/Gemeinde/Kolitik/Exzerpte/Marx: 'Das Kapital' Bd I/Kapitel 6
Beschreibung grundlegende erarbeitung
Team: Leitner
Thema:
Quelle: Kritik der Politischen Ökonomie, Erster Band
MEW Band 23
Hrg.: Institut für Marxismus-Leninismus, beim ZK der SED, Berlin, DDR
nach der vierten von Friedrich Engels durchgesehenen und herausgegebenen Auflage,
Hamburg 1890
Art :
Version: 1.lesung
Letzte bearbeitung: 11.11.2000

Exzerpt: Kapital Bd I

VII Abschnitt Akkummulationsprozeß des Kapitals

22. Kapitel Verwandlung von Mehrwert in Kapital


3. Teilung des Mehrwerts in Kapital und Revenue. Die Abstinenztheorie


Bisher wurde der Mehrwert nur als individueller Konsumtionsfonds oder Akkumulationsfons behandelt. Das Mehrprodukt ist aber beides zugleich, vom Kapitalisten wird ein Teil als Revenue verbraucht und ein anderer als Kapital eingesetzt (akkumuliert)


Bei einer gegebenen Masse des Mehrwerts wird der eine Teil größer sein je kleiner der andere ist. Das Verhältnis, worin sich diese Teilung vollzieht bestimmt die größe der Akkumulation. Diese Teilung nimmt jedoch der Kapitalist selbst vor, sie ist sein Willensakt.

Von dem Teil des von ihm erhobnen Tributs, den er akkumuliert, sagt man, er spare ihn,

weil er ihn nicht aufißt, d.h., weil er seine Funktion als Kapitalist ausübt, nämlich die Funktion, sich zu bereichern. Nur soweit der Kapitalist personifiziertes Kapital ist, hat er einen historischen Wert und jenes historische Existenzrecht, das,wie der geistreiche Uchnowski sagt, keinen Datum nicht hat. Nur soweit steckt seine eigne transitorische Notwendigkeit in der transitorischen Notwendigkeit der kapitalistischen Produktionsweise. Aber soweit sind auch nichtGebrauchswert und Genuß, sondern Tauschwert und dessen Vermehrung sein treibendes Motiv. Als Fanatiker der Verwertung des Werts zwingt er rücksichtslos die Menschheit zur Produktion um der Produktion willen, daher zu einer Entwicklung der gesellschaftlichen Produktivkräfte und zur Schöpfung von materiellen Produktionsbedingungen, welche allein die reale Basis einer höheren Gesellschaftsform bilden können, deren Grundprinzip die volle und freie Entwicklung jedes Individuums ist. Nur als Personifikation des Kapitals ist der Kapitalist respektabel. Als solche teilt er mit dem Schatzbildner den absoluten Bereicherungstrieb. Was aber bei diesem als individuelle Manie erscheint, ist beim Kapitalisten Wirkung des gesell-

schaftlichen Mechanismus, worin er nur ein Triebrad ist. Außerdem macht die Entwicklung der kapitalistischen Produktion eine fortwährende Steigerung des in einem industriellen Unternehmen angelegten Kapitals zur Notwendigkeit, und die Konkurrenz herrscht jedem individuellen Kapitalisten die immanenten Gesetze der kapitalistischen Produktionsweise als äußere Zwangsgesetze auf. Sie zwingt ihn, sein Kapital fortwährend auszudehnen, um es zu erhalt-

en, und ausdehnen kann er es nur vermittelst progressiver Akkumulation.“(MEW 23 S.618)


Dem mit Bewusstsein begabten Kapital gilt sein eigener Konsum, als Raub an der Akkumulation seines Kapitals.

. Die Akkumulation ist Eroberung der Welt des gesellschaftlichen Reichtums. Sie dehnt mit der Masse des exploitierten Menschenmaterials zugleich die direkte und indirekte Herrschaft des Kapitalisten aus.“ (MEW 23 S. 619)


Mit der Entwicklung der kap. Produktionsweise ist der modernisierte Kapitalist in der Lage die Akkumulation als die Entsagung seines Genusstriebs aufzufassen, während der klassische Kapitalist individuellen Konsum als Sünde gegen seine Funktion und „Enthaltung“ von der Akkumulation brandmarkt.

Allerdings bereichert der Kapitalist sich nicht am Verhältnis seiner Arbeit zum persönlichen Verzicht, sondern daran, das er fremde Arbeitskraft aussaugt und dem Arbeiter die Entsagung aller Genüsse aufzwingt.

Obgleich daher die Verschwendung des Kapitalisten nie den bona fide Charakter der Ver- schwendung des flotten Feudalherrn besitzt, in ihrem Hintergrund vielmehr stets schmutzigster Geiz und ängstlichste Berechnung lauern, wächst dennoch seine Verschwendung mit seiner Akkumulation, ohne daß die eine die andre zu beabbruchen braucht. Damit entwickelt sich gleichzeitig in der Hochbrust des Kapitalindividuums ein faustischer Konflikt zwischen

Akkumulationsund Genußtrieb.“ (MEW 23 S. 620)

Dr. Aikin teilt in einer Schrift von 1795 die Industrie in vier Perioden ein, die erste wo Fabrikanten hart für den Lebensunterhalt gearbeitet haben, die zweite arbeiteten sie genauso hart wie zuvor aber bereits mit einem kleinen Vermögen, in der dritten begann die Ausdehnung des Geschäfts und damit der Luxus und die vierte Periode ist

Gekennzeichnet von „großem Luxus und verschwendung, unterstützt durch die Ausdehnung des Geschäfts.“(MEW 23 S. 621)


Akkumuliert, Akkumuliert! Das ist Moses und die Propheten

"Die Industrie liefert das Material, welches die Sparsamkeit akkumuliert." Also spart, spart, d.h., rückverwandelt möglichst großen Teil des Mehrwerts oder Mehrprodukts in Kapital! Akumulation um der Akkumulation, Produktion um der Produktion willen, in dieser Formel sprach die klassische Ökonomie den historischen Beruf der Bourgeoisperiode aus. Sie täuschte sich keinen Augenblicküber die Geburtswehn des Reichtums 37, aber was nützt der Jammer

über historische Notwendigkeit? Wenn der klassischen Ökonomie der Proletarier nur als Mschine zur Produktion von Mehrwert, gilt ihr aber auch der Kapitalist nur als Maschine zur Verwandlungdieses Mehrwerts in Mehrkapital.“(MEW 23 S.622)

Malthus verteidigte eine Arbeitsteilung welche dem mit der eigentlichen Produktion begriffenen Kapitalsten die Akkumulation, und den anderen Teilnehmern am Mehrwert (Konsumtionsfond?) beteiligten der Landaristokratie, Kirche, Grundeigentümern die Verschwendung zuwies. „Es ist von höchster Wichtigkeit sagt er, „ die Leidenschaft für Akkumulation und die Leidenschaft für Ausgabe getrennt zu halten.


Nach der Julirevolution und dem Lyoner Aufstand schlug die Stund der Vulgärökonomie, W. Senior verkündete er würde das Wort Kapital durch das Wort Abstinenz

(Enthaltung) ersetzten.

„Ein unübertroffenes Muster dies von den "Entdeckungen" der Vulgärökonomie! Sie ersetzt eine ökonomische Kategorie durch eine sykophantische Phrase. Voilà tout "Wenn der Wilde", doziert Senior, "Bogen fabriziert, so übt er eine Industrie aus, aber er praktiziert nicht die Abstinenz." Dies erklärt uns, wie und warum in früheren Gesellschaftszuständen "ohne die Abstinenz" des Kapitalisten Arbeitsmittel fahriziert wurden. "Je mehr die Gesellschaft fortschreitet, um so mehr Abstinenz erfordert sie", nämlich von denen, welche die Industrie ausüben, sich die fremde Industrie und ihr Produkt anzueignen. Alle Bedingungen des Arbeitsprozesses verwandeln sich von nun in ebenso viele Abstinenzpraktiken des Kapitalisten. Daß Korn nicht nur gegessen, sondern auch gesät wird, Abstinenz des Kapitalisten. Daß der Wein die Zeit erhält, auszugären, Abstinenz des Kapitalisten! Der Kapitalist beraubt seinen eignen Adam, wenn er die "Produktionsinstrumente dem Arbeiter leiht" (!), alias sie durch Einverleibung der Arbeitskraft als Kapital verwertet, statt Dampfmaschinen, Baumwolle, Eisenbahnen, Dünger, Zugpferde usf. aufzuessen oder, wieder Vulgärökonom sich das kindlich vorstellt, "ihren Wert" in Luxus und andren Konsumtionsmitteln zu verprassen. Wie die Kapitalistenklasse das anstellen soll, ist ein von der Vulgärökonomie bisher hartnäckig bewahrtes Geheimnis. Genug, die Welt lebt nur noch von der Selbstkasteiung dieses modernen Büßers des Wischnu, des Kapitalisten. Nicht nur die Akkumulation, die einfache "Erhaltung eines Kapitals erheischt beständige Kraftanstrengung, um der Versuchung zu widerstehn, es aufzuessen". Die einfache Humanität gebeut also offenbar, den Kapitalisten von Martyrium und Versuchung zu erlösen, in derselben Weise, wie der georgische Sklavenhalter jüngst durch Abschaffung der Sklaverei von dem schmerzlichen Dilemma erlöst ward, ob das dem Negersklaven ausgepeitschte Mehrprodukt ganz in Champagner zu verjubeln oder auch teilweis in mehr Neger und mehr Land rückzuverwandeln.“ (MEW 23 S.623f)


„In den verschiedensten ökonomischen Gesellschaftsformationen findet nicht nur einfache Reproduktion statt, sondern, obgleich auf verschiednem Maßstab, Reproduktion auf erweiterter Stufenleiter. Es wird progressiv mehr produziert und mehr konsumiert, also auch mehr Produkt in Produktionsmittel verwandelt. Dieser Prozeß erscheint aber nicht als Akkumulation von Kapital und daher auch nicht als Funktion des Kapitalisten, solange dem Arbeiter seine Produktionsttel, daher auch sein Produkt und seine Lebensmittel, noch nicht in der Form von Kapital gegenüberstehn.“(MEW 23 S. 624)

4. . Umstände, welche unabhängig von der proportionellen Teilung des Mehrwerts in Kapital und Revenue den Umfang der Akkumulation bestimmen:

Exploitationsgrad der Arbeitskraft -

Produktivkraft der Arbeit -

Wachsende Differenz zwischen angewandtem und konsumiertem Kapital –

Größe des vorgeschoßnen Kapitals


Das Verhältnis, wonach sich kapital und Revenue teilen ist gegeben. Die Größe des akkumulierten Kapitals richtet sich nach der absoluten Größe des Mehrwerts


Bsp: 80% Akk 20% Konsum

GesamtMW 3000 G 1500 G

Akkum Kap. 2400 G 1200 G

Also wirken bei der Bestimmung des Umfanges der Akkumulation alle diejenigen Momente mit, die auch die Masse des Mehrwerts bestimmen.


Die Rate des Mehrwerts hängt ab vom Exploitationsgrad der Arbeitskraft:

- das Herunterdrücken des Arbeitslohnes unter den Wert der Arbeitskraft verwandelt sozusagen den Konsumtionsfond des Arbeiters in einen Akkumulationsfonds des Kapitals

- Ausdehnung des Arbeitstage bei gleichem konstanten Kapital und Arbeiteranzahl, Steigerung des Mehrprodukts und des Mehrwerts, die Substanz der Akkumulation (Im Bergbau bilden Rohstoffe keinen Bestandteil des konstanten Kapitals (Gratisnaturrohstoff), Gebiet der Akkumulation erweitert sich durch die Elastizität der Arbeitskraft)


Ein weiterer Faktor der Akkumulation ist der Produktivitätsgrad der gesellschaftlichen Arbeit. Mit der Produktivkraft der Arbeit wächst die Produktenmasse worin sich ein bestimmter Wert und Mehrwert von gegebener Größe darstellen:

- Bei gleichbleibender, selbst bei fallender Rate des Mehrwerts, sofern sie langsamer fällt als die Produktivkraft der Arbeit steigt, wächst die Masse des Mehrprodukts.Bei gleichbleibender Teilung des Mehrprodukts in Revenue und Kapital kann die Konsumtion des Kapitalisten ohne Abnahme des Akkumulationsfonds wachsen. Die proportionelle Größe des Akkumulationsfonds kann auf Kosten des Konsumtionsfonds wachsen, weil durch die verwohlfeinerung der Waren, ebensoviel oder mehr Konsummittel dem Kapitalisten zur Verfügung stehen

- Produktivität der Arbeit verwohlfeilert den Wert der Arbeitskraft, die Rate des Mehrwerts steigt , selbst wenn der reelle Arbeitslohn steigt. Derselbe variable Kapitalteil setzt mehr Arbeit in Bewegung. Der konstante Kapitalteil stellt sich in mehr Produktionsmitteln dar, liefert also mehr Produktbildner als Wertbildner oder Arbeitseinsauger. Bei gleichbleibenden und selbst abnehmenden Wert des Zusatzkapitals findet daher beschleunigte Akkumulation statt. Die Stufenleiter der Reproduktion erweitert sich stofflich und die Produktion des Mehrwerts wächst schneller als der Wert des Zusatzkapitals.

- Die Arbeitsmittel, die ein Teil des konstanten Kapitals sind verschleisen in einem besttimmten Zeitraum und müssen durch neue ersetzt werden. Hat die Produktivkraft sich in der Produktionsstätte der Arbeitsmittel erweitert so treten wirkungsvollere, vom Leistungsumfang her wohlfeilere Maschinen an die Stelle der alten, die es zu ersetzten galt. Das alte Kapital wird in einer produktiveren Form reproduziert. Die anderen Teile des konstanten Kapitals, die Rohstoffe reproduzieren sich ständig während des Jahres. Jede Einführung besserer Methoden wirkt also auf das Zusatzkapital und bereits in Funktion begriffenes Kapital (Original Kapital?).

Jeder Fortschritt der Chemie vermannigfacht nicht nur die Zahl der nützlichen Stoffe und die Nutzanwendungen der schon bekannten, und dehnt daher mit dem Wachstum des Kapitals seine Anlagesphären aus. Er lehrt zugleich die Exkremente des Produktions- und Konsumtionsprozesses in den Kreislauf des Reproduktionsprozesses zurückschleudern, schafft also

ohne vorherige Kapitalauslage neuen Kapitalstoff. Gleich vermehrter Ausbeutung des Naturreichtums durch bloß höhere Spannung der Arbeitskraft, bilden Wissenschaft und Technik eine von der gegebnen Größe des funktionierenden Kapitals unabhängige Potenz seiner Expansion. Sie reagiert zugleich auf den in sein Erneuerungsstadium eingetretenen Teil des Originalkapitals. In seine neue Formeinverleibt es gratis den hinter dem Rücken seiner alten Formvollzogenen gesellschaftlichen Fortschritt. Allerdings ist diese Entwicklung der Produktivkraft zugleich begleitet von teilweiser Depreziation funktionierender Kapitale. Soweit diese Depreziation sich durch die Konkurrenz akut fühlbar macht, fällt die Hauptwucht auf den Arbeiter, in dessen gesteigerter Exploitation der Kapitalist Schadenersatz sucht.“ (MEW 23 S. 632)

- Arbeit überträgt den Wert der konsumierten Produktionsmittel auf das Produkt. Andererseits wächst Wert und Masse der durch eine bestimmte Arbeitsmenge in Bewegung gesetzten Prouktionsmittel im Verhältnis wie die Produktivität der Arbeit zunimmt. Setzt die selbe Arbeitsmenge ihren Produkten immer dieselbe Summe Neuwert zu, so wächst doch der alte Kapitalwert, den die Arbeit überträgt mit der steigenden Produktivkraft der Arbeit.

Es ist die Naturgabe der lebendigen Arbeit, alten Wert zu erhalten, während sie Neuwert schafft. Mit dem Wachstum von Wirksamkeit, Umfang und Wert ihrer Produktionsmittel, also mit der die Entwicklung ihrer Produktivkraft begleiten, den Akkumulation erhält und verewigt die Arbeit daher in stets neuer Form einen stets schwellenden Kapitalwert. 60) Diese Natur-

kraft der Arbeit erscheint als Selbsterhaltungskraft des Kapitals, dem sie einverleibt ist, ganz wie ihre gesellschaftlichen Produktivkräfte als seine Eigenschaften, und wie die beständige Aneignung der Mehrarbeit durch den Kapitalisten als beständige Selbstverwertung des Kapitals. Alle Kräfte der Arbeit projektieren sich als Kräfte des Kapitals, wie alle Wertformen der

Ware als Formen des Geldes.“(MEW 23 S.633f)


Mit dem Wachstum des Kapitals wächst die Differenz zwischen angewandtem und konsumierten Kapital. Es wächst die Stoffmasse von Arbeitsmitteln die in bestimmten Perioden ganz im Produktionsprozess funktionieren, aber nur allmählich verschleißen also ihren Wert nur Stückweise übertragen. Diese Arbeitsmittel sofern ganz angewandt, aber nur teilweise konsumiert leisten dieselben Gratisdienste wie die Natukräfte Dampf, Wasser, Energie etc.“ Dieser Gratisdienst der vergangnen Arbeit, wenn er-

griffen und beseelt von der lebendigen Arbeit, akkumuliert mit der wachsenden Stufenleiter der Akkumulation.“ ( MEW 23 S.635)


Bei gegebener Ausbeutungsrate ist die Masse des MW bestimmt durch die Anzahl der gleichzeitig ausgebeuteten Arbeiter, entspricht, zwar im wechselnden Verhältnis, der Größe des Kapitals. Je mehr dasKapital durch Akkumulation wächst, je mehr auch seine Wertsumme, die sich in Akkumulationsfond und Konsumtionsfonds spaltet.

Konsumtionsfonds und Akkumulationsfonds spaltet. Der Kapitalist kann daher flotter leben und zugleich, mehr "entsagen". Und schließlich spielen alle Springfedern der Produktion um so energischer, je mehr ihre Stufenleiter sich erweitert mit der Masse des vorgeschossenen Kapitals.“ (MEW 23 S.636)