Kapital | |
Team | Peter Heilbronn |
Thema | Kapital BdI. Zweites Kapitel: Der Austauschprozeß ( excerpt ) |
Verweis | [ Konspekt ] |
Status | 2.Lesung, im Bau |
Letzte Bearbeitung | 31.03.2000 / 17.05.2003 ff. |
Home | www.mxks.de |
"
Jeder Warenbesitzer will seine Ware nur veräußern gegen andre Ware, deren
Gebrauchswert sein Bedürfnis befriedigt. Sofern ist der Austausch für ihn nur
individueller Prozeß. Andrerseits will er seine Ware als Wert
realisieren, also in jeder ihm beliebigen andren Ware von demselben Wert, ob
seine eigne Ware nun für den Besitzer der andren Ware Gebrauchswert habe oder
nicht. Sofern ist der Austausch für ihn allgemein gesellschaftlicher
Prozeß. Aber derselbe Prozeß kann nicht gleichzeitig für alle Warenbesitzer
nur individuell und zugleich nur allgemein gesellschaftlich sein.
[Herv. v. mir]"
(S. 101)
| [Dialektischer Widerspruch indiv//gesell] |
"
In ihrer Verlegenheit denken unsre Warenbesitzer wie Faust. Im Anfang war die
Tat. Sie haben daher schon gehandelt, bevor sie gedacht haben. Die
Gesetze der Warennatur betätigten sich im Naturinstinkt der Warenbesitzer. Sie
können ihre Waren nur als Werte und darum nur als Waren aufeinander beziehn,
indem sie dieselben gegensätzlich auf irgendeine andre Ware als allgemeines
Äquivalent beziehn. Das ergab die Analyse der Ware. Aber nur die
gesellschaftliche Tat kann eine bestimmte Ware zum allgemeinen Äquivalent
machen. Die gesellschaftliche Aktion aller andren Waren schließt daher eine
bestimmte Ware aus, worin sie allseitig ihre Werte darstellen. Dadurch wird die
Naturalform Ware gesellschaftlich gültige Äquivalentform. Allgemeines Äquivalent
zu sein wird durch den gesellschaftlichen Prozeß zur spezifisch
gesellschaftlichen Funktion der ausgeschlossenen Ware. So wird sie - Geld.
[Herv. v. mir]"
(S. 101)
| [Im Anfang war die Tat] |
{ Diese Stelle wird oft als die erste Geldgenese von mehreren verschiedenen begriffen, was nach unsrer Auffassung falsch ist. (d.V.)}
"
Der Geldkristall ist ein notwendiges Produkt des Austauschprozesses,
worin verschiedenartige Arbeitsprodukte einander tatsächlich gleichgesetzt [102] und daher tatsächlich in Waren verwandelt werden. Die
historische Ausweitung und Vertiefung des Austausches entwickelt den in
der Warennatur schlummernden Gegensatz von Gebrauchswert und Wert. Das
Bedürfnis, diesen Gegensatz für den Verkehr äußerlich darzustellen, treibt zu
einer selbständigen Form des Warenwerts und ruht und rastet nicht, bis sie
endgültig erzielt ist durch die Verdopplung der Ware in Ware und Geld. In
demselben Maße aber, worin sich die Verwandlung der Arbeitsprodukte in Waren,
vollzieht sich die Verwandlung von Ware in Geld.(40)
[Herv. v. mir]"
(S. 101 f)
| [Eher Logische Betrachung] |
"
Der unmittelbare Produktenaustausch hat einerseits die Form des einfachen
Wertausdrucks und hat sie andrerseits noch nicht. Jene Form war x Ware A = y
Ware B. Die Form des unmittelbaren Produktenaustausches ist: x
Gebrauchsgegenstand A = y Gebrauchsgegenstand B.(41) Die Dinge A und B sind hier
nicht Waren vor dem Austausch, sondern werden es erst durch denselben.
"
(S. 102)
| [Eher Historische Betrachung] |
"
Im unmittelbaren Produktenaustausch ist jede Ware unmittelbar Tauschmittel für
ihren Besitzer, Äquivalent für ihren Nichtbesitzer, jedoch nur soweit sie
Gebrauchswert für ihn. Der Tauschartikel erhält also noch keine von seinem
eignen Gebrauchswert oder dem individuellen Bedürfnis der Austauscher
unabhängige Wertform. Die Notwendigkeit dieser Form entwickelt sich mit der
wachsenden Anzahl und Mannigfaltigkeit der in den Austauschprozeß eintretenden
Waren. Die Aufgabe entspringt gleichzeitig mit den Mitteln ihrer Lösung. Ein
Verkehr, worin Warenbesitzer ihre eignen Artikel mit verschiednen andren
Artikeln austauschen und vergleichen, findet niemals statt, ohne daß verschiedne
Waren von verschiednen Warenbesitzern innerhalb ihres Verkehrs mit einer und
derselben dritten Warenart ausgetauscht und als Werte verglichen werden. Solche
dritte Ware, indem sie Äquivalent für verschiedne andre Waren wird, erhält
unmittelbar, wenn auch in engen Grenzen, allgemeine oder gesellschaftliche
Äquivalentform. Diese allgemeine Äquivalentform entsteht und vergeht mit dem
augenblicklichen gesellschaftlichen Kontakt, der sie ins Leben rief.
"
(S. 103)
| [Historischer Aspekt der Geldgenese] |
"
In demselben Verhältnis, worin der Warenaustausch seine nur lokalen Bande
sprengt, der Warenwert sich daher zur Materiatur menschlicher Arbeit überhaupt
ausweitet, geht die Geldform auf Waren über, die von Natur zur
gesellschaftlichen Funktion eines allgemeinen Äquivalents taugen, auf die edlen
Metalle.
"
(S. 104)
"
Daß nun, "obgleich Gold und Silber nicht von Natur Geld, Geld von Natur Gold und
Silber ist" (42), zeigt die Kongruenz ihrer Natureigenschaften mit seinen
Funktionen.(43)
"
(S. 104)
| [Gold als Geld] |
"
Wir sahen, wie schon in dem einfachsten Wertausdruck, x Ware A = y Ware B, das
Ding, worin die Wertgröße eines andren Dings dargestellt wird, seine
Äquivalentform unabhängig von dieser Beziehung als gesellschaftliche
Natureigenschaft zu besitzen scheint. Wir verfolgten die Befestigung dieses
falschen Scheins. Er ist vollendet, sobald die allgemeine Äquivalentform mit der
Naturalform einer besondren Warenart verwachsen oder zur Geldform kristallisiert
ist. Eine Ware scheint nicht erst Geld zu werden, weil die andren Waren
allseitig ihre Werte in ihr darstellen, sondern sie scheinen umgekehrt allgemein
ihre Werte in ihr darzustellen, weil sie Geld ist. Die vermittelnde Bewegung
verschwindet in ihrem eignen Resultat und läßt keine Spur zurück. Ohne ihr Zutun
finden die Waren ihre eigne Wertgestalt fertig vor als einen außer und neben
ihnen existierenden Warenkörper. Diese Dinge, Gold und Silber, wie sie aus den
Eingeweiden der Erde herauskommen, sind zugleich die unmittelbare Inkarnation
aller menschlichen Arbeit. Daher die Magie des Geldes.
Das bloß [108] atomistische Verhalten der Menschen in ihrem
gesellschaftlichen Produktionsprozeß und daher die von ihrer Kontrolle und ihrem
bewußten individuellen Tun unabhängige, sachliche Gestalt ihrer eignen
Produktionsverhältnisse erscheinen zunächst darin, daß ihre Arbeitsprodukte
allgemein die Warenform annehmen. Das Rätsel des Geldfetischs ist daher nur das
sichtbar gewordne, die Augen blendende Rätsel des Warenfetischs.
"
(S. 107 f)
| [Kritik am falschen Schein] |