- Neumann zeigt, dass mit der Staatskapitalismusthese die Unterschiede
zwischen Nationalsozialismus und Demokratie nicht nur als politische und
ideologische erscheinen, sondern sogar als voneinander verschiedene ökonomische
Systheme, nämlich Privatkapitalismus(Demokratie) und Staatskapitalismus oder
Diktatur der Manager
{Diese Trennung ist interessant, weil es nämlich der bürgerlichen
Position Pollocks durchaus um die Rettung der Demokratie und damit
Privatkapitalistischer Produktion geht, die natürlich nichts mit einer
degenerierten totlitären Faschistischen Gesellschaft gemein hat(d.V.)}
- Der Begriff Staatskapitalismus selbst ist bereits ein Widerspruch. Laut
Hilferding unter ökonomischen Gesichtspunkten zur Analyse ungeeignet , da wenn
der Staat zum Eigentümer sämtlicher Produktionsmittel würde, kapitalistische
Ökonomie auf der Basis des Privateigentums nicht mehr stattfinden kann. Das
heist, das nur noch mit politischen Kategorien aber nicht mit ökonomischen eine
Beschreibung möglich ist. (Vgl. S. 274f)
- Das Reste von Markt und Preis in Deutschland (zur NS Zeit) noch bestehen
geben die Verfechter der Staatskapthese zu, messen dem aber keine Bedeutung bei.
Sie gehen von einem Idealmodell aus was in naher Zukunft verwirklicht wird.
Dieser direkte Sprung in ein Gegenteil des bestehenden Systhems zwingt sie dazu
zu zeigen, dass in Deutschland tatsächlich der Kapitalismus aufgehört hat zu
existieren. Sie können nicht nur auf Tendenzen verweisen sondern müssen
tatsächlich beweisen das diese Tendenzen ein Systhem der Machtpolitik ohne
Ökonomie hervorbringen. Neumann behauptet mit seiner Studie den Gegenbeweis zu
liefern. (Vgl. S. 275)
- Wenn die Erhaltung der Gesellschaft einzig auf die Politik gestellt ist, so
sind die Hindernisse der Gesellschaft lediglich natürlicher Art wie Resourcen
und Arbeitskraft und nicht mehr ökonomische. Der Widerspruch zwischen
Produktivkräften und gesell. Produktionsverhältnis wäre aufgehoben. Technischer
Fortschritt, die Entscheidung welche Produktions und Konsumtionsgüter produziert
werden ist Sache des Organs der Zentralregierung und von politischer
Zweckmäßigkeit bestimmt.(und nicht mehr durch Kapitalakk.) Dieses Systhem könnte
sehr gut in eine sozialistische Richtung umschlagen das wäre selbst dann wahr,
wenn der Nationalsozialismus nicht die ganze Erde erobern würde(276) Denn für
diese Schule hat jedes Land den weg zum Staatskapitalismus eingeschlagen, bald
wären dann alle von Ökonomischen Zwängen befreit. Das bedeutet aber, das es
keinen Weltmarkt mehr gäbe und keinen Kampf um dessen Anteile. Wir fänden die
alleinige Herrschaft der Politik. Die Beziehungen zwischen den Staatskapitalen
wären ausschließlich politische. Bei Bejahung der Staatskapitalismusthese
bedeutet das , dass die Herrschenden absolut frei wären den Charakter ihrer
Herrschaft zu bestimmen, mit dem flexiblen Systhem der Massenbeherrschung würde
die Bürokratische Herrschaft von innen her unverwundbar erscheinen.
Für Neumann gilt das alles nicht Er sagt,
"daß die Widersprüche des
Kapitalismus in Deutschland auf einem höheren und deshalb auch gefährlicherem
Niveau wirksam sind, auch wenn diese Widersprüche durch einen bürokratischen
Apparat und durch die Ideologie der Volksgemeinschaft verdeckt werden.[278]"
- Die Frage, wie weit die Wirtschaftstheorie mit der Staatskapitalismuslehre
übereinstimmt verneint Neumann. Es gibt keine nationalsozialistische
Wirtschaftstheorie.
"Wir müssen ein für alle mal erkennen, das die Struktur
des NS Wirtschaftsysthems nicht irgendeinem planerischen Entwurf entspricht und
sich auf keine konsistente Lehre gründet, handele es sich nun um
neomerkantilistische, zünftlerische und ständische, um liberale oder
sozialistische Lehrsätze. Die Organisation des ökonomischen Systhems ist
pragmatisch. Es wird ganz und gar von dem Bedürfnis nach größtmöglicher, für die
Kriegsführung benötigte Effektivität und Produktivität beherrscht.[279] "
- Obwohl die kapitalistische Ökonomie des NS gelenkt und kontrolliert ist
(Kriegs(vorbereitungs)wirtschaft) hängt niemand der NS Führer der
Staatskapitalismustheorie an. Die Abschaffung des Privateigentums ist keine
Frage und ein sozialistisches oder halbsozialistisches Systhem erst recht nicht.
(Vgl. S. 284ff)
- Neumann zeigt weiter, dass der NS aus der wirtschaftlichen Struktur der
Weimar Republik erwachsen ist und ihr wenig neues hinzugefügt hat. Nach wie vor
herrscht das Eigentum an Produktionsmitteln. Die Arbeiter sind von den
Produktionsmitteln und dem was sie Produzieren getrennt, bloße Warenbesitzer
ihrer Arbeitskraft. (Vgl. S.287f)
- Mit der steigenden Produktivkraft des Kapitals haben wir zur Zeit der
Weimarer Republik starke Tendenzen innerhalb der Industrie zur Monopolisierung
und Kartellisierung (Im Aufschwung). Die Interessen der Monopole stehen gegen
die der breiten Massen und kleinen Unternehmer. Beide Seiten, Monopole gegenüber
den breite Massen und kleinen Unternehmern sehen den Staatsapparat als ihren
Schutzapperat an, mit entsprechenden Mitteln einzugreifen. Zerschlagen von
Gewerkschaften, Zerschlagen von Wettbewerbern, geben Absatzgarantien etc. auf
der einen Seite. Eingriffe in die Vertrags und Gewerbefreiheit gegen die
Monopole, Auflösung industrieller Zusammenschlüsse etc. werden auf der anderen
Seite gefordert.
"Die Verfügung über den Staatsapperat ist daher der
Angelpunkt um den sich alles dreht. Dies ist die einzige mögliche Bedeutung des
Primats der Politik über die Ökonomie. Soll der Staat die monopolistischen
Besitztümer zerschlagen, sie zugunsten der Massen beschränken oder sollen
Eingriffe getätigt werden, um die monopolistische Position zu stärken, um die
völlige Eingliederung aller Wirtschaftsbereiche in das Netzwerk industrieller
Organisation voranzutreiben? Soll der Staat die Waffe sein, durch welche die
Massen der Politik industrieller Imperien vollständig unterworfen werden?
Die Ziele der Monopolmächte konnten in einem Systhem politischer Demokratie
zumindest in Deutschland nicht erfüllt werden. Die Sozialdemokratische Partei
und die Gewerkschaften waren, obgleich sie ihre streitbare Militanz verloren
hatten, immer noch mächtig genug, um ihre Besitzstände zu verteidigen. Ihre
defensive Stärke schloss es aus, den gesamten Statsapperat in den Dienst einer
partikularen Gruppe der Gesellschaft zu stellen. Ähnlich konnte die NS Partei
ihre Wirtschaftspolitik unmöglich auf einer demokratischen Basis verwirklichen.
Ihre Propaganda und ihr Programm zielten augenscheinlich darauf, die kleinen und
mittleren Unternehmer, Handwerker und Händler zu protektionieren also gerade
jene Gruppen, die unter dem NS Regime dann ökonomisch zu leiden hatten. Die
vollständige Unterjochung des Staates durch industrielle Machthaber konnte nur
mit einer politischen Organisation gelingen, in der es keine Kontrolle von unten
gab, in der alle autonomen Massenorganisationen und jede Freiheit der Kritik
beseitigt waren. Es war eine der Funktionen des NS, die politische und
ökonomische Freiheit durch das Mittel der neuen Hilfsgarantien des Eigentums,
durch Befehl und Verwaltungsakt, zu unterdrücken und zu beseitigen, um so in
Deutschland alles wirtschaftliche Handeln ins Netzwerk der von industriellen
Magnaten geleiteten Wirtschaftskonzerne zu zwingen.[312f]"
Die Wirtschaft des NS Deutschland hat zwei umfassende Kennzeichen. Sie ist
Monopolwirtschaft und Befehlswirtschaft. Sie ist eine privatkapitalistische
Ökonomie, die durch einen totalitären Staat reglementiert wird. Als den besten
Namen. Sie zu beschreiben, schlagen wir
"totalitärer Monopolkapitalismus
vor[313]"
| [Wie verhält sich Neumann zu dieser These?] |