Kapital
|
Team |
Peter Heilbronn |
Thema |
Kapital BdI. Drittes Kapitel: Das Geld oder die Warenzirkulation
( excerpt )
|
Verweis |
[
Konspekt ] |
Status |
2.lesung, im Bau |
Letzte Bearbeitung |
31.03.2000 / 17.05.2003 ff. |
Home |
www.mxks.de
|
3. Das Geld oder die Warenzirkulation
3.1. Maß der Werte
3.2. Zirkulationsmittel
a) Die Metamorphose der Waren
b) Der Umlauf des Geldes
c) Die Münze. Das Wertzeichen
3.3. Geld
a) Schatzbildung
b) Zahlungsmittel
c) Weltgeld
3. Das Geld oder die Warenzirkulation(»
K)
-109-
3.1. Maß der Werte(»
K)
"
Gold wird im folgenden als die Geldware vorausgesetzt.
"
(S. 109)
Erste Funktion des Goldes:
- der Warenwelt wird das Material ihres Wertausdrucks geliefert
- gleichnamige Größe
- qualitativ gleich
- quantitativ vergleichbar
- -> allgemeines Maß der Werte
dadurch spezifische Äquivalentware zunächst Geld
"
Die Waren werden nicht durch das Geld kommensurabel. Umgekehrt. Weil alle
Waren als Werte vergegenständlichte menschliche Arbeit, daher an und für sich
kommensurabel sind, können sie ihre Werte gemeinschaftlich in derselben
spezifischen Ware messen und diese dadurch in ihr gemeinschaftliches Wertmaß
oder Geld verwandeln. Geld als Wertmaß ist notwendige Erscheinungsform des
immanenten Wertmaßes der Waren, der Arbeit.[Herv. von mir]
"
(S. 109)
{Hier haben wir eine erste Form der Verkehrung in der
bürgerlichen Sicht.(d.V.)}
aus der Fussnote 50:
"'... die Darstellung der Ware schließt
ihre
Verdopplung in Ware und Geldware ein.'"
(Zitat, MEW 13,, S. 66ff)
-110-
"
Der Wertausdruck einer Ware in Gold - x Ware A = y Geldware - ist ihre Geldform
oder ihr Preis. Eine vereinzelte Gleichung, wie 1 Tonne Eisen = 2 Unzen Gold,
genügt jetzt, um den Eisenwert gesellschaftlich gültig darzustellen.
"
(S. 110)
- über das Geld findet die Menge der Wertausdrücke der Waren wieder seine
gemeinsame einfache Form
"
Man lese die Quotationen eines Preiskurants rückwärts und man findet die
Wertgröße des Geldes in allen möglichen Waren dargestellt. Geld hat dagegen
keinen Preis. Um an dieser einheitlichen relativen Wertform der andren Waren
teilzunehmen, müßte es auf sich selbst als sein eignes Äquivalent bezogen
werden.
"
(S. 110)
"
Der Preis oder die Geldform der Waren ist, wie ihre Wertform überhaupt, eine
von ihrer handgreiflich reellen Körperform unterschiedne, also nur ideelle oder
vorgestellte Form. Der Wert von Eisen, Leinwand, Weizen usw. existiert, obgleich
unsichtbar, in diesen Dingen selbst; er wird vorgestellt durch ihre Gleichheit
mit Gold, eine Beziehung zum Gold, die sozusagen nur in ihren Köpfen spukt. Der
Warenhüter muß daher seine Zunge in ihren Kopf stecken oder ihnen Papierzettel
umhängen, um ihre Preise der Außenwelt mitzuteilen. Da der Ausdruck der
Warenwerte in [111]
Gold ideell ist, ist zu dieser Operation
auch nur vorgestelltes oder ideelles Gold anwendbar.
"
(S. 110 f)
Aber:
"
Obgleich nur vorgestelltes Geld zur Funktion des Wertmaßes dient, hängt der
Preis ganz vom reellen Geldmaterial ab. Der Wert, d.h. das Quantum menschlicher
Arbeit, das z.B. in einer Tonne Eisen enthalten ist, wird ausgedrückt in einem
vorgestellten Quantum der Geldware, welches gleich viel Arbeit enthält. Je
nachdem also Gold, Silber oder Kupfer zum Wertmaß dienen, erhält der Wert der
Tonne Eisen ganz verschiedne Preisausdrücke oder wird in ganz verschiednen
Quantitäten Gold, Silber oder Kupfer vorgestellt.
"
(S. 111)
-112-
"
Als solche verschiedne Goldquanta vergleichen und messen sie sich
untereinander, und es entwickelt sich technisch die Notwendigkeit, sie auf ein
fixiertes Quantum Gold als ihre Maßeinheit zu beziehn. Diese Maßeinheit selbst
wird durch weitere Einteilung in aliquote Teile zum Maßstab fortentwickelt. Vor
ihrer Geldwerdung besitzen Gold, Silber, Kupfer bereits solche Maßstäbe in ihren
Metallgewichten, so daß z.B. ein Pfund als Maßeinheit dient und nach der einen
Seite wieder in Unzen usw. abgeteilt, nach der andren in Zentner usw.
zusammenaddiert wird.(54) Bei aller metallischen Zirkulation bilden daher die
vorgefundenen Namen des Gewichtsmaßstabs auch die ursprünglichen Namen des
Geldmaßstabs oder Maßstabs der Preise.
"
(S. 112)
-113-
"
Als Maß der Werte und als Maßstab der Preise verrichtet das Geld zwei
ganz verschiedne Funktionen. Maß der Werte ist es als die gesellschaftliche
Inkarnation der menschlichen Arbeit, Maßstab der Preise als ein festgesetztes
Metallgewicht. Als Wertmaß dient es dazu, die Werte der bunt verschiednen Waren
in Preise zu verwandeln, in vorgestellte Goldquanta; als Maßstab der Preise mißt
es diese Goldquanta. Am Maß der Werte messen sich die Waren als Werte, der
Maßstab der Preise mißt dagegen Goldquanta an einem Goldquantum, nicht den Wert
eines Goldquantums am Gewicht des andren.
"
(S. 113)
"
Wie auch der Goldwert wechsle, verschiedne Goldquanta bleiben stets in selbem
Wertverhältnis zueinander.
"
(S. 113)
Also die Preise und die Werte bleiben im Verhältnis zueinander gleich, der
Wechsel betrifft alle Ware gleichmäßig.
-114-
"
Wie bei der Darstellung des Werts einer Ware im Gebrauchswert irgendeiner
andren Ware, ist auch bei der Schätzung der Waren in Gold nur vorausgesetzt, daß
zur gegebnen Zeit die Produktion eines bestimmten Goldquantums ein gegebnes
Quantum Arbeit kostet. In bezug auf die Bewegung der Warenpreise überhaupt
gelten die früher entwickelten Gesetze des einfachen relativen Wertausdrucks.
"
(S. 114)
"
Die Geldnamen der Metallgewichte trennen sich nach und nach von ihren
ursprünglichen Gewichtnamen aus verschiednen Gründen, darunter historisch
entscheidend: 1. Einführung fremden Geldes bei minder entwickelten Völkern, wie
z.B. im alten Rom Silber- und Goldmünzen zuerst als ausländische Waren
zirkulierten. Die Namen dieses fremden Geldes sind von den einheimischen
Gewichtnamen verschieden. 2. Mit der Entwicklung des Reichtums wird das minder
edle Metall durch das edlere aus der Funktion des Wertmaßes verdrängt. Kupfer
durch Silber, Silber durch Gold, sosehr diese Reihenfolge aller poetischen
Chronologie widersprechen mag.
"
(S. 114)
-115-
"
Ein bestimmter Gewichtsteil des edlen Metalls, z.B. eine Unze Gold, wird
offiziell abgeteilt in aliquote Teile, die legale Taufnamen erhalten, wie Pfund,
Taler usw. Solcher aliquote Teil, der dann als die eigentliche Maßeinheit des
Geldes gilt, wird untergeteilt in andre aliquote Teile mit gesetzlichen
Taufnamen, wie Shilling, Penny etc.(59) Nach wie vor bleiben bestimmte
Metallgewichte Maßstab des Metallgeldes. Was sich geändert, ist Einteilung und
Namengebung.
"
(S. 115)
"
Der Name einer Sache ist ihrer Natur ganz äußerlich. Ich weiß nichts vom
Menschen, wenn ich weiß, daß ein Mensch Jacobus heißt. Ebenso verschwindet in
den Geldnamen Pfund, Taler, Franc, Duktat usw. jede Spur des Wertverhältnisses.
Die Wirre über den Geheimsinn dieser kabbalistischen Zeichen ist um so größer,
als die Geldnamen den Wert der Waren und zugleich aliquote Teile eines
Metallgewichts, des Geldmaßstabs, aus- [116] drücken.
"
(S. 115)
"
Der Preis ist der Geldname der in der Ware vergegenständlichten Arbeit. Die
Äquivalenz der Ware und des Geldquantums, dessen Name ihr Preis ist, ist daher
eine Tautologie (63), wie ja überhaupt der relative Wertausdruck einer Ware
stets der Ausdruck der Äquivalenz zweier Waren ist. Wenn aber der Preis als
Exponent der Wertgröße der Ware Exponent ihres Austauschverhältnisses mit Geld,
so folgt nicht umgekehrt, daß der Exponent ihres Austauschverhältnisses mit Geld
notwendig der Exponent ihrer Wertgröße ist.
"
(S. 116)
-117-
| [Quantitative Inkongruenz] |
"
Die Wertgröße der Ware drückt also ein notwendiges, ihrem Bildungsprozeß
immanentes Verhältnis zur gesellschaftlichen Arbeitszeit aus. Mit der
Verwandlung der Wertgröße in Preis erscheint dies notwendige Verhältnis als
Austauschverhältnis einer Ware mit der außer ihr existierenden Geldware. In
diesem Verhältnis kann sich aber ebensowohl die Wertgröße der Ware ausdrücken,
als das Mehr oder Minder, worin sie unter gegebnen Umständen veräußerlich ist.
Die Möglichkeit quantitativer Inkongruenz zwischen Preis und Wertgröße, oder der
Abweichung des Preises von der Wertgröße, liegt also in der Preisform selbst. Es
ist dies kein Mangel dieser Form, sondern macht sie umgekehrt zur adäquaten Form
einer Produktionsweise, worin sich die Regel nur als blindwirkendes
Durchschnittsgesetz der Regellosigkeit durchsetzen kann.
"
(S. 117)
| [Qualitative Inkongruenz] |
"
Die Preisform läßt jedoch nicht nur die Möglichkeit quantitativer Inkongruenz
zwischen Wertgröße und Preis, d.h. zwischen der Wertgröße und ihrem eignen
Geldausdruck zu, sondern kann einen qualitativen Widerspruch beherbergen, so daß
der Preis überhaupt aufhört, Wertausdruck zu sein, obgleich Geld nur die
Wertform der Waren ist. Dinge, die an und für sich keine Waren sind, z.B.
Gewissen, Ehre usw., können ihren Besitzern für Geld feil und so durch ihren
Preis die Warenform erhalten. Ein Ding kann daher formell einen Preis haben,
ohne einen Wert zu haben. Der Preisausdruck wird hier imaginär wie gewisse
Größen der Mathematik. Andrerseits kann auch die imaginäre Preisform, wie z.B.
der Preis des unkultivierten Bodens, der keinen Wert hat, weil keine menschliche
Arbeit in ihm vergegenständlicht ist, ein wirkliches Wertverhältnis oder von ihm
abgeleitete Beziehung verbergen.
"
(S. 117)
{
Hinweis darauf, das das Wertgesetz eine Totalitätsbeziehung
repräsentiert, welches die gesamte Gesellschaft auch "außerhalb" der Ökonomie
bestimmt, bis in das Denken, 'mein Schatz, was bist du mir Wert'.
(d.V.)}
| [Die Notwendigkeit des Austausches] |
"
Um also praktisch die Wirkung eines Tauschwerts auszuüben, muß die Ware ihren
natürlichen Leib abstreifen, sich aus nur vorgestellten Gold in wirkliches Gold
verwandeln,
"
(S. 117)
-118-
"
Neben ihrer realen Gestalt, Eisen z.B., kann die Ware im Preise ideelle
Wertgestalt oder vorgestellte Goldgestalt besitzen, aber sie kann nicht zugleich
wirklich Eisen und wirklich Gold sein. Für ihre Preisgebung genügt es,
vorgestelltes Gold ihr gleichzusetzen. Durch Gold ist sie zu ersetzen, damit sie
ihrem Besitzer den Dienst eines allgemeinen Äquivalents leiste.
"
(S. 118)
"
Die Preisform schließt die Veräußerlichkeit der Waren gegen Geld und die
Notwendigkeit dieser Veräußerung ein. Andrerseits funktioniert Gold nur als
ideelles Wertmaß, weil es sich bereits im Austauschprozeß als Geldware umtreibt.
Im ideellen Maß der Werte lauert daher das harte Geld.
"
(S. 118)
Dies führt uns nun zum Zirkulationsprozess.
3.2. Zirkulationsmittel(»
K)
a) Die Metamorphose der Waren(»
K)
"
Man sah, daß der Austauschprozeß der Waren widersprechende und einander
ausschließende Beziehungen einschließt. Die Entwicklung der Ware hebt diese
Widersprüche nicht auf, schafft aber die Form, worin sie sich bewegen können.
Dies ist überhaupt die Methode, wodurch sich wirkliche Widersprüche lösen. Es
ist z.B. ein Widerspruch, daß ein Körper [119] beständig in
einen andren fällt und ebenso beständig von ihm wegflieht. Die Ellipse ist eine
der Bewegungsformen, worin dieser Widerspruch sich ebensosehr verwirklicht als
löst. "
(S. 118 f)
"
Soweit der Austauschprozeß Waren aus der Hand, worin sie Nicht-Gebrauchswerte,
in die Hand überträgt, worin sie Gebrauchswerte, ist er gesellschaftlicher
Stoffwechsel. Das Produkt einer nützlichen Arbeitsweise ersetzt das der andren.
Einmal angelangt zur Stelle, wo sie als Gebrauchswert dient, fällt die Ware in
die Sphäre der Konsumtion aus der Sphäre des Warenaustauschs. Letztre allein
interessiert uns hier. Wir haben also den ganzen Prozeß nach der Formseite zu
betrachten, also nur den Formwechsel oder die Metamorphose der Waren, welche den
gesellschaftlichen Stoffwechsel vermittelt.
"
(S. 119)
"
Hält man an diesem stofflichen Moment, dem Austausch von Ware mit Gold, allein
fest, so übersieht man grade, was man sehn soll, nämlich was sich mit der Form
zuträgt. Man übersieht, daß Gold als bloße Ware nicht Geld ist und daß die
andren Waren sich selbst in ihren Preisen auf Gold als ihre eigne Geldgestalt
beziehn.
"
(S. 119)
"
Andrerseits sind beide Seiten des Gegensatzes Waren, also Einheiten von
Gebrauchswert und Wert. Aber diese Einheit von Unterschieden stellt sich auf
jedem der beiden Pole umgekehrt dar und stellt dadurch zugleich deren
Wechselbeziehung dar. Die Ware ist reell Gebrauchswert, ihr Wertsein erscheint
nur ideell im Preis, der sie auf das gegenüberstehende Gold als ihre reelle
Wertgestalt bezieht. Umgekehrt gilt das Goldmaterial nur als Wertmateriatur,
Geld. Es ist reell daher Tauschwert. Sein Gebrauchswert erscheint nur noch
ideell in der Reihe der relativen Wertausdrücke, worin es sich auf die
gegenüberstehenden Waren als den Umkreis seiner reellen Gebrauchsgestalten
bezieht. Diese gegensätzlichen Formen der Waren sind die wirklichen
Bewegungsformen ihres Austauschprozesses.
"
(S. 119)
-120-
"
Der Austauschprozeß der Ware vollzieht sich also in zwei entgegengesetzten und
einander ergänzenden Metamorphosen - Verwandlung der Ware in Geld und ihre
Rückverwandlung aus Geld in Ware.(65) Die Momente der Warenmetamorphose sind
zugleich Händel des Warenbesitzers - Verkauf, Austausch der Ware mit Geld; Kauf,
Austausch des Gelds mit Ware, und Einheit beider Akte: verkaufen, um zu kaufen.
"
(S. 120)
"
Der Austauschprozeß der Ware vollzieht sich also in folgendem Formwechsel:
Ware - Geld - Ware.
W - G - W.
Nach ihrem stofflichen Inhalt ist die Bewegung W - W, Austausch von Ware gegen
Ware, Stoffwechsel der gesellschaftlichen Arbeit, in dessen Resultat der Prozeß
selbst erlischt.
"
(S. 120)
"
W - G. Erste Metamorphose der Ware oder Verkauf. Das Überspringen des
Warenwerts aus dem Warenleib in den Goldleib ist, wie ich es anderswo bezeichnet
(Siehe Band 13, S. 71), der Salto mortale der Ware. Mißlingt er, so ist zwar
nicht die Ware geprellt, wohl aber der Warenbesitzer. Die gesellschaftliche
Teilung der Arbeit macht seine Arbeit ebenso einseitig als seine Bedürfnisse
vielseitig. Ebendeswegen dient ihm sein Produkt nur als Tauschwert. Allgemeine
gesellschaftlich gültige Äquivalentform erhält es aber nur im Geld,
[121]
und das Geld befindet sich in fremder Tasche.
"
(S. 120 f)
| [Wertwechsel durch z.B. überflüssige Ware, Teilung der Arbeit] |
{
Hier wird der Wert bzw. der Preis in ihrer alleinigen Existenz als
gesamtgesellschaftliches Verhältnis deutlich, liegend in der Teilung der
Arbeit mit privatem Besitz.
(d.V.)}
"
Das Produkt befriedigt heute ein gesellschaftliches Bedürfnis. Morgen wird es
vielleicht ganz oder teilweise von einer ähnlichen Produktenart aus seinem
Platze verdrängt. Ist auch die Arbeit, wie die unsres Leinwebers, patentiertes
Glied der gesellschaftlichen Arbeitsteilung, so ist damit noch keineswegs der
Gebrauchswert grade seiner 20 Ellen Leinwand garantiert. Wenn das
gesellschaftliche Bedürfnis für Leinwand, und es hat sein Maß wie alles andre,
bereits durch nebenbuhlerische Leinweber gesättigt ist, wird das Produkt unsres
Freundes überschüssig, überflüssig und damit nutzlos.
"
(S. 121)
"
Gesetzt aber, der Gebrauchswert seines Produkts bewähre sich und Geld werde
daher angezogen von der Ware. Aber nun fragt sich's, wieviel Geld? Die Antwort
ist allerdings schon antizipiert im Preis der Ware, dem Exponenten ihrer
Wertgröße. Wir sehn ab von etwaigen rein subjektiven Rechenfehlern des
Warenbesitzers, die auf dem Markt sofort objektiv korrigiert werden. Er soll auf
sein Produkt nur den gesellschaftlich notwendigen Durchschnitt von Arbeitszeit
verausgabt haben. Der Preis der Ware ist also nur Geldname des in ihr
vergegenständlichten Quantums gesellschaftlicher Arbeit.
"
(S. 121)
-122-
"
Trotzdem kann die Gesamtsumme dieser Stücke überflüssig verausgabte Arbeitszeit
enthalten. Vermag der Marktmagen das Gesamtquantum Leinwand, zum Normalpreis von
2 sh. per Elle, nicht zu absorbieren, so beweist das, daß ein zu großer Teil der
gesellschaftlichen Gesamtarbeitszeit in der Form der Leinweberei verausgabt
wurde. Die Wirkung ist dieselbe, als hätte jeder einzelne Leinweber mehr als die
gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit auf sein individuelles Produkt verwandt.
Hier heißt's: Mitgefangen, mitgehangen. Alle Leinwand auf dem Markt gilt nur als
ein Handelsartikel, jedes Stück nur als aliquoter Teil.
"
(S. 122)
- Gelingen des Formwechsels ist hier und im Folgenden als normal vorausgesetzt !
"
Die Teilung de Arbeit verwandelt das Arbeitsprodukt in Ware und macht dadurch
seine Verwandlung in Geld notwendig. Sie macht es zugleich zufällig, ob diese
Transsubstantiation gelingt. Hier ist jedoch das Phänomen rein zu betrachten,
sein normaler Vorgang also vorauszusetzen. Wenn es übrigens überhaupt vorgeht,
die Ware also nicht unverkäuflich ist, findet stets ihr Formwechsel statt,
obgleich abnormal in diesem Formwechsel Substanz - Wertgröße - eingebüßt oder
zugesetzt werden mag.
"
(S. 122)
-123-
"
Warum tritt Gold der Leinwand als Geld gegenüber? Weil ihr Preis von 2 Pfd.St.
oder ihr Geldname sie bereits auf Gold als Geld bezieht. Die Entäußerung der
ursprünglichen Warenform vollzieht sich durch die Veräußerung der Ware, d.h. in
dem Augenblicke, wo ihr Gebrauchswert das in ihrem Preis nur vorgestellte Gold
wirklich anzieht. Die Realisierung des Preises oder der nur ideellen Wertform
der Ware ist daher zugleich umgekehrt Realisierung des nur ideellen
Gebrauchswerts des Geldes, die Verwandlung von Ware in Geld zugleich Verwandlung
von Geld in Ware. Der eine Prozeß ist zweiseitiger Prozeß, vom Pol des
Warenbesitzers Verkauf, vom Gegenpol des Geldbesitzers Kauf. Oder Verkauf ist
Kauf, W - G zugleich G - W.
"
(S. 123)
"
Abgesehn vom Austausch des Golds mit Ware an seiner Produktionsquelle, ist das
Gold in der Hand jedes Warenbesitzers die entäußerte Gestalt seiner veräußerten
Ware, Produkt des Verkaufs oder der ersten Warenmetamorphose W -G.(68) Ideelles
Geld oder Wertmaß wurde das Gold, weil alle Waren ihre Werte in ihm maßen und es
so zum vorgestellten Gegenteil ihre Gebrauchsgestalt, zu ihrer Wertgestalt
machten. Reelles Geld wird es, weil die Waren durch ihre allseitige Veräußerung
es zu ihrer wirklich entäußerten oder verwandelten Gebrauchsgestalt und daher zu
ihrer wirklichen Wertgestalt machen. In ihrer Wertgestalt streift die Ware jede
Spur ihres naturwüchsigen Gebrauchswerts und der [124]
besondren
nützlichen Arbeit ab, welcher sie den Ursprung verdankt, um sich in die
gleichförmige gesellschaftliche Materiatur unterschiedsloser menschlicher Arbeit
zu verpuppen. Man sieht dem Geld daher nicht an, welchen Schlags die in es
verwandelte Ware. Eine sieht in ihrer Geldform grade aus wie die andre.
"
(S. 123 f)
"
G - W. Zweite oder Schlußmetamorphose der Ware: Kauf. - Weil die entäußerte
Gestalt aller andren Waren oder das Produkt ihrer allgemeinen Veräußerung, ist
Geld die absolut veräußerliche Ware. Es liest alle Preise rückwärts und spiegelt
sich so in allen Warenleibern als dem hingebenden Material seiner eignen
Warenwerdung.
"
(S. 124)
"
G - W, der Kauf ist zugleich Verkauf, W - G; die letzte Metamorphose einer Ware
daher zugleich die erste Metamorphose einer andren Ware. Für unsren Leinweber
schließt der Lebenslauf seiner Ware mit der Bibel, worin er die 2 Pfd.St.
rückverwandelt hat. Aber der Bibelverkäufer setzt die vom [125] Leinweber
gelösten 2 Pfd.St. in Kornbranntwein um. G - W, die Schlußphase von W - G - W
(Leinwand - Geld - Bibel), ist zugleich W - G, die erste Phase von W - G - W
(Bibel - Geld - Kornbranntwein).
"
(S. 124 f)
"
Betrachten wir nun die Gesamtmetamorphose einer Ware, z.B. der Leinwand, so
sehn wir zunächst, daß sie aus zwei entgegengesetzten und einander ergänzenden
Bewegungen besteht, W - G und G - W. Diese zwei entgegengesetzten Wandlungen der
Ware vollziehn sich in zwei entgegengesetzten gesellschaftlichen Prozessen des
Warenbesitzers und reflektieren sich in zwei entgegengesetzten ökonomischen
Charakteren desselben. Als Agent des Verkaufs wird er Verkäufer, als Agent des
Kaufs Käufer. Wie aber in jeder Wandlung der Ware ihre beiden Formen, Warenform
und Geldform, gleichzeitig existieren, nur auf entgegengesetzten Polen, so steht
demselben Warenbesitzer als Verkäufer ein andrer Käufer und als Käufer ein
andrer Verkäufer gegenüber. Wie dieselbe Ware die zwei umgekehrten Wandlungen
sukzessiv durchläuft, aus Ware Geld und aus Geld Ware wird, so wechselt derselbe
Warenbesitzer die Rollen von Verkäufer und Käufer. Es sind dies also keine
festen, sondern innerhalb der Warenzirkulation beständig die Personen
wechselnden Charaktere.
"
(S. 125)
-126-
"
Die beiden umgekehrten Bewegungsphasen der Warenmetamorphose bilden einen
Kreislauf: Warenform, Abstreifung der Warenform, Rückkehr zur Warenform.
Allerdings ist die Ware selbst hier gegensätzlich bestimmt. Am Ausgangspunkt ist
sie Nicht-Gebrauchswert, am Endpunkt Gebrauchswert für ihren Besitzer. So
erscheint das Geld erst als der feste Wertkristall, worin sich die Ware
verwandelt, um hinterher als ihre bloße Äquivalentform zu zerrinnen
"
(S. 126)
"
Die Warenzirkulation ist nicht nur formell, sondern wesentlich vom
unmittelbaren Produktenaustausch unterschieden.
"
(S. 126)
"
Die Ware des B ersetzt die Ware des A, aber A und B tauschen nicht
wechselseitig ihre Waren aus. Es kann in der Tat vorkommen, daß A und B
wechselweis voneinander kaufen, aber solche besondre Beziehung ist keineswegs
durch die allgemeinen Verhältnisse der Warenzirkulation bedingt. Einerseits
sieht man hier, wie der Warenaustausch die individuellen und lokalen Schranken
des unmittelbaren Produktenaustausches durchbricht und den Stoffwechsel der
menschlichen Arbeit entwickelt. Andrerseits entwickelt sich ein ganzer Kreis von
den handelnden Personen unkontrollierbarer, gesellschaftlicher
Naturzusammenhänge.
"
(S. 126)
"
Der Zirkulationsprozeß erlischt deswegen auch nicht, wie der unmittelbare
Produktenaustausch, in dem Stellen- oder Händewechsel der Gebrauchswerte. Das
Geld verschwindet nicht, weil es schließlich aus der [127]
Metamorphosenreihe einer Ware herausfällt. Es schlägt immer nieder auf eine
durch die Waren geräumte Zirkulationsstelle. Z.B. in der Gesamtmetamorphose der
Leinwand: Leinwand - Geld - Bibel fällt erst die Leinwand aus der Zirkulation,
Geld tritt an ihre Stelle, fällt dann die Bibel aus der Zirkulation, Geld tritt
an ihre Stelle. Der Ersatz von Ware durch Ware läßt zugleich an dritter Hand die
Geldware hängen.(72) Die Zirkulation schwitzt beständig Geld aus.
"
(S. 126)
-127-
| [Kritik an der bürgerlichen Gleichgewichtsauffassung] |
"
Nichts kann alberner sein als das Dogma, die Warenzirkulation bedinge ein
notwendiges Gleichgewicht der Verkäufe und Käufe, weil jeder Verkauf Kauf und
vice versa (umgekehrt). Meint dies, daß die Zahl der wirklich vollzogenen
Verkäufe gleich derselben Zahl von Käufen, so ist es platte Tautologie. Aber es
soll beweisen, daß der Verkäufer seinen eignen Käufer zu Markt führt. Verkauf
und Kauf sind ein identischer Akt als Wechselbeziehung zwischen zwei polarisch
entgegengesetzten Personen, dem Warenbesitzer und dem Geldbesitzer. Sie bilden
zwei polarisch entgegengesetzte Akte als Handlungen derselben Person. Die
Identität von Verkauf und Kauf schließt daher ein, daß die Ware nutzlos wird,
wenn sie, in die alchimistische Retorte der Zirkulation geworfen, nicht als Geld
herauskommt, nicht vom Warenbesitzer verkauft, also vom Geldbesitzer gekauft
wird.
"
(S. 127)
| [Immanenz und Möglichkeit der Krise] |
"
Aber keiner braucht unmittelbar zu kaufen, weil er selbst verkauft hat. Die
Zirkulation sprengt die zeitlichen, örtlichen und individuellen Schranken des
Produktenaustausches ebendadurch, daß sie die hier vorhandne unmittelbare
Identität zwischen dem Austausch des eignen und dem Eintausch des fremden
Arbeitsprodukts in den Gegensatz von Verkauf und Kauf spaltet. Daß die
selbständig einander gegenübertretenden Prozesse eine innere Einheit bilden,
heißt ebensosehr, daß ihre innere Einheit sich in äußeren Gegensätzen
bewegt.Geht die äußerliche Verselbständigung der innerlich Unselbständigen, weil
einander [128] ergänzenden, bis zu einem gewissen Punkt fort, so
macht sich die Einheit gewaltsam geltend durch eine - Krise.
"
(S. 127)
"
Diese Formen schließen daher die Möglichkeit, aber auch nur die Möglichkeit der
Krisen ein. Die Endwicklung dieser Möglichkeit zur Wirklichkeit erfordert einen
ganzen Umkreis von Verhältnissen, die vom Standpunkt der einfachen
Warenzirkulation noch gar nicht existieren.
"
(S. 128)
"
Als Vermittler der Warenzirkulation erhält das Geld die Funktion des Zirkulationsmittels.
"
(S. 128)
b) Der Umlauf des Geldes(»
K)
"
Der Formwechsel, worin sich der Stoffwechsel der Arbeitsprodukte vollzieht, W -
G - W, bedingt, daß derselbe Wert als Ware den Ausgangspunkt des Prozesses
bildet und zu demselben Punkt zurückkehrt als Ware. Diese Bewegung der Waren ist
daher Kreislauf. Andrerseits schließt dieselbe Form den Kreislauf des Geldes
aus. Ihr Resultat ist beständige Entfernung des Geldes von seinem Ausgangspunkt,
nicht Rückkehr zu demselben.
"
(S. 128)
-129-
"
Die dem Geld durch die Warenzirkulation unmittelbar erteilte Bewegungsform ist
daher seine beständige Entfernung vom Ausgangspunkt, sein Lauf aus der Hand
eines Warenbesitzers in die eines andren, oder sein Umlauf (currency, cours de
la monnaie). "
(S. 129)
"
Der Umlauf des Geldes zeigt beständige, eintönige Wiederholung desselben
Prozesses. Die Ware steht stets auf Seite des Verkäufers, das Geld stets auf
Seite des Käufers, als Kaufmittel. Es funktioniert als Kaufmittel, indem es den
Preis der Ware realisiert. Indem es ihn realisiert, überträgt es die Ware aus
der Hand des Verkäufers, während es sich gleichzeitig aus der Hand des Käufers
in die des Verkäufers entfernt, um denselben Prozeß mit einer andren Ware zu
wiederholen. Daß diese einseitige Form der Geldbewegung aus der doppelseitigen
Formbewegung der Ware entspringt, ist verhüllt. Die Natur der Warenzirkulation
selbst erzeugt den entgegengesetzten Schein.
"
(S. 128)
| [Verkehrung] |
-130-
"
Das Resultat der Warenzirkulation, Ersatz von Ware durch andre Ware, erscheint
nicht durch ihren eignen Formwechsel vermittelt, sondern durch die Funktion des
Geldes als Zirkulationsmittel, welches die an und für sich bewegungslosen Waren
zirkuliert, sie aus der Hand, worin sie Nicht-Gebrauchswerte, in die Hand
überträgt, worin sie Gebrauchswerte, stets in entgegengesetzter Richtung zu
seinem eignen Lauf. Es entfernt die Waren beständig aus der Zirkulationssphäre,
indem es beständig an ihre Zirkulationsstelle tritt und sich damit von seinem
eignen Ausgangspunkt entfernt. Obgleich daher die Geldbewegung nur Ausdruck der
Warenzirkulation, erscheint umgekehrt die Warenzirkulation nur als Resultat der
Geldbewegung.
"
(S. 130)
"
Andrerseits kommt dem Geld nur die Funktion des Zirkulationsmittels zu, weil es
der verselbständigte Wert der Waren ist. Seine Bewegung als Zirkulationsmittel
ist daher in der Tat nur ihre eigne Formbewegung. Diese muß sich daher auch
sinnlich im Umlauf des Geldes widerspiegeln. "
(S. 130)
"
Dieselben Geldstücke kommen als entäußerte Gestalt der Ware in die Hand des
Verkäufers und verlassen sie als absolut veräußerliche Gestalt der Ware. Sie
wechseln zweimal die Stelle. Die erste Metamorphose der Leinwand bringt diese
Geldstücke in die Tasche des Webers, die zweite holt sie wieder heraus. Die
beiden entgegengesetzten Formwechsel derselben Ware spiegeln sich also wider im
zweimaligen Stellenwechsel des Geldes in entgegengesetzter Richtung. "
(S. 130)
"
In der häufigen Wiederholung des Stellenwechsels Geldstücke spiegelt sich wider
nicht nur die Metamorphosenreihe einer einzigen Ware, sondern auch die
Verschlingung der zahllosen Metamorphosen der Warenwelt überhaupt. Es versteht
sich übrigens ganz von selbst, daß alles dies nur für die hier betrachtete Form
der einfachen Warenzirkulation gilt. "
(S. 130)
-131-
"
Jede Ware, bei ihrem ersten Schritt in die Zirkulation, bei ihrem ersten
Formwechsel, fällt aus der Zirkulation heraus, in welche stets neue Ware
eintritt. Das Geld dagegen als Zirkulationsmittel haust beständig in der
Zirkulationssphäre und treibt sich beständig in ihr um. Es entsteht also die
Frage, wieviel Geld diese Sphäre beständig absorbiert. "
(S. 131)
| [Zur Menge des zirkulierenden Geldes] |
"
Da nun die hier betrachtete, unmittelbare Zirkulationsform Ware und Geld
einander stets leiblich gegenüberstellt, die eine auf den Pol des Verkaufs, das
andre auf den Gegenpol des Kaufs, ist die für den Zirkulationsprozeß der
Warenwelt erheischte Masse von Zirkulationsmitteln bereits durch die Preissumme
der Waren bestimmt. In der Tat stellt das Geld nur reell die in der Preissumme
der Waren bereits ideell ausgedrückte Goldsumme dar. Die Gleichheit dieser
Summen versteht sich daher von selbst. Wir wissen jedoch, daß bei
gleichbleibenden Werten der Waren ihre Preise mit dem Werte des Goldes (des
Geldmaterials) selbst wechseln, verhältnismäßig steigen, wenn er fällt, und
fallen, wenn er steigt. Ob die Preissumme der Waren so steige oder falle, die
Masse des zirkulierenden Geldes muß gleichmäßig steigen oder fallen. Der Wechsel
in der Masse der Zirkulationsmittel entspringt hier allerdings aus dem Geld
selbst, aber nicht aus seiner Funktion als Zirkulationsmittel, sondern aus
seiner Funktion als Wertmaß. Der Preis der Waren wechselt erst umgekehrt wie
der Wert des Geldes, und dann wechselt die Masse der Zirkulationsmittel direkt
wie der Preis der Waren."
(S. 131)
"
Man hat gesehn, daß die Zirkulationssphäre der Waren ein Loch hat, wodurch Gold
(Silber, kurz das Geldmaterial) in sie eintritt als Ware von gegebnem Wert.
Dieser Wert ist vorausgesetzt bei der Funktion des Geldes als Wertmaß, also bei
der Preisbestimmung. Sinkt nun z.B. der Wert des Wertmaßes selbst, so erscheint
dies zunächst im Preiswechsel der Waren, die unmittelbar an den Produk-
[132] tionsquellen der edlen Metalle mit ihnen als Waren
ausgetauscht werden. Namentlich in minder entwickelten Zuständen der
bürgerlichen Gesellschaft wird ein großer Teil der andren Waren noch längere
Zeit in dem nun illusorisch gewordnen, veralteten Wert des Wertmaßes geschätzt
werden. "
(S. 131 f)
"
Einseitige Beobachtung der Tatsachen, welche der Entdeckung der neuen Gold- und
Silberquellen folgten, verleitete im 17. und namentlich im 18. Jahrhundert zum
Trugschluß, die Warenpreise seien gestiegen, weil mehr Gold und Silber als
Zirkulationsmittel funktionierten. Im folgenden wird der Wert des Goldes als
gegeben vorausgesetzt, wie er in der Tat im Augenblick der Preisschätzung
gegeben ist. "
(S. 132)
"
Der Warenmasse als gegeben vorausgesetzt, flutet die Masse des zirkulierenden
Geldes auf und ab mit den Preisschwankungen der Waren. Sie steigt und fällt,
weil die Preissumme der Waren infolge ihres Preiswechsels zu- oder abnimmt. Dazu
ist keineswegs nötig, daß die Preise aller Waren gleichzeitig steigen oder
fallen. "
(S. 132)
-133-
| [Quantität des Zirkulationsmittels] |
- ein Geldstück wird in 4 aufeinanderfolgenden Kaufakten verwendet
"
Der Zirkulationsprozeß jener vier Waren dauere z.B. einen Tag. So beträgt die zu
realisierende Preissumme: 8 Pfd.St., die Anzahl der Umläufe derselben Geldstücke
während des Tags: 4 und die Masse des zirkulierenden Geldes: 2 Pfd.St., oder für
einen gegebnen Zeitabschnitt des Zirkulationsprozesses:
(Preissumme der Waren)/(Umlaufsanzahl gleichnamiger Geldstücke) = Masse des
als Zirkulationsmittel funktionierenden Geldes. Dies Gesetz gilt allgemein.
"
(S. 133)
"
Die Gesamtzahl der Umläufe aller in Zirkulation befindlichen gleichnamigen
[134] Geldstücke ergibt jedoch die Durchschnittsanzahl der
Umläufe des einzelnen Geldstücks oder die Durchschnittsgeschwindigkeit des
Geldumlaufs. Die Geldmasse, die bei Beginn z.B. des täglichen
Zirkulationsprozesses in ihn hineingeworfen wird, ist natürlich bestimmt durch
die Preissumme der gleichzeitig und räumlich nebeneinander zirkulierenden Waren.
Aber innerhalb des Prozesses wird ein Geldstück sozusagen für das andre
verantwortlich gemacht. Beschleunigt das eine seine Umlaufsgeschwindigkeit, so
er lahmt die des andren, oder es fliegt ganz aus der Zirkulationssphäre heraus,
da diese nur eine Goldmasse absorbieren kann, welche, multipliziert mit der
mittlern Umlaufsanzahl ihres einzelnen Elements, gleich der zu realisierenden
Preissumme ist. Wächst daher die Anzahl der Umläufe der Geldstücke, so nimmt
ihre zirklierende Masse ab. Nimmt die Anzahl ihrer Umläufe ab, so wächst ihre
Masse. "
(S. 133 f)
"
In der Geschwindigkeit des Geldumlaufs erscheint also die flüssige Einheit der
entgegengesetzten und sich ergänzenden Phasen, Verwandlung der Gebrauchsgestalt
in Wertgestalt und Rückverwandlung der Wertgestalt in Gebrauchsgestalt, oder der
beiden Prozesse des Verkaufs und Kaufs. Umgekehrt erscheint in der Verlangsamung
des Geldumlaufs die Trennung und gegensätzliche Verselbständigung dieser
Prozesse, die Stockung des Formwechsels und daher des Stoffwechsels. Woher diese
Stockung entspringt, ist natürlich der Zirkulation selbst nicht anzusehn. Sie
zeigt nur das Phänomen selbst. Der populären Anschauung, welche mit
verlangsamtem Geldumlauf das Geld minder häufig auf allen Punkten der
Zirkulationsperipherie erscheinen und verschwinden sieht, liegt es nah, das
Phänomen aus mangelnder Quantität der Zirkulationsmittel zu deuten. "
(S. 134)
-135-
| [Massewechsel der Waren oder des Zirkulationsmittels] |
"
Bei gleichbleibenden Warenpreisen kann die Masse der Zirkulationsmittel
wachsen, weil die Masse der zirkulierenden Waren zunimmt oder die [136]
Umlaufsgeschwindigkeit des Geldes abnimmt oder beides zusammenwirkt. Die Masse
der Zirkulationsmittel kann umgekehrt abnehmen mit abnehmender Warenmasse oder
zunehmender Zirkulationsgeschwindigkeit. "
(S. 135 f)
"
Die Variationen der verschiednen Faktoren können sich wechselseitig
kompensieren, so daß ihrer beständigen Unstätigkeit zum Trotzt die zu
realisierende Gesamtsumme der Warenpreise konstant bleibt, also auch die
zirkulierende Geldmasse. "
(S. 136)
"
Das Gesetz, daß die Quantität der Zirkulationsmittel bestimmt ist durch die
Preissumme der zirkulierenden Waren und die Durchschnittsgeschwindigkeit des
Geldumlaufs (78), kann auch so ausgedrückt werden, daß bei gegebner Wertsumme
der Waren und gegebner Durchschnittsgeschwindig- [137] keit ihrer Metamorphosen,
die Quantität des umlaufenden Geldes oder des Geldmaterials von seinem eignen
Wert abhängt. Die Illusion, daß umgekehrt die Warenpreise durch die Masse der
Zirkulationsmittel und letztre ihrerseits durch die Masse des in einem Lande
befindlichen Geldmaterials bestimmt werden (79), wurzelt bei ihren
ursprünglichen Vertretern in der ab- [138] geschmackten Hypothese, daß Waren
ohne Preis und Geld ohne Wert in den Zirkulationsprozeß eingehn, wo sich dann
ein aliquoter Teil des Warenbreis mit einem aliquoten Teil des Metallbergs
austausche. "
(S. 136 ff)
c) Die Münze. Das Wertzeichen(»
K)
"
Aus der Funktion des Geldes als Zirkulationsmittel entspringt seine
Münzgestalt. Der in dem Preise oder Geldnamen der Waren vorgestellte
Gewichtsteil Gold muß ihnen in der Zirkulation als gleichnamiges Goldstück oder
Münze gegenübertreten. Wie die Feststellung des Maßstabs der Preise, fällt das
Geschäft der Münzung dem Staat anheim. In den ver- [139] schiednen
Nationaluniformen, die Gold und Silber als Münzen tragen, auf dem Weltmarkt aber
wieder ausziehn, erscheint die Scheidung zwischen den innern oder nationalen
Sphären der Warenzirkulation und ihrer allgemeinen Weltmarktssphäre. "
(S. 138)
| [Widerspruch zwischen Gestalt und Funktion - bis zum Werzeichen] |
"
Im Umlauf verschleißen nämlich die Goldmünzen, die eine mehr, die andre
weniger. Goldtitel und Goldsubstanz, Nominalgehalt und Realgehalt beginnen ihren
Scheidungsprozeß. Gleichnamige Goldmünzen werden von ungleichem Wert, weil
verschiednem Gewicht. Das Gold als Zirkulationsmittel weicht ab vom Gold als
Maßstab der Preise und hört damit auch auf, wirkliches Äquivalent der Waren zu
sein, deren Preise es realisiert. Die Geschichte dieser Wirren bildet die
Münzgeschichte des Mittelalters und der Neuzeit bis ins 18. Jahrhundert. "
(S. 139)
-140-
"
Wenn der Geldumlauf selbst den Realgehalt vom Nominalgehalt der Münze scheidet,
ihr Metalldasein von ihrem funktionellen Dasein, so enthält er die Möglichkeit
latent, das Metallgeld in seiner Münzfunktion durch Marken aus andrem Material
oder Symbole zu ersetzen. "
(S. 140)
"
Sie ersetzen das Gold in den Kreisen der Warenzirkulation, worin die Münze am
schnellsten zirkuliert und sich daher am schnellsten abnutzt, d.h., wo Käufe und
Verkäufe unaufhörlich im kleinsten Maßstab erneuert werden. Um die Festsetzung
dieser Trabanten an der Stelle des Goldes selbst zu verhindern, werden
gesetzlich die sehr niedrigen Proportionen bestimmt, worin sie allein an
Zahlungs Statt für Gold angenommen werden müssen. "
(S. 140)
"
Der Metallgehalt der Silber- oder Kupfermarken ist willkürlich durch das Gesetz
bestimmt. Im Umlauf verschleißen sie noch rascher als die Goldmünze. Ihre
Münzfunktion wird daher faktisch durchaus unabhängig von ihrem Gewicht, d.h. von
allem Wert. Das Münzdasein des Goldes scheidet sich völlig von seiner
Wertsubstanz. Relativ wertlose Dinge, Papierzettel, können also an seiner Statt
als Münze funktionieren. In den metallischen Geldmarken ist der rein symbolische
Charakter noch einiger- [141] maßen versteckt. Im Papiergeld
tritt er augenscheinlich hervor. "
(S. 140)
"
Es handelt sich hier nur von Staatspapiergeld mit Zwangskurs. Es wächst
unmittelbar aus der metallischen Zirkulation heraus. Kreditgeld unterstellt
dagegen Verhältnisse, die uns vom Standpunkt der einfachen Warenzirkulation noch
durchaus unbekannt sind. Im Vorbeigehn sei jedoch bemerkt, daß, wie eigentliches
Papiergeld aus der Funktion des Geldes als Zirkulationsmittel entspringt, das
Kreditgeld in der Funktion des Geldes als Zahlungsmittel seine naturwüchsige
Wurzel besitzt. "
(S. 141)
"
Ein spezifisches Gesetz der Papierzirkulation kann nur aus ihrem
Repräsentationsverhältnis zum Gold entspringen. Und dies Gesetz ist einfach
dies, daß die Ausgabe des Papiergelds auf die Quantität zu beschränken ist,
worin das von ihm symbolisch dargestellte Gold (resp. Silber) wirklich
zirkulieren müßte. Nun schwankt zwar das Goldquantum, welches die
Zirkulationssphäre absorbieren kann, beständig über oder unter ein gewisses
Durchschnittsniveau. Jedoch sinkt die Masse des zirkulierenden Mediums in einem
gegebnen Land nie unter ein gewisses Minimum, das sich erfahrungsmäßig
feststellt. "
(S. 141)
-142-
"
Überschreitet aber das Papier sein Maß, d.h. die Quantität von Goldmünze
gleicher Denomination, welche zirkulieren könnte, so stellt es, von der Gefahr
allgemeiner Diskreditierung abgesehn, innerhalb der Warenwelt dennoch nur die
durch ihre immanenten Gesetze bestimmte, also auch allein repräsentierbare
Goldquantität vor. "
(S. 142)
| [Nocheinmal der Zusammenhang Papiergeld - Gold] |
"
Das Papiergeld ist Goldzeichen oder Geldzeichen. Sein Verhältnis zu den
Warenwerten besteht nur darin, daß sie ideell in denselben Goldquantis
ausgedrückt sind, welche vom Papier symbolisch sinnlich dargestellt werden. Nur
sofern das Papiergeld Goldquanta repräsentiert, die, wie alle andren
Warenquanta, auch Wertquanta, ist es Wertzeichen. "
(S. 142)
-143-
"
Was aber nicht für die einzelne Goldmünze, gilt für die vom Papiergeld
ersetzbare Minimalmasse Gold. Sie haust beständig in der Zirkulationssphäre,
funktioniert fortwährend als Zirkulationsmittel und existiert daher
ausschließlich als Träger dieser Funktion. Ihre Bewegung stellt also nur das
fortwährende Ineinanderumschlagen der entgegengesetzten Prozesse der
Warenmetamorphose W - G - W dar, worin der Ware ihre Wertgestalt nur
gegenübertritt, um sofort wieder zu verschwinden. Die selbständige Darstellung
des Tauschwerts der Ware ist hier nur flüchtiges Moment. Sofort wird sie wieder
durch andre Ware ersetzt. Daher genügt auch die bloß symbolische Existenz des
Geldes in einem Prozeß, der es beständig aus einer Hand in die andre entfernt.
Sein funktionelles Dasein absorbiert sozusagen sein materielles. "
(S. 143)
"
Nur innerhalb der von den Grenzen eines Gemeinwesens umschriebnen oder innern
Zirkulationssphäre gilt dieser Staatszwang, aber auch nur hier geht das Geld
völlig auf in seine Funktion als Zirkulationsmittel oder Münze und kann daher im
Papiergeld eine von seiner Metallsubstanz äußerlich getrennte und bloß
funktionelle Existenzweise erhalten. "
(S. 143)
3.3. Geld(»
K)
"
Die Ware, welche als Wertmaß und daher auch, leiblich oder durch
Stellvertreter, als Zirkulationsmittel funktioniert, ist Geld. Gold (resp.
Silber) ist daher Geld. Als Geld funktioniert es, einerseits wo es in seiner
[144] goldnen (resp. silbernen) Leiblichkeit erscheinen muß,
daher als Geldware, also weder bloß ideell, wie im Wertmaß, noch
repräsentationsfähig, wie im Zirkulationsmittel; andrerseits wo seine Funktion,
ob es selbe nun in eigner Person oder durch Stellvertreter vollziehe, es als
alleinige Wertgestalt oder allein adäquates Dasein des Tauschwerts allen andren
Waren als bloßen Gebrauchswerten gegenüber fixiert.
"
(S. 143 f)
a) Schatzbildung(»
K)
"
Mit der ersten Entwicklung der Warenzirkulation selbst entwickelt sich die
Notwendigkeit und die Leidenschaft, das Produkt der ersten Metamorphose, die
verwandelte Gestalt der Ware oder ihre Goldpuppe festzuhalten.(86) Ware wird
verkauft, nicht um Ware zu kaufen, sondern um Warenform durch Geldform zu
ersetzen. Aus bloßer Vermittlung des Stoffwechsels wird dieser Formwechsel zum
Selbstzweck. Die entäußerte Gestalt der Ware wird verhindert, als ihre absolut
veräußerliche Gestalt oder nur verschwindende Geldform zu funktionieren. Das
Geld versteinert damit zum Schatz, und der Warenverkäufer wird Schatzbilder.
"
(S. 144)
| [Gold als allgmeiner Repräsentant gesellschaftlichen Reichtums] |
"
Grade in den Anfängen der Warenzirkulation verwandelt sich nur der
Überschuß an Gebrauchswerten in Geld. Gold und Silber werden so von selbst zu
gesellschaftlichen Ausdrücken des Überflusses oder des Reichtums. "
(S. 144)
-145-
"
Mit mehr entwickelter Warenproduktion muß jeder Warenproduzent sich den nervus
rerum, das "gesellschaftliche Faustpfand" sichern.(88) Seine Bedürfnisse
erneuern sich unaufhörlich und gebieten unaufhörlichen Kauf fremder Ware,
während Produktion und Verkauf seiner eignen Ware Zeit kosten und von Zufällen
abhängen. Um zu kaufen, ohne zu verkaufen, muß er vorher verkauft haben, ohne zu
kaufen. "
(S. 145)
"
Umfang. Mit der Möglichkeit, die Ware als Tauschwert oder den Tauschwert als
Ware festzuhalten, erwacht die Goldgier. Mit der Ausdehnung der Warenzirkulation
wächst die Macht des Geldes, der stets schlagfertigen, absolut
gesellschaftlichen Form des Reichtums. "
(S. 145)
-146-
"
Wie im Geld aller qualitative Unterschied der Waren ausgelöscht ist, löscht es
seinerseits als radikaler Leveller alle Unterschiede aus.(91) Das Geld ist aber
selbst Ware, ein äußerlich Ding, das Privateigentum eines jeden werden kann. Die
gesellschaftliche Macht wird so zur Privatmacht der Privatperson. Die antike
Gesellschaft denunziert es daher als die Scheidemünze ihrer ökonomischen und
sittlichen Ordnung. "
(S. 146)
-147-
"
Dem barbarisch einfachen Warenbesitzer, selbst einem westeuropäischen Bauer,
ist der Wert unzertrennlich von der Wertform, Vermehrung des Gold- und
Silberschatzes daher Wertvermehrung. Allerdings wechselt der Wert des Geldes,
sei es infolge seines eignen Wertwechsels, sei es des Wertwechsels der Waren.
"
(S. 147)
| [Qualitativ schrankenlos, quantitativ beschränkt] |
"
Der Trieb der Schatzbildung ist von Natur maßlos. Qualitativ oder seiner Form
nach ist das Geld schrankenlos, d.h. allgemeiner Repräsentant des stofflichen
Reichtums, weil in jede Ware unmittelbar umsetzbar. Aber zugleich ist jede
wirkliche Geldsumme quantitativ beschränkt, daher auch nur Kaufmittel von
beschränkter Wirkung. Dieser Widerspruch zwischen der quantitativen Schranke und
der qualitativen Schrankenlosigkeit des Geldes treibt den Schatzbildner stets
zurück zur Sisyphusarbeit der Akkumulation. Es geht ihm wie dem Welteroberer,
der mit jedem neuen Land nur eine neue Grenze erobert. "
(S. 147)
-148-
"
Damit die wirklich umlaufende Geldmasse dem Sättigungsgrad der
Zirkulationssphäre stets entspreche, muß das in einem Lande befindliche Gold-
oder Silberquantum größer sein als das in Münzfunktion begriffene. Diese
Bedingung wird erfüllt durch die Schatzform des Geldes. Die Schatzreservoirs
dienen zugleich als Abfuhr- und Zufuhrkanäle des zirkulierenden Geldes, welches
seine Umlaufskanäle daher nie überfüllt. "
(S. 148)
b) Zahlungsmittel(»
K)
- zeitliches Auseinanderfallen von Kauf und Verkauf
"
In der bisher betrachteten unmittelbaren Form der Warenzirkulation war dieselbe
Wertgröße stets doppelt vorhanden, Waren auf dem einen Pol, [149] Geld auf dem Gegenpol. Die Warenbesitzer traten daher nur in Kontakt als
Repräsentanten wechselseitig vorhandner Äquivalente. Mit der Entwicklung der
Warenzirkulation entwickeln sich jedoch Verhältnisse, wodurch die Veräußerung
der Ware von der Realisierung ihres Preises zeitlich getrennt wird. "
(S. 148 f)
"
Erst nach Ablauf des Termins hat der Käufer den Gebrauchswert der Ware wirklich
erhalten. Er kauft sie daher, bevor er sie zahlt. Der eine Warenbesitzer
verkauft vorhandne Ware, der andre kauft als bloßer Repräsentant von Geld oder
als Repräsentant von künftigem Gelde. Der Verkäufer wird Gläubiger, der Käufer
Schuldner. Da die Metamorphose der Ware oder die Entwicklung ihrer Wertform sich
hier verändert, erhält auch das Geld eine andre Funktion. Es wird
Zahlungsmittel. "
(S. 149)
-150-
"
Ihr kontraktlich festgesetzter Preis mißt die Obligation des Käufers, d.h. die
Geldsumme, die er an bestimmtem Zeittermin schuldet. Es funktioniert zweitens
als ideelles Kaufmittel. Obgleich es nur im Geldversprechen des Käufers
existiert, bewirkt es den Händewechsel der Ware. Erst am fälligen Zahlungstermin
tritt das Zahlungsmittel wirklich in Zirkulation, d.h. geht aus der Hand des
Käufers in die des Verkäufers über. "
(S. 150)
"
Das Geld vermittelt nicht mehr den Prozeß. Es schließt ihn selbständig ab, als
absolutes Dasein des Tauschwerts oder allgemeine Ware. Der Verkäufer verwandelte
Ware in Geld, um ein Bedürfnis durch das Geld zu befriedigen, der Schatzbildner,
um die Ware in Geldform zu präservieren, der schuldige Käufer, um zahlen zu
können. Zahlt er nicht, so finden Zwangsverkäufe seiner Habe statt. "
(S. 150)
- so kann sogar der Verkauf vor dem Kauf stattfinden, schließt jedoch letzeren
notwendig ein
"
Die Funktion des Geldes als Zahlungsmittel schließt einen unvermittelten
Widerspruch ein. Soweit sich die Zahlungen ausgleichen, funktioniert es nur
ideell als Rechengeld oder Maß der Werte. Soweit wirkliche Zahlung zu
verrichten, tritt es nicht als Zirkulationsmittel auf, als nur verschwindende
[152] und vermittelnde Form des Stoffwechsels, sondern als die individuelle
Inkarnation der gesellschaftlichen Arbeit, selbständiges Dasein des Tauschwerts,
absolute Ware. Dieser Widerspruch eklatiert in dem Moment der Produktions- und
Handelskrisen, der Geldkrise heißt. Sie ereignet sich nur, wo die prozessierende
Kette der Zahlungen und ein künstliches System ihrer Ausgleichung völlig entwickelt
sind. Mit allgemeineren Störungen dieses Mechanismus, woher sie immer entspringen mögen,
schlägt das Geld plötzlich und unvermittelt um aus der nur ideellen Gestalt des Rechengeldes
in hartes Geld. Es wird unersetzlich durch profane Waren.
"
(S. 151 f)
"
In der Krise wird der Gegensatz zwischen der Ware und ihrer Wertgestalt, dem Geld, bis zum absoluten Widerspruch gesteigert. Die Erscheinungsform des Geldes ist hier daher auch gleichgültig. Die Geldhungersnot bleibt dieselbe, ob in Gold oder Kreditgeld, Banknoten etwa, zu zahlen ist.(101)
"
(S. 152)
| [Krise als Realteil des Widerspruchs ] |
- verfeinerte Bestimmung der notwendigen Geldmenge
"
Betrachten wir nun die Gesamtsumme des in einem gegebnen Zeitabschnitt umlaufenden Geldes, so ist sie, bei gegebner Umlaufsgeschwindigkeit der Zirkulations- und Zahlungsmittel, gleich der Summe der zu realisierenden Warenpreise plus der Summe der fälligen Zahlungen, minus der sich ausgleichenden Zahlungen, minus endlich der Anzahl Umläufe, worin dasselbe Geldstück abwechselnd bald als Zirkulations-, bald als Zahlungsmittel funktioniert.
"
(S. 153)
"
Das Kreditgeld entspringt unmittelbar aus der Funktion des Geldes als Zahlungsmittel, indem Schuldzertifikate für die verkauften Waren selbst [154]
wieder zur Übertragung der Schuldforderungen zirkulieren. Andrerseits, wie sich das Kreditwesen ausdehnt, so die Funktion des Geldes als Zahlungsmittel. Als solches erhält es eigne Existenzformen, worin es die Sphäre der großen Handelstransaktionen behaust, während die Gold- oder Silbermünze hauptsächlich in die Sphäre des Kleinhandels zurückgedrängt wird.(103)
"
(S. 153 f.)
| [Wurzel des Kredtsystems] |
-154-
"
Die Entwicklung des Geldes als Zahlungsmittel ernötigt Geldakkumulationen für die Verfalltermine der geschuldeten Summen. Während die Schatzbildung als selbständige Bereicherungsform verschwindet mit dem Fortschritt der bürgerlichen Gesellschaft, wächst sie umgekehrt mit demselben in der Form von Reservefonds der Zahlungsmittel.
"
(S. 155)
-156-
c) Weltgeld(»
K)
"
Mit dem Austritt aus der innern Zirkulationssphäre streift das Geld die dort aufschießenden Lokalformen von Maßstab der Preise, Münze, Scheidemünze und Wertzeichen, wieder ab und fällt in die ursprüngliche Barrenform der edlen Metalle zurück. Im Welthandel entfalten die Waren ihren Wert universell. Ihre selbständige Wertgestalt tritt ihnen daher hier auch gegenüber als Weltgeld. Erst auf dem Weltmarkt funktioniert das Geld in vollem Umfang als die Ware, deren Naturalform zugleich unmittelbar gesellschaftliche Verwirklichungsform der menschlichen Arbeit in abstracto ist. Seine Daseinsweise wird seinem Begriff adäquat.
"
(S. 156)
-157-
"
Das Weltgeld funktioniert als allgemeines Zahlungsmittel, allgemeines Kaufmittel und absolut gesellschaftliche Materiatur des Reichtums überhaupt (universal wealth). Die Funktion als Zahlungsmittel, zur Ausgleichung internationaler Bilanzen, herrscht vor. Daher das Losungswort des [158]
Merkantilsystems - Handelsbilanz!(109) Zum internationalen Kaufmittel dienen Gold und Silber wesentlich, sooft das herkömmliche Gleichgewicht des Stoffwechsels zwischen verschiednen Nationen plötzlich gestört wird. Endlich als absolut gesellschaftliche Materiatur des Reichtums, wo es sich weder um Kauf noch Zahlung handelt, sondern um Übertragung des Reichtums von einem Land zum andren, und wo diese Übertragung in Warenform entweder durch die Konjunkturen des Warenmarkt oder den zu erfüllenden Zweck selbst ausgeschlossen wird.(110)
"
(S. 157 f)
-159-
"
Die Bewegung des Gold- und Silberstroms ist eine doppelte. Einerseits wälzt er sich von seinen Quellen über den ganzen Weltmarkt, wo er von den verschiednen nationalen Zirkulationssphären in verschiednem Umfang abgefangen wird, um in ihre inneren Umlaufskanäle einzugehn, verschlissene Gold- und Silbermünzen zu ersetzen, das Material von Luxuswaren zu liefern und zu Schätzen zu erstarren.(111) Diese erste Bewegung ist vermittelt durch direkten Austausch der in Waren realisierten Nationalarbeiten mit der in edlen Metallen realisierten Arbeit der Gold und Silber produzierenden Länder. Andrerseits laufen Gold und Silber fortwährend hin und her zwischen den verschiednen nationalen Zirkulationssphären, eine Bewegung, die den unaufhörlichen Oszillationen des Wechselkurses folgt.(112)
"
(S. 159)
Die Frage, warum das Geld nicht unmittelbar die Arbeitszeit selbst repräsentiert, so daß z.B. eine Papiernote x Arbeitsstunden vorstellt, kommt ganz einfach auf die Frage heraus, warum auf Grundlage der Warenproduktion die Arbeitsprodukte sich als Waren darstellen müssen, denn die Darstellung der Ware schließt ihre Verdopplung in Ware und Geldware ein. Oder warum Privatarbeit nicht als unmittelbar gesellschaftliche Arbeit, als ihr Gegenteil, behandelt werden kann. Ich habe den seichten Utopismus eines "Arbeitsgelds" auf Grundlage der Warenproduktion anderswo ausführlich erörtert.
^
top
last update : Sun Nov 13 14:11:03 CET 2005 Peter Heilbronn
automatically created by Linux/X86; vendor=Apache Software Foundation; version=1; http://xml.apache.org/xalan-j