Kapital
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Peter Heilbronn |
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Kapital BdIII. Einundzwanzigstes Kapitel: Das zinstragende Kapital
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Letzte Bearbeitung |
22.05.2003 |
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1. Das zinstragende Kapital
1.1. Bewegung des verliehenen Kapitals
1.2. Der Zins
1. Das zinstragende Kapital
1.1. Bewegung des verliehenen Kapitals
-350-
"
Bei der ersten Betrachtung der allgemeinen oder Durchschnittsprofitrate
(Abschnitt II dieses Buchs) hatten wir diese letztre noch nicht in ihrer
fertigen Gestalt vor uns, indem die Ausgleichung noch bloß als Ausgleichung der
in verschiednen Sphären angelegten industriellen Kapitale erschien. Dies wurde
ergänzt im vorigen Abschnitt, wo die Teilnahme des Handelskapitals an dieser
Ausgleichung und der merkantile Profit erörtert ward. Die allgemeine Profitrate
und der Durchschnittsprofit stellten sich jetzt innerhalb engerer Grenzen dar
als vorher. Im Fortgang der Entwicklung ist im Auge zu halten, daß, wenn wir
fernerhin von allgemeiner Profitrate oder Durchschnittsprofit sprechen, dies in
der letztren Fassung geschieht, also bloß mit Bezug auf die fertige Gestalt der
Durchschnittsrate. Da diese nunmehr für das industrielle und merkantile Kapital
dieselbe ist, ist es auch nicht weiter nötig, soweit es sich nur um diesen
Durchschnittsprofit handelt, einen Unterschied zwischen industriellem und
kommerziellem Profit zu machen.
"
(S. 350)
- Geld als Wertausdruck, als Ware oder Geld, hat als Kapital die Fähigkeit
Profit zu erzeugen
-351-
| [Kapital selbst als Ware und der Zins] |
"
Damit erhält es, außer dem Gebrauchswert, den es als Geld besitzt, einen
zusätzlichen Gebrauchswert, nämlich den, als Kapital zu fungieren. Sein
Gebrauchswert besteht hier eben in dem Profit, den es, in Kapital verwandelt,
produziert. In dieser Eigenschaft als mögliches Kapital, als Mittel zur
Produktion des Profits, wird es Ware, aber eine Ware sui generis. Oder was auf
dasselbe herauskommt, Kapital als Kapital wird zur Ware. "
(S. 351)
- mit allg. Profitrate 29 % :
"
Ein Mann also, der 100 Pfd.St. zur Verfügung hat, hält in seiner Hand die
Macht, aus 100 Pfd.St. 120 zu machen oder einen Profit von 20 Pfd.St. zu
produzieren. Er hält in seiner Hand ein mögliches Kapital von 100 Pfd.St.
Überläßt dieser Mann für ein Jahr die 100 Pfd.St. einem andern, der sie wirklich
als Kapital anwendet, so gibt er ihm die Macht, 20 Pfd.St. Profit zu
produzieren, einen Mehrwert, der ihm nichts kostet, wofür er kein Äquivalent
zahlt. Wenn dieser Mann dem Eigner der 100 Pfd.St. am Jahresschluß vielleicht 5
Pfd.St. zahlt, d.h. einen Teil des produzierten Profits, so zahlt er damit den
Gebrauchswert der 100 Pfd.St., den Gebrauchswert ihrer Kapitalfunktion, der
Funktion, 20 Pfd.St. Profit zu produzieren. Der Teil des Profits, den er ihm
zahlt, heißt Zins, was also nichts ist als ein besondrer Name, eine besondre
Rubrik für einen Teil des Profits, den das fungierende Kapital, statt in die
eigne Tasche zu stecken, an den Eigner des Kapitals wegzuzahlen hat. "
(S. 351)
"
Mit Gilbart (siehe Note) von natürlicher Gerechtigkeit hier zu reden, ist
Unsinn. Die Gerechtigkeit der Transaktionen, die zwischen den Produk- [352] tionsagenten vorgehn, beruht darauf, daß diese Transaktionen aus
den Produktionsverhältnissen als natürliche Konsequenz entspringen. Die
juristischen Formen, worin diese ökonomischen Transaktionen als
Willenshandlungen der Beteiligten, als Äußerungen ihres gemeinsamen Willens und
als der Einzelpartei gegenüber von Staats wegen erzwingbare Kontrakte
erscheinen, können als bloße Formen diesen Inhalt selbst nicht bestimmen. Sie
drücken ihn nur aus. Dieser Inhalt ist gerecht, sobald er der Produktionsweise
entspricht, ihr adäquat ist. Er ist ungerecht, sobald er ihr widerspricht.
Sklaverei, auf Basis der kapitalistischen Produktionsweise, ist ungerecht;
ebenso der Betrug auf die Qualität der Ware.
"
(S. 351 f)
"
Wenn A, der Eigner der 100 Pfd.St., sie entweder zu seiner Privatkonsumtion
verausgabte oder sie als Schatz bei sich behielte, könnten sie von B, dem
fungierenden Kapitalisten, nicht als Kapital verausgabt werden. Er verausgabt
nicht sein Kapital, sondern das von A; aber er kann das Kapital von A nicht
verausgaben ohne den Willen von A. In der Tat ist es also A, der ursprünglich
die 100 Pfd.St. als Kapital verausgabt, obgleich sich auf diese Verausgabung der
100 Pfd.St. als Kapital seine ganze Funktion als Kapitalist beschränkt. Soweit
diese 100 Pfd.St. in Betracht kommen, fungiert B nur als Kapitalist, weil A ihm
die 100 Pfd.St. überläßt und sie daher als Kapital verausgabt. "
(S. 352)
| [Erweiterte Zirkulationsweise] |
-353-
"
Die Bewegung ist also:
G - G - W - G´- G´.
Was hier verdoppelt erscheint, ist 1. die Verausgabung des Geldes als Kapital,
2. sein Rückfluß als realisiertes Kapital, als G´ oder G + DeltaG. "
(S. 353)
- G-W-G, W-G-W sind jeweils Metamorphosen der Ware
"
Dagegen bei dem zinstragenden Kapital ist der erste Stellenwechsel von G
durchaus kein Moment, weder der Warenmetamorphose noch der Reproduktion des
Kapitals. Dies wird es erst bei der zweiten Verausgabung, in der Hand des
fungierenden Kapitalisten, der Handel damit treibt oder es in produktives
Kapital verwandelt. Der erste Stellenwechsel von G drückt hier nichts aus als
seine Übertragung oder Übermachung von A an B; eine Übertragung, die unter
gewissen juristischen Formen und Vorbehalten zu geschehn pflegt. "
(S. 353)
"
Dieser doppelten Verausgabung des Geldes als Kapital, wovon die erste bloße
Übertragung von A auf B ist, entspricht sein doppelter Rückfluß. Als G´ oder G +
DeltaG fließt es zurück aus der Bewegung an den fungierenden Kapitalisten B.
Dieser überträgt es dann wieder an A, aber zugleich mit einem Teil des Profits,
als realisiertes Kapital, als G + DeltaG, wo DeltaG nicht gleich dem ganzen
Profit, sondern nur ein Teil des Profits, der Zins ist. Zu B fließt es zurück
nur als was er es ausgegeben hat, als fungierendes Kapital, aber als das
Eigentum von A. Damit sein Rückfluß vollständig sei, hat B es daher wieder an A
zu übertragen. "
(S. 353)
{
Die erste und letzte Übertragung sind juristischer Art und kein Kauf oder
Verkauf, der Wert wird vollständig übergeben und zurückgenommen !
Diese beiden Übertragungen haben mit dem Fungieren des Kapitals in dessen
eigenem Kreislauf nichts zu tun.
Diese Form des Leihens und
der Verzinsung resultiert aus den Eigenschaften von Kapital als Ware.
Reiner Geldbesitz "zahlt sich aus" im Zins.
(d.V.)}
-354-
"
Die Form des Leihens, die dieser Ware, dem Kapital als Ware eigentümlich ist,
übrigens auch in andren Transaktionen vorkommt, statt der Form des Verkaufens,
ergibt sich schon aus der Bestimmung, daß Kapital hier als Ware auftritt oder
daß Geld als Kapital zur Ware wird. "
(S. 354)
| [Unterschiede: einfache Ware, Ware als Kapital, Kapital als Ware] |
"
Wir haben gesehn (Buch II, Kap. I) und rufen hier kurz ins Gedächtnis zurück,
daß das Kapital im Zirkulationsprozeß als Warenkapital und Geldkapital fungiert.
Aber in beiden Formen wird das Kapital nicht als Kapital zur Ware. "
(S. 354)
"
Im Zirkulationsakt fungiert das Warenkapital nur als Ware, nicht als Kapital.
Es ist Warenkapital im Unterschied von einfacher Ware, 1. weil es bereits mit
Mehrwert geschwängert ist, die Realisierung seines Werts also zugleich
Realisierung von Mehrwert ist; dies ändert aber nichts an seinem einfachen
Dasein als Ware, als Produkt von bestimmtem Preis; 2. weil diese seine Funktion
als Ware ein Moment seines Reproduktionsprozesses als Kapital ist und daher
seine Bewegung als Ware, weil nur Teilbewegung seines Prozesses, zugleich seine
Bewegung als Kapital ist; sie wird dies aber nicht durch den Akt des Verkaufens
selbst, sondern nur durch den Zusammenhang dieses Akts mit der Gesamtbewegung
dieser bestimmten Wertsumme als Kapital. "
(S. 354)
"
Ebenso als Geldkapital wirkt es in der Tat nur einfach als Geld, d.h. als
Kaufmittel von Ware (den Produktionselementen). Daß dies Geld hier zugleich
Geldkapital, eine Form des Kapitals ist, geht nicht hervor aus dem Akt des
Kaufens, aus der wirklichen Funktion, die es hier als Geld verrichtet; sondern
aus dem Zusammenhang dieses Akts mit der Gesamtbewegung des Kapitals, indem
dieser Akt, den es als Geld verrichtet, den kapitalistischen Produktionsprozeß
einleitet. "
(S. 354)
"
In keinem einzelnen Moment der Metamorphose, für sich betrachtet, verkauft der
Kapitalist die Ware als Kapital an den Käufer, obgleich sie für ihn Kapital
[355] vorstellt, oder veräußert er das Geld als Kapital an den
Verkäufer. In beiden Fällen veräußert er die Ware einfach als Ware und das Geld
einfach als Geld, als Kaufmittel von Ware. "
(S. 354 f)
"
Es ist nur in dem Zusammenhang des ganzen Verlaufs, in dem Moment, wo der
Ausgangspunkt zugleich als Punkt der Rückkehr erscheint, in G - G´ oder W´ - W´,
daß das Kapital im Zirkulationsprozeß als Kapital auftritt (während es im
Produktionsprozeß als Kapital auftritt durch die Unterordnung des Arbeiters
unter den Kapitalisten und die Produktion des Mehrwerts). In diesem Moment
der Rückkehr aber ist die Vermittlung verschwunden. "
(S. 355)
"
Sobald es wieder verausgabt wird, wird es nie als Kapital an einen dritten
veräußert, sondern als einfache Ware an ihn verkauft oder ihm als einfaches Geld
für Ware hingegeben. Es erscheint in seinem Zirkulationsprozeß nie als Kapital,
sondern nur als Ware oder Geld, und dies ist hier sein einziges Dasein für
andre. "
(S. 355)
"
Anders aber verhält es sich mit dem zinstragenden Kapital, und grade dies
bildet seinen spezifischen Charakter. Der Geldbesitzer, der sein Geld als
zinstragendes Kapital verwerten will, veräußert es an einen dritten, wirft es in
Zirkulation, macht es zur Ware als Kapital; nicht nur als Kapital für ihn
selbst, sondern auch für andre; es ist nicht bloß Kapital für den, der es
veräußert, sondern es wird dem dritten von vornherein als Kapital ausgehändigt,
als Wert, der den Gebrauchswert besitzt, Mehrwert, Profit zu schaffen; als ein
Wert, der sich in der Bewegung forterhält und zu seinem ursprünglichen Ausgeber,
hier dem Geldbesitzer, nachdem er fungiert hat, zurückkehrt; also sich nur für
eine Zeitlang von ihm entfernt, aus dem Be- [356] sitz seines
Eigentümers nur zeitweilig in den Besitz des fungierenden Kapitalisten tritt,
also weder weggezahlt noch verkauft, sondern nur ausgeliehen wird; nur entäußert
wird, unter der Bedingung, nach einer bestimmten Zeitfrist erstens zu seinem
Ausgangspunkt zurückzukehren, zweitens aber als realisiertes Kapital
zurückzukehren, so daß es seinen Gebrauchswert, Mehrwert zu produzieren,
realisiert hat. "
(S. 355 f)
"
Ware, die als Kapital verliehen wird, wird nach ihrer Beschaffenheit als fixes
oder zirkulierendes Kapital verliehen. Das Geld kann in beiden Formen verliehen
werden, als fixes Kapital z.B., wenn es in der Form der Leibrente zurückgezahlt
wird, so daß mit dem Zins immer auch ein Stück Kapital zurückfließt. "
(S. 356)
"
Denn was hier verliehen wird, ist immer eine bestimmte Geldsumme, und auf
diese Summe wird denn auch der Zins berechnet. Ist das, was ausgeliehen wird,
weder Geld noch zirkulierendes Kapital, so wird es auch zurückgezahlt in der
Weise, wie fixes Kapital zurückfließt. "
(S. 356)
- fixes fließt stückweis, und unverbrauchtes am Schluß, zirkulierendes
vollständig zurück, beides mit Zins
"
Die Art des Rückflusses ist also jedesmal bestimmt durch die wirkliche
Kreisbewegung des sich reproduzierenden Kapitals und seiner besondren Arten.
Aber für das verliehene Kapital nimmt der Rückfluß die Form der Rückzahlung an,
weil der Vorschuß, die Entäußerung desselben, die Form des Verleihens hat.
"
(S. 356)
"
Kurz, der Zirkulationsprozeß löst sich auf in die Meta- [357] morphose der
Ware. Anders, wenn wir das Ganze des Reproduktionsprozesses betrachten. Gehn wir
vom Geld aus (und es ist dasselbe, wenn wir von der Ware ausgehn, da wir dann
von ihrem Wert ausgehn, sie also selbst sub specie <in der Gestalt> des
Geldes betrachten), so ist eine Geldsumme ausgegeben und kehrt nach einer
gewissen Periode mit einem Inkrement zurück. "
(S. 356 f)
"
Es wird weder als Geld noch als Ware ausgegeben, also weder ausgetauscht gegen
Ware, wenn es als Geld vorgeschossen wird, noch verkauft gegen Geld, wenn es als
Ware vorgeschossen wird; sondern es wird ausgegeben als Kapital. Das Verhältnis
zu sich selbst, als welches das Kapital sich darstellt, wenn man den
kapitalistischen Produktionsprozeß als Ganzes und Einheit anschaut, und worin
das Kapital als Geld heckendes Geld auftritt, wird hier ohne die vermittelnde
Zwischenbewegung einfach als sein Charakter, als seine Bestimmtheit ihm
einverleibt. Und in dieser Bestimmtheit wird es veräußert, wenn es als
Geldkapital verliehen wird. "
(S. 357)
"
Eine absonderliche Auffassung der Rolle des Geldkapitals ist die von
Proudhon ("Gratuité du Crédit. Discussion entre M. F. Bastiat et M. Proudhon",
Paris 1850). Leihen scheint Proudhon deswegen vom Übel, weil es nicht Verkaufen
ist. Das auf Zins leihen ...
"ist die Fähigkeit, denselben Gegenstand stets von neuem zu verkaufen und dafür
stets von neuem den Preis zu erhalten, ohne jemals das Eigentum an dem
Gegenstand, den man verkauft, abzutreten."(p. 9)
"
(S. 357)
| [Unterschied: (Ver)Kauf vs. Leihen/Zinsrückfluß] |
"
Der Gegenstand, Geld, Haus etc. wechselt nicht den Eigentümer, wie bei Kauf und
Verkauf. Aber Proudhon sieht nicht, daß beim Weggeben des Geldes in Form von
zinstragendem Kapital kein Äquivalent dafür zurückerhalten ist. In jedem Akt
des Kaufs und Verkaufs, soweit überhaupt Austauschprozesse stattfinden, wird
allerdings das Objekt weggegeben. Das Eigentum des verkauften Gegenstands tritt
man immer ab. Aber man gibt nicht den Wert weg. Beim Verkauf wird die Ware
weggegeben, aber nicht ihr Wert, der in der Form von Geld oder, was hier nur
eine andre Form dafür, von Schuldschein oder Zahlungstitel zurückgegeben wird.
[Herv. v. mir]
"
(S. 357)
-358-
- Proudhon: Hutmacher entgegen verleihendem Kapitalisten
"
Der Hutmacher vertritt hier den produktiven Kapitalisten im Gegensatz zum
verleihenden. Proudhon ist offenbar nicht hinter das Geheimnis gekommen, wie der
produktive Kapitalist Ware zu ihrem Wert verkaufen kann (die Ausgleichung zu
Produktionspreisen ist hier, für seine Fassung, gleichgültig) und ebendadurch
einen Profit empfängt über das Kapital hinaus, das er in den Austausch wirft.
"
(S. 358)
-359-
"
Was ist es nun, das ihm in der eigentümlichen Bewegung des zinstragenden
Kapitals rätselhaft bleibt? Die Kategorien: Kaufen, Preis, Gegenstände abtreten,
und die unvermittelte Form, worin hier der Mehrwert erscheint; kurz das
Phänomen, daß hier Kapital als Kapital zur Ware geworden ist, daß daher das
Verkaufen in Leihen, der Preis in einen Anteil am Profit sich verwandelt hat.
"
(S. 359)
| [Die spezielle Bewegung des zinstragenden Kapitals] |
"
Die Rückkehr des Kapitals zu seinem Ausgangspunkt ist überhaupt die
charakteristische Bewegung des Kapitals in seinem Gesamtkreislauf. Dies zeichnet
keineswegs nur das zinstragende Kapital aus. Was es auszeichnet, ist die
äußerliche, vom vermittelnden Kreislauf losgetrennte Form der Rückkehr. Der
verleihende Kapitalist gibt sein Kapital weg, überträgt es an den industriellen
Kapitalisten, ohne ein Äquivalent zu erhalten. Sein Weggeben ist überhaupt kein
Akt des wirklichen Kreislaufsprozesses des Kapitals, sondern leitet nur diesen,
durch den industriellen Kapitalisten zu bewirkenden Kreislauf ein. Dieser erste
Stellenwechsel des Geldes drückt keinen Akt der Metamorphose, weder Kauf noch
Verkauf aus. Das Eigentum wird nicht abgetreten, weil kein Austausch vorgeht,
kein Äquivalent empfangen wird. "
(S. 359)
-360-
"
Die charakteristische Bewegung des Kapitals überhaupt, die Rückkehr des Geldes
zum Kapitalisten, die Rückkehr des Kapitals zu seinem Ausgangspunkt, erhält im
zinstragenden Kapital eine ganz äußerliche, von der wirklichen Bewegung, deren
Form sie ist, getrennte Gestalt. "
(S. 360)
-361-
"
Weggeben, Verleihen von Geld für eine gewisse Zeit und Rückempfang desselben
mit Zins (Mehrwert) ist die ganze Form der Bewegung, die dem zinstragenden
Kapital als solchem zukommt. Die wirkliche Bewegung des ausgeliehenen Geldes als
Kapital ist eine Operation, die jenseits der Transaktionen zwischen Verleihern
und Anleihern liegt. In diesen selbst ist diese Vermittlung ausgelöscht, nicht
sichtbar, nicht unmittelbar einbegriffen. "
(S. 361)
"
Die Rückkehr drückt sich daher hier auch nicht aus als Konsequenz und Resultat
einer bestimmten Reihe ökonomischer Vorgänge, sondern als Folge einer speziellen
juristischen Abmachung zwischen Käufer und Verkäufer. Die Zeit des Rückflusses
hängt ab vom Verlauf des Reproduktionsprozesses; beim zinstragenden Kapital
scheint seine Rückkehr als Kapital von der bloßen Übereinkunft zwischen
Verleiher und Anleiher abzuhängen. So daß der Rückfluß des Kapitals mit
Bezug auf diese Transaktion nicht mehr als durch den Produktionsprozeß
bestimmtes Resultat erscheint, sondern so, als ob die Form des Geldes dem
ausgeliehenen Kapital nie verlorengegangen wäre. [Herv. v. mir]"
(S. 361)
| [Wirkliche Voraussetzung der Verzinsung] |
- nicht nur die Vermittlung durch den Produktionsprozess, dieser selbst als der
Grundlage ist verdeckt und verschwunden (Verkehrung)
"
Die bloße Form des Kapitals - Geld, das als Summe A ausgegeben wird und als
Summe A + 1/x A zurückkehrt, in einem gewissen Zeitraum, ohne irgendeine andre
Vermittlung, außer diesem zeitlichen Zwischenraum - ist nur die begriffslose
Form der wirklichen Kapitalbewegung. "
(S. 361)
"
In der wirklichen Bewegung des Kapitals ist die Rückkehr ein Moment des
Zirkulationsprozesses. ...
Aber beim zinstragenden Kapital ist Rückkehr wie Weggabe bloß Resultat einer
juristischen Transaktion zwischen dem Eigen- [362] tümer des
Kapitals und einer zweiten Person. Wir sehn nur Weggabe und Rückzahlung. Alles,
was dazwischen vorgeht, ist ausgelöscht. "
(S. 361 f)
-362-
"
Die Verleihung von Geld als Kapital - seine Weggabe unter Bedingung der
Rückerstattung nach gewisser Zeit - hat also zur Voraussetzung, daß das Geld
wirklich als Kapital verwandt wird, wirklich zurückfließt zu seinem
Ausgangspunkt. "
(S. 362)
1.2. Der Zins
"
Bisher haben wir nur die Bewegung des verliehenen Kapitals zwischen seinem
Eigner und dem industriellen Kapitalisten betrachtet. Jetzt ist der Zins zu
untersuchen. "
(S. 362)
-363-
- Zins qualitativ als Profitteil
"
Um als Kapital zurückzufließen, muß die vorgeschoßne Wertsumme sich in der
Bewegung nicht nur erhalten, sondern sich verwertet, ihre Wertgröße vermehrt
haben, also mit einem Mehrwert, als G + DeltaG zurückkehren, und dieses DeltaG
ist hier der Zins oder der Teil des Durchschnittsprofits, der nicht in der Hand
des fungierenden Kapitalisten bleibt, sondern dem Geldkapitalisten zufällt.
"
(S. 363)
"
Es ist nur durch den Vorgang dieser Veräußerung, daß das Kapital vom
Geldverleiher als Ware oder daß die Ware, über die er verfügt, an einen Dritten
als Kapital weggegeben wird. "
(S. 363)
"
Was wird beim gewöhnlichen Verkauf veräußert? Nicht der Wert der verkauften
Ware, denn dieser ändert nur die Form. Er existiert als Preis ideell in der
Ware, bevor er reell in der Form von Geld in die Hand des Verkäufers übergeht.
Derselbe Wert und dieselbe Wertgröße wechseln hier nur die Form. "
(S. 363)
-364-
- Gebrauchswert des Verborgten Geldes
"
Diesen Gebrauchswert des Geldes als Kapital - die Fähigkeit, den
Durchschnittsprofit zu erzeugen - veräußert der Geldkapitalist an den
industriellen Kapitalisten für die Zeit, während deren er diesem die Verfügung
über das verliehne Kapital abtritt. "
(S. 364)
"
Das so verliehene Geld hat insofern eine gewisse Analogie mit der Arbeitskraft
in ihrer Stellung gegenüber dem industriellen Kapitalisten. Nur zahlt der
letztre den Wert der Arbeitskraft, während er den Wert des geliehenen Kapitals
einfach zurückzahlt. Der Gebrauchswert der Arbeitskraft für den industriellen
Kapitalisten ist: mehr Wert (den Profit) in ihrem Verbrauch zu erzeugen, als sie
selbst besitzt und als sie kostet. Dieser Überschuß von Wert ist ihr
Gebrauchswert für den industriellen Kapitalisten. Und so erscheint ebenfalls der
Gebrauchswert des geliehenen Geldkapitals als seine Wert setzende und
vermehrende Fähigkeit. "
(S. 364)
-365-
"
Was zahlt nun der industrielle Kapitalist, und was ist daher der Preis
des ausgeliehenen Kapitals? "
(S. 365)
"
Was der Käufer einer gewöhnlichen Ware kauft, ist ihr Gebrauchswert; was er
zahlt, ist ihr Wert. Was der Borger des Geldes kauft, ist ebenfalls dessen
Gebrauchswert als Kapital; aber was zahlt er? Sicher nicht, wie bei den andren
Waren, ihren Preis oder Wert. "
(S. 365)
- quantitativ: das Geld wird als Kapital verborgt (profitschaffend), ohne
Zinsrückfluß würde nicht verborgt, hingegen Zins = gesamter Profit, würde nicht
geborgt
-366-
"
Beide geben dieselbe Geldsumme als Kapital aus, der Verleiher und der Borger.
Aber nur in der Hand des letzteren fungiert sie als Kapital. Der Profit wird
nicht verdoppelt durch das doppelte Dasein derselben Geldsumme als Kapital für
zwei Personen. Es kann für beide als Kapital nur fungieren durch Teilung des
Profits. Der dem Verleiher zufallende Teil heißt Zins. "
(S. 366)
| [Nochmals der kategoriale Unterschied] |
"
Es muß nie vergessen werden, daß hier das Kapital als Kapital Ware ist oder daß
die Ware, um die es sich hier handelt, Kapital ist. Die sämtlichen Verhältnisse,
die hier erscheinen, wären daher irrationell vom Standpunkt der einfachen Ware
aus, oder auch vom Standpunkt des Kapitals, soweit es in seinem
Reproduktionsprozeß als Warenkapital fungiert. Verleihen und Borgen, statt des
Verkaufens und Kaufens, ist hier ein aus der spezifischen Natur der Ware - des
Kapitals - hervorgehender Unterschied. Ebenso daß das, was hier gezahlt wird,
Zins ist, statt des Preises der Ware. Will man den Zins den Preis des
Geldkapitals nennen, so ist dies eine irrationelle Form des Preises, durchaus im
Widerspruch mit dem Begriff des Preises der Ware."
(S. 366)
- nochmal
"
Wird Ware als Kapital verliehen, so ist sie nur die verkleidete Form [367] einer Geldsumme.
"
(S. 366 f)
"
Wenn daher der Preis den Wert der Ware, so drückt der Zins die Verwertung des
Geldkapitals aus und erscheint daher als der Preis, der dem Verleiher für
dasselbe gezahlt wird. Es ergibt sich hieraus, wie abgeschmackt es von
vornherein ist, die einfachen Verhältnisse des durch Geld vermittelten
Austausches, von Kauf und Verkauf, hierauf direkt anwenden zu wollen, wie
Proudhon tut. Die Grundvoraussetzung ist eben, daß Geld als Kapital fungiert und
daher als Kapital an sich, als potentielles Kapital einer dritten Person
übermacht werden kann. "
(S. 367)
"
Als Ware aber erscheint das Kapital selbst hier, soweit es auf dem Markt
ausgeboten und wirklich der Gebrauchswert des Geldes als Kapital veräußert wird.
Sein Gebrauchswert aber ist: Profit zu erzeugen. Der Wert des Geldes oder der
Waren als Kapital ist nicht bestimmt durch ihren Wert als Geld oder Waren,
sondern durch das Quantum Mehrwert, das sie für ihren Besitzer produzieren. Das
Produkt des Kapitals ist der Profit. Auf [368] Grundlage der kapitalistischen
Produktion ist es nur verschiedne Anwendung des Geldes, ob es als Geld
verausgabt oder als Kapital vorgeschossen wird. Geld. resp. Ware, ist an sich,
potentiell Kapital, ganz wie die Arbeitskraft potentiell Kapital ist. Denn 1.
kann das Geld in die Produktionselemente verwandelt werden und ist, wie es ist,
bloß abstrakter Ausdruck derselben, ihr Dasein als Wert; 2. besitzen die
stofflichen Elemente des Reichtums die Eigenschaft, potentiell schon Kapital zu
sein, weil ihr sie ergänzender Gegensatz, das, was sie zu Kapital macht - die
Lohnarbeit -, auf Basis der kapitalistischen Produktion vorhanden
ist. [Herv. v. mir]"
(S. 367 f)
"
Die gegensätzliche gesellschaftliche Bestimmtheit des stofflichen Reichtums -
sein Gegensatz zur Arbeit als Lohnarbeit - ist, getrennt vom Produktionsprozeß,
schon im Kapitaleigentum als solchem ausgedrückt. Dies eine Moment nun, getrennt
vom kapitalistischen Produktionsprozeß selbst, dessen stetes Resultat es ist und
als dessen stetes Resultat es seine stete Voraussetzung ist, drückt sich darin
aus, daß Geld, und ebenso Ware, an sich, latent, potentiell, Kapital sind, daß
sie als Kapital verkauft werden können und daß sie in dieser Form Kommando über
fremde Arbeit sind, Anspruch auf Aneignung fremder Arbeit geben, daher sich
verwertender Wert sind. Es tritt hier auch klar hervor, daß dies Verhältnis der
Titel und das Mittel zur Aneignung fremder Arbeit ist und nicht irgendeine
Arbeit als Gegenwert von Seite des Kapitalisten. "
(S. 368)
- beim Preis der Waren erklären Angebot und Nachfrage nicht den
Preis, nur die Abweichung des Marktpreises vom Produktionspreis, letzlich ist
der Produktionspreis des Bestimmende, bestimmt durch die Produktionsweise
-369-
"
Anders aber mit dem Zins vom Geldkapital. Die Konkurrenz bestimmt hier nicht
die Abweichungen vom Gesetz, sondern es existiert kein Gesetz der Teilung außer
dem von der Konkurrenz diktierten, weil, wie wir noch weiter sehn werden, keine
"natürliche" Rate des Zinsfußes existiert. Unter der natürlichen Rate des
Zinsfußes versteht man vielmehr die durch die freie Konkurrenz festgesetzte
Rate. "
(S. 369)
- mehr dazu im nächsten Kapitel
^
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