Kapital
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Peter Heilbronn |
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Kapital BdIII. Achtundzwanzigstes Kapitel: Umlaufmittel und Kapital
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1.lesung |
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03.08.2003 |
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1. Umlaufmittel und Kapital
1. Umlaufmittel und Kapital(»
K)
-458-
"
Der Unterschied zwischen Zirkulation und Kapital, wie ihn Tooke (89), Wilson und
andre machen, und wobei die Unterschiede zwischen Zirkulationsmittel
als Geld, als Geldkapital überhaupt, und als zinstragendes Kapital (moneyed
capital im englischen Sinn) kunterbunt durcheinandergeworfen werden, kommen auf
zweierlei hinaus.
"
(S. 458)
1. Geld als Münze als Zirkulationsmittel zur Vermittlung der Revenue
- zwischen Kaufmann und individuellem Konsumenten
2. Geld als Zirkulations- und Zahlungsmittel zwischen Händlern, bzw. produktiven
Konsumenten zur Übertragung von Kapital
- beidesmal funktioniert es in Geldfunktionen, Kapital und Revenue haben hier
die gleiche Form, Geldform
"
Dagegen, soweit das Geld Übertragung von Kapital vermittelt, sei es als
Kaufmittel (Zirkulationsmittel), sei es als Zahlungsmittel, ist es
Kapital. Es ist also weder die Funktion als Kaufmittel, noch die als
Zahlungsmittel, die es von der Münze unterscheidet, denn auch zwischen Händler
und Händler
kann es als Kaufmittel fungieren, soweit sie gegen bar voneinander kaufen, und
auch zwischen Händler und Konsument kann es als Zahlungsmittel figurieren,
soweit
Kredit gegeben und die Revenue erst verzehrt und dann bezahlt wird. Der
Unterschied ist also der, daß im zweiten Fall dies Geld nicht nur Kapital für
die eine Seite,
den Verkäufer, ersetzt, sondern auch von der andern Seite, vom Käufer, als
Kapital verausgabt, vorgeschossen wird. Der Unterschied ist also in der Tat der
von
Geldform der Revenue und Geldform des Kapitals, aber nicht der von Zirkulation
und Kapital, denn als Vermittler zwischen den Händlern, ebensogut wie als
Vermittler zwischen Konsumenten und Händlern, zirkuliert ein seiner Menge nach
bestimmter Teil des Geldes, und Zirkulation ist es demzufolge in beiden
Funktionen gleichmäßig. Es kommt nun bei der Auffassung Tookes Konfusion
verschiedner Art herein:
[460]
1. Durch die Verwechslung der funktionellen Bestimmungen;
2. durch die Einmischung der Frage über die Quantität des, in beiden Funktionen
zusammengenommen, zirkulierenden Geldes;
3. durch Einmischung der Frage über die relativen Verhältnisse der in beiden
Funktionen, und daher in beiden Sphären des Reproduktionsprozesses,
zirkulierenden Mengen von Umlaufsmitteln, zueinander.
"
(S. 459)
zu 1.
- es wird verwechselt, dass Geld Zahlungs- oder Zirkulationsmittel ist
- und gleichzeitig kann es für die jeweilige Seite der einer Zirkulation Revenue
oder Kapital sein, was aber eine dem Geld hier äußerliche Bestimmung ist
| [Funktionsunterschiede] |
"
Den Unterschied zwischen der Zirkulation als Zirkulation von Revenue und als
Zirkulation von Kapital in einen Unterschied zwischen Zirkulation und Kapital
verwandeln, ist also durchaus verkehrt. Diese Redeweise entspringt bei Tooke
daraus, daß er sich einfach auf den Standpunkt des Bankiers stellt, der eigne
Banknoten ausgibt. Der Betrag seiner Noten, der sich beständig (wenn auch stets
aus andern Noten bestehend) in der Hand des Publikums befindet und als
Zirkulationsmittel fungiert, kostet ihm nichts außer Papier und Druck. Es sind
auf ihn selbst ausgestellte zirkulierende Schuldscheine (Wechsel), die ihm aber
Geld einbringen und so als ein Mittel zur Verwertung seines Kapitals dienen. Sie
sind aber von seinem Kapital verschieden, sei dies nun eignes oder aufgenommnes.
Daher entspringt für ihn ein spezieller Unterschied von Zirkulation und Kapital,
der aber mit den Begriffsbestimmungen als solchen nichts zu tun hat, am
wenigsten mit den
eben von Tooke gemachten.
"
(S. 461)
| [Ideologischer Standpunkt Tookes] |
"
Aber der Unterschied des Geldes
als Zahlungsmittel vom Geld als Kaufmittel (Zirkulationsmittel) ist eine dem
Geld selbst zukommende Unterscheidung; nicht ein Unterschied zwischen Geld und
Kapital. Weil im Kleinhandel mehr Kupfer und Silber, im großen mehr Gold
zirkuliert, ist der Unterschied zwischen Silber und Kupfer auf der einen und von
Gold auf
der andren Seite, nicht der Unterschied von Zirkulation und Kapital.
"
(S. 461)
zu 2.
- für die Geldmenge in Zirkulation egal ob Kapital oder Revenue gelten die schon
entwickelten Gesetze (Umlaufzahl, Preissumme, Saldierungen, ...) Bd.I Kap.3
-462-
"
Ad 3. Zur Frage über die relativen Verhältnisse der in beiden Funktionen, und
daher in beiden Sphären des Reproduktionsprozesses zirkulierenden Mengen von
Umlaufsmitteln. Beide Zirkulationssphären stehn in einem innern Zusammenhang,
indem einerseits die Masse der zu verausgabenden Revenuen den Umfang der
Konsumtion und andrerseits die Größe der in Produktion und Handel zirkulierenden
Kapitalmassen den Umfang und die Geschwindigkeit des
Reproduktionsprozesses ausdrücken. Trotzdem wirken dieselben Umstände
verschieden, und selbst in entgegengesetzter Richtung, auf die Quanta der in
beiden
Funktionen oder Sphären zirkulierenden Geldmassen oder auf die Quantitäten der
Zirkulation, wie die Engländer dies bankmäßig ausdrücken. Und dies gibt neuen
Anlaß zu der abgeschmackten Distinktion Tookes von Zirkulation und Kapital. Der
Umstand, daß die Herren von der Currency-Theorie zwei disparate Dinge
verwechseln, ist durchaus kein Grund, um sie als Begriffsunterschiede
darzustellen.
"
(S. 462)
- in der Prosperität gibt es:
-> Steigen der Löhne mit Ausgleich seines Fallens unter Durchschnitt in anderen
Phasen
-> die Revenue des Kap. wächst demgegenüber bedeutend
-> Steigen der Konsumtion allg.
-> Steigen der Preise
-> Wachsen der Geldmenge und/oder Wachsen der Umlaufszahl
| [Untersuchung der Quantität: Revenue] |
-463-
"
Aber wir dürfen dies nicht zweimal rechnen: einmal als Geld, nötig zur
Zirkulation des variablen Kapitals, und noch einmal als Geld, nötig
zur Zirkulation der Revenue der Arbeiter. Das den Arbeitern als Lohn ausgezahlte
Geld wird im Kleinverkehr verausgabt und kehrt so ziemlich wöchentlich als
Depositum der Kleinhändler zu den Banken zurück, nachdem es in kleinern
Kreisläufen noch allerlei Zwischengeschäfte vermittelt hat. In Zeiten der
Prosperität wickelt sich der Rückfluß des Geldes für die industriellen
Kapitalisten glatt ab, und so steigt ihr Bedürfnis für Geldakkommodation nicht
dadurch, daß sie mehr Arbeitslohn zu zahlen haben, mehr Geld zur Zirkulation
ihres variablen Kapitals bedürfen.
Das Gesamtresultat ist, daß in Perioden der Prosperität die Masse der
Umlaufsmittel, die zur Verausgabung von Revenue dient, entschieden wächst.
"
(S. 463)
"
Die Geschwindigkeit der Zirkulation zwischen Kapitalist und Kapitalist ist
direkt durch den Kredit reguliert, und die Masse
des Zirkulationsmittels, die zur Saldierung der Zahlungen und selbst zu
Barkäufen erheischt ist, nimmt also verhältnismäßig ab. Sie mag sich absolut
ausdehnen, aber sie nimmt unter allen Umständen relativ ab, verglichen mit der
Expansion des Reproduktionsprozesses. Einerseits werden größere Massenzahlungen
ohne alle Dazwischenkunft von Geld liquidiert; andrerseits, bei der großen
Lebendigkeit des Prozesses, herrscht raschere Bewegung derselben Geldquanta, so
wohl als Kauf- wie als Zahlungsmittel. Dieselbe Geldmasse vermittelt den
Rückfluß einer größern Anzahl von Einzelkapitalen.
Im ganzen erscheint in solchen Perioden der Geldumlauf vollgefüllt (full),
obgleich Teil II (Kapitalübertragung) sich wenigstens relativ kontrahiert,
während Teil I (Revenueausgabe) sich absolut ausdehnt. [Herv. v. mir]
"
(S. 463)
| [Untersuchung der Quantität: Kapital] |
"
Der Kredit macht den Rückfluß in Geldform unabhängig vom Zeitpunkt des
wirklichen Rückflusses, sei es für den industriellen Kapitalisten, sei es für
den Kaufmann. Jeder von beiden verkauft auf Kredit; seine Ware ist also
veräußert, bevor sie sich für ihn in Geld rückverwandelt, also zu ihm selbst in
Geldform zurückgeflossen ist.
"
(S. 463)
| [Kredit als Schmiermittel] |
-464-
"
Hier noch einzuschalten, was ich früher bemerkt: "In Epochen
vorherrschenden Kredits wächst die Geschwindigkeit des Geldumlaufs schneller als
die Preise der Waren; während mit abnehmendem Kredit die Preise der Waren
langsamer fallen als die Geschwindigkeit der Zirkulation." ("Zur
Kritik d. Pol. Oekon.", 1859, p.83, 84 <Siehe Band 13, S. 85>)
"
(S. 464)
- der Schein des schnelleren Rückflusses hält sich länger als seine Wirklichkeit
(hin zur Krise)
"
In der Periode der Krise verhält es sich umgekehrt. Zirkulation Nr. I
kontrahiert sich, die Preise fallen, ebenso die Arbeitslöhne; die Zahl der
beschäftigten Arbeiter wird eingeschränkt, die Masse der Umsätze nimmt ab.
Dagegen in Zirkulation Nr. II wächst mit abnehmendem Kredit das Bedürfnis für
Geldakkommodation, ein Punkt, auf den wir gleich näher eingehn.
Es unterliegt durchaus keinem Zweifel, daß bei der Abnahme des Kredits, die mit
Stockung des Reproduktionsprozesses zusammenfällt, die Zirkulationsmasse, die
für Nr. I, Revenueausgabe, erheischt ist, abnimmt, während die für Nr. II,
Kapitalübertragung, steigt. Es ist aber zu untersuchen, wieweit dieser Satz
identisch ist mit dem von Fullarton und andren aufgestellten:
"Eine Nachfrage für Kapital auf Anleihe und eine Nachfrage für zusätzliche
Zirkulationsmittel sind ganz verschiedne Dinge und kommen nicht oft zusammen
vor."(90)
"
(S. 464)
| [Kredit und Krise] |
-465-
"
Zunächst ist klar, daß im ersten der beiden obigen Fälle, zur Zeit der
Prosperität, wo die Masse des zirkulierenden Mediums wachsen muß, die Nachfrage
dafür wächst. Aber es ist ebenso klar, daß, wenn ein Fabrikant von seinem
Guthaben bei einer Bank mehr in Gold oder Banknoten herauszieht, weil er mehr
Kapital in Geldform zu verausgaben hat, deswegen seine Nachfrage für Kapital
nicht wächst, sondern nur seine Nachfrage für diese besondre Form, worin er sein
Kapital verausgabt. Die Nachfrage bezieht sich nur auf die technische Form,
worin er sein Kapital in die Zirkulation wirft.
"
(S. 465)
"
Aber der Gegensatz, wie Fullarton ihn stellt, ist nicht richtig. Es ist
keineswegs, wie er sagt, die starke Nachfrage für Anleihen, was die Periode der
Stockung von der Prosperität unterscheidet, sondern die Leichtigkeit,
womit diese Nachfrage zur Prosperitätszeit und die Schwierigkeit, womit sie nach
eingetretner Stockung befriedigt wird. Es ist ja gerade die ungeheure
Entwicklung des Kreditsystems während der Prosperitätszeit, also auch die enorme
Steigerung der Nachfrage nach Leihkapital und die Bereitwilligkeit, womit das
Angebot sich ihr in solchen Perioden zur Verfügung stellt, welche die
Kreditklemme während der Zeit der Stockung herbeiführt. Es ist also nicht der
Unterschied in der Größe der Nachfrage für Anleihen, der beide Perioden
charakterisiert.
[Herv. v. mir]"
(S. 466)
"
Was nun Fullarton und andren als entscheidend wichtig auffällt, ist das
Phänomen, daß in solchen Zeiten, wo die securities - die Leihpfänder und Wechsel
- in der Hand der Bank von England zunehmen, ihre Notenzirkulation abnimmt und
umgekehrt. Die Höhe der securities drückt aber den Umfang der Geldakkommodation
aus, der diskontierten Wechsel und der Vorschüsse auf gangbare Wertpapiere.
"
(S. 467)
| [Geldakkommodation] |
"
Hier zeigt sich aber auch, was Fullarton unter Kapital versteht. Was heißt hier
Kapital? Daß die Bank nicht länger die Vorschüsse machen kann mit ihren eignen
Banknoten, Zahlungsversprechen, die ihr natürlich nichts kosten. Aber womit
macht sie dann Vorschüsse? Mit dem Erlös aus dem Verkauf von securities in
reserve <Wertpapieren aus der Reserve>, d.h. von Staatspapieren, Aktien
und andren zinstragenden Wertpapieren. Aber wofür verkauft sie diese Papiere?
Für Geld, Gold oder Banknoten, soweit letztre gesetzliches Zahlungsmittel, wie
die der Bank von England. Was sie also vorschießt, ist unter allen Umständen
Geld. Dies Geld konstituiert aber jetzt einen Teil ihres Kapitals.
Wenn sie Gold vorschießt, so ist dies handgreiflich. Wenn Noten, so stellen
jetzt diese Noten Kapital vor, weil sie einen wirklichen Wert, die zinstragenden
Papiere, dafür veräußert hat. [Herv. v. mir]
"
(S. 467)
| ['Kapital' bei Fullarton] |
-468-
"
Und zwar stellen sie Kapital vor, ebensogut, wenn sie zu Vorschüssen an
Kapitalisten, wie wenn sie später, bei Abnahme der Nachfrage nach solcher
Geldakkommodation, zu Neuanlagen in Wertpapieren verwandt werden. Unter allen
diesen Umständen ist das Wort Kapital hier nur im Bankiersinn gebraucht, wo es
bedeutet, daß der Bankier mehr als seinen bloßen Kredit zu verleihen
gezwungen ist.
"
(S. 468)
- die Noten entzieht die Bank so der Zirkulation
- gibt sie sie wieder aus, dann sind diese Noten als ehemalige
zinstragende Papiere Kapital - egal für welchen Zweck gegeben
- hier zeigt sich also, was einerseits als Zirkulationsmittel und andererseit
als Kapital zirkuliert und das in Prosperität und Krise in unterschiedlichen
Quantitäten, das ist bezüglich der ausgebenden Bank betrachtet
"
Bekanntlich macht die Bank von England alle ihre Vorschüsse in ihren Noten. Wenn
nun trotzdem in der Regel die Notenzirkulation der Bank abnimmt im Verhältnis,
wie die diskontierten Wechsel und Leihpfänder in ihrer Hand, also die von ihr
gemachten Vorschüsse, zunehmen - was wird aus den in Umlauf gesetzten Noten,
wie fließen sie der Bank zurück? [Herv. v. mir]
"
(S. 468)
| [Die Frage des Notenrückflußes] |
| [Goldabfluss in den Weltmarkt] |
"
Zunächst, wenn die Nachfrage für Geldakkommodation aus einer ungünstigen
nationalen Zahlungsbilanz entspringt und daher einen Goldabfluß vermittelt, ist
die Sache sehr einfach. Die Wechsel werden diskontiert in Banknoten. Die
Banknoten werden bei der Bank selbst, im issue department ausgetauscht gegen
Gold, und das Gold wird exportiert. Es ist dasselbe, als ob die Bank direkt Gold
zahlte, ohne Vermittlung von Noten, gleich beim Diskontieren der Wechsel.
"
(S. 468)
- Antwort 1: die Noten fließen also zur Goldauslösung zurück
- in diesem Fall schießt die Bank Kapital vor als:
1. fremdes oder eigenes Kapital und nicht Kredit und
2. Weltgeld also Gold
"
Sie entsteht gerade in dem Augenblick, wo die ausländischen Märkte mit
unrealisierbarem englischem Warenkapital vollgepfropft sind. Was
also verlangt wird, ist Kapital nicht als Kapital, sondern Kapital als
Geld, in der Form, worin das Geld allgemeine Weltmarktsware; und dies ist
seine ursprüngliche Form als edles Metall. Die Goldabflüsse sind also nicht, wie
Fullarton, Tooke etc. sagen, a mere question of capital <eine reine
Kapitalfrage>. [469]
Sondern a question of money <eine Geldfrage>, wenn auch in einer
spezifischen Funktion. Daß es keine Frage der inländischen Zirkulation
ist, wie die Leute von der Currency-Theorie dies behaupten, beweist durchaus
nicht, wie Fullarton und andre meinen, daß es eine bloße question of capital. Es
ist a question of money in der Form, worin Geld internationales Zahlungsmittel.
"
(S. 468 f)
"
Aber es affiziert sehr bedeutend die Frage, ob ein Goldabfluß stattfindet oder
nicht. Das Kapital wird in Form von Edelmetall übermittelt, weil es gar nicht
oder nicht ohne die größten Verluste in Form von Waren übermittelt werden kann.
Die Angst, die das moderne Banksystem vor dem Goldabfluß hat, übertrifft alles,
was das Monetarsystem, dem Edelmetall der einzig wahre Reichtum ist, je erträumt
hat.
"
(S. 469)
- es treibt sie also die Angst vor dem Goldabfluß, weil damit der "einzig
wirklich Reichtum" verschwindet
- Fullarton zitiert Tooke, dass meistens der Fall des Wechselkurses mit
Goldabfluß und niedrige Masse von Umlaufmitteln zusammenfällt und ungekehrt
- dieses gemeinsame Fallen ist damit für Fullarton ein Zeichen des Krachs,
überfüllte Märkte, ...
- und steht im direkten WIderspruch zu seinen Currency-Kollegen
-470-
"
Dies ist zugleich natürlich die beste Widerlegung der Behauptung der
Currency-Leute, daß
..."eine volle Zirkulation das Gold hinaustreibt, eine niedrige es anzieht".
"
(S. 470)
"
Die ganze Weisheit, mit Bezug auf die Goldabflüsse, läuft also darauf hinaus,
daß die Nachfrage für internationale Zirkulations- und Zahlungsmittel
verschieden ist von der Nachfrage für inländische Zirkulations- und
Zahlungsmittel (weswegen auch von selbst folgt, daß ... "die Tatsache eines
Goldabflusses nicht notwendig eine Verminderung des Bedarfs an
Zirkulationsmitteln im
Inlande einschließt", wie Fullarton p. 112 sagt); und daß das Heraussenden der
edlen Metalle aus dem Land, ihr Hineinwerfen in die internationale Zirkulation,
nicht identisch ist mit Hineinwerfen von Noten oder Münze in die inländische
Zirkulation.
"
(S. 470)
| [Kernpunkt] |
- der Schatz für int. Zahlungsverkehr hat an und für sich nichts mir dem Geld
als Zirkulationsmittel zu tun
- aber die versch. Schatzfunktionen aus denen des Geldes, innländische
Zahlungsmittel, Reservefond für Umlaufmittel und Weltgeld fallen (technisch) dem
gleichen Fond zu
-471-
- dazu kommt Konzentration in einer Hauptbank, Beschränkung des Schatzes
auf ein Minimum
- zusätzlich ist er Garantie für Konvertibilität
| [Komplikation der Sachlage] |
"
Sehn wir nun aber ab vom Goldabfluß, wie kann dann eine Bank, die Banknoten
ausgibt, also z.B. die Bank von England, den Betrag der von ihr geleisteten
Geldakkommodation vermehren ohne Vermehrung ihrer Notenausgabe?
"
(S. 471)
| [Notenrückfluß ohne Goldabfluß] |
"
Alle Noten außerhalb der Mauern der Bank, ob sie zirkulieren oder in
Privatschätzen schlummern, befinden sich, was die Bank selbst betrifft, in
Zirkulation, d.h. außerhalb ihres Besitzes. Dehnt also die Bank ihre Diskontos
und Lombardgeschäfte, die Vorschüsse auf securities <Wertpapiere> aus, so
müssen die dafür ausgegebnen Banknoten wieder zu ihr zurückfließen, denn sonst
vergrößern sie den Betrag der Zirkulation, was eben nicht der Fall sein soll.
Dieser Rückfluß kann auf doppelte Weise geschehn.
"
(S. 471)
- Antwort 2: die Noten fließen als Einlösen für Wertpapiere und Wechsel
an die Bank zurück, also ohne Goldabfluß
"
Erstens: Die Bank zahlt dem A Noten gegen Wertpapiere: A zahlt damit fällige
Wechsel an B, und B deponiert die Noten wieder bei der Bank. Die Zirkulation
dieser Noten ist damit zu Ende, aber die Anleihe bleibt.
Die Noten, die die Bank dem A vorschoß, sind jetzt zu ihr zurückgekehrt; dagegen
ist sie Gläubigerin von A oder dem Bezogenen des von A diskontierten Wechsels,
Schuldnerin von B für die in diesen Noten ausgedrückte Wertsumme, und B verfügt
damit über einen entsprechenden Teil des Kapitals der Bank.[Herv. v. mir]
"
(S. 471)
-472-
"
Zweitens: A zahlt an B, und B selbst oder C, an den er die Noten weiter
fortzahlt, zahlt mit diesen Noten fällige Wechsel an die Bank, direkt oder
indirekt. In diesem Fall wurde die Bank mit ihren eignen Noten bezahlt. Hiermit
ist dann die Transaktion fertig (bis auf die Rückzahlung des A an die Bank).
"
(S. 472)
- wann nun ist ein Vorschuß auch Kapital(vorschuß)?
- dazu werden die möglichen Fälle untersucht
"
Erster Fall. - A erhält von der Bank die Vorschußsummen auf seinen persönlichen
Kredit hin, ohne irgendwelche Deckung dafür zu geben. In diesem Fall hat er
nicht nur Zahlungsmittel vorgeschossen erhalten, sondern auch unbedingt ein
neues Kapital, das er bis zur Rückzahlung in seinem Geschäft als Zusatzkapital
verwenden und verwerten kann.
"
(S. 472)
| ['Reiner' Kredit] |
"
Zweiter Fall. - A hat der Bank Wertpapiere, Staatsschuldscheine oder Aktien,
verpfändet und darauf Barvorschuß, sage bis zu zwei Dritteln des Tageswerts,
erhalten. ...
Es hat also zwischen A und der Bank eine zeitweilige, gegenseitige
Kapitalübertragung stattgefunden, so daß A kein zusätzliches Kapital erhalten
hat (im Gegenteil!), wohl aber die benötigten Zahlungsmittel. Dagegen für die
Bank war das Geschäft eine zeitweilige Festlegung von Geldkapital in Form einer
Anleihe, eine Verwandlung von Geldkapital aus einer Form in eine andre, und
diese Verwandlung ist grade die wesentliche Funktion des Bankgeschäfts.
"
(S. 472)
| [Verpfändung] |
"
Dritter Fall. - A hat bei der Bank einen Wechsel diskontieren lassen und dafür, nach Abzug des Diskontos, den Betrag in bar erhalten. In diesem [473] Fall hat er
eine nicht flüssige Form von Geldkapital an die Bank verkauft gegen den Wertbetrag in flüssiger Form; den noch laufenden Wechsel gegen bares Geld. Der Wechsel ist jetzt Eigentum der Bank. ...
Was er brauchte und erhielt, waren Zahlungsmittel, und er erhielt sie dadurch, daß die Bank ihm die eine Form seines Geldkapitals - den Wechsel - in die andre - das Geld - verwandelte.
"
(S. 472 f)
| [Diskontierung] |
- wirklicher Kapitalvorschuß war nur Fall 1, sonst ist es nur im Sinn, dass die Bank ihr Kapital vorschießt
- betrachtet man kleinere Provatbanken läuft es auf dasselbe hinaus letztendlich dahinterstehend die Noten der Nationalbank
"
Selbst wenn die Zirkulation rein metallisch wäre, könnte gleichzeitig 1. ein Goldabfluß {hier ist offenbar ein Goldabfluß gemeint, der wenigstens zum Teil ins Ausland geht, F. E.} die Schatzkammer leeren, und 2., da [474] das Gold hauptsächlich von der Bank nur zur Saldienung von Zahlungen (Erledigung vergangner Transaktionen) verlangt würde, so könnte ihr Vorschuß auf Wertpapiere sehr wachsen, ihr aber in Form von Depositen zurückkehren oder in Rückzahlung fähiger Wechsel; so daß einerseits, bei Zunahme der Wertpapiere im Portefeuille der Bank, ihr Gesamtschatz abnähme, sie andrerseits dieselbe Summe, die sie früher als Eigentümerin hielt, jetzt als Schuldnerin ihrer Depositäre halten würde und endlich die Gesamtmasse des zirkulierenden Mediums abnähme.
"
(S. 473 f)
"
Es ist bisher vorausgesetzt worden, daß die Vorschüsse in Noten gemacht werden, also wenigstens eine augenblickliche, wenn auch sofort wieder verschwindende Vermehrung der Notenausgabe mit sich führen. Dies ist aber nicht nötig. Statt der Papiernote kann die Bank dem A einen Buchkredit eröffnen, wo also dieser, ihr Schuldner, zum imaginaren Depositor bei ihr wird. Er zahlt seine Gläubiger mit Schecks auf die Bank, und der Empfänger dieser Schecks zahlt sie weiter an seinen Bankier, der sie gegen die auf ihn laufenden Schecks im Clearing House austauscht. In diesem Fall findet gar keine Dazwischenkunft von Noten statt, und die ganze Transaktion beschränkt sich darauf, daß der Bank eine Forderung, die sie zu machen hat, mit einem Scheck auf sie selbst saldiert wird, und ihre wirkliche Rekompensation in der Kreditforderung auf A besteht, In diesem Falle hat sie ihm einen Teil ihres Bankkapitals, weil ihre eignen Schuldforderungen, vorgeschossen.
"
(S. 474)
| [Notenloser Vorschuß mittels Buchkredit] |
"
Soweit diese Nachfrage nach Geldakkommodation Nachfrage nach Kapital ist, ist sie dies nur für Geldkapital; Kapital vom Standpunkt des Bankiers aus, nämlich für Gold - bei Goldabfluß ins Ausland - oder Noten der Nationalbank, die für die Privatbank nur durch Kauf gegen ein Aquivalent erlangbar sind, für sie also Kapital vorstellen. Oder endlich handelte es sich um zinstragende Wertpapiere, Staatseffekten, Aktien etc., die verkauft werden müssen, um Gold oder Noten an sich zu ziehn.
"
(S. 474)
- letztere aber, die alle (Aktien, Papiere, ...) nur Eigentumstitel zum Erwerb zukünftigen MWs sind, sind kein wirklichen Kapital
"
Alle diese Dinge sind kein wirkliches Kapital, bilden keine Bestandteile des Kapitals und sind auch an sich keine Werte. Es kann sich auch durch ähnliche Transaktionen Geld, das der Bank gehört, in Depositum verwandeln, so daß sie, statt Eigner Schuldner desselben wird, es unter andrem Besitztitel hält.
"
(S. 474)
-475-
"
Kapital figuriert hier also nur als Geldkapital und, wenn nicht in wirklicher Geldform vorhanden, als bloßer Kapitaltitel. Es ist dies sehr wichtig, da Seltenheit von und dringende Nachfrage nach Bankkapital verwechselt wird mit einer Verringerung des wirklichen Kapitals, das in solchen Fällen im Gegenteil, in Form von Produktionsmitteln und Produkten, im Überfluß vorhanden ist und die Märkte erdrückt. [Herv. v. mir]
"
(S. 475)
"
Es erklärt sich also sehr einfach, wie die Masse der von der Bank als Deckung gehaltnen Wertpapiere wachsen, also der zunehmende Andrang nach Geldakkommodation von der Bank befriedigt werden kann, bei gleichbleibender oder abnehmender Gesamtmasse der Umlaufsmittel. Und zwar wird diese Gesamtmasse in doppelter Weise in solchen Zeiten der Geldklemme in Schranken gehalten: 1. durch Goldabfluß; 2. durch Nachfrage nach Geld als bloßem Zahlungsmittel, wo die ausgegebnen Noten sogleich zurückfließen oder wo vermittelst Buchkredit die Transaktion ohne alle Ausgabe von Noten sich abwickelt; wo also eine bloße Kredittransaktion die Zahlungen vermittelt, deren Erledigung der einzige Zweck des Geschäfts war.
"
(S. 475)
- also kann es eine gewaltige Masse an Transaktionen geben, ohne die Zirkulation zu erweitern, Saldierung, Buchgeld
- ebenso gibt es Massen an Transaktionen mit sofortigem Rückfluß an die Bank
"
Da die Zirkulation der Noten als Kaufmittel in Zeiten der Geschäftsstockung, wo solche starke Akkommodation erforderlich,
abnimmt, kann ihre Zirkulation als Zahlungsmittel zunehmen und die Gesamtsumme der Zirkulation, die Summe der als Kaufmittel und als Zahlungsmittel fungierenden Noten, dennoch stabil bleiben oder selbst abnehmen. Die Zirkulation, als Zahlungsmittel, von Banknoten, die der
[476]
ausgebenden Bank sofort zurückströmen, ist in den Augen jener Ökonomen eben keine Zirkulation.
"
(S. 475 f)
"
Nähme die Zirkulation als Zahlungsmittel in höherem Grade zu, als die als Kaufmittel abnimmt, so würde die Gesamtzirkulation wachsen, obgleich das als Kaufmittel fungierende Geld der Masse nach bedeutend abgenommen hätte. Und dies tritt wirklich in gewissen Momenten der Krise ein, nämlich beim vollständigen Zusammenbruch des Kredits, wo nicht nur die Waren und Wertpapiere unverkaufbar, sondern auch die Wechsel undiskontierhar geworden sind und nichts mehr gilt als bare Zahlung oder wie der Kaufmann sagt: Kassa. Da Fullarton und andre nicht begreifen, daß die Zirkulation der Noten als Zahlungsmittel das Charakteristische solcher Zeiten der Geldnot ist, behandeln sie dies Phänomen als zufällig.
"
(S. 476)
| [Gegenbeispiel zu Fullartons These] |
-477-
"
Es könnte noch gefragt werden: Was fehlt denn in solchen Zeiten der Klemme, Kapital oder Geld in seiner Bestimmtheit als Zahlungsmittel? Und dies ist bekanntlich eine Kontroverse.
"
(S. 477)
"
Zunächst, soweit die Klemme sich zeigt im Goldabfluß, ist es klar, daß das, was verlangt wird, das internationale Zahlungsmittel ist. Aber Geld, in seiner Bestimmtheit als internationales Zahlungsmittel, ist Gold in seiner metallischen Wirklichkeit, als selbst wertvolle Substanz, Wertmasse. Es ist zugleich Kapital, aber Kapital nicht als Warenkapital, sondern als Geldkapital, Kapital nicht in der Form der Ware, sondern in der Form des Geldes (und zwar des Geldes im eminenten Sinn des Worts, worin es existiert in der allgemeinen Weltmarktsware). Es liegt hier nicht ein Gegensatz vor zwischen der Nachfrage nach Geld als Zahlungsmittel und der Nachfrage nach Kapital. Der Gegensatz liegt zwischen dem Kapital in seiner Form als Geld und in seiner Form als Ware; und die Form, in der es hier verlangt wird und allein fungieren kann, ist seine Geldform.
"
(S. 477)
"
Abgesehn von dieser Nachfrage nach Gold (oder Silber) kann nicht gesagt werden, daß in solchen Zeiten der Krise es in irgendeiner Weise an Kapital mangelt. Unter außerordentlichen Umständen, wie Getreideteurung, Baumwollnot etc., kann dies der Fall sein; diese aber sind keineswegs notwendige oder regelmäßige Begleiter solcher Zeiten; und die Existenz eines solchen Mangels an Kapital kann daher nicht von vornherein daraus geschlossen werden, daß ein Andrang für Geldakkommodation besteht. Im Gegenteil. Die Märkte sind überführt, mit Warenkapital überschwemmt. Es ist also jedenfalls nicht Mangel an Warenkapital, das die Klemme verursacht. Wir kommen auf diese Frage später zurück. [Herv. v. mir]
"
(S. 477)
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