Kapital
Team Gerhard Schmidt
Thema Kapital Bd.3., V. Abschnitt, 36. Kapitel, Vorkapitalistisches [bezüglich zinstragendem Kapital] (Konspekt)
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36 Vorkapitalistisches

36 Vorkapitalistisches (» E)

  [Der rote Faden]
=> der rote Faden zum zinstragenden Kapitals ist in den vorangegangenen Kapiteln - wenn auch nicht wissenschaftlich zufriedendstellend, sondern eher fragil - gezogen. Der Zins des Leihkapitals erwies sich sich als Teil des industriellen Profits - zum Abschluß dieses Abschnitt wird nun noch die historische Genese des zinstragenden Kapitals - seine Vorform als Wucherkapital - als eigenständiger Mäander des roten Fadens gezogen.
Das zinstragende Kapital - oder in seiner altertümlichen Form , das Wucherkapital - gehört mit seinem Zwillingsbruder, dem kaufmännischen Kapital - zu den antediluvianischen Formen des Kapitals - die der kapitalistischen Produktionsweise lange vorhergehn - und sich in den verschiedensten ökonomischen Gesellschaftsformationen vorfinden

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- Existenzbedingung von Wucherkapital: wenigstens ein Teil der Produkte verwandelt sich in Waren - + zugleich entwickelt sich mit dem Warenhandel das Geld sich in seinen verschiednen Funktionen - historisch vorgängig ist Kaufmannskapital - speziell Geldhandlungskapital - dann erst Wucherkapital - in Rom waren sie ab Ende der Republik historisch auf den höchsten Punkt entwickelt - mit dem Geld findet sich notwendig die Schatzbildnerei ein - der professionelle Schatzbildner wird jedoch erst wichtig, sobald er sich in den Wucherer verwandelt.
- der Kaufmann borgt Geld, um es als Kapital anzuwenden - Funktion des Kaufmannskapitals ist es, durch Ein- und Verkauf von Waren Profit zu machen - sein Verhältnis zum Geldverleiher ist unverändert in sämtlichen - in produktiven Formen der Sklaverei wird der Sklave zur Form des zinstragenden Kapitals">

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[historischer Zusammenhang zwischen verschiedenen Formen des Kapitals - zinstragendes bzw. Wucherkapitall - Kaufmannskapital - beide Zwillingsbrueder - letzteres historische Voraussetzung ersteren - also Verwandlung von Arbeitsprodukten zu Waren - Warenhandel - Geld in seinen Funktionen - also Schatzbildung - Verwandlung in Wucherer - das Verhältnis des Kaufmanns zu diesem - Sklave als Form des zinstragenden Kapitals]
- die charakteristischen Formen worin das Wucherkapital in den Vorzeiten der kapitalistischen Produktionsweise existiert, sind zweierlei - auf Basis der kapitalistischen Produktion sind sie bloß untergeordnete Formen - beide Formen sind: erstens, der Wucher durch Geldverleihen an verschwenderische Große, wesentlich Grundeigentümer - zweitens, Wucher durch Geldverleihen an den kleinen, im Besitz seiner eignen Arbeitsbedingungen befindlichen Produzenten - den Handwerker eingeschlossen - aber ganz spezifisch der Bauer als große Mehrheit vorkapitalistische Zustände - beide Formen führen zur Bildung konzentrierter Geldkapitalien - dies führt allerdings keinewegs zwangsläufig zur Aufhebung der Produktionsweise - Wucherkapital existierte im historischen Zusammenhang mit Kleinproduzenten, welche hierduch zu Sklaven wurden"

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[die zwei charakteristische vorkapitalistische Formen des Wucherkapitals: Geldverleihen 1. an verschwenderische Große - 2. an Handwerker und vor allem Bauer - führen zur Bildung konzentrierter Geldkapitalien - existiert bei vorherrschender Kleinproduktion - macht sie zu Sklaven]
- unter der Form des Zinses kann vom Wucherer aller Überschuß über die notdürftigsten Subsistenzmittel (den Betrag des spätem Arbeitslohns) der Produzenten verschlungen werden (was später als Profit und Bodenrente erscheint) - dagegen bildet bei der Höhe des modernen Zinsfußes der Zins, wenigstens der normale, nur einen Teil dieses Mehrwerts - die historische Enteignung der Kleinproduzenten durch das Wucherkapital ist Voraussetzung, nicht Resultat des Kapitalismus - das Wucherkapital ändert die Produktionsweise - wo das Eigentum resp. der Besitz der Produzenten an den Arbeitsbedingungen - und die ihr entsprechende vereinzelte Kleinproduktion - wesentliche Voraussetzung ist - dort hat sich das Kapital also die Arbeit nicht direkt untergeordnet - tritt der Arbeit also daher nicht als industrielles Kapital gegenüber - hier verelendet das Wucherkapital diese Produktionsweise - es lähmt die Produktivkräfte, statt sie zu entwickeln, und verewigt zugleich diese jammervollen Zustände, in denen nicht, wie in der kapitalistischen Produktion, die gesellschaftliche Produktivität der Arbeit auf Kosten der Arbeit selbst entwickelt wird.

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- dafür wirkt der Wucher zerstörend, auflösend auf antikes und feudales Eigentum und den so gebildeten Reichtum - ebenso alle Produktionsformen, in welchen der Produzent noch Eigentümer seiner Produktionsmittel - dagegen entspricht der Entfremdung des Produzenten in der kapitalistischen Produktionsweise eine tatsächliche Umwälzung der Produktionsweise selbst - der Wucher zentralisiert Geldvermögen als Parasit - Kaufmanns- und Wucherkapital sind historisch wichtig zur Bildung eines vom Grundeigentum unabhängigen Geldvermögens - der Wucherer verdrängt das alte Patriziat und Aristokratie als Grundeigentümer und Sklavenhalter - revolutionäre Rolle des Wuchers durch die Auflösung der alten Reproduktionsformen und im Übergang zum Kapitalismus bei gegebenen anderen Bedingungen dessen Übergangs

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- das Wucherkapital exploitiert in kapitalistischer Form ohne deren Produktionsweise - beide Klassen der Gläubiger leihen vom Wucherer Geld als Geld - Kaufmittel, Zahlungsmittel

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- die Gläubiger suchen Geld als Geld, nicht Kapital - für den Wucherer verwandelt sich durch den Zins Geldschatz zu Kapital - Kleinproduzenten leihen Geld in Notfällen - dorthinein gelangen sie historisch unterschiedlich - - die Bauernmassen vor allem durch die Kriegszüge des Stammesadels im Übergang zu den antiken- bzw feudalen Klassenstaaten - andere Beispiele zwischen Zufall und Notwendigkeit der Reproduktion

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-Terrain des Wuchers ist die Funktion des Geldes als Zahlungsmittel - vorkapitalistisch für Produzenten - kapitalistisch häufig als wucherischer Konsumentenkredit, z.B. Pfandhaus - (vom Verf. von weiter unten hier inhaltlich zugeordnet: ) Handel und Wucher beuten eine Produktionsweise aus, schaffen aber keine - letzter sucht sie zu erhalten der Ausbeutung wegen - je unentwickelter Warenproduktion, desto mehr erscheint ihre Herstellung aus Geld als besonderer Akt - je unbedeutender Warenzirkulation, desto blühender Wucher - alle Forderungen des Wucherkapitals bestehen als Geldforderungen - beide sind wegen Geldakkumulation und Enteignung des Grundeigentums mächtige Hebel zur Bildung der Bedingungen des industriellen Kapitals

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[inhaltlicher Unterschied zwischen Zinsformen des Wucher- und des zinstragenden modernen Kapitals - das Wucherkapital verelendet die Produktionsweise statt sie zu entwickeln - dagegen entspricht der kapitalistischen Entfremdung ihre Umwälzung - der Wucher zentralisiert Geldvermögen als Parasit - seine Gläubiger suchen Geld - für iihn selbst ist es in zinstragendes Kapital verwandelt - Terrain des Wuchers ist die Funktion des Geldes als Zahlungsmittel]
" Im Mittelalter herrschte in keinem Lande ein allgemeiner Zinsfuß. Die Kirche verbot alle Zinsgeschäfte von vornherein. Gesetze und Gerichte sicherten Anleihen nur wenig. Desto höher war der Zinssatz in einzelnen Fällen. Der geringe Geldumlauf, die Notwendigkeit, die meisten Zahlungen bar zu leisten, zwangen zu Geldaufnahmen, und um so mehr, je weniger das Wechselgeschäft noch ausgebildet war. Es herrschte große Verschiedenheit sowohl des Zinsfußes wie der Begriffe vom Wucher. Zu Karls des Großen Zeit galt es für wucherisch, wenn jemand 100% nahm. Zu Lindau am Bodensee nahmen 1344 einheimische Bürger 216 2/3%. In Zürich bestimmte der Rat 43 1/3% als gesetzlichen Zins. In Italien mußten zuweilen 40% gezahlt werden, obgleich vom 12.-14. Jahrhundert der gewöhnliche Satz 20% nicht überschritt. Verona ordnete 12 1/2% als gesetzlichen Zins an. Kaiser Friedrich II. setzte 10% fest, aber dies bloß für die Juden. Für die Christen mochte er nicht sprechen. 10% war schon im 13. Jahrhundert im rheinischen Deutschland das gewöhnliche. (Hüllmann, Geschichte des Städtewesens, II, p. 55-57.) "
 
[exemplarische mittelalterliche Variationen des Zinsfußes]
" Die Entwicklung des Kreditwesens vollbringt sich als Reaktion gegen den Wucher. Man muß dies aber nicht mißverstehn und keineswegs im Sinn der antiken Schriftsteller, der Kirchenväter, Luthers oder der älteren Sozialisten nehmen. Es bedeutet nichts mehr und nichts weniger als die Unterordnung des zinstragenden Kapitals unter die Bedingungen und Bedürfnisse der kapitalistischen Produktionsweise.
Im großen und ganzen wird das zinstragende Kapital im modernen Kreditsystem den Bedingungen der kapitalistischen Produktion angepaßt. "
- Fortbestand der Wucherform gegenüber Gläubigern, die Geld und nicht Kapital suchen - Klassen in Verhältnissen, wo nicht im Sinne kapitalistischer Produktion geborgt wird - hier ist der Wucher gar von den alten Schranken befreit -

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[Zweck der Entwicklung des Kreditwesens ist die Unterordnung des zinstragenden unter das industrielle Kapital - Fortbestand der Wucherform gegenüber Gläubigern die Geld und nicht Kapital suchen]
" Was das zinstragende Kapital, soweit es ein wesentliches Element der kapitalistischen Produktions- weise bildet, vom Wucherkapital unterscheidet, ist in keiner Weise die Natur oder der Charakter dieses Kapitals selbst. Es sind nur die veränderten Bedingungen, unter denen es fungiert, und daher auch die total verwandelte Gestalt des Borgers, der dem Geldverleiher gegenübertritt. Selbst wo ein vermögensloser Mann als Industrieller oder Kaufmann Kredit erhält, geschieht es in dem Vertrauen, daß er als Kapitalist fungieren, unbezahlte Arbeit aneignen wird mit dem geliehenen Kapital. Es wird ihm Kredit gegeben als potentiellem Kapitalisten. Und dieser Umstand, der so sehr bewundert wird von den ökonomischen Apologeten, daß ein Mann ohne Vermögen, aber mit Energie, Solidität, Fähigkeit und Geschäftskenntnis sich in dieser Weise in einen Kapitalisten verwandeln kann - wie denn überhaupt in der kapitalistischen Produktionsweise der Handelswert eines jeden mehr oder weniger richtig abgeschätzt wird -, so sehr er beständig gegenüber den vorhandnen einzelnen Kapitalisten eine unwillkommene Reihe neuer Glücksritter ins Feld führt, befestigt die Herrschaft des Kapitals selbst, erweitert ihre Basis und erlaubt ihr, sich mit stets neuen Kräften aus der gesellschaftlichen Unterlage zu rekrutieren. Ganz wie der Umstand, daß die katholische Kirche im Mittelalter ihre Hierarchie ohne Ansehn von Stand, Geburt, Vermögen aus den besten Köpfen im Volk bildete, ein Hauptbefestigungsmittel der Pfaffenherrschaft und der Unterdrückung der Laien war. Je mehr eine herrschende Klasse fähig ist, die bedeutendsten Männer der beherrschten Klassen in sich aufzunehmen, desto solider und gefährlicher ist ihre Herrschaft.
Statt des Bannfluchs gegen das zinstragende Kapital überhaupt, ist es daher umgekehrt seine ausdrückliche Anerkennung, wovon die Initiatoren des modernen Kreditsystems ausgehn. "
 
[Unterschied Wucher und modernes Kreditsystem]
" Die Kreditassoziationen, die sich im 12. und 14. Jahrhundert in Venedig und Genua bildeten, entsprangen aus dem Bedürfnis des Seehandels und des auf denselben gegründeten Großhandels, sich von der Herrschaft des altmodischen Wuchers und den Monopolisierern des Geldhandels zu emanzipieren. Wenn die eigentlichen Banken, die in diesen Stadtrepubliken gestiftet wurden, zugleich als Anstalten für den öffentlichen Kredit sich darstellen, von denen der Staat Vorschüsse auf einzunehmende Steuern erhielt, so darf nicht vergessen werden, daß die Kaufleute, die jene Assoziationen bildeten, selbst die ersten Leute jener Staaten und ebenso interessiert waren, ihre Regierung wie sich selbst vom Wucher zu emanzipieren und zugleich sich den Staat dadurch mehr und sicherer zu unterwerfen. Als die Bank von England gestiftet werden sollte, warfen daher auch die Tones ein:
´Banken seien republikanische Institutionen. Blühende Banken existierten zu Venedig, Genua, Amsterdam und Hamburg, Aber wer hätte je gehört von einer Bank von Frankreich oder Spanien.´ [615ff] "
- Ausbau in England im 18. Jahrhundert als ideologisch geführter Kampf gegen den Wucher - Fortsetzung des Kampfs gegen den Wucher bis zur Schaffung des modernen Bankwesens - die Forderung nach der Unterordnung des zinstragenden- unter das industrielle Kapital durchzieht den Inhalt der theoretischen Schriften zum Kreditwesen in England - wie sehr ihre phraseologische Form auch an Saint-Simonisten angelehnt ist - die Forderung der Unterordnung des zinstragenden unter das industrielle Kapital ist nur der Vorläufer der organischen Schöpfungen, die diese Bedingungen der kapitalistischen Produktion im modernen Bankwesen herstellen - einerseits wird das Wucherkapital seines Monopols beraubt, indem es alle totliegenden Geldreserven konzentriert und auf den Geldmarkt wirft - andrerseits wird das Monopol der edlen Metalle selbst durch Schöpfung des Kreditgelds beschränkt - zugleich kolossale Illusionen über die Wunderwirkung des Kredits, der Entmonopolisierung der edlen Metalle, ihren Ersatz durch Papier etc.

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[historisch früheste Maßnahmen zur Schaffung des modernen Kreditsystems, 12. - 14. Jahrhundert in Norditalien - entspringt aus den Bedürfnissen des Seehandels - Wichtigster Ausbau in Holland im 17. Jahrhundert - Ausbau 18. in England - ideologisch mannigfach geführt]
es ist falsch, die Mittel, worüber das moderne Bankwesen verfügt, bloß als die Mittel der Müßigen zu betrachte:
  1. ist es der Teil des Kapitals, den Industrielle und Kaufleute momentan unbeschäftigt in Geldform halten, als Geldreserve oder erst anzulegendes Kapital - also müßiges Kapital, aber nicht Kapital der Müßigen
  2. ist es der Teil der Revenuen und Ersparungen aller, der permanent oder transitorisch für Akkumulation bestimmt ist - und beides ist wesentlich für den Charakter des Banksystems -
nicht zu vergessen:
  1. daß das Geld - in der Form der edlen Metalle - die Unterlage bleibt, wovon das Kreditwesen der Natur der Sache nach nie loskommen kann
  2. daß das Kreditsystem das Monopol der gesellschaftlichen Produktionsmittel (in der Form von Kapital und Grundeigentum) in den Händen von Privaten zur Voraussetzung hat
  3. daß es selbst einerseits eine immanente Form der kapitalistischen Produktionsweise ist - und andrerseits eine treibende Kraft ihrer Entwicklung zu ihrer höchst- und letztmöglichen Form

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[gegen Sozialneidkampagne: Leihkapital ist müßiges Kapital, nicht Kapital der Müßigen - ACHTUNG !! GOLD als GELD bleibt notwendig UNTERLAGE DES KREDITSYSTEMS]
Das Banksystem ist, der formellen Organisation und Zentralisation nach:
  • wie schon 1697 in »Some Thoughts of the Interests of England« ausgesprochen, das künstlichste und ausgebildetste Produkt, wozu es die kapitalistische Produktionsweise überhaupt bringt
  • daher die ungeheure Macht eines Instituts wie die Bank v. E. auf Handel und Industrie, obgleich deren wirkliche Bewegung ganz außerhalb ihres Bereichs bleibt und sie sich passiv dazu verhält
  • es ist damit allerdings die Form einer allgemeinen Buchführung und Verteilung der Produktionsmittel auf gesellschaftlicher Stufenleiter gegeben, aber auch nur die Form.
  • wir haben gesehn, daß der Durchschnittsprofit des einzelnen Kapitalisten, oder jedes besondren Kapitals, bestimmt ist nicht durch die Mehrarbeit, die dies Kapital in erster Hand aneignet, sondern durch das Quantum von Gesamtmehrarbeit, die das Gesamtkapital aneignet und wovon jedes besondre Kapital nur als proportioneller Teil des Gesamtkapitals seine Dividende zieht. Dieser gesellschaftliche Charakter des Kapitals wird erst vermittelt und vollauf verwirklicht durch volle Entwicklung des Kredit- und Banksystems
  • andrerseits geht dies weiter. Es stellt den industriellen und kommerziellen Kapitalisten alles disponible und selbst potentielle, nicht bereits aktiv engagierte Kapital der Gesellschaft zur Verfügung, so daß weder der Verleiher noch der Anwender dieses Kapitals dessen Eigentümer oder Produzenten sind
  • es hebt damit den Privatcharakter des Kapitals auf und enthält so an sich, aber auch nur an sich, die Aufhebung des Kapitals selbst. Durch das Bankwesen ist die Verteilung des Kapitals den Händen der Privatkapitalisten und Wucherer als ein besondres Geschäft, als gesellschaftliche Funktion entzogen
  • Bank und Kredit werden aber dadurch zugleich das kräftigste Mittel, die kapitalistische Produktion über ihre eignen Schranken hinauszutreiben, und eins der wirksamsten Vehikel der Krisen und des Schwindels.

-620-

 
[Das Bankwesen als das historisch höchst ausgebildete kapitalistische Produkt - seine Funktionsräume: - ungeheure Machtstellung gegenüber Industrie und Handel - Form der allgemeinen gesellschaftlichen Buchführung - Form der Allokation der Produktionsmittel auf gesellschaftlicher Stufenleiter - vermittelt den gesellschaftlichen Charakters des Kapitals durch Verwirklichung des Durchschnittprofits - vermittelt alles unbeschäftigten Kapitals der Gesellschaft an die fungierenden Kapitale - trägt zur Aufhebung des privaten Charakters des Kapitals bei und somit an sich zur Aufhebung des Kapitals selbst - entzieht der Kapitalistenklasse und mit der Entstehung des Banksystems den Wuchern die Verteilung des Kapitals]
" Das Banksystem zeigt ferner durch die Substitution verschiedner Formen von zirkulierendem Kredit an Stelle des Geldes, daß das Geld in der Tat nichts andres ist als ein besondrer Ausdruck des gesellschaftlichen Charakters der Arbeit und ihrer Produkte, der aber als im Gegensatz zu der Basis der Privatproduktion stets in letzter Instanz als ein Ding, als besondre Ware neben andren Waren sich darstellen muß. [620] "
 
[Das Banksystem zeigt mit der Substititon des Geldes durch Kreditformen den gesellschaftlichen Charakter der Arbeit]
Endlich unterliegt es keinem Zweifel:
  • daß das Kreditsystem als ein mächtiger Hebel dienen wird während des Übergangs aus der kapitalistischen Produktionsweise in die Produktionsweise der assoziierten Arbeit
  • jedoch nur als ein Element im Zusammenhang mit andren großen organischen Umwälzungen der Produktionsweise selbst
  • dagegen entspringen die Illusionen über die wunderwirkende Macht des Kredit und Bankwesens, im sozialistischen Sinn, aus völliger Unkenntnis der kapitalistischen Produktionsweise und des Kreditwesens als einer ihrer Formen
  • sobald die Produktionsmittel aufgehört haben, sich in Kapital zu verwandeln (worin auch die Aufhebung des Privatgrundeigentums eingeschlossen ist), hat der Kredit als solcher keinen Sinn mehr
  • solange andrerseits die kapitalistische Produktionsweise fortdauert, dauert das zinstragende Kapital als eine ihrer Formen fort und bildet in der Tat die Basis ihres Kreditsystems
  • nur derselbe Sensationsschriftsteller, Proudhon, der die Warenproduktion fortbestehn lassen und das Geld aufheben wollte war fähig, das Ungeheuer eines crédit gratuit zu erträumen, diese vorgebliche Realisation des frommen Wunsches des kleinbürgerlichen Standpunkts
  • also fällt der Kredit fort mit dieser Konstitution des Eigentums

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[Die Rolle des Banksystems - insbesondere des Kreditsystems als mächtiger Hebel der Übergangsperiode zum Kommunismus - allerdings kein Wundermittel - seine Funktionen erlöschen im Kommunismus]
Unterscheidung der Formen von Kapital und Geld - zur Entmysthifizierung von G - G´:
  • das Kaufmannskapital und das zinstragende Kapital sind die ältesten Formen des Kapitals
  • es liegt aber in der Natur der Sache, daß das zinstragende Kapital in der Volksvorstellung sich als die Form des Kapitals par excellence darstellt
  • im Kaufmannskapital findet eine vermittelnde Tätigkeit statt, möge sie nun als Prellerei, Arbeit oder wie immer ausgelegt werden
  • dagegen stellt sich im zinstragenden Kapital der selbstreproduzierende Charakter des Kapitals, der sich verwertende Wert, die Produktion des Mehrwerts, als okkulte Qualität rein dar
  • daher kommt es denn auch, daß selbst ein Teil der politischen Ökonomen, besonders in Ländern, wo das industrielle Kapital noch nicht vollständig entwickelt ist, wie in Frankreich, daran als an der Grundform des Kapitals festhalten
  • und z.B. die Grundrente nur als andre Form davon fassen, indem auch hier die Form des Verleihens vorherrscht
  • es wird dadurch die innere Gliederung der kapitalistischen Produktionsweise völlig verkannt und ganz übersehn, daß der Boden, ebenso wie das Kapital, nur an Kapitalisten verliehen wird
  • statt Geld können natürlich Produktionsmittel in natura, wie Maschinen, Geschäftsgebäude usw., verliehen werden. Sie stellen dann aber eine bestimmte Geldsumme dar, und daß außer dem Zins ein Teil für Verschleiß gezahlt wird, geht aus dem Gebrauchswert, aus der spezifischen Naturalform dieser Kapitalelemente hervor
  • das Entscheidende ist hier wieder, ob sie an den unmittelbaren Produzenten verliehen werden, was Nichtexistenz der kapitalistischen Produktionsweise voraussetzt, wenigstens in der Sphäre, worin dies stattfindet
  • oder ob sie an den industriellen Kapitalisten verliehen werden, was eben die Voraussetzung auf Basis der kapitalistischen Produktionsweise ist
  • noch ungehöriger und begriffsloser ist es, das Verleihen von Häusern etc. für den individuellen Konsum hierherzuziehn.
  • daß die Arbeiterklasse auch in dieser Form beschwindelt wird, und zwar himmelschreiend, ist klare Tatsache; aber dies geschieht ebenso von dem Kleinhändler, der ihr die Lebensmittel liefert. Es ist dies eine sekundäre Ausbeutung, die neben der ursprünglichen herläuft, die im Produktionsprozeß selbst unmittelbar vor sich geht. Der Unterschied zwischen Verkaufen und Verleihen ist hier ein durchaus gleichgültiger und formeller, der, wie schon gezeigt, nur der völligen Unkenntnis des wirklichen Zusammenhangs als wesentlich erscheint

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[Kritik der Mystifikation des zinstragenden Kapitals als neben dem Kaufmannskapital ältesten Kapitalformen - in industriell unterentwickelten Ländern wird es als Grundform des Kapitals angesehen - selbst die Grundrente wegen des Bodenverleihs als nur andere Form des zinstragenden Kapitals angesehen - nun werden die Formen des Verleihens im Gegensatz zu sochen Vorstellungen durchdekliniert]
Hiermit ist der rote Faden des Abschnitts zum zinstragenden Kapitals gezogen. Der Zins des Leihkapitals erwies sich sich als Teil des industriellen Profits - im nächsten Abschnitt wird nun der rote Faden der kapitalistischen Grundrente entwickelt als letztem Anteil des Mehrwerts =>

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last update : Fri Mar 04 17:54:59 CET 2005 Gerhard Schmidt
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