Kapital | |
Team | Gerhard Schmidt |
Thema | Kapital Bd.3., V. Abschnitt, 36. Kapitel, Vorkapitalistisches [bezüglich zinstragendem Kapital] (Konspekt) |
Verweis | [ Exzerpt ] |
Status | 1. Bearbeitung |
Letzte Bearbeitung | 10/2003 |
Home | http://www.mxks.de |
[Der rote Faden] |
Das zinstragende Kapital - oder in seiner altertümlichen Form , das Wucherkapital - gehört mit seinem Zwillingsbruder, dem kaufmännischen Kapital - zu den antediluvianischen Formen des Kapitals - die der kapitalistischen Produktionsweise lange vorhergehn - und sich in den verschiedensten ökonomischen Gesellschaftsformationen vorfinden
- Existenzbedingung von Wucherkapital: wenigstens ein Teil der Produkte verwandelt sich in Waren - + zugleich entwickelt sich mit dem Warenhandel das Geld sich in seinen verschiednen Funktionen - historisch vorgängig ist Kaufmannskapital - speziell Geldhandlungskapital - dann erst Wucherkapital - in Rom waren sie ab Ende der Republik historisch auf den höchsten Punkt entwickelt - mit dem Geld findet sich notwendig die Schatzbildnerei ein - der professionelle Schatzbildner wird jedoch erst wichtig, sobald er sich in den Wucherer verwandelt.
- der Kaufmann borgt Geld, um es als Kapital anzuwenden - Funktion des Kaufmannskapitals ist es, durch Ein- und Verkauf von Waren Profit zu machen - sein Verhältnis zum Geldverleiher ist unverändert in sämtlichen
- in produktiven Formen der Sklaverei wird der Sklave zur Form des zinstragenden Kapitals">
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[historischer Zusammenhang zwischen verschiedenen Formen des Kapitals - zinstragendes bzw. Wucherkapitall - Kaufmannskapital - beide Zwillingsbrueder - letzteres historische Voraussetzung ersteren - also Verwandlung von Arbeitsprodukten zu Waren - Warenhandel - Geld in seinen Funktionen - also Schatzbildung - Verwandlung in Wucherer - das Verhältnis des Kaufmanns zu diesem - Sklave als Form des zinstragenden Kapitals] |
- die charakteristischen Formen worin das Wucherkapital in den Vorzeiten der kapitalistischen
Produktionsweise existiert, sind zweierlei - auf Basis der kapitalistischen Produktion sind sie bloß untergeordnete Formen - beide Formen sind: erstens, der Wucher durch Geldverleihen an verschwenderische Große, wesentlich Grundeigentümer - zweitens, Wucher durch Geldverleihen an den kleinen, im Besitz seiner eignen Arbeitsbedingungen befindlichen Produzenten - den Handwerker eingeschlossen - aber ganz spezifisch der Bauer als große Mehrheit vorkapitalistische Zustände - beide Formen führen zur Bildung konzentrierter Geldkapitalien - dies führt allerdings keinewegs zwangsläufig zur Aufhebung der Produktionsweise - Wucherkapital existierte im historischen Zusammenhang mit Kleinproduzenten, welche hierduch zu Sklaven wurden"
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[die zwei charakteristische vorkapitalistische Formen des Wucherkapitals: Geldverleihen 1. an verschwenderische Große - 2. an Handwerker und vor allem Bauer - führen zur Bildung konzentrierter Geldkapitalien - existiert bei vorherrschender Kleinproduktion - macht sie zu Sklaven] |
- unter der Form des Zinses kann vom Wucherer aller Überschuß über die notdürftigsten
Subsistenzmittel (den Betrag des spätem Arbeitslohns) der Produzenten verschlungen werden (was
später als Profit und Bodenrente erscheint) - dagegen bildet bei der Höhe des modernen Zinsfußes der Zins, wenigstens der normale, nur einen Teil dieses Mehrwerts - die historische Enteignung der Kleinproduzenten durch das Wucherkapital ist Voraussetzung, nicht Resultat des Kapitalismus - das Wucherkapital ändert die Produktionsweise - wo das Eigentum resp. der Besitz der Produzenten an den Arbeitsbedingungen - und die ihr entsprechende vereinzelte Kleinproduktion - wesentliche Voraussetzung ist - dort hat sich das Kapital also die Arbeit nicht direkt untergeordnet - tritt der Arbeit also daher nicht als industrielles Kapital gegenüber - hier verelendet das Wucherkapital diese Produktionsweise - es lähmt die Produktivkräfte, statt sie zu entwickeln, und verewigt zugleich diese jammervollen Zustände, in denen nicht, wie in der kapitalistischen Produktion, die gesellschaftliche Produktivität der Arbeit auf Kosten der Arbeit selbst entwickelt wird.
- dafür wirkt der Wucher zerstörend, auflösend auf antikes und feudales Eigentum und den so gebildeten Reichtum - ebenso alle Produktionsformen, in welchen der Produzent noch Eigentümer seiner Produktionsmittel - dagegen entspricht der Entfremdung des Produzenten in der kapitalistischen Produktionsweise eine tatsächliche Umwälzung der Produktionsweise selbst - der Wucher zentralisiert Geldvermögen als Parasit - Kaufmanns- und Wucherkapital sind historisch wichtig zur Bildung eines vom Grundeigentum unabhängigen Geldvermögens - der Wucherer verdrängt das alte Patriziat und Aristokratie als Grundeigentümer und Sklavenhalter - revolutionäre Rolle des Wuchers durch die Auflösung der alten Reproduktionsformen und im Übergang zum Kapitalismus bei gegebenen anderen Bedingungen dessen Übergangs - das Wucherkapital exploitiert in kapitalistischer Form ohne deren Produktionsweise - beide Klassen der Gläubiger leihen vom Wucherer Geld als Geld - Kaufmittel, Zahlungsmittel - die Gläubiger suchen Geld als Geld, nicht Kapital - für den Wucherer verwandelt sich durch den Zins Geldschatz zu Kapital - Kleinproduzenten leihen Geld in Notfällen - dorthinein gelangen sie historisch unterschiedlich - - die Bauernmassen vor allem durch die Kriegszüge des Stammesadels im Übergang zu den antiken- bzw feudalen Klassenstaaten - andere Beispiele zwischen Zufall und Notwendigkeit der Reproduktion -Terrain des Wuchers ist die Funktion des Geldes als Zahlungsmittel - vorkapitalistisch für Produzenten - kapitalistisch häufig als wucherischer Konsumentenkredit, z.B. Pfandhaus - (vom Verf. von weiter unten hier inhaltlich zugeordnet: ) Handel und Wucher beuten eine Produktionsweise aus, schaffen aber keine - letzter sucht sie zu erhalten der Ausbeutung wegen - je unentwickelter Warenproduktion, desto mehr erscheint ihre Herstellung aus Geld als besonderer Akt - je unbedeutender Warenzirkulation, desto blühender Wucher - alle Forderungen des Wucherkapitals bestehen als Geldforderungen - beide sind wegen Geldakkumulation und Enteignung des Grundeigentums mächtige Hebel zur Bildung der Bedingungen des industriellen Kapitals
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[inhaltlicher Unterschied zwischen Zinsformen des Wucher- und des zinstragenden modernen Kapitals - das Wucherkapital verelendet die Produktionsweise statt sie zu entwickeln - dagegen entspricht der kapitalistischen Entfremdung ihre Umwälzung - der Wucher zentralisiert Geldvermögen als Parasit - seine Gläubiger suchen Geld - für iihn selbst ist es in zinstragendes Kapital verwandelt - Terrain des Wuchers ist die Funktion des Geldes als Zahlungsmittel] |
" Im Mittelalter herrschte in keinem Lande ein allgemeiner Zinsfuß. Die Kirche verbot alle Zinsgeschäfte von vornherein. Gesetze und Gerichte sicherten Anleihen nur wenig. Desto höher war der Zinssatz in einzelnen Fällen. Der geringe Geldumlauf, die Notwendigkeit, die meisten Zahlungen bar zu leisten, zwangen zu Geldaufnahmen, und um so mehr, je weniger das Wechselgeschäft noch ausgebildet war. Es herrschte große Verschiedenheit sowohl des Zinsfußes wie der Begriffe vom Wucher. Zu Karls des Großen Zeit galt es für wucherisch, wenn jemand 100% nahm. Zu Lindau am Bodensee nahmen 1344 einheimische Bürger 216 2/3%. In Zürich bestimmte der Rat 43 1/3% als gesetzlichen Zins. In Italien mußten zuweilen 40% gezahlt werden, obgleich vom 12.-14. Jahrhundert der gewöhnliche Satz 20% nicht überschritt. Verona ordnete 12 1/2% als gesetzlichen Zins an. Kaiser Friedrich II. setzte 10% fest, aber dies bloß für die Juden. Für die Christen mochte er nicht sprechen. 10% war schon im 13. Jahrhundert im rheinischen Deutschland das gewöhnliche. (Hüllmann, Geschichte des Städtewesens, II, p. 55-57.) "
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[exemplarische mittelalterliche Variationen des Zinsfußes] |
" Die Entwicklung des Kreditwesens vollbringt sich als Reaktion gegen den Wucher. Man muß dies aber
nicht mißverstehn und keineswegs im Sinn der antiken Schriftsteller, der Kirchenväter, Luthers oder der älteren Sozialisten nehmen. Es bedeutet nichts mehr und nichts weniger als die Unterordnung des zinstragenden Kapitals unter die Bedingungen und Bedürfnisse der kapitalistischen Produktionsweise.
Im großen und ganzen wird das zinstragende Kapital im modernen Kreditsystem den Bedingungen der kapitalistischen Produktion angepaßt. " - Fortbestand der Wucherform gegenüber Gläubigern, die Geld und nicht Kapital suchen - Klassen in Verhältnissen, wo nicht im Sinne kapitalistischer Produktion geborgt wird - hier ist der Wucher gar von den alten Schranken befreit -
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[Zweck der Entwicklung des Kreditwesens ist die Unterordnung des zinstragenden unter das industrielle Kapital - Fortbestand der Wucherform gegenüber Gläubigern die Geld und nicht Kapital suchen] |
" Was das zinstragende Kapital, soweit es ein wesentliches Element der kapitalistischen Produktions-
weise bildet, vom Wucherkapital unterscheidet, ist in keiner Weise die Natur oder der Charakter dieses Kapitals selbst. Es sind nur die veränderten Bedingungen, unter denen es fungiert, und daher auch die total verwandelte Gestalt des Borgers, der dem Geldverleiher gegenübertritt. Selbst wo ein vermögensloser Mann als Industrieller oder Kaufmann Kredit erhält, geschieht es in dem Vertrauen, daß er als Kapitalist fungieren, unbezahlte Arbeit aneignen wird mit dem geliehenen Kapital. Es wird ihm Kredit gegeben als potentiellem Kapitalisten. Und dieser Umstand, der so sehr bewundert wird von den ökonomischen Apologeten, daß ein Mann ohne Vermögen, aber mit Energie, Solidität, Fähigkeit und Geschäftskenntnis sich in dieser Weise in einen Kapitalisten verwandeln kann - wie denn überhaupt in der kapitalistischen Produktionsweise der Handelswert eines jeden mehr oder weniger richtig abgeschätzt wird -, so sehr er beständig gegenüber den vorhandnen einzelnen Kapitalisten eine unwillkommene Reihe neuer Glücksritter ins Feld führt, befestigt die Herrschaft des Kapitals selbst, erweitert ihre Basis und erlaubt ihr, sich mit stets neuen Kräften aus der gesellschaftlichen Unterlage zu rekrutieren. Ganz wie der Umstand, daß die katholische Kirche im Mittelalter ihre Hierarchie ohne Ansehn von Stand, Geburt, Vermögen aus den besten Köpfen im Volk bildete, ein Hauptbefestigungsmittel der Pfaffenherrschaft und der Unterdrückung der Laien war. Je mehr eine herrschende Klasse fähig ist, die bedeutendsten Männer der beherrschten Klassen in sich aufzunehmen, desto solider und gefährlicher ist ihre Herrschaft.
Statt des Bannfluchs gegen das zinstragende Kapital überhaupt, ist es daher umgekehrt seine ausdrückliche Anerkennung, wovon die Initiatoren des modernen Kreditsystems ausgehn. " |
[Unterschied Wucher und modernes Kreditsystem] |
" Die Kreditassoziationen, die sich im 12. und 14. Jahrhundert in Venedig und Genua bildeten, entsprangen aus dem Bedürfnis des Seehandels und des auf denselben gegründeten Großhandels, sich von der Herrschaft des altmodischen Wuchers und den Monopolisierern des Geldhandels zu emanzipieren. Wenn die eigentlichen Banken, die in diesen Stadtrepubliken gestiftet wurden, zugleich als Anstalten für den öffentlichen Kredit sich darstellen, von denen der Staat Vorschüsse auf einzunehmende Steuern erhielt, so darf nicht vergessen werden, daß die Kaufleute, die jene Assoziationen bildeten, selbst die ersten Leute jener Staaten und ebenso interessiert waren, ihre Regierung wie sich selbst vom Wucher zu emanzipieren und zugleich sich den Staat dadurch mehr und sicherer zu unterwerfen. Als die Bank von England gestiftet werden sollte, warfen daher auch die Tones ein:
´Banken seien republikanische Institutionen. Blühende Banken existierten zu Venedig, Genua, Amsterdam und Hamburg, Aber wer hätte je gehört von einer Bank von Frankreich oder Spanien.´ [615ff] " - Ausbau in England im 18. Jahrhundert als ideologisch geführter Kampf gegen den Wucher - Fortsetzung des Kampfs gegen den Wucher bis zur Schaffung des modernen Bankwesens - die Forderung nach der Unterordnung des zinstragenden- unter das industrielle Kapital durchzieht den Inhalt der theoretischen Schriften zum Kreditwesen in England - wie sehr ihre phraseologische Form auch an Saint-Simonisten angelehnt ist - die Forderung der Unterordnung des zinstragenden unter das industrielle Kapital ist nur der Vorläufer der organischen Schöpfungen, die diese Bedingungen der kapitalistischen Produktion im modernen Bankwesen herstellen - einerseits wird das Wucherkapital seines Monopols beraubt, indem es alle totliegenden Geldreserven konzentriert und auf den Geldmarkt wirft - andrerseits wird das Monopol der edlen Metalle selbst durch Schöpfung des Kreditgelds beschränkt - zugleich kolossale Illusionen über die Wunderwirkung des Kredits, der Entmonopolisierung der edlen Metalle, ihren Ersatz durch Papier etc.
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[historisch früheste Maßnahmen zur Schaffung des modernen Kreditsystems, 12. - 14. Jahrhundert in Norditalien - entspringt aus den Bedürfnissen des Seehandels - Wichtigster Ausbau in Holland im 17. Jahrhundert - Ausbau 18. in England - ideologisch mannigfach geführt] |
es ist falsch, die Mittel, worüber das moderne Bankwesen verfügt, bloß als die Mittel der Müßigen zu betrachte:
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[gegen Sozialneidkampagne: Leihkapital ist müßiges Kapital, nicht Kapital der Müßigen - ACHTUNG !! GOLD als GELD bleibt notwendig UNTERLAGE DES KREDITSYSTEMS] |
Das Banksystem ist, der formellen Organisation und Zentralisation nach:
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[Das Bankwesen als das historisch höchst ausgebildete kapitalistische Produkt - seine Funktionsräume: - ungeheure Machtstellung gegenüber Industrie und Handel - Form der allgemeinen gesellschaftlichen Buchführung - Form der Allokation der Produktionsmittel auf gesellschaftlicher Stufenleiter - vermittelt den gesellschaftlichen Charakters des Kapitals durch Verwirklichung des Durchschnittprofits - vermittelt alles unbeschäftigten Kapitals der Gesellschaft an die fungierenden Kapitale - trägt zur Aufhebung des privaten Charakters des Kapitals bei und somit an sich zur Aufhebung des Kapitals selbst - entzieht der Kapitalistenklasse und mit der Entstehung des Banksystems den Wuchern die Verteilung des Kapitals] |
" Das Banksystem zeigt ferner durch die Substitution verschiedner Formen von zirkulierendem Kredit an
Stelle des Geldes, daß das Geld in der Tat nichts andres ist als ein besondrer Ausdruck des gesellschaftlichen Charakters der Arbeit und ihrer Produkte, der aber als im Gegensatz zu der Basis der Privatproduktion stets in letzter Instanz als ein Ding, als besondre Ware neben andren Waren sich darstellen muß.
[620]
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[Das Banksystem zeigt mit der Substititon des Geldes durch Kreditformen den gesellschaftlichen Charakter der Arbeit] |
Endlich unterliegt es keinem Zweifel:
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[Die Rolle des Banksystems - insbesondere des Kreditsystems als mächtiger Hebel der Übergangsperiode zum Kommunismus - allerdings kein Wundermittel - seine Funktionen erlöschen im Kommunismus] |
Unterscheidung der Formen von Kapital und Geld - zur Entmysthifizierung von G - G´:
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[Kritik der Mystifikation des zinstragenden Kapitals als neben dem Kaufmannskapital ältesten Kapitalformen - in industriell unterentwickelten Ländern wird es als Grundform des Kapitals angesehen - selbst die Grundrente wegen des Bodenverleihs als nur andere Form des zinstragenden Kapitals angesehen - nun werden die Formen des Verleihens im Gegensatz zu sochen Vorstellungen durchdekliniert] |