Exzerpte
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Team |
Peter Heilbronn |
Thema |
Zur Frage der Im/Materialität digitaler Produkte
(Konspekt)
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Original |
Autor |
Wolfgang Fritz Haug |
Titel |
"Zur Frage der Im/Materialität digitaler Produkte" |
Quelle |
trend 04/03 |
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Verweis |
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externes Original
|
Status |
Bearbeitung des Konspekts |
Letzte Bearbeitung |
05/03 |
Home |
http://www.mxks.de
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1. Vorklärungen
1.1. Diskurse der 'Entmaterialisierung'
1.2. Zum Begriff des Materiellen
1.3. Zum Begriff der Information
1.4. Sind Dienstleistungen immateriell?
2. Zum Begriff der Informationsgüter
2.1. Zur Intention dieses Begriffs
2.2. Ideelle oder intelligente Produkte als begriffliche Alternativen?
2.3. Zur Frage der technischen Reproduzierbarkeit
2.4. Zur Besonderheit des Werks von Künstlern und ähnlichen Urhebern
2.5. Zur Seinsweise der Software
3. Anhang: Die immaterielle Ökonomie als Abfallgenerator
Kurzbeschreibung
1. Vorklärungen
(»
E)
1.1. Diskurse der 'Entmaterialisierung'
(»
E)
Dieser Diskurs der 'Entmaterialisierung', seine Begriffe, entspricht der
Ideologisierung von Oberflächenphänomenen der Produktivkraftentwicklung.
Er offenbart das fehlende Verständnis der zugrundeliegenden Prozesse in den
Kategorien und treibt zu einer materialistischen Kritik
dieser Auffassungen. Die technologische Entwicklung findet so ihren Ausdruck im
Begriff der 'Information', die idealistisch interpretiert,
kontextfrei, abstrakt betrachtet wird und der Materie als
vorgängig (dichotomisch) entgegengesetzt wird, an der Stelle des früheren
'Geistes' oder der 'Idee'.
Die zwei Seinssphären werden getrennt entwickelt und andererseits Stoff und Form
in eins geworfen.
An dieser Stelle muss die grundsätzliche Kritik am Zusammenhang zwischen
Gesellschaft und Materie aus materialistisch dialektischer Sicht geleistet
werden,
was der Autor tut. Die Kritik an dieser Scharnierstelle bringt somit
gleichzeitig den Ansatz für eine Wissenschafts- und Ideologiekritik der heutigen
Zeit.
Desweiteren findet man eine Subjekt-Objekt-Verkehrung, bei der die
Maschine und informationstechnische Vorgänge subjektiviert, antropomorph
betrachtet werden und der Mensch. Das Verhältnis zum eigentlichen Subjekt,
welches durch Zwecksetzung diese Vorgänge erst produziert
erscheint diesen nun äußerlich.
"
Es ist an der Zeit, sich an die Doppelkritik der idealistischen
Bewusstseinsphilosophie wie des philosophischen Materialismus zu erinnern, die
in den marxschen Feuerbach-Thesen auf den Punkt gebracht ist: Wer das vom
Handeln-in-der-Welt abstrahierte Bewusstsein zum archimedischen Punkt macht, um
diese Welt aus den Angeln zu heben, schneidet es von der einzigen Beziehung ab,
kraft deren es etwas in der Welt (nicht über sie) vermöchte.
"
- Immaterialität als bürgerliche Auffassung, 'ideologische Legitimation' im
Bezugsrahmen der technologischen Entwicklung
- insbesondere wird diese Anschauung ökonomisch induziert, bzgl. der New
economie, 'High-Tech-Kapitalismus', Informationswirtschaft, etc.
- Immaterialität der Produktion sollte die materielle zukünftig
dominieren
- es wird hier die stoffliche mit der sozialen Seite verwechselt
- undialektische (aristotelische) Entgegensetzung von Form und Stoff bringt
eine immaterielle Instanz hervor, welche den formlosen Stoff formt
- selbst linke Autoren betonen dies zunehmend
- dies offenbart die vulgärökonomische Auffassung materieller Produktion in
Vereinseitigung der Kategorien:
Dienstleistung
Informationsarbeit
1.2. Zum Begriff des Materiellen
(»
E)
- umgangssprachlich ist materiell = stofflich
- finanzielles = immaterielles, insbesondere bzgl. Börsenboom in new
economie
Stoffliche und Formseite werden durcheinandergeworfen. Kapital als solches kann
man nicht anfassen, da
es ein gesellschaftliches Verhältnis ist und
damit materiell ist.
- nicht nur das Gesellschaftliche ist auch materiell(!),
- auch das herkömmliche 'Stoffliche' selbst muss erweitert werden ins
subatomare
1.3. Zum Begriff der Information
(»
E)
- die Hochtechnologie in ihrer Durchsetzung bringt den Begriff Information an
die Stelle des früheren 'Geistes', der 'Idee'
- entsprechend der verarbeitenden Maschinenlogik wird die Information wird
reduziert - abstrakt - an sich - rein betrachtet und aus dem Kontext gelöst
- dies geht bis zum 'von Bedeutung freien Zeichen' ja=1 und nein=0
- so wird er zu einer 'ideologisch tragenden Kategorie', aus Kapitalismus
wird ein Informationszeitalter, etc.
{
Das Sein bestimmt das Bewußtsein
(d.V.)}
- Informationen sind in der EDV technische Abstraktionen, was zu
bestimmten ideologischen Abstraktionen führt
- Darstellung der technisch inspirierten sukzessiven Reduktion des
Informationsbegriffes
entlang der Entwicklung der moderenen Informationstechnologie.
- hier entfaltet er seine Ideologische Komponente
- Signale sind raumzeitliche Objekte, Zustände notwendiger(!)
materieller Systeme zur Koppelung und Übertragung, diese kann man nicht
einfach wegabstrahieren
- sie müssen aus der Maschinensprache rückübersetzt werden, da sie
sonst nicht verständlich sind, und damit keine Information darstellen
- die Übersetzung muß dann dem Menschen entsprechend präsentiert werden und
von diesem noch interpretiert
|
[Materialistische Kritik am Informationsbegriff]
|
{
Diese technische Abstraktion ist durch die Technologie gegeben und das
menschliche Ziel (Teleologie), also sind sie auch von der
Zwecksetzung abhängige Modulierung technischer Prozesse, letztendlich immer
natürlicher Prozesse. Die elektromagnetische
Welle ist Natur.
(d.V.)}
Also sind Informationen nur solche, wenn sie vom Menschen als solche wieder
durch ihn selbst verarbeiter, also gedacht werden.
Es werden nur die Modelle, nicht das Modellierte bearbeitet, was gerne
idealistisch vergessen wird.
- Die Vorgänge in der Maschine werden antropomorph betrachtet, die
Maschine interpretiere, was falsch ist, der Mensch tut dies.
- die Maschine erhält eine Individualität in der Speicherung von
Zuständen
- es wird jeweils einseitig interpretiert, so die Maschinen(verarbeitung)
antrophmorph, die Sprache maschinisiert
- die Information - Struktur - Form bekommt eine Eigenexistenz,
getrennt vom Materiellen
- so wird 'Universum = Masse + Energie + Information', wobei davon abgesehen
wird, das Information so gesehen menschl. Abstraktionen sind
- Information erscheint als das eigentlich Wesentliche und wird von Ideellem
und Materie verschiedentlich getrennt,
obwohl sie gerade in bestimmter Weise das vermittelnde ist
|
[Antropomorphes]
|
1.4. Sind Dienstleistungen immateriell?
(»
E)
Natürlich genausowenig, wie jede andere Produktion auch.
- Dienstleistung als Begriff ist gar nicht scharf gefasst, sondern höchst heterogen
- verdeckt, das die Dienstleistungen auch zum großen Teil einfach Lohnarbeit sind
{
Dies alles ist Ausdruck des wissenschaftlich/technischen Frotschritts, erhöhter Arbeitsteillung,
Zunahme der Rolle der Wissenschaft als Produktivkraft, also ganz materieller, insbesondere gesellschaftlicher
Prozesse.
(d.V.)}
2. Zum Begriff der Informationsgüter
(»
E)
In Folge geht es um die Diskussion der Notwendigkeit und Möglichkeit, bzw. Bestimmung dieses Begriffes.
Immer mehr scheinbare neue Qualitäten dieser "Güter" werden geschieden.
2.1. Zur Intention dieses Begriffs
(»
E)
- hierzu gibt es ganz verschiedene Ansätze, gemeinsam ist die Trennung von den "normalen" materiellen Produkten
- beim genaueren Hinsehen fallen alle diese Ansätze auseinander und müssen genauer diskutiert werden
2.2. Ideelle oder intelligente Produkte als begriffliche Alternativen?
(»
E)
"Kurz, wir landen in völliger Verwirrung."
2.3. Zur Frage der technischen Reproduzierbarkeit
(»
E)
Die technischen Reproduzierbarkeit als mögliche abgrenzende Qualität von Informationsgütern wird diskutiert.
Das Neue ist, das das Kopiergerät, Verarbeitungs- und Nutzungsgerät im PC zusammenfallen.
Der Fehler steckt darin:
"
Den Gestaltwandel der Vergegenständlichung hält Meves für Entgegenständlichung.
"
- die erleichterte Reproduzierbarkeit ist als solche keine signifikant neue Qualität
- es werden immer die gesellschaftlichen, materiellen Bedingungen zur Konsumtion
der Informationen/Informationsmedien übersehen, deren materielle Basis im engeren Sinne (z.B. Hardware und auch notw. Software)
- ohne die Maschine, keine Möglichkeit die Informatinen der CD zu erlangen (man kann vielleicht
ein Brot damit schmieren)
- von Informationen alleine kann man nicht Leben, hier steckt keine Überwindung der Warenproduktion
"Letztlich führt alles immer wieder auf stofflichen Reichtum zurück."
2.4. Zur Besonderheit des Werks von Künstlern und ähnlichen Urhebern
(»
E)
- künstlerische Werke wirken auf unseren Organismus, verändert Körperzustände, sind materielle Wirkungen vermittelt über materielle Träger innerhalb
eines nicht zuletzt gesellschaftlich determinierten Kontextes
- im Wert eines Kunstwerkes ("Informationsgutes") setzt sich hochqualifizierte Arbeit um + der notwendigen Mittel zur Darstellung
- sein Warenwert ist der gleiche, wie bei jeder anderen Ware auch (c+v+m)
- nur in Außnahmen existiert eine Arbeit nur gedanklich, also "ideell", aber selbst dann ist die "Entlohnung" nicht
dadurch bestimmt, dass die Form der Ware nur gedanklich ist, sondern im dazugehörigen ökonomischen Verhältnis
(z.B. Lohnarbeit, freiberuflicher Kleinstunternehmer)
2.5. Zur Seinsweise der Software
(»
E)
- digitale Objekte gelten im Gegensatz zur Hardware als immateriell
"Doch ein Computerprogramm ist etwas ganz anderes als Wissen und Ideen."
"
Hier gilt es zweierlei zu untersuchen: 1. den
stofflichen Gerätekomplex, der erforderlich ist, um digitale Objekte zu generieren, zu
transportieren und zu nutzen, 2. die nichtstoffliche Materialität der digitalen Objekte.
"
- es ist eine technische Umsetzung von Wissen und Ideen in eine bestimmte Kodierung
- diese ist nur in der physikalisch zu verarbeitenden Form mit der entsprechenden Realisierungsinfrastruktur(!) ein Programm für eine Maschine, damit ein Programm für Menschen, nach dessen Sinn- und Zwecksetzung
- das Primat, das Bestimmende sind die Realisierungsgeräte, insbesondere in ihrem stofflichen Seinsaspekt, diese bestimmen die Form der Software
- Software selbst ist nicht stofflich, sie ist eine bestimmte Arbeitsvorschrift einer bestimmten Maschine und sei es mittelbar über mehrere Übersetzungsschritte
- ohne diese Realisierungsbedingungen und die entsprechend notwendige Form ist das Programm nur eine 'wirkungslose Folge von Symbolen und damit kein Programm
- als Symbolfolge ist es gesellschaftliches Produkt, wie jedes Symbol gesellschaftliches Produkt ist
- die Geräte (stofflich) und adäquate Dekodierung (ideell, gesellschaftlich) sind beim Erzeugen notwendig gesetzt !
{
Das Programm:
- in nicht laufender Form ist in auf einem stofflichen Träger in einer Kodierung gespeichert
- wird es gestartet, wird es in seine arbeitsfähige stoffliche Form gebracht (eingelesen)
-
laufend existiert es in dieser stofflichen Form und bestimmt auf speziphische Weise die Realisierungsmaschine in ihren Zuständen
- in ihm ist Wissen, Ideen materialisiert
- es kann durch Symbolfolgen beschrieben werden
Es existiert also immer stofflich, wenn auch in verschiedenen Formen. Bei der Speicherung besteht eine relative Freiheit der Wahl des Mediums.
(d.V.)}
"
Abstrahiert man von den materiellen Realisationsbedingungen digitaler Gebilde, mag man der Illusion verfallen, ihre Materialität insgesamt zurückgelassen zu haben. Es kommt dann zu einer Art Digitalplatonismus.
"
- in dieser Abstraktion wird dann die Abstraktion, der Begriff das wirkliche Ding, die Fallberechnung ist das Fallen, das 'Programm' ist das Programm
{
'Wirkung' ist immer materiell vermittelt und seien es elektro-neurale Muster im Hirn.
Ohne diese ist eine Information keine, keine für den Menschen. Da es keine
Information an sich gibt. Hier wäre bei Volonsinov nachzulesen.
(d.V.)}
3. Anhang: Die immaterielle Ökonomie als Abfallgenerator
(»
E)
"
Die 'immaterielle Ökonomie' wirft die Materie dessen, was ihr den Namen des Immateriellen eingetragen hat, in ungeheuerlichen Mengen auf das, was Marx die 'Springquellen alles Reichtums' nennt: 'die Erde und den Arbeiter' (MEW 23, 530). Zwischen 1997 und 2007 werden mutmaßlich 500 Mio Computer verschrottet (dies und das Folgende nach Ambrojo 2002).
"
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last update : Fri Jun 18 19:05:13 CEST 2004 Peter Heilbronn
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