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Team Peter Heilbronn
Thema Arbeitspapier: Die Unmöglichkeit der Arbeitswerttheorie nach Diethard Behrens ( excerpt )
Original
Autor Diethard Behrens
Titel "Der kritische Gehalt der Marxschen Wertformanalyse"
Quelle 'Gesellschaft und Erkenntnis', ca ira (1993)
Verweis [ lokales Original ]
Status im Aufbau
Letzte Bearbeitung 02/2004
Home www.mxks.de

1. Zur Rezeption der Marxschen Wertformanalyse
II. Versuch einer Rekonstruktion der Wertformanalyse
1. Das Problem des Anfangs: Ware und Arbeit
1.3. Exkurs über die Substanz
2. Wertsubstanz
3. Wertformanalyse
a) Die einfache Wertform (Form 1)
b) Entfaltete relative Wertform (Form II)
c) Allgemeine relative Wertform (Form III)
d) Form IV
e) Resümee
III. Der Übergang zum Geld

Kurzbeschreibung
Dieser Aufsatz repräsentiert eine weitere Spielart, neben der monetären Werttheorie von Michael Heinrich, beides aber auf Backhaus aufbauend, der
  1. Ablehnung einer Marxschen Arbeitswerttheorie einerseits und
  2. der Lösung des damit entstehenden Problems in der Geldform.
Die Bruchstellen des Umschlages der richtigen Kritik an einer Naturalisierung und Vulgarisierung der Marxschen Theorie in eine "kritische" Kritik, ist dieselbe wie bei Heinrich. Nur ist hier die Lösung des Problems etwas anders angesiedelt.
Mit der Ablehnung einer "unmittelbaren" Arbeitswerttheorie bei den bürgerlichen Klassikern und ebenso zb. bei Proudhons Arbeitszetteln in der sozialistischen Variante, wird das Kind mit dem Bade ausgeschüttet und eine Arbeitswerttheorie ganz allgemein für unmöglich bei Marx und als grober Rückfall hinter ihn diagnostiziert.
Gerade dies zeigt klar, wie die hier vertretene Kantische Auffassung des Zeitbegriffes und nicht begreifen der Kategorie der Vermittlung des Durchschnittes in Raum und Zeit die aufgeworfenen Probleme nur im Geld finden kann im Gegensatz zu Marx selbst. Abstrakte und konkrete Arbeit bleiben im Dualismus stecken. Das abstrakte Moment kapitalistischer Arbeit erscheinen somit als bloße logische Figur einer Aporie bei Marx.
Augenfällig ebenfalls, dass die meisten Kritiker über die ersten 100 Seiten des Kapital nicht hinwegkommen, obwohl die Lösung der Vermittlungskette erst in Band III bis zur Oberfläche von Marx entwickelt und geleistet wird.

1. Zur Rezeption der Marxschen Wertformanalyse

" Thematisiert werden das Reduktionsproblem der qualifizierten auf einfache Arbeit, das Wert-Preis-Transformationsproblem und später das Zusammenbruchsgesetz. Die Wertformanalyse und die Geldtheorie haben zumindest bis in die 20er Jahre kein Interesse gefunden. Eine im engeren Sinne sich darauf konzentrierende Diskussion begann dann auch erst im Anschluß an die Veröffentlichung von »100 Jahre Kapital« und Rosdolskys »Entstehungsgeschichte«.1 " (S. 165)
" Es lassen sich aber drei für die deutschsprachige Debatte wichtige Ansätze unterscheiden:
1. eine traditionell Engelssch-marxistisch-leninistische Interpretationsrichtung, am besten repräsentiert durch Wygodski2
2. eine durch die analytische Philosophie vorgeprägte Rezeption3 und
3. eine von der Kritischen Theorie beeinflußte »hegelmarxistische«.4 Die Debatten drehten sich hauptsächlich um die Frage, was es mit der Wertthorie auf sich habe, um die arbeitswerttheoretische Argumentation, um die spezifische Form der Geldtheorie, die Theorie der Zirkulation oder, vor allem bei Backhaus, um das Problem der Einheit von Wert- und Geldtheorie. "
(S. 165f)
" Eine explizite Auseinandersetzung mit den verschiedenen Antworten auf diese Fragen ist hier nicht beabsichtigt.5 Es soll vielmehr ein Schritt zurückgegangen und angefangen werden mit einer »deskriptiven« Darlegung der Wertformanalyse, die versucht, eine Interpretation zu entwickeln, die sich den in der Rezeptionsgeschichte auftauchenden Problemen, wie Widerspiegelungstheorie, logisch-historischer Methode, realuniversalistischer Darstellung kapitalistischer Momente u.a.m. stellt.

Wenn es ihr gelingt, die notwendige Einheit von Wertformanalyse und Geldtheorie zu demonstrieren, so ist damit zugleich eine Aussage über ein mögliches Verständnis von Arbeitswerttheorie als auch eine kritische Position gegenüber klassischen und modernen Ökonomien markiert. "
(S. 166)

II. Versuch einer Rekonstruktion der Wertformanalyse

" Da eine systematische Rekonstruktion der Marxschen Wert- und Geldtheorie nicht vorliegt, muß sich eine Beschränkung auf die Wertformanalyse als bewußte Reduktion begreifen, die sich der Problematik des Anfangs verpflichtet weiß.

Eine zentrale Frage ist hier die nach dem Status der Arbeitswerttheorie bei Marx. Backhaus hatte sich in seinen Aufsätzen bemüht, der klassischen Lesart, die Marx in der Linie von Smith und Ricardo als Arbeitswerttheoretiker zu begreifen suchte und von der behauptet wird, daß ihre Probleme mit dem Aufkommen der subjektiven Wertlehre, des Nutzenkalküls etc. beseitigt seien, eine andere entgegenzustellen, indem er darauf verwies, daß die Marxsche Werttheorie »als Kritik prämonetärer Werttheorien... auf der Darstellungsebene der einfachen Zirkulation essentiell Geldtheorie«6 sei und, weil die akademische Theorie eben die geldtheoretischen Probleme nicht gelöst habe und auch nicht lösen könne, das Schema der Entwicklung: erst objektive Werttheorie, dann subjektive, nicht zutreffend sei. "
(S. 166f)
" Damit stellt sich aber auch die Frage, ob die Marxsche Theorie nicht nur als Kritik der Arbeitswerttheorie als Arbeitszeittheorie, wie sie in seiner Proudhonkritik deutlich wird, zu lesen ist, sondern auch auf die klassische Arbeitswerttheorie selbst zielt Es ist ein erkenntnistheoretisches Problem, das sich immer stellt, wie der Rückgang in arbeitsontologische Begründungsstrategien, die doch nur in einen erkenntnistheoretischen oder historischen oder klassentheoretischen Relativismus führen, vermeidbar ist Denn da eine Ontologie so gut wie die andere, warum nicht den Arbeitswert durch einen »Naturwert« ersetzen oder ergänzen? Genausogut, wie den Kapitalismus mit Notwendigkeit aus dem Urtausch entstehen zu lassen, ist es, die Konkurrenzgesellschaft auf Kain und Abel zurückzuführen. Daß das proletarische Lagerdenken schon von sich aus zwei Wahrheiten setzt, ist evident. Historisches Begreifen beginnt aber jenseits von Ontologie und Relativismus. " (S. 167)
Die Marxsche Kritik ist sowohl eine an
  1. Proudhons Stundenzetteln, als auch
  2. der bürgerlichen subjektiven Wertlehre.
Aber das bedeutet nicht, das sie keine Arbeitswerttheorie ist. Nur als solche kann sie über die beiden kritisierten Standpunkte hinausgehen und trotz dessen nicht nur negativ scheiden. Sondern dialektisch liegt in jeder Begrenzung gleichzeitig ein positives Moment. Dies ist bei Marx das Aufzeigen, warum der Wert konkret bestimmte aber ebenso nur mittelbare Arbeitszeit ist. Diesen Widerspruch als Lösung im Realprozess zu erkennen und ebenso die kategorialen Bestimmungen hinter den Formen zu finden, macht die Sprengkraft Marxschen Denkens aus.

1. Das Problem des Anfangs: Ware und Arbeit

" Die Marxsche Darstellung beginnt nicht voraussetzungslos. Als logische Darstellung 7 konzipiert, wird nicht nur ein Bewußtsein methodischer Probleme vorausgesetzt, sondern auch ein Diskussionsstand der Politischen Ökonomie.8 Zwei Theorielemente sind dabei von Bedeutung, die vor allem in der angelsächsischen Tradition wichtig waren: einerseits die Vorstellung von einfacher Zirkulation als ökonomischer Form und einfacher Produktion als deren Implikat und die spezifische Vorstellung von Eigentum und Geld andererseits. Damit sind die Konstituentien des Austauschs gesetzt In der Proudhonkritik 9 werden beide kritisch behandelt " (S. 167)
" Ist der Tauschwert einerseits als »quantitative(s) Verhältnis« gefaßt 4, als mengenmäßig bestimmtes, so scheint er andererseits im Austausch »etwas Zufälliges und rein Relatives«15, so daß damit ein erster Gegensatz als der zwischen quantitativer Bestimmtheit und Variabilität, begrifflicher Unbestimmtheit, entstanden ist. Dieser ist jedoch hier nur benannt, nicht expliziert. Dies ist die Aufgabe der Wertformanalyse. Geht man hier über zum Austausch, so findet dort Gleichsetzung statt, d.h. die Waren »müssen gleich grosse Tauschwerte sein. Es folgt daher erstens: Die gültigen Tauschwerte derselben Ware drücken ein Gleiches aus. Zweitens aber: Der Tauschwert kann überhaupt nur die Ausdrucksweise, die >Erscheinungsform< eines von ihm unterscheidbaren Gehalts sein.«16 " (S. 168)
" Damit Waren einander gleichgesetzt werden können, müssen verschiedene Bedingungen erfüllt sein. Da unterschiedliche Qualitäten der Gegenstände sich nicht vergleichen lassen, muß notwendig nicht nur auf jenes Dritte rekurriert werden. Wenn alle Schätzung immer schon eine quantitative Skalierung voraussetzt, muß also vor dem Maßstab als festgelegter Quantität das Maß und die Meßdimension festgelegt sein. Nur letztere bezieht sich auf die Qualität der Dinge. Daß aber eine Meßdimension, die allem Maß zugrundeliegt, ausgewiesen werden kann, bedingt, daß man diese Dimension als den Qualitäten zugrundeliegend beweist, als ihre Substanz. " (S. 168)

1.3. Exkurs über die Substanz

" Als kategorial bestimmte doppelte Substanz ist einmal Substanz als Bezeichnetes gemeint, das auf ein substantiell Zugrundeliegendes verweist, ein bestimmtes Etwas, das selbständig, unabhängig für sich besteht22, somit sich als »einzelne(s) selbständig(es) Seiende(s)«23 präsentiert und sohin einen absoluten Charakter zeigt24, das andere Mal erscheint die sachhaltige Bestimmung dieses Zugrundeliegenden als Substanz.25 Die Einheit beider26 als synonym vorgestellter Substanzen liegt in ihrer »Sachidentität«.27 " (S. 169)
Geht man in von Kategorie ins Reale:
" Aristoteles' Lösung liegt in der Analogsetzung beider Momente und dem gleichzeitigen Rückzug auf die Substanz.30 Ist die Substanz erstes Sein31, so ist sie »Wesen eines jeglichen Seienden«32 somit wird sie wieder als »selbstig« und »selbständige Selbstheit«33 gefaßt. Die Substanz wird hier gedacht »als das wesenhafte Sein eines jeden Seienden« und enthält somit wieder die Doppelstruktur von Selbständigkeit und Selbstheit.34 Daß ihre Einheit gedacht werden kann, liegt vor allem an der Funktion des Logos der Substanz.35 Er begründet bei der Bestimmung der Substantialität der Substanz die ontologische Identität.36 Die gesuchte Einheit ist durch die Funktion der Synthese des Logos bedingt.37 " (S. 169f)
 
[Aristoteles]
" Bei Hegel wird die Substanz also Subjekt. Sie stellt als Sein die »Bewegung des Sichselbstsetzens oder die Vermittlung des Sichanderswerdens mit sich selbst«61 dar. Als Subjekt ist sie zuerst »reine einfache Negativität«, »Reflexion im Anderssein.62 Indem der Geist als das Wirkliche behauptet, als das Wesen an-gesehen wird, ist er auch als das »in sich selbst Bleibende« bestimmt, als »geistige Substanz«.63 Funktion wahrhafter Substanz ist die Aufhebung seiender Unmittelbarkeit, das Sein der Substanz liegt in der Vermittlung.64 " (S. 172)
Hier ist ein zentraler Punkt angesprochen, der die dialektische Methode ausmacht. Wahrheit liegt erst in der entwickelten Vermittlung der Widersprüche, nicht im Stehenbleiben bei ihrer Getrenntheit.
" Wenn das Sein der Substanz wesentlich als Negatives bestimmt ist65, so kann diese Form nur in der wissenden Substanz aufgehoben werden. »Denn die Substanz ist das noch unentwickelte Ansich oder der Grund und Begriff in seiner noch unbewegten Einfachheit, also die Innerlichkeit oder das Selbst des Geistes, das noch nicht da ist.«66 " (S. 172)
" Zeitlichkeit bezeichnet den »immanente(n) Charakter der Dinge selbst«.69 Sie ist seiendes Abstrahieren. Das Innerliche, die Form der Substanz im Bewußtsein, muß sich realisieren. Der Erfahrungsbegriff vermittelt Geist zu seinem einem Werden, zu erkennender Bewegung - Substanz wird Subjekt.70 Der Geist trennt sich nun in den reinen Begriff, d.h. die Zeit und in den Inhalt, d.h. die subjektwerdende Substanz als Geist, und hebt beide Momente im Selbst auf.71 " (S. 172f)
 
[Hegel]
" Festzuhalten ist hier, daß es sich verbietet, den Marxschen Begriff der Wertsubstanz ohne Rekurs auf diesen reflexions-philosophischen Horizont zu rezipieren; dies um so mehr, als Marx mit seiner Hegelkritik beansprucht, über ihn hinauszugehen, nicht ihn zu unterschreiten, was bei einem wie immer gearteten empirischen oder nominalistischen Zugriff unweigerlich die Folge ist. " (S. 173)

2. Wertsubstanz

" »Dass die Substanz des Tauschwerths ein von der physisch-handgreiflichen Existenz der Waare oder ihrem Dasein als Gebrauchswerth durchaus Verschiedenes und Unabhängiges, zeigt ihr Austauschverhältnis... Es ist charakterisiert eben durch die Abstraktion vom Gebrauchswerth.«72 Unterstellt man bei den Waren diese Abstraktion von ihrer körperlichen Form, so bildet ihr »Werthsein... ihre Einheit. Diese Einheit entspringt nicht aus der Natur, sondern aus der Gesellschaft. Die gemeinsame Substanz ... ist - die Arbeit.«73 " (S. 173)
" Die Marxsche Theorie kann also unmittelbar an die Arbeitswerttheorie, wie sie seit Locke durchgängiges Motiv angelsächsischer Theorie darstellt, sich nicht anschließen. Eine davon geschiedene Begründung soll mit der Einführung des Begriffs abstrakt-allgemeiner Arbeit geleistet werden.76 " (S. 173f)
Soweit ist das auch richtig. Doch nun beginnt das Dilemma der abstrakten Arbeit, die bei Behrens logizistisch von der konkreten Arbeit abgetrennt aber eben nicht wieder zu ihr vermittelt wird.
" Wert hat ein Gegenstand hier nur soweit »Arbeit in ihm vergegenständlicht oder materialisiert ist«.78 Im Austausch selbst geht es aber um die Quantität, die Wertgröße.79 Diese wird in allen traditionellen Arbeitswerttheorien durch die Arbeit bestimmt, durch Arbeitszeit Damit scheint das Maßstabsproblem gelöst und zugleich das der Bestimmung der Quantität. Das Ungleichnamige ist gleichnamig geworden. " (S. 174)
 
[Abstrakte Arbeit]
" Es ist dies die Ebene der Argumentation, auf der, unter der Annahme gleicher Arbeit, die Proudhonschen Stundenzettel ausgegeben werden können. Gleichsetzung der Arbeit herrscht. Bei Marx wird aber nicht aufgewandte Arbeit eingesetzt wie in den klassischen Theorien der Politischen Ökonomie, sondern Arbeit in besonderer Gestalt: »Die Masseinheit der Arbeit selbst ist die einfache Durchschnittsarbeit«80 und außerdem »gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit«.81 Hiermit ist eine Argumentation eingeführt, die darauf hinausläuft, daß eine Quantifizierung des Werts auch auf dieser Ebene unmöglich ist.82 [Herv. v. P.H.] " (S. 174)
Womit die Vermittlung von Marx sowohl logisch-analytisch-kategorial wie auch real und wirklich angegeben ist. Erst im dritten Band des Kapital ist er soweit in der Entwicklung des Begriffs, dass er dies nachholend explizieren kann. Behrens liest dies aber nun ganz anders.
Da nach seiner Vorstellung eine solche Vermittlung nicht möglich ist und dies bei Marx auch so intendiert sei, beweist Marx gerade hierdurch die Unmöglichkeit einer Arbeitswerttheorie. Nimmt man diese Prämisse an, was keinesfalls zwingend ist, so ist diese Logik scheinbar bestechend. Wenn man hingegen zb den Band 3 zu Hilfe nimmt, dann zeigt sich an der Kategorie Produktionspreis, wie Marx ständig eine multiple Durchschnittsbildung nicht nur logisch formal, sondern in der Realbewegung diagnostiziert.
Vielmehr müsste Behrens entgegengehalten werden, dass er die Dialektik der Ware selbst gar nicht mehr betrachtet. Ware ist nach Marx unmittelbare Einheit von Gebrauchswert und Wert und dieser Widerspruch ist also ihre Existenz. Nun muss sich aber dieser Widerspruch vermitteln, der ja letztlich der Klassenwiderspruch oder, was das gleiche ist, der Doppelcharakter der Arbeit von Privatarbeit und gleichzeitig gesellschaftlicher Arbeit ist.
Die logische wie auch reale Bewegungsform dieses Widerspruches aber ist der Austauschprozes. Hier vermittelt sich qualitativ und quantitativ dieser Widerspruch und ist somit der Widerspruch von Wert und Tauschwert, Form und Inhalt. Wert und Tauschwert können nicht qualitativ übereinstimmen, weder logisch noch real, da sie einen Widerspruch ausdrücken. Und sie stimmen aber doch quantativ überein im Mittel der realen Durchschnitte, welche in der Bewegung diesen Zusammenhang über Konkurrrenz und Markt vermitteln. So erscheint der Widerspruch und entwickelt sich und löst sich selbst widersprüchlich in jeder einzelnen Tauschhandlung auf.
" Die Waare ist unmittelbare Einheit von Gebrauchswerth und Tauschwerth, also zweier Entgegengesetzten. Sie ist daher ein unmittelbarer Widerspruch. Dieser Widerspruch muß sich entwickeln, sobald sie nicht wie bisher analytisch bald unter den Gesichtspunkt des Tauschwerths betrachtet, sondern als ein Ganzes wirklich auf andere Waren bezogen wird. Die wirkliche Beziehung der Waaren aufeinander ist aber ihr Austauschprozess. " (Kapital Bd.I, S. 49)
Marx spricht auch an dieser Stelle davon, dass dies die Methode ist, in der sich wirkliche Widersprüche überhaupt nur lösen.
Dieses Vermitteln aber verschwindet als seine Voraussetzung als Resultat schließlich unsichtbar im Geld, während der Widerspruch selbst eruptiv in der Krise die zeitweise aus dem Ruder gelaufenen Inkongruenzen der Verhältnisse von Quanta Wert und Tauschwert wiederherstellt.
Der weitere Fortgang der Argumentation Behrens ist nun auf die Marxsche Entwicklung des Begriffes des ersten Teiles des ersten Bandes beschränkt und ferner bemüht, auf jeder neuen Entwicklungsstufe die Arbeitswerttheorie für unmöglich zu erklären. Dies würde Marx mit seiner Darstellung beweisen. Dies Verfahren kuluminiert dann schließlich auch im Geld, in welchem die gesuchte Antwort insbesondere auf die quantitative Frage, welches ist die Wertgröße, letztendlich gefunden wird.
 
[Die Aporiebehauptung]
" CI, p.4- »Die Arbeit jedoch, ist gleiche menschliche Arbeit, Verausgabung derselben menschlichen Arbeitskraft. Die Gesamtarbeitskraft der Gesellschaft... gilt hier als eine und dieselbe menschliche Arbeitskraft, obgleich sie aus zahllosen individuellen Arbeitskräften besteht.« Kl, S.53, cf. C [,p. 5. Daß diese Arbeit als gleiche eine Fiktion darstellt, die an der Arbeit keine Realität hat, erklärt sich weiter im Folgenden: »Es ist also nur das Quanturn gesellschaftlich notwendiger Arbeit welche seine Wertgröße bestimmt. Die einzelne Ware gilt hier überhaupt als Durchschnittsexemplar ihrer Art.... Der Wert einer Ware verhält sich zum Wert jeder anderen Ware wie die zur Produktion der einen notwendigen Arbeitszeit zu der für die Produktion der andren notwendigen Arbeitszeit.« Kl, p. 54, cf. C 1, p. 5. Auch statistisch läßt sich hier keine genauere Quantitätsbestimmung vornehmen, weil Mittelwertbestimmung und Wahrscheinlichkeit sich wechselseitig negativ beeinflussen. Bei der statistischen Glockenfunktion sinkt bekanntlich die Wahrscheinlichkeit,je mehr man sich dem Mittelwert nähert. " (Fußnote 80)
Was sich hier offenbart und als Argument fungiert ist die eigene weltanschauliche Prämisse, dass der Durchschnitt nicht als reale Größe existiert, sondern eine Fiktion ist. Aber was hier "genauere Quantitätsbestimmung" heißen soll, kann nicht nachvollzogen werden und die mathematische Aussage ist barer Unsinn.
Es ist gerade umgekehrt, dass die Wahrscheinlichkeit der Eigenschaft eines durch eine solche Kurve beschriebenen Ereignisses, wenn sie sich dem Mittelwert annähert, stark erhöht. Deswegen ja auch Glockenfunktion. Die Funktion, die Behrens beschreibt wäre genau umgekehrt eine umgekehrte Glockenfunktion.
Und so zeigt Behrens mit seinem eigenen Argument, das es gar keine Fiktion ist, sondern der Durchschnitt eine real existierende und wirkmächtige Größe ist. Im dritten Band zeigt Marx eine Argumentation, die analog der Glockenkurve ist. Das
  1. große Gewicht der durchschnittlichen Produzenten im Schnitt über den Krisenzyklus einerseits und
  2. das tendentielle Herabsinken jeder komplizierten Arbeit auf das Niveau der einfachen Arbeit im Zuge der Entwicklung der Produktivkraft auf der anderen,
machen die zuerst formale Durchschnittsbildung im Band I des 'Kapital' zu einer realen und wirklichen Existenz des Durchschnitts in den gesellschaftlichen Aggregaten. Dies kann natürlich im ersten Band nicht geleistet werden und erscheint also auf dieser Stufe der Marxschen Darstellung abstrakt oder willkürlich. Darum ist die Argumentation von Behrens auch nicht zufriedenstellend. Da er den Gang der Darstellung nur bis zu dem für ihn als solchen erscheinenden Lösung zum Geld verfolgt.
 
[Die fehlende wirkliche Vermittlung konkreter und abstrakter Arbeit]
Das folgende von Behrens selbst gebrachte Marxsche Zitat weist unmißverständlich darauf hin, dass für Marx die Existenz des Durchschnitts mitnichten eine Fiktion darstellt, sondern "in einer vorhandnen Gesellschaft gegeben" ist und dass "diese Reduktion beständig vorgeht, zeigt die Erfahrung."
" »Sieht man von der Bestimmtheit der produktiven Tätigkeit und (Die Arbeit) ist Verausgabung einfacher Arbeitskraft, die im Durchschnitt jeder gewöhnliche Mensch, ohne besondere Entwicklung, in seinem leiblichen Organismus besitzt. Die einfache Durchschnittsarbeit selbst wechselt zwar in verschiednen Ländern und Kulturepochen ihren Charakter, ist aber in einer vorhandnen Gesellschaft gegeben. Kompliziertere Arbeit gilt nur als potenzierte oder vielmehr multiplizierte einfache Arbeit, so daß ein kleineres Quantum komplizierter Arbeit gleich einem größeren Quantum einfacher Arbeit. Daß diese Reduktion beständig vorgeht, zeigt die Erfahrung. Eine Ware mag das Produkt der kompliziertesten Arbeit sein, ihr Wert setzt sie dem Produkt einfacher Arbeit gleich und stellt daher selbst nur ein bestimmtes Quantum einfacher Arbeit dar.« 1c., p. 59, cf C 1, p. 10. (Hervorh. v. V.) " (Fußnote 87, S. 269)
" Da zugleich aber die konkrete Arbeiten unterschiedliche Tätigkeiten darstellen, unterschiedliche Produkte herstellen, muß unter den Bedingungen des Austausches Arbeitsteilung gegeben sein.86 Abstrahiert man hier wieder von den besondern Formen der Arbeit, so kommt man zum Abstraktum einfacher Arbeit, das mit der Ware gesetzt ist.87 Als Werte sind die Arbeiten also gleichgesetzt.88 " (S. 174)
Was auffällt ist, das schon hier wieder Motiv auftaucht, abstrakte und konkrete Arbeit alleine über den Abstraktionsschritt vermittelt zu sehen und dies nicht weiter zu untersuchten. Gerade aber an der quantitativen Seite des Warenwertes wird die Frage nach dem Wieviel der Arbeitszeit vakant.
 
[Doppelcharakter der Arbeit]
Dann wird plötzlich, die Unmöglichkeit des quantitativen Bestimmens zu zeigen, ein Argument eingeführt, welches Marx an dieser Stelle noch gar nicht betrachtet, da er alle Bedingungen auf dieser Ebene der Darstellung festhalten muß - die Produktivkraftänderung.
" Quantität scheint hier also endlich gegeben. Doch nur einen Moment im Gang der Darstellung. Sie wird wieder unmöglich, weil als weitere Bestimmung die Modifikation durch die Produktivkraft auftritt. Ist nützliche Arbeit in ihrer Produktivität abhängig vom »Steigen oder Fallen ihrer Produktivkraft«90 so trifft dies auch die Bestimmung der Wertgröße.91 " (S. 175)
Es stimmt, das die Produktivkraftänderung wesentlich auf die Wertgröße Einfluß hat. Aber es ist nicht richtig, dass dies die Wertgrößenbestimmung durch Arbeitszeit verunmöglicht. Nur, wenn man Wert nicht als prozessuale also Flußgröße betrachtet, und sie fixieren will, wie es ihrem Wesen nicht entspricht, muß dies als unmöglich erscheinen.
Aber die Gesetze, die im 'Kapital' aufgedeckt werden, sind solche der Tendenz also des Flußes.
 
[Produktivkraftänderung als Modulator]
" Bis hierher ist die Untersuchung von Ware, Gebrauchswert, Tauschwert, konkreter und abstrakter Arbeit dahin gekommen, daß, wenn erklärt werden soll, wie Werte einander gleichgesetzt werden, Wertgröße quantitativ gesetzt werden kann, die Modifikation von Durchschnittsarbeit, gesellschaftlich notwendiger Durchschnittsarbeit und Entwicklung von Produktivkraft genau dies nicht gestatten. Im Kern steckt diese Unmöglichkeit schon in Marx' doppeltem Arbeitsbegriff. " (S. 175)
Die Marxsche Analyse führt auch für Behrens notwendig zum Begriff der abstrakten Arbeit, welchen er logisch deutet. Aber, da abstrakte Arbeit keine Realkategorie sein kann und sich so wirklich mit der konkreten Arbeiten vermitteln müsste, bedeutet dies selbstverständlich die Unmöglichkeit die Wertgröße über die Arbeitszeiten zu bestimmen. Aber die Folgerung liegt schon in der Annahme begründet, welche ihre Wurzel in einer von der Marxschen verschiedenen Erkenntnistheorie hat.
" Die Frage, ob sich die jeweiligen Arbeiten gleichsetzen93 lassen, hatte ergeben, daß die Arbeitswerte der Waren als Arbeitszeiten (spended labour) zu bestimmen, unmöglich ist. Die Arbeiten selbst lassen sich überhaupt nicht gleichsetzen und das Kommensurabilitätsproblem ist auf dieser Ebene nicht zu lösen. Wenn aber die Arbeitswert- und Arbeitszeittheorie eine Unmöglichkeit darstellt94, so schließt sich die Frage an, ob Marx überhaupt wie Ricardo Anhänger einer quantitativen Arbeitswerttheorie gewesen ist. " (S. 175)
Eigentlich könnte man hier aussteigen, da sich diese Verstellung der Möglichkeit der Erkenntnis einfach nur fortsetzt und zum Geld treiben muß. Behrens untersucht in Folge, ob die Wertformanalyse die Antwort auf die gestellte Frage zu geben im Stande ist.

3. Wertformanalyse

" Sind zwei Waren in ein Austauschverhältnis gesetzt, so aber in unterschiedlichen Funktionen, denn die eine, in dem sie sich auf die andere bezieht, drückt an dieser ihren Wert aus.98 »Der ersten Ware ist als relativer Wert dargestellt, oder sie befindet sich in relativer Wertform. Die zweite Ware funktioniert als Äquivalent oder befindet sich in Äquivalentform.«99 " (S. 176)

a) Die einfache Wertform (Form 1)

" Die Waren in ihrer Beziehung aufeinander bilden die entgegengesetzten Pole eines Wertausdrucks.102 Wert wird in jeweils anderer Ware ausgedrückt. Diese Beziehung ist allerdings umkehrbar. Die Struktur dieser Beziehung bleibt hierbei doch die gleiche, nur die Waren haben die Rollen, die Stellen gewechselt. In der Fiktion des »Tauschhandels« erscheinen zwar beide gleichzeitig in beiden Funktionen - relativer Wertform und Äquivalentform -, aber nur, weil sie diese für zwei verschiedene Personen, zwei verschiedene Warenbesitzer ausüben, es sich hier in Wahrheit um zwei verschiedene Wertausdrücke handelt.103 Es ist also festzuhalten: »Relativer Werth und Aequivalent sind nur Formen des Werths.«104 " (S. 176f)
" Der Wert erscheint hier vorerst als Beziehung. »Sagen wir: als Werte sind die Waren bloße Gallerten menschlicher Arbeit, so reduziert unsre Analyse dieselben auf die Wertabstraktion, gibt ihnen aber keine von ihren Naturalformen verschiedne Wertform. Anders im Wertverhältnis einer Ware zur andern. Ihr Wertcharakter tritt hier hervor durch ihre eigne Beziehung zu der andern Ware.«107

Wird die eine Arbeit mit einer anderen gleichgesetzt, so reduziert die eine die andere »auf das in beiden Arbeiten wirklich Gleiche, auf ihren gemeinsamen Charakter menschlicher Arbeit.«108 Beide stellen hier »abstrakt menschliche Arbeit«109 dar, menschliche Arbeit überhaupt.110 "
(S. 177)
Und so tasten wir uns an der Darstellung zur Lösung der quantitativen Frage hin. Ist sie überhaupt zu lösen?
" Die mit dem Äquivalent zugleich gegebene Austauschbarkeit beinhaltet jedoch noch nicht die Proportion des Austauschs. Arbeitszeit bleibt Bestimmungsgrund der Wertgröße, ganz unabhängig von der Betrachtung der Wertform. Sie ist auf die Ware, die in die Bestimmung relativer Wertform gesetzt, bezogen. Hier findet sich die Wertgröße allgemein ausgedrückt. Anders verhält es sich mit dem Äquivalent. »Aber sobald die Warenart Rock im Wertausdruck die Stelle des Äquivalents einnimmt, erhält ihre Wertgröße keinen Ausdruck als Wertgröße. Sie figuriert in der Wertgleichung vielmehr nur als bestimmtes Quantum der Sache.«117 " (S. 177)
" Erst als Tauschwert wird der Wert der Ware selbständig ausgedrückt.128 Der durch das Austauschverhältnis gegebene Gegensatz von Gebrauchswert und Wert als kategorial immanenter wird nun zu einem äußeren.128 Dies impliziert, daß die Entwicklung der Warenform zugleich Entwicklung der Wertform bedeutet.129 " (S. 178f)
" Es war bisher ausgeführt worden, daß Marx in der Explikation der Form der einfachen Zirkulation, als deren Teile Waren- und Wertformanalyse gelten, von Austausch, Arbeitsteilung und Arbeit als Bedingungen ausgeht. Es waren hierbei - im Kontext einer Theorie der Genesis des Geldes - zwei Punkte als besonders wichtig erachtet worden: das Problem der Marxschen Behandlung der klassischen Arbeitswerttheorie und das der Wertgrößenbestimmung, deren Einheit eine ökonomische Theorie des Werts ergäbe. " (S. 179)
" Die Marxsche Darstellung verfährt diesbezüglich so, daß sie sowohl die Vorstellung vom Arbeitszeitwert als auch die von der qualitativen Wertbestimmung als unmögliche demonstriert. Indem Marx die Bestimmung der Ware als Ding, in deren Einheit verborgen der Gebrauchswert mit der »Produktion für andere« auf den Austauschprozeß verweist, und als Wert unmittelbarer Wert des Produkts, das durch die Arbeitszeit bestimmt ist, an den Anfang stellt, stellt er sich zunächst auf den Boden der klassischen Politischen Ökonomie. " (S. 179)
" Die Arbeitszeit wird modifiziert nicht nur durch den »skill« der einzelnen Arbeiter, durch die Arbeitsteilung in der Produktion, durch die gesellschaftliche Arbeitsteilung, sondern auch durch die einzelne Arbeiten unterschiedlich betreffende Produktivität. Auf allen Ebenen herrscht Durchschnittsarbeit. Wertgröße erscheint somit auf dieser Argumentationsstufe nur als »Werth überhaupt«.131 " (S. 179)
" Die Marxsche Analyse, indem sie auf die Durchschnittsarbeit auf den verschiedenen Ebenen rekurrierte und dabei zeigte, daß, nimmt man, um die verschiedenen Arbeiten vergleichen zu können, eine einfache Arbeit an, auf die die unterschiedlich qualifizierten Arbeiten zurückführbar sein sollen, diese einfache Arbeit nur als werttheoretische Entsprechung anzusehen ist, demonstrierte zugleich, daß eine Arbeitswerttheorie als Arbeitszeittheorie sich als Unmöglichkeit herausstellen muß. Denn, wenn Arbeit als konkrete Arbeitszeit (spended labour) als Grundlage der Verteilung der Güter wie der Berechtigung auf Güter gedacht wird, läßt sich dies nur denken, wenn man unsinnigerweise gesellschaftliche Durchschnittsarbeit als konkrete behauptet. Dies aber geschieht immer, wenn Produkt und Produktentausch arbeitswerttheoretisch kurzgeschlossen werden. Marx dagegen behauptet, daß nur die Analyse des Austauschs den Zugang zum Problem »Wertsubstanz« eröffnet. [Herv v. P.H.]" (S. 179f)
Die dualistischer Verflachung an dieser Stelle rekuriert darauf, dass die Durchschnittsarbeit, die Marx annimmt, in ihrer Zeit, nur zeigen soll, dass solch eine Betrachtung unmöglich ist. Dies aber, weil es auf konkrete Arbeiten zurückführen würde, welches sich aber als Onthologisierung und Zurückfallen auf den bürgerlichen Standpunkt verbiete. Solcherart Anschauung geht aber davon aus, das ein Durchschnitt gar nicht real existieren kann, schon gar nicht als konkreter. Dieses grundsätzliche Unverständnis wird insbesondere in der Fußnote (80) deutlich.
Der Dualismus beruht darauf, das konkrete und abstrakte Arbeit und ihre Zeit als dual getrennt betrachtet werden und eben nicht in ihrer gegenseitigen Vermittlung über den Durchschnitt. Zwar ist der Wert nicht die konkrete einzelne notwendige Arbeitszeit, wie bei den Stundenzetteln Proudhons, und hier ist die Kritik zurecht. Aber sie ist eben auch keine nebulöse, logische, losgelöst oder Kantisch unfaßbare abstrakte Zeit, sondern eine durch den Durchschnitt konkreter Arbeitszeiten und Arbeiten gegebene. Als Durchschnitt konkreter Arbeitszeiten konkreter Arbeiten ist der Wert selbst konkret, aber als Eigenschaft der Totalität der Ware, also einem gesellschaftlichen Verhältnis ist sie bestimmt abstrakt. Das ist der Doppelcharakter der Arbeit.
Also wird hier weder auf den bürgerlichen Standpunkt zurückgekehrt, noch sich auf die Seite einer undialektischen, weil unvermittelten Abstraktheit, geschlagen. Sondern es ist gerade der Verdienst der materialistisch dialektischen Durchdringung bei Marx, die Vermittlungen konkret aufzeigen zu können. Es ist sowohl das identische, als auch das nichtidentische Moment von konkreter und abstrakter Arbeit zu sehen und ihr Zusammenhang zu erläutern.
Verbleibt man hingegen bei der Erkenntnis der Unterschiedlichkeit von Wert und konkreter Arbeitszeit, so bleibt man an einem Erkenntnisdurchgangspunkt stecken. Erst in der Aufdeckung der Vermittlung bekommt die Aussage ihre Wahrheit und Wirklichkeit.
 
[Der Kern der Kritik]
Der weitere Weg ist wie bei Michael Heinrichs 'Wissenschaft vom Wert klar, man muss auf das Geld gehen als der augenscheinlichen Vermittlung, denn vermittelt werden muss. Damit ist man aber selbst wieder auf dem Boden der bürgerlichen Wissenschaftlichkeit gelandet.
" Werden dort zwei Waren verglichen, so kann das nur geschehen, wenn eine vergleichbare Dimension, eine Einheit unterstellt wird, ein Drittes, auf das beide zurückführbar sind. Dies schien die Wertabstraktion als Arbeitsgallerte, abstrakte Arbeit, bloßes Substrat. Als Werte waren die Arbeiten qualitativ gleich. Die Wertsubstanz war " (S. 180)
" Quantitative Wertgröße, die dies Verhältnis erst hinreichend bestimmen könnte, läßt sich nur unterstellen. Sie gerät wegen der notwendigen Modifikationen sofort in den Sog der Unmöglichkeit werttheoretischer B " (S. 180)

b) Entfaltete relative Wertform (Form II)

" Die zweite Form als »Summe von lauter Gleichungen der ersten Form«137 schließt aber auch die Rückbeziehung der Ware B auf die Ware A ein. Man geht daher zur dritten Form als der umgekehrten oder rückbezogenen zweiten Form des relativen Werts über. Alle Waren beziehen sich hier auf die Ware A.138

Hier scheint man wieder bei der ersten Form angelangt. Es handelt sich aber dieses Mal um die weiter entwickelte Form.139 Alle Waren »drücken ihren Werth jetzt im Material Leinwand aus.«140 Sie setzten sich qualitativ gleich441 und sind nurmehr quantitativ verschieden.142 "
(S. 181)

c) Allgemeine relative Wertform (Form III)

" Hier hat man nun mit dem »einheitlichen Werthausdruck die allgemeine relative Werthform».144
Bezieht sich in der Form II die Ware »auf jede einzelne Waare, Rock, Kaffee usw. als ein besonderes Aequivalent und alle zusammen als den Umkreis ihrer besonderen Aequivalentformen«145 - der Schein der mit den Gleichungen gegebenen Gleichheit146 ist hier schon ein Stück mehr befestigt -, so »erscheint die Leinwand« in der Form III »dagegen als die Gattungsform des Aequivalents für alle anderen Waaren.«147 "
(S. 182)
" Die Form I ist zum Moment der Form III geworden. Damit wiederholt sich das Problem, daß Wertgröße nur an einem anderen Gegenstand, an anderer Ware ausgedrückt werden kann.152 Auf der Ebene von Form III bedeutet dies, daß die Ware, die sich in allgemeiner Äquivalentform befindet, nicht mit sich selbst in Beziehung gesetzt werden kann. »Vielmehr wird die entfaltete relative Werthform: 20 Ellen Leinwand =1 Rock oder = u Kaffee oder = v Thee oder = usw. jetzt zum specifischen relativen Werthausdruck des allgemeinen Aequivalents.«153

Wenn in der Form III alle Waren »eine von ihrer Naturalform verschiedene Wertform«154 in der Leinwand besitzen und in dieser Form »sich auf einander als Austauschbare«155 beziehen, so ist hiermit ein zugleich allseitiger Vorgang gesetzt. »Indem alle Waaren sich in einer und derselben Waare als Werthgröße bespiegeln, wiederspiegeln sie sich wechselseitig als Werthgrössen. «156 "
(S. 182)
" »Der einfache relative Werthausdruck war der Keim, woraus sich die allgemeine Aequivalentform der Leinwand entwickelte. Innerhalb dieser Entwicklung ändert sie die Rolle. Sie beginnt damit, ihre Werthgrösse in einer andern Waare darzustellen und endet damit, zum Material für den Werthausdruck aller andern Waaren zu dienen.« 162 " (S. 183)

d) Form IV

" War auf der Ebene von Form III eine quantitative Wertgrößenbestimmung nur insofern möglich, daß, da alle Waren sich zwar auf eine bezogen, aber in dieser nur die Materiatur ihrer eigenen Größe erhielten, sich nur als aliquote Teile von Leinwand darstellen konnten, ihre vergegenständlichte Arbeit nur aliquoter Teil der Leinwandarbeit sein konnte, in der sie ausgedrückt, ohne diese selbst bestimmen zu können, also die Wertgröße gerade nicht in wechselseitiger Quantität des Austauschs gesetzt werden konnte, so wird die quantitative Wertgrößenbestimmung auf der Ebene von Form IV vollends unmöglich. »Stellt aber jede Waare ihre eigne Naturalform allen andern Waaren gegenüber als allgemeine Aequivalentform, so schliessen alle Waaren alle von der allgemeinen Aequivalentform aus und daher sich selbst von der gesellschaftlich gültigen Darstellung ihrer Werthgrössen.«164 " (S. 183f)

e) Resümee

" Es läßt sich also hier auf das Ausgangsproblem zurückkommen. Vor allem zwei Probleme stehen im Vordergrund:
- die mit der Arbeitswerttheorie verbundene Annahme der Wertgrößenkonstitution und
- die Kommensurabilität im Warenaustausch. "
(S. 184)
" Hielt die klassische Politische Ökonomie individuelle Arbeitszeit fest, so verwies Marx hier darauf, daß die Arbeitszeit nicht nur modifiziert wird durch die Unterschiede der Individuen, ihrer Qualifikationen, des Geschicks, unterschiedliche Tätigkeit in einer Produktionsstätte, in einzelnen Produktionen, sondern daß sie sich als sinnvolle Kategorie nur als Durcbschnittsarbeit erweist, die ihrerseits ständig modifiziert wird durch die Entwicklung der Produktivkraft, endlich, daß sie erst als gesellschaftliche Durchschnittsarbeit sinnvoll bestimmt ist. Arbeitszeit, so wurde also gegen die klassische Politische Ökonomie festgehalten, war zwar das Geheimnis, das hinter der »Warenproduktion« steckte, bestimmendes Moment, zugleich aber selbst nicht unmittelbar quantifizierbar. Dies bedeutet, daß die Herleitung ökonomischer Verhältnisse aus Arbeit und Arbeitszeit zwar abstrakt möglich denkbar erscheint, aber ihre konkreten Formen nicht im unmittelbaren Zugriff handhabbar. Damit war aller Theorie, die von arbeitszeitbestimmten Gütern und Produkten ihren Ausgang zu nehmen sucht oder von einer unmittelbaren Tauschsituation ausgeht, eine Absage erteilt " (S. 184f)
Hier findet man zwei weitere Momente der Kritik an einer Arbeitswerttheorie, die auch bei Heinrich zu finden ist. Einerseits wird die Arbeitszeit ständig durch die Produktivität moduliert. Das zeigt aber nur, das die Kategorien als Prozesse zu begreifen sind. Der Wert ist ja gerade eine Flußgröße. Das zweite ist, dass Arbeitswerte zwar abstrakt denkbar erscheinen nicht unmittelbar zu fassen ist. Auch das ist selbstverständlich richtig und mit Marx trivial. Nur die Behauptung einer generellen Absage, ist nicht einzusehen.
" Wie der Austausch Gebrauchswert voraussetzt und den Tauschwert als Funktionsbestimmung enthält, so sind Wert und Ding bzw. Warenkörper als notwendige Elemente und Bedingung dieses Austauschs gesetzt. Die Wertformanalyse macht sich anheischig, das Dilemma der Politischen Ökonomie zu lösen, indem sie das Kommensurabilitätsproblem, die Frage, wodurch die Waren vergleichbar, was ihr Maß und Maßstab, in den Mittelpunkt rückte. " (S. 185)
" Um Quantitäten ausweisen zu können, bedurfte es einer einheitlichen Dimension, wertabstraktiv der Wertsubstanz als gemeinsamern, die Vergleichbarkeit garantierendem Substrat der Waren, während Maß und Maßstab sich aus der Analyse der Wertformen ergab. Unterstellt war hier eingangs gesellschaftliche Arbeit als Maß, von dem zugleich gezeigt wurde, daß es als unmittelbares nicht erscheinen konnte. Erst mit der erschlossenen Dimension abstrakter Arbeit, Wertsubstanz, schien dies gewährleistet. Die Bestimmung des Werts konnte innerhalb der Wertformanalyse analytisch zwar eingeführt, aber aufgrund der relativen Struktur der Warenverhältnisse, der Wertformen, konkret und quantitativ nicht vorgenommen werden. Erst mit dem Übergang zum Geld scheint jetzt eine Lösungsmöglichkeit gegeben.168 " (S. 185)
Da sich real das Problem der Wertgrösse in jedem Kauf und Verkauf lösen muss, kommt man nicht umhin, die Lösung auch theoretisch nachzuvollziehen. Aber, da man die Vermittlung über den Durchschnitt auf Grund seiner Denkweise nicht als wirkliche annehmen kann, da sie nicht greifbar und konkret messbar ist, ist man schliesslich gezwungen, sein Heil im Geld zu suchen. Diese Gleichheit mit den bürgerlichen Ansichten wird dann Vernebelt mit den höheren Weihen der Erkenntnis von "gesellschaftlichem Verhältnis" und "Abstraktion".
Diese Abstraktion allerdings ist so leer wie das Ding an Sich, weil es keine bestimmte Abstraktion ist. Abstrakte Arbeite bleibt völlig unvermittelt stehen, neben der konkreten. Sie sind nur über das Geld als einzig wirklichen Ausdruck des Wertes vermittelt. Erst mit dem Preis lässt sich auf dieser Ebene die Quantifizierung lösen. Dies aber um den Preis der Nichterklärbarkeit der quantitativen Bestimmung des Wertes ohne Angebot und Nachfrage bemühen zu müssen.
 
[Das Geld als fehlende Vermittlung und die quantitative Fragestellung]

III. Der Übergang zum Geld

" Mit der Auszeichnung einer Ware als Geld erscheint der Relativismus von Form III und IV beseitigt.169 Wir haben jetzt analog zu Form III die Geldform. Allgemeine Äquivalentform kommt jetzt einer Ware zu.170 »Gold tritt den andren Waren nur als Geld gegenüber, weil es ihnen bereits zuvor als Ware gegenüberstand.«171 Es wird zur Geldware, sobald im Wertausdruck der Warenwelt es eine Monopolstellung innehat. Damit wird der »einfache relative Wertausdruck einer Ware« in bezug auf die Geldware zur »Preisform«.172

Mit der Geldform173 wird die gesellschaftliche Dimension deutlicher. Das Gold als Geldware hat nun neben seinem Gebrauchswert als Ware Gold einen formellen, gesellschaftlichen Gebrauchswert. "
(S. 186)
" Das Kommensurabilitätsproblem läßt sich als gelöst177 darstellen. »Geld als Wertmaß ist notwendige Erscheinungsform des immanenten Wertmaßes der Waren, der Arbeitszeit.« 178 Der Wertausdruck einer Ware ist jetzt ihr Preis, wohingegen Geld keinen Preis hat.179 »Der Preis oder die Geldform der Waren ist, wie ihre Wertform überhaupt, eine von ihrer handgreiflichen reellen Körperform unterschiedne, also nur ideelle oder vorgestellte Form.«180 Sie bedarf um so mehr des Geldmaterials.181 Warenwerte sind also »vorgestellte Goldquanta«.182 " (S. )
 
[Kommensurabilitätsproblem]
" Die Notwendigkeit der Festsetzung eines Maßstabs ist demgegenüber willkürlich. Sie nimmt historisch ihren Ausgang von dem Namen der Metallgewichte.183 So ist sie also Maßstab der Preise. »Als Maß der Werte und als Maßstab der Preise verrichtet das Geld zwei ganz verschiedne Funktionen. Maß der Werte ist es als die gesellschaftliche Inkarnation der menschlichen Arbeit, Maßstab der Preise als ein festgesetztes Metallgewicht.«184 Der Maßstab wird nun staatlich fixiert.185 Wenn der Preis der »Geldname der in der Ware vergegenständlichten Arbeit«186 ist, so ist »der Preis als Exponent der Wertgröße der Ware Exponent ihres Austauschverhältnisses mit GeId«.187 " (S. 186f)
Man müsste entgegen dem "willkürlich" betonen, dass Gold auf Grund seiner konkreten physischen Gebrauchswerteigenschaften nach Marx gerade Geld geworden ist einerseits. Andererseits, weil in einem Kilo eine nicht zu geringe und auch nicht zu grosse Arbeitszeitmenge steckt. Bekanntlich war in geschichtlich früheren Zeiten Kupfer und anderes eher grbräuchlich, weil die darin steckenden Wertmenge dem Handelsvolumen besser entsprach.
" Es ist bisher gezeigt worden, daß, weil eine Darstellung von Arbeitszeiten als Werten unmöglich, einfache Arbeitswerttheorien sich als falsch erweisen. Es war eingangs die Frage gestellt worden, ob die Arbeitswerttheorie selbst eine taugliche Bestimmung für die Explikation der Marxschen Theorie ist. Es hat sich gezeigt, daß die Marxsche Argumentation mit der Begriftlichkeit und den Vorstellungen der klassischen Ökonmie auch deren Versuche einer arbeitswerttheoretischen Begründung kritisch aufnimmt.Der Bezug auf die Evidenz der konkreten Arbeiten als Bedingung und Element der Ökonomie ist wesentliches Moment dieser Kritik. " (S. 187)
" Entscheidend jedoch ist der Nachweis, daß eine werttheoretische Argumentation sich auf sie nicht gründen kann, vielmehr genötigt ist, den Begriff der abstrakten Arbeit zu entwickeln. Zentral ist die Begründung abstrakter Arbeit. Insofern diese durch die Frage nach dem »Grund« bestimmt ist, erhält sie eine Konnotation zur Arbeit, insofern sie als Schluß auf ein Zugrundeliegendes als Wertconstituens gedacht, ist sie Wertabstraktion in der Funktion als Wertausdruck. " (S. 187)
Sie kann sich nicht auf Marx gründen, wenn man die Vermittlung nicht mitdenkt. Hier sieht man ferner, wie die abstrakte Arbeit als Begriff in den Bereich des Logischen eingeschlossen wird und sie nicht als Realkategorie denkbar scheint.
" Die Argumentation, die Marxsche Theorie als Arbeitswerttheorie zu begreifen, um das Geheimnis der fetischisierten Formen zu lüften, sie auf menschliche Arbeitszeit zurückzuführen, verstellt den Blick auf die erkenntnistheoretischen und methodischen Operationen aber ebenso wie den auf die Notwendigkeit werttheoretischer Entwicklungslogik, denn diese Arbeit als abstrakte erscheint nicht anders als in der Wertform am einfachen relativen Äquivalent bis zum allgemeinen, bevor sie als veränderte und verselbständigte Gestalt Subjekt des Prozesses geworden scheint, als Geld. " (S. 187f)
Es ist gerade umgekehrt. Die Methode ist die der Dialektik und nicht der Dualität. Damit ist überhaupt erst das Aufzeigen des Unterschiedes von Form und Inhalt im Fetischbegriff möglich.###
" Zwar erscheint die Arbeit als »Wertsubstanz« nur im Geld und nur es erfüllt die Funktion, Maß der Werte und Maßstab der Preise zu sein, aber die Maßstabsfunktion, für die ein ideelles Maß zu genügen scheint, gerät in Widerspruch zur Funktion des Geldes als Zirkulationsmittel, die sein Vorhandensein in dinglicher Gestalt voraussetzt. Wird Geld in seiner dritten Bestimmung als Zahlungsmittel eingeführt und damit die nominale Geldfunktion betont, so spitzt sich zugleich der Widerspruch zwischen seiner nominalen und realen Dimension insofern zu, als die nominale Bestimmung in der Finanzkrise material kritisiert wird und die Schatzbildung umgekehrt der Ökonomie die gegenständlichen Werte entzieht, somit ihres Wertcharakters entkleidet. " (S. 187)
" Interpretationen, die hier einsetzen191 und die vorhergehenden Teile als metaphysisch, d.h. unerheblich, beiseite schieben, dokumentieren oft bei den vermeintlichen empirisch gehaltvolleren Teilen ihrerseits Unverständnis, so daß sie sich dann bald in einer marxistisch etikettierten Neoklassik wiederfinden.

Wenn man hingegen die Spezifität des Marxschen Werks als Theorie sozialer Gegenständlichkeit behauptet, seine Methode als Aporiendiskussion ökonomischer Begrifflichkeiten ausweisen will, muß man allerdings darlegen, wo Marx in seiner Darstellung »Aporie« ansiedelt und welcher Darstellungslogik er folgt.Erst hier wird dann auch deutlich, inwiefern die »Kritik der politischen Ökonomie« die reflexionslogische Begrifflichkeit einer »materialistischen« Kritik unterzieht, ohne deren Horizont zu unterschreiten. Der revolutionäre Gehalt der Marxschen Theorie ist nicht zu erschließen, ohne daß man die Mühen dieses Weges auf sich nimmt. Ihre ontologisierende oder szientisch-nominalistische Verkürzung dagegen befindet sich immer schon im Einverständnis mit den herrschenden Verhältnissen. "
(S. 188f)

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