Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
Institut für Soziologie
Dr. Baldo Blinkert
Seminar: Arbeitsgesellschaft und Zeitorganisation
Wintersemester 1999/2000
Mario Dück
dueck@uni-freiburg.de
Soz./Jur./Psy.
Wege aus der Krise durch
Veränderungen der Zeitorganisation?
Arbeitszeitverkürzung:
Vom Arbeitsethos zur "Trivialisierung von Arbeit"?
Ausarbeitung des am 18.1.2000 gehaltenen Referats
Gliederung
Einleitung 3
1. Begriffe der Arbeit 6
2. Arbeitszeitverkürzung als Gesellschaftsvertrag 13
2.1. Wirtschaftspolitische Gestaltung 13
2.2. Szenarien der Arbeitszeitverkürzung 15
2.3. Emanzipation und Zeitpolitik 18
2.4. Einkommensausgleich durch Bürgergeld 19
3. Neue Arbeitszeitmodelle 21
3.1. Arbeitszeitverkürzung zur Beschäftigungssicherung 21
3.2. Alternativökonomie 22
4. Kritik 23
4.1. Bedeutungsverlust der Nationalökonomie 23
4.2. Kontrollverlust 24
4.3. Produktinnovations- und Dienstleistungsmythos 25
Literatur 28
Einleitung
Es gibt in Deutschland einen tiefgreifenden Strukturwandel von Wirtschaft und Gesellschaft, der mit einem erheblichen Rückgang der Erwerbsarbeit und einer enormen Steigerung der Produktivität einhergeht. Von einer realistischen Chance zur Rückkehr zur Vollerwerbsgesellschaft gehen derzeit nur noch wenige aus, obwohl Vollbeschäftigung selbstverständlich eines der vier Ziele der gesamtwirtschaftlichen Stabilität1 bleibt. Die seit den 80er Jahren verstärkt in den Blick rückende "Krise der Arbeitsgesellschaft" muss einen wundern, hat es doch den "Mangel an Arbeit [...] überall und zu allen Zeiten gegeben. Welt-historisch gesehen ist Unterbeschäftigung der Normalzustand, Vollbeschäfti-gung der äußerst seltene Ausnahmefall."2 Doch man muss nicht gleich die Weltgeschichte als Maßstab nehmen, ist doch selbst "die Geschichte der Arbeit während der letzten 150 Jahre [...] eine Geschichte der fortgesetzten Arbeits-zeitverkürzung."3 Maßnahmen wie die verkürzte Wochenarbeitszeit, verlänger-ter Urlaub, früheres Pensionsalter, verlängerte Ausbildungsphase in der Jugend haben zusammengenommen "die eigentliche Lebensarbeitszeit des Menschen in den letzten 150 Jahren um ca. zwei Drittel verringert."4 Schaut man sich die Zahlen zur jüngeren Entwicklung Erwerbstätigkeit genauer an, so ist festzu-stellen, dass die absolute Zahl der Erwerbstätigen zwischen 1966 und 1989 mit 26,7 Millionen weitgehend gleich geblieben ist. Problematisch wird die Lage auf dem Arbeitsmarkt vor allem dadurch, dass bei leicht verringertem Arbeits-volumen das Erwerbspersonenpotential ständig gestiegen ist5. Vor dem Hinter-grund dieser Entwicklungen ist die von André Gorz vorgeschlagene umfassen-de Arbeitszeitverkürzung als Mittel zur besseren Verteilung der Arbeit nicht besonders außergewöhnlich.
Ich werde im ersten Kapitel den Gorzschen Begriff von der Arbeit, d.h. einer-seits der Erwerbs- andererseits der Eigenarbeit erläutern und verschiedene Dimensionen des Begriffs aufzeigen, die mir für die Debatte wichtig erschei-nen. Dabei werde ich ausgehend von Bahrdts bürgerlichem Begriff von Arbeit auf Polanyis Begriff von der Entbettung der Ökonomie eingehen. Verzichten möchte ich dabei nicht auf die Marxsche Differenzierung der einerseits kon-kreten und nützlichen Arbeit, andererseits der abstrakten Arbeit, die sich in Ansätzen auch bei Gorz wiederfinden lässt.
Es gibt nach Ulrich Beck eine doppelte Krise der Arbeit: zum einen wird be-zahlte Arbeit von der Wirtschaft seltener nachgefragt, zum anderen ist aber Arbeit zum Wert schlechthin geworden6. Für diesen zweiten Teil der Beck-schen Aussage werde ich Gorz Auffassung in Beziehung setzen zu den Aus-führungen von Martin Baethge, der die zunehmende Subjektivierung des Arbeitsprozesses beschrieben hatte.
Im zweiten Kapitel werde ich Gorz' Modell für einen Gesellschaftsvertrag vorstellen, der durch eine umfassende Arbeitszeitverkürzung eine bessere Verteilung der Erwerbsarbeit ermöglichen soll. Ich werde ausführen, weshalb Gorz auf die wirtschaftspolitische Gestaltung großen Wert legt, und seine Verteilungs-Szenarien zwischen den makroökonomischen Größen Produktivi-tätssteigerung, Wirtschaftswachstum, Arbeitsvolumen, Beschäftigungsstand und Lohnentwicklung darstellen. Anschließen werden sich Ausführungen zu der nach Gorz notwendigen Zeitpolitik und zur Finanzierung der Arbeitszeit-verkürzung über ein Bürgergeld. Hierbei werde ich auf die Veränderung von Gorz' Auffassung hinsichtlich der Bedingungen für das Bürgergeld eingehen.
Im Kapitel drei werde ich kurz eine Studie der Hans-Böckler-Stiftung vorstel-len, die sich mit dem Instrument der Arbeitszeitverkürzung zur Sicherung be-reits vorhandener Arbeitsplätze beschäftigt. Außerdem werde ich auf die Ent-stehung einer Alternativökonomie eingehen, wie sie derzeit vom Stuttgarter Wirtschaftssoziologen Buß beobachtet wird.
Im letzten Kapitel werde ich auf den für die Gorz'sche Idee problematischen Bedeutungsverlust der nationalökonomischen Perspektive eingehen und mögli-che Widerstände gegen die Arbeitszeitverkürzung seitens der Arbeitgeber an-sprechen. Abschließen werde ich die Arbeit mit einem Blick auf den verbrei-teten Produktinnovations- und Dienstleistungsmythos.
1. Begriffe der Arbeit
André Gorz schlägt angesichts der vielfach bejammerten "Krise der Arbeit"7, angesichts der "Misere" einen Perspektivenwechsel vor. Der Mangel an Arbeit ist seiner Auffassung nach ein Wohlstand an Zeit, und der Mangel an Wachs-tum verweist seiner Ansicht nach auf einen erreichten Überfluss an materiellen Gütern. Die Perspektive ist interessant, aber der utopische Charakter von Gorz' Arbeiten ist nicht zu übersehen, z.B. wenn er schreibt: "Die im Kapitalismus in seinem Endstadium massenweise abgebaute Arbeit' ist eine gesellschaftliche Konstruktion. Gerade darum kann sie auch abgeschafft werden."8 Die Arbeit abschaffen? Das Endstadium des Kapitalismus? Das mutet abenteuerlich an, zehn Jahre nach dem Untergang des realexistierenden Sozialismus und ange-sichts der Tatsache, dass selbstverständlich die Arbeit weithin als natürliche Bestimmung des Menschen gilt9.
Eine grundsätzliche Auseinandersetzung mit dem Begriff der "Arbeit" scheint unausweichlich, will man Gorz' Ansatz verstehen; es gilt, klarzustellen, was man mit diesem Begriff meint. Dabei ist es angebracht, insbesondere den sehr weiten Begriff der menschlichen "Tätigkeit" von dem wesentlich enger zu fas-senden Begriff der "Arbeit" als gesellschaftlicher Kategorie zu unterscheiden. Einerseits ist "Arbeit [...] ein gekonntes, kontinuierliches, geordnetes, anstren-gendes nützliches Handeln, das auf ein Ziel gerichtet ist, welches jenseits des Vollzugs der Arbeitshandlung liegt."10 Bei diesem von Bahrdt beschriebenen bürgerlichen Begriff von Arbeit geht es vor allem darum, Arbeit von anderen Typen menschlichen Handelns zu unterscheiden. Hervorzuheben ist das Krite-rium der gesellschaftlichen Nützlichkeit und dass der Vollzug der Handlung nicht Selbstzweck (Bsp. Schrebergärtner) ist. Auch für Gorz ist Arbeit, beson-ders in Abgrenzung zur Eigenarbeit, eine Tätigkeit, die sich in die Gesamt-arbeit der Gesellschaft einfügt und als ein Bestandteil von ihr anerkannt ist. Er verweist zur weiteren Eingrenzung auf Claus Offes Begriff von Arbeit: eine Tätigkeit ist nur dann als Arbeit zu bezeichnen, wenn der gesellschaftliche Gebrauchswert (also der Gebrauchswert für andere) deutlich gegenüber dem Eigennutz (den man auch aus einer Arbeit haben kann) überwiegt11.
Einen ganz anderen Schwerpunkt in der Differenzierung legen beispielsweise Autoren wie Polanyi, die Gruppe Krisis und eben auch Gorz: ihnen geht es vor allem um die Arbeit als Ware in einem Marktsystem, also um die Arbeit als abstrakte, ökonomische Kategorie, als einer der drei Produktionsfaktoren neben Boden (allgemeiner: Natur) und Kapital. Zugrunde liegt dabei die Ein-sicht, dass der Arbeitsprozess in entwickelten arbeitsteiligen Gesellschaften stets aus zwei verschiedenen Perspektiven betrachtet werden kann. In der Analyse von Marx12 gibt es einerseits die "konkrete und nützliche Arbeit, die zur Herstellung eines Gebrauchswerts von besonderer Qualität führt, der in dieser Qualität geeignet ist, menschliche Bedürfnisse zu befriedigen"; anderer-seits ist die Arbeit auch gleichzeitig als Ware zu betrachten, als "abstrakte Arbeit, deren alleiniger Wertmaßstab das verausgabte Quantum an Arbeitszeit ist"13. Für Marx war "Arbeit" der Gegenbegriff zur "toten Arbeit", d.h. der bereits vergangenen Arbeit, die im Kapital akkumuliert ist. Es ging um einen "Kampf zwischen Lebendigsein und Totsein, Gegenwart und Vergangenheit, Menschen und Dinge, Sein und Haben", der, so Erich Fromm, in seiner affekti-ven Brisanz heute kaum noch verstanden wird. "Die Arbeit repräsentierte für ihn menschliches Tätigsein, und menschliches Tätigsein ist Leben. Das Kapital repräsentiert dagegen für Marx das Angehäufte, das Vergangene und in letzter Konsequenz das Tote."14
"Es war erst das moderne warenproduzierende System mit seinem Selbstzweck der unaufhörlichen Verwandlung von menschlicher Energie in Geld, das eine besondere, aus allen anderen Beziehungen herausgelöste', von jedem Inhalt abstrahierende Sphäre der sogenannten Arbeit hervorbrachte - eine Sphäre der unselbständigen, bedingungslosen und beziehungslosen, roboterhaften Tätig-keit, abgetrennt vom übrigen sozialen Zusammenhang und einer abstrakten betriebswirtschaftlichen' Zweckrationalität jenseits der Bedürfnisse gehor-chend."15 Und die Botschaft dieses "Manifests gegen die Arbeit" ist natürlich: Das muss nicht zwangsläufig so sein und ist schon gar nicht anthropologische Wesensbestimmung des Menschen, dass er sich dieser "Maschine" ausliefert. Polanyi hatte aufgezeigt, dass es auch andere Gesellschaftsformen gab, die ohne diesen Mechanismus auskamen, und dass beginnend im 18. Jahrhundert der sich entwickelnde, selbstregulierende Markt Tauschbeziehungen von ihrer sozialen Einbettung loslöst. Ähnlich wie Gorz von der gesellschaftlichen Kon-struktion der Kategorie "Arbeit" ausgeht, spricht Polanyi in Bezug auf den Produktionsfaktor Arbeit von einer Fiktion: "Die Bezeichnung von Arbeit, Boden und Geld als Waren ist (...) völlig fiktiv." Nach ihrer empirischen Defi-nition werden Waren zum Zwecke des Verkaufs produziert, das ist bei diesen dreien - so auch der Arbeit - nicht der Fall: "Arbeit ist bloß eine andere Be-zeichnung für eine menschliche Tätigkeit, die zum Leben an sich gehört, das seinerseits nicht zum Zwecke des Verkaufs, sondern zu gänzlich anderen Zwecken hervorgebracht wird; auch kann diese Tätigkeit nicht vom restlichen Leben abgetrennt, aufbewahrt oder flüssig gemacht werden."16 Dennoch wer-den die wirklichen Märkte für Arbeit, Boden (Natur) und Geld mit Hilfe dieser Fiktion errichtet. Dabei ist dieses ausdifferenzierte ökonomische System bzw. das System des Geldes gerade deshalb so erfolgreich, weil es auf die Belange der anderen Systeme (Ästhetik, Religion, Politik, etc.) keine Rücksicht mehr nehmen muss.17 Man könne aber, so schlussfolgert Polanyi in seiner histori-schen Betrachtung der Ursprünge von Gesellschaften und Wirtschaftssystemen, den Marktmechanismus nicht als ausschließlichen Lenker des Schicksals der Menschen und ihrer natürlichen Umwelt zulassen, dies würde zur Zerstörung der Gesellschaft führen.
Polanyis Ausführungen zum Verschwinden von Reziprozitäts-Beziehungen zu-gunsten des Marktmechanismus sind von erstaunlicher Aktualität, betrachtet man die Zunahme der ökonomischen Bedeutung von Tätigkeiten, vor allem ihre Bedeutung als Ware auf dem derzeit rauen, weil geräumten' Arbeits-markt. Hinzu kommt, dass immer mehr Tätigkeiten des Privatbereichs ökono-misiert werden und für die Menschen ihren "Eigensinn" verlieren18. Im Mani-fest gegen die Arbeit der Gruppe Krisis wird die Kritik an der abstrakten Arbeit radikalisiert: "In der Sphäre der Arbeit zählt nicht, was getan wird, sondern daß das Tun als solches getan wird, denn die Arbeit ist gerade insofern ein Selbst-zweck, als sie die Verwertung des Geldkapitals trägt - die unendliche Vermeh-rung von Geld um seiner selbst willen. Arbeit ist die Tätigkeitsform dieses ab-surden Selbstzwecks."19 Dabei wendet sich die Gruppe nicht gegen die banale Selbstverständlichkeit, dass "Menschen die Natur umformen und sich tätig auf-einander beziehen. Solange es Menschen gibt, werden sie Häuser bauen, Klei-dung und Nahrung ebenso wie viele andere Dinge herstellen, sie werden Kin-der aufziehen, Bücher schreiben, diskutieren, Gärten anlegen, Musik machen und dergleichen mehr. Nicht selbstverständlich aber ist, daß die menschliche Tätigkeit schlechthin, die pure Verausgabung von Arbeitskraft', ohne jede Rücksicht auf ihren Inhalt, ganz unabhängig von den Bedürfnissen und vom Willen der Beteiligten, zu einem abstrakten Prinzip erhoben wird, das die sozialen Beziehungen beherrscht."20
Für Gorz ist die Differenzierung zwischen Erwerbsarbeit und Eigenarbeit be-deutsam. Ihm geht es darum, "den durch die Abnahme des Arbeitsvolumens verfügbar gemachten gesellschaftlichen Raum der kapitalistischen Marktlogik zu entziehen und die Lohnarbeit größtenteils zu verdrängen, um jenseits davon assoziative und freie Bindungen zu schaffen"21, also eine Zurückdrängung bzw. Trivialisierung der Erwerbsarbeit. Damit knüpft er mit dieser Infragestellung von Selbstverständlichkeiten an ein schon älteres Heilsversprechen an, denn in dem Maße, in dem sich die stofflich gestaltende, gegenständliche Tätigkeit aus dem Kapitalverhältnis löst wird sie zur Selbstbetätigung im Marxschen Sinne. Verwandlung aller Arbeit in Selbstbetätigung war, wie Marx es verstand der Sinnhorizont des Kommunismus.22
Dass es sich beim marxistisch inspirierten, gesellschaftlichen Zukunftskonzept von Gorz ("Teilzeitsozialismus"23) und der wertkritischen, teils katastrophisch anmutenden Analyse von Krisis auch 11 Jahre nach dem "Ende der Geschich-te"24 nicht um völlig abwegige Perspektiven handelt, zeigt sich daran, dass auch andere Autoren zumindest theoretisch Chancen für ein verändertes Ver-hältnis von Erwerbsarbeit und Eigenarbeit sehen. Nach Bahrdt könnte die Menschlichkeit des Tuns gerade in einer Mischung liegen zwischen zweck-freiem - und so interpretiere ich: insbesondere vom Zwang zur Verwertung freien - Ausagieren und ernsthafter Produktion andererseits. Er zeigt dies am Beispiel der höchst befriedigenden Gartentätigkeit des Kleinsiedlers, die weder "reine unvermischte Arbeit" noch "reine unvermischte Freizeit" sei25. Und sogar die Zukunftskommission des Landes Baden-Württemberg gesteht die Un-menschlichkeit des Erwerbssystems indirekt ein, wenn sie glaubt, durch Aus-weitung von ("nicht entlohnter aber belohnter") Bürgerarbeit "das Leben des Einzelnen sowie der Gesellschaft menschlicher [...] gestalten"26 zu müssen. Die Kommission kommt zu der erstaunlichen Erkenntnis, dass "eine Gesell-schaft, deren Mitglieder gezwungen sind, ihren Lebenssinn vorrangig oder aus-schließlich im Geldverdienen und Konsum zu suchen, [...] auf Dauer nicht human sein" kann27. Wie sie dann allerdings zur Schlussfolgerung gelangt, gerade diese unmenschliche Erwerbsarbeit bleibe weiterhin unverzichtbare Grundlage für die menschliche, ehrenamtliche Bürgerarbeit, und es sei zuvör-derst Aufgabe des Staates die weltweite Konkurrenzfähigkeit herzustellen, das bleibt ihr Geheimnis. Es bleibt der schale Nachgeschmack, es handele sich bei dem Bericht womöglich um einen argumentativen Gemischtwarenladen - nach dem Motto: für jeden was dabei.
Gorz geht es um Vermittlungen: "zwischen dem real existierenden Industrie-system, seinen Arbeitnehmern und Arbeiten, einerseits - und andererseits post-industriellen Gesellschaftsformen, die sowohl den Voraussetzungen des Über-lebens wie den emanzipativen, lebensweltlichen Ansprüchen der Menschen gerecht werden, von der (real existierenden) Arbeit soweit wie möglich befreit zu sein und innerhalb der Arbeit die größtmöglichen Gestaltungs- und Selbst-bestimmungsmöglichkeiten zu gewinnen."28 Die Heteronomie in der Erwerbs-arbeit beschreibt er als eine unvermeidliche Folge der Vergesellschaftung des Produktionsprozesses, die durch die Masse und Vielfalt der den Produkten ein-verleibten Kenntnisse notwendig wird29. Die Fertigungsvorgänge innerhalb der Erwerbsarbeit sind sehr komplex und nur wenige Arbeiter kommen in den Genuss umfassende Arbeitsvorgänge selbstbestimmt zu bewerkstelligen. Da-raus ergibt sich eine Entfremdung, weil der individuelle Einfluss, also Gewicht von Initiative und Urteil des Einzelnen, auf das Gesamtresultat der kollektiven Arbeit gering ist. Zudem kann die gesellschaftliche Arbeit auf der Ebene eines großen Wirtschaftsraumes keine selbstbestimmte und freiwillige sein. "Keine Person und keine Gruppe vermag die Gesamtheit der Technologien und Kennt-nisse zu beherrschen, die nötig sind, um ein Fahrrad oder einen kleinen Robo-ter herzustellen. (...) Die Beherrschung des Endproduktes entzieht sich ihnen also unweigerlich. Sie produzieren im Hinblick auf ein größeres Ganzes, auf das ihre Arbeit keinen Einfluss hat."30 Dadurch geht das "Subjekt [...] auf Distanz nicht nur zum Ergebnis der eigenen Arbeit, sondern zu dieser Arbeit selbst"31. Er kommt zur Überzeugung, dass die Selbstverwirklichung in der Arbeit durch die Erzeugung 'nicht- entfremdeter Gegenstände' heute nur aus-serhalb von Erwerbsarbeit, d.h. in der Sphäre der Eigenarbeit möglich ist.
Mit dieser Auffassung steht André Gorz konträr zu Martin Baethge. Dieser hatte beschrieben, dass den Menschen durch die zunehmende Individualisie-rung eine Selbstverwirklichung in der (Erwerbs-) Arbeit immer wichtiger wird, dass es zu einer "zunehmenden normativen Subjektivierung des Arbeitsprozes-ses"32 komme. Ursachen dieser Entwicklung seien neben dem weitgehend gesicherten Basisanspruch guter und sicher erscheinender Einkommen33 haupt-sächlich die "Ausdehnung vorberuflicher Sozialisation", "eine Zurücknahme von rigider Arbeitsteiligkeit" und "die zunehmende Erwerbsbeteiligung der Frauen"34. Die traditionell zentralen Bereiche der Lebenswelt wie Religion und Familie seien vom Sinnentzug bedroht35, Frauen wollten z.B. der kommuni-kativen Tristesse ihres Privatbereichs entfliehen, die Befrachtung der Arbeit mit Sinn diene der Kompensation des Sinnverlusts. Die Individuen versuchen demnach ihre nicht befriedigten expressiven Bedürfnisse ins "Zentrum des Systems zweckrationalen Handelns, in das Erwerbsarbeitssystem" zurückzu-verlagern. Und Baethge vermutet in dieser Entwicklung gar eine "anti-imperialistische Subversion" (sic!), mit der sich die kolonialisierte Lebenswelt zu rächen scheine.36 Ernsthafte Krisentheoretiker wie Robert Kurz können sich angesichts real existierender Dumpinglöhne und in Richtung Prostitution aus-ufernder Selbstvermarktung im Dienstleistungsbereich über solche Vorstellun-gen herrlich amüsieren: "Die postmaterialistische Wertorientierung' besteht offenbar ziemlich banal darin, nahezu für Gotteslohn zu malochen, wenn nur die imaginäre Bezahlung' für den lebensästhetischen' Halluzinationshaushalt stimmt"37.
Mit Gorz könnte man Baethge antworten, dass sich diese Entwicklung der Sub-jektivierung der Arbeit nur vollziehen konnte, weil sich die Arbeitszeit bereits verringert hat, die Erwerbsarbeit die Arbeitenden mithin nicht mehr so stark einbindet38. Arbeit ist wenn sie so wenig Zeit beansprucht "kein ermüdender, quälender Zwang, der den Menschen verkrüppelt, deformiert, verblödet, son-dern eine Beschäftigung, die ihm willkommen ist, aufgrund der Vielfalt, der Kontakte, des Rhythmus und der zeitlichen Organisation, die sie mit sich bringt"39. Zum einen kann man durch die Arbeitszeitverkürzung die indivi-duellen Tätigkeiten entfalten, andererseits wird die abstrakte, heteronome Erwerbsarbeit durch die Verkürzung weiter an Attraktivität gewinnen. Trotzdem warnt Gorz, man dürfe von den Arbeitnehmern nicht die Selbst-verwirklichung innerhalb von Arbeitsaufgaben fordern, die diese Selbstver-wirklichung nicht erlauben40. Die gesellschaftlich notwendige, heteronome Erwerbsarbeit sei in weiten Teilen dazu nicht geeignet.
2. Arbeitszeitverkürzung als Gesellschaftsvertrag
2.1. Wirtschaftspolitische Gestaltung
In seinem 1991 erschienenen Buch "Und jetzt wohin? Zur Zukunft der Linken" beschäftigt sich André Gorz mit den volkswirtschaftlichen Möglichkeiten, durch Arbeitszeitverkürzung einerseits bestehende Arbeitsplätze zu erhalten und andererseits neue Arbeitsplätze zu schaffen. Die Schaffung neuer Arbeits-plätze soll dabei auch möglich sein, ohne dass die Arbeitnehmer Einkommens-verluste hinzunehmen haben; die Nationalökonomen bestreiten das überwie-gend. Gorz hält dagegen: "wir verfügen über eine mindestens fünfmal höhere Kaufkraft im Vergleich zum Anfang des Jahrhunderts, obwohl wir nur halb so viel arbeiten". Der enorme Produktivitätszuwachs soll nach seiner Ansicht die Arbeitszeitverkürzung finanzieren. Dabei muss die Arbeitszeitverkürzung eine politische Entscheidung sein, "es obliegt der Wirtschaft, sich an sie anzupas-sen, so wie sie sich an die Sonntagsruhe, an den Acht- Stunden-Tag, an den be-zahlten Urlaub hat gewöhnen müssen"41. Wichtig ist ihm diese demokratisch legitimierte, politische Gestaltung der Verhältnisse, die allerdings einen Wech-sel der Perspektive nötig macht. Bei der in der Nationalökonomie allgemein üblichen ex post-Perspektive sind die Früchte der in der Vergangenheit gestei-gerten Produktivität immer schon verteilt. Die Frage muss lauten, wie sich die Früchte der kommenden Entwicklung am besten aufteilen lassen, d.h. es ist ein Wechsel in die ex ante-Perspektive nötig, z.B. durch Prognosen bezüglich der beiden Fragen:
- Welche Produktivitätssteigerungen sind zu erwarten?
- Welches Produktionswachstum ist zu erwarten?
Der Schwachpunkt bei Gorz' Überlegungen ist, dass er keine Vorschläge macht, wie diese Prognosen zuverlässig erstellt werden können. Er gesteht ein, sie dürften jedoch nicht "rein statistisch sein", da die Wirtschaft keine Maschi-ne sei, "die einem strengen Determinismus gehorcht"42. Es schwebt ihm jeden-falls eine stärkere Einflussnahme der Politik vor, sie solle für Arbeitnehmer und Unternehmen Rahmenbedingungen setzen, die regeln, wie und jenes auf-geteilt wird zwischen den konkurrierenden Zielen der Arbeitszeitverkürzung, der Schaffung zusätzlicher Arbeitsplätze und der Erhöhung von Löhnen und Sozialleistungen. Die Ziele sollen in sogenannten Produktivitätsverträgen zwi-schen betrieblichen und überbetrieblichen Tarifpartnern - er denkt hier an die Gewerkschaften als Akteure - festgelegt werden und somit die Ungewissheiten reduzieren. Solcherart mehrjährige Programme und Verträge seien für alle öffentlichen Dienste und Verwaltungen ohnehin unumgehbar: Investitionen, Personalbestände, berufliche Ausbildung müssen auf mehrere Jahre im voraus geplant werden. Gorz ist mit dieser Auffassung eindeutig ein Vertreter der eher administrativen Steuerung wirtschaftlicher Prozesse. Eine solche "Koordina-tion von gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Erfordernissen zielt auf eine andere Ordnung, in der das wirtschaftliche Handeln seine Legitimation nicht mehr nur aus den Leistungen des Marktes oder den rationalen Interessen des Individuums bezieht, sondern aus den übergeordneten Interessen des Gemein-wohls und der sozialen Gerechtigkeit."43
2.2. Szenarien der Arbeitszeitverkürzung
Der Zusammenhang zwischen Produktivität, Produktion und Arbeitsvolumen ergibt sich aus den makroökonomischen Definitionsgleichungen; danach er-rechnet sich die Produktivität aus der möglichen Produktion pro Erwerbsstun-de. Mit der ständig steigenden Produktivität kann mit einem bestimmten Arbeitsvolumen eine gesamtwirtschaftliche Produktion d.h. das BIP oder BSP erwirtschaftet werden. Gorz betrachtet diesen Zusammenhang in einem Zeit-raum von vier Jahren und stellt rückwirkend fest: bei einer derzeit (d.h. um 1991) zu beobachtenden Produktivität von 12% lässt sich beispielsweise ein Zuwachs der Produktion um 8% erwirtschaften. Dabei sinkt allerdings das gesellschaftliche Arbeitsvolumen in den vier Jahren um vier Prozent.
Das Arbeitsvolumen kann in der Gesellschaft unterschiedlich verteilt sein, z.B. können wenig Beschäftigte viel Arbeit und ein hohes Einkommen haben, dann haben aber auch viele keine oder wenig Arbeit und dadurch ein geringes Ein-kommen. Während neoklassische Ökonomen selbstverständlich davon aus-gehen, dass diese Verteilung prinzipiell durch den Markt zu erfolgen habe und auch nur dann optimal sein könne, meint Gorz, dies politisch-gesellschaftlich festlegen zu können und zeigt verschiedene Verteilungsszenarien44 auf.
Grafik
In seinem Szenario 1 mit stark steigender Produktivität und wirtschaftlichem Wachstum von 8% ergibt sich ein um 4% sinkendes Arbeitsvolumen. Bleibt im Verteilungsszenario 1 die Arbeitszeit gleich, ergibt sich, dass vier Prozent der Beschäftigten entlassen werden müssen und bei den Noch-Beschäftigten das Einkommen in diesen vier Jahren um 12% steigt. Beim zweiten Szenario wäre das Ziel eines unveränderten Beschäftigungsstandes, d.h. 0% Änderung, also keine Entlassungen, nur mit einer Arbeitszeitverkürzung von 4% und gleich-zeitig einem geringeren Anstieg der Einkommen zu erreichen. Szenario Nr.4 ist das von Gorz bevorzugte: bei der obigen wirtschaftlichen Entwicklung ist rechnerisch ein Verteilungsmodell denkbar, bei dem man mit einer starken AZV um 9%, bei gleichzeitiger Erhöhung der Löhne und Gehälter um 3% die Einstellung von 5% mehr Arbeitnehmer erreichen könnte.
Gorz schlägt auf mittlere Sicht allerdings eine bewusste Einschränkung des Wachstums vor, da ein starkes Wirtschaftswachstum mit dem anstehenden ökologischen Umbau der Wirtschaft unvereinbar wäre. In der rechten Spalte der Tabelle sind die zwei Szenarien ohne Wirtschaftswachstum skizziert: Er nimmt dabei an, dass die ökologische Erneuerung zum wirtschaftlichen Null-wachstum führt. Dabei könnten dann allerdings solch wichtige Ziele verwirk-licht werden wie: keine kostspieligen Verpackungen, längere Lebensdauer der Produkte, Energieeinsparsysteme, gesündere Ernährung, Verminderung des Leistungsdrucks, dadurch weniger kostspielige Krankheiten. Damit macht Gorz klar, dass er neben der sozialen auch eine ökologische Regulierung von Staats wegen für unerlässlich hält45.
Im Szenario 5 verlangt ein gleichbleibendes BSP 9% weniger Arbeit, d.h. bei gleichbleibender Arbeitszeit verlieren 9% ihren Arbeitsplatz. Diejenigen, die ihn behalten, können dann 9% mehr verdienen. Gorz bezeichnet das als neo-liberales Szenario der "Auslese der Tüchtigsten". Es gibt hierbei viele Arbeits-lose, die um wenig Arbeitsplätze konkurrieren und dann besser qualifiziert sein oder sich billiger auf dem Arbeitsmarkt anbieten müssen. Aus Unternehmer-sicht ist Arbeitslosigkeit demnach kein Problem, die Knappheit an Arbeits-plätzen ist ein Anzeichen für einen funktionierenden Markt46.
Szenario 7 wäre die ökologische Radikalvariante: bei wirtschaftlichem Null-wachstum sollen 4% mehr Leute eingestellt werden, die Arbeitszeit könnte folglich um 13% verkürzt werden, die Reallöhne müssten dagegen um 4% ge-senkt werden, da ein gleichbleibendes Reichtumsvolumen auf 4% mehr Arbeit-nehmer zu verteilen ist. Eine so schnelle Umverteilung ist nach Gorz nur rech-nerisch möglich. Wichtig für ihn ist jedoch, dass die Arbeitszeitverkürzung nicht auf Betriebsebene oder Branchenebene, sondern gesamtgesellschaftlich umgesetzt werden muss, d.h. unabhängig von der Produktivitätssteigerung der einzelnen Betriebe und Branchen, da die Branchen sehr unterschiedlich pro-duktiv sind (vgl. Banken und Krankenhäuser).
2.3. Emanzipation und Zeitpolitik
Das Ziel der Arbeitszeitverkürzung ist dabei nicht nur die ausgeglichenere Ver-teilung von Arbeit, sondern auch die individuelle Freisetzung von Zeit für familiäre, gesellschaftliche, kooperative, kulturelle Tätigkeiten, deren Zweck nicht ihre Bezahlung ist. Insbesondere vermieden werden soll eine Dualgesell-schaft, d.h. die drohende Aufspaltung der Gesellschaft in einerseits hochquali-fizierte, ganztags angestellte gut bezahlte Arbeitnehmer, andererseits unterbe-zahlte unterqualifizierte Dienstleister (USA als Negativ-Beispiel für die Dual-gesellschaft). Das Mehr an Zeit soll für die Selbsttätigkeit genutzt werden; die freie Zeit darf also nicht der Freizeitindustrie und dem Warenkonsum über-lassen werden47. Nötig ist daher über die Arbeitszeitverkürzung hinaus eine Zeitpolitik, die die Möglichkeiten zur Selbsthilfe, Selbstversorgung und Selbst-betätigung fördert. Für die Eigenarbeit, bzw. freie Selbstbetätigung fehlt bis-lang der gesellschaftliche Raum, in dem sie sich entfalten kann. Diesen gilt es zu schaffen48. Die Zeitpolitik muss drei widersprüchliche, aber dennoch legitime Interessen in Einklang bringen49:
1) Die Arbeitnehmer wollen nicht, dass ihr Realeinkommen aufgrund der Arbeitszeitverkürzung sinkt. Dieses Argument wird gerne auch von Arbeit-geberseite angeführt und durch eine Akzeptanzstudie des DIW belegt.50
2) Die Unternehmen müssen Planungssicherheit haben, vor allem hinsichtlich des wirklichen Arbeitsvolumens, das sie brauchen; sie sollen nicht Leute für eine Arbeit bezahlen müssen, die diese nicht leisten.
3) Die Gesellschaft will Prioritäten setzen und manche Produktionen sowie den Konsum mancher Produkte durch abschreckende Steuern hemmen können.
2.4. Einkommensausgleich durch Bürgergeld
Geld wird anders als Eigentum um seiner selbst willen begehrt. Es fungiert "als Gewissheitsäquivalent, insofern nämlich es im Rahmen einer bestimmten Quantität gegenwärtig schon die Erfüllung künftiger Bedürfnisse sicher-stellt."51 "Wer Geld hat", so Axel T. Paul, darf "davon ausgehen, sich situativ entscheiden und damit im emphatischen Sinne überhaupt handeln zu können". Damit die an dieses Geldsystem gewohnten Erwerbstätigen überhaupt einer Arbeitszeitverkürzung zustimmen, muss es einen Einkommensausgleich geben; dieser soll nach Gorz durch einen "zweiten Scheck", d.h. ein Bürgergeld er-folgen. Die Finanzierung dieses z.B. an die Staatsbürgerschaft gekoppelten Einkommens soll durch eine Konsumsteuer (Mehrwertsteuer, spezifische Pro-duktsteuern, z.B. Ökosteuer), nicht durch Mehrbelastung des Erwerbseinkom-mens (Sozialabgaben) oder des Kapitals (Maschinensteuer) realisiert werden52. Aus der entstehenden Kasse könnten die Einkommen während der Nicht-Arbeit bezahlt werden53. Gorz verweist auf das äußerst erfolgreiche Modell in Dänemark bei dem durch gesetzliche Bestimmungen die Nicht-Arbeit subven-tioniert wird; eine freiwillige Unterbrechung der Arbeit wird durch ein garan-tiertes soziales Grundeinkommen angeregt. Die finanzielle Zuweisung für diese sog. "freiwilligen Arbeitslosen" beträgt 56% ihres normalen Gehaltes. Das macht bei einem Halbzeit-Arbeitenden 78% seines Vollzeiteinkommens und bei einem ein Viertel der Arbeitszeit Arbeitenden 64% desselben aus. "Diskontinuität und Prekarität der Arbeit hören auf, Synonyme zu sein. Je mehr die Arbeit unterbrochen wird, desto sicherer kann der Arbeitsplatz garan-tiert werden und desto größer ist auch die Freiheit der Erwerbstätigen bei der Wahl ihrer Arbeitsphasen und ihre Zeitsouveränität."54
Ein nicht an Bedingungen geknüpftes allgemeines Grundeinkommen lehnte Gorz 1991 noch ab. Es entfalte sich dadurch nicht automatisch ein öffentlicher Raum in dem sich Gemeinsinn, politische Handlungslust und nicht-ökonomi-sche Selbstbetätigung entfalten können. Im Gegenteil, es spalte die Gesell-schaft in eine Dualgesellschaft auf. Zudem trage das allgemeine Grundeinkom-men dem Umstand nicht Rechnung, dass eine bestimmte Menge an Arbeit not-wendig ist. Diese Notwendigkeit ist nicht eine soziale Pflicht, sondern durch die Natur der Dinge gegeben. In der antiken polis wurde diese Arbeit weit-gehend von den Sklaven und im Privatbereich von Frauen geleistet. Freiheit und Gleichheit der Individuen verlangen dagegen die gesellschaftliche Organi-sation dieser notwendigen Arbeit in der öffentlichen Sphäre, mit Beteiligung aller. Ein universelles Grundeinkommen würde dem zuwiderlaufen55. In sei-nem neuesten Buch steht Gorz der Idee vom bedingungslosen Grundeinkom-men wieder aufgeschlossener gegenüber und verweist auf "den Widerspruch im Innersten des herrschenden gesellschaftlichen Diskurses'". Dieser stelle die Arbeit nämlich einerseits als ein Grundbedürfnis des Menschen dar, als eine "Hauptquelle der Anerkennung durch andere und der Selbstachtung. So-bald es aber um nicht an Arbeit gebundene soziale Rechte geht, beschwört man die Gefahr, dass damit der Anreiz zur Arbeit nachlassen könnte'"56. Wenn die Arbeit einen solchen Anreiz nötig habe, könne sie wohl "doch nicht so anzie-hend, erfüllend, befriedigend, integrierend" sein. Die Schlussfolgerung ist klar: die Gesellschaft muss einerseits die Erwerbsarbeit attraktiver machen, d.h. sie von allen verdinglichenden Zwängen (Arbeitszeit- und Leistungszwänge, hie-rarchische Zwänge) befreien. Andererseits müsse die Erwerbsarbeit schon von Grund auf ein selbstverständlicher Teil eines multiaktiven Lebens werden - aber eben nur ein Teil dessen.
3. Neue Arbeitszeitmodelle
3.1 Arbeitszeitverkürzung zur Beschäftigungssicherung
Das Instrument der Arbeitszeitverkürzung zur Umverteilung der abnehmenden Arbeitsvolumens auf eine steigende Anzahl von Erwerbspersonen wurde auf betrieblicher Ebene bereits angewandt - bislang allerdings nur zur Sicherung bereits vorhandener Arbeitsplätze, nicht zur Ausweitung der Beschäftigung. Die Ergebnisse einer tarifvertraglich geregelten Arbeitszeitverkürzung haben Markus Promberger et al in ihrer von der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung finanzierten Studie "Weniger Geld, kürzere Arbeitszeit, sichere Jobs? Soziale und ökonomische Folgen beschäftigungssichernder Arbeitszeitverkür-zung" detailliert am Beispiel zweier deutscher Großunternehmen - der Volks-wagen AG und der Ruhrkohle AG - beschrieben. Die Autoren hatten Daten in einer standardisierten schriftlichen Repräsentativbefragung sowie von zehn qualitativen Interviews mit Beschäftigten beider Unternehmen erhoben, bei denen es um die Erfahrungen mit der Arbeitszeitverkürzung und um deren Akzeptanz, das Problem des Einkommensverlusts, und den Umgang mit der gewonnen Freizeit ging. Die Beschäftigten waren zunächst überhaupt nicht mit einer Arbeitszeitverkürzung einverstanden, weil diese mit einer Reduzierung ihrer Einkommen verbunden war. Sie waren dazu lediglich aufgrund der unsicheren Beschäftigungsperspektive durch die Krisensituation des Unterneh-men bereit. Die Autoren kommen zum Ergebnis, dass Arbeitszeitverkürzung nur zur Beschäftigungssicherung, nicht aber zur Beschäftigungssteigerung im größeren Umfang durchsetzbar ist, da sie den Interessen der betroffenen Be-schäftigten zuwiderläuft.57 Für eine Realisierung äußerst problematisch ist in diesem Zusammenhang, dass es keine organisierte Vertretung der Arbeitslosen und kein Verhandlungssystem für ein hohes Beschäftigungsniveau gibt58.
3.2. Alternativökonomie
Der Stuttgarter Soziologe Buß beobachtet neben der Ausbreitung der Schatten-wirtschaft einen weiteren Typus neuer informeller Arbeitsformen, der in den letzten Jahren schnell gewachsen ist. "Wichtigstes Unterscheidungsmerkmal [dieser] Alternativökonomie gegenüber der herkömmlichen Erwerbsarbeit ist das Identitätsprinzip. "Arbeit wird als Tätigkeit begriffen, bei der Gegenstand, Ziel und Methode selbst gewählt sind."59 Die Alternativökonomie breite sich vor allem im öffentlichen, halböffentlichen und sozialen Dienstleistungsbe-reich, im Gesundheits- und Ernährungswesen, im biologischen Landbau, im Handwerk, in der Sozialfürsorge, und der Alten- und Jugendhilfe aus. Das sind genau die Sektoren, in denen aus Kostengründen herkömmliche Erwerbsarbeit knapp, d.h. nicht mehr so stark nachgefragt wird. Buß nennt diesen Zustand angesichts steigender Arbeitslosenzahl das "Arbeitsparadoxon der modernen Industriegesellschaft", es setze ein "Prozeß der öffentlichen Verarmung" ein60. Die Idee von Gorz ist, diese notwendigen, aber bislang unzureichend oder gänzlich unerledigten Aufgaben außerhalb der Sphäre der Erwerbstätigkeit zu erledigen, weil der Markt offenbar nicht in der Lage ist, das Bedürfnis danach zu befriedigen. Fraglich bleibt dabei natürlich weiterhin die Finanzierung die-ser wichtigen, aber oft unerledigten Aufgaben, wenn derartige Engpässe nicht durch Fremd- bzw. Selbstausbeutung der Arbeitenden behoben werden sollen. Baethge hatte ja beschrieben, dass die Grenzen zwischen Erwerbsarbeit und nicht erwerbswirtschaftlichen Betätigungen verschwimmen, immer mehr Tätigkeiten könnten "sowohl als Erwerbsarbeit als auch als unbezahlte Selbst-tätigkeit wahrgenommen werden"61.
4. Kritik
Die vermittelnden Vorschläge - "zwischen Misere und Utopie" - von Gorz sind gegenüber katastrophischen Zusammenbruchsszenarien sehr attraktiv. Bei Gorz' gesellschaftspolitisch geregelter Arbeitszeitverkürzung geht um deutlich mehr als eine Veränderung der Zeitorganisation. Sein Ziel ist eine Trivialisie-rung der Erwerbsarbeit, und damit verbunden eine Zurückdrängung der kapita-listischen Verwertungslogik. Die Umsetzung wird auf Widerstand aus unter-schiedlichen Richtungen stoßen.
4.1. Bedeutungsverlust der Nationalökonomie
Der SPD-Bundestagsabgeordnete Hermann Scheer betont, dass es auch in der "solaren Arbeitsgesellschaft" einen Verteilungskonflikt geben werde. "Mit den neuen Rechner- und Informationstechniken ist es möglich, dass Menschen in bisher einmaligem Ausmaß Motoren, Maschinen und Geräte für sich arbeiten lassen. (...) Damit verschärft sich die Auseinandersetzung darüber, wie wirt-schaftliche Arbeitserträge verteilt werden, so dass alle Menschen ihren Lebens-unterhalt bestreiten können." Bei dem von ihm verfochtenen Wandel von den fossilen zu den solaren Ressourcen müsse "die Verteilung der Gesamterträge auf alle über Arbeitszeitverkürzungen und/oder über staatlich garantierte Le-bensunterhaltszahlungen erfolgen"62. Die brisante Frage sei allerdings, "wie die politischen Institutionen die dafür notwendigen Erträge von hochprodukti-ven Unternehmen abschöpfen können, die sich immer transnationaler organi-sieren und sich damit gegenüber nationalen Regierungen quasi in einem extra-territorialen Raum bewegen".
Gorz muss sich die Kritik gefallen lassen, dass er mit seinem nationalstaatlich fundierten Gesellschaftsvertrag zur Arbeitszeitverkürzung die Globalisierung nicht berücksichtigt. Er argumentiert aus der Perspektive der Nationalökono-mie, die angesichts der Globalisierung und der Ausbildung des gemeinsamen europäischen Marktes zunehmend an Bedeutung verliert. "Die wirtschaftliche Entwicklung entzieht sich nationalstaatlicher Kontrolle, während ihre sozialen Folgen - Arbeitslosigkeit, Migration, Armut - sich in den Auffangnetzen des nationalen Sozialstaates sammeln."63 In seinem aktuellen Buch widmet Gorz jedoch ein Kapitel dem Ende des ökonomischen Nationalismus. Es entstehe so etwas wie ein "supranationaler Kapitalstaat", ohne gesellschaftliche Grundla-gen und ohne politische Verfassung. Andererseits verfügen "die Staaten [...] durchaus über Instrumentarien zur Veränderung von Richtung und Charakter der Globalisierung, auch wenn dies nicht auf jeden einzelnen Staat für sich genommen zutrifft." Es fehle den Staaten allerdings der allgemeine, gemein-same politische Wille, gegen das globalisierte Kapital die gemeinsame Sou-veränität durchzusetzen64.
4.2. Kontrollverlust
Aus Arbeitgeber-Sicht ist eine Arbeitszeitverkürzung nicht unbedingt attraktiv, das erkennt auch Gorz. Sie haben an einem Macht- und Kontrollverlust kein Interesse, und lehnen deshalb die Arbeitszeitverkürzung ab. Wenn die Arbeit nicht mehr so viel Zeit in Anspruch nimmt, ist sie nur noch eine Tätigkeit unter anderen möglichen, damit würde das Verhältnis existenzieller Unterwerfung gegenüber dem Arbeitgeber gebrochen65. Die Erhaltung der Norm der Vollbe-schäftigung tendiert grundsätzlich dahin, die auf der Leistungsethik beruhen-den Herrschaftsbeziehungen zu erhalten.66 Dabei steht der Ökonom Willke einem veränderten Verhältnis zwischen Erwerbsarbeit und den anderen Dimensionen menschlicher Tätigkeit und auch dem Gedanken der Selbstver-wirklichung in der Arbeit durchaus aufgeschlossen gegenüber67. Aber man muss vorsichtig sein, denn Robert Kurz warnt zu Recht, die postmoderne Kontrollform bestehe gerade darin, "den kapitalistischen Widerspruch ins Innere des Individuums zu verlegen - so kann es tatsächlich losgelassen' werden, weil es endgültig (getrieben von Geschäftsideen') zu seinem eigenen Kontrolleur unter den Gesetzen der Konkurrenz geworden ist."68
Neben dem Kontrollverlust werden von den Arbeitgebern zusätzliche Kosten durch die Arbeitszeitverkürzung befürchtet. Diese lägen erstens im Bereich der Arbeitszeit-unabhängigen Personalkosten (Gemeinkosten, Personalbewirt-schaftung) und den Kosten für die Einstellung neuer Mitarbeiter (Einarbei-tung), zweitens bei den Kosten der erforderlichen organisatorischen Anpassung (zumindest vorübergehend) und drittens im Bereich der Kapitalkosten (An-schaffung neuer Maschinen; können aber gering gehalten werden durch Flexi-bilisierung in den Arbeitszeiten, z.B. Schichtdienst).69 Andererseits kann man sich auch mit einer Arbeitszeitverkürzung anfreunden, rechnet man doch mit einer Erhöhung der Arbeitsproduktivität.
4.3. Produktinnovations- und Dienstleistungsmythos
Burkart Lutz zweifelt angesichts der sich derzeit abspielenden historisch bei-spiellosen "Kolonisierung" der meisten gesellschaftlichen Bereiche durch ökonomische Vernunft und ökonomische Interessen an den Chancen für die Umsetzung der Gorzschen Ideen.70 Tatsächlich stoßen die Versuche, den kari-tativen, ehrenamtlichen und gemeinwirtschaftlichen Bereich zuungunsten des Marktsektors auszuweiten bei neoklassischen Ökonomen auf wenig Resonanz, man dürfe das "[...] nicht überinterpretieren. An der Dominanz des Marktes und der marktwirtschaftlichen System änder[e] dies nichts." Eine mehrheit-liche Beschäftigung außerhalb des Marktsektors sei bislang noch nirgends gelungen, und man präsentiert altbekannte Ideen: "Eine ins Gewicht fallende Ausweitung der Zahl der Arbeitsplätze hat es vorwiegend dort gegeben, wo günstige Bedingungen für die Entfaltung dynamischer Märkte geschaffen wurden."71 Man glaubt an eine Wiederausweitung der Produktion, nach der dazu nötigen und sich derzeit vollziehenden Prozessinnovation würden frei-gesetzte Arbeitskräfte durch Produktinnovationen in Bio- und Informations-technologien und der damit verbundenen Produktionsausweitung wieder in den Arbeitsprozess integriert werden. Ein Mythos?
Auf den Mythos der Dienstleistungsgesellschaft hatte schon Ulrich Beck ver-wiesen, "der bevorstehende Aufschwung der Dienstleistungsgesellschaft wird die Arbeitsgesellschaft retten. (...) Gewiß werden neue Arbeitsplätze entstehen. Zunächst aber werden genau umgekehrt die traditionell sicheren Beschäfti-gungskerne im Dienstleistungsbereich einer jetzt erst anlaufenden Automati-sierungswelle geopfert."72 Robert Kurz beschreibt die neuesten Rationalisie-rungs-Entwicklungen im Bereich des E-Commerce und des sogenannten B2B (Business-to-Business): "Was da über die Welt rollt, ist nicht der Anfang eines neuen Wirtschaftswunders, sondern eine riesige Freisetzungswelle von Arbeits-kraft. Der gesamte Zwischenhandel, große Teile der Zulieferer, Lagerhaltung, Einkaufs- und Beschaffungsabteilungen - alles wird überflüssig, ganze Ebenen des Wirtschaftsgeschehens' einschließlich erheblicher Teile des Managements selber müssen mittelfristig von der Bildfläche verschwinden." Es komme nun die lange erwartete und befürchtete zweite große Welle der mikroelektroni-schen Revolution, sie werde weitaus mehr Arbeitskräfte überflüssig machen, als durch Markterweiterung vom kapitalistischen Produktionsprozess wieder absorbiert werden können. Und er prognostiziert: "In Deutschland wird es dann eben nicht mehr bloß vier, sondern acht oder zehn Millionen Arbeitslose geben." 73 Nicht unbedingt schöne Aussichten, aber das erwartet man von Kurz auch nicht.
Literatur
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1 vgl. Gesetz zur Förderung von Stabilität und Wachstum der Wirtschaft (Stabilitätsgesetz ) von 1967
2 Eugen Buß: Hauptprobleme des modernen Kapitalismus (Kap. 6). In ebd: Lehrbuch der Wirtschaftssoziologie. Berlin, New York 1995. S.121
3 Eugen Buß a.a.O.
4 Eugen Buß a.a.O. S.122
5 vgl. Jürgen Espenhorst: Zeit der Wohlstandswende? Analyse wirtschafts- und sozialpolitischer Trends: 1966-1995-2010. In: Aus Politik und Zeitgeschichte. B 3-4/1996. S.10
vgl. auch Gerhard Willke: Szenarien künftiger Arbeit (Kap. 5). In: ebd: Die Zukunft unserer Arbeit. Frankfurt 1999. S.267
6 Ulrich Beck: Die Seele der Demokratie: Bezahlte Bürgerarbeit. In: ders.: Die Zukunft von Arbeit und Demokratie. Frankfurt/M. 2000. S.416
7 Der Ausdruck wurde ursprünglich von Hannah Arendt geprägt. vgl. Robert Kurz/Norbert Trenkle: Die Aufhebung der Arbeit. Ein anderer Blick in das Jenseits des Kapitalismus. In: Robert Kurz, Ernst Lohoff, Norbert Trenkle (Hrsg.): Feierabend. Elf Attacken gegen die Arbeit. Hamburg 1999. S.229
8 André Gorz: Arbeit zwischen Misere und Utopie. Frankfurt 2000 (folgend: Gorz 2000). S.11
9 vgl. Robert Kurz, Norbert Trenkle a.a.O.
10 Hans-Paul Bahrdt: Arbeit als Inhalt des Lebens. In: J. Matthes (Hrsg.): Krise der Arbeitsgesellschaft? Frankfurt, New York 1983. S.124
11 André Gorz: Und jetzt wohin? Zur Zukunft der Linken. Berlin 1991 (folgend: Gorz 1991). S.124
12 vgl. Jürgen Kromphardt: Die Analyse des Kapitalismus durch Karl Marx (Kap. III/D). In: Konzeptionen und Analysen des Kapitalismus - von seiner Entstehung bis zur Gegenwart. Göttingen 1987. S. 123ff.
13 Wolfgang Littek, Werner Rammert, Günther Wachteler: Einführung in die Arbeits- und Industriesoziologie. Frankfurt/M., New York 1982. S.19
14 Erich Fromm: Haben oder Sein. Die seelischen Grundlagen einer neuen Gesellschaft. München 1993. S.95f.
15 Robert Kurz et al. / Zeitschrift Krisis - Beiträge zur Kritik der Warengesellschaft (Hrsg.): Manifest gegen die Arbeit. Düsseldorf 1999. http://www.magnet.at/krisis/arbeit/manifest.html
16 Karl Polanyi: The Great Transformation. Politische und ökonomische Ursprünge von Gesellschaften und Wirtschaftssystemen. Frankfurt 1997. S.107f.
17 vgl. Axel T. Paul: Wirtschaft als Gesellschaft. Über den geldwirtschaftlichen Kern der Luhmannschen Systemtheorie. In: Axel T. Paul: Ökonomie und Anthropologie. Berlin 1999. S.111
18 Gorz 1991. S.125
19 Manifest gegen die Arbeit. a.a.O.
20 Manifest gegen die Arbeit. a.a.O.
21 Gorz 2000. S.145
22 Gorz 1991. S.119; vgl. auch Erich Fromm a.a.O. S. 96
23 vgl. Heinz Weinhausen: Zum Teilzeitsozialismus des André Gorz. In: Contraste, Zeitschrift für Selbstorganisation. Nr. 187. Heidelberg 2000
24 vgl. Francis Fukuyama: The End of History. In: The National Interest. Summer 1989. S.4
25 Hans-Paul Bahrdt a.a.O. S.134
26 Solidarität und Selbstverantwortung. Von der Risikogesellschaft zur Chancengesellschaft. Bericht und Empfehlungen der Zukunftskommission Gesellschaft 2000 der Landesregierung Baden-Württemberg (Hrsg). Dezember 1999. http://www.baden-wuerttemberg.de/zukunftskommission/download/Bericht_komplett.pdf S.141
27 Zukunftskommission a.a.O. S.137
28 Gorz 1991. S.128f.
29 André Gorz: Wege ins Paradies. Thesen zur Krise, Automation und Zukunft der Arbeit. Berlin 1983 (folgend: Gorz 1983). S.81
30 Gorz 1983. S.105
31 Gorz 1991. S.122
32 Martin Baethge: Arbeit und Identität. In: Beck, Beck-Gernsheim (Hrsg.): Riskante Freiheiten. Frankfurt/M. 1994. S.245
33 Martin Baethge a.a.O. S.246
34 Martin Baethge a.a.O. S.249
35 Martin Baethge a.a.O. S.254
36 Martin Baethge a.a.O. S.255
37 Robert Kurz / Klaus Bittermann (Hrsg.): Die Welt als Wille und Design. Postmoderne, Lifestyle-Linke und die Ästhetisierung der Krise. Berlin 1999. S.97
38 Gorz 1991. S.122
39 Gorz 1983. S.86
40 Gorz 1991, S.118
41 Gorz 1991. S.169
42 Gorz 1991. S.169
43 Eugen Buß: Steuerungsformen der Wirtschaft (Kap.5). In: ebd.: Lehrbuch der Wirtschaftssoziologie. Berlin, New York 1995. S.118
44 Gorz 1991. S.158ff.
45 Auch der Volkswirtschafts-Professor Kromphardt von der TU Berlin stellt in Frage, "ob unter ökologischen Gesichtspunkten ein entsprechendes Wachstum überhaupt vertretbar wäre." In: Jürgen Kromphardt: Arbeitszeitverkürzung als beschäftigungspolitische Maßnahme. In: ebd. (Hrsg.): Arbeitslosigkeit und Inflation. Eine Einführung in die makroökonomischen Kontroversen. Göttingen 1998. S.248
46 vgl. Jürgen Kromphardt: Neoklassische Erklärung der niveaubedingten Arbeitslosigkeit. In: ebd. (Hrsg): Arbeitslosigkeit und Inflation. Eine Einführung in die makroökonomischen Kontroversen. Göttingen 1998. S.79ff.
47 Gorz 1991. S.165
48 Gorz 1991. S.124f.
49 Gorz 1991. S.149
50 vgl. dazu Claus Schnabel: Arbeitszeit und Arbeitszeitverkürzung, IW-Trends 3/97 (Deutsches Institut für Wirtschaft, DIW Köln), Jg.24. http://iwkoeln.de/trends/tr3-97/tr3-3-01.htm; vgl. auch: Promberger, Markus; Rosdücher, Jörg; Seifert, Hartmut; Trinczek, Rainer: Weniger Geld, kürzere Arbeitszeit, sichere Jobs? Soziale und ökonomische Folgen beschäftigungssichernder Arbeitszeitverkürzungen. Reihe Forschung aus der Hans-Böckler-Stiftung; Bd. 5, 1997
51 vgl. Axel T. Paul: Wirtschaft als Gesellschaft. Über den geldwirtschaftlichen Kern der Luhmannschen Systemtheorie. In: Axel T. Paul: Ökonomie und Anthropologie. Berlin 1999. S.116
52 Gorz 1991. S.149
53 Gorz 1991. S.166f.
54 Gorz 2000. S.140
55 Gorz 1991. S.143f.
56 Gorz 2000. S.141f.
57 Promberger, Markus; Rosdücher, Jörg; Seifert, Hartmut; Trinczek, Rainer: Weniger Geld, kürzere Arbeitszeit, sichere Jobs? Soziale und ökonomische Folgen beschäftigungssichernder Arbeitszeitverkürzungen. Reihe Forschung aus der Hans-Böckler-Stiftung; Bd. 5, 1997. S.201
58 vgl. Claus Offe bei seinem Vortrag zur Zukunft der Arbeitsgesellschaft am 17.11.99 an der Universität Freiburg
59 Buß a.a.O. S.129
60 Buß a.a.O. S.127
61 Baethge a.a.O. S.254
62 Hermann Scheer: Solare Weltwirtschaft. Strategie für die ökologische Moderne. München 1999. S.324f.
63 Ulrich Beck: Was ist Globalisierung? Frankfurt/M. 1998. S.34
64 Gorz 2000. S.26
65 vgl. auch Martin Baethge a.a.O. S.248
66 Gorz 1983. S.57f.
67 Gerhard Willke: Szenarien künftiger Arbeit (Kap. 5). In: ebd. (Hrsg.): Die Zukunft unserer Arbeit. Frankfurt 1999. S.294
68 Robert Kurz / Klaus Bittermann (Hrsg.): Die Welt als Wille und Design. Postmoderne, Lifestyle-Linke und die Ästhetisierung der Krise. Berlin 1999. S.100
69 vgl. Jürgen Kromphardt a.a.O. S.253f.
70 Burkart Lutz: Gorz: Kein Weg ins Paradies. In: Soziologische Revue, Jg. 14, 1991. S.160 (165)
71 Gerhard Willke a.a.O. S.271ff.
72 Ulrich Beck: Was ist Globalisierung? Frankfurt/M. 1998. S.108
73 Robert Kurz: Euphorie um New Economy. Das Internet als Traumfabrik des Neuen Marktes. Der Beitrag erscheint voraussichtlich im Herbst 2000 in: Robert Kurz: Dabeisein ist alles. Die Voodoo-Ökonomie des neuen Weltmarktes und ihr absehbares Ende. Edition Tiamat, Berlin.
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