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Team Rainer Winkelmann
Thema ZUR AUFGABENSTELLUNG UND PROBLEMATIK EINER HISTORISCH-KRITISCHEN EDITION. THEORETISCHE GRUNDBESTIMMUNGEN - aus: Erster Teil: Kommentar: Materialistische Geschichtsauffassung versus technokratisches Menschenbild - aus: KARL MARX: Exzerpte über Arbeitsteilung, Maschinerie und Industrie ( orginal )
Status 1983 - Ullstein
Letzte Bearbeitung 06/2004
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1. Erster Teil: Kommentar: Materialistische Geschichtsauffassung versus technokratisches Menschenbild - 1. Kapitel: Zur Aufgabenstellung und Problematik einer historisch-kritischen Edition. Theoretische Grundbestimmungen
1.1. Aufgabenstellung und Problematik

1. Erster Teil: Kommentar: Materialistische Geschichtsauffassung versus technokratisches Menschenbild - 1. Kapitel: Zur Aufgabenstellung und Problematik einer historisch-kritischen Edition. Theoretische Grundbestimmungen

1.1. Aufgabenstellung und Problematik

-III-


Anmerkungen
*1
Dies ist eins der zentralen Argumente von Theodor W. Adorno in dem berühmten "Positivismusstreit" gewesen, der zumindest die deutsche Soziologie Mitte der 60er Jahre stark bewegt hat und der durch eine Kontroverse zwischen Adorno und Karl Popper eingeleitet wurde, später griffen dann auch Jürgen Habermas und Hans Albert ein. Adornos Argument lautete, daß Wissenschaft immer schon dem gesellschaftlichen Zusammenhang angehört, den sie untersuchen will.
Dieser Tatbestand ist von Marx bereits 1859 viel genereller und zugleich präziser formuliert worden: "Die Produktionsweise des materiellen Lebens bedingt den sozialen, politischen und geistigen Lebensprozeß überhaupt. Es ist nicht das Bewußtsein der Menschen, das ihr Sein, sondern umgekehrt ihr gesellschaftliches Sein, das ihr Bewußtsein bestimmt." (Vorwort zur Kritik der Politischen Ökonomie, MEW 13, S 8/9 sowie dort mehrfache Formulierungen und Präzisierungen dieses Zusammenhangs). Allerdings geht Adorno in seiner Formulierung von der Wissenschaft, also dem Bewußtsein aus, Marx dagegen vom gesellschaftlichen Sein. Marx führte seinen Gedanken im "Kapital" nochmals weiter: "Die Technologie enthüllt das aktive Verhalten des Menschen zur Natur, den unmittelbaren Produktionsprozeß seines Lebens, damit auch seiner gesellschaftlichen Lebensverhältnisse und der ihnen entquellenden geistigen Vorstellungen. Selbst alle Reigionsgeschichte, die von dieser materiellen Basis abstrahiert, ist - unkritisch. Es ist in der Tat viel leichter, durch Analyse den irdischen Kern der religiösen Nebelbildungen zu finden, als umgekehrt aus den jedesmallgen wirklichen Lebensverhältnissen ihre verhimmelten Formen zu entwickeln. Die letztere ist die einzig materialistische und daher wissenschaftliche Methode. Die Mängel des abstrakt-naturwissenschaftlichen Materialismus, der den geschichtlichen Prozeß ausschließt, ersieht man schon aus den abstrakten und ideologischen Vorstellungen seiner Wortführer, sobald sie sich über ihre Spezialität hinauswagen." ("Kapital", 1. Band, S 393, FN 89. Vergl. hierzu auch die Analyse von L. Krader: Dialectic of civil society, Assen 1976, S 247 ff.)

*2
Vergl. die Kritik an allen Vorstellungen von "reiner Wissenschaft" als einem eindeutig bürgerlichen Wissenschaftskonzept bei Karl Korsch: Karl Marx, Frankfurt 1967, S 3ff. Diese Vorstellung der "reinen Wissenschaft", die vor allem ihre "Werturteilsfreiheit" betont, kann praktisch in verschiedenen Formen auftreten, z. B. als reiner Historismus oder auch reine Philologie etc.

*3
"Die Anwendung der materialistischen Geschichtsauffassung auch auf die materialistische Geschichtsauffassung selbst" war zuerst von Karl Korsch in "Marxismus und Philosophie", Frankfurt 1966, S34ff. (zuerst 1923) als eine Konzeption entwickelt worden, die eine "völlig undogmatische und antidogmatische, historische und kritische, und also im eigentlichen Sinne des Wortes materialistische Auffassung des Marxismus" bedeutet und so die Grenzlinie gegenüber jeder Art von Dogmatismus bezeichnet. Dies wird nochmals ausdrücklich hervorgehoben im Vorwort des Herausgebers "Zum Text dieser Ausgabe" von Götz Langkau (in Korsch: Karl Marx, a. a.O. S. VI.), der diese Schrift im Auftrag des Internationalen Instituts für Sozialgeschichte (IISG) sehr sorgfältig herausgegeben und eingeleitet hat:
"Denn den durch die Tradition der marxistischen Theorie vorgezeichneten Rahmen hat Korsch letzten Endes schon in dem Augenblick durchbrochen, in dem er die ´Anwendung der materialistischen Geschichtsauffassung auf die materialistische Geschichtsauffassung selbst´ unternahm . . . Das Verhältnis zwischen der Theorie und der Klassenbewegung wird zum Gegenstand der historischen Analyse, das Denken von Marx selbst zum Gegenstand einer materialistisch verstandenen Ideologiekritik." (a.a.O. S VI.) Freilich muß hinzugefügt werden, daß durchaus nicht die gesamte "Tradition der marxistischen Theorie" als dogmatisch unterstellt werden kann, wie es bei Langkau anzuklingen scheint, vielmehr steht Korsch selbst durchaus in der Tradition der antidogmatischen marxistischen Theorie; vor allem aber ist jeder Materialismus prinzipiell antidogmatisch und kritisch. Dies wurde von Marx stets betont und von ihm selbst eingelöst.

*4
So finden sich z. B. bei Marx technologische Exzerpte in den Heften B 44, B 45 und B 47 (Signatur des Katalogs des IISG; überhaupt werden im Folgenden alle Exzerpthefte, wenn nicht ausdrücklich anders vermerkt, nach dieser Signatur bezeichnet). Diese stammen aus den Vorlagen Johann Fr. Reitemeier: Geschichte des Bergbaues und Hüttenwesens bey den alten Völkern, Göttingen 1785, sowie damit unmittelbar verknüpft - abgesehen vom inhaltlichen Zusammenhang bilden die Reitemeier Exzerpte einen Einschub in die Exzerpte aus Jacob (eine für Marx typische Methode des "Parallel-Lesens" und damit Vergleichens schon in der Aneignung des Stoffes) - Auszüge aus William Jacob: An historical inquiry into the production and consumption of the precious metals, vol. I, II, London 1831. Diese drei Exzerpthefte, die alle im Herbst 1850 bis Februar 1851 entstanden sind, beschäftigen sich zentral mit Fragen des Geldes, der Währung und des Bankwesens: die technologischen Exzerpte stehen also in diesem ökonomischen Zusammenhang, vermittelt nicht nur über zeitgenössische Auffassung über das Geld als Ursache der wirtschaftlichen Schwierigkeiten (es handelt sich dabei zweifellos um frühe "monetaristische" Auffassungen, deren Aufarbeitung unter Einbezug des Marxschen Forschungsprozesses auf Grundlage seiner Exzerpthefte eine zusätzliche aktuelle Bedeutung erhalten würden), sondern auch über Fragen nach der Wertbestimmung der Edelmetalle und ihrer Relation zu ihrer Funktion als Wertausdruck. Vergl. hierzu etwa auch die Exzerpte aus folgenden Vorlagen in den genannten drei Heften: J. G. Büsch: Sämtliche Schriften über Banken und Münzwesen, 1802; Alexander Mundell: The principle and operation of gold and silver in coin, 1830; Nassau W. Senior: Three lectures on the cost of obtaining money, and on some effects of private and governement paper money; delivered before the University of Oxford, in trinity term, 1829. London 1830; Anonymer Verfasser: The metallic currency the cause of the present crisis . . .‚ 1837; Samuel Bailey: Money and its vicissitudes in value, 1837; 1. Joplin: An examination of Sir Peel‘s currency bill of 1844, London 1845. (Es geht hier nur um einige vorläufige Hinweise, die leicht erweitert werden könnten, aber auch eine umfassende Analyse nicht ersetzen können). Es handelt sich bei den genannten technologischen Exzerpten genauer gesprochen um technologisch-historische Exzerpte, wie auch ihre Verwendung im Exzerptenheft B 75 (Vergl. dazu im folgenden Teil dieser Fn.) nochmals beweist. Uberhaupt war offenbar die Zeit von Herbst 1850 bis Ende 1851 ein Schwerpunkt der technologischen sowie technologisch-historischen Studien von Marx, die sich auch in entsprechenden Exzerpten niedergeschlagen haben. Neben den drei Heften mit Exzerpten aus Jacobs und Reitemeier - also B 44, B 45 und B 47 - gibt es in diesem Zeitraum an technologisch-historischen Exzerpten die Auszüge aus Poppe, Beckmann und Ure (bzw. Karmarsch als dem Bearbeiter des »Technischen Wörterbuchs« von Dr. Andrew Ure, um das es sich hier handelt), die zusammen ein eignes Exzerptenheft - B 51 - füllen. (Vergl. dazu die historisch-kritische Edition und Analyse dieses Exzerptenheftes von Hans-Peter Müller (Hrsg.): Karl Marx: Die technologisch-historischen Exzerpte, Berlin 1982).
An technologischen Exzerpten gibt es aus dem Juli 1851 die Exzerpte in den Heften B 48 und B 49 aus: P. Gaskell: Artisans and machinery: The moral and physical condition of the manufacturing population considered with reference to mechanical substitutes for human labour, London 1836, die sich mit der Fabrikarbeit beschäftigen. Daneben gibt es im gleichen Zeitraum mindestens noch die Exzerpte aus J. F. W. Johnston: Catecbism of agricultural chemistry and geologie, 23. ed, Edinburgh 1849. Diese Vorlage wurde im Heft B 50 exzerptiert, das Juli/August 1851 von Marx angelegt wurde.
Diese Exzerpte stehen im Kontext mit Problemen der Kolonisation und damit zusammenhängend der Landwirtschaft. (Vergl. hierzu im gleichen Heft Exzerpte hierzu unter anderem aus: F. Wakefield: Colonial surveying, with a view to the disposal of waste land, 1849; Edward Gibbon Wakefield: A view of the art of colonisation..., London 1849; Thomas Hodgskin: An inquiry into the merits of the american colonisation society, London 1833 etc.)
Weitere Exzerpte aus Johnston, J. F. W., diesmal aus dem Werk: Lectures on agricultural chemistry and geology, 2nd ed. London 1847, finden sich im Exzerptheft B 59, das im Juli/August 1851 angelegt wurde, sich aber schwerpunktartig mit einem anderen Thema der politischen Ökonomie beschäftigt, nämlich der Bevölkerungstheorie von Malthus sowie überhaupt dem Bevölkerungs- bzw. fJbervölkerungsproblem. Dementsprechend wird zu Beginn dieses Heftes ein weiteres, geradezu klassisches Werk (schon damals) aus der Agrikulturchemie exzerpiert, nämlich: Justus Liebig: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Agrikultur und Physiologie, 4. Auflage, Braunschweig 1842. Die Auszüge aus Liebig sind nicht als »reine« Naturwissenschaft zu werten, sondern eher der Technologie zuzurechnen, da es sich stets um Fragen der praktischen Anwendung der Chemie auf praktische Probleme der Landwirtschaft handelt.
Dem Problem der Bevölkerungstheorie sind innerhalb dieses Heftes u. a. Exzerpte aus folgenden Vorlagen gewidmet: T. R. Malthus, An essay on the principle of population, London 1798; George Purves: Gray versus Malthus, the principle of population, London 1818; W. Thomas Thornton: verpopulation and it‘s remedy, London 1846 etc.
Gleich im Anschluß an diese Exzerpte folgen Auszüge aus J. C. London: An encyclopaedia of agrilture..., London 1831, die auch weitgehend technologischen Charakter tragen.
Auszüge aus demselben Werk von Liebig hatte Marx schon vorher gemacht, nämlich im Juli 1851 und im bereits erwähnten Exzerptenheft B 49 festgehalten, in dem eingangs die Exzerpte aus Gaskell fortgesetzt worden waren, die zuvor den Schlußteil des Heftes B 48 dargestellt hatten. Das Heft B 49 ist abgesehen von dem Gaskell-Exzerpt völlig Problemen der Landwirtschaft, der Grundrente, des Kornpreises etc. gewidmet. Es finden sich hierin u. a. Auszüge aus folgenden Werken: J. Anderson: An inquily into the causes that have hitherto retarded the advancement of agriculture in Europe, 1779; Thomas Hopkins: Economical inquiries relative to the laws which regulate rent, profit, wages and the value of money, London 1882; David Ricardo: On protection to agriculture, London 1822 sowie unmittelbar vor den Exzerpten aus Liebig: Robert Somers: Letters from the highlands or the famine of 1847, Edinburgh 1848.
Der Themenkomplex der Geldtheorie sowie Geld- und Bankpolitik wird bei Marx nochmals aufgenommen in einem Heft, von ihm als "References" bezeichnet, in dem er Exzerpte aus Exzerpten sammelt - hier als Sekundärexzerpte bezeichnet - und das wieder verschiedene technologische (Sekundär-)Exzerpte enthält. Es handelt sich um das Heft B 75, das zwischen 1854 und 1856 angelegt wurde. Dort finden sich wieder technologisch-historische Exzerpte aus: William Jacob: An historical inquiry into the production. . .; wiederum eingeschoben in diese Exzerpte Auszüge aus Johann Friedrich Reitemeier: Geschichte des Bergbaus...; sowie Andrew Ure (Karl Karmarsch, Hrsg.): Technisches Wörterbuch.. .; sowie 3. H. M. Poppe: Geschichte der Technologie... Es sind hier also Exzerpte aus den Heften B 44, B 45, B 47 und B 51 vereinigt. Vergl. zu diesen Heften Fred F. Schrader, Restauration und Revolution - Die Vorarbeiten zum "Kapital" von Karl Marx in seinen Studienheften 1850 - 1858, Hildesheim 1980, insbes. S 55 ff. Um den Eindruck der Fülle der Marxschen technologischen Studien bzw. Exzerpte abzurunden, noch einige kurze Hinweise auf einige Exzerpthefte, die technologische bzw. z. T. auch naturwissenschaftliche (dies ist z. T. hier nicht völlig zu trennen) Exzerpte aus der späten Schaffensperiode von Marx enthalten. Neben Exzerpt über Physiologie der Pflanzen, Tiere und vor allem des Menschen in den Heften B 130, B 131 und B 132 (die wohl eindeutig naturwissenschaftlichen Charakter tragen, hier also nur am Rande zu erwähnen sind) finden sich in Heft B 127 von 1875/76 Exzerpte aus A. Fick: Die Naturkräfte in ihrer Wechselbeziehung, Würzburg 1857, deren Charakter nicht ganz klar ist. In Heft B 129 von 1875/1878 finden sich Exzerpte aus R. Wagner: Die Metalle, Leipzig 1866, im Zusammenhang mit Handels-, Bank- und Finanzgeschichte. Es handelt sich wohl um technologische Exzerpte.
In Heft B 137 von November 1876 finden sich Exzerpte aus: J. v. Kirchbach: Handbuch der Landwirte, 1873. In Heft B 138 von 1876 - 1878 sind 9 Seiten gewidmet J. Yates: The natural history of the raw material of commerce, 1872.
Im Heft B 142 von März 1878 finden sich neben Aufzeichnungen über Wechselkurse und Theorie und Praxis des Bankgeschäfts auch Aufzeichnungen über Gold und Silber, die offenbar hiermit im Zusammenhang stehen. (Der Zusammenhang mit der nachfolgenden "Note" zum 2. Band des Kapital, MEW 24 S 120 - 123 - Verhältnis von Nachfrage und Zufuhr - sowie daran anschließenden Arbeiten zur Differential- und Integralrechnung müßte überprüft werden.) Im Heft B 143 finden sich neben Aufzeichnungen über Geologie und Mineralogie Auszüge aus 3. F. W. Johnston: Elements of agricultural chemistiy and geology, 1856. Dieses Heft wurde ca. Mai 1878 angelegt.
Ebenfalls im Mai 1878 wurde das Exzerptheft B 144 angelegt, wie schon aus der Marxschen Überschrift hervorgeht,die zugleich die inhaltliche Problematik des Heftes, d. h. das entsprechende Marxsche Arbeitsfeld kennzeichnet: "Agricultur und Bodenpreis, Rent. London Ende Mai 1878." In diesem Heft finden sich Exzerpte nur zu drei Werken, nämlich: J. Schleiden: Die Physiologie der Pflanzen und Tiere . . .‚ 1850 (dieses Werk war bereits imo. a. Heft B 130 exzerpiert worden); J. G. Koppe: Unterricht im Ackerbau und in der Viehzucht, 1872, sowie: 3. B. Jukes: Student‘s manual of geology, 1872.
Im Juni 1878 exzerpierte Marx in einem enormen Umfang (320 Seiten Exzerpt) weiter aus dem letztgenannten Werk von Jukes und füllte damit das gesamte Exzerptheft B 145, abgesehen von einer eingeschobenen Passage aus: H. E. Roscoe, C. Schorlemmer: Ausführliches Lehrbuch der Chemie, 1877.
Im Exzerptheft B 162, das zwischen Dezember 1880 und März 1881 entstanden ist, findet sich ein Exzerpt aus E. Hospitalier: Las principales applications d‘electricite, 1881. Dieses Exzerpt, das sich mit elektrischen Grundelementen und Grundbegriffen beschäftigt (galvanische Batterie, Ohmsches Gesetz, Gesetz von Joule; Begriffe: Volt, 0km, Ampere, Coulomb und Microfarrad etc.) gehört zu allgemeiner Naturwissenschaft. (Vergl. auch die entsprechende Zuordnung durch E. Colnian in: Short communication on the unpublished writings of Karl Marx dealing with mathematics, the natural sciences and technology and the history of these subjects, in: Science at the cross roads, Papers presented to the international congress of the history of science and technology . . .‚ 3. Needham, P. G. Werskey (Ed.), 2. ed. London 1971 (zuerst 1931), 5 233. Vergl. dort auch die weiteren Angaben zu Exzerpten aus anderen Vorlagen. Auf weitere naturwissenschaftliche Arbeiten bzw. Exzerpte von Marx macht Kurt Reiprich aufmerksam in: Die philosophisch-naturwissenschaftlichen Arbeiten von Karl Marx und Friedrich Engels, Berlin (DDR) 1969, insb. 5 121 ff.
Es zeigt sich, daß fast stets die Technologie als Teilgebiet bzw. als konkret-gegenständliche Fundierung polit-ökonomischer Probleme behandelt wird, also als der politischen Ökonomie untergeordneter Gegenstandsbereich (dies selbstverständlich vorbehaltlich einer näheren Analyse gesagt). Von Marx wird dieses Verhältnis klar formuliert bei der Überschrift von Heft B 144, jedoch kann nicht ohne weiteres davon ausgegangen werden, daß dies immer so war. Lediglich bei den Exzerpten aus Heft B 51 sowie dem Hospitalier-Exzerpt in Heft B 162 (das ansonsten die ethnologischen Exzerpte von Marx enthält, die von Krader veröffentlicht worden sind: The ethnological notebooks of Karl Marx, Assen 1972; deutsch: Karl Marx: Die ethnologischen Exzerpthefte, Hrsg. von L. Krader, Frankfurt 1976) ist keine Zuordnung zu einem polit-ökonomischen bzw. sozialwissenschaftlichen übergreifenden Problem zuerkennen. Vielleicht bezieht sich Marx in seinem Brief vom 28. 1. 63 (Vergl. Anhang 2 dieser Arbeit) auf die dort angesprochenen Exzerpte als "technologisch-historische Exzerpte" im Sinne von allgemein technologisch-historisch.

*5
Es ist gegen die vorliegende Arbeit bzw. ihre Konzeption vorgebracht worden eine Kritik, die eine andere Konzeption des Vorgehens für sinnvoll hält, nämlich Demgegenüber ist vom theoretischen Standpunkt aus zurückzufragen: Behandlung welchen Themas? Die genannte Gegenkonzeption zeichnet sich gerade durch den Mangel einer theoretischen Fragestellung aus, die eben nur vermittelt über die innere Organisation des Problemfeldes in den Vorlagen bzw. bei Marx gewonnen werden und dann u. a. als Abgrenzungskriterium benutzt werden kann. Hierbei ist gerade eine der Hauptschwierigkeiten, daß "Technologie" weder theoretisch noch praktisch ein einheitlicher Gegenstandsbereich ist, sobald man über einige abstrakte Bestimmungen hinaus auch nur einige Konkretheit dieses Themas berücksichtigen will. An diesem Problem müßte die genannte Gegen-konzeption notwendig scheitern, so daß sie auf eine reine Textpräsentation verbunden mit einer bloß historisierenden Einleitung hinauskommen muß. Nur so kann auch der Abriß der theoriegeschichtlichen Entwicklung nach Marx noch als zum Thema gehörig begriffen werden. Ein Beitrag zur weiterreichenden Klärung der Problematik der gegenwärtigen Diskussion ist von einer solchen Vorgehensweise aus dann allerdings nur noch spekulativ möglich bzw. in Form eines Analogieschlusses. Der genannte Vorschlag würde u. a. beinhalten, die vorliegende Arbeit zusammenzufassen mit der Arbeit von Hans-Peter Müller (Hrsg.): Karl Marx: Die technologisch-historischen Exzerpte, Frankfurt/M - Berlin - Wien 1982, die in enger Kooperation mit der vorliegenden Arbeit entstanden ist, aber einen ganz anderen Gegenstand behandelt. Hierdurch würden natürlich alle Konturen einer theoretischen Fragestellung verwischt werden. Im übrigen zeigt der Brief von Marx an Engels vom 28. 1. 1863 (vergl. Anhang), daß diese beiden Exzerpthefte — nämlich B 33 und B 51 - bei Marx unterschiedlichen Arbeitsfeldern zugehören (vergl. dazu 3. Kapitel, Teil 1 der vorliegenden Arbeit sowie die entsprechende Passage der Arbeit von Müller, op. cit.). Beide zusammenzufassen würde also bedeuten, daß die Organisation dieser beiden Arbeitsfelder, wie Marx sie im Kopf hatte und daher in seinem Brief ausgedrückt hat, durcheinandergebracht bzw. ignoriert würde. Ein solches Vorgehen würde daher weder einen Beitrag zur "biographie intellectuelle" von Marx (vergl. hierzu: Maxim Rubel: Las cahiers de lecture de Karl Marx, 1. 1840 - 1853, in: IRSH, vol. II, Assen 1957, S. 393) erbringen können, noch zum gegenständlichen Problem. Hinzu kommt, daß ein solcher Vorschlag die praktischen Schwierigkeiten eines solchen Vorhabens verkennt, insbesondere angesichts des riesigen Umfangs Marxscher Studien und daher auch Marxscher Exzerpte zur Technologie. Vergi. hierzu oben FN 4 zum 1. Kapitel.

*6
Dieses Heft ist von Marx weder datiert noch numeriert worden. Es wurde in der Zeit zwischen Februar und Juni 1845 von Marx in Brüssel angelegt (Vergl. hierzu auch MEGA1 1.6, S 597, 601). Das Original des Heftes ist in Amsterdam mit der Nummer B 30 versehen worden, doch wird hier, um Mißverständnisse zu vermeiden, für alle Exzerpthefte und sonstigen Materialien des Marx-Nachlasses, die im IISG in Amsterdam liegen, stets die Signatur des momentan (Herbst 1982) gültigen Katalogs des IISG verwendet. Vergl. im übrigen die "Zeugenbeschreibung" dieses Heftes in Teil II dieser Arbeit sowie zur Datierung den Anhang 4.

*7
Vgl. zu dieser Klassifikation sowie ihren Problemen auch Kapitel 3 dieser Arbeit sowie den Brief von Marx an Engels vom 28. 1. 1863 (Anhang 2). In diesem Brief differenziert Marx deutlich zwischen seinen - zu diesem Zeitpunkt vorhandenen! - "Heften (Auszügen) über Technologie" einerseits und den "technologisch-historischen Exzerpten" andererseits. Ein inhaltlicher Vergleich im 3. sowie 4. Kapitel dieser Arbeit ergab, daß es sich bei dem ersten Komplex mindestens unter anderem um die Exzerpte aus Heft B 33 aus Babbage und Ure handelt. Für den zweiten Komplex hat Müller, op. cit. nachgewiesen, daß die Exzerpte aus Poppe, Beckmann und Ure (bearbeitet von Karl Karmarsch) im Heft B 51 damit angesprochen sind. Die Exzerpte aus Ure in diesem Heft, nämlich aus Karl Karmarsch (Hrsg.): Technisches Wörterbuch, bearbeitet nach A. Ure‘s Dictionary of Arts, Manufactures, and Mines, von K. Karmarsch und F. Heeren, 1. Aufl. Prag 1843 - 1844 (von Marx stets unter dem Namen von Dr. Andrew Ure geführt) haben zwar in Ure einen gemeinsamen Autor mit der Vorlage für Heft B 33, sind aber der Sache wie auch dem Arbeitsprozeß von Marx nach so deutlich unterschieden, daß sie hier nicht berücksichtigt werden.

*8
Im weiteren wird unterschieden zwischen der Vorlage, d. h. dem französischen Text als Grundlage des Exzerpierens, und dem Original, d. h. der englischen Ausgabe, die vom Autor selbst besorgt wurde, hier also der 3. Auflage, die die Basis für die französische Übersetzung gebildet hat.
Der ausführliche Titel der Vorlage lautet: Charles Babbage: Traite sur l‘economie des machines et des manufactures; traduit de l‘anglais sur la troisieme Edition, par Ed. Biot.., Bachelier, Paris 1833.
Im gleichen Jahr erschien unter dem gleichen Titel die Übersetzung von Biot nochmals: L. Haumann, Bruxelles 1833. Daneben erschien noch eine weitere französische Übersetzung: Science economique des manufactures, traduit . .. sur la troisieme edition, par M. Isoard, Dondey- Dupres, Paris 1834 - es handelt sich freilich eher um eine freie Adaptation der Kapitel 13 - 34 der dritten engl. Auflage. Das Werk erschien zuerst in Englisch: Charles Babbage: On the economy of machinery and manufactures, XVI, 320 S., Charles Knight, London 1832. Kurz nacheinander folgten zwei weitere Auflagen: On the economy of machinery and manufactures, second edition enlarged, XXIV, 387 S., Charles Knight, London 1832 oder 1833; sowie: On the economy of machinery and manufactures, third edition enlarged, XXIV, 392 S., Charles Knight, London 1833. Bei den beiden letzten Auflagen ist aufgrund eines Fehlers des Verlages auf der Titelseite jeweils das Erscheinungsjahr 1832 angegeben, obwohl wahrscheinlich beide, mit Sicherheit die dritte Auflage erst 1833 erschienen ist. Es folgte dann noch eine weitere Auflage: On the economy of machinery and manufactures, XXIV, 408 S., Charles Knight, London 1835. Die erste deutsche Ausgabe erschien bereits 1833: Ueber Maschinen- und Fabrikenwesen, von Charles Babbage,... Aus dem Englischen übersetzt von Dr. G. Friedenberg. Mit einer Vorrede von K. F. Klöden,... Stuhrsche Buchhandlung, Berlin 1833. Diese sehr gute Übersetzung nach der zweiten Auflage wird von Babbage eigens im Vorwort zur vierten Auflage lobend erwähnt, insbesondere wegen Zusätzen und Fußnoten, die Babbage zum Teil in die vierte Auflage übernommen hat.
Eine weitere französische Ausgabe ist nur am Rande zu erwähnen: Economie des machines et des manufactures, ed. Charles La Boulaye, Paris 1880. Hierbei handelt es sich um eine stark gekürzte kommentierte Ausgabe. Marx hat überhaupt anfangs, d. h. auch in der Brüsseler Zeit, englische Autoren in der Regel in französischer Sprache gelesen. Hierfür mag neben der Verfügbarkeit der Texte in Paris und Brüssel auch die größere Sprachkenntnis von Marx in Französisch eine Rolle gespielt haben.
Der genaue Titel der Vorlage von Marx zu Andrew Ure lautet: Philosophie des manufactures ou economie industrielle de la fabrication du coton, de la laine, du lin et de la soie, avec le description des diverses machines employees dans les ateliers anglais, . . . traduit sous le yeux de l‘auteur et augmente d‘un chapitre inedit sur l‘industrie cotonniere francaise, etc., Paris: L. Mathias (Augustin), Bruxelles: chez Perichon, Librairie, 1836, 2 vol. Parallel dazu erschien eine französischsprachige Ausgabe des Werkes von Ure mit exakt demselben Titel - wobei wiederum der Übersetzer anonym bleibt - bei: Bruxelles, Louis Haumann et Cie, 1836. Diese Ausgabe ist textidentisch, aber nicht seitenidentisch. Überhaupt erschienen damals recht häufig Werke gleichzeitig in einem Pariser und einem Brüsseler Verlag, wobei die Ausgaben stets textidentisch, aber nicht seitenidentisch sind. Zum Teil wird die Situation noch komplizierter dadurch, daß beide Ausgaben über einen zweiten, verbundenen Verlag noch an anderen Orten erscheinen, wie es bei der Vorlage hier der Fall ist, die in Paris und Brüssel zugleich erschienen ist, während gleichzeitig eine rein Brüsseler Ausgabe vorliegt. Das Original der Schrift von Ure in der ersten Ausgabe - auf die die Vorlage zurückgeht - ist: Andrew Ure: The philosophy of manufactures: or, an exposition of the scientiflc, moral and commercial economy of the factory system of Great Britain Charles Knight, London 1835. Es hat später noch mehrfache Ausgaben dieses Werkes auf Englisch gegeben.

*9
Das Werk von Gasparin wird hier erstmalig richtig angegeben. Bisher wurden die entsprechenden Exzerpte in Heft B 33 fälschlich Girardin zugeschrieben. Vergl. hierzu etwa MEGA‘ 1.6, S. 597 sowie S. 606: "Emile Girardin, Las Machines. (Es ist uns nicht gelungen, das exzerpierte Werk zu ermitteln)."
Hierfür trägt zum einen eine ungenaue Entzifferung bzw. Wiedergabe des Titels dieses Werkes die Verantwortung, wie er von Marx notiert wurde. Marx notierte eindeutig: "C. s. 1. machines" (für: Considerations sur les machines), nicht jedoch den Vornamen von Gasparin, der also von der MEGA1 entsprechend ihrer editorischen Vorgehensweise eingesetzt wurde (da ein Emile Girardin bekannt war), ebenso wie aus dem kleinen "1." ein "Las" gemacht wurde. (Vergl. überhaupt die Wiedergabe der Girardin-Exzerpte in Teil II dieser Ausgabe mit der MEGA‘.) Auf der anderen Seite liegt die Hauptursache in einem Fehler von Marx, der eindeutig "Girardin" notiert hat statt "Gasparin", wie es richtig gewesen wäre. Neben der Namensähnlichkeit mag eine aktuelle Beschäftigung mit Girardin, einem damals bekannten französischen Publizisten und Verleger, hierfür ausschlaggebend gewesen sein.
Der Titel der Vorlage lautet: M. Aug. de Gasparin: Considerations sur les machines, par M. Aug. de Gasparin, lues a la societe d‘agriculture, histoire naturelle et arts utiles dc Lyon, en 1835, et imprimees par ordre de cette societe, Bethune et Plon, Paris 1835. Das Werk von Gasparin befand sich in Marx‘ Privatbibliothek (vergl.: Ex libris Karl Marx und Friedrich Engels - Schicksal und Verzeichnis einer Bibliothek, Institut für Marxismus-Leninismus beim Zentralkomitee der SED, (Hrsg.) Bruno Kaiser/Inge Werchan (Bearbeiter), Berlin (DDR) 1967, S 218) ebenso wie ein zweites Werk von Gasparin: Du plan incine comme grand machine agricole, Paris 1835 (vergl. "Ex libris.. ."‚ a.a.O. 5 225). Die Entdeckung und der Nachweis der richtigen Vorlage für die Gasparin-Exzerpte gegenüber den bisherigen Irrtümern der Marxforschung gelang Hans-Peter Müller, der mir diese Entdeckung im Rahmen unserer Kooperation freundlicherweise zur Auswertung zur Verfügung stellte. Hierfür danke ich ihm. Es findet sich im Marxschen Werk keine Verwendung des Werkes von Gasparin.
Engels erwähnt in seiner Schrift "Die Lage Englands. 1. Das achtzehnte Jahrhundert", erschienen am 7. September 1844 im "Vorwärts", den französischen Ingenieur und Erfinder der Flachsspinnmaschine PhilippeHenry dc Girard (MEW 1, S 562). Girard wurde von Engels auch in seiner Schrift "Die Lage der arbeitenden Klasse in England" in demselben Zusammenhang erwähnt (vergl. MEW 2, S 245). Diese Schrift wurde Mitte November 1844 bis Mitte März 1845 in Bannen geschrieben. Dessen Name und Tätigkeit könnte u. U. noch eine Rolle bei Marx‘ Verwechslung gespielt haben.
Emile dc Girardin, Sohn des napoleonischen Generals Alexandre, Comte dc Girardin, war seit 1830 Redakteur der Zeitung "La Presse" und ein wichtiger bürgerlicher Publizist und Politiker, den Engels charakterisiert: "Herr Emile de Girardin, . . . der. . . seit geraumer Zeit einer der heftigsten Gegner der Regierung ist (die er bis vor kurzem noch unterstützt hatte), ist ein Mann von großer Begabung und großer Aktivität, aber ohne Grundsätze. Seit Beginn seiner politischen Karriere wandte er ohne Zögern alle Mittel an, um sich zu einer bedeutenden Persönlichkeit des öffentlichen Lebens zu machen." ("Der Niedergang und der nahende Sturz von Guizot - Die Stellung der französischen Bourgeoisie", Artikel im "Northern Star" vom 3. Juli 1847, MEW 4, S 183 ff.)
Seit dieser Zeit finden sich häufige Erwähnungen von Girardin in den Schriften — vor allem Zeitungsartikeln — und Briefen von Marx und Engels. Vergl. z. B. MEW 4: S 183 - 187, 399, 433; MEW 5: S 142; MEW 6: S 19; MEW 7: S 280ff. (Rezension eines Buches von Girardin) sowie S 100,418, 448; MEW 8: S 168, 291 (dort wird auf S 207 zusätzlich eine französische Schriftstellerin Delphine dc Girardin erwähnt); MEW 9: S 111; MEW 11: S 157; MEW 12: S 75; MEW 13: S 180; MEW 14: S 563; "Grundrisse zur Kritik der politischen Ökonomie" S 52, da Girardin das Vorwort zu Darimons Buch "De la reforme de banques", Paris 1856, geschrieben hat und Marx ihm "praktische Schwindelei" und "theoretischen Utopismus" vorwirft; MEGA2 II. 1.1, S 69; an Briefen sind zu nennen: MEW 27: S 259, 263, 266, 328, 333, 364, 354; MEW 28: S 439, 496; MEW 29: S 93, 576; MEW 3O: S 335, 342; MEW 31: S 591; MEW 33: S 400; MEW 34: S 45, 532; MEW 35: S 146; MEW 36: S 708, 713; MEW 38: S 520, 544.

*10
Jacob Pereire: Lecons sur l‘industrie et les finances, prononcees al la salle dc l‘Athenee, suivies d‘un projet de banque, Paris: au bureau du Globe 1832 (Teil eines Sammelbandes: Religion Saint-Sirnonienne, Paris 1832).

*11
Die Marxsche Vorlage ist: Pellegrino Louis Edouard Rossi (abgekürzt erstaunlicherweise häufig mit: M. P. Rossi): Cours d‘economie politique, Annee 1836 - 1837, in dem Sammelwerk: Cours d‘economie Politique, Societe typographique Beige, Adolph Wahlen et Cie, Bruxelles 1843. Dieses Sammelwerk enthält zusätzlich noch zwei Werke, die Marx ebenfalls gelesen und exzerpiert hat: Adolphe Jeröme Blanqui: Histoire dc l‘oeconomie politique en Europe depuis les anciens jusqu‘ a nos jours, sowie: Eugen Buret: De la misere des classes laborieuscs en Angleterre et en France, ... Das Werk von Rossi war früher bereits in einer selbständigen, zweibändigen Ausgabe erschienen: JoubertiThoree, Paris 1840 - 1841, 2 vol. Der Brüsseler Sammelband, aus dem Marx exzerpierte, befand sich auch in seiner Privatbibliothek. (Vergl. "Ex libris . . ." a.a.O. S 35 und 214).

*12
Charles Babbage: On the economy of machinery and manufactures, second edition enlarged, Charles Knight, London 1842 (wahrscheinlich wirkliches Erscheinungsjahr 1843, vergl. oben, FN 8, Kapitel 1). Das Heft B 91/A ist, wie die Signatur bereits ausdrückt, teils Exzerptheft, teils Manuskriptheft: es ist das Heft VII Marxscher Numerierung aus den Heften "Zur Kritik der politischen Ökonomie" von 1857 - 1858 (= "Grundrisse"). Es enthält auf den ersten 65 Seiten Teile dieses Manuskripts, anschließend Exzerpte. Vergl. hierzu das 4. Kapitel der vorliegenden Arbeit. Die Exzerpte in Heft B 91/A stehen in enger Beziehung zur Anlage des Heftes A 52 - von Marx als "Citatenheft" bezeichnet -‚ das eine systematische Sammlung sekundärer Exzerpte zur Vorbereitung der ersten umfassenden Niederschrift von Marx‘ Kritik der politischen Ökonomie darstellt. Dieses Manuskript "Zur Kritik der politischen Ökonomie" von 1861 - 1863 umfaßt 23 Hefte, von denen die Hefte VI - XV sowie XVIII die "Theorien über den Mehrwert" darstellen. (Vergl. MEW 26.1 S V.) Es stellt nach den Worten von Engels "die erste vorhandene Redaktion" für "die in Buch 1 untersuchten Themata. . ." dar (Vorwort zum II. Band des "Kapital", MEW 24 S 8) und "ist der erste systematische, wenn auch noch nicht in Einzelheiten ausgearbeitete Entwurf aller Teile des ökonomischen Hauptwerks von Karl Marx" (MEW 26.1 S V).
Die Gründe, warum Marx diese Auflage benutzte, die weder den fortgeschrittensten Stand des Werkes von Babbage darstellte, noch in seiner Privatbibliothek vorhanden war, wie die französische Übersetzung dieses Werkes durch Biot in der Pariser Ausgabe (vergl. oben, FN 6, 1. Kap.), sind nicht klar. Sie dürften wohl praktischer Art, evtl. um zitierfähige englischsprachige Zitate zu erhalten, oder durch Präsens nur dieser englischen Auflage in einer Bibliothek bedingt sein. (Vergl. hierzu Kapitel 4.)

*13
Einige kurze Auszüge aus diesen Exzerpten sind bereits in MEGA1 1.3 S 411 ff. wiedergegeben, soweit es sich um Pariser Exzerpte handelt, sowie in MEGA1 1.6, S 597ff., soweit es sich um Brüsseler Exzerpte handelt. Auch diese Auszüge wurden hier neu übertragen und überprüft und gemäß den hier verwendeten, abweichenden editorischen Prinzipien wiedergegeben. Die MEGA1 enthält allerdings leider z. T. auch fehlerhafte Angaben oder Ubertragungsfehler. Vergl. hierzu Pelger (Hrsg.): Karl Marx: Das Elend der Philosophie - nach der deutschen Übersetzung von Eduard Bernstein, Karl Kautsky und Friedrich Engels neu herausgegeben mit Kommentar und Annotationen von Hans Pelger, Berlin - Bonn 1979, S 314 sowie oben, FN 9 zum 1. Kapitel sowie unten Kapitel 3.

*14
Dieser Titel geht zurück auf die Gliederung, die Marx selbst dem Gegenstand bei der ersten zusammenhängenden Niederschrift seines ökonomischen Hauptwerkes gab, nämlich im Manuskript von 1861/63. Dort findet sich im Heft V im Abschnitt "Relativer Mehrwert" die Unterteilung "b) Teilung der Arbeit" und "c) Maschinerie" (vergl. die Erstveröffentlichung dieses Manuskriptes in: MEGA2, II. 3.1, S 237 ff.).
Hiermit wird von Marx die Gliederung wiederaufgenommen, die er in dem die Niederschrift dieses Manuskripts vorbereitenden "Citatenheft" entworfen hat, wo sich bereits ein selbständiger Unterabschnitt "M) Maschinerie" findet - dies im Gegensatz noch zum Manuskript von 1857/58 ("Grundrisse"). Vergl. Heft A 52, 5 33/34 sowie S 68 des Marxschen Nachlasses im IIFG in Amsterdam; Signatur und Paginierung gemäß Katalog des Marx/Engels-Nachlasses des IISG.
Andererseits handelt es sich bei diesem Entwurf im Heft V des genannten Manuskriptes um die erste Fassung des Abschnittes "Relativer Mehrwert" im "Kapital" und damit der Kapitel 11 - 13 im 1. Band des "Kapital". Insofern ist der Aussage von 5. M. Grigorjan und A. A. Kusin zuzustinimen, und sie ist sogar noch zu erweitern: Diese schreiben, bezogen auf den Abschnitt "c) Maschinerie", der von Marx mit "Gamma" bezeichnet wurde: "In der. . . Publikation werden Ausschnitte aus dem Unterabschnitt "Gamma" gebracht, der den größeren Teil des V.‘das gesamte XIX und einen Teil des XX. Heftes einnimmt. In diesem mit »Maschinerie. Anwendung von Naturkräften und Wissenschaft" betitelten Unterabschnitt untersucht Marx Probleme der Produktion bezüglich des Mehrwertes auf der Grundlage der kapitalistischen Anwendung von Maschinerie. Somit ist der Unterabschnitt "Gamma" eine ursprüngliche Variante des bekannten dreizehnten Kapitels des 1. Bandes des "Kapitals" ("Maschinerie und große Industrie"). Vergl. S. M. Grigorjan und A. A. Kuzin (Hrsg.): Karl Marx: Maschinerie. Anwendung von Naturkräften und Wissenschaft (Aus dem Manuskript von 1861 - 1863 "Zur Kritik der politischen Ökonomie"), in der Zeitschrift: Fragen der Geschichte der Naturwissenschaft und Technik, Band 25, 1968, S 3 - 78. Diese äußerst interessante Publikation, die ausführliche Auszüge aus den noch unveröffentlichten Teilen dieses Manuskripts vorlegt, liegt bisher leider nur in russischer Sprache vor. Übersetzung hier: Peter Aberle. Zwei Erläuterungen zu dem obigen Zitat:
  1. die Publikation, von der in dem Zitat die Rede ist, ist eben die genannte Publikation von beiden Herausgebern, und
  2. war der Titel des Abschnittes "Gamma" hier nur verkürzt mit "Maschinerie" wiedergegeben worden, so ist auch die ausführlichere Wiedergabe im obigen Zitat und damit in dieser Publikation insgesamt noch unvollständig, verglichen mit der MEGA2, die zu dem obengenannten Titel noch den Untertitel ("steam, electricity, mechanical and chemical agencies") als Marx-Wiedergabe hinzusetzt.
Daß es sich bei den Abschnitten "b) Teilung der Arbeit" und "c) Maschinerie" um eine frühe Fassung des 11.- 13. Kapitels des "Kapital" handelt, wird - bei allen Unterschieden - durch eine sehr weitreichende inhaltliche und materialmäßige Übereinstimmung dieser beiden Texte stets deutlich. So wird nicht nur die Auseinandersetzung mit der Smithschen Auffassung der Arbeitsteilung in Abschnitt b geführt und hierbei werden dieselben Zitate von Ure verwandt wie im "Kapital", sondern innerhalb des Abschnittes "b) Teilung der Arbeit" treten als weitere, durch Überschriften hervorgehobene Teile die Absätze "Verschiedne Arten der Division du travail" sowie "Einfache Kooperation" (MEGA2 11.3.1, S 291) auf, also die Unterscheidung vom 11. und 12. Kapitel, wenn auch noch in unentwickelter Form.

Mit den beiden Begriffen "Arbeitsteilung" und "Maschinerie" sind nicht nur die beiden Pole angesprochen, um die die Ansätze von Smith einerseits, Ricardo andererseits sich bewegen zur Erfassung der Steigerung der Produktivität der Arbeit im Zuge der industriellen Entwicklung, und die daher die damalige Diskussion beherrschten. Dieses Begriffspaar thematisiert zugleich das Verhältnis von Arbeitsmittel zur lebendigen Arbeit sowie die Rolle der Technik bzw. der Technologie auf beiden Seiten dieses Verhältnisses. Damit sind Kernprobleme der allgemeinen Theorie der sozialen Arbeit angesprochen. Diese ist mit diesen beiden Begriffen in der Begrifflichkeit der damaligen Zeit bzw. entsprechend dem Ausarbeitungsgrad des damaligen theoriegeschichtlichen Standes bezeichnet worden. In Punkt 2. des ersten Kapitels wird jedoch gezeigt, daß dieser Stand schon im "Kapital" überwunden wurde und vom heutigen Standpunkt aus eine Erweiterung der theoretischen Grundlagen möglich und notwendig ist.
Das theoretische Grundproblem der vorliegenden Arbeit muß dann umfassender als soziale Organisation der Arbeit gefaßt werden.

*15
Diese Kapitel im 1. Band des "Kapital" haben die Titel: 11. Kap.: "Kooperation", 12. Kap.: "Teilung der Arbeit und Manufaktur", 13. Kap.: "Maschinerie und große Industrie". Die hierin gelieferte Analyse von Arbeit hat ihren Anfang und ihre systematische Grundlegung natürlich im S. Kapitel "Arbeitsprozeß und Verwertungsprozeß", das seinerseits in vieler Hinsicht Probleme aufnimmt, die bereits im 1. Kapitel "Die Ware" vorab behandelt werden.
In den genannten Kapiteln werden zugleich innerhalb des "Kapital" die Exzerpte aus Babbage und Ure zum weit überwiegenden Teil verwandt. Dies ist ein erster Beweis für die grundlegende theoretische Richtigkeit der genannten Themenstellung "Arbeitsteilung und Maschinerie", mit der einerseits die theoriegeschichtliche Entwicklungslinie von Smith bis zu Marx, in der sich Babbage und Ure befinden, auf den Begriff gebracht worden ist, andererseits der systematisch-theoretische Ort erfaßt worden ist, an dem diese Vorlagen innerhalb des "Kapital" zu berücksichtigen waren.
Eine ergänzende, aber längst nicht so zentrale Rolle spielt hier natürlich das 5. Kapitel des III. Bandes "Ökonomie in der Anwendung des konstanten Kapitals", wo sich auch ganz folgerichtig Zitate bzw. Verweise auf Babbage und Ure finden. Dieses Kapitel steht jedoch sowohl thematisch als auch hinsichtlich des Ausmaßes der Verwendung dieser Vorlagen längst nicht so im Mittelpunkt, wie die entsprechenden Passagen aus dem 1. Band. Hinzu kommt selbstverständlich, daß nur der 1. Band von Marx‘ eigner Hand völlig veröffentlichungsreif fertiggestellt wurde: diese Arbeiten stellten bei der großen Gewissenhaftigkeit der Marxschen Arbeit in der Regel einen nicht unbedeutenden Fortschritt dar, der für den II. und III. Band des "Kapital" eben unterblieben ist.
Ausschlaggebend für die hier periphere Rolle des Kapitels über die Ökonomie des konstanten Kapitals ist selbstverständlich, daß dieses Thema nur einen indirekten Zusammenhang mit der lebendigen Arbeit und ihrer sozialen Organisation hat.

*16
Die Theorie der Arbeit sowie der Produktion werden im 1. Band des "Kapital" an vielen verstreuten Stellen entwickelt, aber auch - meist als Implikation — häufig vorausgesetzt. Mit der Beziehung 5. Kapitel (sowie vorangestelltem 1. Kapitel) sowie 11.- 13. Kapitel wird dagegen eine Linie der systematischen Entwicklung dieses Zusammenhangs im "Kapital" bezeichnet, die die wichtigsten Ausführungen zu diesem Thema umfaßt. Dies wird nochmals sehr deutlich bei der Wiederaufnahme und Weiterentwicklung früherer Bestimmungen zum Arbeitsprozeß, aber auch zum Produktionsprozeß im 2. Abschnitt des 13. Kapitels "Wertabgabe der Maschinerie an das Produkt". Die ganze Logik dieses Abschnittes besteht ja darin, die Rolle der Maschinen im Produktionsprozeß gegen ihre Rolle im Wertbildungsprozeß auszuspielen, so daß hier zu beiden Prozessen, die sich in der Realität miteinander verknüpfen - jedenfalls in der kapitalistischen Realität — Bestimmungen geliefert werden. Produktionsprozeß ist aber nicht identisch mit Arbeitsprozeß. Vergl. zu dem ganzen Komplex das 1. Kapitel dieser Arbeit, Punkt 2. In bahnbrechender Weise ist dieser ganze Zusammenhang systematisch entwickelt worden bei Lawrence Krader: "A treatise of social labour", Assen 1979, insbesondere Kap. II: "Value and the theory of labour", S 101 - 243. Vergl. hierzu auch die früheren Ausführungen von Krader in: "The dialectic of civil society", Assen 1976, insbes. Kap. IV: "On Value", S 193 - 210.

*17
"Das allgemeine Resultat, das sich mir ergab und, einmal gewonnen, meinen Studien zum Leitfaden diente, kann kurz so formuliert werden: . . ." Vorwort von "Zur Kritik der Politischen Ökonomie" (1859), MEW 13, S 8. Im Anschluß hieran formuliert Marx die zentralen Zusammenhänge der materialistischen Geschichtsauffassung, er gibt darin "die klassische Definition des historischen Materialismus", wie die Herausgeber der MEW zu Recht betonen (a.a.O. S VII), "eine abgeschlossene Formulierung der Grundsätze des Materialismus" , wie Lenin sagt (W. 1. Lenin, "Die materialistische Geschichtsauffassung" , Werke, Bd. 21, Berlin 1960, S 43).

*18
L. Krader, Dialectic . . .‚ a.a.O. S 6.

*19
Ibid. S 6 f.

*20
Vergl. hierzu oben FN 15 und 16 sowie im folgenden Punkt 2. von Kap. 1.

*21
Das Kapital, 1. Band, MEW 23, S 344. Marx bezieht sich dort auf die Zerlegung der Ökonomie der Produktionsmittel in verschiedene Teilaspekte.


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