger Produkt einer bestimmten Arbeit, einer bestimmten produktiven Arbeit, sondern nur noch von Arbeit schlechthin unter Abse-hung von jeder qualitativen Bestimmtheit: 'Mit dem nützlichen Charakter der Arbeitsprodukte verschwindet der nützliche Charakter der in ihnen dargestellten Arbeiten, es verschwinden also auch die verschiede-nen konkreten Formen dieser Arbeiten, sie unterscheiden sich nicht länger, sondern sind allzusamt reduziert auf gleiche menschliche Arbeit, abstrakt menschliche Arbeit.' [Marx: Das Kapital, S. 59. MEW Bd. 23, S. 52]
Die Berufsspezifika, die spezifischen Tätigkeiten zur Herstellung dieses oder jenes Dings, 'sie unterscheiden sich nicht länger', werden also unterschiedslos, 'sondern sind allzusamt redu-ziert auf gleiche menschliche Arbeit, abstrakt menschliche Arbeit.' Zu sagen, daß diese Dinge nur noch darstellen, daß zu ihrer Herstellung menschliche Arbeitskraft verausgabt ist, egal in welcher Form, heißt zugleich sagen, daß die Arbeit, die in diesen Dingen steckt, nur als menschliche Arbeit schlechthin zählt. 'Als Kristalle dieser gemein-schaftlichen' - gemeinschaftlich, der logische Beiklang des Wortes wird jetzt - so hoffe ich - mitgehört, war doch das Gemeinsame der Unterschiedlichen gesucht -, also Kristalle dieses Dritten, 'dieser ihnen gemeinschaftlichen gesellschaftlichen Substanz sind sie Werte - Waren-werte.' [Marx: Das Kapital, S. 59. MEW Bd. 23, S. 52]
Wie verhält sich nun die Arbeitskraft zur Arbeit? So wie Möglichkeit zur Wirklichkeit. D.h., von Arbeitskraft sprechen wir dann, wenn die subjektive Möglichkeit zu arbeiten ausgedrückt werden soll. Arbeitskraft = Potenz. Was enthält sie als Potenz, als Möglichkeit? Sie enthält z.B. die Möglichkeit der Wertbildung. Im Gegensatz dazu ist die Arbeit dann die Wirklichkeit der Wertbildung. Wie verhält sich nun die Wertbildung zum Wert?
Die Wertbildung läßt den Wert zurück; indem sie vergeht, entsteht der Wert. Entsprechend den drei Zeiten Zukunft, Gegenwart, Vergangenheit kann man sagen: Arbeitskraft ist mögli-che zukünftige Arbeit, Arbeit ist die gegenwärtige Verwirklichung und Verausgabung von Arbeitskraft, Wert ist vergangene und vergegenständlichte Arbeit. Entsprechend verwendet auch Marx den Ausdruck 'vergangene' oder 'tote Arbeit', im Gegensatz zur 'lebendigen Arbeit', die den Wert bildet. Dann hätten wir also diese drei Begriffe: 'mögliche Arbeit' für Arbeitskraft; 'verwirklichende Arbeit' oder 'lebendige Arbeit' als Wertbildungsvorgang; der gebildete 'Wert', vom Standpunkt der Arbeit aus gesehen 'vergegenständlichte Arbeit', 'tote Arbeit', vergangene, dem Produkt ankristallisierte Arbeit.Aus der Entdeckung der Arbeit als Substanz des Werts ergibt sich die Frage: Wie bestimmt sich die Wertgröße? Die Antwort ist: Arbeit wird quantifiziert als Arbeitszeit (vgl. Marx: Kapital, MEW Bd. 23, S. 53).
Nachdem diese Bestimmung da ist, taucht sofort das Folgeproblem auf: Wenn einer faul oder ungeschickt ist und länger braucht, müßte das Produkt seiner Arbeit nicht wertvoller als das in weniger Arbeitszeit Hergestellte sein? Das Problem wird gelöst, indem eine Reihe von Begriffen als Durchschnittsbegriffe charakterisiert werden. Diese Durchschnittsbegriffe werden von Marx als 'gesellschaftliche Begriffe' eingeführt. Er bestimmt die Begriffe 'gesellschaftlich', d.h., es gilt ihm jede vorkommende Größe nur als gesellschaftliche Durchschnittsgröße ihrer Art, die Arbeitskraft als 'gesell-schaftliche Durchschnittsarbeitskraft' (Marx: Kapital, MEW Bd. 23, S. 53), die Geschicklich-keit, Arbeitsintensität nur als 'Durchschnittsgrad des Geschicks', Durchschnittsintensität, und schließlich die der einzelnen Ware als 'Durchschnittsexemplar ihrer Art' (Marx: Kapital, MEW Bd. 23, S. 54). Die Arbeitszeit, die zur Herstellung eines Artikels notwendig ist und daher seine Wertgröße bestimmt, wird erfaßt als die im Durchschnitt notwendige oder 'gesell-schaftlich notwendige Arbeitszeit'. Nachdem diese einzelnen Folgebestimmungen eingeführt sind, kann die erste voll ausdefinierte Aussage gemacht werden: Der Wert einer Ware ist bestimmt durch die zu ihrer Her-stellung gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit. Nun wird (auf S. 54, Marx: Kapital, MEW Bd. 23) ein weiterer wichtiger Folgebegriff eingeführt, der wie die anderen Folgebegriffe nur eine Ausführungsbestimmung der Wertbestim-mung ist. Wenn nämlich von der gesellschaftlich notwendigen Arbeitszeit zur Herstellung eines Gegenstandes die Rede ist, dann ist implizit eine bestimmte 'Fruchtbarkeit' der Arbeit unterstellt, ein Grad von Ergiebigkeit: die Produktivkraft der Arbeit. Das heißt, die Fruchtbar-keit der Arbeit, die durch den Ausstoß von Produkten einer bestimmten Art pro Quantum Ar-beitszeit gemessen wird, wird definiert als ihre Produktivkraft. - Zu notieren bleibt, daß sich die Konsequenz dieser Bestimmung der Produktivkraft dann schlagend zeigt, wenn sie sich ändert. Sie ist bestimmt durch das Verhältnis der Zeitmenge an Arbeit zu der durch sie her-vorgebrachten Menge an Gebrauchswerten einer bestimmten Art. Jede Vergrößerung der Pro-duktivkraft vergrößert die Produktmenge; den Wert dieser größeren Produktionsmenge läßt sie dagegen nicht größer werden, als vor der Änderung der Wert der kleineren Produktmenge war. Andererseits verringert die Vergrößerung der Produktivkraft folglich den Wert des ein-zelnen Produktes. 'Allgemein: Je größer die Produktivkraft der Arbeit, desto kleiner die zur Herstellung eines Artikels erheischte Arbeitszeit, desto kleiner die in ihm kristallisierte Arbeits-masse, desto kleiner sein Wert. Umgekehrt, je kleiner die Produktivkraft der Arbeit, desto größer die zur Herstellung eines Artikels notwendige Arbeitszeit, desto größer sein Wert. Die Wertgröße einer Ware wechselt also direkt wie das Quantum und um-gekehrt wie die Produktivkraft der sich in ihr verwirklichenden Arbeit.' [Marx: Das Kapital, MEW Bd. 23, S. 55]
Daß bei steigender Produktivkraft der Arbeit eine Entwertung des einzelnen Produkts stattfindet, ist ein ökonomisches Gesetz; d.h. es läßt sich mathematisch als Proporz ausdrücken. Die-ses Gesetz ist ungeheuer wichtig in der Entwicklung des Kapitalismus. Was als innerer Gegensatz der Ware aufgefunden worden ist, zeigt sich hier als gegensätzliche äußere Bewegung der Größen Gebrauchswert und Wert. Auf die Ware Arbeitskraft übertra-gen, die ja mittelbar auch Arbeitsprodukt ist, bedeutet diese Gesetzmäßigkeit: Je fruchtbarer die Arbeit wird, desto wertloser wird die Ware Arbeitskraft werden.
Den Abschluß des Unterabschnitts 1 bildet eine Sammlung von Fällen, in der die beiden Bestimmungen der Ware, Gebrauchswert und Wert, in den verschiedenen Kombinationsmög-lichkeiten aufgeführt werden. Darauf möchte ich nun nicht näher eingehen, da sie meist Stoff für endlose Diskussionen abzugeben drohen und für den weiteren Verlauf nicht gar so wichtig sind.
Nun, ganz ursprünglich sicher nicht, sondern es war ja bereits Resultat einer näheren Betrachtung der Ware. Dieses Resultat hat sich jedenfalls sofort in die Darstellung der Arbeit fortgesetzt. Dieser Punkt, sagt Marx, ist der 'Springpunkt', 'um den sich das Verständnis der politischen Ökonomie dreht'. (Marx: Das Kapital, MEW Bd. 23, S. 56) So wie die Ware einerseits Gebrauchswert, andererseits Wert ist, so ist die warenproduzierende Arbeit einerseits gebrauchswert-produzierende Arbeit, andererseits wertbildende Arbeit. Gebrauchswerte, also nützliche Dinge, produziert sie in bestimmter konkret-nützlicher Form, als Schneiderei im Unterschied zur Weberei, als Tischlerei im Unterschied zur Klempnerei usw. Hier wird also der Begriff der konkret-nützlichen Arbeit geprägt, nach der anderen Seite hin sein Gegenbegriff der gleichen, abstrakt-menschlichen Arbeit überhaupt. Wie zuvor aufgewiesen worden ist, daß eine der konstitutiven Voraussetzungen für den Tausch die qualitative Unterschiedenheit dessen ist, was im Tausch gegeneinander gesetzt wird, so wird hier die gesellschaftliche Schlußfolgerung gezogen: Daß Warenproduktion überhaupt vorkommt, setzt die qualitative Unterschiedenheit der Arbeit der einzelnen Produ-zenten voraus, kurz: gesellschaftliche Arbeitsteilung. Dieser Begriff muß nun deshalb eingeführt werden, weil sich in der großen Mannigfaltigkeit unterschiedlicher Gebrauchswerte, wie sie die 'ungeheure Warenansammlung' ausmachen, die entsprechend große Mannigfaltigkeit konkret-nützlicher Arbeitsformen widerspiegelt. Gesellschaftliche Teilung der Arbeit ist also notwendige Voraussetzung für Warenproduktion. Ist aber auch die Umkehrung dieser Aussage möglich?
Die Umkehrung, Warenproduktion als notwendige Voraussetzung für gesellschaftliche Teilung der Arbeit zu unterstellen ist sinnwidrig. Denn, daß Arbeitsteilung ohne Warenproduk-tion möglich ist, wird von Marx zum einen historisch belegt und zum anderen auch mit einem alltäglich zu beobachtenden Beispiel: 'in jeder Fabrik ist die Arbeit systematisch geteilt, aber diese Teilung nicht dadurch vermittelt, daß die Arbeiter ihre individuellen Produkte austauschen.' [Marx: Das Kapital, MEW Bd. 23, S. 57]
Um das Verhältnis von gesellschaftlicher Teilung der Arbeit und Warenproduktion bestimmen zu können, wird eine erste Bestimmung der Produktionsverhältnisse erforderlich, die gegeben sein müssen, damit es zur Warenproduktion überhaupt kommen kann. Diese Produk-tionsverhältnisse lassen sich soweit in zwei Bedingungen zusammenfassen.
Setzt man Arbeitsteilung als Bedingung voraus, kann gesagt werden:
'Nur Produkte selbständiger und voneinander unabhängiger Privatarbeiten treten einander als Waren gegenüber.'
[Marx: Das Kapital, MEW Bd. 23, S. 57]
Die zweite Bedingung besteht darin, daß die unterschiedlichen nützlichen Arbeiten in einer solchen Gesellschaft 'unabhängig voneinander als Privatgeschäfte selbständiger Produzenten betrieben werden' [Marx: Das Kapital, MEW Bd. 23, S. 57]
Das Entscheidende ist der Zusammenhang von Arbeitsteilung und Privatheit der Produktion. Voraussetzung und Resultat von Privatproduktion ist wiederum das Privateigentum. Es ist auch und gerade bei der Betrachtung privatarbeitsteiliger Warenproduktion sehr wichtig, die Arbeitsteilung zu begreifen als gesellschaftliches System. Privatproduktion bedeutet zwar, daß jedeR nur für sich arbeitet. Aber Arbeitsteilung bedeutet andererseits ja, daß jedeR ArbeiterIn zugleich für andere mitarbeitet in einer bestimmten nützlichen Form. Insgesamt ergibt sich, daß nur arbeitsteilige Privatproduktion Warenproduktion ist, aber nicht jede Privatproduktion ist gleich Warenproduktion. Nach der Arbeitsteilung taucht - bei der weiteren Entfaltung des Begriffs der Gebrauchswerte produzierenden 'konkret-nützlichen Arbeit' - der Begriff der Vermittlung wieder auf (vgl. Fußnote 10): Der Gebrauchswert, vielmehr 'das Dasein von Rock, Leinwand, jedem nicht von Natur vorhandnen Element des stofflichen Reichtums, mußte immer vermittelt sein durch eine spezielle, zweckmäßig produktive Tätigkeit, die besondere Naturstoffe besondren menschlichen Bedürfnissen assimiliert.' [Marx: Das Kapital, MEW Bd. 23, S. 57]
Arbeit als Vermittlerin des menschlichen Lebens ist der Basisprozeß, naturnotwendigewig für die Menschheit. Ohne sie ist kein menschliches Leben, also auch kein bewußtes, somit auch keine Theorie möglich. Diese einseitige Tätigkeit, die den Naturstoff nicht läßt, wo und wie er ist, die ihn umformt, ihn aneignet, angleicht, um ihn brauchbar und genießbar zu machen, diese Tätigkeit ist es, was die auseinanderliegenden Extreme Natur und Mensch zum Menschen hin vermittelt, was also den Naturstoff vermenschlicht, zum Lebensmittel - im ganz allgemeinen Sinn zu verstehen - macht, um dem Menschen seinen natürlichen Lebensprozeß zu ermöglichen. Damit der Mensch leben kann, muß er Naturstoffe aufnehmen, muß er in einen Stoffwechselprozeß mit der Natur eintreten. Er kann aber den Naturstoff nicht ohne weiteres so aufneh-men, wie er ist.
Das, was in Ruhe war, das Gemeinsame der beiden Waren, ist hier in Bewegung als genau die Tätigkeit, deren ruhigem Resultat wir einerseits in den Gebrauchswerten, soweit sie Arbeits-produkte sind, andererseits im Wert begegnet sind. Hinsichtlich der Gebrauchswertproduktion oder der konkret-nützlichen Arbeit sind wir nun wieder bei allgemeinhistorischen und gesellschaftlich unspezifischen Bestimmungen gelandet: 'Als Bildnerin von Gebrauchswerten, als nützliche Arbeit, ist die Arbeit daher eine von allen Gesellschaftsformen unabhängige Existenzbedingung des Menschen, ewige Naturnotwendigkeit, um den Stoffwechsel zwischen Mensch und Natur, also das menschliche Leben zu vermitteln.' [Marx: Das Kapital, MEW Bd. 23, S. 57] Wie schon zu Anfang scheint es hier wiederum so zu sein, als ob Marx sein Thema, 'die kapitalistische Produktionsweise', aus den Augen verloren hat. Doch nun kommt wiederum die Gegenbewegung, und es wird die Arbeit als wertbildende untersucht.
Was jetzt untersucht werden muß, ist die spezifische Organisationsform des Stoffwechsels mit der Natur, die in der Warenproduktion vorherrscht. Und hier genügt es nicht, daß die Arbeit als tätige Vermittlerin eingegriffen hat. Das heißt zum je vereinzelten, konkret-spezifischen produktiven Stoffwechsel, worin jeder besondere Produzent besonderen Formwechsel von Naturstoff herbeiführt - der eine formt das Erz zu Metall um, der andere schmiedet das Metall zum Pflug, der nächste baut Getreide an usw. bis der Kreis der Lebensmittel auf einem gegebenen Entwicklungsniveau geschlossen ist, - und diese besonderen Produzenten tauschen untereinander ihre besonderen Produkte als Mittel zum 'Stoffwechsel des Menschen mit der Natur'. Es kommt nun zum Stoffwechsel in der Gesellschaft. Wo die Arbeit geteilt verrichtet wird, wo also Arbeitsteilung herrscht, da muß zum je besonderen, arbeitsteilig betriebenen produktiven Stoffwechsel mit der Natur (der den Formwechsel von Naturstoff im Sinne eines menschlichen Bedürfnisses durch Arbeit und Naturkräfte her-beiführt) ein sozialer Stoffwechsel hinzukommen, bevor jedes Individuum über eine Zusam-menstellung aller notwendigen Arten von Lebensmitteln verfügt und seinen individuellen kon-sumtiven Stoffwechsel mit der Natur speisen, also sein Leben erhalten kann. In der von uns untersuchenden Gesellschaftsform verläuft der soziale Stoffwechsel in der Form von Warenaustausch. Daß produziert worden ist, reicht nicht aus; erst wenn ausge-tauscht worden ist, kann individuell konsumiert werden, also der 'physiologische Stoffwech-sel des Menschen mit der Natur' im engeren Sinne zustande kommen. Die Herrschaft des Privateigentums erlaubt es hier nicht anders.
Als Bildnerin von Gebrauchswerten entfaltet sich die Arbeit zwar gesellschaftlich nach der Seite der Mannigfaltigkeit, als gesellschaftliche Teilung des gesellschaftlichen Arbeit; an sich aber ist sie so als naturnotwendig-ewig, als Existenzbedingung des Menschen gefaßt. Als Bildnerin von Gebrauchswerten ist die Arbeit nicht in ihrer gesellschaftlichen Spezifik gefaßt. Als wertbildende Arbeit ist sie es dagegen wohl. Indem sich die Untersuchung zuspitzt auf die Arbeit als wertbildende, spitzt sie sich auf die für den Untersuchungsgegenstand, die bürgerli-che Gesellschaft, spezifische gesellschaftliche Form der Arbeit zu. Der Begriff, den Marx nun weiter ausarbeitet, ist der vielzitierte, der der abstrakt-menschlichen Arbeit. Abstrakt kann sinnvollerweise nur dort gesagt werden, wo von etwas abstrahiert wird, etwa wo Arbeit unter Absehung von ihrer Berufsspezifik und von der Beziehung auf ihren besonderen Gegenstand betrachtet wird. Sobald wir vergessen, daß da ein Abstrakti-onsprozeß vorausging, ist der Begriff abtrakt-menschliche Arbeit widersinnig. Wo also nicht ausdrück-lich um den Gegensatz zum Weggelassenen, hier: zum konkret-nützlichen Charakter Gebrauchswerte produzierender Arbeit geht, sollte man von gleicher menschlicher Arbeit sprechen, menschlicher Arbeit überhaupt.
Im Schlußsatz des zweiten Unterabschnitts werden die beiden Bestimmungen der warenpro-duzierenden Arbeit zusammengefaßt, wie im ersten Unterabschnitt die beiden Bestimmungen der produzierten Ware zusammengefaßt worden sind:
'Alle Arbeit ist einerseits Verausgabung menschlicher Arbeitskraft im physiologischen Sinn, und in dieser Eigenschaft gleicher menschlicher oder abstrakt menschlicher Ar-beit bildet sie den Warenwert. Alle Arbeit ist andrerseits Verausgabung menschlicher Arbeitskraft in besondrer zweckbestimmter Form, und in dieser Eigenschaft konkreter nützlicher Arbeit produziert sie Gebrauchswerte.'
[Marx: Das Kapital. MEW Bd. 23, S. 61]
Wenn man genau hinsieht, stößt man nun bei beiden Bestimmungen der warenproduzierenden Arbeit letztlich schon wieder auf Natur.
Es ist offensichtlich nicht richtig, daß nur die gebrauchswert-produzierende Arbeit als natur-notwendiger, von jeder Gesellschaftsform unabhängiger Vorgang die 'Naturbasis' des menschlichen Lebenkönnens darstellt, im Gegenteil, hier ist zwar der Arbeitsprozeß seiner inhaltlichen Seite nach 'Naturprozeß', z.B. das Verbrennen von Kohle ist Naturprozeß (und kein gesellschaftlicher Prozeß), auch das Verbrennen von Eiweiß in unserem Körper usw. Und letztlich reduziert sich die gleiche menschliche Arbeit auf einen physiologischen Prozeß. Wir stoßen also bei beiden Bestimmungen auf eine Naturbasis-Ebene. Denn Physiologie - Physis ist Natur. Und 'Verausgabung menschlicher Arbeitskraft im physiologischen Sinn' heißt also nichts anderes, als daß es ein Naturprozeß ist.
Hier, wo Marx wie schon am Anfang seiner Analyse der 'kapitalistischen Produktionsweise' auf dem Abstellgleis 'Natur-Ebene' gelandet zu sein scheint, läßt sich erklären, wie es kommt, daß er nicht einfach in der bisherigen Weise fortfahrt. Jetzt hat er ja an sich die Ebene der Produktion erreicht, und man könnte annehmen, er würde nun endlich 'materialistisch' aufbauen und die Lohnarbeit und das Verhältnis von Lohnarbeit und Kapital darstellen. Wa-rum macht er das nicht?
Daß die Darstellung nicht geradlinig verläuft deutet er schon auf S. 53 (Ende des 1. Absatzes) an:
'Der Fortgang der Untersuchung wird uns zurückführen zum Tauschwert als der not-wendigen Ausdrucksweise oder Erscheinungsform des Werts, welcher zunächst jedoch unabhängig von dieser Form zu betrachten ist.'
[Marx: Das Kapital, MEW Bd. 23, S. 53]
Und auf S. 55 haben die Herausgeber in einer Fußnote den letzten Satz des entsprechenden Abschnitts der ersten Auflage von Marx’ 'Kapital' zitiert: 'Wir kennen jetzt die Substanz des Werts. Es ist die Arbeit. Wir kennen sein Größenmaß. Es ist die Arbeitszeit. Seine Form, die den Wert eben zum Tausch-Wert stempelt, bleibt zu analysieren.' [Anm., MEW Bd. 23, S. 55]
Mit der Analyse dieser Form wird es im Unterabschnitt 3 'Die Wertform oder der Tauschwert' weitergehen.
Aber warum denn? Es fängt dort wieder an mit <
Der Fortgang der Darstellung verläuft deswegen über die Analyse und Entwicklung der Wertform, weil auch die wirkliche Geschichte (im Rückblick betrachtet) vermittels der Entwick-lung der Wertform weiterge-gangen ist. Es war nur mittelbar eine vom Arbeitsprozeß ausge-hende Dynamik, die die Ge-schichte vorangetrieben hat, indem sie die Gesellschaft hat weiter-entwickeln lassen. Die Ent-wicklung erhält zwar aus der Ebene des Arbeitsprozesses die ent-scheidenden Anstöße und Triebkräfte in Gestalt der Entwicklung der Produktivkräfte; diese ist überhaupt der Hebel, der in Verhältnissen der Privatproduktion die Teilung der Arbeit, die sich in Form von enormer Produktivitätssteigerung auszahlt, vorantreibt.
Aber unmittelbar war es die Eigendynamik der Tauschbeziehungen - hinter der allerdings der Druck von Produktion und Konsumption bzw. Bedürfnis stand -, die eine Verselbständigung des Wertes hervortrieb. Dergestalt verselbständigt als entfremdete und verdinglichte gesell-schaftliche Macht (als Kommando über tote und bald auch über lebendige Arbeit), trat der Wert als ungeheure Energien entfesselnde ökonomische Gewalt in die Geschichte ein, mit all den Fol-gen, die es hatte, daß die Ware sich verdoppelte in Ware und Geld, daß damit das Ver-hältnis des Tausches aufgespalten wurde in Verkauf und Kauf, daß dadurch Bedingungen geschaffen wurden, die die Kapitalform des Werts hervorbrachten, bis schließlich vermittels der Ware Arbeitskraft, 'das Kapital' (von dem wir ja noch gar nicht wissen was es ist) die Produktion unterordnen konnte.
So hat sich (wenn wir einmal abstrahieren von allen zufälligen Umständen und von entge-genwirkenden, überhaupt allen außerökonomischen Faktoren, die es aber dennoch im Hinter-kopf zu behalten gilt) der Kapitalismus herausgebildet, und daher kann Marx die Warenform der Arbeitsprodukte oder Wertform der Ware als die 'ökonomische Zellenform' (MEW Bd. 23, S. 12) bezeichnen, aus der sich der ausgebildete Organismus der bürgerlichen Gesellschaft ebenso genetisch entfaltet hat, wie er als vollentfalteter aus ihr als seinem einfachst-elemanta-ren Bauelement sich zusammensetzt.
Damit ist nach Marxens Entdeckung zugleich die einzige Möglichkeit bestimmt, die kapialistische Produktionsweise logisch zwingend darzustellen. Deshalb muß die Darstellung über die Formanalyse gehen und kann nicht wie hier über die Substanzanalyse weitergehen.
Noch einmal:
Bei der Analyse des Tauschwerts nach der Seite seines Gehalts und dessen Substanz waren wir mit Marx in eine Dimension vorgestoßen, die sich mit dem Stichwort 'Naturbasis' cha-rakterisieren läßt. Sowohl konkret-nützliche Arbeit als auch abstrakt-menschliche Arbeit re-duzierten sich letztlich auf Naturprozesse, bzw. auf naturnotwendige, von der spezifischen Gesellschaftsform insoweit unabhängige Prozesse. Die Frage ist aber: Wenn wir hier nun wieder nichts als Natur haben, wo fassen wir dann das gesellschaftlich Spezifische, das den Kapitalismus, die bürgerliche Gesellschaft im Unterschied z.B. zur feudalen oder zur antiken Gesellschaft?
Die Antwort lautet: Wenn es über die Substanz nicht geht, dann muß es über die Form gehen; d.h. das gesellschaftlich Spezifische, seine Historizität, wird nur erfaßt vermöge der Form-analyse. Sie ermöglicht es die besondere ökonomische Rolle, die die Arbeit unter Abstrak-tion von ihrer konkreten Nützlichkeit in der warenproduzierenden Gesellschaften spielt, zu begreifen.
Aber warum sind wir bei der Betrachtung der Substanz immer wieder auf die Naturbasis zurückgeworfen worden, obwohl wir die gesellschaftliche Ebene betrachten wollten?
Weil wir den Wert, von seiner Erscheinungsform her fassen wollten und der allgemeine Gegenstand des Werts, 'das heißt der Wert als Wert sich gar nicht ausdrücken läßt, sondern nur in verkehrter Gestalt ‘erscheint’, nämlich als Verhältnis von zwei Gebrauchswerten.' (Back-haus, S. 44)
Indem wir also von der Oberfläche der bürgerlichen Gesellschaft, der augenscheinlichen »un-geheuren Warenansammlung« ausgingen, sind wir dem Wert nur in seiner verkehrten Gestalt auf die Spur gekommen. 'Verkehrt' ist jedoch nicht gleichbedeutend mit 'falsch'. Es war nicht sinnlos was wir bis dahin gemacht haben. Die Erscheinung, daß sich der Tauschwert als Verhältnis zweier Gebrauchswerte darstellt ist wirkliche Erscheinung, es ist eine Tatsache.
Doch was bedeutet dann 'verkehrt'?
Hegel der den Terminus 'verkehrte Welt' geprägt hat drückt dies so aus: die verkehrte Welt, hat die Welt, die sie verkehrt, an sich selbst. Denken wir doch z.B. an den Spruch etwa bei der Aufführung einer Satire: 'Das ist aber eine verkehrte Welt, wenn die Herren die Knechte spielen und die Knechte die Herren'. Eine sol-che satirische Theateraufführung läßt uns über die Ungerechtigkeit der Wirklichkeit einiges erfahren, vielleicht sogar mehr als eine trockene Analyse. Doch es ist nicht Marx, der die Verkehrung hineinbringt. Seine Darstellung ist, wie wir gesehen haben, diejenige, wie sich die Wirklichkeit selbst darstellt. Indem die verkehrte Welt sich als verkehrte darstellt, spricht sie die Verkehrtheit der bestehenden Welt aus. In diesem Sinne ist die verkehrte Welt kein bloß unmittelbarer Gegensatz zu der Erscheinung. Es handelt sich in Wahrheit nicht um den Gegensatz zweier Welten. Es ist vielmehr die Rea-lität, die die beiden Seiten in sich hat, sich in dem Gegensatz entzweit und damit sich auf sich selbst bezieht. Die Marxsche Darstellung ist, indem er die Erscheinungsform des Wertes, d.h. seiner empirschen Tatbestände, vorführt, eine ‚zynische’ Darstellung der Wirklichkeit, d.h. hier, ihrer ei-genen Verkehrtheit.
Soweit so gut, halten wir die wesentlichen Begriffe der beiden Unterabschnitte in ihren ersten Bestimmungen fest, die auch im weiteren Verlauf noch wichtig sind und von Marx weiter entwickelt werden: è siehe Handout
- Handout -
Begriffe aus den ersten zwei Unterabschnitten,
'1. Die zwei Faktoren der Ware: Gebrauchswert und Wert (Wertsubstanz, Wertgröße)' und '2. Doppelcharakter der in den Waren dargestellten Arbeit',
(aus: Karl Marx’ Das Kapital. Kritik der politischen Ökonomie. Band I, Der Pro-duktionsprozeß des Kapitals. I. Abschnitt Ware und Geld. 1. Kapitel Die Ware. MEW Bd. 23, S. 49-61)]
Ware: | Zum Tausch produzierter, gesellschaftlicher Gebrauchswert, welche unter 'freien' Verhältnissen à kapitalistische Produktionsweise (auf dem Markt) getauscht werden. Nicht unter 'Zwangsverhältnissen': Sklaverei, Feudalismus. 'Nur Produkte selbständi-ger und voneinander unabhängige Privatarbeiten treten einander als Waren gegenüber' (57)'Um Waren zu produzieren, muß er (der Produzent) nicht nur Gebrauchswert produ-zieren, sondern Gebrauchswert für andere, gesellschaftlichen Gebrauchswert' (55)Zwei Bestimmungen der Ware: Gebrauchswert und Wert
Positivität und Negativität, Negation und Negation der Negation: Von den Daseinsformen ausgehend wird nun deutlicher, was die Ausdrücke positiv und negativ bei Hegel be-deuten. Sie sind keinesfalls als wertende Begriffe zu verstehen, sondern das Positive ist lediglich das Affirmative, es bezeichnet Gesetztsein, Fixiertsein und damit zugleich Erstarrung. Das Negative ist sozusagen dasjenige, was an der Erstarrung zu rütteln vermag, dasjenige im Raum der realen Möglichkeiten, das nicht gesetzt ist. Da es Hegel - salopp ausgedrückt - um die Verflüssigung von erstarrten Begriffen geht und Marx um die Verflüssigung affirmativer Verhältnisse, kommt dem Begriff Negativität oder - im Vollzug – dem Begriff Negation eine große Bedeutung zu. Die Nega-tion bedeutet nicht die Vernichtung des Gegenstandes, sondern vielmehr seine Entwick-lung. Was heißt nun Negation der Negation? Negation der Negation ist nicht wie in der formalen Logik die Rückkehr zur Position. Wenn man in der formalen Logik ein «a» hat, dann ist die Negation davon «Øa» und die Nega-tion der Negation ist natür-lich wieder «a» (ØØa = a). Im Bereich der Hegelschen Bestimmungen verhält es sich anders (und daran nichts irrationa-les, wie K. R. Popper un-terstellt und es verstößt auch nicht gegen den formalen Satz des Wider-spruchs): Man hat ein «a», das ein mögliches «a» ist; also formal: M(a) Nun versucht man dieses «a» zu bestimmen, dann stellt man fest: Irgendeine Bestimmung ist äquivalent mit der Nichtmöglichkeit des Andersseins dieses «a»: a º ØM(Øa) (1) Wenn man sich dieses «a» jetzt genauer anschaut, wird man feststellen, daß, um dieses «a» als solches zu bestimmen, man auch ein «Øa» setzen müssen und das ist äquivalent mit der Nichtmöglichkeit des «a»: Øa º ØM(a) (2) (1) und (2) widerspricht sich natürlich, aber in einem ganz anderen Sinn, als beim Satz des Widerspruchs: Es ist eine unter-schiedliche Gestaltung eines Modalgefälles. Wenn man ein Etwas in einer Richtung bestimmt hat, dann hat man nicht mehr die Möglichkeit es in einer anderen Richtung zu bestimmen, denn es ist gesetzt. Andere mög-liche Bestimmungen widersprechen dem. Bsp. aus dem Kapitel 'Wahrnehmung' der Hegelschen 'Phänomenologie des Geistes' auf der Ebene begriffli-cher Bestimmungen von Einheit und Vielheit: Satz 1) Das Wesen eines Gegenstandes ist sein Einssein. Satz 2) Das Wesen des Gegenstandes ist die Vielheit (von Eigenschaften). à unbestimmte Negation. Satz 3) Das Eine ist das Allgemeine àNegation der Negation oder bestimmte Negation. 1) & 2) sind zwei verschiedene mögliche Bestimmungen, die in Widerspruch zueinander ste-hen. Wenn man mit diesen Unterschieden umgehen möchte, wenn man diese wechselseitige Negation negieren will, dann braucht man irgend eine Regel, die eine dieser beiden Bezeich-nungen auszeichnet; oder eine Regel, die die beiden Be-zeichnungen auf einer anderen Ebene miteinander vermittelt. D.h. man braucht eine Regel, die diese wechselsei-tige Negativität, also deren Unterschied aufhebt, indem man sie unter eine einzelne Regel bringt. Damit ist man schon im Bereich der Reflexion. Man denkt über Ebenen der Bestimmung nach. Bspw. liegt in obigen Aussage-sätzen ein 'Missverständnis' der beiden ersten Aussagen darin, daß sie am Besonderen kleben (Um hier ein eventuelles Missverständnis auszuräumen: Hegel bleibt natürlich nicht beim Allgemeinen stehen; sondern diese Erörterung bildet lediglich ein Zwischenstadium). Jedes Ding der Wahrnehmung leidet in diesem Sinne an ei-nem Widerspruch. Im Aufzei-gen der Eigenschaften gerät die Wahrnehmung in einen Widerspruch zwischen Beson-derheit und Allgemeinheit. Ein Ding ist Eins, sofern es sich von anderen Dingen unterscheidet. Es ist aber auch Vieles, weil es für-mich oder für-ein-anderes in unzählige Bestimmtheiten (hier: Eigenschaften) zerfällt; daraus folgt der Widerspruch. Bei Aussage 2) kommt die Vielheit der Ei-genschaften bspw. auch anderen Dingen zu, d.h. die Eigenschaften sind allgemeine Eigen-schaften. Also ist die Getrenntheit des Dinges von anderen gerade sein Bezug zu anderen Din-gen. Soweit zu diesem Beispiel. Die Negation der Negation ist also die Aufhebung des Ausschließlichkeitscharakters einer Bestimmung im Ver-hältnis zu der, wie Hegel sagt 'Totalität', der Gesamtheit der möglichen Bestimmungen von etwas.