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Team | Heilbronn |
Thema | Selbstbestimmte Nation oder die Misere der Linken ( ) |
Status | Rohtext |
Letzte Bearbeitung | 09/2006 |
Home | www.mxks.de |
2.1. Fehlende Programmatik3. Internationale Produktion entgegen dem ideologischen Mittelalter der Linken
2.2. Kriege unterstützen
Man sollte nationale Befreiung nicht mit einer proletarischen Befreiung
verwechseln. Genauso würde man sich bei der Theologie der Befreiung als
Befreiung von der Theologie täuschen. Die nationalen Bewegungen gerade
in den 3. Welt-Ländern versuchen meist mit z.B.
mit Verstaatlichung (siehe aktuell Morales) und einer Abschottungspolitik des
nationalen Marktes, regionaler Verbünde wie dem Merconsur, die Entwicklung
des eigenen nationalen Kapitals zu fördern, ehe man sich dem Weltmarkt
überhaupt stellen kann.
Es sind nachholende Modernisierungen des nationalen Kapitals, die die
Linke heute beklatscht. Selbstverständlich kann dieses Kapital dann seine
positiven fortschrittlichen Tendenzen entfalten mit mehr Wohlstand für breitere
Schichten
und der Bildung bürgerlicher Verhältnisse, Alphabetisierung, Rechtstaatlichkeit
usw.
All dies sind natürlich politische und gesellschaftliche
Fortschritte. Ebenso erreicht man hierdurch eine
teilweise Emanzipation vom Diktat der vorherrschenden Ökonomien (die G7-Staaten)
und ihren Instrumenten wie Weltbank und Weltwährungsfond. Aber
genauso entfaltet das aufstrebende nachwachsende nationale Kapital seine
negativen Tendenzen, bei denen Fortschritt
und folgende Verelendung nur zwei Seiten des selben Prozesses sind.
Was Linke darin sehen ist die Verrechtlichung der Verhältnisse,
die sie um ihrer selbst willen begrüßen. Aber es gibt auch Strömungen, die an
diesen Stellen einen Übergang zum Sozialismus vermuten oder gar das Vorglühen
der Revolution.
| [Nachholende Modernisierungen] |
2. Nationale Borniertheit als Problem der Arbeiterbewegung
Die Meinungen über den Staat sind mehrfach eine Katastrophe. Neben den oben
beschriebenen Problemen wird auch dem neuen Schub der Entwicklung des
Kapitals in seiner Internationalisierung nichts entsprechendes auf Seiten der
Arbeiterbewegung entgegengestellt. Vielmehr wird der so genannten
Globalisierung eine soziale Globalisierung als
Ziel der Linken konstruiert. Dies trifft sich dann mit der Verrechtlichung der
internationalen Beziehungen mit seinem utopischen Legalismus, gleichfalls dem
angestrebten Benutzen des Nationalstaates für die eigenen Zwecke als Ausfluss
der bürgerlichen Utopie vom neutralen Staat.
| [Utopie vom neutralen Staat und der moralischen Globalisierung] |
Die große Liebe der Linken zu nationalen Befreiungsbewegungen rühren aus
verschiedenen Quellen, die gleichzeitig die desolate Lage der Linken offenbaren.
| [Nationale Ersatzhandlung und das Fehlen der Klasse] |
Es kommt so zu einer notwendigen Trennung in gutes und schlechtes Kapital, gute
und schlechte Nationen, gute und schlechte Politik. Was gut ist und was
schlecht, fließt aus der Geschichte oder den persönlichen Vorlieben.
| [Gut und Schlecht als politische Kategorien] |
2.2. Kriege unterstützen
Das Selbstbestimmungsrecht der Nationen ist kleinbürgerlicher Natur und zeigt
schlagend die Affirmation, d. h. den positiven Bezug auf Nation und Staat. Wenn
dies
von den starken Industrienationen gefordert wird, kann man sicher sein, dass es
ihnen nutzt, Nationen zu zerschlagen ("Vielvölkergefängnis" Jugoslawien) oder
mit farbigen (z.B. orange)
"Revolutionen" genehme Regierungen zu installieren. Denn es ist offensichtlich:
Wo es nichts zu holen gibt, wird auch außer Gutmenschen keiner eine
"Nation" befreien wollen. Mit den Menschenrechten und der Demokratie ist es
genau das selbe. Demokratieexport ist immer eine Sache von Installation
genehmer nationaler Geschäftsführungen für den Abschluss und die
Sicherung von Verträgen mit der Großwirtschaft der eingreifenden Nationen.
Aber dieses "Recht der Nationen" trifft sich wieder mit der
von der Linken gewollten Verrechtlichung der internationalen Beziehungen. Die
UNO ist dann der utopische neutrale Schiedrichter, den eine Ebene tiefer
angeblich die einzelnen nationalen Staaten gegenüber ihren Insassen spielen
sollen.
| [Selbstbestimmungsrecht der Nationen] |
3. Internationale Produktion entgegen dem ideologischen Mittelalter der Linken
Ihr Projekt ist das moralische Mittelalter der kleinen
Kommunen, regionalen Wirtschaftskreisläufe und zinsloser Geldwirtschaft. Die
Moral Economie des Mittelalters mit seinen teils diktierten Preisen, damit
jeder Brot bekam und der Beschränkung der Produktivität durch Zunftgesetze und
das Verbot der Maschinen in der Produktion, also die beschnittene Herrschaft
der Kleinproduzenten ist ihre rückwärtsgewandte Utopie. Das überschaubare
Klein-Klein mit seiner menschelnden Nähe ist ihre Schablone.
Der Anspruch, den die städtischen Handwerker an ihre Zunft gestellt haben
bremste den Kapitalismus. Um den Preis der Konservierung der alten Produktion,
Vorschrift von Einkauf, Verkauf und Preisen, Festlegung von Gesellenanzahl wurde
jedem Bürger in seinem Gewerk ein durchschnittliches Auskommen gesichert. Der
moderne Staat, den die meisten Linken als klassenneutral begreifen, soll
gleich der Zunft und Gewerbeordnung der Hebel sein, um mit Reformen den
Sozialismus oder doch zumindest die groben Ungerechtigkeiten des realen
Kapitalismus zu glätten.
| [Luther als Stichwortgeber der Linken] |
Ein weiteres Schema der Linken ist es, die Arbeit zu loben und damit "die
Arbeitenden" fälschlicherweise in einen Topf werfen. Gleich ob es Arbeiter,
Bauern oder
kleine Handel- und Gewerbetreibende sind, werden sie eins gegen den "nicht
arbeitenden" Zinsnehmer, Spekulanten und Finanzmenschen. Diese Linken stehen
geistig und moralisch auf der Stufe des gegen den Zins fluchenden Luthers.
Sie wollen keine Klassen sehen, sondern nur "die Arbeitenden" und
Ausgenommenen, die "kleinen Leute" halt,
gegen die "nicht Arbeitenden" und sich bereichernden. Durch diese falsche
Identifikation wird der Arbeiter mit seinem Chef, auch wenn es nur ein kleiner
ist, in einen Topf, eine Schicksals- oder Volksgemeinschaft geworfen. Die
falsche Front wird aufgemacht nicht gegen das Kapital als solches, sondern nur
gegen das große und unverstandene Kapital.
| [Arbeitende vs. Arbeiter] |
Dem ist entgegenzuhalten (z.B. 'Das Kapital' Bd.I), das jedes Kapital ob groß
ob klein Teil desselben nationalen Gesamtkapitals ist. So ist auch der kleine,
sich selbst und seine Familie "ausbeutende" Kapitalist Teil seiner Klasse, auch
wenn es ihm nicht bewusst ist und viele Linke dies nicht zur Kenntnis nehmen
wollen, da sie ihn als Verbündeten gegen die "transnationalen Konzerne" und
das "Finanzkapital" benötigen. Aber, wenn man das Kapital beseitigen will als
Produktionsverhältnis, kommt man nicht umhin, jeden seiner Teile
abzuschaffen.
Dazu ist uns sicher jeder willkommen. Aber es bestehen berechtigte Zweifel, ob
das Kleinbürgertum an der Abschaffung seiner Eigentumstitel mithelfen wird. Das
kleine Privateigentum (die kleine Firma) ist ja schließlich das, worüber sie
sich mit Leib und Seele definieren. Aber nur wenige Linke begreifen, dass es
genau um die Abschaffung des Privateigentums, besonders an Produktionsmitteln,
geht.
Mit Geld, Markt, Staat und Lohnarbeit sind übrigens alle gesellschaftlichen
Formen benannt, welche das Selbstverständnis und Identität des Bürgers bilden
und welche mit dem Kapital abgeschafft werden. Da die meisten Linken im
rein positiven (z.B. Sozialdemokraten) wie auch negativen Bezug (z.B.
viele Anarchisten) zu diesen Formen verharren, kann man sie auch als bürgerliche
Strömung bestimmen.
| [Bündnispartner Kleinbürger] |
In dieser Preisklasse treiben sich auch die Jammerer nach einer sozialen
Verantwortung des Eigentums herum. Traurige Gutmenschen mit ihren Utopien vom
menschlichen Kapitalismus, jenseits jeder Reflexion über die Gesetzmäßigkeiten
ihrer eigenen persönlichen Lohnarbeit. Diese Menschen führen Diskurse über eine
"neue Bürgerlichkeit" weil sie spüren, dass es für alle enger wird, wenn der
Standort wettbewerbsfähig bleiben soll.
Sie haben nur Appelle gegen die
Massenentlassungen und nehmen sie als Naturgesetz hin. Zumindest darin sind sie
realistisch, dass es die Gesetze (nicht des Marktes) sondern der Produktion von
Kapital sind (inklusive des Marktes), die sie nicht verändern werden ohne das
Kapital anzutasten. Das käme ihnen aber auch gar nicht in den moralischen Sinn.
Denn sie Bekämpfen nicht das Privateigentum, sondern dessen ungerechte
Verwendung. Auch an ihnen hätte Luther seine wahre Freude gehabt,
natürlich nur wenn sie kein arbeitsscheues Pack sind.
| [Soziale Verantwortung des Eigentums] |
Das Lob der Arbeit, Arbeitsheroismus und die Konstruktion
"der kleinen Leute" versteht sich nur als Verdecken der Klassen. Im Lob
der Arbeit verschwindet, dass es hier nicht um Arbeit als solche, sondern
Lohnarbeit, also ein Klassenverhältnis geht. Tatsächlich bin ich
der Produktionsmittel enteignet. Darum bin ich gezwungen für andere zu
arbeiten, denen das Produkt meiner Arbeit von vornherein gehört.
Lohnarbeit wird nicht als Zwangs- und Gewaltverhältnis begriffen, obwohl klar
ist, wer im Vorstellungsgespräch am wesentlich längeren Hebel sitzt.
Der Arbeitsvertrag ist die juristische Form des Zwangs- und
Abhängigkeitsverhältnisses zwischen jedem Arbeiter und dem jeweiligen
Kapitalisten. Damit drücken die Arbeitsverträge insgesamt einen Teil des
Klassenverhältnisses aus, welches seinen Grund darin hat, dass nicht alle
Produktionsmittel allen gehören.
Lohnarbeit ist für viele Linke ein notwendiges Übel. Das ist soweit richtig,
aber eben nur im Kapitalismus. Die meisten Linken können sich ein Leben ohne
Arbeit nicht vorstellen, es sei denn "selbstbestimmt" im eigenen kleinen Laden
oder einer Kommune.
| [Lob der (Lohn)Arbeit] |
Mit dem Kapitalismus wird die Lohnarbeit verschwinden wie Markt, Geld und Staat.
Aber selbstverständlich ("Kugelmannbrief" von Marx) wird die Arbeit
nicht verschwinden, sondern nur ihre kapitalistische Form als Lohnarbeit. Die
Arbeit als solche kann gar nicht verschwinden. Denn Arbeit ist als
ziel- und zweckgerichteter Stoffwechsel des Menschen mit der Natur ('Das
Kapital' Bd.I) gerade das, wodurch sich der Mensch von der Natur, z.B. der
wabenbauenden Biene, unterscheidet ("Biene und Baumeister", 'Das Kapital' Bd.I).
| [Abschaffung der Arbeit] |
Aber wie es das Lob der Arbeit gibt beherbergt die Linke auch die Abschaffung
der Arbeit. Die Arbeitsabschaffer fliehen sich in theoretische Höhen, die
ihresgleichen suchen. Das tun sie nur, um zu zeigen, dass sie den Unterschied
von Form Lohnarbeit (also Warenproduktion) und Inhalt, Reproduktion der
Gesellschaft, nicht begriffen haben. (Darüber hinaus ist ihnen auch die
Verwickeltheit der Kategorien Arbeit, Muße und Spiel - gerade in Bezug auf die
Aufhebung der Lohnarbeit - unverständlich.)
| [Lohnarbeit vs. Arbeit] |