Mit dieser Neuauflage der seit einigen Jahren vergriffenen Studie über das Verhältnis von Wirtschaftstheorie und Wirtschaftsgeschichte bei Karl Marx kommt der Verfasser einem Wunsche des Verlages nach. Sie ist bis auf einige unbedeutende Änderungen ein Nachdruck der Ausgabe von 1955. Der Verfasser würde heute manches anders schreiben, vieles eingehender behandeln. Er zog es indessen vor, was als Ganzes konzipiert war, in seiner ursprünglichen Gestalt stehen zu lassen.
Aus dem methodologisch aufschlußreichen Bindeglied zwischen den Früh- und Spätschriften - eben dem Rohentwurf - findet sich im
"Kapital" ein interessantes Residuum, das bisher wenig beachtet worden ist: der Anhang zu der Analyse der Wert
form im Kapitel 1. der ersten Auflage, aus dem Jahre 1867.
Im Vorwort zur 1. Auflage bemerkt Marx, daß die
Analyse
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der Wertform schwerverständlich sei,
"weil die Dialektik viel schärfer ist als in der ersten Darstellung" (d. h. in der Schrift
"Zur Kritik der politischen Ökonomie" von 1859), und er rät dem
"nicht durchaus in dialektisches Denken eingewohnten Leser" , diese Ausführungen zu überschlagen und statt dessen den beigehefteten Anhang zu lesen.
Wir gehen ausführlich auf diesen Anhang ein, weil sich daraus grundlegende Schlüsse in bezug auf das Verhältnis von Theorie und Geschichte ziehen lassen. Die Ausführungen folgen in zusammenhängender Weise, d. h. ohne die Unterteilungen des Marxschen Textes, weitgehend dem Wortlaut.
Während Wert und Gebrauchswert, nützliche und abstrakte Arbeit wie auch Wertsubstanz und Wertgröße relativ leicht zu begreifen sind, sind in der Wertform, d. h. die im Verhältnis zweier Waren zueinander unterschiedenen Bestimmungen
"nur durch einige Anstrengung der Abstraktionskraft auseinander- und festzuhalten"
Was zeigt sich im
einfachen Wertausdruck, im Verhältnis zweier Waren zueinander? Vorerst einmal, daß sich die eine Ware in relativer Wertform, die andere in Äquivalentform befindet.
Relative Wertform undÄquivalentform sind
unzertrennliche Momente des Wertausdrucks, d. h. des Verhältnisses, in dem sich zwei Waren aufeinander beziehen. Sie sind jedoch zugleich einander
ausschließende, entgegengesetzte Extreme. Sie verhalten sich innerhalb des Wertverhältnisses gegensätzlich zueinander.
Als Wert kann sich die relative Wertform nicht auf sich selbst beziehen, sondern nur auf eine von ihr selbst verschiedene Ware, die in dem Wertausdruck als ihr Äquivalent erscheint. Das Wertverhältnis drückt die Gegensätzlichkeit der Wertform aus. Die Ware, die in relativer Wertform steht, kann nicht zugleich Äquivalentform sein und vice versa. Im Wertausdruck ist jede Ware immer nur in relativer Wertform oder in Äquivalentform, also in der Form, in der die andere Ware ihren Wert ausdrückt oder in der Form, in der sie als Naturalform zum Material des Werts der andern Ware wird.
Beide Formen sind aber nur Formen des Werts, innerhalb des Wertausdrucks voneinander verschieden, einander entgegen-
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gesetzt. Dem Inhalte nach sind sie indessen durchaus nicht verschieden. Nur nach Reduktion auf die gleiche Substanz der Waren sind sie als Gleiche vergleichbar, kommensurable Größen. Die Dialektik des Verhältnisses zeigt, daß relative Wertform und Äquivalentform als Wertformen einander
entgegengesetzt, zugleich aber dem Inhalte nach in der Reduktion auf dieselbe Einheit
identisch sind.
Dem quantitativen Maß der Vergleichbarkeit der Waren geht die qualitative Gleichsetzung in ihrer identischen Substanz voraus. Diese Voraussetzung ist Voraussetzung des Wertverhältnisses als Gleichheitsverhältnis, als Ausdruck des Werts oder des Wertseins der Ware.
Der Wert der einen Ware kann sich nur in der konkreten, sinnlichen Form der andern Ware reflektieren, dies aber wiederum nur, weil das Äquivalent wie die Ware, die darin ihren Wert ausdrückt, von derselben Substanz sind, Ausdruck der in ihrer Produktion verausgabten menschlichen Arbeitskraft, Gallerte abstrakt menschlicher Arbeit; der qualitative Gehalt der beiden Waren ist die ihnen gemeinschaftliche Wertsubstanz, d. h. menschliche Arbeit. Der Wert der einen Ware drückt sich in der sinnlichen Erscheinungsform des Äquivalentes aus, d. h. die einzelne Ware reflektiert ihren Wert im Gebrauchswert einer andern Ware, damit unterscheidet sie sich von sich selbst als Gebrauchswert. Der Gebrauchswert, in der sich die Ware im Verhältnis zu einer andern spiegelt, ist die Erscheinungsform ihres Wertes.
In der Dialektik dieses Verhältnisses zeigt sich, daß die Wertform der einen Ware in der Naturalform der andern Ware sich spiegelt, daß das Äquivalent als sinnliche, körperliche Erscheinung zum Spiegel des Wertes wird. Spiegel des Wertes kann das Äquivalent aber nur sein als gegensätzliche Form von identischer Substanz. Das Spiegeln der einen Form in der andern setzt diese Reduktion voraus, sie setzt jedoch zugleich die konkrete, sinnliche Form des Spiegels voraus, seine Gegenständlichkeit.
Der qualitativen Gleichsetzung ist das quantitative Maß der Vergleichbarkeit inhärent, das bestimmte Quantum, in dem sich Waren aufeinander beziehen. Die Qualität hat notwendig das Maß der Quantität, der bestimmt meßbaren Gleichsetzung mit einer andern Ware an sich.
In ihrem objektiven Dasein scheidet sich die Ware als Wert von sich als Gebrauchswert, als Naturalform. Diese Scheidung findet
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statt in der Beziehung auf eine andere Ware, die zum Ausdruck ihres Wertes wird; ihre eigene Naturalform erhält in der andern Ware ihre Wertform.
Alle Waren sind als Werte nur kommensurabel, sofern sie vertauschbare Ausdrücke derselben Einheit, der menschlichen Arbeit, sind. Die Naturalform des Äquivalents muß notwendig im Verhältnis zu der Ware, die ihren Wert in ihr ausdrückt, selbst Wert vorstellen. Ihre Naturalform ist unmittelbarer Ausdruck von Wert. Diese Unmittelbarkeit des Austausches realisiert sich in der qualitativen Gleichheit der Wertsubstanz der Waren und enthält keine quantitative Bestimmtheit; die quantitative Bestimmtheit setzt die Reduktion auf die Abstraktion Wert voraus.
Ist die Naturalform des Äquivalents Ausdruck der Wertform, der auf sie bezogenen Ware, so ist der Gebrauchswert des Äquivalents Erscheinungsform seines Gegenteils, des Werts; die Naturalform wird zur Wertform der Ware. Auf sich selbst kann sich eine Ware nur als Gebrauchswert beziehen, auf ihre Eigenschaft nützliches Ding zu sein; sie kann nicht Äquivalent ihrer selbst sein, nicht sich in sich selbst als Gebrauchswert und Wert unterscheiden. Sie kann nur die Naturalform einer andern Ware zu ihrer Wertform machen.
Ist die Körperform des Äquivalents im Wertausdruck der andern Ware gegenüber nur Wert, so ist sie es nur als Verkörperung unterschiedsloser menschlicher Arbeit, menschlicher Arbeit schlechthin. Die spezifisch bestimmte, Gebrauchswerte produzierende Arbeit ist aber eine konkrete Arbeitsart. Auf welche Warenart auch immer die sich in relativer Wertform befindliche bezieht, die in dem Äquivalent verkörperte konkrete, nützliche Arbeit muß notwendig als bestimmte Verwirklichungsform oder Erscheinungsform menschlicher Arbeit, d. h. abstrakt menschlicher Arbeit gelten. Das Äquivalent ist in seiner Naturalform verwirklichte konkrete, nützliche Arbeit, zugleich aber als Wert allen Waren zukommende Verausgabung menschlicher Arbeitskraft, abstrakt menschlicher Arbeit schlechthin. Das Sinnlich-Konkrete ist innerhalb des Wertverhältnisses Erscheinungs-, Verwirklichungsform des Abstrakt-Allgemeinen (und nicht umgekehrt), in Wirklichkeit ist es jedoch Eigenschaft des Sinnlich-Konkreten; das Allgemeine ist die Abstraktion der im Sinnlich-Konkreten verwirklichten Arbeit. Die abstrakt-menschliche Arbeit erscheint im Äquivalent als die der konkret-nützlichen
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Tätigkeit vorgesetzte Arbeit. Diese Umkehrung ist Ausfluß der substantiellen Gleichartigkeit der im Wertausdruck aufeinander bezogenen Waren, der Reduktion des Wertausdrucks der Waren - auf abstrakt menschliche Arbeit. In dieser Verkehrung wird im Wertausdruck das Sinnlich-Konkrete zur Erscheinungsform des Abstrakt-Allgemeinen und nicht das Abstrakt-Allgemeine Eigenschaft des Konkreten.
Waren können die Arbeitsprodukte nur als selbständige Privatarbeiten sein, deren Zusammenhang stofflich Glieder einer naturwüchsigcn, gesellschaftlichen Teilung der Arbeit sind und die verschiedenartigsten Bedürfnisse befriedigen. Die Gesamtheit des ebenfalls naturwüchsigen Systems der Bedürfnisse wird durch die voneinander unabhängigen Privatarbeiten vermittelt im Austausch. Diese Vermittlung setzt die Wertform des Produktes voraus, d. h. die Privatarbeit als gesellschaftliche Arbeit, die sie unmittelbar nur ist, wenn ihre Naturalform anderen Waren als Wertform gilt. Nur in dieser Form, als Gleiches, kann das Äquivalent einer Ware, die Form unmittelbarer Austauscharbeit haben. Folglich ist auch die in ihr vergegenständlichte nützliche Arbeit Arbeit in unmittelbar gesellschaftlicher Form. Die nützliche, konkrete Arbeit ist somit in ihrer gesellschaftlichen Form abstrakt menschliche Arbeit, Verausgabung menschlicher Arbeitskraft.
Die historischen Grenzen der Dialektik des Wertverhältnisses weist Marx an der Analyse von Aristoteles nach. Dessen Analyse scheitert nicht an der logischen Konsistenz des Wertbegriffes, sondern an der historischen Schranke der auf Sklavenarbeit beruhenden griechischen Gesellschaft. Hier wird wiederum evident, was mit den Grenzen der dialektischen Entwicklung gemeint ist. Die Wirklichkeit versagt sich in bestimmten historisch gesetzten Grenzen der Theorie.
Das Spezifische an dem Begriff der Gleichheit ist die Verkehrung von Eigenschaften, die den Arbeitsprodukten in ihrer Naturalform nicht zukommen, sondern nur in ihrem Verkehr als Waren. Werte, Wertgrößen von gleicher Einheit sind sie untereinander nur im Verkehr als Waren. Im gesellschaftlichen Verkehr erscheinen dem Produzenten alle diese Momente als gesellschaftliche Natureigenschaften, als gegenständliche Bestimmungen der Arbeitsprodukte selbst. Was ihnen nur im Tausch zukommt, erscheint als ihrer Gegenständlichkeit eigen. Das gesellschaftliche Verhältnis von Menschen nimmt die phantasmagorische Form
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eines Verhältnisses von Dingen an. Diese Verkehrung der Verhältnisse nennt Marx Fetischismus.
An dem Äquivalent einer Ware erscheint der Fetischcharaktet schlagender als an der Ware, die ihren Wert am Äquivalent mißt. Daß die eine Ware an der andern ihren Wert mißt, setzt sie in
vermittelte Beziehung zur andern Ware, in eine Beziehung, in der das Äquivalent
unmittelbar als Wert erscheint, als unmittelbar austauschbar, als gesellschaftliche Form, die ihr scheinbar von Natur eigen ist, während in der relativen Wertform das sinnliche Dasein als etwas von ihr durchaus Unterschiedenes ausgedrückt und somit als gesellschaftliches Verhältnis aufgefaßt werden kann.
Im Wertausdruck sind die Pole relative Wertform und Äquivalentform Tauschwerte. Es ist die Form, in der der Wert selbständig erscheint. Das Äquivalent ist Tauschwert als Wertgestalt für andere Ware, als Körper in unmittelbar austauschbarer Gestalt. Die relative Wertform ist Tauschwert in ihrem Wertsein durch Austauschbarkeit mit anderer Ware, in ihrer Wertgröße, d. h. in ihrem quantitativen Austauschverhältnis mit anderer Ware. An beiden Polen erscheint der Wert in seiner selbständigen Gestalt als Tauschwert.
In der einfachen Wertform, in dem Verhältnis zweier Waren zueinander ist die Naturalform der einen Ware nur Gestalt von Gebrauchswert, die Naturalform der andern Ware nur Tauschwert. Der innere Gegensatz von Gebrauchswert und Tauschwert stellt sich dar in dem äußern Gegensatz des Verhältnisses von zwei Waren. Der innere Gegensatz ist die notwendige Verdoppelung des äußeren Gegensatzes. Das Arbeitsprodukt muß notwendig Wert, in selbständiger Gestalt als Gebrauchswert Tauschwert sein, um in den äußern Gegensatz derselben Form im Verhältnis zu andern Arbeitsprodukten zu treten. Die Ware ist in sich und in ihrem Verhältnis zu einer andern Ware Gegensatz und zugleich Einheit von Gebrauchswert und Tauschwert.
Gebrauchswert zu sein, ist die natürliche Form des Arbeitsproduktes. Es muß sich zur Wertform entwickeln, um Warenform zu besitzen; diese Entwicklung fällt mit der Entwicklung der Warenform zusammen. Das Arbeitsprodukt kann also nur Ware werden, sofern es Verkörperung von Wertsubstanz als das den Waren Gleiche ist. Damit erscheint es als Einheit der Gegensätze von Gebrauchswert und Tauschwert.
Setzt man anstelle des Wertausdrucks zweier Waren den Preis-
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ausdruck, den Geldwert, so zeigt sich, daß die Geldform nur die entwickelte Warenform ist, daß sie der einfachen Warenform entspringt.
Von hier aus sind die Metamorphosen der einfachen Warenform bis zur Geldform zu betrachten.
In relativer Wertform ist die Ware dem einzelnen Äquivalent gegenüber Wert. Als Wert ist sie jedoch qualitativ allen andern Waren gleich und tauscht sich in quantitativer Proportionalität damit aus. Folglich ist es dem einfachen Wertausdruck gleichgültig, in welcher Ware sich der Wert der relativen Wertform ausdrückt. Es sind ebensoviele Wertausdrücke möglich, als es Waren gibt. Der relative Wertausdruck einer einzelnen Ware besteht in der
Summe ihrer einfachen Wertausdrücke. In der totalen, entfalteten Wertform setzt sich die Ware als selbständiger relativer Wertausdruck der Möglichkeit nach einer endlosen Reihe von Waren gleich.
So wird jede andere Ware zum Spiegel ihres Werts. Ihr Wert wird erst so in allgemeiner, universeller Form Gallerte unterschiedsloser menschlicher Arbeit, und so ist ihr jede andere Ware, welchen Gebrauchswert sie auch verkörpert, substantiell gleichgestellt, gleichgültig. Die einzelne Ware steht in einem gesellschaftlichen Verhältnis zur gesamten Warenwelt, ihr Wert ist jeder besondern Gebrauchswertform gegenüber in ein kommensurables Verhältnis gesetzt.
In der entfalteten Wertform gilt jeder Warenkörper als Äquivalent, jede Naturalform ist neben jeder andern eine mögliche, besondere Äquivalentform.
Das Mangelhafte der entfalteten oder totalen Wertform ist die nie abbrechende Reihe relativer Wertausdrücke, ihre mit jeder neu auftretenden Ware mögliche Vervielfältigung sowie die Vielzahl auseinanderfallender und verschiedenartiger Wertausdrucke. Die Eigenschaft einer einzelnen Ware sich auf eine endlose Reihe anderer Waren zu beziehen, ergibt wiederum eine endlose Reihe verschiedener Wertausdrücke. Wie endlos die Reihe der Äquivalentformen auch ist, so reflektiert sich in ihr der Reihe nach die Ware in relativer Wertform immer nur in je einer einzelnen, besondern Äquivalentform, die jede andere im Verhältnis zu der Ware in relativer Wertform ausschließt, somit ist die konkrete, nützliche, in jedem besondern Äquivalent verkörperte Arbeit nicht die erschöpfende, einheitliche Erscheinungsform der menschlichen Arbeit.
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Die totale oder entfaltete Wertform hat indessen die reziproke, rückbezügliche Form an sich, in der sich die Summe aller der in dem totalen Wertausdruck gleichgesetzten Äquivalentformen auf eine einzelne Ware beziehen. Diese implizite enthaltene Rückbeziehung aller möglichen Äquivalentformen auf eine einzelne Ware führt notwendig zur allgemeinen Wertform.
Die entfaltete relative Wertform ist zur allgemeinen Wertform geworden, in der alle Waren ihren Wert einfach und einheitlich ausdrücken, sie hat gesellschaftliche, allgemeine Wertgestalt angenommen. Als allgemeine Wertform ist sie Wertform aller Waren. In der Gleichsetzung mit der allgemeinen Wertform unterscheidet sich der Wert einer Ware nicht nur von ihr selbst als Gebrauchswert, sondern bezieht sich als Wert auf alle andern Waren, die sich ebenso wie sie selbst auf die allgemeine Wertform beziehen, sie erhält dadurch allgemein gesellschaftliche, universelle Wertform. In dieser allgemeinen Wertform entspricht die Wertform dem Wertbegriff. Sie ist erst jetzt Form der allen Waren gemeinsamen, unterschiedslosen, gleichartigen menschlichen Arbeit, sie ist Ausdruck einheitlicher Substanz geworden. In diesem allgemeinen Verhältnis sind die Waren auch quantitativ, in bestimmten Wertgrößen aufeinander reduziert.
Die besondere Äquivalentform ist nun fortentwickelt zur allgemeinen Äquivalentform. Ihre Naturalform gilt als Wertgestalt aller andern Waren in unmittelbarer Austauschbarkeit mit allen Elementen der Warenwelt und die in ihr verkörperte nützliche Arbeit als allgemeine, erschöpfende Verwirklichung abstrakt menschlicher Arbeit. Sie ist allgemein gesellschaftliche Form, Form der Gleichheit mit allen andern Waren, Inkarnation aller menschlichen Arbeiten. Die im Äquivalent enthaltene Privatarbeit ist im Wertausdruck in unmittelbar allgemein gesellschaftlicher Form vorhanden.
Die bisherige Entwicklung kann folgendermaßen resümiert werden:
- Im Wertverhältnis zweier Waren drückt die einfache relative Wertform ihren Wert in einer einzigen andern Ware aus. Die Ware erhält Wertform im Unterschied zu ihrer Naturalform, im Äquivalent einzelne Äquivalentform.
- In der entfalteten oder totalen Wertform drückt eine Ware ihren Wert in allen andern Waren aus, die als viele besondere Äquivalente oder Äquivalentformen auf sie bezogen werden.
- In der allgemeinen Wertform schließt die Warenwelt eine ein-
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zige Ware von sich aus, gibt sich eine einheitliche, allgemeine relative Wertform. Die ausgeschlossene Ware wird zum allgemeinen äquivalent, zur allgemeinen Äquivalentform.
In dem einfachen Warenausdruck schließen sich die beiden aufeinander bezogenen Waren als relative Wertform und Äquivalentform nur
formell aus, d. h. entsprechend ihrer Stellung im Wertausdruck: als Ware, die ihren Wert in der Naturalform einer andern ausdrückt oder als substanziell Gleiches, das in seiner Naturalform als Spiegel der andern Ware dient.
In der entfalteten oder totalen Wertform bezieht sich je nur eine Ware auf die Gesamtheit aller andern Waren als der sukzessiven Reihe ihrer Äquivalentformen.
In der allgemeinen Wertform hat die Warenwelt allgemein gesellschaftliche relative Wertform, sofern sie von der Äquivalentform, von der Form unmittelbarer Austauschbarkeit ausgeschlossen ist und umgekehrt ist die Ware, auf die sie sich bezieht, von der einheitlichen, allgemeinen relativen Wertform ausgeschlossen. Sie kann sich auf sich selbst nicht zugleich in beiden Formen beziehen, als unterschiedslos mit sich selbst substanzgleich oder identisch. Der relative Wert des allgemeinen Äquivalents kann als gemeinschaftliche relative Wertform nur ausgedrückt werden durch Umkehrung der allgemeinen Wertform, also in der Beziehung auf die endlose Reihe aller andern Warenkörper. Die totale Wertform ist die spezifische relative Wertform des allgemeinen Äquivalents.
Die allgemeine Wertform ist der Wert an sich. Im Prinzip kann jede Ware, wenn sie nur alle andern ausschließt, diese Stellung einnehmen.
In der entfalteten Wertform, in der eine Ware ihren relativen Wert in der Reihe aller andern Waren ausdrückt, schließt sie diese aus, um ihren eigenen Wert auszudrücken. Dies kann ein rein
subjektiver Vorgang sein zur Schätzung des Werts einer Ware in vielen andern. Als allgemeines Äquivalent ist eine Ware durch alle andern Waren als Äquivalent ausgeschlossen; die Ausschließung ist ein
objektiver, von der ausgeschlossenen Ware unabhängiger Prozeß. Es kann also historisch diese oder jene Ware als allgemeines Äquivalent auftreten, als allgemeines Äquivalent fungieren sie jedoch immer nur als Resultat eines objektiven gesellschaftlichen Prozesses.
Die Wertform hat allgemeinen Charakter, ist entwickelte Wertform insoweit sie dinglicher Ausdruck gleicher menschlicher Ar-
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beit ist. Die Waren müssen, um fertige Warenform zu erhalten, einheitliche allgemeine Wertform annehmen, und dies ist wiederum nur möglich, wenn sie eine bestimmte Ware als allgemeines Äquivalent aus ihrer Reihe ausschließen. Erst in diesem Moment entspricht die Ware ihrem Begriff: die einheitlich relative Wertform hat objektive Festigkeit, allgemein gesellschaftliche Gültigkeit.
Die ausgeschlossene, spezifische Warenart wird zur Geldware, funktioniert als Geld. Mit der besonderen Ware, die historisch das gesellschaftliche Monopol der allgemeinen Äquivalentform erobert hat, geht die allgemeine Wertform in die Geldform über, ohne daß zwischen beiden Formen ein wesentlicher Unterschied stattfände.
Allgemeines, gesellschaftlich sanktioniertes Äquivalent ist eine bestimmte Ware nur, wenn sie zuvor allen andern Waren als Ware gegenüberstand. Sein einziger Unterschied ist die Verwandlung der allgemeinen Wertform in die Geldform. Die allgemeine relative Wertform einer Ware ist die im allgemeinen Äquivalent ausgedrückte Preisform, ideeller Ausdruck ihrer Geldform. Der Begriff der Geldform verweist rückbezüglich auf das Begreifen der allgemeinen Äquivalentform als der allgemeinen Wertform überhaupt: die allgemeine Äquivalentform verweist wiederum auf die entfaltete oder totale Wertform und diese schließlich auf die konstituierenden Elemente der einfachen Wertform, in der sich relative Wertform und Äquivalentform zweier Waren gegenüberstehen. Die Metamorphosen sind durchlaufen, der Kreis ist geschlossen.
"Die einfache Warenform ist das Geheimnis der Geldform."
Was zu Beginn nur durch Abstraktion in seinen Unterschieden festgehalten und entwickelt werden konnte, ist in seiner konkreten Form als Verhältnis von Ware und Geld Resultat eines gesellschaftlichen Prozesses.
Der Anhang zu dem Abschnitt über die Wertform ist die analytische Darstellung der Dialektik des Wertverhältnisses in seinen historischen Voraussetzungen und Grenzen. Diese Grenzen sind in großen Zügen: erstens in den
"Grundrissen" das
"Einschiebsel" über Produktionsformen, die der kapitalistischen vorher
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gehen, zweitens im 1. Band des
"Kapitals" das Kapitel über die ursprüngliche Akkumulation. Die vorkapitalistischen Produktionsformen sind geschichtliche Epochen, in denen die Produktion von Gebrauchswerten, die Einheit von Produzent, Arbeitsmittel und Arbeitsgegenstand noch vorherrscht, so sehr auch einfache Tauschverhältnisse als keimhafte Präfigurationen der sich später allgemein entfaltenden Produktion von Tauschwerten auftreten; die ursprüngliche Akkumulation ist der radikale Schnitt, die Trennung des Produzenten von Arbeitsmittel und Arbeitsgegenstand, die Geburtsstunde jener Wirtschaftsform, von der aus die Produktion von Tauschwerten allgemein wird. Dieser Wirtschaftsform ist spezifisch die Verwandlung der Gebrauchswerte in Waren als Tauschwerte, die Verwandlung der konkreten, nützlichen Arbeit in die abstrakt-menschliche Arbeit, der in der Einheit zusammengefaßte Gegensatz der Wertform, die Verdinglichung des Wertes bzw. des Tauschwertes in der allgemeinen Wertform des Geldes als Geldware usw. Die Übergänge zeigen den notwendigen innern Zusammenhang der Wertform bis zu der den Produktionsagenten gegenüber entfremdeten Form des Kapitals. Im Geld als Kapital hat das bürgerliche System des Gegensatzes von privater und gesellschaftlicher Arbeit, von abstrakter Arbeitskraft und abstrakt veräußerlichtem Tauschwert seine höchste Spitze erreicht, den Gegensatz in sich aufgehoben und die äußerlich selbständigen Kategorien seiner Wirksamkeit untergeordnet. Die Aufhebung ist jedoch prozeßhaft die sich widersprüchlich stets neu setzende Vermittlung des Gegensatzes der Kategorien.
In der Darstellung der Wertform sind alle Elemente der dialektischen Entwicklung des Gegenstandes explizite in treffender Analogie zu der Analyse der Übergänge der Kategorien Kapital, Grundeigentum, Lohnarbeit enthalten. Die Darstellung ist der inhaltlich bestimmte Aufweis der notwendigen Übergänge von der Form des einfachen Wertausdrucks im Verhältnis zweier Waren, d. h. in der Aufeinanderfolge der Metamorphosen von der einfachsten bis zur entwickeltsten und zugleich entäußertsten Form des Wertausdrucks: der Geldware als dem fetischisierten Pol der Tauschverhältnisse im bürgerlichen System. Die verdinglichte, materielle Form des gesellschaftlich bestimmten Tausches als Geld ist weiterentwickelt in der zusammenfassenden Totalität des Geldkapitals als Kapital schlechthin, Grundlage der kapitalistischen Produktionsverhältnisse, verobjektivierte Form
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des den Produktionsagenten gegenübertretenden gesellschaftlichen Zusammenhangs. Die subjektive Tätigkeit (darunter fällt auch der Tausch) der Agenten der Produktion verkehrt sich in diesem Zusammenhang notwendig in die verobjektivierten Formen der Verhältnisse der Produktion. Die ideelle, begrifliche Entfaltung der Wertbestimmungen, von den konkreten Waren ausgehend in ihrem Verhältnis zueinander als einfacher Ausdruck des Werts, führt bis zur Verfestigung und Fixierung des Wertverhältnisses als Reduktion ihrer in Naturalform konkreten Unterschiedenheit auf das ihnen als Einheit gleiche Substrat. Das abstrakte Substrat, verkörpert in den Waren als entäußerte allgemein menschliche Arbeit, im Gegensatz zur konkreten, nützlichen Arbeit, muß sich in dinglich objektiver Form verwirklichen. Was begrifflich,
"logisch", als Verhältnis entwickelt ist, kann nur objektiv, sachlich existent sein, Erscheinungsform des Verhältnisses werden.
In dieser Erscheinungsform ist ineins enthalten das geschichtliche und theoretische Moment der Entwicklung, die besondere und allgemeine Form des Zusammenhangs. Sind die Voraussetzungen dieses Verhältnisses gegeben, so sind die ihnen immanenten Momente nicht mehr zufällig, sondern notwendig. Die Dialektik von Notwendigkeit und Zufall wird zur zufälligen Notwendigkeit der konkret gesetzten Möglichkeit und diese Notwendigkeit einmal gesetzt wird von dem subjektiven Willen der Produktionsagenten unabhängig; die historischen Grenzen sind in der Objektivität des Zusammenhangs eindeutig bestimmt. Das Marxsche Diktum, daß wohl Entwicklungsphasen abgekürzt, jedoch nicht übersprungen werden können, ist konkretes Abbild dieser theoretischen Einsicht.
Kehren wir zurück zu der einfachen Wertform, einfach, weil - wie bekannt - sich hier nur zwei Waren aufeinander beziehen. In dieser Form stehen sich zwei selbständige Waren gegenüber und treten zugleich in ein Verhältnis, in dem ein von ihrer Gebrauchswertform Unterschiedenes ausgedrückt wird. Das von ihrer Gebrauchswertform Unterschiedene ist die in beiden Waren enthaltene Wertsubstanz als vergegenständlichte abstrakt menschliche Arbeit. Die Dialektik von konkret - abstrakt spiegelt sich in den sich aufeinander beziehenden Waren wider. Gebrauchswerte sind sie nur, insofern sie auch Werte sind, Werte nur, insofern sie Gebrauchswerte sind.
In dieser Ableitung der Wertform zeigt sich als Ergebnis, daß die
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Identität der Ware mit sich selbst als Gebrauchswert im Verhältnis zu einer andern Ware sich entzweit in die Gegensätze von Naturalform und Wertform, daß sie in der Einheit der gegensätzlichen Formen des Ausdrucks mit sich identisch und nicht-identisch ist, daß sie sich auf sich selbst nur beziehen kann im Verhältnis zu einer andern Ware. Als Gebrauchswert hat sie nur natürliche Existenz, als Wert nur gesellschaftliche. Sie kann sich jedoch als Wert nur realisieren, sofern sie Gebrauchswert ist, sofern ihr Warenkörper einem gesellschaftlichen Bedürfnis entspricht. Die Identität ist die in der Entzweiung zusammengefaßte Nichtidentität der Gegensätze. Jede Ware erscheint als ein Selbständiges im Verhältnis zu einer andern Ware; diese Selbständigkeit ist ebenso ihre Unselbständigkeit als Ware und damit die sich in ihr reflektierende Entzweiung von Gebrauchswert und Tauschwert. Jede Ware hat diesen Gegensatz an sich als verdoppelte Form des Verhältnisses zu einer andern Ware. In derselben Einheit beschlossen sind die Gegensätze von konkret nützlicher und abstrakt allgemeiner, von privater und unmittelbar gesellschaftlicher Arbeit.
Wie sich die Identität der Identität und Nichtidentität in der Ware zugleich als ihren Gegensatz von Gebrauchswert und Tauschwert zeigt, so im Kapital als Gegensatz von Kapital und Nichtkapital, d. h. als Gegensatz von Kapital und Lohnarbeit, von Kapital und Grundeigentum. Wie die Ware notwendig den Gegensatz von Gebrauchswert und Tauschwert an sich hat, so das Kapital den Gegensatz von Lohnarbeit und Grundeigentum. Die gegensätzlichen Formen der Ware und des Kapitals sind als äußerlich erscheinende Verhältnisse immanente Momente ihres ökonomischen Daseins . Es ist ein besonderes
historisches Verhältnis, das dieser Identität der Identität und Nichtidentität zugrunde liegt, ein theoretisch zu entwickelndes Verhältnis historischer Besonderheit, in der die objektiven Formen - Tauschwert als Geld, Geld als Kapital - das Allgemeine dieser Besonderheit ist.
Um den Schein zu vermeiden, als ob die Analyse mit der philosophischen Terminologie des Begriffs ihren Anfang nehme, ent-
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wickelt Marx die Darstellung der kapitalistischen Produktionsweise aus der konkreten gesellschaftlichen Gestalt des Arbeitsprodukts: der
Ware. In seiner Polemik gegen Adolf Wagners
"Lehrbuch der politischen Ökonomie" aus dem Jahre 1879/80 sagt er:
"Ich gehe nicht aus vom ´Begriff´, also auch nicht vom ´Wertbegriff´, und habe diesen daher auch in keiner Weise ´einzuteilen´."
(Marx)
Es ist also nicht der Begriff als mystifiziertes Abstraktum der wirklichen Erscheinung, sondern die konkrete Erscheinung des Begriffs als Erscheinungsform des in ihr Erscheinenden an den Beginn zu setzen, als das zu nehmen, was empirisch, wirklich erscheint. Die Wirklichkeit des Gegenstandes selbst, die Ware, unterscheidet sich in sich als Gebrauchswert und Tauschwert. Der Begriff ist die gedanklich verdoppelte Form ihrer wirklichen Unterscheidung, die in der begrifflichen Aneignung gesetzte Verdoppelung ihres Daseins als Ware. Sie ist Gebrauchswert und
formspezifisch, in gesellschaftlicher Gestalt, Träger von Tauschwert. Die im Tauschwert erscheinende Wertgestalt zweier Waren setzt die
"selbständige Darstellungsweise des in der Ware enthaltenen Werts" voraus. Rückbezüglich ist der Tauschwert Erscheinungsform des von ihm unterschiedenen Werts. Der Tauschwert ist die im Verhältnis zweier Waren erscheinende Form des Warenwerts, also des Verhältnisses, in der die Substanz ihrer Vergleichbarkeit in Erscheinung tritt. Der Tauschwert ist das dem Verhältnis der Waren zueinander Äußere, in der Dialektik des Verhältnisses zeigt sich jedoch das ihrer Erscheinung Wesentliche. Die Ware ist
"einerseits Gebrauchswert und anderseits ´Wert´, nicht Tauschwert, da die bloße Erscheinungsform nicht ihr eigener Inhalt ist".
Ebenso verhält es sich mit der Analyse der drei Kategorien. Obwohl von der
"philosophischen" Einteilung des Begriffs des Kapitals, wie er im Rohentwurf dialektisch
"strapaziert" wird, terminologisch in das Hauptwerk der Kritik der politischen Ökonomie anscheinend nichts übernommen wird, ist die Darstellung dem Inhalte nach den Vorarbeiten zur konkreten gesellschaftlichen Analyse durchaus adäquat. Die Umformung im
"Kapital" ist nicht die dem Inhalte verschiedene, sondern die im Inhalt selbst unterschiedene, von seinem empirischen Dasein ausgehende Form.
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Der Anhang zur 1. Ausgabe des
"Kapitals" erscheint wie ein Rückgriff auf die Darstellungsweise des Rohentwurfs, als ausdrücklicher Rekurs auf die
Dialektik, ohne die die Darstellung im
"Kapital", in dem die
"philosophische Phrase" eliminiert ist, nicht verstanden werden kann. Im
"Kapital" liest sich die Dialektik empirisch, im Rohentwurf die Empirie dialektisch.
Die theoretische Darstellung der Dialektik der Wertform und der Übergänge der drei großen Kategorien ist die Theorie eines nur unter besonderen historischen Verhältnissen möglichen Formverhältnisses. Die dialektische Entwicklung der Übergänge ist die besondere, auf die historische Einmaligkeit reduzierte Entwicklung des Kapitalismus, die Allgemeinheit des besondern Inhalts gesellschaftlicher Produktionsverhältnisse.
Was mit den historischen Verhältnissen der Theorie gemeint ist, expliziert Marx der Redaktion der
"Otjetschestwennyje Sapiski" in einem Brief aus dem Jahre 1877. Er schreibt: Zum Schluß des Kapitels über die ursprüngliche Akkumulation habe er keinen Beweis dafür geliefert, daß die kapitalistische Produktion ihre eigene Negation erzeuge, weil diese Behauptung nichts anderes sei,
"als die summarische Zusammenfassung langer Entwicklungen, die vorher in den Kapiteln über die kapitalistische Produktion gegeben worden sind" . Das Kapitel über die ursprüngliche Akkumulation schließt also in sich zusammen nicht allein die theoretische Begründung der kapitalistischen Produktion als einer besondern historischen Totalität, sondern zugleich die Historizität des theoretischen Zusammenhangs, seinen transitorischen Charakter. Mit der ursprünglichen Akkumulation sind alle Elemente gesetzt, die die gesetzmäßige Entwicklung des Kapitalismus bestimmen und die in ihrer Gegensätzlichkeit und Widersprüchlichkeit zur eigenen Negation forttreiben.
In demselben Brief wendet sich Marx expressis verbis gegen die Verwandlung seiner historischen Skizze der Entwicklung des Kapitalismus in Westeuropa (in dem Kapitel über die ursprüngliche Akkumulation im
"Kapital") in eine
"geschichsphilosophische Theorie des allgemeinen Entwicklungsganges..., der allen Völkern schicksalsmäßig vorgeschrieben ist, was immer die geschichtlichen Umstände sein mögen, in denen sie sich befinden, um schließlich zu jener ökonomischen Formation zu gelangen,
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die mit dem größten Aufschwung der Produktivkräfte der gesellschaftlichen Arbeit die allseitigste Entwicklung des Menschen sichert."
(Marx)
Diese Stelle ist die empirisch eindeutige Bestimmung des Verhältnisses von Theorie und Geschichte.
Das Verhältnis von Theorie und Geschichte kann theoretisch nur innerhalb vorausgesetzten historischen Grenzen begriffen werden, Geschichte ist nur
theoretisch konkreter Begriff des spezifischen Inhalts, Theorie nur
geschichtlich abstrakter Begriff der spezifischen Form. Das Form-Inhalt-Verhältnis ist ineins geschichtliche Theorie und theoretische Geschichte.
Die Marxsche Geschichtstheorie gründet nicht in einem abstrakt-allgemeinen, geradlinig-evolutionistischen Schema, in das revolutionäre Einschnitte, die sich letztlich zu akzidentellen Ereignissen verflachen, eingestreut sind. Sie ist die für jede Geschichtsepoche aus den vorherrschenden Momenten und ihres Verhältnisses zueinander sich entfaltende Theorie.
Marx hat die dem Kapitalismus vorhergehenden Produktionsweisen keiner ins einzelne ausgeführten Analyse unterworfen. Daß er die ihnen spezifischen Unterschiede nicht grau in grau gemalt hat, soll der abschließende Teil unserer Arbeit über den Begriff der Wirtschaftsentwicklung und des Wirtschaftswachstums zeigen.