Der Weg 

in die

5 Stunden Woche

 

Die Ursache von Arbeitslosigkeit und Kurzarbeit ist die Überproduktion! Wir haben zuviel hergestellt. Der Markt ist hoffnungslos übersättigt. Und der Witz ist, daß wir in den Bereichen Produktion, Verteilung und Soziales für den heute üblichen Lebensstandard in der BRD durchschnittlich 5 Stunden Arbeit pro Woche aufwenden müssen.

Das heißt, wir erhalten für unsere Lohnarbeit einen Gegenwert, der unter Gesichtspunkten der Güterwirtschaft in 5 Stunden pro Woche erzeugt werden kann.

Doch wie können wir den güterwirtschaftlichen Gegenwert der Lohnarbeit rechnerisch bestimmen? Was müssen wir beachten, und von welchen realen Verhältnissen müssen wir ausgehen?

 

Zunächst müssen wir die Tragweite der heutigen Überproduktion für unsere zukünftige Entwicklung erfassen! Wenn wir uns umschauen, stellen wir fest, daß jährlich Berge von Obst, Gemüse und anderen landwirtschaftlichen Produkten vernichtet werden. Inzwischen wird sogar versucht, der landwirtschaftlichen Überproduktion durch festgelegte Höchstquoten zu Leibe zu rücken. Die EG zahlt den Bauern ein Entgelt für die Verminderung ihrer Produktionsmenge (siehe Flächenstillegungsplan). Aufgrund des Gesetzes von Angebot und Nachfrage können die Produzenten bei einer Überproduktion keine Preise verlangen, die wesentlich über den Produktionskosten liegen. Nur bei einem Angebotsmangel können Preise verlangt werden, die deutlich über den Produktionskosten liegen. Verknappt wird heute in der EG durch Lagerung oder Vernichtung, was "wir" derzeit in der Landwirtschaft über unsere Steuergelder finanzieren. Denn die Regierungen geben eine Menge Geld dafür aus, Nahrungsmittel zu vernichten.

In der Industrie sieht es nicht viel anders aus. Überall wird das Klagelied von Marktübersättigung und Auftragsrückgang gesungen. Trotz finanzieller Möglichkeiten schafft sich kaum ein Haushalt mehr als einen Kühlschrank, eine Waschmaschine, einen Fernseher oder eine Stereoanlage an. Die Folge von Marktübersättigung und mangelnder weiterer Konsumbereitschaft ist weniger Profit für den Unternehmer. Daraus entstehen Kurzarbeit, Entlassungen und Massenarbeitslosigkeit. Kurzarbeit und Massenarbeitslosigkeit entsprechen in ihren Folgen einer Rücknahme des Produktionsumfanges, um das Angebot an Gütern zu verringern, wobei durch Arbeitslosigkeit die verbleibende Arbeit bewußt auf weniger Menschen verteilt wird.

 

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Dies sind die augenblicklichen Bedingungen der Überproduktion, in der nun selbst verschiedene große Unternehmen in der Industrie beginnen, ihren Produktionsumfang durch eine Verringerung der Arbeitszeit auf 28,5 Stunden zurückzunehmen. So wollen sie sich durch eine künstliche Verringerung des Angebots an Gütern die Grundlage für das eigene Überleben auf dem Markt schaffen. Doch dies ist vielleicht sogar ein Konzept, mit dem die multinationalen Konzerne das Überleben der Marktwirtschaft im Bereich der Luxusgüterproduktion sicherstellen wollen, indem sie durch eine allgemeine Arbeitszeitverkürzung künstlich das Angebot an Gütern verringern! Denn was würde geschehen, wenn wir die Arbeitszeit nicht verkürzen und unter Vollauslastung der Produktion weiterarbeiten würden?

Mit der Beantwortung dieser Frage eröffnen wir uns über die folgende hypothetische Annahme das Verständnis dafür, wie wir unter Umständen den Weg in die 5-Stunden-Woche noch in unserer Generation schaffen können. Stellen wir uns einfach nur vor, alle Menschen, die heute arbeitslos sind, werden in der Produktion beschäftigt, und alle, die heute kurzarbeiten oder nur 28,5 Stunden pro Woche arbeiten müssen, arbeiten wieder 40 Stunden in der Woche. Das Ergebnis wäre, daß innerhalb kürzester Frist (vermutlich 3 Jahre) eine Überproduktion und ein Überangebot entstehen würde, so wie es sie in der Menschheitsgeschichte noch nie gegeben hat. Alle Güter wären schon nach sehr kurzer Zeit in so großen Mengen vorhanden, daß alle materiellen Bedürfnisse der Menschen gestillt und sich jeder Mensch von den hergestellten Gütern nach seinen Bedürfnissen bedienen kann. Hiermit würde jede Form von Geld, Handel oder Geldverwaltungsarbeiten überflüssig, was zusätzlich eine unglaublich hohe Menge an menschlicher Arbeitskraft freisetzen würde, die heute wegen der Geldwirtschaft in eigentlich unsinnigen Tätigkeiten gebunden ist. Mit dem Wegfall des Geldes können wir das freiwerdende Arbeitskräftepotential auf die übrigbleibende güterwirtschaftlich notwendige Arbeit verteilen, womit wir auch den eigentlichen sozialen Umwälzungsprozeß der Gesellschaft in Gang setzen.

 

Doch wie bestimmen wir die durchschnittliche Arbeitszeit nach der Verteilung der Arbeitskräfte auf die güterwirtschaftlich notwendige Arbeit?

Ausgehend von den Zahlen im Statistischen Jahresbuch 1988, in dem die Bundesregierung alle von ihr im Jahre 1988 erhobenen Statistiken veröffentlichte, berechnen wir die Menge der notwendigen Arbeit, die wir für die heutigen Grundbedürfnisse und auch den Luxus aufbringen müssen. Zur notwendigen Arbeit zählen wir die Sozialleistungen, Produktion- und Verteilungsarbeiten.

 

Zum Sozialwesen gehören u.a. die Bereiche:

Gesundheits- und Veterinärwesen, Reinigung usw.

 

Zur Produktion gehören:

Land- und Forstwirtschaft, Tierhaltung und Fischerei;

Energie- und Wasserversorgung sowie Bergbau (Arbeiter);

Verarbeitendes Gewerbe (Arbeiter); Baugewerbe;

Angestellte aus Energie- und Wasserversorgung sowie dem Verarbeitenden Gewerbe. Das sind Meister, Techniker, Ingenieure sowie die Angestellten, die zur Arbeitsorganisation notwendig sind.

 

Zur Verteilung gehören:

Verkehr und Nachrichtenübermittlung

 

Mit den Erwerbstätigenzahlen aus dem Statistischen Jahresbuch zu den aufgezählten Wirtschaftsbereichen kommen wir auf eine 18,6-Stunden-Arbeitswoche.

 

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Diese 18,6 Stunden klingen zwar schon recht gut, aber mehr als ein erster Schritt sind sie nicht, denn auch die Lebensdauer unserer Gebrauchsgüter ließe sich mit Leichtigkeit um ein Vielfaches erhöhen. Es liegt nahe, daß dies gerade die Menschen einer Herrschaftsfreien Gesellschaft tun werden, weil sie ihre Güter für ihren eigenen Bedarf herstellen. Denn diese Menschen besitzen kein Interesse mehr, für den Schrottplatz zu produzieren. ---

In der heutigen Konsumgesellschaft hingegen werden zur Aufrechterhaltung des Waren-Geld-Kreislaufes selbst die Gebrauchsgüter auf die Ebene der Verbrauchsgüter abgestuft. Ihre Lebensdauer wird erheblich verringert, indem bewußt Sollbruchstellen eingebaut oder Fertigungstechniken nicht verwandt werden, die ihre Lebensdauer erheblich verlängern würden.

 

Beispiele sind folgende:

1.      Glühbirnen. Ihre Lebensdauer kann auf ein Menschenalter ausgedehnt werden.

2.      Glas. Es wird schlagfest durch langsames Abkühlen.

3.      Autos. Eine Fahrzeugkarosserie aus rostfreiem Blech hält mindestens 200 Jahre!

 

Aus der Langlebigkeit der Gebrauchsgüter folgt: Weniger Güter müssen hergestellt werden!

Das bedeutet:

==>   Weniger Fabriken

==>   Weniger Rohstoffverbrauch

==>   Weniger Arbeit

 

Weiter könnte durch die gezielte Verwendung von Mischtechniken z.B. die Lebensdauer von Explosionsmotoren auf etwa 150 Jahre ausgedehnt werden. Verwenden wir nun Wasserstoff als Energieträger, so können wir auch die umweltfreundlichen Wasserstoffmotoren in unseren Autos oder in unseren Kraftwerken zur Gewinnung der Elektrischen Energie einsetzten. Wasserstoff kann in den Wüsten der Erde in Wind-, Aufwind- und Sonnenkraftwerken gewonnen werden. Wasserstoff als Energieträger steht uns also in unbegrenzten Mengen zur Verfügung, womit wir auch das heutige Energieproblem gelöst haben.

 

Das heißt, daß wir nicht nur weniger arbeiten, sondern auch auf dem besten Wege sind, unsere Umweltprobleme zu lösen! Und zwar mit einer 12,4 Stunden Arbeitswoche mit erheblich besseren Arbeitsbedingungen für jeden von uns, wenn wir die Produktion auf die Langlebigkeit unserer Gebrauchsgüter ausrichten. Wir rechnen mit einem Zeitraum von 12 bis 15 Jahren, bis die Dezentralisierung der Industrie und Umstellung der Produktion auf die Langlebigkeit der Güter im vollen Umfang zu greifen beginnt.

 

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Nun zu den nächsten Berechnungsschritten, deren Ansätze wir analog zum Umfang der industriellen Produktionsumstellung umsetzen können und hier nur mit Arbeitsendwerten erfaßt sind. Gehen wir davon aus, daß sich die Mitglieder einer Herrschaftsfreien Gesellschaft von den von ihnen gemeinsam hergestellten Gütern nach ihren materiellen Bedürfnissen befriedigen - und davon, daß die durchschnittliche Arbeitsmenge um 3/4 sinken wird, dann entfällt praktisch die Rush-Hour. Denn jeder wird da arbeiten, wo er wohnt und nicht mehr längere Fahrwege für eine besser bezahlte Arbeit in Kauf nehmen. Das heißt, die langen Fahrwege zur Arbeit werden entfallen.---

 

Aber nicht nur die langen Arbeitswege, sondern auch die heutige Urlaubsindustrie wird entfallen. Denn wenn die Arbeitsmenge auf 1/4 des heutigen Wertes sinkt, werden die Menschen in Ruhe das Land bereisen und dort verweilen und mitarbeiten, wo es ihnen gefällt! Das heißt, wenn sie das wollen.

Insgesamt bedeutet der Wegfall der Rush-Hour und der Urlaubsindustrie:

 

==>   Weniger Transportmittel,

==>   weniger Fabriken,

==>   weniger Straßen und somit

==>   weniger Arbeit,

 

wobei unter diesen Gesellschaftsbedingungen nach unseren Berechnungen nur noch 10 Stunden pro Woche gearbeitet wird!

 

Auf die ungeheueren Rohstoffeinsparungen, den Umweltschutz und die Steigerung der Lebensqualität brauchen wir an dieser Stelle wohl nicht in besonderem Maße hinweisen!

 

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Die Folgen unserer bisherigen Überlegungen für die Energiewirtschaft liegen klar auf der Hand.

Langlebige Güter, Einsparungen bei den Transportmitteln, weniger Straßen, weniger Fabriken sowie Energieeinsparungen in den Haushalten und bei anderen Kleinverbrauchern bedeuten weniger Energieverbrauch und somit weniger Arbeit in der Energiewirtschaft!

Insgesamt bedeutet dies mit den Zahlen aus dem Statistischen Jahresbuch, daß nur noch 9,78 Stunden pro Woche gearbeitet wird!

 

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Berücksichtigen wir nun, daß in der alten BRD von 61,5 Mio. Menschen nur 30 Mio. zum Erwerbstätigenpotential gehören. Die meisten Nichterwerbstätigen (Behinderte und Rentner) würden liebend gern wieder 10 Stunden pro Woche arbeiten, um ihrem Leben wieder einen Inhalt und ein Ziel zu geben, d.h., wenn von der verbleibenden Arbeitsmenge genügend übrig bleibt, um ihnen für 10Stunden die Woche Arbeit zu geben. Mit ihnen werden 41,8 Mio. Menschen erwerbstätig sein. Das sind 2/3 der Bevölkerung der alten BRD, wobei nun jeder der 41,8 Mio. Erwerbstätigen und somit auch jeder Behinderter und Rentner nur noch 6,9 Stunden pro Woche arbeiten darf!

 

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Beziehen wir nun die Möglichkeit der Vollautomatisierungstechnologien, das heißt vollautomatische Fließbandstraßen, Schiffe und Fahrzeuge mit einem über Satellit gesteuerten Verkehrsleitsystem etc., mit ein, so stehen jedem von uns nur noch 4,91 Stunden Arbeit pro Woche zu.

 

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Eine derartig niedrige Wochenarbeitszeit wird eine tiefgreifende Gesellschaftsumwälzung hervorrufen, in der unser Verhältnis zur Arbeit und zum Menschen einer grundlegenden Veränderung unterworfen ist.

Spätestens mit 4,91 Stunden Arbeit pro Woche verliert die Arbeit ihre Zwanghaftigkeit. Unsere angeborene Ruhe- und Rastlosigkeit wird uns antreiben, sich mit den Dingen zu beschäftigen, die Spaß machen.

An diesem Punkt angelangt, ist zu erwarten, daß die Arbeit in einer Herrschaftsfreien Gesellschaft allein aus dem Bedürfnis des Menschen nach einer sinnvollen Tätigkeit erledigt und sie deshalb nicht mehr als Arbeit empfunden wird. Hiermit haben wir die Null-Stunden-Woche erreicht.

Der Vollständigkeit halber muß noch erwähnt werden, daß es sich bei der Berechnung der 5-Stunden-Woche um eine ausschließliche Betrachtung der heutigen als Lohnarbeit verrichteten Tätigkeiten handelt. Kinderbetreuung, Hausarbeit und andere Arbeiten, die heute in den Haushalten geleistet werden, müssen ebenso wie im jetzigen System hinzugerechnet werden. Das Ergebnis der 5 Stunden untersteicht jedoch sehr gut, welchen güterwirtschaftlich nutzbringenden Wert die heute so hochgehaltene Lohnarbeit tatsächlich besitzt.

Quelle: Dante, Darwin: 5-Stunden sind genug, Sammelband aus Band1 und Band3, Manneck Mainhatten Verlag, 1994, ISBN3-9803508-1-9.

 

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