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Team Leitner
Thema Franz Neumann zur These vom Staatskapitalismus ( excerpt )
Status 1. Bearbeitung
Letzte Bearbeitung 07/2003
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1. Zur Staatskapitalismusthese
1.1. Wie kommt er dazu und was bedeutet das?

1. Zur Staatskapitalismusthese

Franz Neumann charakterisiert in seinem Buch Behemoth die Ökonomie des Faschismus als totalitäre Monopolwirtschaft und steht damit gegen Pollock und seine These vom Staatskapitalismus.

1.1. Wie kommt er dazu und was bedeutet das?

  1. Die politische Struktur des NS enthält eine Anzahl divergierender Elemente. Hauptmerkmal ist ein starker allumfassender totalitärer Staat
  2. Herrschaft von Bürokratie und Wehrmacht ist vollkommen
  3. die zugrunde liegende Ideologie ist der Rassismus und die im Führer verkörperte Herrschaftsgewalt des Volkstums. Die Herrschenden Ideen sind die Neuordnung und das Proletarische Rassentum, die Oberherrschaft über die feindseligen Demokratien und Habenichts Nationen (Vgl.S. 271)
 
[Allgemeine Zusammenfassende Charakterisierung des Faschismus:]
Neumanns Fragestellung ist nun die nach den Kräften welche die NS Gesellschaft zusammenhalten. Wir wollen im weiteren uns den Bewegungen der materiellen Kräfte widmen, der neuen Ökonomie die die NS Gesellschaft tragen.
Neumann beschäftigt sich mit der wachsenden Tendenz den Kapitalistischen Charakter des NS zu leugnen. Im folgenden führt er einiges zur Staatskapitalismusthese aus, die wir am Beispiel von Pollock bereits gehört haben.
"Er wird als ein System des braunen Bolschewismus, des Staatskapitalismus, des bürokratischen Kollektivismus oder der Herrschaft der Managerbürokratie bezeichnet. Diese theoretische Schule glaubt, das es in Deutschland keine Unternehmer mehr gibt, sondern nur noch Manager; daß es keine Gewerbe- und Vertragsfreiheit und keine Investitionsfreiheit mehr gibt; daß der Markt und mit ihm die Marktgesetze aufgehoben wurden. Preise sind deshalb administrierte Preise, Löhne nur noch administrierte Löhne. Folglich gilt das Wertgesetz nicht mehr. Werte sind ganz und gar Gebrauchswerte und nicht mehr Tauschwerte. Falls die Existenz von Klassen eingeräumt wird, sind sie doch nicht mehr das Resultat der Produktionsweise. Die Gewalt, der der Arbeiter unterworfen ist, ist keine ökonomische Gewalt. Seine Ausbeutung ist politisch bestimmt und nicht mehr das Resultat seiner Stellung im Produktionsprozeß. Die Aneignung seines Arbeitsprodukts ist ein politischer Akt, kein ökonomischer. Die neue Ökonomie ist daher eine Ökonomie ohne Ökonomie. Die Ökonomie ist zur Verwaltungstechnik geworden. Der homo oeconomicus ist tot. Das Profitmotiv ist vom Machtmotiv ersetzt worden. Gewalt, nicht das ökonomische Gesetz, ist die Haupttriebkraft dieser, von einer aus Industriemanagern, Parteibürokraten, hohen Beamten und Wehrmachtsoffizieren zusammengesetzten Elite beherrschten Gesellschaft.[273] "
 
[Neumann fasst zusammen:]
Vor dem Hintergrund der Weltwirtschaftskrise beruhen diese Theorien auf der Ansicht das die industrielle Revolution vorbei sei, es zwar noch technischen Wandel gäbe, aber keine Gesellschaftlichen Veränderungen mehr möglich seien. An die Stelle der Industriellen Revolution tritt die totalitäre politische Revolution. (Lawrence Dennis, Gruppe Die Tat) (Vgl. S. 273)

{Analogien dazu lassen sich wohl heute in Teilen der Globalisierungsgener oder bei Empire finden.(d.V.)}

  • Neumann zeigt, dass mit der Staatskapitalismusthese die Unterschiede zwischen Nationalsozialismus und Demokratie nicht nur als politische und ideologische erscheinen, sondern sogar als voneinander verschiedene ökonomische Systheme, nämlich Privatkapitalismus(Demokratie) und Staatskapitalismus oder Diktatur der Manager

    {Diese Trennung ist interessant, weil es nämlich der bürgerlichen Position Pollocks durchaus um die Rettung der Demokratie und damit Privatkapitalistischer Produktion geht, die natürlich nichts mit einer degenerierten totlitären Faschistischen Gesellschaft gemein hat(d.V.)}

  • Der Begriff Staatskapitalismus selbst ist bereits ein Widerspruch. Laut Hilferding unter ökonomischen Gesichtspunkten zur Analyse ungeeignet , da wenn der Staat zum Eigentümer sämtlicher Produktionsmittel würde, kapitalistische Ökonomie auf der Basis des Privateigentums nicht mehr stattfinden kann. Das heist, das nur noch mit politischen Kategorien aber nicht mit ökonomischen eine Beschreibung möglich ist. (Vgl. S. 274f)
  • Das Reste von Markt und Preis in Deutschland (zur NS Zeit) noch bestehen geben die Verfechter der Staatskapthese zu, messen dem aber keine Bedeutung bei. Sie gehen von einem Idealmodell aus was in naher Zukunft verwirklicht wird. Dieser direkte Sprung in ein Gegenteil des bestehenden Systhems zwingt sie dazu zu zeigen, dass in Deutschland tatsächlich der Kapitalismus aufgehört hat zu existieren. Sie können nicht nur auf Tendenzen verweisen sondern müssen tatsächlich beweisen das diese Tendenzen ein „Systhem der Machtpolitik ohne Ökonomie“ hervorbringen. Neumann behauptet mit seiner Studie den Gegenbeweis zu liefern. (Vgl. S. 275)
  • Wenn die Erhaltung der Gesellschaft einzig auf die Politik gestellt ist, so sind die Hindernisse der Gesellschaft lediglich natürlicher Art wie Resourcen und Arbeitskraft und nicht mehr ökonomische. Der Widerspruch zwischen Produktivkräften und gesell. Produktionsverhältnis wäre aufgehoben. Technischer Fortschritt, die Entscheidung welche Produktions und Konsumtionsgüter produziert werden ist Sache des Organs der Zentralregierung und von politischer Zweckmäßigkeit bestimmt.(und nicht mehr durch Kapitalakk.) Dieses Systhem könnte sehr gut in eine sozialistische Richtung umschlagen „das wäre selbst dann wahr, wenn der Nationalsozialismus nicht die ganze Erde erobern würde“(276) Denn für diese Schule hat jedes Land den weg zum Staatskapitalismus eingeschlagen, bald wären dann alle von Ökonomischen Zwängen befreit. Das bedeutet aber, das es keinen Weltmarkt mehr gäbe und keinen Kampf um dessen Anteile. Wir fänden die alleinige Herrschaft der Politik. Die Beziehungen zwischen den Staatskapitalen wären ausschließlich politische. Bei Bejahung der Staatskapitalismusthese bedeutet das , dass die Herrschenden absolut frei wären den Charakter ihrer Herrschaft zu bestimmen, mit dem flexiblen Systhem der Massenbeherrschung würde die Bürokratische Herrschaft von innen her unverwundbar erscheinen. Für Neumann gilt das alles nicht Er sagt,
    "daß die Widersprüche des Kapitalismus in Deutschland auf einem höheren und deshalb auch gefährlicherem Niveau wirksam sind, auch wenn diese Widersprüche durch einen bürokratischen Apparat und durch die Ideologie der Volksgemeinschaft verdeckt werden.[278]"
  • Die Frage, wie weit die Wirtschaftstheorie mit der Staatskapitalismuslehre übereinstimmt verneint Neumann. Es gibt keine nationalsozialistische Wirtschaftstheorie.
    "Wir müssen ein für alle mal erkennen, das die Struktur des NS Wirtschaftsysthems nicht irgendeinem planerischen Entwurf entspricht und sich auf keine konsistente Lehre gründet, handele es sich nun um neomerkantilistische, zünftlerische und ständische, um liberale oder sozialistische Lehrsätze. Die Organisation des ökonomischen Systhems ist pragmatisch. Es wird ganz und gar von dem Bedürfnis nach größtmöglicher, für die Kriegsführung benötigte Effektivität und Produktivität beherrscht.[279] "
  • Obwohl die kapitalistische Ökonomie des NS gelenkt und kontrolliert ist (Kriegs(vorbereitungs)wirtschaft) hängt niemand der NS Führer der Staatskapitalismustheorie an. Die Abschaffung des Privateigentums ist keine Frage und ein sozialistisches oder halbsozialistisches Systhem erst recht nicht. (Vgl. S. 284ff)
  • Neumann zeigt weiter, dass der NS aus der wirtschaftlichen Struktur der Weimar Republik erwachsen ist und ihr wenig neues hinzugefügt hat. Nach wie vor herrscht das Eigentum an Produktionsmitteln. Die Arbeiter sind von den Produktionsmitteln und dem was sie Produzieren getrennt, bloße Warenbesitzer ihrer Arbeitskraft. (Vgl. S.287f)
  • Mit der steigenden Produktivkraft des Kapitals haben wir zur Zeit der Weimarer Republik starke Tendenzen innerhalb der Industrie zur Monopolisierung und Kartellisierung (Im Aufschwung). Die Interessen der Monopole stehen gegen die der breiten Massen und kleinen Unternehmer. Beide Seiten, Monopole gegenüber den breite Massen und kleinen Unternehmern sehen den Staatsapparat als ihren Schutzapperat an, mit entsprechenden Mitteln einzugreifen. Zerschlagen von Gewerkschaften, Zerschlagen von Wettbewerbern, geben Absatzgarantien etc. auf der einen Seite. Eingriffe in die Vertrags und Gewerbefreiheit gegen die Monopole, Auflösung industrieller Zusammenschlüsse etc. werden auf der anderen Seite gefordert.
    "Die Verfügung über den Staatsapperat ist daher der Angelpunkt um den sich alles dreht. Dies ist die einzige mögliche Bedeutung des Primats der Politik über die Ökonomie. Soll der Staat die monopolistischen Besitztümer zerschlagen, sie zugunsten der Massen beschränken oder sollen Eingriffe getätigt werden, um die monopolistische Position zu stärken, um die völlige Eingliederung aller Wirtschaftsbereiche in das Netzwerk industrieller Organisation voranzutreiben? Soll der Staat die Waffe sein, durch welche die Massen der Politik industrieller Imperien vollständig unterworfen werden? Die Ziele der Monopolmächte konnten in einem Systhem politischer Demokratie zumindest in Deutschland nicht erfüllt werden. Die Sozialdemokratische Partei und die Gewerkschaften waren, obgleich sie ihre streitbare Militanz verloren hatten, immer noch mächtig genug, um ihre Besitzstände zu verteidigen. Ihre defensive Stärke schloss es aus, den gesamten Statsapperat in den Dienst einer partikularen Gruppe der Gesellschaft zu stellen. Ähnlich konnte die NS Partei ihre Wirtschaftspolitik unmöglich auf einer demokratischen Basis verwirklichen. Ihre Propaganda und ihr Programm zielten augenscheinlich darauf, die kleinen und mittleren Unternehmer, Handwerker und Händler zu protektionieren – also gerade jene Gruppen, die unter dem NS Regime dann ökonomisch zu leiden hatten. Die vollständige Unterjochung des Staates durch industrielle Machthaber konnte nur mit einer politischen Organisation gelingen, in der es keine Kontrolle von unten gab, in der alle autonomen Massenorganisationen und jede Freiheit der Kritik beseitigt waren. Es war eine der Funktionen des NS, die politische und ökonomische Freiheit durch das Mittel der neuen Hilfsgarantien des Eigentums, durch Befehl und Verwaltungsakt, zu unterdrücken und zu beseitigen, um so in Deutschland alles wirtschaftliche Handeln ins Netzwerk der von industriellen Magnaten geleiteten Wirtschaftskonzerne zu zwingen.[312f]"
    Die Wirtschaft des NS Deutschland hat zwei umfassende Kennzeichen. Sie ist Monopolwirtschaft und Befehlswirtschaft. Sie ist eine privatkapitalistische Ökonomie, die durch einen totalitären Staat reglementiert wird. „Als den besten Namen. Sie zu beschreiben, schlagen wir
    "totalitärer Monopolkapitalismus vor[313]"
 
[Wie verhält sich Neumann zu dieser These?]

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last update : Wed Jun 16 17:23:13 CEST 2004 Leitner
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