Aus welchen Quellen stammen die Finanzmittel des
IWF?
Der größte Teil der IWF-Mittel stammt aus den Subskriptionen der
Mitglieder (den sogenannten Quoten), die sich auf die relative
Größe der einzelnen Mitglieder in der Weltwirtschaft stützen. Die Quoten
legen den Höchstbetrag an Finanzmitteln fest, den ein Mitglied dem IWF zur
Verfügung stellen muss, die Anzahl der Stimmen bei den Beschlüssen des IWF
sowie den Anteil der Mitglieder an der Zuteilung von
Sonderziehungsrechten (SZR) (die internationalen Reserveaktiva, die
der IWF geschaffen hat). Die Finanzhilfe, die ein Mitglied vom IWF
erhalten kann, stützt sich ebenfalls auf seine Quote.
Das Exekutivdirektorium des IWF führt alle fünf Jahre eine
Quotenüberprüfung durch, um festzustellen, ob Quoten im Lichte des
Wachstums der Weltwirtschaft, von Änderungen der Wirtschaftslage einzelner
Länder, angesichts der voraussichtlichen Nachfrage nach IWF-Finanzhilfe
und der zur Verfügung stehenden Ressourcen sowie der sich weiter
entwickelnden Rolle des IWF im internationalen Finanzsystem angepasst
werden müssen. Durch die ungefähr 45-prozentige Quotenerhöhung im Rahmen
der letzten Überprüfung, die im Januar 1999 in Kraft trat, wurden die
Gesamtquoten auf ungefähr 300 Mrd. $ aufgestockt, obwohl nicht
all diese Ressourcen für Finanzhilfe zur Verfügung stehen (siehe
unten).
Die Mitglieder zahlen 25 % ihrer Quotensubskription in der Form
von internationalen Reserveaktiva ein — entweder allgemein akzeptierte
Devisen (das heißt US-Dollar, Euros, japanische Yen, Pfund Sterling) oder
SZR. Der Rest wird in der Form von Bargeld oder eines Wertpapiers in der
eigenen Währung des Mitglieds bezahlt, das auf Nachfrage eingelöst werden
kann, um Reserveaktiva von diesem Mitglied zu bekommen.
Der IWF kann Kredite aufnehmen, um seine Quotenbeträge zu ergänzen.
Seine wichtigste Kreditvereinbarung sind die Neuen Kreditvereinbarungen
(NKV), die 1997 eingerichtet wurden. Im Rahmen der NKV erklären sich
25 Mitgliedsländer dazu bereit, Kredite in Höhe von bis zu
46 Mrd. $ an den IWF zu vergeben, wenn die für die Finanzhilfe
an Mitglieder zur Verfügung stehenden Quotenbeträge begrenzt sind und wenn
hohe Finanzbeträge erforderlich sind, um eine mögliche Bedrohung der
Stabilität des internationalen Finanzsystems zu bewältigen. Falls die NKV
nicht verwendet werden können, kann der IWF auch Ziehungen im Rahmen der
1962 mit 11 Industrieländern eingerichteten Kreditvereinbarung, den
Allgemeinen Kreditvereinbarungen (AKV), in Höhe von
23 Mrd. $ vornehmen. Weitere 2 Mrd. $ an Krediten
stehen durch die assoziierte Kreditvereinbarung mit Saudi-Arabien zur
Verfügung.
Der IWF verfügt ferner über Mittel aus dem Verkauf von Gold im Besitz
des IWF sowie über Mittel, die die Mitglieder in der Form von Krediten
oder Zuschüssen an den Fonds als Treuhänder vergeben, um
einkommensschwachen Mitgliedsländern zu helfen. Diese Mittel dienen der
Finanzierung von konzessionären oder zinsvergünstigten Krediten durch die
Armutsbekämpfungs- und Wachstumsfazilität (PRGF)2
oder der Bereitstellung von Zuschüssen an anspruchsberechtigte Mitglieder
im Rahmen der Initiative für hochverschuldete arme Länder (HIPCs)
um die Auslandsschulden senken zu helfen.
Wie gewährt der IWF Finanzhilfe?
Der IWF leistet Finanzhilfe an kreditnehmende Mitgliedsländer (mit
Ausnahme der PRGF), indem er ihnen (in der Form von allgemein akzeptierten
Devisen und SZR) Reserveguthaben zur Verfügung stellt, die er von anderen
Mitgliedern erhält. Dies erfolgt, indem der Kreditnehmer mit seiner
eigenen Währung Reserveguthaben vom IWF ,,kauft”, die dieser seinerseits
durch die Quotensubskriptionen erhält. Der Kreditnehmer zahlt die
Finanzhilfe zurück, indem er seine eigene Währung gegen internationale
Reserveaktiva vom IWF ,,zurückkauft”. Dieser Kauf-Rückkauf-Mechanismus
erklärt, weshalb sich die Gesamtmittel des IWF durch die gewährte oder
zurückgezahlte Finanzhilfe buchhalterisch nicht ändern; nur die
Zusammensetzung seiner Aktiva ändert sich. Die Finanzhilfe wird
normalerweise in Raten ausgezahlt, die davon abhängig sind, dass das
kreditnehmende Land bestimmte wirtschafts- und finanzpolitische
Bedingungen (,,Erfüllungskriterien” oder “Benchmarks”) erfüllt, bevor die
nächste Rate freigegeben wird. Diese Auflagen werden meistens mit den
Mitgliedern im Rahmen von Bereitschaftskreditvereinbarungen und der
Erweiterten Fondsfazilität beschlossen (siehe unten).
Die Mitglieder erhalten eine liquide Forderung gegenüber dem IWF (eine
sogenannte Reserveposition) für die Reserveaktiva, die sie dem IWF zur
Verfügung stellen. Diese Forderung erzielt einen marktgestützten Zinssatz
(eine Vergütung; siehe unten) und kann bei Nachfrage eingelöst werden, um
Reserveguthaben vom IWF zu erhalten. Wenn ein Mitglied dem IWF
Reserveaktiva zur Verfügung stellt, ändert sich also die Zusammensetzung
der Reserveguthaben dieses Mitglieds — zum Beispiel von US-Dollar zu
Forderungen gegenüber dem IWF — nicht aber der Gesamtbetrag seiner
internationalen Reserveaktiva.
Wie legt der IWF die Länder fest, deren Quoten für die
Bereitstellung von Finanzhilfe verwendet werden sollten
?
Das IWF-Exekutivdirektorium beschließt regelmäßig einen
Finanztransaktionsplan, der:
- festlegt, welche Mitglieder die Reserveguthaben, die der IWF
Kreditnehmern in einem bestimmten Zeitraum gewährt, zur Verfügung
stellen. Er bewertet die Möglichkeiten der einzelnen Mitglieder, auf der
Grundlage von Kernindikatoren über die wirtschaftliche und finanzielle
Stärke der Mitglieder — darunter die Entwicklung ihrer Zahlungsbilanz,
ihr Bestand an internationalen Reserveaktiva, die Bedingungen auf den
Finanzmärkten und Börsen sowie das Ausmaß der
Schuldendienstverpflichtungen — Reserveaktiva zur Verfügung zu stellen;
- die Transfers von Reserveaktiva veranschlagt, die die Mitglieder
bereitstellen und erhalten. Die Transfers spiegeln im Wesentlichen die
Finanzhilfe wider, die der IWF vergibt, sie enthalten aber auch
Zinszahlungen (Vergütungen) an Gläubiger und für Verwaltungsausgaben.
Der eingegangene Betrag besteht in erster Linie aus Rückzahlungen der
Finanzhilfe, die der IWF vorher geleistet hat, aus Zinszahlungen der
Kreditnehmer und aus anderen Zahlungen der Kreditnehmer, einschließlich
Quotensubskriptionen und der
- den Betrag an internationalen Reserveguthaben festlegt, den die
einzelnen Länder, die am Mechanismus teilnehmen, bereitstellen müssen,
um ein gleiches Verhältnis zwischen den Forderungen der Gläubiger
gegenüber dem IWF (Reservepositionen) und der Quote der einzelnen
Teilnehmer zu sichern.
Wie groß ist die Kapazität des IWF, Finanzhilfe
bereitzustellen?
Die Kapazität des IWF, Finanzhilfe bereitzustellen (das heißt seine
Liquidität) umfasst nur einen Teil der Gesamtquoten in Höhe von
ungefähr 300 Mrd. $. Das ist darauf zurückzuführen, dass der IWF
aktuelle Kreditnehmer und andere Mitglieder mit einer relativ schwachen
Zahlungsbilanzposition im Finanztransaktionsplan nicht erfasst. Außerdem
ist ein großer Teil der IWF-Mittel bereits für die aktuellen Kreditnehmer
gebunden. Abschließend muss der IWF einen Teil seiner Mittel zurückhalten,
um dafür Sorge zu tragen, dass Mitglieder mit liquiden Forderungen
gegenüber dem IWF diese Forderungen nach einer kurzen Frist einlösen
können, um internationale Reserveguthaben zu erhalten. Die
Kreditvergabemöglichkeiten des IWF ändern sich also im Laufe der Zeit.
Wie werden die Finanzmittel des IWF
verwendet?
Der IWF bietet den kreditnehmenden Ländern allgemeine
Zahlungsbilanzhilfe, die für einen breiten Fächer internationaler
Zahlungen verwendet werden kann. Der IWF bietet keine Finanzhilfen für
bestimmte Zwecke oder Projekte wie Entwicklungsbanken. Die Reserveaktiva,
die der Kreditnehmer vom IWF erhält, werden bei der Finanzbehörde des
Mitglieds, normalerweise der Zentralbank, hinterlegt und stehen dem
Mitgliedsland wie alle anderen internationalen Reserven zur freien
Verfügung. Es ist deshalb nicht möglich, die genaue Verwendung der
IWF-Mittel sinnvoll festzustellen. Die Finanzhilfe des IWF ermöglicht es
dem Mitglied, vorübergehend höhere Zahlungen für Einfuhren und andere
externe Zwecke zu leisten als ohne die IWF-Hilfe.
Welche Bedingungen sind mit IWF-Krediten
verbunden?
Die Finanzhilfe des IWF wird den Mitgliedsländern im Rahmen von
mehreren Politiken bereitgestellt, deren Auflagen die Art der
Zahlungsbilanzschwierigkeiten des Kreditnehmers widerspiegeln. Der größte
Teil der IWF-Finanzhilfe wird durch Bereitschaftskredit-vereinbarungen
(SBA) bereitgestellt, die darauf abzielen, kurzfristige,
vorübergehende oder konjunkturell bedingte Zahlungsbilanzschwierigkeiten
zu beheben und innerhalb von 3¼-5 Jahren zurückgezahlt werden müssen. Die
Finanzhilfe durch erweiterte Vereinbarungen im Rahmen der Erweiterten
Fondsfazilität (EFF), die 1974 eingeführt wurde, ist für Länder mit
Zahlungsbilanzschwierigkeiten bestimmt, die in erster Linie auf
strukturelle Probleme zurückzuführen sind, und hat längere
Rückzahlfristen, 4½-10 Jahre, um die erforderlichen Reformen zu
berücksichtigen, die länger dauern können und erst später ihre volle
Wirkung entfalten können.
Die Fazilität zur Stärkung von Währungsreserven (SRF) wurde 1997
eingeführt, um die Mittel der SBA und der EFF zu ergänzen und Finanzhilfe
für außergewöhnliche Zahlungsbilanzschwierigkeiten zu gewähren, die auf
einen großen kurzfristigen Finanzierungsbedarf zurückzuführen sind, die
sich aus einem plötzlichen und störenden Vertrauensverlust auf dem Markt
ergeben, wie es zum Beispiel in den Finanzkrisen in Mexiko und Asien 1995
und 1997 der Fall war. Die Rückzahlungen sind normalerweise innerhalb von
1 bis 1,5 Jahren durchzuführen, sie können jedoch auf 2 bis 2,5 Jahre
verlängert werden. Die Vorsorgliche Kreditlinie (CCL) wurde
1999 eingeführt, um die Ausweitung einer internationalen Finanzkrise zu
verhindern, indem Mitglieder, die eine solide Wirtschaftspolitik
verfolgen, dazu in die Lage versetzt werden, kurzfristige Finanzhilfe vom
IWF zu erhalten. Die Rückzahlungsfrist für CCL-Finanzmittel entspricht der
Frist der SRF.
Der Zinssatz für die Finanzhilfe des IWF spiegelt den Zinssatz
(Vergütungssatz) wider, der an die Gläubiger gezahlt wird und enthält eine
Marge für Aufstockungen der IWF-Reserven und zur Zahlung der
Verwaltungskosten des IWF. Der den Gläubiger-Mitgliedern gezahlte Zinssatz
(oder Vergütungssatz) entspricht dem gewichteten Durchschnitt der
Marktzinssätze kurzfristiger Instrumente auf den Kapitalmärkten von
Frankreich, Deutschland, Japan, dem Vereinigten Königreich und den
Vereinigten Staaten. Auf Finanzhilfe im Rahmen der SRF und der CCL wird
ein Zinsaufschlag von 300-500 Basispunkten erhoben, um Anreize für eine
frühzeitige Rückzahlung zu geben.
1 Artikel I (v) des
IWF-Übereinkommens. 2
Ehemals die Erweiterte Strukturanpassungsfazilität (ESAF).
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