"Nennt man das Kind beim Namen und nennt es 'Verstaatlichung', so wird aller Sozialismus
Vom Standpunkt des Wirtschaftsbetriebs, also vom Wirkungsgrad der Arbeit, ist die Frage,
ob Eigen- oder Staatswirtschaft, gleichbedeutend mit der Frage, ob wir als allgemeine
bewegende Kraft für die Überwindung der von den Mühseligkeiten der Berufsarbeit
ausgehenden Hemmungen den Selbst- oder den Arterhaltungstrieb einsetzen sollen.
Als Arterhaltungstrieb bezeichnen wir den in jedem Menschen mehr oder weniger stark
entwickelten Trieb, der auf die Erhaltung des Ganzen, der Art - Gemeinde, Volk,
Rasse, Menschheit - gerichtet ist.
Es ist eine eigentümliche Erscheinung, daß der Regel nach der Kommunist, der Anhänger
der Gütergemeinschaft, die anderen - sofern sie ihm persönlich unbekannt sind - für
uneigennütziger hält als sich selbst. Und so kommt es, daß die echtesten Selbstlinge
(Egoisten), die in erster Linie an sich denken und oft nur an sich, zugleich in
Theorie begeisterte Vertreter jener Lehre sind.
Wer sich hiervon überzeugen will,
braucht nur in einer Versammlung von Kommunisten den gewiß echt kommunistischen
Vorschlag der Lohngemeinschaft, des Lohnausgleiches zu machen. Sie sind dann alle
plötzlich still, dieselben, die noch vorher die Gütergemeinschaft in allen Tonarten
verherrlichten. Sie sind still, weil sie ausrechnen, ob die Lohngemeinschaft ihnen
vorteilhaft sein würde. Die Führer lehnen diesen Ausgleich glatt ab, unter den
nichtigsten Vorwänden. Tatsächlich steht solcher Lohngemeinschaft nichts anderes im
Wege als der Eigennutz der Kommunisten. Niemand hindert die Arbeiter einer Fabrik,
einer Gemeinde, einer Gewerkschaft daran, die Löhne zusammenzulegen, um die Summe dann
nach den Bedürfnissen der einzelnen Familien zu verteilen und sich auf diese Weise
jetzt schon auf diesem schwierigen Gebiet zu üben. Das wäre ein Vorgehen, mit dem sie
ihre kommunistische Gesinnung vor aller Welt bezeugen und alle die Zweifelsüchtigen
glatt widerlegen könnten, die da sagen, der Mensch sei kein Kommunist. Solchen
kommunistischen Versuchen steht wirklich niemand im Wege, - der Staat nicht, die Kirche
nicht, das Kapital nicht. Sie brauchen dazu kein Kapital, keine bezahlten Beamten,
keine verwickelte Einrichtung. Sie können jeden Tag, in jedem beliebigen Umfang damit
beginnen. Aber so gering erscheint das Bedürfnis nach wahrer Gemeinwirtschaft unter
den Kommunisten, daß wohl noch niemals ein Versuch dazu gemacht wurde.
Dabei verlangt
die Lohngemeinschaft, die sich innerhalb des Kapitalismus abspielt, zunächst nur, daß
der gemeinsame Arbeitsertrag unter alle, nach den persönlichen Bedürfnissen jedes
einzelnen verteilt werde. Für den auf Gütergemeinschaft aufgebauten Staat dagegen müßte
noch der Beweis erbracht werden, daß diese Grundlage keinen nachteiligen Einfluß auf die
Arbeitsfreudigkeit des einzelnen ausübt. Auch diesen Nachweis könnten die Kommunisten
mit dem genannten Lohnausgleich erbringen. Denn wenn nach Einführung der
Lohngemeinschaft, die jeden Persönlichen Sondergewinn für persönlichen Fleiß aufhebt,
die Ausdauer nicht nachläßt, namentlich bei der Stücklohnarbeit nicht, wenn der
Gesamtarbeitslohn durch die Lohngemeinschaft nicht leidet, wenn die tüchtigsten unter
den Kommunisten ihren oft doppelten und dreifachen Lohn ebenso freudigen Herzens in die
gemeinsame Lohnkasse stecken, wie heute in die eigene Tasche, - dann wäre der Beweis
lückenlos erbracht.
Daß die gemeinwirtschaftlichen Versuche, die man zahlreich auf dem Gebiete der
Gütererzeugung ausgeführt hat, sämtlich fehlschlugen, beweist die Unmöglichkeit des
Kommunismus bei weitem nicht so schlagend, wie die einfache Tatsache, daß der Vorschlag
der Lohngemeinschaft immer rundweg abgelehnt worden ist. Denn die Gemeinwirtschaft in
der Gütererzeugung bedarf besonderer Einrichtungen, verlangt Unterordnung, eine
technische und kaufmännische Leitung, und dazu noch die Arbeitsmittel. Mißerfolge
können also auf vielerlei Art erklärt werden; sie sprechen nicht unbedingt gegen die
Sache an sich, gegen den Mangel am richtigen Geist der Gemeinwirtschaft, an Gefühl der
Zusammengehörigkeit. Bei der Lohngemeinschaft fehlt dagegen solche Ausrede vollständig;
ihre Ablehnung zeugt unmittelbar wider den kommunistischen Geist und dafür, daß der
Arterhaltungstrieb nicht ausreicht, um die Mühseligkeiten der Berufsarbeit zu überwinden.
Und es nützt nichts, daß gegen diese Folgerungen auf den Kommunismus, die Gemeinwirtschaft
der Alten hingewiesen wird, sowie auf die Zeit des Urchristentums. Die Urchristen, die,
wie es scheint, nur die Einkommensgemeinschaft, aber nicht die viel schwierigere Gemeinwirtschaft
der Gütererzeugung kannten, handelten aus religiösen Anschauungen heraus. Die anderen aber,
die den Familien- oder Gemeindekommunismus übten, standen unter der Befehlsgewalt
des Patriarchen, des Erzvaters; sie arbeiteten im Banne des Gehorsams, nicht dem eigenen Triebe
folgend. Die Not zwang sie, sie hatten keine andere Wahl. Und hier handelte es sich
auch nicht um Warenerzeugung und Arbeitsteilung, wobei der Unterschied in der
Leistung des einzelnen sofort meßbar in die Augen fällt. Die Alten zogen zusammen
aufs Feld, auf die Jagd, auf den Fischfang; sie zogen alle an demselben Seil, und da
fällt es nicht auf, ob einer mehr oder weniger zieht.
Maßstäbe gab es nicht und brauchte man nicht. So vertrug man sich. Mit der Warenerzeugung
und Arbeitsteilung hörte das auf. Da sah jeder sogleich, wieviel Ellen, Pfund und Scheffel
der einzelne dem gemeinsamen Arbeitserzeugnis zutrug, und da war es mit der Friedfertigkeit
bei der Verteilung auch aus. Jeder wollte nun über sein eigenes Arbeitserzeugnis verfügen,
und zwar vor allem die, die am tüchtigsten waren, die höchsten Leistungen aufzuweisen hatten,
und die darum auch in der Gemeinschaft das höchste Ansehen genossen. Die Führer
erstrebten die Sprengung des gemeinwirtschaftlichen Verbandes, und ihnen schlossen
sich alle die an, deren Leistung den Durchschnitt überstieg. Sobald die Möglichkeit der
Eigenwirtschaft gegeben war, mußte die Gemeinwirtschaft zerfallen. Nicht weil sie von
außen angegriffen worden wäre, nicht, weil fremde Mächte sie fürchteten, zerfiel die
Gemeinwirtschaft, der Kommunismus. Nein, sie erlag dem "inneren Feind", der in diesem
Falle sich aus den Tüchtigsten immer wieder ergänzte. Wenn der Gedanke der Gütergemeinschaft
auf einem stärkeren Triebe, als dem des Eigennutzes aufgebaut wäre, auf einem allen
gemeinsamen Triebe, so hätte er sich auch behaupten können. Von selbst hätten die
Anhänger der Gemeinwirtschaft, so oft sie durch irgendein Ereignis auseinandergetrieben
worden wären, immer wieder zueinandergestrebt.
Aber der in der Gemeinwirtschaft wirksame Trieb, der Arterhaltungstrieb (Gemeinsinn,
Altruismus), ist nur eine verwässerte Lösung des Selbsterhaltungstriebes, der zur Eigenwirtschaft
führt, und er steht diesem an Kraft in demselben Maße nach, wie die Verwässerung zunimmt.
Je größer die Gemeinschaft (Kommune), um so größer die Verwässerung, um so schwächer der
Trieb, zur Erhaltung der Gemeinschaft durch Arbeit beizutragen. Wer mit einem Genossen
arbeitet, ist schon weniger ausdauernd als derjenige, der die Frucht der Arbeit allein genießt.
Sind es l0-100-1000 Genossen, so kann man den Arbeitstrieb auch durch 10-100-1000 teilen;
soll sich gar die ganze Menschheit in das Ergebnis teilen, dann sagt sich jeder: auf meine
Arbeit kommt es überhaupt nicht mehr an, sie ist, was ein Tropfen für das Meer ist. Dann
geht die Arbeit nicht mehr triebmäßig vonstatten; äußerer Zwang wird nötig!
Darum ist es auch richtig, was der Neuenburger Gelehrte Ch. Secretan sagt: "Der Eigennutz
soll in der Hauptsache den Antrieb zur Arbeit geben. Darum muß alles, was diesem Antrieb
mehr Kraft und Bewegungsfreiheit geben kann, unterstützt werden. Alles, was diesen Antrieb
hemmt und schwächt, muß als schädlich verurteilt werden. Dies ist der Grundsatz, von dem
man ausgehen und den man mit unerschütterlicher Folgerichtigkeit anwenden muß, unter
Verachtung kurzsichtiger philanthropischer Entrüstung und der kirchlichen Verdammnis."
So können wir also mit gutem Grunde auch denen, die an den Hochzielen der Natürlichen
Wirtschaftsordnung sich unbeteiligt glauben, nur Gutes von dieser Ordnung versprechen;
sie werden sich eines besser gedeckten Tisches, schönerer Gärten, besserer Wohnungen
erfreuen. Die Natürliche Wirtschaftsordnung wird auch technisch der heutigen und der
kommunistischen überlegen sein.
(Silvio Gesell im Vorwort zur dritten Auflage der "Natürlichen Wirtschaftsordnung", 1918)
Ein Hirngespinst ist der sogenannte Wert, ein jeder Wirklichkeit bares Erzeugnis
der Einbildung.
Übrigens sagt es ja auch Marx, dessen Betrachtung der Volkswirtschaft von einer
Werttheorie ausgeht: "der Wert ist ein Gespenst". - Was ihn aber nicht von dem
Versuch abhält, das Gespenst in drei dicken Büchern zu bannen. "Man abstrahiere",
so sagt Marx, "von den bearbeiteten Substanzen (3) alle körperlichen Eigenschaften, dann
bleibt nur noch eine Eigenschaft, nämlich der Wert."
Wer diese Worte, die gleich zu Anfang des "Kapitals" zu lesen sind, hat durchgehen
lassen und nichts Verdächtiges in ihnen entdeckt hat, darf ruhig weiterlesen. Er kann
nicht mehr verdorben werden. Wer sich aber die Frage vorlegt: "Was ist eine Eigenschaft,
getrennt von der Materie?" - wer also diesen grundlegenden Satz im "Kapital"
zu begreifen, materialistisch aufzufassen versucht, der wird entweder irre, oder er wird
den Satz für Wahnsinn, seinen Ausgangspunkt für ein Gespenst erklären.
Wie will ein aus Stoff bestehendes Gehirn eine solche absolute Abstraktion in sich
aufnehmen, verzeichnen, einordnen und verarbeiten? Wo wären denn noch die zum
Begriffe nötigen Anhaltspunkte, Verwandtschaften, Übergänge? Etwas begreifen heißt,
sich irgendwo am Stofflichen festhalten (begreifen = greifen), heißt in unserem Gehirn
vorrätige Vergleichsgegenstände gefunden haben, an die sich der neue Begriff anlehnen
kann, - aber eine von jedem Stoff und jeder Kraft befreite Begriffsbildung ist ebenso
unfaßbar, wie der Apfel für den Tantalus ungreifbar ist.
Die Abstraktion Marx' ist in keinem Schmelztiegel darstellbar. Wie sie sich völlig
von unserem Verstande loslöst, so auch von allem Stofflichen. Seltsamerweise hat aber
diese vollkommene Abstraktion doch noch eine "Eigenschaft", und zwar ihre Herkunft,
ihre Herkunft von der menschlichen Arbeit. (4) Allerdings eine seltsame "Eigenschaft",
die geeignet ist, die deutsche Sprache in Kauderwelsch zu verwandeln. Demnach hätte
auch das deutsche Geld andere Eigenschaften, je nachdem sein Stoff vom Hunnenschatz,
von den bluttriefenden Milliarden oder von den ehrlichen Fäusten der Goldgräber herrührt.
Die Herkunft der Waren gehört zur Geschichte, nicht zu den Eigenschaften der Waren;
sonst wäre ja auch die Behauptung (die man oft zu hören bekommt), die Seltenheit des
Goldes gehöre zu den Eigenschaften des Goldes, richtig. Und das ist doch barer Unsinn.
Ist es aber so, verwechselte Marx die Herkunft und Geschichte der Waren mit deren
Eigenschaften, so dürfen wir uns nicht wundern, wenn er inder weiteren Behandlung
seines Stoffes so Wundersames erblickte und vor dem "Gespenst" erschrak.
Ich nenne Marx, aber bei den anderen Wertforschern steht es um kein Haar besser.
Keinem von ihnen ist es gelungen, den "Wertstoff" abzusondern, die "Werteigenschaft"
an irgendeinen Stoff zu binden und vor Augen zu führen; immer schwebt der Wert
über dem Stoff, unfaßbar, unnahbar, wie Erlkönig zwischen den Weiden.
Alle Forscher sind darin einig, daß, wie Knies sich ausdrückt, "die Lehre vom Wert
für die nationalökonomische Wissenschaft von grundlegender Bedeutung" sei. Wenn
aber diese Lehre schon für die Wissenschaft der Nationalökonomie so wichtig ist, so
muß sie es für das wirkliche Leben erst recht sein. Wie kommt es aber nun, daß sowohl
der Staatswirtschaft wie der Privatwirtschaft diese "Wertlehre" vollkommen unbekannt
ist? Müßte, wenn diese Lehre wirklich von so, fundamentaler" Bedeutung ist, nicht
in jedem Hauptbuch gleich auf der ersten Seite hinter den Worten "Mit Gott " auch
die "Werttheorie" angegeben sein, zu der der Unternehmer schwört, und die die Richtung
für die Geschäftsführung angeben soll?
Und müßte man da nicht annehmen, daß jedes gescheiterte Unternehmen seinen Sturz einer
schlechten Grundlage, d. h. einer unvollständigen oder gar falschen Werttheorie verdankt?
Aber das ist ja gerade das Erstaunliche an der Behauptung, die Wertlehre wäre die
Grundlage der nationalökonomischen Wissenschaft, daß dem Handel das Dasein dieses
sogenannten Wertes vollkommen unbekannt ist. Sonst gehen heute auf allen Gebieten
der menschlichen Tätigkeit Wissenschaft und Leben Hand in Hand; nur im Handel
weiß man nichts von der Haupttheorie seiner Wissenschaft. Im täglichen Handelsverkehr
gibt es nur Preise, durch Nachfrage und Angebot bestimmte Preise, und der Kaufmann,
der vom Wert einer Sache spricht, denkt dabei an den Preis, den der Besitzer unter den
obwaltenden zeitlichen und örtlichen Verhältnissen wahrscheinlich würde erhandeln können.
Der Wert ist also eine Schätzung, die durch den Abschluß des Handels in eine genau
abgemessene Menge Tauschgüter, in den "Preis" übergeht. Den Preis kann man haarscharf
messen, den Wert kann man nur schätzen. Das ist der ganze Unterschied, und die
Erklärung vom Wesen des Preises muß demnach sowohl auf den Preis wie auf den Wert
anwendbar sein. Eine besondere Theorie des "Wertes" ist überflüssig.
(Silvio Gesell in der "Natürlichen Wirtschaftsordnung", Teil 3, Kapitel 3)
"Wenn den Unternehmern das Geldkapital zur Hälfte des jetzigen Zinses angeboten würde,
so müßte auch bald der Zinsertrag aller übrigen Kapitalien um die Hälfte heruntergehen.
Wenn z. B. ein Haus mehr Miete abwirft, als dem Unternehmer das Baugeld an Zins kostet,
wenn der Zins des für das Roden eines Waldes ausgegebenen Geldes weniger ausmacht als die
Pacht eines gleich guten Kulturbodens, so wird der Wettbewerb unfehlbar eine Herabsetzung
der Mieten und Pachten auf die Höhe des herabgesetzten Geldzinses herbeiführen (also den
Mehrwert schmälern), denn das sicherste Mittel, um ein aktives Kapital (Haus, Acker) zu
entwerten (also um den Mehrwert zu Gunsten der Löhne zu beschneiden), besteht doch darin,
neben ihm andere, neue Kapitalien zu schaffen und in Betrieb zu setzen. Nach allen wirt-
schaftlichen Gesetzen vermehrt eine größere Erzeugung auch die Masse des den Arbeitern
angebotenen Kapitals, hebt die Löhne und muß schließlich den Zins (Mehrwert) auf Null
bringen."
Übersetzt aus Proudhon: Was ist Eigentum? (Qu'est-ce que la proprieté? Paris.
E. Flamarion, Neue Ausgabe, S. 235.)
Die Beseitigung des arbeitslosen Einkommens, des sogenannten Mehrwertes, auch
Zins und Rente genannt, ist das unmittelbare wirtschaftliche Ziel aller sozialistischen
Bestrebungen. Zur Erreichung dieses Zieles wird allgemein der Kommunismus, die
Verstaatlichung der Gütererzeugung mit all ihren Folgen, verlangt, und mir ist nur ein
einziger Sozialist bekannt - P. J. Proudhon -, dessen Untersuchungen über das Wesen
des Kapitals ihm auch eine andere Lösung der Aufgabe möglich erscheinen ließen. Die
Forderung einer allgemeinen Verstaatlichung sämtlicher Erzeugung wird mit der Natur,
d. h. mit den Eigenschaften der Produktionsmittel begründet. Man sagt es harmlos, wie
man Selbstverständlichkeiten auszusprechen pflegt, daß der Besitz der Produktions-
mittel dem Kapitalisten bei den Lohnverhandlungen den Arbeitern gegenüber unter
allen Umständen ein Übergewicht verschaffen muß, dessen Ausdruck eben der Mehr-
wert oder Kapitalzins ist und immer sein wird. Man kann es sich einfach nicht vorstellen,
daß das heute auf seiten des Besitzes liegende Übergewicht einfach dadurch auf die Besitz-
losen (Arbeiter) übergehen kann, daß man den Besitzenden neben jedes Haus, jede Fabrik
noch ein Haus, noch eine Fabrik baut.
Der den Sozialisten von P. J. Proudhon bereits vor fünfzig Jahren gezeigte Weg, das
Kapital mit unverdrossener, fleißiger, scharfsinniger und ungehemmter Arbeit bewußt
anzugreifen und zur Strecke zu bringen, ist ihnen heute unverständlicher noch als damals.
Man hat Proudhon zwar nicht ganz vergessen, aber niemand hat ihn recht verstanden.
Sonst gäbe es heute kein Kapital mehr. Weil Proudhon sich im Wege (Tauschbanken)
irrte, glaubte man überhaupt seiner Lehre nicht mehr - wohl der beste Beweis, daß
man sie nie wirklich begriffen hatte. Man läßt eine Sache nicht fahren, die man einmal
als richtig erkannt hat; man läßt sich von Fehlschlägen nicht entmutigen.
Warum es der Marxschen Lehre vom Kapital gelang, die Proudhonsche Lehre zu ver-
drängen und die sozialistische Bewegung zur Alleinherrschaft zu bringen? Warum spricht
man in allen Zeitungen der Welt von Marx und seiner Lehre? Einer meinte, das läge
an der Hoffnungslosigkeit und entsprechenden Harmlosigkeit der Marxschen Lehre.
Kein Kapitalist fürchte diese Lehre, wie auch kein Kapitalist die christliche Lehre
fürchtet. Es wäre geradezu vorteilhaft für das Kapital, möglichst viel und breit von Marx
und Christus zu reden. Marx würde ja dem Kapital niemals etwas anhaben können, weil
er die Natur des Kapitals falsch beurteilt. Bei Proudhon dagegen, da heißt es aufpassen.
Besser ist es, ihn totzuschweigen. Er ist ein gefährlicher Bursch, denn es ist einfach un-
bestreitbar, was er sagt, daß, wenn die Arbeiter ungestört, ungehemmt, ununterbrochen
arbeiten dürften, das Kapital bald in einer Kapital-Überproduktion (nicht mit Waren-
überproduktion zu verwechseln) ersticken würde. Das, was Proudhon zur Bekämpfung
des Kapitals empfiehlt, kann heute unmittelbar in Angriff genommen werden, ist also
gefährlich. Spricht doch das Marxsche Programm selber von der gewaltigen Produktions-
kraft des mit den neuzeitlichen Werkzeugen ausgerüsteten, modernen, geschulten Ar-
beiters. Marx kann mit dieser gewaltigen Produktionskraft durchaus nichts anfangen; in
den Händen Proudhons wird sie zu einer Waffe allererster Ordnung gegen das Kapital. Darum
redet viel und breit von Marx, so wird man Proudhon vielleicht ganz vergessen.
Mir scheint, daß der Mann, der so redete, recht hat. Ging es nicht auch so mit Henry
George und der deutschen sogenannten Bodenreformbewegung, mit Damaschkes großer
"Wahrheit"? Weil die Grundbesitzer bald herausfanden, daß es sich um ein Schaf in
Wolfskleidern (1) handelte, daß eine Besteuerung der Grundrente wirksam nicht durch-
zuführen ist, so brauchte man den Mann und die Reform nicht zu fürchten. Also durfte
die Presse frei von Henry Georges Schwärmerei reden. - Die Bodenreformer waren
in der guten Gesellschaft überall gern gesehen. Jeder Agrarier, jeder Kornzollspekulant
wurde Bodenreformer. Der Löwe hatte ja doch keine Zähne, also durfte man mit ihm
spielen - wie so viele in den Sälen der vornehmen Welt mit dem Christentum spielen.
Georges Buch erlebte die größte Auflage, die ein Buch je erlebt hat. Alle Zeitungen
brachten Besprechungen!
Marx Untersuchung des Kapitals schlägt von Anfang an den verkehrten Weg ein.
Wie es der erste beste Bauer macht, so betrachtet auch Marx das Kapital als ein Sachgut.
Für Proudhon dagegen ist der Mehrwert nicht Produkt eines Sachgutes, sondern eines
wirtschaftlichen Zustandes, eines Marktverhältnisses. Marx sieht im Mehrwert einen
Raub, die Frucht des Mißbrauches einer Macht, die der Besitz gibt. Für Proudhon
unterliegt der Mehrwert dem Gesetz von Angebot und Nachfrage. Für Marx ist der
positive Mehrwert selbstverständlich, für Proudhon mußte auch die Möglichkeit eines
negativen Mehrwertes in den Kreis der Betrachtung gezogen werden (positiv = der
Mehrwert auf seiten des Angebots, d. i. der Kapitalisten, negativ = Mehrwert auf
seiten der Nachfrage, d. i. der Arbeiter). Marx' Ausweg ist die durch Organisation zu
schaffende politische Übermacht der Besitzlosen; Proudhons Ausweg ist die Beseitigung des
Hindernisses, das uns von der vollen Entfaltung unserer Produktionskraft abhält. Für Marx
sind Streik, Krisen willkommene Ereignisse, und das Mittel zum Zweck ist die schließ-
liche gewaltsame Enteignung der Enteigner. Proudhon dagegen sagt: Laßt euch unter
keiner Bedingung von der Arbeit abhalten, nichts stärkt das Kapital mehr als der Streik,
die Krise, die Arbeitslosigkeit; nichts kann das Kapital schlechter vertragen als unver-
drossene Arbeit. - Marx sagt: Der Streik, die Krise nähern euch dem Ziele, durch den
großen Kladderadatsch werdet ihr ins Paradies eingeführt. Nein, sagt Proudhon, es ist
nicht wahr, es ist Schwindel, - alle diese Mittel entfernen euch vom Ziel. Nie wird dem
Zins dadurch auch nur 1 % abgeluchst werden. Marx sieht im Privateigentum eine Kraft
und Übermacht. Proudhon erkennt hingegen, daß diese Übermacht im Geld ihren Stütz-
punkt hat und daß unter anderen Verhältnissen die Kraft des Eigentums sich sogar in
eine Schwäche verwandeln kann.
Ist, wie Marx sagt, das Kapital ein Sachgut, auf dessen Besitz die Übermacht der
Kapitalisten beruht, so müßte mit jeder Vermehrung dieser Sachgüter das Kapital ent-
sprechend gestärkt werden. Wiegt ein Bündel Stroh, eine Schubkarre voll Wertliteratur
2 Zentner, so wiegen zwei Bündel, zwei Schubkarren überall, zu allen Zeiten, genau
4 Zentner. Und wirft ein Haus 1000 Mark Mehrwert ab im Jahr, so müssen zehn Häuser,
die daneben erbaut werden, immer und selbstverständlich 10 x 1000 Mark abwerfen -
die Richtigkeit vorausgesetzt, daß das Kapital als Sachgut zu betrachten ist.
Wir wissen aber; daß man das Kapital nicht wie die Sachgüter zusammenzählen kann,
daß im Gegenteil sehr oft das neu hinzukommende Kapital vom bereits bestehenden
abgezogen werden muß. Das kann man alle Tage beobachten. Unter Umständen gelten
10 Zentner Fische auf dem Markt mehr als 1000 Zentner. Wie teuer würde die Luft sein,
wenn sie nicht so massenhaft vertreten wäre. Jetzt erhält sie jeder umsonst.
Als, nicht lange vor Ausbruch des Krieges, die verzweifelten Hausbesitzer in den Vor-
orten Berlins auf den Niedergang der Mieten - also des Mehrwertes - hinwiesen und
in den bürgerlichen Zeitungen allen Ernstes von der
Bauwut (2) der Arbeiter und Unternehmer,
von der
Baupest (2), die im Häuserkapital herrsche,
gesprochen wurde, da konnte jeder die wahre Natur des Kapitals in ihrer ganzen Er-
bärmlichkeit sehen. Das von den Marxisten so gefürchtete Kapital stirbt an der Baupest,
reißt vor der Bauwut der Arbeiter aus! Wenn Proudhon und Marx damals gelebt hätten!
Hört auf zu bauen, hätte Marx gesagt, klagt, bettelt, jammert über Arbeitslosigkeit, streikt
obendrein, denn jedes Haus, das ihr baut, mehrt die Macht der Kapitalisten, wie 2 + 2 = 4
ist. Die Macht des Kapitals wird gemessen am Mehrwert, und dieser am Zinsfuß. Je
höher der Mehrwert, der Zins des Hauses, um so mächtiger ist zweifellos das Kapital. Darum
empfehle ich euch, laßt ab von dieser ungefesselten Bauwut, verlangt den acht-, den
sechsstündigen Arbeitstag, denn je mehr ihr Häuser baut, desto größer ist selbstverständ-
lich der Mehrwert, und Wohnungsmiete ist - Mehrwert! Also Schluß mit der Baupest;
je weniger ihr baut, um so billigere Wohnungen werdet ihr vorfinden.
Vielleicht hätte Marx sich gehütet, solchen Unsinn auszusprechen, aber so denken
und handeln die Arbeiter doch heute auf Grund der Marxschen Lehre, die das Kapital
als Sachgut behandelt.
Dagegen Proudhon. Immer drauf los! Her mit der Bauwut, her mit der Baupest! hätte
er gesagt. Arbeiter, Unternehmer, laßt euch unter keiner Bedingung die Maurerkelle
aus der Hand winden. Schlagt sie tot, die euch von der Arbeit abhalten. Das sind eure
Erbfeinde. Man bringe die vor meine Augen, die von Baupest, von Wohnungsüberpro-
duktion reden, solange die Wohnungsmieten noch Spuren von Mehrwert, von Kapital-
zins zeigen! Das Kapital soll an der Baupest zugrunde gehen! Seit etwa 5 Jahren hat
man euch ohne Aufsicht eurer Bauwut überlassen, und schon spüren es die Kapitalisten
schon schreien sie über den Niedergang des Mehrwertes; schon ist der Hauszins von 4
auf 3 % gefallen - also um ein volles Viertel. Noch 3 x 5 Jahre ungestörter Arbeit,
und ihr werdet in mehrwertfreien Häusern euch breit machen, wirklich einmal "wohnen"
können. Das Kapital stirbt, ihr seid dabei und auf dem Wege, es mit eurer Arbeit zu
vernichten!
Die Wahrheit ist faul wie ein Krokodil im Schlamm des ewigen Nils. Die Zeit gilt
für sie nicht; es kommt ihr auf ein Menschenalter nicht an; sie ist ja ewig.
Aber die Wahrheit hat einen Impresario, der, sterblich wie der Mensch, es immer
eilig hat. Ihm ist Zeit Geld, immer ist er rührig und aufgeregt. Dieser Impresario heißt
"Irrtum".
Der Irrtum kann nicht faul im Grab die Ewigkeiten an sich vorbeiziehen lassen. Er
stößt überall an und wird überall gestoßen. Allen liegt er überall im Wege. Niemand
läßt ihn ruhen. Er ist der wahre Stein des Anstoßes.
Darum kommt es gar nicht darauf an, daß man Proudhon totschweigt. Sein Gegner
selbst, Marx, sorgt mit seinen Irrtümern schon dafür, daß die Wahrheit zutage gefördert
wird. Und in diesem Sinne kann man sagen: Marx ist zum Impresario Proudhons ge-
worden. Proudhon hat sich noch nie im Grabe umgedreht; er ruht. Seine Worte haben
ewigen Wert. Aber Marx hat es eilig. Er hat keine Ruhe, bis Proudhon erwacht und ihm
die ewige Ruhe im Museum menschlicher Irrungen gibt.
Und wäre Proudhon wirklich totgeschwiegen worden, die Natur des Kapitals ändert
sich doch nicht. Ein anderer findet die Wahrheit. Auf den Namen der Finder kommt
es ihr nicht an.
(Silvio Gesell : "Die natürliche Wirtschaftsordnung", Teil 1 Einführung)
Als Sohn eines wohlhabenden Rechtsanwaltes in Trier, der von der mosaischen zur evangelischen Religion konvertiert war, verlebte Karl Marx eine unbeschwerte Jugend - dem flotten Berliner Studenten warf sein Vater vor, "der Egoismus sei in seinem Herzen vorherrschend", der Herr Sohn verbrauche mehr, als sein Vater verdiene.
Nicht in Berlin, wo er studierte, sondern in Jena erwarb Marx dann den Doktorhut der Philosophie - auf postalischem Wege: Er schickte Studiennachweise, Dissertationsschriften und Gebühren an die geldbedürftige dortige Universität - und schon nach neun Tagen stellte man ihm, dem Carolus Henricus Marx Trevirensis, ohne ihn je vorher zu sehen, das Doktordiplom aus. (Eine Methode, mit der man ja auch heute akademische Titel bei ausländischen Instituten käuflich erwerben kann).
An seinem Grabe behauptete Engels: "Obwohl er, Marx, viele Gegner hatte, besaß er kaum einen persönlichen Feind."
Aber der zunächst mit ihm befreundete Publizist Arnold Ruge urteilt über Marx, er werde "zähnefletschend alle schlachten, die ihm den Weg vertreten". Und Ruge schreibt: "Endlich ist es dahin gekommen, daß die tödlichste Feindschaft fertig ist, ohne daß ich meinerseits einen anderen Grund weiß als den Haß und die Verrücktheit meines Gegners", eben des Karl Marx. Und an seine Mutter schrieb Ruge, Marx sei "vor Hochmut und Galle toll."
Interessant ist auch ein Brief, den ein deutscher Offizier namens Techow, der wegen seiner Beteiligung an der Revolution 1848 hatte nach England fliehen müssen, nach einer Begegnung mit Marx an einen Bekannten in der Schweiz schrieb.
Bei dieser Unterredung sei, schrieb Techow wörtlich, Marx "vollständig besoffen" gewesen, was ihm, Techow, "sehr erwünscht war, denn Marx wurde offenherziger, als er gewesen wäre."
Techow gewann aus diesem Gespräch die Überzeugung, "daß der gefährlichste persönliche Ehrgeiz in Marx alles Gute zerfressen" habe. Marx "lachte über die Narren, welche ihm seinen Proletarierkatechismus nachbeten, so gut wie über Kommunisten á la Willich, so gut wie über die Bourgeoisie."
Und der russische Revolutionär Bakunin bemerkte, Marx sei so intolerant und autokratisch wie Jehova - und ebenso rachsüchtig.
Marx nannte Proudhon einen "Parvenue der Wissenschaft, der mit dem, was er nicht ist und nicht hat, sich spreizen zu müssen glaube."
In einem Brief an Engels nannte Marx den Dichter Freiligrath, der ihn wiederholt finanziell unterstützte und es dann nicht mehr konnte, "den Scheißkerl, den dicken Philister", "einen fetten Reimeschmied mit dem bepißten Pudelbewußtsein".
Als sich Freiligrath weigerte, zugunsten von Marx in einem Prozeß auszusagen, drohte Marx in einem Briefe vom 23.2.1860, ihn bei der preußischen Polizei zu denunzieren:
"Du weißt, daß ich wenigstens 200 Briefe von Dir besitze, worin hinlänglich Material, um nöthigenfalls Dein Verhältniß zu mir und zur ("kommunistischen"!) Partei zu constatieren."
Am tollsten benahm sich Marx gegenüber Lassalle. Den nannte er einen "jüdischen Nigger", "das Vieh", der, "wie auch seine Kopfbildung und sein Haarwuchs beweist, von den Negern abstammt, die sich dem Zuge des Moses anschlossen - wenn seine Mutter oder Großmutter von väterlicher Seite sich nicht mit einem Nigger kreuzten."
Und von den deutschen Arbeitern schrieb Marx an Engels: "Komplettere Esel als diese deutschen Arbeiter gibt es nicht!" Und: "Die deutschen Hunde schätzen den Wert der Bücher nach dem Kubikinhalt." Aber persönliche Feinde hatte Marx - laut Engels nicht.
Diese Kostproben mögen genügen. Die genauen Quellenangaben sind zu finden in der Schrift von Georg Ertl: "Der gute Mensch von Trier - Karl Marx wie ihn niemand kennt."
Man wird in den Schriften und Briefen Silvio Gesells nicht eine einzige Stelle mit einer derartigen Boshaftigkeit finden. Gesell war ein Menschenfreund - Marx war ein Menschenverächter.
Nur gegenüber Friedrich Engels konnte Marx sich so etwas nicht leisten, denn von einem Teil des Mehrwertes, den Engels aus den unterbezahlten englischen Arbeitern herauspreßte, lebten Marx und seine Familie bis zu seinem Tode.
Am 29.11.1848 schrieb Marx an Friedrich Engels, der als Leiter einer englischen Zweigfabrik von seinem Vater, einem Großkapitalisten im damaligen Elberfeld, mit Geld kurz gehalten wurde und daher die finanziellen Wünsche von Marx nicht genügend erfüllen konnte: "Ich habe einen sicheren Plan entworfen, Deinem Alten Geld auszupressen, da wir jetzt keines haben.'
An seinem Grabe aber sagte Engels:
Die "deutschen Hunde" und "kompletten Esel" eingeschlossen? Werktätig war Marx übrigens nie!
Der antiautoritäre Gesell war allerdings nicht in dem Sinne massenfeindlich wie die
Zyniker und Massenverächter Lenin, Trotzki, Stalin, Hitler, Goebbels und Mussolini.
Diese Vaterfiguren haben die Massen beschworen und vorgegeben, ihnen zu dienen (Mao:
"Dem Volke dienen"), sie in Wirklichkeit aber manipuliert und verheizt und sie
gegebenenfalls nach jenen Methoden massakriert, wie es der bolschewistische
Volkskommissar für Justiz, Krylenko, seinen Henkersknechten empfahl: "Wir dürfen
nicht nur die Schuldigen hinrichten. Die Hinrichtung der Unschuldigen wird die
Masse noch weit mehr beeindrucken" . Da ist doch alles klar: mit "barbarischen
Methoden ... gegen die Barbarei".
Ditfurth wirft Esoterikern, Tierschützern, Gesellianern und vielen anderen
"menschenverachtende Positionen" und sogar "Menschenhass"
vor. Nicht Esoteriker, Tierschützer und Gesell, sondern Lenin und Trotzki haben
jene Massen, deren Individuen gemeinsam in freier Übereinstimmung für ihre
Emanzipation von Unterdrückung und Ausbeutung kämpften, die Arbeiter und Matrosen
von Kronstadt und die Bauern der Machno-Bewegung, massakriert und noch
die Toten diffamiert. Sicherlich: nicht aus Menschenhass, aber aus Menschenverachtung
und "nur" auf Grund "historischer Notwendigkeit". Gesell hat den "Massen" der
Münchener Rätebewegung als Volksbeauftragter für Finanzen gedient, bis die Kommunisten
den anarchistisch dominierten Rat der Volksbeauftragten wegputschten, damals noch
mit (relativ) "friedlichen Mitteln". Ihre Genossen in der frühen Sowjetunion
haben die dortige Massenbewegung der freiheitlichen Bauern- und Arbeiterräte im Blut
ertränkt. Aber was soll´s, "entschlossene Menschenliebe ist niemals blutscheu"
(Thomas Mann).
Von diesen roten Massenmördern, die sich anmassen, über Leichen gehen zu dürfen, weil
sie mit letzter "wissenschaftlicher" Sicherheit "wissen", damit der Menschheit und
dem Weltgeist zu dienen wie jene Hexenverfolger, die glaubten, Frauen lebendig
verbrennen zu dürfen, weil das gottgefällig sei und dem Seelenheil dieser "Hexen"
diene, hebt sich jener Mensch, den Ditfurth und ihre Hexenjäger zu einem Wegbereiter
in die Barbarein stempeln wollen, auf das Angenehmste ab. Robert Anton Wilson zum
Beispiel zeichnet eine anderes Bild von Gesell: "Der einzige utopische Ökonom, den
ich je mochte, war Silvio Gesell. Selbstverständlich war Gesell ein Geschäftsmann
und kein Akademiker oder Ideologe, also hatte er gesunden Menschenverstand... /
Ich weiss nicht, ob diese [freiwirtschaftliche] Utopie in der Praxis genauso
reibungslos wie in der Theorie funktionieren würde, aber meine Bewunderung für
Gesell hat einen anderen Grund. Er [der sich für eine zentrale Boden- und
Währungsverwaltung einsetzte und von Kommunen nicht viel hielt] setzt auch
voraus, dass die Regierung interne Kolonien oder utopische Gemeinschaften
zulassen und unterstützen sollte, wo Menschen mit rivalisierenden wirtschaftlichen
Vorstellungen sich zusammenschliessen könnten, um die Tragfähigkeit ihrere eigenen
Idealvorstellungen zu beweisen. / Er sagt sogar, dass wenn eine dieser Kolonien
sich als besonders erfolgreich herausstellen sollte, deren Ideen anstelle seiner
eigenen eingesetzt werden sollten. / Ich kann mir diese tollen Ideen nur dadurch
erklären, dass Gesell sich nicht für unfehlbar hielt. Kein Wunder, dass so wenige
Menschen je etwas von Gesell gehört haben. Er besass nicht den Fanatismus, der
anscheinend erforderlich ist, um eine utopische Bewegung auf breiter Front in
Bewegung zu setzen."
(Abschnitt von Klaus Schmitt: Entspannen Sie sich, Frau Ditfurth! )
Na, wem sind diese Aussagen wohl zuzuschreiben?
Alle Zitate sind von dem berühmten Kommunisten und Humanisten Karl Heinrich Marx, das unter a. aus Zur Judenfrage [1], das unter b. aus dem Kapital [2], das unter c. aus einem anonym veröffentlichten englischsprachigen Zeitungsartikel [3]. Die Zitate unter d. und e. sind aus Briefen an Engels [4]. Mit "Itzig", "jüdischer Nigger" und "Lazarus, der Aussätzige" ist Marxens Konkurrent gemeint: der Gründer des Allgemeinen deutschen Arbeitervereins Ferdinand Lassalle. Aber auch andere, zum Beispiel seinen jüdischen Verleger Duncker, belegt er mit antisemitischem Vokabular.
Zu d.: MEGA II, S. 392 (Brief vom 24. 5. 1859); S. 393 (25. 5. 1859); S. 469 (9. 2. 1860); III (1930), S. 20 (10. 5. 1861); .S. 82 u. 83 (30. 7. 1862); S. 233 (11. 2. 1865); E. Silberner, aaO. S. 31
Zu e.: MEGA II (1930), S. 259 (Brief vom 22. 12. 1857); III (1930), S. 82 u. 84 (30. 7. 1862); IV S. 490 / 25. 8. 1879
Ein Vergleich Kommunismus und Freiwirtschaft - was ist der richtige Weg zur Lösung der sozialen Frage?
Mit einem Hauch von Dialektik analysiert Gesell die falschen Annahmen, die dem "wissenschaftlichen" Sozialismus zugrunde liegen.
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einen Zins erhalten? Spanische Siedler auf einer Insel entwickeln ein Geldsystem. Doch nach einem guten
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